Screensport Zwo: Ligue 1! Serie A! La Liga! A-League!

Frankreich auf den Kopf gestellt. Die Ligue 1 dürfte ihr Glück selbst kaum fassen. Als sie vor einigen Wochen zu einem extrem frühen Zeitpunkt ihre Übertragungsrechte ab Sommer 2020(!) für vier Jahre ausschrieb, haben viele, mich eingeschlossen, geglaubt, dass es schwer würde, die aktuellen Erlöse zu halten, nach dem der Konkurrenzkampf zwischen den drei großen Bezahlplattformen Canal+, BeIN Sports und SFR/Altice erlahmte.

Bämm. Heute gab die Ligue 1 die Entscheidung der Rechtevergabe bekannt. Canal+ raus, BeIN Sports schrumpft und die spanische Rechteagentur Mediapro kommt aus dem Nichts und wird einen Ligasender installieren. Unglaubliche 1,153 Mrd Euro werden ab 2020 pro Saison erlöst – eine Steigerung von 66% (aktuell: 762 Mio Euro). Zum Vergleich: die Serie A wird, wenn es hoch kommt, vermutlich 950 Mio Euro erlösen. Qu: L‘Équipe, Sport24/Figaro

Die Pakete:

  1. Top-Spiel-Paket, 38 Spiele und Free-TV-Spieltagszusammenfassung: Mediapro
  2. Fr 21h/Sa 17h, 76 Spiele: Mediapro
  3. Sa 21h/So 17h, 76 Spiele: BeIN Sports
  4. So 13h, So 15h, 190 Spiele, teils in Konferenz: Mediapro
  5. Supercup, Konferenz am 19ten, 37ten und 38ten Spieltag, Relegation: nicht vergeben
  6. On-Demand-Rechte für Highlights: IPTV-Anbieter Free
  7. Tägliches Ligue 1-Magazin: nicht vergeben

Die Player:

  • Der Auftritt der spanischen Mediapro auf dem französischen Markt ist eine Überraschung. Den hatte bis heute Nachmittag niemand in der französischen Medienlandschaft auf dem Radar.

    Die Mediapro wird in Frankreich das versuchen, was sie in Italien nicht durchgedrückt bekommen hat: die Verwertung der Rechte über einen Ligasender. Folgt man der für Italien angedachten Blaupause, wird man die Spiele inklusive redaktionellen Drumherum und Werbezeitvermarktung produzieren und anderen Sendern zur Sublizenzierung (als 1:1-Übernahme) zur Verfügung stellen. Genügend „Fleisch“ wäre angesichts der 304 Spiele und diversen Magazinrechten

    Ligue 1-Generaldirektor Quillot hat inzwischen in einem Statement explizit grünes Licht für Sublizenzierung durch Mediapro gegeben. Laut Le Monde sollen bereits Interessierte bei der Mediapro angeklopft haben.

    Zwar hat sich die Mediapro im Rahmen der Serie A-Verhandlungen nicht zwingend so verhalten, als hätte man Geld im Überfluss. Aber im Februar haben chinesische Investoren der Orient Hontai Capital die Mehrheitsanteile (53,5%) der Muttergesellschaft der Mediapro, die Imagina, für 800–1.000 Mio Euro übernommen.

    Das Mediapro und BeIN Sports in Frankreich Hand in Hand über die Ziellinie laufen, ist nicht neu. Bereits in Spanien hat man gemeinsam TV-Rechte an Land geholt. Die Mediapro ist auch Produzent für BeIN Sports.

  • BeIN Sports sieht sein Ligue 1-Angebot von derzeit 228 Spielen pro Saison, ab 2020 auf nur 76 Spiele schrumpfen. Dazu kommt ein samstägliches Highlight-Magazin.

  • Canal+, seit 1984 Broadcaster der Ligue 1, hatte zwar für alle sieben Pakete geboten, aber nirgends den Zuschlag bekommen. Canal+ hat damit in Ausschreibungen binnen drei Jahren die Premier League, Champions League und Ligue 1 verloren. Letzte Hoffnung für Canal+: eine Sublizenz von Mediapro.

  • SFR/Altice hat kein Paket bekommen. Zu Beginn der Ausschreibung kündigte man an, das man nicht ernsthaft mitbieten wolle.

Zwei Pakete hat die Ligue 1 noch nicht vergeben, da der gewünschte Mindestpreis nicht geboten wurde.


Serie A lässt Hammer fallen. Einige Kilometer weiter südöstlich, gab es für die Mediapro schlechte Nachrichten. Die Serie A hat am Montag der Mediapro die Übertragungsrechte entzogen. Die Mediapro hat zwar am Montag auf dem letzten Drücker weitere Finanzgarantien vorgewiesen, hielt aber an ihren Plänen fest, die Rechte über einen eigenen Ligakanal zu verwerten. Das Festhalten am kartellrechtlich sehr wackeligen Liga-Kanal, ließ die Serie A die Reißleine ziehen. Der Mediapro-Rechtedeal wurde vor einigen Wochen eben wegen jener Ligakanal-Option von einem Gericht auf Eis gelegt. Die Mediapro hat Berufung eingelegt.

Interessanterweise gab es bereits in den letzten beiden Meetings des Ligaverbandes Abstimmungen zum Entzug der Rechte. Diese scheiterten jedoch mit elf und zehn Stimmen an der notwendigen Zweidrittelmehrheit des derzeit aus 17 Klubs bestehenden Ligaverbandes (20 Serie A-Teams minus drei Absteiger). Am Montag wurde dann der Beschluss einstimmig gefällt.

Die Serie A wird nun in Windeseile die Rechte neu ausschreiben – die dreijährige Rechteperiode beginnt schon diesen Sommer! Laut Gazzetta dello Sport sollen Sky Italia und die Perform Group bereits mit einem gemeinsamen Angebot von 950–970 Mio Euro bereit stehen. Das würde die in den letzten Tagen verstärkten Stellenausschreibungen von Perform für DAZN Italien erklären.

Die Mediapro will vor Gericht ziehen – wobei nicht klar ist, ob sie gegen den kompletten Entzug der Rechte klagen will oder nur um eine Rückzahlung des Vorschusses von 64 Mio Euro.

Worin unterscheidet sich die Situation in Italien und Frankreich, dass nun in dem einen Land die Mediapro raus fliegt und im anderen Land den Zuschlag bekommt? Am Erwartungsmanagement der Liga und der Mediapro und ggf. an den Ausschreibungstexten. In Italien zog die Mediapro nach Rechtezuschlag, plötzlich den Ligasender aus dem Zylinder, der, glaubt man Sky Italia, so in der Ausschreibung nicht vorgesehen war und kartellrechtlich in Italien nicht kosher ist.

Das könnte in Frankreich anders sein. Aber wer weiß… vielleicht kommt auch in Frankreich ein unterlegener Sender und findet etwas, um vor Gericht zu ziehen.


Rugby WM-Quali und Abstieg mit Stern. Rumänien und Spanien haben Einspruch gegen die vor einigen Wochen erfolgte Bestrafung durch World Rugby eingelegt. Qu: World Rugby.

Wegen des Einsatzes von nicht-spielberechtigten Spielern haben Belgien, Spanien und Rumänien Punktabzug und auf Bewährung ausgesetzte Geldstrafen bekommen. Der Punktabzug hat zur Folge, das Rumänien und Spanien sich nicht für die WM qualifizieren konnten. Spanien erhebt zusätzlich Einspruch gegen die Entscheidung das Spiel gegen Belgien mit seiner umstrittenen Schiedsrichteransetzung, nicht wiederholen zu lassen.

Über die Einsprüche wird nun am 1ten Juni verhandelt.

Unterdessen hat Deutschland sein WM-Quali-Playoff-Spiel gegen Portugal am 16ten Juni auf 15 Uhr im Heidelberger Fritz-Grundbaum-Sportpark angesetzt. In der Kürze der Zeit war organisatorisch nicht mehr drin.


Mucho pesos. La Liga hat die Ausschreibung für die nationalen Übertragungsrechte von Sommer 2019 bis Sommer 2022 ausgeschrieben. Deadline ist 25ter Juni. Liga-Cheffe Javier Tebas erwartet Einnahmen von 1,3 Mrd Euro für die nationalen und 1,0 Mrd Euro für die internationalen Medienrechte (aktuell: 1 Mrd € + 650 Mio € pro Saison)

Im Angebot sind nach dem Wegfall von Copa Del Rey-Spielen nur noch acht statt zehn Rechtepakete.

  1. Free-TV: Ein Free-TV-Spiel pro Woche (Second Pick)
  2. Free-TV: Spielzusammenfassungen im Free-TV
  3. Free-TV/Zweite Liga: Zwei Zweitliga-Spiele pro Spieltag im Free-TV
  4. Top-Spiel: Ein Spiel des Spieltages (Free oder Pay), First Pick
    Aufstiegs-Playoffs (Free oder Pay), nicht-exklusiv,
    Spieltagszusammenfassung von La Liga und Zweiter Liga, non-exklusiv
  5. La Liga: Acht La Liga-Spiele pro Spieltag, exklusiv, Pay-TV-only, Third Pick
    Aufstiegs-Playoffs (Pay), nicht-exklusiv,
    Spieltagszusammenfassung von La Liga und Zweiter Liga, non-exklusiv
  6. Zweite Liga: Elf Zweitliga-Spiele pro Spieltag, exklusiv, Pay-TV-only
    Aufstiegs-Playoffs (Pay), nicht-exklusiv,
    Spieltagszusammenfassung von Zweiter Liga, non-exklusiv
  7. Gastro-Lizenz: Alle La Liga- und Zweitliga-Spiele, Aufstiegs-Playoffs, Spieltagszusammenfassungen für Sportbars u.ä.
  8. Internet-Clips: 90-Sekunden-Highlight-Clips für Internet.

Die Pakete 4, 5 und 6 (Top-Spiel, La Liga, Zweite Liga) enthalten die Rechte plattformübergreifend. Es gibt also für komplette Übertragungen, keine gesonderten Stream-Rechte.


Amazn. Laut australischer Financial Review (/via SportBusiness) steht Amazon kurz vor Abschluss eines weiteren Tennis-Übertragungsrechte: dem Laver Cup. Der Deal soll über 2 Jahre laufen und weltweit gelten. Amazon wird um das Turnier herum, Mini-Dokus produzieren und ausstrahlen. 2018 wird das Turnier drei tage Ende September in Chicago ausgetragen.


Seattle Golden Knights. Der Erfolg der Vegas Golden Knights befeuert die Gerüchte um den Start einer neuen NHL-Franchise. In der Schublade hat sich vor 1–2 Jahren Seattle gegen Quebec City durchgesetzt und wartet seitdem auf seine Chance. An mehreren Fronten tauchten nun Gerüchte auf, dass bereits im Juni positiv über eine Franchise in Seattle entschieden werden könnte – sei es durch ein Expansion Team oder auch durch einen Umzug der Ottawa Senators.

NHL-Commissioner Gary Bettman wies die Gerüchte über eine anstehende Abstimmung und/oder einem Verkauf der Sens zurück und verwies auf die bisherigen Planungen, die eine Abstimmung über ein 32tes NHL-Team im Herbst/Winter vorsehen. Der Zeitplan der Oak View Group, führende Investmentgruppe der Seattle-Bewerbung, wollen die KeyArena renovieren und auf 17.000 Zuschauer umbauen und im Sommer 2020 mit einem NHL-Team in Seattle an den Start gehen.

Auch Houston, der größte US-TV-Markt, der noch nicht von einer NHL-Franchise abgedeckt ist, hat vorsichtig seinen Hut in den Ring geworfen. Aber allenthalben ist die Meinung, das Houston noch weit von einer substantiellen Bewerbung entfernt ist.


Noch ‘ne Expansion. Auch die australische Fußballliga A-League will wachsen und hat für die Saison ab Sommer 2019 zwei neue Franchises ausgeschrieben. Dem Ruf sind fünfzehn Gruppen gefolgt und haben bis Donnerstag letzter Woche Unterlagen beim australischen Fußballverband abgegeben.

Gleich vier Bewerbungen stammen aus dem Bundesstaat Victoria, um den Großraum Melbournes herum, wo bereits Melbourne Victory und Melbourne City beheimatet sind – u.a. South East Melbourne, South Melbourne, Dandenong. Aus dem Großraum Sydney (mit Newcastle, Central Coast, Western Sydney und Sydney FC bereits mit vier Teams vertreten) stammen drei Bewerbungen.

Möglicherweise wird im Sommer 2019 sogar ein dritter Platz frei, denn die Lizenz der neuseeländische Franchise Wellington Phoenix läuft in zwei Jahren aus und der Klub befindet sich in finanzieller Schieflage. Qu: Guardian, Sydney Morning Herald

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp