4h vor der NFL-Saison 2007/08: die AFC

Wie vorhin geschrieben, fehlt es dieser Saison derzeit noch am großen Leitmotiv. Nicht zuletzt weil viele Teams nach Wechseln auf der Headcoach oder QB-Position noch auf der Suche nach ihrem Profil oder dem Durchbruch sind.

Meine Tipps für die AFC:

#1 San Diego Chargers
#2 Indianapolis Colts
#3 Pittsburgh Steelers
#4 New England Patriots
#5 Tennessee Titans
#6 Houston Texans

AFC-Finale: Indianapolis Colts – New England Patriots

AFC-Champion: Indianapolis Colts

Jo, die Texans und die Titans habe ich vorallem deswegen aufgenommen, um nicht die üblichen sechs Verdächtigen zu nehmen. Blanke Not. Und um in fünf Monaten als Genie da zu stehen.

AFC East

New England Patriots

(12-4) – Okay, hier schon die große Ausnahme: alter Headcoach (der “Blutzoll” an weggegangenen Assistants wurde bereits in den letzten Jahren gezahlt) und alter Quarterback. Es deutet nichts darauf hin, das Headcoach Belichick etwas an seiner magischen Formel ändern wird: auf dem Feld seinem QB Tom Brady zehn bis zwanzig Anspielstationen an die Hand geben und dem Mann außerhalb des Spielfeldes weiterhin an gutaussehende Schnitten ranlassen.

Hat sich die Offense wirklich nicht verändert? Geht das? Die Pats-Offense mit WR Randy Moss? Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich kann es mir mit seinem Style nicht vorstellen, ich kann es mir von seinem Arbeitsethos nicht vorstellen. Und auf der anderen Seite steht WR Donte Stallworth. Und wer war in der Preseason der Go-To-Guy? Die Nummer 3 Wes Walker.

Unverändert sind zwei Faktoren, die bei den Patriots Jahr für Jahr die Sollbruchstelle darstellen: das Laufspiel und die Secondary.

Auch wenn man bei Preseason-Spielen mit Deutungen immer sehr vorsichtig sein sollte, scheinen die Patriots auch dieses Jahr eine nicht standfeste Secondary vorallem durch Pass Rush überspielen zu wollen. Mit LB Adalius Thomas von den Ravens, hat man sich auch hier vom obersten Regal bedient.

Beim Laufspiel wurde RB Corey Dillon verabschiedet und RB Laurence Maroney soll nun die Last des Laufspiels übernehmen. Problematisch, weil Maroney eine schwere Schulter-OP in der Offseason hatte.

Wie schnell werden die Patriots in die Saison starten? Sie haben eine Reihe von verletzten und gesperrten Spielern. Maroney. DL Richard Seymour für minimum 6 Wochen out. S Rodney Harrison wegen Wachstumshormone für 4 Spiele gesperrt. CB Asante Samuel erst seit einer Woche im Camp. WR Randy Moss konnte im August nicht trainieren.

Wie im letzten Jahr müssen die Pats die Defizite mit einem Höchstmaß an Abgewichstheit ausgleichen. Das Zeug haben sie dazu. Aber Jahr für Jahr die dafür notwendige Intensität aufbringen?

NY Jets

(10-6) – Alter Headcoach? Check. Aber beim Quarterback fangen die Probleme an. QB Chad Pennington war der Franchise-QB auf den man nun einige Jahre die Hoffnung setzte, der aber seit seiner ersten Schulterverletzung nicht so richtig in die Gänge kommt. Der Euphorie der lokalen Medien nach zu urteilen, ist QB Kellen Clemens heißer als g’schnitten Brot und Headcoach Mangini könnte sehr schnell eine QB-Controversy an der Backe haben.

Neuer RB rückt wohl an die #1: RB Thomas Jones, 1000yds-Läufer aus Chicago.

Wenn ihm nicht ein Krach auf der QB-Position einen Strich durch die Rechnung macht, haben die Jets ein grundsolides Team für 10+x Siege in der Saison. Aber ich fürchte es wird diesen Krach geben.

Buffalo Bills

(7-9) – Angesichts der zahlreichen Abgänge werden die Bills nicht mehr als ihre Position, dezent unter .500, halten können. Rookie-RB #23 Marshawn Lynch muss den 1000yds-Rusher McGahee ersetzen. Abgänge in der Defense (Fletcher, Spikes, Clements). Headcoach Dick Jauron ist in der Stadt nicht populär. Immerhin hat sich QB JP Losman anständig gehalten.

Miami Dolphins

(6-10) – Hier gibt es den vollen Strahl: die gefühlt dritte Komplettrenovierung der Dolphins binnen vier Jahre. Nach dem ungeduldigen Nick Saban nun Cam Cameron, der nächste Headcoach-Novize, Architekt der Chargers-Offense vergangener Jahre.

Neuer Mann auch bei den QBs. Man hatte kein Vertrauen mehr in den Körper von Daunte Culpepper, Harrington ist kein Franchise-QB, also… holte man den alternden QB Trent Green aus Kansas City, dessen Auftritt am Wildcard-Weekend prototypisch für seine Leistungen nach Rückkehr von seiner Gehirnerschütterung war. Und dahinter hält sich Cleo Lemon warm, in dem wohl kaum einer Franchise-QB-Material sieht.

Wohin die Offense geht, weiß keiner. Wie im letzten Jahr, ruht die Last des Dolphins-Spiel auf eine immer älter werdende Defense.

AFC North

Baltimore Ravens

(13-3) – Das ist wieder eines der Teams, dass seine Ingredenzien aus dem Vorjahr fast komplett behalten konnte. Mit einer mächtigen Bilanz von 13-3 ist man in die Playoffs gegangen um dann ausgerechnet von den Indianapolis Colts mit den eigenen Waffen geschlagen zu werden und 6:15 in den Divisionals zu verlieren.

Bei den Ravens schließt sich langsam ein Zeitfenster. QB Steve McNair wird nicht mehr viele Jahre lang noch Restbestände an Agilität aus seinem geschundenen Körper wringen können. Die Ingredenz die den Ravens abhanden gekommen ist, ist RB Jamal Lewis, der im Frühjahr pro forma entlassen wurde, dann aber wirklich zu den Browns wechselte. Auch wenn Lewis ein 1.100yds-Läufer gewesen ist, muss dass die Ravens nicht geschwächt haben. Sie haben Buffalos RB McGahee verpflichtet und mit RB Mike Anderson könnte dsas einen exzellenten 1-2-Punch geben… falls Headcoach Brian Billick willens ist, seine Offense umzustellen. Stärker auf das Laufspiel setzen um McNair zu entlasten. Warum Mike Anderson letzte Saison nur 39x den Ball bekam, ist mir ein Rätsel (ich konnte letzte Saison ein großteil der Spiele nicht sehen).

In der Defense ist den Ravens LB Adalius Thomas abhanden gekommen. Der Pass Rush ist recht breit aufgestellt. Der Verlust sollte daher nicht zu schmerzhaft sein.

Eigentliche gute Voraussetzungen, aber ich fürchte Steve McNairs Körper wird es nicht mitmachen.

Cincinnati Bengals

(8-8) – A bissl dünn besetzt. Hinter QB Carson Palmer wird es in der Depth Chart duster. Kurzfristig wurde Backup Doug Johnson gegen Ryan Fitzpatrick/STL ausgetauscht, was qualitativ eine kleine Verbesserung ist. Hinter RB Rudi Johnson wird es auch dunkel: 2nd Round Pick Kenny Irons hat sich in der Preseason am Knie verletzt. Out for the season.

Was aber ausgerechnet Defensivguru Marv Lewis auch in der letzten Saison abging, war eine gute Defense.

Pittsburgh Steelers

(8-8) – Im Nachhinein hatte sich die letzte Saison wie fin de siecle angefühlt. Jerome Bettis weg und Bill Cowher in seiner letzten Saison. Dazu die unglücksselige Geschichte mit dem Verkehrsunfall von “Evil Knievel” Roethlisberger.

Diesmal prangt auf den Helmen der Steelers ein großer ALLES NEU-Aufkleber. Runderneuerung des Coaching Staffs. Was ich der alten Rooney-Sippe nicht zugetraut hatte: sie haben auf der Suche nach einem neuen Coach ganz bewusst auf eine externe Lösung gesetzt um neuen Wind in die Franchise zu bekommen und waren sogar bereit zwei populäre und begehrte Assistenten (Whisenhunt und Grimm) dafür von Bord gehen zu lassen.

Auftritt neuer Headcoach Mike Tomlin, der Ex-DefenseCoord. der Minnesota Vikings und der erste schwarze Coach bei den Steelers. Gleich acht neue Assistenten hat er installiert. Wohin man blickt, alle, alle, alle scheinen mit der Wahl Rooneys rundum zufrieden zu sein und Tomlin macht prompt den Eindruck eines Sympathens mit dem man sich mal gerne über seine Kronkorkensammlung austauschen möchte.

Tomlin soll die Spieler ob seines Charakters begeistern, gleichzeitig aber die Zügel straffer als zuletzt Cowher halten. Das müsste an QB Roetlisberger ablesbar sein, dem letzte Saison nach SuperBowl-Hype und Verkehrsunfall der Fokus flöten ging.

Geht es nach den Preseason-Eindrücken, will Tomlin und sein OffenseCoord. Bruce Adrians die Steelers wieder weniger lauflastig machen und mit einer Spread Offense arbeiten, also an der Scrimmage Line die Abwehr auseinanderziehen. Interessantes Faktum: so schlecht Roethlisberger war: sobald letzte Saison Play Action gespielt wurde, sprang sein QB-Rating auf über 100.

Größere Veränderungen gegenüber dem Vorjahr gab es nicht. Die große Baustelle der letzten Saison war die Offense Line. C Jeff Hartings, 2005 noch ProBowler, stürzte leistungstechnisch ab und ging in diesem Frühjahr in den Ruhestand. Er scheint die einzige Veränderung in der OL zu sein, die anderen vier Starter der Preseason sind auch letzte Saison gestartet. Sein Nachfolger wird wohl der 2001 gedraftete #56 Chukky Okobi. In der Preseason wurde auch #61 Sean Mahan getestet.

Cleveland Browns

(4-12) – Gleicher Trainer: Check. Romeo Crenell. Gleicher QB: Charlie Frye. Check… Moment, nicht so schnell… Die kleine Soap Opera der letzten Draft (der kleine Brady der so lange alleine hinter der Bühne warten musste, bis sich ein Team erbarmte) macht mächtig Druck auf Frye. QB Brady Quinn – nach Kahlschlag beim Friseur kaum wieder zu erkennen – ist wohl nur noch ein kleines Stück hinter Frye. Headcoach Crenell wollte Frye jedenfalls keine Stammplatzgarantie bis zum Ende der Saison geben und Brady Quinn ist als local boy bei den Fans beliebt.

Möchte man aber hinter dieser Offenseline, die die drittmeisten Sacks abgegeben hat, wirklich Quarterback sein? Die Wetten stehen derzeit für eine Ablösung nach dem 5ten Spieltag, wenn die Browns eine ganze Horde von schweren Defenses gespielt haben: Pittsburgh, Oakland, Baltimore und New England.

Die Passfänger-Riege ist sexy: Jurevicius, Winslow, Braylon Edwards. Dazu ein neuer RB mit Jamal Lewis der in Baltimore konstant um die 1000yds lief.

AFC South

Indianapolis Colts

(12-4) – Ich weiß nicht welches Team ich beschreiben soll, denn mit Beginn der Playoffs haben die Colts irgendwo irgendeinen Schalter umgelegt und ihren Charakter so famos verändert, wie ich es bei einer Mannschaftssportart bislang kaum gesehen habe. Plötzlich fingen sie an eine gute Laufdefense zu spielen und auch gerne dreckige Siege zu nehmen. Gerne auch ein herausgewürgtes 15:6 wie gegen Baltimore in der 2ten Playoff-Runde.

Am Ende stand als Lohn der SuperBowl-Sieg und QB Peyton Manning läuft seitdem als anderer Mensch umher. Sah Manning bislang wie des Strebers Omas dem ihr Pastor sein Lieblingneffe aus – verschlossen, konzentriert und so amüsant wie Max Schautzer – ist er auf einmal jemand geworden, der sehr locker mit den Medien umgehen kann. In Interviews fangen seine Augen zu leuchten an, auf seinem Gesicht sind Ansätze von Mimik zu erkennen. Ich erkenne den Manning nicht wieder.

Wenn es den Coaches gelingt, ein Amalgam aus den regular season-Colts und Playoff-Colts zu schaffen, werden sie die Saison dominieren und sich durch die Playoffs zum SuperBowl pflügen.

Tennessee Titans

(8-8) – Ganz schwerer Vince-Young-Hype. Und nochmal soviel Hybris oben drauf. Grund ist das Finish zum Saisonende, als man um einen überragenden QB Vince Young herum 6 der letzten 7 Spiele gewinnen konnte. Seitdem herrscht der Glaube das man quasi ein SuperBowl-Team in spe ist.

Die Preseason war eher dazu angetan die Ansprüche auf Normalmaß zu reduzieren. Die Pass Protection war dezent und Young durfte viel Gras fressen.

Die Nachfolgefrage auf der RB-Position nach Travis Henry scheint zur Zufriedenheit aller mit “1-2 Punch” beantwortet zu werden: RB LenDale White und RB-Rookie Chris Brown. Alleine wegen diesem Laufspiel traue ich den Titans schon eine Überraschung zu.

Jacksonville Jaguars

(8-8) – Hier wurde im Vorfeld soviele Brandherde gelegt, das schon von der letzten Saison des Headcoack Jack Del Rios gesprochen wird. Vor zwei Jahren hatte man noch eine Bilanz von 12-4, letzte Saison 8-8 und diese Saison könnte es noch schlechter aussehen. Zwischen Front Office und Jack Del Rio soll es kriseln. Nach dem der zum Starter ernannte QB Byron Leftwich in der Preseason sowohl in den Spielen als auch im Trainingscamp nicht überzeugte, wurde er kurzfristig gefeuert und QB David Garrard zum Nachfolger ernannt. Vielleicht nicht ganz so krass wie in Atlanta, aber beide QBs sind grundverschieden und die Offense muss sich plötzlich eine Woche vor dem Saisonstart von einem unbeweglichen Pocket Passer auf einen agilen, fleißigen QB umstellen, der nicht scheut Tacklings zu nehmen.

Ich bin gespannt wie es mit dem Laufspiel aussieht. RB Fred Taylor hatte eine 1100yds-Saison, da kann sich der Kassenpatient nicht beschweren. Aber: RB Maurice Drew-Jones wurde zum Saisonende immer stärker und hatte immerhin eine 940yds-Saison. Er ist ein untersetzter RB mit niedrigem Schwerpunkt, der wie ein Irrwisch durch die Linie jagt. Zudem ein guter Passfänger. Von ihm wird man diese Saison noch viel hören.

Houston Texans

(6-10) – Die Houston Texans erinnern an eine verreckte Karre, bei der der Fahrer immer wieder versucht die Kiste endlich in Gang zu kriegen. Doch mehr als ein kleines “MEUHMEUHmeuhmeuhme…” kommt nicht heraus. Nun versucht Headcoach Gary Kubiak in seinem zweiten Jahr erneut die Franchise zu starten.

Nach fünf Jahren hat man es nun mit QB David Carr aufgegeben und hat sich QB Matt Schaub aus Atlanta geholt, wo er einigen Leuten – mich eingeschlossen – besser gefiel als Michael Vick. Ein kleines Problem gibt es: Matt Schaub ist Pocket Passer und Houston hatte jahrelang eine absurd schlechte Pass Protection. Das war im letzten Jahr nicht ganz so schlimm (23ter Platz) aber schlimm genug.

Entlastung kommt in Form von RB Ahmad Green, wenn gesund, ein konstanter 1000yds-Läufer bei Green Bay gewesen. Letzte Saison setzte man vorallem auf RB Ron Dayne, der aber mit seiner Statur eher ein FB als ein Franchise-RB ist.

Erstmals in der Geschichte der Franchise könnte auch die Defense Aufmerksamkeit verdienen. 2006 wurde DE Mo Williams als “QB-Jäger” gedraftet. Diese Draft holte man mit dem 10ten Pick Amobi Okoye, den am höchsten gehandelten Defenseliner, dem man nachsagt sehr smart und reif zu sein. Dazu wurden LB Shawn Barber und DB Michael Boulware verpflichtet.

AFC West

San Diego Chargers

(14-2) – Die Mannschaft hatte letzte Saison soviel Potential (Hallo! Bilanz: 14-2!!!) dass das Ausscheiden beim ersten Playoff-Spiel gegen die New England Patriots die zweitgrößte Verschleuderung von Talent hinter Werder Bremen war. Über Headcoach Marty Schottenheimer liegt ein Fluch der ihn in Playoff-Spielen immer wieder tief in den Kackhaufen greifen lässt, wo andere brilliante Spielzüge rausholen.

Das Feuern von Schottenheimer war folgerichtig, auch wenn die Umstände … na ja… Schottenheimer und der GM AJ Smith hatten seit März 2006(!) kein Wort mehr miteinander gewechselt und als eine ganze Reihe von Assistenten das sinkende Boot (mit Wohlwollen von Schottenheimer) verließen, zog Besitzer Dean Spanos die Notbremse. Die Entlassung geschah erst Mitte Februar, ungewöhnlich spät und so war die Auswahl nicht sehr groß. Die Wahl fiel auf Norv Turner. Turner ist fachlich unumstritten und gilt als Offensivgenie. Aber vorallem nach seiner Zeit bei den Oakland Raiders wird in der Szene bezweifelt, dass er aus Headcoach-Holz geschnitzt ist. Pauschaler Vorwurf: nicht hart genug. Zu sehr “Players Coach”. Ich persönlich würde es Turner mehr als gönnen, wenn er endlich eine gute Franchise bekommt, aus der er was machen kann.

Wo andere Teams eine “QB-Controversy” haben, haben sich die Chargers eine “Headcoach-Controversy” geschnitzt, denn Ron Rivera wurde als ILB-Coach verpflichtet. Der Ex-Def.Coord. der Chicago Bears wurde nach dem Superbowl als potentieller Headcoach gehandelt. Sollte sich Turners Offense-Genie nicht schnell in Erfolge bemerkbar machen, werden die US-Medien sehr sehr schnell wieder die Weichei-Vorwürfe gegen Turner aus der Schublade holen.

Ansonsten hat sich bei den Chargers nicht viel geändert. Alle Schlüsselspieler sind geblieben: QB Philip Rivers, RB LaDainian Tomplinson, TE Antomio Gates. Neu im Programm der Chargers: Headcoach Norv Turner setzt in der Regel in jedem Spiel mindestens zweimal den Flea Flicker- oder einen Reverse-Spielzug ein.

Denver Broncos

(9-7) – Es gibt gute und schlechte Aspekte bei den Broncos. Die Schlechten zuerst: in der Offseason gab es durch den Tod zweier Spieler (1x gewaltsamer Tod, 1x Kollaps) viel Unruhe. Die Defense machte in der Preseason keinen guten Eindruck, fing sich sehr viele Punkte ein. Besonders die Laufverteidigung gilt als Schwachpunkt. Der Roster ist auf den DL-Positionen so dünn besetzt, dass die Broncos nach der season-ending injury von Ebenezer Ekuban schnell noch auf dem Spielermarkt zugreifen mussten.

Dafür setzt Headcoach Mike Shanahan dieses Jahr voll auf QB Jay Cutler, der schon letzte Saison im Dezember gut debüttierte und in der Preseason einen fantastischen Eindruck hinterließ. Die Offense scheint unter Cutler passlastiger zu werden. Angesichts der guten alten RB-Schule der Broncos eine Umstellung. Aber angesichts des starken Wurfarms von Cutler in der dünnen Höhenluft eine Umstellung mit ästhetischem Mehrwert.

Kansas City Chiefs

(9-7) – Den Chiefs prophezeihe ich eine ganz bittere Saison in der sie viel Mühe haben werden, die Raiders hinter sich zu lassen. Ich empfand Headcoach Herman Edwards als NYJ-Coach einen netten jungen Mann. Schwamm drüber über einige Probleme in der Spielzugauswahl der Offense. Da waren ja immer die OffCoord. dran schuld.

Das Playoff-Spiel gegen Indianapolis Colts war aber so fassungslos schlecht gecoacht (8:23), dass all mein Vertrauen in Herm Edwards über Bord ging. Damals hielt er noch seine schützende Hand über Trent Green, der schon zur Halbzeit mehr als reif für eine Auswechslung war. Mit einem 1700-yds-Running Back wie Larry Johnson KANN MAN NICHT mit nur 8 Punkten aus einem Playoff-Spiel ausscheiden. Das geht nicht. Das ist ein Offenbarungseid hoch drei.

Was für eine Logik steckt dahinter, dass man dann in der Offseason den geschützten QB an die Dolphins verhökert?

Nun setzt Edwards auf QB Damon Huard, der letzte Saison ganz okay gespielt hat. Aber hat er genügend Unterstützung? RB Larry Johnson hat in den letzten beiden Spielzeiten jeweils 1.700yds erlauben und 2005 336 Rushes und letzte Saison sogar 416 Rushes gemacht. Um das in Relation zu setzen: der “zweitfleissigste” RB war Tomlinson mit 348 Rushes, also fast ein Fünftel weniger Läufe. Was ist die englische Vokabel für “verheizen”?

Die magere Ausbeute der Offense aus 4 Preseason-Spiele: 32 Punkte. Acht Punkte pro Spiel. Wie im Playoffspiel gegen die Colts.

QB Damon Huard sitzt nicht sicher im Sattel und Herm Edwards könnte – Stichwort: schlechtes Coaching – versucht sein, schnell neue Impulse zu setzen, indem er den blutjungen QB Brodie Croyle starten lässt. Die Experten sind sich über das Potential von Croyle nicht einig.

Oakland Raiders

(2-14) – Die Raiders waren in der letzten Saison dermassen lächerlich, dass sie schon nach drei Wochen in der NFL gar nicht mehr negativ auffielen und nur im Dezember noch für Wirbel sorgten, als sie einen Insider-Bericht von Adam Schefter über eine bevorstehende Entlassung von Headcoach Art Shell noch in der Halbzeit per FAX ans Fernsehstudio und den Medien dementieren ließen… um Art Shell 13 Tage später zu feuern.

Die Offense hat in Sachen Schlechtigkeit so ziemlich alle Rekorde gebrochen. Die meisten Fumbles, die meisten Giveaways, die schlechteste Turnover-Ratio, die meisten Sacks, die wenigsten Pass-TDs usw…usf.

Die Raiders sind diese Saison eine riesige Wundertüte und keiner weiß was dabei herauskommt.

Neuer Headcoach: Lane Kiffin, blutjunge 31 Jahre alt. Der Name wurde in der Szene nicht als Headcoach gehandelt, war zwei Jahre lang OffCoord. bei USC. Am bekanntesten dürfte er dadurch sein, dass er der Sohn des Defensiv-Gurus Monte Kiffin ist. Auch der Trainerstab ist nur begrenzt hochkarätig. OffCoord. ist Greg Knapp, der m.E. in Atlanta unter Jim Mora Jr. einen schlechten Job gemacht hat, als er versucht hat Michael Vick mit aller Gewalt in eine West Coast-Offense zu zwingen, in die Vick qua Veranlagung nicht reinpassen konnte. Und wenn ich mir die derzeitigen QBs der Raiders ansehe, ist da auch kein reinrassiger West-Coast-Offense-Adept bei. DefCoord. ist Rob Ryan, ein unbeschriebenes Blatt.

Neues auch auf der QB-Position. Josh McCown, lange Zeit Nummer eins bis zwei bei den Arizona Cardinals, dann ein Jahr in Detroit. Seit einigen Wochen ebenfalls im Roster: Daunte Culpepper. Alleine schon dieser Kombination wegen könnte man längere Aufsätze verfassen. Und ich tue es.

Josh McCown zähle ich zu den unterbewertesten Talenten der Liga. Sein schlechtes Standing in Arizona war für mich mehr ein Problem des Headcoach Dennis Green, der – warum auch immer – gepflegt an McCown vorbeicoachte und ihn beim erstbesten Fehler sofort gegen solche Kämpen wie Shaun King oder Kurt “The living Gehirnerschütterung” Warner austauschte. Es würde mich nicht wundern wenn McCown mit Jahren Verspätung der Durchbruch gelänge…

… Konditionalsatz, weil sein Backup Daunte Culpepper von einem Kaliber ist, das eigentlich zu groß für ein Backup ist. Culpepper schickte sich an in Minnesota die Rolle des Teamleaders zu erfüllen, als die “Love Boat”-Affäre passierte und im Zuge des Großreinemachens auch der verletzte Culpepper nach Miami getradet wurde. Die Hoffnungen der Dolphins mit Culpepper einen Franchise-QB zu bekommen, erfüllten sich nicht.

Noch bei den Vikings erlitt Culpepper im Oktober 2005 eine Knieverletzung bei der drei von vier Kniebänder rissen. In der Offseason wurde er nach Miami verhökert. Vielleicht noch lädiert von der Verletzung, kam er in den ersten beiden Spielen nicht in Fahrt und war bei den Fans unten durch. Er wurde auf die Bank gesetzt, er verkrachte sich mit Headcoach Nick Saban und schließlich wurden Probleme sowohl an seiner Schulter als auch am operierten Knie festgestellt. Er wurde wieder operiert und war in diesem Sommer noch nicht wieder hergestellt. Miami machte einen Trade um QB Trent Green zu bekommen und Culpepper landete Ende Juli bei den Oakland Raiders.

Sollte Culpepper jemals wieder in einem topfitten Zustand spielen können, hat er das Zeug ein begehrter Franchise-QB zu werden.

Konditionalsatz, Teil 3: eigentlich wollten die Raiders den Neuaufbau mit einem jungen QB machen und haben als #1 den LSU-QB JaMarcus Russell gedraftet. Bislang sind aber alle Vertragsverhandlungen gescheitert, so das es völlig ungewiss ist, wie es an der Front weitergehen wird. Die Medien berichten in diesen Tagen von “Deal almost done“. Wenn aus dem Deal nochwas wird, wird es der späteste Saisoneintritt eines #1-Picks ever (alle anderen haben gleich die komplette erste Saison ausgesetzt). Ob Russell diese Saison noch großartig zum Zug kommt, darf bezweifelt werden.

Ach so, ja, die Oakland Raiders, ich vergaß… in der Offense gibt es sonst nicht viel Positives zu berichten. Die RBs Fargas und LaMont Jordan haben letzte Saison nicht viel gerissen. Am 5ten Spieltag kommt der gesperrte RB Dominic Rhodes (Ex-Colts) zurück in den Roster. Dass dürfte eher eine Initialzündung geben. Ob der bocklose WR Randy Moss ein großer Verlust ist… abwarten.

Die Hoffnungen der Raiders stützen sich vorallem auf die Defense, die bereits letzte Saison sehr gut spielten.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Hehehe, danke. Offen gesagt: du weißt gar nicht wie sehr ich innerliche kotze. Ich habe noch die Preview für die NFC vor der Brust (wird nicht vor Samstag/Sonntag kommen), die Screensport-Wochenendübersicht (die Sendungen sind immerhin schon alle gelistet, muss nur noch das “Drumherum” schreiben) und bis morgen abend die Rugby-WM-Preview (Links sind gesammelt, ersten Teile sind geschrieben).

    Das nenne ich “großes Wochenende”.

  3. Super und Danke! Ganz großes Tennis ;)

  4. @dogfood: auch Du gibst also keinen Pfifferling auf die Bills. Da kann man die NFL-Saison dann wohl wieder knicken. Und zu allem Überfluss lobst Du oben auch noch diesen Manning, dessen Sprüche in der Reebok-Werbung auf NASN mir bis heute ein Rätsel sind…:) Das sieht nach einer absolut frustrierenden Spielzeit aus. Wann geht noch mal die NHL wieder los?

  5. Übrigens, nicht das mich jemand vermisst: ich werde jetzt heute abend das Handtuch werfen. Kein Liveblogging heute nacht. Ich werd den Wecker stellen und mir vermutlich morgen in aller Frühe das Spiel von Platte ansehen.

  6. Rugby WM Preview?

    Hmmmmjamjam.

    Ich freu mich schon drauf

  7. Colts sind ein Selbstgänger. Die NFL ist schwächer gewordern, speziell die Verteidigungsreihen. Wenn Manning nicht ausfällt ist diese altertümliche
    Angriffsreihe nicht zu stoppen.

  8. Die Hoffnung der Raiders liegt vor allem in der Defense?????? NEIN, dass die Defense wieder herausragend agieren wird, davon gehen wir aus. Die Hoffnung liegt in der Offense, den nur wenn die Jungs mal was reissen, können wir auch mal gewinnen. Ansonsten hervorragende Vorschau – danke, auch wenn Du nicht gerade als Freund der Raiders bekannt bist

  9. wieso sieht man in der NFL egtl. so oft, dass kurz vor halbzeit aufgehört wird zu spielen, obwohl noch zeit für eine hail mary wäre? so wie eben bspw. colts gegen saints. 10-10 kurz vor halbzeit. saints in ballbesitz, noch knapp 30 sek. auf der uhr, aber die spieler verabschieden sich in die halbzeit…

  10. Auch von mir chapeu.
    Meinen Senf hab ich aus unerfindlichen Gründen gelöscht und mir ist das zuviel alles nochmal zu tippen, deshalb nur ein paar kurze Anmerkungen.

    Moss ist ein fauler Apfel, der noch einige Probleme bringen könnte. Pats sind besser ohne ihn.
    Ich bin ein Pennington Mann.
    Miami hat eine laange saison vor sich.
    Ravens sind so gut wie letztes Jahr. McGahee ist ein Upgrade auf der RB Position.
    Steelers sind für mich eine große Wundertüte. Ich bin gespannt was drin ist.
    Browns sind zwei Jahre weg vom Turnaraound. Schade Crennel wird die Früchte nicht ernten können die er mitgesäht hat.
    Bengals habe nicht viel hinzuzufügen. eine große Verletzung von der Katastrophe entfernt.
    Colts werden es schwer haben, Defense ist nicht so gut wie sie in den Playoffs aussah. Zwei Run- Mannschaften haben gegen eine schlechte laufdefense schnell aufgegeben als nicht in den ersten Versuchen die dicken Yards kamen. Ich verstehs immer noch nicht.
    Titans sind auch noch zwei Jahre weg. Defense zu unerfahren und Offense zu seht von Young abhängig.
    Jaguars haben den Selbstzerstörungsmodus eingelegt. Das Team dürfte gespalten sein und Leftwich noch einige Freunde besitzen. Man hat ihm die Chance genommen irgendwo unterzukommen weil man ihn erst am Ende rausgeschmissen hat. Ausserdem hieß es noch vor drei Wochen: Er ist unser Starter.
    Texans sind der AFC Kandidat für Worst to First dieses Jahr. Wenn Schaub so gut ist wie viele glauben könnten 10 Siege rauskommen.
    AFC West ist so langweilig wie nie. Chargers das zu schlagende Team. Einiges Fragezeichen der Coach.
    Broncos, könnten überraschen glaub ich aber nicht.
    KC gibts nichts hinzuzufügen ausser vielleicht, dass Edwards Croyle unbedingt befördern wollte, der aber alles getan hat dies zu verhindern.
    Raiders wait til next Year. Sind auf dem richtigen Weg, aber die offense wird nicht viel besser sein als letztes Jahr.

  11. Hmmm.. bitter, endlich die Halftime vorbei, und ich muss los, zur Arbeit. Naja, wenigstens die ersten Punkte gesehen. Viel Spass noch allen, die bekloppt genug sind, dranzubleiben.

    Go, Saints!

  12. Kann mit zufällig jemand erklären warum NASN wärhend der Werbung zweimal NASN 2 einblendet als es um die Übertragung für den Nextel Cup geht?

  13. @sheba
    Das macht man nur wenn es die letzte Chance im Spiel ist.
    1. ist die Wahrscheinlichkeit nicht besonders groß das er überhaupt gelingt
    2. kann dieser Versuch ganz schnell zurückfeuern indem der Gegner den Ball bekommt (Turnover) und eben selbst Punkte erzielt.

    Besonders wenn man weit von der Endzone weg ist hat es keinen Sinn da noch etwas zu riskieren wenn man nicht muss.