Screensport am Sonntag: allesausserpolitik
Heute sind Bundestagswahlen. Geht wählen. Oder lasst es sein. Es gibt in Deutschland keine Wahlpflicht. „Nicht wählen zu gehen“ ist daher eine legitime Option. Egal was ihr macht, Hauptsache, es ist eine bewusste, politische Entscheidung von euch, die ihr mit allen Konsequenzen durchdacht habt und nicht einfach nur „Scheißwetter“ oder „zu kalt“.
NFL
Der NFL-Spieler über den derzeit am meisten geredet wird, ist ein NFL-Spieler, der keinen Yard gelaufen und nicht einen einzigen Ball in dieser Saison geworfen hat: Colin Kaepernick.
Während die Nordkorea-Situation fröhlich vor sich hin eskaliert und der nächste republikanische Anlauf einer Gesundheitsversorgungsreform gegen die Wand fährt, zog es Donald Trump am Freitag vor, lieber eine mühsam ausgetretene Lunte wieder anzuzünden. Colin Kaepernick, Hymnen-Protest und das Verhältnis der USA zur schwarzen Bevölkerung.
Am Freitag in einer Rede in Alabama und gestern auf Twitter.
If a player wants the privilege of making millions of dollars in the NFL,or other leagues, he or she should not be allowed to disrespect….
…our Great American Flag (or Country) and should stand for the National Anthem. If not, YOU’RE FIRED. Find something else to do!
aus: @realDonaldTrump, 23.9.2017
Colin Kaepernick, seinerzeit QB der San Francisco 49ers und derzeit vertragslos, blieb in der 2016er-Saison während der Nationalhymne vor den Spielen auf den Knien und weigerte sich aufzustehen – explizit Ausdrucks des Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA. Diesem Protest folgten etliche Spieler.
Kaepernicks Protest hat zu einem heiklen Zeitpunkt (US-Wahlkampf) einen sensiblen Nerv getroffen.
Die Proteste klangen im Laufe von 2017 langsam ab. Aber mit der neuen NFL-Saison und der vertragslosen Zustand vom durchaus guten Quarterback Kaepernick ist der Protest wieder ins kollektive Gedächnis zurückgekommen.
Eine weitere Storyline, die sich aus dem Protest entwickelte, ist die Frage, die sich der NBA-Meister Golden State Warriors seit drei Monaten stellt: soll man trotz Donald Trump den traditionellen Meister-Besuch im Weißen Haus machen? Bereits im Juni gab es Gerüchte, wonach teamintern gegen einen Besuch gestimmt wurde. Die Frage sollte zu Beginn des Saisonvorbereitung gestern teamintern noch einmal diskutiert werden – wobei Stephen Curry als Gegner eines Besuchs gilt. Auf dem Media Day am Freitag stellte Curry klar: „Ich will nicht hin gehen. Dies ist meine tiefe, innere Überzeugung“.
US-Präsident Trump reagierte gestern gestern:
Going to the White House is considered a great honor for a championship team.Stephen Curry is hesitating,therefore invitation is withdrawn!
aus: @realDonaldTrump, 23.9.2017
… und rief Empörung in der NBA-Community hervor, u.a. von LeBron James himself.
U bum @StephenCurry30 already said he ain’t going! So therefore ain’t no invite. Going to White House was a great honor until you showed up!
aus: @KingJames, 23.9.2017
Spätestens jetzt konnte man ahnen, das Trump mit seinem Verhalten wieder die Kaepernick-Lunte angezündet hat und auch die NFL muss so etwas geahnt haben.
NFL-Commissioner Roger Goodell veröffentlicht noch am Samstag ein Statement, in der er sich von den Bemerkungen Donald Trumps distanzierte. Derartige Kommentare würden einen fehlenden Respekt gegenüber Liga, dem Sport und allen Spielern und ein fehlendes Verständnis für die einigende Kraft der Klubs und Spieler für die Gemeinschaft zeigen.
Die NFL-Spielergewerkschaft reagierte ebenso auf Trumps Kommentare, wie zahlreiche Teambesitzer. Die Besitzer bzw. CEOs der NY Giants, Miami Dolphins, San Francisco 49ers, Green Bay Packers, Atlanta Falcons, Tennessee Titans, LA Chargers, Philadelphia Eagles, Denver Broncos, Buffalo Bills, Indianapolis Colts und Seattle Seahawks. Alle Stimmen an prominenter Stelle auf der NFL-Website platziert.
Trump reagierte wie gewohnt:
Roger Goodell of NFL just put out a statement trying to justify the total disrespect certain players show to our country.Tell them to stand!
aus: @realDonaldTrump, 23.9.2017
Mitten drin und derzeit ohne Statement, NFL-Teambesitzer die Trump finanziell unterstützt haben: Robert Kraft/New England Patriots, Stan Kroenke/LA Rams, Jerry Jones/Dallas Cowboys, Dan Snyder/Washington, Woody Johnson/NY Jets, Bob McNair/Houston Texans, Shahid Khan/Jacksonville Jaguars und Ed Glazer/Tampa Bay Buccaneers.
Natürlich haben auch etliche NFL-Spieler sich auch schon über Twitter zu Trumps Bemerkungen geäussert. Und der Hymnen-Protest breitet sich wieder aus. Gestern Abend gab es mit Bruce Maxwell, Catcher der A‘s, einen ersten MLB-Spieler der bei der Hymne niederkniete.
Don’t be surprised if you start seeing athletes kneeling in other sports now!! Comments like that coming from our president. WOW! ✊🏽✊🏽✊🏽
aus: Bruce Maxwell/@bruu_truu13, 23.9.2017
Hash-Tag „#TakeAKnee“. Wie werden die NFL-Spieler, oder besser: wieviele NFL-Spieler werden heute reagieren?
Und bei allen sympathisierenden Statements unterschiedlicher Klubführungen in der NFL: dass ein Colin Kaepernick derzeit kein Vertrag bei einem der 32 NFL-Teams bekommen hat, ist sportlich nicht zu rechtfertigen, sondern offensichtlich die kommerzielle Angst davor, mit einem polarisierenden Spieler Fans zu verlieren oder einen Nebenschauplatz aufzumachen. So weit sind die NFL-Franchise-Unternehmen dann doch nicht.
Heute findet das erste London-Spiel der Saison statt. Ab 15h30 Jacksonville Jaguars – Baltimore Ravens über nflstream.yahoo.com/
MotoGP
Das Wetter in Aragòn überrascht. Derzeit kann das Warm up wegen starken Nebels nicht ausgetragen werden. Keine Ahnung was das für die drei Rennen ab 11 Uhr bedeutet.
Die gestrige Sensation war die Leistung vom angeschlagenen Valentino Rossi, der nach einem Motocross-Unfall jetzt zwei ein Rennen fehlte und derzeit nur wie auf rohen Eiern laufen kann, aber gestern wenige Minuten vor Schluss von Q2 die Pole holte. Am Ende wurde es Platz 3 hinter Teamkollege Viñales und Jorge Lorenzo, der sich durch Q1 durch kämpfen musste.
WM-Leader Marquez versaute sich eine bessere Zeit durch einen Sturz in den Schlussminuten und landete nur auf Platz #5. WM-Zweiter Dovizioso kam auf #7. Die Tech 3-Fahrer kamen beide mit der Strecke nicht zurecht. Bei Folger schien es wieder ein Problem des Zeitmanagements zu geben und Folger schien zu glauben, dass die Q1-Session eine Minute länger dauern würde.
Es ist eine Strecke reich an Linkskurven, die bei den wenigen Rechtskurven ebenso für Probleme sorgte, wie die Bodenwellen vor dem 180-Grad-Linksbogen auf die Start/Ziel.
Sonstso
Wieder zwei Spitzenspielhupen in der DEL. Heute treffen in einem Frühspiel ab 14 Uhr #4 München – #2 Eisbären aufeinander. Am Nachmittag folgen ab 16h30 #5 Köln – #1 Augsburg. Beides Telekom-Exklusiv-Spiele.
Bei der Volleyball-EM gibt es heute das zweite Spiel für das deutsche Nationalteam: Deutschland – Ungarn. Am Freitag setzte es eine knappe 2:3-Auftaktniederlage gegen Polen. Das Spiel beginnt ab 18h30 und ist in voller Länge per Stream auf tv.sport1.de zu sehen. Ab 19h15 klinkt sich SPORT1 ein.
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