Screensport Zwo: Eurosport 2 Xtra, DAZN
#tgim – Matchday
Am Samstag startete für einige Auserwählte der neue Sender Eurosport 2 Xtra mit dem Supercup zwischen dem BVB und Bayern und damit gab es auch eine Kostprobe der Eurosport-Bundesliga-Berichterstattung. Das Ganze findet unter dem Label „#tgim – Thank god, it‘s matchday“ statt – ich fürchte die Anspielung auf „TGIF“ wird außerhalb der Internetblase nicht verstanden.
Rund um dieses Label wird Eurosport verschiedene Sendungen aufziehen – am Samstag gab es die einstündige Vorberichterstattung mit Jan Henkel, Matthias Sammer und Wolfgang Nadvornik.
Alles bekannte und etablierte Gesichter. Ich hätte mir da eine Prise mehr DAZN gewünscht, die im letzten Sommer neben bekannten SPORT1-Stimmen, auch viele, viele neue und frische Leute reinbrachten und u.a. den unorthodoxen Ralph Gunesch zu einer festen Größe machten.
Die einstündige Vorberichterstattung von Eurosport war solide gemacht und war derart „safe“ und konventionell, dass sie auch ein Produkt aus dem Hause Sky hätte sein können… ja, wenn Sky diese Marktposition überhaupt noch hätte haben wollen.
Dies war im Grunde genommen die Quintessenz der Reaktionen, die ich auf Twitter bekam. Eurosport springt mit seinem konservativen Ansatz in eine Lücke rein, die entstanden ist, weil SKY mit seinen Stylisten, Körpersprachen-Experten, Wasser-Tussies, You-Tubern und Rainer Calmund in Richtung Boulevard gewandert ist. Viele begrüßen es, mit Henkel und Sammer Qualität aus der „guten alten SKY-Zeit“ zu bekommen.
Ich sehe das Risiko der Austauschbarkeit, wenn derart auf ein eigenen Stempel verzichtet wird. Dann wandert in vier Jahren, nach der nächsten Bundesliga-Ausschreibung, die Karawane weiter, ohne das ein bleibender Eindruck hinterlassen wurde. Was bleibt dann von der Investition noch bei Eurosport hängen?
Das Studio ist klein und zweckmäßig. Die Eurosport-On-Air-Grafiken sehen vielversprechend aus, sind aber zu selten zu sehen, um Marke zu machen.
Der Supercup am letzten Samstag ist ein Testlauf gewesen. In zehn Tagen, zum Bundesliga-Start, lässt Eurosport auch die anderen #tgim-Beiboote ins Wasser und dann hat man mehr Inhalte um etwas Eigenes zu kreieren.
Verbreitung von Eurosport 2 Xtra
Die Verbreitung von Eurosport 2 Xtra, dem Eurosport-Bundesliga-Sender, ist immer noch harzig. Das fängt mit den Namen an – viele sind sich nicht bewusst, dass die Bundesliga nicht auf dem normalen Eurosport 2-Sender läuft. Das geht über die neue HD+-Verbreitung weiter, bei denen nicht viele wissen, dass die HD+-Variante von Sky Deutschland eine spezielle Variante ist, die (noch?) nicht mit dem normalen HD+ und dem Eurosport-Zusatzpaket kompatibel ist.
In der Kommunikation muss man HD+ fragen, was sie eigentlich geritten hat, die Aktion mit dem kostenlosen Testabo des Eurosport-Zusatzpakets erst im Laufe des Samstags bekannt zu geben (h/t @MaxBbg), statt gleich am Donnerstag/Freitag in die offizielle Pressemitteilung zu packen. Die Aktionen wirken mit heißer Nadel gestrickt.
Die Außendarstellung in Sachen Eurosport 2 Xtra ist derzeit schlecht. In erster Linie bekommt der Konsument mit, dass bei ihm neue Aufwände entstehen (zweites Abo, mehr Kosten), er sich an einen neuen Verbreitungsweg gewöhnen muss (aktuell: so‘n Internet-Zeug oder irgendein Modul dass in den Receiver gesteckt werden muss und Kabel überhaupt nicht).
Dem gegenüber steht als einziger, kommunizierter Vorteil: 45 Fußball-Spiele. Discovery/Eurosport ist gefordert, eine akzeptable Empfangssituation herzustellen und klare Ansagen zu machen, wohin die Reise mit Eurosport 2 Xtra hingehen wird.
Wenn selbst der englische Supercup („Community Shield“) als Bestandteil des Eurosport-Players beworben wird, aber nicht von Eurosport 2 Xtra, wie am Samstag geschehen, dann verstärkt es den Eindruck, dass Eurosport zum Senderstart kein stringentes Konzept für den Sender und seine Vermarktung hat.
Es ist kompliziert…
Unterdessen hat Quotenmeter in Erfahrung gebracht, dass SKY für die Eurosport-Spiele eine zusätzliche Sendung ins Bundesliga-Programm nehmen wird. Unter dem Titel „Bundesliga Kompakt“ gibt es Freitags ab 22h30 eine bis zu zwölf Minuten lange Zusammenfassung.
Umgekehrt wird auch Eurosport in seinem Eurosport-Player samstags und sonntags Zusammenfassungen live stellen können. Wie diese konkret aussehen werden, ist noch unklar. Das Supercup-Spiel liegt jedenfalls nicht on demand vor. Verkompliziert wird es, durch unterschiedliche Nutzerführungen in den unterschiedlichen Eurosport-Varianten, die ein zielgeführtes Ansteuern „ich möchte xyz von gestern Nachmittag sehen“ erschweren.
Die offiziellen Highlight-Clip-Rechte für Online, liegen bei der Perform Group/DAZN. Und die überraschen derzeit damit, dass sie von der Zweiten Liga nur Mini-Clips von 2–3 Minuten Länge statt sechs Minuten produzieren. Auf Facebook schreibt DAZN, dass man noch an den Formaten arbeite…
DAZN Canada
DAZN Kanada wird mit BeIN Sport Nordamerika kooperieren und sich aus deren Übertragungsportfolio bedienen. Damit hat DAZN Kanada Zugriff auf Übertragungen von La Liga, Serie A, Ligue 1, Champions League, Europa League, WM-Quali-Spiele, MotoGP und Pro14-Rugby (h/t am Tippgeber via WhatsApp).
Darüber hinaus sicherte sich DAZN seine Portion am neu vergebenen Kuchen der EFL – English Football League, dem Ligaverband für Championship, League One und League Two.
Die Rechte für die neue Saison wurden in Nordamerika neu verteilt. In Nordamerika besitzt zwar BeIN Sports die Rechte für die neue Rechteperiode bis 2021/2022. Diese wurden aber, siehe oben, in Kanada an DAZN weitergereicht und in den USA wurden sie an BAMTech weitergereicht. BAMTech wiederum hat einen Deal mit ESPN abgeschlossen, die die Spiele auf ihrem Online-Ableger ESPN3 streamen werden.
BAMTech ist die Tochter der Major Baseball League und einst als technischer Stream-Dienstleister für die MLB entstanden. BAMTech ist inzwischen einer der größten und erfahrensten Stream-Dienstleister dieser Welt, u.a. mit Streaming für MLB, NHL, WWE und HBO. In Europa hat man mit Discovery/Eurosport ein Joint Venture BAMTech Europe gestartet, u.a. zum Relaunch des Eurosport-Players für Olympia 2018.
Italien: Canale+
Mitten in den Vorbereitungen für den zweiten Anlauf der Ausschreibung der Medienrechte für die Serie A, platzt die Nachricht, dass der französische Medienkonzern Vivendi gemeinsam mit seinen Tochterfirmen Canal+ und Telecom Italia den Aufbau einer neuen Pay-TV-Plattform in Italien plant. Arbeitstitel: „Canale+“
Diese neue Plattform soll von Synergie-Effekten der anderen Canal+-Ableger u.a. in Frankreich profitieren. Unklar ist, ob „Canale+“ auch in den Bieterwettkampf um die Serie A einsteigt, an dem die Perform Group/DAZN, Sky und Mediaset teilnehmen.
Reaktionen