Screensport am Freitag: China, Portugal, DEL
Moin. Im chinesischen Fußball startet heute die neue CSL-Saison. Nach den Exzessen der letzten Jahre, schraubt die Super League in Sachen Transfers und ausländische Spieler, die Schraube ein, zwei Umdrehungen zurück. Im Kader dürfen nur noch maximal vier ausländische Spieler stehen und im Laufe einer Saison dürfen nicht mehr als sechs ausländische Spieler unter Vertrag genommen werden. Gleichzeitig wurden die Zwänge U23-Spieler in den Kader aufzunehmen und spielen zu lassen, erhöht.
Darüber hinaus hat der chinesische Staat, im Bemühen den Fluss von chinesischem Kapital ins Ausland zu stoppen, im letzten Sommer die Steuer für Transfers über 7 Mio US$ erhöht – auf 100%. Die Folge: im Winter-Transferfenster, das Ende Februar schloss, wurden dieses Jahr nur Transfers im Umfang von 86 Mio US$ abgewickelt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 500 Mio US$. Einer der größten Namen, ist der Wechsel von Javier Mascherano zu Hebei – für knapp unter 7 Mio US$.
Diese von oben herab befohlene, strengere Reglementierung, führt bei den CSL-Klubs häufig zu einer Suche nach Schlupflöchern, um das System auszuhebeln – U23-Spieler in den Schlussminuten einwechseln, Transfers über Dritte abwickeln etc… die wiederum weitere Reglementierungen nach sich ziehen.
Das Abkühlen des CSL-Hypes machte sich auch bei den TV-Rechten bemerkbar, die heuer 30% des Wertes verloren haben. Es wird spannend sein, zu beobachten, wie sich diese negativen Vorzeichen im Laufe der Saison auswirken werden. Stichwort sportlicher Erfolg in der AFC Champions League und der wirtschaftliche Erfolg in Form des Zuschauerschnitts, der letzte Saison mit knapp 25.000 Zuschauern höher als in der Serie A, Ligue 1 oder Eredivisie gewesen sein soll.
Ab 12h35 kommt es zum Derby zwischen dem Meister Guangzhou FC (auch als Guangzhou Evergrande bekannt) und Guangzhou R&F FC auf DAZN und Sportdigital. Bei Guangzhou FC hat Meistertrainer Luiz Felipe Scolari (ach, da ist er gewesen…) aufgehört und wurde durch Fabio Cannavaro (ach, der ist inzwischen Trainer? Und seit zwei Jahren in China?) ersetzt. Der Saisonstart in der asiatischen CL war mit zwei Unentschieden eher durchwachsen.
Sonstso im Fußball: in der Zweiten Liga versuchen sich ab 18h30 #17 Darmstadt in Dresden und #18 Lautern zuhause gegen Union aus dem Tabellenkeller zu graben.
Das Freitagsspiel in der Bundesliga ist ab 20h30 #7 Gladbach – #14 Werder.
Die Spitzenspielhupe de jour geht im Fußball nach Portugal. Ab 21h30 #1 Porto – #3 Sporting. So richtig entfleucht ist Porto noch nicht. Fünf Punkte liegen zwischen Porto und seinen Verfolgern Benfica und Sporting. Entweder kommt Sporting heute per Sieg richtig ran oder Porto schüttelt einen der beiden Verfolger ab. Sportdigital und DAZN sind hierzulande die Broadcaster.
Sonstso
Die Hektik in der DEL geht weiter. Zwei Tage nach dem vorigen Spieltag, gibt es heute ab 19h30 den vorletzten Hauptrundenspieltag.
In Sachen Playoff-Tickets ist nach Niederlagen von Schwenningen, Düsseldorf und Augsburg eine Vorentscheidung gefallen: neun Tickets sind weg und die drei Teams spielen um den letzten verbliebenen, zehnten Platz – wobei Augsburgs Restchancen nur noch mathematischer Natur sind.
Heute ab 19h30 auf Telekom Sport: #12 Augsburg in #6 Wolfsburg, #11 Düsseldorf gegen #3 Eisbären und #10 Schwenningen in #8 Iserlohn.
Keine Vorentscheidung hat es um die Plätze #2 und #3 gegeben, nach dem Nürnberg und die Eisbären ihre Spiele gewinnen konnten. Platz #2 bringt die CHL-Quali. Heute: #2 Nürnberg in #4 Ingolstadt und #3 Eisbären in #11 Düsseldorf.
Und dann gibt es noch den Playoff-Strich zwischen den Plätzen #6 und #7 um ein Freilos für die erste Playoff-Runde zu bekommen. Hier ist es viel, viel zu eng mit Platz #4 Ingolstadt bei 76 Punkten und Platz #9 Mannheim bei 74 Punkten, um irgendwas zu sagen. Das einzige „interne“ Duell in dieser Gruppe ist heute #9 Mannheim – #7 Köln.
Was ham‘wa noch? Zweiter Tag der Bahnrad-WM aus Apeldoorn auf EURO2, Start der World Pool Masters und UK Open im Darts auf DAZN.
Im College Basketball steht eine unendliche Zahl an Conference-Playoff-Spielen an.
Freunde des Rugby-Sports bekommen heute 15er-Rugby bei den Frauen mit Belgien – Deutschland ab 18h53 auf rugbyeurope.tv zu sehen und 7er-Rugby mit dem Turnier aus Las Vegas ab 23h50 auf DAZN. Morgen dann das wichtige Spiel gegen den Abstieg zwischen Belgien und Deutschland.
Stuff happens.
Zahlen, please
Liberty Media, die Besitzer der Formel 1, haben die ersten Geschäftszahlen der Formel 1 Group in ihrer Ägide veröffentlicht. Umsatz 1,783 Mrd US$, Gewinn von 17 Mio US$, aber nach Abzug aller Kosten ein Betriebsverlust („operating loss“) von 57 Mio US$.
Negativ schlug in der Saison 2017 zu Buche, das man im Vergleich zu 2016 ein Rennen weniger hatte, ein ungünstigerer Dollarkurs, teurere Logistik und gestiegene TV-Produktionskosten durch UltraHD.
Positiv waren gestiegene Einnahmen durch Übertragungsrechte, neue Sponsoren, mehr Werbeeinnahmen, höhere Einnahmen durch digitale Medienrechte und größere Einnahmen durch den Hospitalitybereich.
Formel 1 Group-CEO Chase Carey zeigte sich zufrieden und betonte die gestiegenen Zuschauerzahlen im TV und bei den digitalen Plattformen.
Zahlen, die keine Zahlen sind.
SKY-Inzwischen-Chef-von-allem-Sport Roman Steuer hat der „Reviersport“ ein Interview gegeben (h/t @WCWLion). In diesem Interview wird er auch zum Handball auf SKY befragt und nennt zwei Zahlen: das reichweitenstärkste Spiel der HBL-Hinrunde und die beste Zahl für die HBL-Konferenz.
Wenn sie gute Zahlen haben, dann können PR-Abteilungen und TV-Obermuftis meist‘ nicht an sich halten und penetrieren die Öffentlichkeit mit diesen Zahlen. Woraus sich im Umkehrschluss ergibt: Zahlen, die nicht genannt werden, sind keine guten Zahlen.
Wenn ein Roman Steuer lieber nichts zu den durchschnittlichen Zuschauerzahlen der HBL-Übertragungen oder bestimmter Zeitslots nennen möchte, dann scheint das eine Bestätigung der von mir hier im Blog gepflegten Storyline enttäuschender Einschaltquoten zu sein.
Ähnlich ergeht es mir, wenn ich die Abschluss-Pressemitteilung von Discovery zu den Olympischen Spielen lese.
Natürlich hat Discovery das Dilemma, dass sie auf eine Multiplattform-Verbreitung (TV, Online, Apps) gesetzt haben und es weder Vergleichswerte noch allgemein akzeptierte Messverfahren gibt und daher noch jeder seine eigene Zahlensuppe braut.
Aber dort wo man harte Zahlen nennen könnte, z.B. die Zahl der Eurosport-Player-Abonnenten, spricht man lieber von Zuwächsen und europaweit „besten Monat aller Zeiten“ – siehe oben: Zahlen, die nicht genannt werden, machen mich mißtrauisch.
Die Marktanteile der TV-Sender im Februar sind für die Discovery-Sender trotz Olympia, eher mau gewesen (siehe meedia.de).
Gegenüber dem Vorjahr ist EURO1 von 0,7 auf 0,8% (Gesamtpublikum) hoch gegangen und hat SPORT1 überholen können. TLC ist im Vorjahresvergleich gesunken (von 0,3% auf 0,2%) und EURO2 war nicht messbar (spannende Frage: welches der drei EURO2-Versionen wäre es überhaupt gewesen?)
Frägt sich, wie sehr schwache Einschaltquoten im TV bei Discovery überhaupt ins Kontor schlagen, Stichwort: Multiplattform-Strategie. Auch hierüber gibt es leider keine Aussagen von Discovery, wie sich eigentlich die Zuschauer auf die unterschiedlichen Plattformen verteilen. Stattdessen erfahren wir von der Zusammenarbeit mit 20 „Digital-Influencern“ die insgesamt 21 Mio Follower haben (mit Sicherheit alle verifiziert, gell?)
Steuer-Interview und Discovery-Pressemitteilung liegen vor und sie fügen sich gut in mein Narrativ ein. Aber ich bin in meiner Blase. Gehts raus und schaut übern Tellerrand und vielleicht werdet ihr eine andere Geschichte zu dem Rohmaterial und zu SKY und Discovery entdecken.
Mehr Kuscheln.
Netflix und Sky werden eine Vermarktungskooperation starten. Demnach werden Netflix-Inhalte auch über Sky-Plattformen zu kaufen und zu sehen sein. In Großbritannien gibt es seit geraumer Zeit eine neue Hardware-Plattform von Sky, „Sky-Q“, die die alten Receiverboxen ablöst. Auf dieser Sky Q-Plattform und auf der Now TV/Sky Ticket-Plattform werden Netflix-Inhalte erreichbar sein (sofern man ein entsprechendes Netflix- und Sky-Abo hat). Das Netflix-Abo wird sich dann auch über Sky abschließen lassen.
Irgendwann 2018 soll es in Großbritannien losgehen und irgendwann später in den restlichen Sky-Latifundien.
Laut Guardian soll Sky den Schritt auf Netflix zugegangen sein, weil ihre Marktforschung heraus fand, dass nur wenige Konsumenten ein Sky-Abo wegen Netflix kündigen, sondern meistens Netflix neben dem bestehenden Sky-Abo mitlaufen ließen.
Ich bin mir daher nicht sicher, ob eine ähnliche Partnerschaft auch mit DAZN strategisch sinnvoll wäre. Aufgrund der „Einzigartigkeit“ von Sportereignissen (es gibt nur eine Premier League…), ihrer kurzen Halbwertszeit und der Vergabe von Exklusivrechten, ist Sport-TV eher ein „zero sum game“ (Nullsummenspiel).
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