Screensport am Mittwoch

Ein eigenes Büro in der Innenstadt hat den Vorteil, dass man aus der eigenen Hütte raus kommt. Ein eigenes Büro in der Innenstadt mit Internetausfall hat den Nachteil, dass man um sechs Uhr morgens wieder eine Dreiviertelstunde zurück nach Hause fahren darf und der ganze Tagesrhythmus geschrottet ist. Und damit: Moin.

1. Mittelpunkt der Erde: Toronto.

Toronto wird diese Nacht der Nabel der US-Sportwelt – zumindest nach eigenem Empfinden. Die Schicksalsgöttin namens „Spielansetzungsplanung“ setzte heute ein Spiel 7 in den NHL-Playoffs, ein Final-Rückspiel in der CONCACAF-Champions League und ein Spiel 5 der NBA-Playoffs mit Toronto-Beteiligung an – und dazu ein Heimspiel der Toronto Blue Jays in der MLB in der gleichen Konstellation wie in der NHL: gegen ein Team aus Boston.

So wird es heute prompt ein großes, kombiniertes Public Viewing für Raptors, Maple Leaf- und Toronto FC-Fans am Maple Leaf Square geben – nur zwei Tage nach dem Anschlag in der Innenstadt von Toronto.

Spiel 7 in der NHL: die Entscheidung im Viertelfinale Boston Bruins – Toronto Maple Leafs ab 1h30 auf SPORT1 US und DAZN. Die Serie hat stark an Intensität gewonnen und geht daher völlig verdient in ein Spiel 7.

Boston ist mit starker Physis in die Serie gestartet, während Toronto 3–4 Spiele benötigt, um auf Playoff-Temperatur zu kommen. Nicht nur, dass sie in Sachen Physis inzwischen auf Augenhöhe agieren. Es ist ihnen auch gelungen, jenes gefährliche Bruins-Trio Bergeron, Marchand und Pastrnak aus dem Verkehr zu ziehen, welches ihnen noch in den ersten Spielen so viele Kopfschmerzen bereitete.

Es ist „nur“ ein Spiel 5 im NBA-Viertelfinale: Toronto zuhause gegen Washington. Die Serie steht bei 2–2. Beide Teams gewannen bislang jeweils ihre beiden Heimspiele.

Zuviel Mexiko? Toronto FC, als quasi-kanadischer Meister für die Champions League der CONCACAF qualifiziert, konnte im Viertelfinale das mexikanische Team Tigres UANL schlagen und konnte im Halbfinale das mexikanische Team América schlagen. Im Finale scheint man sich am mexikanischen Team von Guadalajara die Zähne auszubeißen.

Die Vorzeichen stehen schlecht für Toronto. Im Hinspiel in Toronto unterlag man 1:2 und gegen die mexikanischen Vereine konnte Toronto bislang auswärts noch nicht gewinnen, während Guadalajara bislang zuhause noch ohne Gegentreffer blieb, u.a. gegen die anderen MLS-Teams aus Seattle und den NY Red Bulls.

Sportdigital überträgt heute ab 3h30.

2. Sonstso.

Ich habe gerade einen dicken Hals auf SKY (long story short: gestrige Vorfreude auf CL, Sky Go weigert sich auf zwei Devices zu laufen, zeigt fehlerhaftes Sessionhandling, nur Tage nach dem Carsten Schmidt mit „neues Sky“ auf der Bühne steil geht…). Ich habe aktuell nullkommanullbock irgendeinen Programmhinweis für die Pest aus Unterföhring zu bringen.


Wer hält Schwerin auf? Die Hauptrunde der Volleyball-Bundesliga der Frauen schloss eigentlich MTV Stuttgart als Tabellenerster ab. Aber es ist der SSC Schwerin, der sich gnadenlos durch die Playoff fräst, als gäbe es kein Morgen. In den bisherigen fünf Playoff-Spielen hat Schwerin gerade einmal drei Sätze, aber noch kein Match abgegeben. Zum Auftakt der Finalserie wurde in Stuttgart mit 3:2 gewonnen.

Letzte Saison konnte Schwerin die Meisterschaftsserie gegen Stuttgart (Best of Five) in drei Spielen für sich entscheiden. Heute ab 18 Uhr spielt man zuhause und kann auf 2–0 erhöhen. SPORT1 und sportdeutschland.tv übertragen.

3. Stuff happens.

Smooth Operator: BBL und Telekom haben ihren Medienrechte-Deal um fünf weitere Jahre verlängert. Die Telekom hält damit bis Sommer 2023 alle Übertragungsrechte für BBL, BBL-Pokal und All Star-Game. Dies betrifft auch die Sublizenzierungsrechte und ein Free-TV-Highlight-Paket. Der Branchendienst SPONSORs erwartet eine Entlohnung, die sich im Rahmen der bisherigen Summe von 1 Mio Euro pro Saison bewegt (zu der man aber vermutlich noch Produktionskosten dazu addieren muss).

Das ganze Paket ist also eine Fortsetzung des Status Quos – folgerichtig scheint auch SPORT1 in Sachen Free-TV-Sublizenzierung weiterhin ganz gute Karten zu besitzen, ist man doch auch in Sachen DEL und Frauen-Fußball der Telekom bevorzugter Free-TV-Partner.

Die geräuschlose Verlängerung, nach dem BBL-Geschäftsführer Stefan Holz in den letzten Monaten Schattenboxen in Sachen besserer Free-TV-Verwertung betrieb, interpretiere ich, als positive Einschätzung von BBL und Telekom des Status Quos, aber auch als Mangel an Hebel von Seiten der BBL, die vermutlich keinen anderen Medienpartner hat, um irgendeine Konkurrenz zur Telekom aufzubauen.

Das was ich aus der BBL im Vorfeld gehört habe, ist eine grundsätzliche Zufriedenheit mit der Telekom und ihrer Produktion. Eine der Stellschrauben, die man innerhalb eines neuen Medienrechte-Vertrags gerne nachjustiert gesehen hätte, wäre ein regelmäßiges BBL-Magazin.

Die Kröte: der unglückliche neue BBL-Pokal-Modus wurde im Rahmen des Deals abgesegnet. Ab Sommer 2018 werden 16 BBL-Teams (alle Teams minus Aufsteiger) im Pokal starten. Per Auslosung wird Achtelfinale, Viertelfinale und Halbfinale ausgelost. Im Finale wird das Heimrecht ausgelost. Damit wurde leider auch das Pokal-Top-Four-Wochenende geopfert.

Es gibt noch keine Setzliste – mal sehen wann das Weinen anfängt, weil dummerweise bereits im Achtelfinale ein Spiel der Gewichtsklasse ALBA – Bayern ausgelost wurde.

Der neue Pokalmodus hat null Charme. Michael Körner hat ihn öfters zurecht als „fühlt sich wie ein normaler BBL-Spieltag an“ kritisiert. Selbst Stefan Holz klingt nicht wahnsinnig überzeugt, wenn er sagtWir haben immer gesagt, dass der Modus nicht in Stein gemeißelt ist. Und da der Wunsch vorhanden war, mehr Mannschaften an diesem Wettbewerb teilnehmen zu lassen, haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen – zumal wir uns von diesem Format weiteres Wachstumspotenzial versprechen“. Klingt mehr wie „wir haben uns auf nichts anderes einigen können“. Die BBL als Gefangener eines engen Rahmenterminkalenders, der insbesondere für die europäischen Teilnehmer eh schon viele Spiele und nur noch wenige freie Termine vorsieht.

Nicht so smoothes BBL-Drumherum. Ein weiterer Beschluss der BBL-Klub-Tagung, der den Telekom-Vertrag absegnete: der Mindestetat für die Lizenzerteilung, auch für Aufsteiger verbindlich, wird ab Sommer 2019 von 2,0 auf 3,0 Mio Euro erhöht.

Da sind vor allem die drei Ost-Klubs aus Weißenfeld/Leipzig, Jena und Gotha/Erfurt schwer am Schlucken und stimmten laut MDR gegen den Beschluss. Der Etat des MBCs soll derzeit bei 2,0 Mio liegen und sollte nächste Saison auf 2,2 Mio erhöht werden. Der Etat von Jena soll bei 2,5 Mio Euro liegen und Gotha/Erfurt hat nach dem Ausstieg des Hauptsponsors schwer zu kämpfen um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Es grenzt an ein Wunder, dass sich in dieser Region, in einem Dreieck mit einer Schenkellänge von 75 Kilometern gleich drei BBL-Klubs etablieren konnten.


SKY hat auf DFB-Pokal-Exklusivität verzichtet. Branchendienst SPONSORs hat die DFB-Pokal-Rechtepakete aufgeschlüsselt bekommen. Quintessenz: der Einstieg von SPORT1 als neuer Free-TV-Partner wurde möglich, weil SKY im Gegensatz zur letzten Rechteperiode, das Paket „B2“ nicht erwerben wollte oder konnte: Exklusivrechte für vier Spiele (je 1x in Runde 1, 2, Achtel- und Viertelfinale). Dies wurde stattdessen für geschätzt 4 Mio Euro von SPORT1 erworben. Das 4-Spiele-Paket beinhaltet übrigens nur einen „Second Pick“. Der „First Pick“ liegt bei der ARD.

SPONSORs veranschlagt die von SKY eingekaufte Pay-TV-Rechtepaket C und D auf „nur“ 8 Mio Euro (2016–2019: ca. 7 Mio Euro, allerdings mit dem Paket B2). Der Zuschnitt der Pakete und der Preis wären eigentlich auch eine Einladung an DAZN gewesen, die der Streamanbieter aber offensichtlich recht bewusst, sprich: aus strategischen Gründen, ausgeschlagen hat.

Die „signifikante“ Erlössteigerung der DFB-Pokal-Rechte von ca. 40 auf ca. 53 Mio Euro, sollen nach Schätzung von SPONSORs vor allem der ARD (34 –> 40 Mio Euro), SPORT1 (4 Mio Euro) und dem Neueinstieg von Axel Springer in die Highlight-Rechte (900.000 €) zu verdanken sein.


Größer rotiert wird in Zukunft beim Aktuellen Sportstudio. Laut DWDL wird als zusätzliche, vierte Moderatorin Dunja Hayali sich mit Jochen Breyer, Katrin Müller-Hohenstein und Sven Voss abwechseln. Sie wird vermutlich mit dem Bundesligastart Ende August einsteigen.


Vorübergehend kleiner rotiert der Expertenkreis des SPORT1-Doppelpass. Thomas Strunz wird nach der WM aus dem Sonntagstalk aussteigen, schreibt die BILD via DWDL.


Hinter französische Gardinen muss vorerst Vincent Bolloré (67 Jahre) sich das TV-Programm seines Pay-TV-Senders Canal+ anschauen. Der Chef des Mischkonzerns Vivendi und der dazugehörigen Canal+-Gruppe so wie Teilhaber an Telecom Italia, wurde am Dienstagmorgen festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht.

Hintergrund sind Ermittlungen um mutmaßliche Bestechung in afrikanischen Ländern. Dabei soll ein Tochterunternehmen, die Bolloré Group, afrikanischen Politiker beim Aufstieg geholfen haben und im Gegenzug lukrative Verträge für Bolloré-Logistiktöchter und dem Betrieb von Seehäfen in Togo und Guinea abgeschlossen haben.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp