Screensport Zwo: Eurosport 2 Xtra
Gestern sickerte es allmählich durch und wurde im Laufe des Abends offiziell bestätigt und heute morgen per Pressemitteilung dann auch besiegelt.
Discovery hat eine überraschende Lösung für seine problematische TV-Verbreitung seines Bundesligapakets gefunden.
Bislang war klar, das Eurosport einen neuen Kanal starten würde: Eurosport 2 Xtra, der zu weiten Teilen das Programm von EUROSPORT 2 übernehmen würde. Allerdings gab es noch keine Plattform, die den Sender verbreiten würde. Und so kommunizierte Eurosport bislang fleißig die eigene Stream-Plattform eurosportplayer.de als Anlaufstelle. Der Haken daran: de jure will die DFL mindestens drei von fünf Verbreitungswegen sehen. Der Eurosport-Player deckt aber nur Mobile und Online ab. Eurosport fehlte Satellit oder Kabel/IPTV (oder kostenpflichtiges DVB-T) zur formalen Erfüllung des DFL-Vertrages.
Stand bis gestern Abend: die Verhandlungen mit Sky Deutschland über eine Aufnahme des neuen Senders auf seine Plattform schlugen fehl und es konnte noch kein Vollzug für eine andere Kabel- oder IPTV-Plattform gemeldet werden.
Ich hatte erwartet, dass sich IPTV- und/oder Kabelnetz-Betreiber darum prügeln, Sky eins auszuwischen und die Chance ergreifen, sich als erste zu rühmen, den Sender und damit den Bundesliga-Spielen eine Heimat zu geben.
Variante HD+
Pustekuchen: es ist HD+ geworden. Die Satellitenplattform, die gegen eine Jahresgebühr 23 deutsche Privat-Free-TV-Sender in HD ausstrahlt. Diese startet nun mit Eurosport 2 Xtra ein Pay-TV-Plattform für Satellit.
Stand heute muss bei HD+ ein HD+-Abo (5,75 Euro/Monat) UND das Zusatzpaket „HD+ Premium“-Abo für weitere 5 Euro/Monat abgeschlossen werden. Für 10,75 Euro im Monat bekommt man Zugriff auf EUROSPORT 2 Xtra UND den Eurosport-Player(!).
Stand heute, braucht es einen expliziten HD+-Receiver. Stand heute, funktioniert es nicht in der Kombination Sky-Satelliten-Abo mit SKY-Smartcard und HD+-Option. Weder Discovery, noch HD+ noch Sky kommunizieren derzeit, ob dies ein Hardware-seitiges Problem ist oder ob dies ggf. nach weiteren Verhandlungen noch klappen könnte – wie einst die Freischaltung von MTV Germany für SKY-HD+-Abonnenten.
Eurosport scheint ferner den Gang gen Amazon Channels vorzubereiten, eine weitere Stream-Plattform. Inwieweit diese dann auch EUROSPORT 2 Xtra beinhalten, ist noch nicht klar (h/t @23goalie).
Inhalte
Los geht es ab morgen mit dem Supercup (der allerdings auch im ZDF zu sehen ist). Das Bundesliga-Paket von Eurosport umfasst die 40 Bundesliga-Spiele die Freitagabends, Sonntags um 13h30 und Montags um 20h30 übertragen werden, den Supercup und die vier Relegationsspiele zwischen Bundesliga/Zweite Liga und Zweite/Dritte Liga.
Die Vorberichterstattung wird parallel auch auf EUROSPORT1 übertragen, ebenso wie die Freitagabend-Talkshow ab 22h45.
Was hingegen auch exklusiv zu sein scheint, lt den mir vorliegenden Programminformationen, aber bislang von Eurosport überraschenderweise noch nicht als „exklusiv“ kommuniziert wurde, ist am Sonntagnachmittag der englische Supercup, der Community Shield Chelsea – Arsenal. Das lässt die spannende Frage zu, was sonst noch zu diesem Sender umverlagert wird.
Kinderkrankheit? Aktuell ist im Eurosport-Player auch der normale EUROSPORT 2-Kanal rausgeflogen und durch EUROSPORT 2 Xtra ersetzt worden – zum Bedauern der Freunde der Tour of Utah und der Straßen-EM im Radsport.
Und nu?
Wer die Eurosport-Bundesliga-Spiele sehen will, ist auf den neuen Sender EUROSPORT 2 Xtra angewiesen. Es gibt, Stand heute, zwei Wege ihn zu sehen. Man empfängt ihn via Satellit und per HD+-Abo mit Zusatzoption. Oder man abonniert die Eurosport-Stream-Plattform Eurosport-Player – derzeit 30 Euro/Jahr und auf zahlreichen Devices erhältlich.
Für alle anderen heißt es: abwarten und ein Warmgetränk der Wahl trinken. Ich glaube nicht, dass dies der letzte Abschluss ist, den Eurosport mit einem Plattformbetreiber abgeschlossen hat. Dazu fehlt das Wörtchen „exklusiv“ in der Kommunikation.
Bewertung
Ich zitiere aus einem Kommentar des Branchenblatts SPONSORs zum Thema Olympia-Sublizenzierung von Discovery. Nils Lehnebach schreibt darin:
Offenbar ist Discovery in jemand Fall auf eine Refinanzierung seiner Rechte durch Sublizenzen angewiesen. Trotz aller Verhandlungs-Härte, die gerade kommunikativ verbreitet wird, wird dies immer deutlicher. Der Sender scheint dabei auf einem schmalen Grat zu wandern. So hatte man noch Ende 2016 verkündet, von 2018 bis 2024 das “exklusive Zuhause” von Olympia in Deutschland zu sein.
Eine Aussage die im Nachhinein wohl nicht zu halten sein wird. War dies für Discovery nicht sogar abzusehen? ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann hatte diese Woche in der “Zeit” gesagt, dass der “Gesprächsfaden nie abgerissen” sei.
Zu dieser Art der Kommunikation passt eine jüngste Discovery-Inszenierung mit Michael Phelps, bei der ein Schwimm-Duell mit einem Hai angekündigt wurde. Am Ende war es nur eine Simulation.
Der Punkt „auf eine Refinanzierung seiner Rechte“ angewiesen zu sein, trifft anscheinend auch auf die Bundesliga-Rechte zu. Und dabei wurde einiges über Bord geworfen.
Sah es lange Zeit so aus, als nutze man die Probleme beim Finden einer Verbreitungsplattform, um den eigenen Player zu stärken – der immerhin vor Olympia 2018 im Rahmen eines Joint Ventures mit den US-Amerikanern von BAMTech neu gelauncht werden wird, riecht es jetzt eher nach Deals „Pay-TV-Reichweite, egal wie“. Daher glaube ich auch nicht, dass es der letzte Abschluss mit einer Plattform bleiben wird.
Steckte Druck von Seiten der DFL und ihren Sponsoren dahinter, dass man nun ausgerechnet zu einem Zeitpunkt in der alle Welt von „Cord Cutting“, dem Ende des linearen Fernsehens und dem Push von Stream-Plattformen (OTT) spricht, zum „Enabler“ für eine neue Pay-TV-Plattform auf Satellit wird und damit den eigenen Player „entmachtet“?
Aber selbst unter dem Gesichtspunkt der technischen Reichweite durch Satellitenverbreitung, fällt der HD+-Deal, Stand heute, schlecht aus. Mit dem Konstrukt über ein neues Zusatzpaket von HD+, das zudem derzeit nicht kompatibel mit der Sky-Variante von HD+ ist, schafft man eine für Otto Normalverbraucher nicht nachvollziehbare Situation. Diese dürften überfordert damit sein, wer was wann wo abonnieren kann – viele scheitern schon an der Unterscheidung zwischen „EUROSPORT2“ und „EUROSPORT2 Xtra“, die sich häufig noch nicht herumgesprochen hat.
Dies dürfte kaum dazu beitragen, dass die Abonnentenzahlen schnell in die Höhe springen, zumal Eurosport weiterhin nicht sagt, was sie mit EUROSPORT 2 Xtra vor haben. In den Olympia-Planungen wurde der Sender nicht erwähnt. Ein 10 Euro-Abo ausschließlich für die Bundesliga-Spiele, erscheint nicht wie ein attraktives Angebot. „Community Shield“ mit Chelsea – Arsenal wird in der Start-Pressemitteilung rund um HD+ vergessen.
Keiner weiß, was Sky für Angebote gemacht hat, um den Sender auf seine Plattform zu bekommen. In der Ausgangssituation, hier Eurosport mit Bundesligaspielen zu „Randzeiten“ am Freitag- und Montagabend oder in Konkurrenz zur Zweiten Liga, dort Sky mit 5 Millionen Abonnenten und einem Vermarktungskanal für Sportbar- und Gaststätten-Abos, hat Sky den eindeutig stärkeren Hebel in der Hand. Entsprechend dürfte auch das Angebot von Sky ausgefallen sein.
Nachdenklich macht es mich aber, dass es Discovery/Eurosport bislang nicht gelang, irgendeinen der Kabelnetz- oder IPTV-Betreiber an Bord zu holen. Nicht dass es nicht noch kommen könnte, aber für das Timing und die Außendarstellung ist das richtig grottig. Selbst ARENA war einst zwei Wochen vor Saisonstart, weiter als es Discovery/Eurosport heute sind.
Betrachtet man sich gesamtheitlich das Theater um die Olympia-Sublizenzierungen, das Bundesliga-Paket und die Verlängerung der Einspeiseverträge der Discovery-Sender bei Sky Deutschland und Sky UK in diesem Frühjahr, kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass Discovery bezüglich seiner Vermarktung sehr blauäugig zu Werke geht.
Guardian Football Weekly
Gestern wurde die erste Folge der neuen Season des Guardian Football Weekly-Podcasts eingespielt – eine historische Folge, weil sie erstmals ohne James Richardson (und Producer Ben) eingespielt wurde. Man konnte sich nicht auf einen neuen Vertrag einigen und Richardson ist mit Producer Ben nach elf Jahren aufgebrochen und produziert unabhängig einen neuen Podcast: „The Totally Football Show“ – Premiere am nächsten Dienstag.
Guardians Football Weekly macht nicht unerwartet mit Max Rushden als Nachfolger weiter, der öfters bereits die Urlaubsvertretung für Richardson gab. Und Rushden machte es ganz ordentlich. Es fehlt ein bisschen die Finesse von Richardson, aber gäbe es nicht den Vergleich zu Richardson, wäre man mit Rushden voll zufrieden.
Rushdens Einstieg in die erste Folge:
We have to start with this question, gentlemen. Why would someone at the most prestigious team in the world, loved by their fans, revered by their team-mates, on big money have their head turned by an inferior less-established team right before the start of the season?
ZehnKommaNull auf der Finesse-Skala.
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