Screensport am Donnerstag: Formel RTL

Moin. Heute morgen ist alles später dran, da im Büro das Internet ausgefallen ist und ich daher erst wieder nach Hause zurückstiefeln musste (und mir einen Kaffee machen musste, der zuhause länger dauert, als die French Press im Büro, anyway…)

Fangen wir mit dem Motorsport an und vermischen dabei ein bisschen den TV-Hinweis und die Sportbusiness-Abteilung.

Die Formel 1 startet in ihre neue Saison und fährt ab heute Nacht die ersten Sessions zum Auftaktwochenende in Melbourne aus. Erstmals seit Anno Feuerstein wird es dabei keine Übertragung auf SKY geben, sondern der deutsche Motorsportkonsument im TV auf die RTL-Familie angewiesen sein. Nach dem aber SKY Deutschland seit Jahren die Aufwände in der F1-Übertragung zurückfuhr, halten sich die Phantomschmerzen in Grenzen. Am meisten schmerzt der Umstand, dass nicht mehr alle Sessions zu sehen sein werden.

RTL wird, wie gewohnt, Qualifying und Rennen übertragen (an diesem Wochenende beides um 7 Uhr). n-tv wird, wenn Donald Trump keinen Unsinn anstellt, heute sowohl das erste als auch zweite Freie Training zeigen: ab 2 Uhr bzw, ab 6 Uhr.
 
Das Formel 1-eigene Streamangebot „F1 TV“ schien gestern on air gegangen zu sein – aber wenige Stunden später wurde die Website wieder herunter genommen. F1 TV wird in Melbourne nur im Rahmen einer geschlossenen Beta getestet und noch nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen – was auch besser ist, denn gestern gingen von den fünf Seiten der Microwebsite nur eine einzige.

Aber die Preise waren zu sehen: 65,– Euro pro Jahr (Saison dauert achteinhalb Monate) bzw. 8 Euro pro Monat – für deutsche Abonnenten. Die Preise variierten aber je nach Land, ganz wild. Franzosen hätten, Stand gestern, 170 Euro pro Jahr zahlen müssen. In den USA wurde F1 TV für 100,– US$ angeboten und die Schweizer hätten 95 Euro pro Jahr zahlen müssen – kein Schreibfehler: Euro, nicht Franken. Aber vielleicht sind die Preise auch nur ein Beta-Test gewesen.

Die kurzzeitig on air-gegangene Website zahlt auf das Thema ein, das Liberty Media in diesem Frühjahr versucht, die Formel 1 neu zu positionieren, aber ihre PR-Strategie Kraut und Rüben ist. Wenn z.B. das offizielle F1-Theme vom Komponisten über Twitter verbreitet wird, statt im Rahmen einer vorher produzierten Kampagne der F1, dann darf sich ein hauseigener Formel 1-Journalist nicht darüber beschweren, dass die Musik aufgrund des fehlenden Kontextes „falsch verstanden“ und daher „zu Unrecht“ verrissen wird.

Und wenn man keine Informationen zum F1 TV-Streamingdienst rauslässt, dann darf man nicht wundern, wenn eine „geleakte“ Beta-Website angerannt und für bare Münze genommen wird.

Die Formel 1-Vermarktung wirkt vor Australien überfordert – dabei sollte dies doch in der Post-Ecclestone-Ära dank eines mit allen Wassern gewaschenen weltweiten Medienkonzern, die große Stärke werden.

Sportlich ist es ein ruhiger Saisonvorlauf gewesen. Auffälligste technische Änderung ist die Einführung des „Halo“-Bügels am Fahrercockpit, der den Kopf des Fahrers besser vor fliegende Trümmer schützen soll. Auffälligste Änderung im Ablauf ist die Änderung des Rennstarts, der nun zehn Minuten nach der vollen Stunde, in Europa ab 15h10, erfolgen soll.

Im Rennkalender hat sich der GP von Malaysia verabschiedet, während der GP von Frankreich, diesmal in der Geschmacksrichtung „Le Castellet“ (Marseille), zurückkehrt. Dieses Jahr ist auch wieder ein GP von Deutschland (Hockenheim) dabei.

Bei den Fahrern hat sich Felipe Massa nun aus der F1 verabschiedet und wurde im Williams durch den Russen Sergey Sirotkin ersetzt. Bei Sauber wurde Pascal Wehrlein durch den Formel 2-Weltmeister und Monegassen Charles Leclerc ersetzt. Toro Rosso, die letzte Saison durch ein Fahrerkarussell glänzten, gehen mit Pierre Gasly und Brendon Hartley in die Saison.


Mit dieser Saison wechselt die Formel 1 in den USA von NBC zu ESPN (die die Rennberichterstattung von Sky UK übernehmen). NBC hält sich wiederum an der IndyCar Series schadlos, die ab der nächsten Saison (2019) von ABC/ESPN zu NBC wechseln wird (h/t @alru1994).

Damit wird auch das Open Wheel-Racing-Flagschiff des US-Motorsports, die Indy 500, erstmals nach 54 Jahren nicht mehr auf ABC ausgestrahlt. Der Deal könnte auch Konsequenzen für SPORT1 US nach Auslaufen des aktuellen Vertrages mit ESPN haben, denn auf einer Telefonkonferenz machen die Besitzer der IndyCar Series deutlich, dass sie gerne verstärkt die internationale Vermarktung selber in die Hand nehmen wollen, statt sie einfach nur ESPN International übern Zaun zu werfen.

B-Ball

Die March Madness legt wieder los. Gesucht wird in den kommenden vier Tagen jeweils der Meister der vier Regionen. Heute und morgen gibt es dazu jeweils die Halbfinals der vier Regionen, die Sweet Sixteen. Heute stehen um kurz nach Mitternacht Halbfinale #1 in der South/Atlanta und in der West/Los Angeles an. Gegen Halb drei stehen dann die zweiten Halbfinals im Süden und Westen an.

Beide Regionen eint, dass es eine Reihe von Upsets gab. Im Süden ist als am höchsten gesetztes Team #5 Kentucky übrig geblieben. Im Westen sind immerhin noch #3 Michigan und #4 Gonzaga dabei, aber beide Teams taten sich enorm schwer.

Um Mitternacht fällt die Entscheidung schwer: ab 0h07 #7 Nevada Wolf Pack – #11 Loyola Ramblers im ESPN-Player oder ab 0h37 #3 Michigan Wolverines – #7 Texas A&M Aggies auf SPORT1 US und im ESPN-Player.

Die Loyola-Chicago Ramblers sind die Cinderella des Turniers und haben sich in beiden Runden knapp gegen wesentlich erfahrene Teas durchgesetzt: mit zwei Punkten gegen Miami und mit einem Punkt gegen Tennessee. Die Ramblers schirmen den Kreis sehr gut ab. Selbst das physisch deutlich überlegenere Tennessee kam kaum rein und zog sich am Ende mit Foul Trouble selber den Zahn.

In der Offense ist Loyola-Chicago am Kreis sehr ballsicher und kann den Ball sehr gut zirkulieren und freie Dreier-Positionen finden. Gegen Tennessee zeigten sie aber enorme Probleme, Aktionen innerhalb des Kreises zu setzen.

Auffällig ist wie klar die Jungs im Kopf sind. Gegen Tennessee verlangt ein Bubi von der Bank wie Clayton Custer mit zehn Sekunden auf der Uhr, nach einem Einwurf den Ball, dribbelt sich gegen die Tennessee-Hünen in den Kreis rein und macht mit 3 Sekunden auf der Uhr per Jump-Shot den Korb zum Sieg, ohne ein Hauch von Muffensausen. Ich bin mir inzwischen recht sicher: die Ramblers pinkeln Eiswürfel.

Das Parallelspiel (auf SPORT1 US) sieht #3 Michigan gegen #7 Texas A&M. Der Ein-Punkt-Sieg gegen Houston kam durch einen Wunder-Dreier, nach einer unfassbar schlechten Leistung der Wolverines. Insbesondere der Berliner Moritz Wagner hatte einen rabenschwarzen Tag und war der glücklichste Mann auf dem Feld, nach dem Jordan Poole mit einem ungelenken Buzzer-Beater-Dreier noch den Sieg warf.

Die Szenen die sich nach beiden Zweitrunden-Spielen von Loyola-Chicago und Michigan abspielten, waren wunderschön anzusehen. In der Slomo den weinenden Moritz Wagner sehen, wie er den enthemmt jubelnden Korbschützen Poole hinterher jagt, ist von einer derart puren Freude, wie ich sie im Sport nur noch selten sehe und die die March Madness Jahr für Jahr, trotz aller Probleme rund um College Basketball, einmalig machen.

Die beiden Spätspiele der Sweet Sixteen sind ab 2h37 #5 Kentucky Wildcats – #9 Kansas State Wildcats und ab 3h07 #4 Gonzaga Bulldogs – #9 Florida State Seminoles (SPORT1 US). Gonzaga bislang mit zwei mühevollen Auftritten, während Florida State im Westen die Nummer #1 Xavier aus dem Weg räumte.

Sonstso

Im Wintersport startet ab heute das Weltcup-Finale im Biathlon im russischen Tyumen (ZDF und EURO1). Frägt sich, wer antreten wird. Die Biathlon-Teams aus den USA, Kanada und Tschechien sind aufgrund der weiter gehäuft aufgetretenen Dopingskandale Russlands, nicht angereist (die Ukraine ebenfalls nicht, wobei hier der Konflikte um die Krim noch zusätzlich eine Rolle spielt). Einige slowenische und schwedische Biathleten weigern sich ebenfalls anzutreten. Das deutsche Team belässt es bei einem Protestschreiben.


Chronisten-Pflicht: U21-EM-Quali-Spiel Deutschland – Israel ab 19 Uhr auf EUROSPORT1. Deutschland und Irland haben sich nach der ersten Hälfte der Gruppenspiele vom Rest des Feldes abgesetzt und machen den Gruppensieg unter sich aus.


In der HBL gibt es einen kleinen Donnerstags-Spieltag mit nur drei Spielen ab 19 Uhr auf SKY, aber dem Spitzenspiel #5 SC Magdeburg – #2 Flensburg-Handewitt. Magdeburg hat bei 13 Heimspielen bislang nur zweimal verloren. Nachteil für Magdeburgs Ambitionen: sie haben in der restlichen Saison nur noch gegen Hannover und die Löwen zu spielen und können daher nur noch wenig Plätze in direkten Duellen wett machen.

Desweiteren: #3 Berlin – #12 Minden und #11 Lemgo – #14 Gummersbach

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp