Screensport am Freitag

First things first. Wer gestern in Sachen Sportmedien nicht unterm Stein gelebt hat, wird es mitbekommen haben: die Premier League-Übertragungsrechte für Deutschland, Österreich und (nonexklusiv) Schweiz wurden gestern vergeben. Die Rechte wandern im Sommer 2016 von SKY Deutschland zu Perform/spox.com.

Es sickerte gestern Mittag durch, als ein Redakteur des Branchenblatts Sportbusiness en-passant über die Vergabe der PL-Rechte in einigen europäischen Ländern schrieb und als Randnote den Wechsel in Deutschland bekannt gab. Knapp eine Stunde später machte Perform per Tweet den Wechsel offiziell und in einem Anfall von seit dem Sommer noch nicht gekannter Kommunikationsfreude gab es sogar. Eine. Pressemitteilung. Von! Perform!

Was? Wohin wandern die Rechte?

Zu Perform und der ominösen OTT-Plattform („Over the top“ – bezahlpflichtiges Stream-Abo) an der Perform seit dem Sommer bastelt. Für zirka 10,– Euro/Monat will man in Deutschland, Österreich und Schweiz einen bunten Strauß an Live- und On-Demand-Sport anbieten. “Die Branche” geht derzeit von einem Start der Plattform im August 2016 aus (als früherer Start könnte sich IMHO vielleicht die Jubiläums-Copa America anbieten, deren 100te Ausgabe ausnahmsweise in den USA ausgetragen wird und im Juni startet).

Wohin? Perform?

Perform ist die Mutter u.a. von spox.com, goal.com und sportal.de. Als börsennotiertes Unternehmen fuhr man 2011 bis 2013 einen Expansionskurs und kaufte Unternehmen aus dem Sportumfeld auf. Die in Deutschland bekanntesten Aufkäufe aus der Zeit, sind der Statistikanbieter Opta und spox.com. Perform ist hinter The Sportsman Group/Laola1.tv der zweitgrößte Produzent von Sportstreams (vor allem für Wettanbieter) und verbreitet Sportcontent via Text und Bewegtbild (Omnisport) auf etlichen eigenen und fremden Websites.

Die Expansionspolitik zahlte nicht schnell genug zurück. Nach einer Gewinnwarnung Ende 2013 wurde eine Vollbremsung getätigt: Sparmaßnahmen, Entlassung und bessere Integration all der unterschiedliche Zukäufe in den Gesamtkonzern. Im März 2014 wurde die komplette deutsche Geschäftsführung ausgetauscht. Im Sommer/Herbst 2014 wurde das börsennotierte Unternehmen vom US-Miliardär Len Blavatnik übernommen und kurze Zeit später von der Börse genommen.

Tiefflieger Perform

Dann wurde es recht still um Perform. Irgendwann kam der Sommer 2015. Zahlreiche Übertragungsrechte von SPORT1 und Sportdigital liefen aus. Keines der beiden Unternehmen gelang es die Rechte zu verlängern – ohne das ein Käufer für die Rechte bekannt wurde. Nur langsam kamen Gerüchte auf, dass es Perform sei, die da dran wären.

Aus dem Gerücht wurde Gewissheit. Irgendwann kam “in der Branche” das Nicken “yep, es ist Perform” – Perform ging weiterhin nicht an die Öffentlichkeit.

Und so sammelte Perform Recht um Recht. Mit dem Erwerb eines großen Rechtepakets des Rechtehändlers MP Silva für Ligue 1, Serie A, Jupiler League und SPL ging es zuerst SPORT1+ und Sportdigital an die Substanz. Mit dem Erwerb der Primera Division wurde Laola1.tv/Sportsman Group ein jahrelang gehaltenes Premiumrecht weggenommen. Mit dem Erwerb von Rechten an NFL und NBA ging es zum zweiten Mal gegen einen Tochtersender von SPORT1, diesmal SPORT1 US. Und jetzt ging es mit den Premier League-Rechten gegen SKY.

Aufgrund seines undurchsichtigen Verhaltens, flog Perform lange Zeit unter dem Radar – dies dürfte beim Premier League-Rechteverlust von SKY auch eine Rolle gespielt haben.

Was am Ende bei allen Unterlegenen blieb, ist das Staunen über die Preise die Perform für die Rechte zahlt. Es ist die Rede von jeweils einer Verdoppelung oder Verdreifachung gegenüber der Preise die für die vorige Rechteperiode bezahlt wurden. Auch bei der Premier League. SKY Deutschland soll ausgestiegen sein, weil Perform einen Preis bot, der deutlich oberhalb von 10 Mio Euro gewesen sein soll und von dem SKY nicht glaubt, dass er wirtschaftlich irgendwie vermittelbar sei.

Was ist das Endspiel?

Wozu das alles? Der Status Quo ist nicht “das Endspiel” von Perform. Die Versendung eines Teils der Rechte über spox.com for free, ausschließlich finanziert über Display Ads auf der Websites und Werbung im Stream, ist nur ein Zwischenzustand bis zum nächsten Sommer. Ebenso die Sublizenzierung eines Teils der Rechte für ein bzw. zwei Jahre an SPORT1+, SPORT1 US, Laola1.tv und Telekom Basketball An belgischer Jupiler League und schottischer SPL hat man so wenig Interesse, dass man sie gleich komplett an Sportdigital und SPORT1+ sublizenziert, ohne sie selber zu verwerten.

Gestern fiel die Zahl “50 Millionen Euro” – das soll der Gesamtwert der Rechte sein, die Perform in diesem Sommer eingekauft hat. Der genaue Zuschnitt, wie diese Rechte über die “OTT-Plattform” in Deutschland/Österreich/Schweiz verwertet werden soll ist nicht bekannt – und trotzdem habe ich noch keine Person getroffen, die glaubt, das Perform mit einem 10-Euro-Abo, dies über drei oder vier Jahre wieder einspielen kann. Dazu wird der Markt in Deutschland für nicht groß genug gehalten. Auch die Dealer-Mentalität “erst anfixen, dann verteuern” soll nicht ausreichend sein.

Unterm Strich: die Rechtepakete lassen sich nach Auffassung von Branchenbeobachtern nicht innerhalb der Rechteperiode von drei bis vier Jahren refinanzieren. Perform schreibt also minimum drei bis vier Jahre rote Zahlen um einen Abostamm aufzubauen – und muss dann beim Erneuern der Rechte in drei bis vier Jahren noch einmal tief in die Tasche greifen.

Das “Endspiel” muss also was anderes sein. Und darüber wird derzeit in der Branche spekuliert.

Einige Spekulationen: “Endspiel” impliziert in Deutschland automatisch irgendwas mit Bundesliga. Für ein großes Paket in der kommenden Ausschreibung, erscheint mir das noch zu früh. Nach dem ARENA-Reinfall, dürfte die DFL vorsichtig sein, einem neuen Anbieter, der zudem ausschließlich im Internet agiert, ein substantielles Paket zu geben. Aber für die darauf folgende Rechteperiode (die dann ggf Anfang 2019 vergeben würde)…?

Es fällt, nicht nur als Twitter-Spekulatius, auch der Name “BeIN Sports”. Bereitet Perform nur den Boden für einen Markteintritt des katarischen Medienkonzerns 2019/2020 vor? All zu viele Verbindungen zwischen Blavatnik und Katar lassen sich nicht finden.

Die Suche nach dem “Endspiel” von Perform, ist noch Rumstochern im Nebel.

Sport-Scheinriese SKY

SKY Deutschland-Chef Carsten Schmidt sagte letzten Oktober in einem Interview gegenüber der FAZ: „Als Gruppe können wir allein im Jahr 2015 über 6,5 Milliarden Euro in Programminhalte investieren. Damit sind wir Nummer eins in Europa.“.

Es war vielleicht wirtschaftlich sinnvoll, bei den Preisen von Perform nicht mitzugehen, aber unterm Strich bleibt damit ein zweites Halbjahr, bei dem SKY im Sportbereich zwei sehr, sehr empfindliche Niederlagen einstecken musste. Das Bemühen einen Teil der Formel 1-Rechte nach Vorbild der Pay-TV-Schwestern in Italien und Großbritannien exklusiv zu bekommen, ist ebenso gescheitert, wie nun die Premier League in der Ära Klopp-Schweinsteiger-van Gaal-Özil-Mertesacker.

Was diese beiden Niederlagen um so schlimmer macht: bei beiden TV-Rechten hatte SKY als paneuropäischer Pay-TV-Sender die Hebel in der Hand. Die Formel 1 liegt in Großbritannien und Italien bei den Sky-Schwestern. Die Premier League liegt in Großbritannien und Italien bei den Sky-Schwestern.

Es ist schlichtweg Wahnsinn, das Sky UK im Frühjahr die britischen Premier League-Rechte für fast zwei Milliarden Euro pro Saison holt, und es nicht gebacken bekommt, ein Vorkaufsrecht für seine deutsche Tochter einzupreisen – um es dann in Deutschland an fünf bis zehn Mio Euro scheitern zu lassen. Dafür gehören die Verantwortlichen bei Sky stundenlang geohrfeigt und das Lachen von Perform kann man bis nach Hamburg hören.

Wirtschaftlich war die Entscheidung von SKY Deutschland vielleicht sinnvoll, aber Meilen weit weg, von der Selbstdarstellung die SKY und Carsten Schmidt (s.o.) ansonsten gerne geben – als vor Kraft strotzender paneuropäischer Pay-TV-Gigant. Im Sportbereich stagniert SKY seit dem Übergang von Brian Sullivan zu Carsten Schmidt in diesem Sommer. Und Formel 1 und Premier League zeigen, dass der Konzern in etlichen Bereichen noch nicht ausreichend in Synergien denkt.

Was bleibt, sind sehr heftige Kratzer für SKY Deutschland und Carsten Schmidt.

Wundenlecken für SKY

Ich gebe zu, dass mich einiges dazu hinzieht, nun zu schreiben, dass SKY bei den Bundesliga-Rechten erst recht “All-In” gehen wird. Aber das ist natürlich Unsinn. Da stimmen einfach die Dimensionen nicht. Der Verlust eines 10+x-Millionen-Rechts dürfte kaum etwas an der Handlungsweise ändern, mit der man an den Erwerb eines 600-900 Millionen-Rechtes herangeht.

Es gibt nun drei Optionen. Erstens: mit Perform Verhandlungen über Sublizenzierung starten. Zweitens: das für die Premier League vorgesehene Budget woanders investieren. Drittens: nüscht tun.

Zu Erstens: Carsten Schmidt, Roman Steuer und Burkhard Weber gehören für mich zu den Verfechtern von “Leuchtturmsport”. Einige, wenige große Sportevents, die aber so exklusiv wie möglich zu haben. Nichts ist diesen drei SKY-Entscheidern fremder, als etwas zu sublizenzieren. Sollte SKY sich wirklich dazu herab bewegen bei Perform zu sublizenzieren, würde das noch einmal den Schmerz verdeutlichen, den die gestrige Schlappe hinterlassen hat. Dazu die Frage: warum sollte Perform sublizenzieren wollen? Oder anders gefragt: kann eine Sublizenzierung für SKY kosteneffizienter sein, als es das Investment für das komplette Paket gewesen wäre? Dazu fehlt zumindest mir aktuell die Fantasie für.

Zu Zweitens: in andere Rechte investieren. Die SKY SPORT-Kanäle sind erbärmlich gefüllt und verlieren damit an Content. Zumindest bei den Sportkonsumenten dürfte der Wegfall der Premier League auch einen Imageschaden bedeuten. SKY könnte sich veranlasst sehen, da was gegen zu setzen.

Mal gucken was auf dem Markt ist.

…

Äh, ja. Genau.

HBL liegt bis Sommer 2017 bei SPORT1, inklusive Erstverhandlungsrecht für SPORT1. DEL läuft zwar im Sommer aus, aber die Sportsman Group/Servus TV sollen eine Option ziehen können.

ATP soll erst 2017 frei werden. WTA soll erst 2017 frei werden. Alle nennenswerten europäischen Fußball-Ligen sind weg. Ob noch irgendwas vom UEFA-Quali-Vertrag (zB für die WM-Quali ab 2016) zu haben ist, ist nicht bekannt. Bei Kabbadi wär’ vielleicht noch was zu deichseln.

Womit wir zur dritten Option kommen: nüscht.

Es sieht so aus, als könne ich wieder meinen Spruch von den “Tumbleweeds” im SKY Sportprogramm hervorholen. Bundesliga, CL, DFB-Pokal, Golf, Wimbledon, Handball-CL und non-exklusive Formel 1.

Die Frage ist aber, wie lange kann man die Leuchttürme Bundesliga, CL und F1 melken? Wann hat man alle Bundesliga- und CL-Interessierten abgeschöpft und wie baut man im Sportbereich neue Wachstumschancen auf?

Dass die Premier League eher maue Zuschauerzahlen bei SKY holte, ist nicht für die Premier League ein Problem. Meiner Meinung nach, zeigt sie eher ein Defizit von SKY auf, dass der Sender seit Jahren nicht gelöst bekommt: sich im Sport abseits der Bundesliga wirklich unverzichtbar zu machen und eine Kompetenz aufzubauen. Das aktuelle Fallbeispiel ist die Handball-CL, die weiterhin eine eher übersichtliche Resonanz und Strahlkraft hat, obwohl die Spiele durchaus spannend sind.

Es sieht so aus, als müsste die „Nummer eins in Europa“ (O-Ton: Schmidt) in der Vermarktung noch mehr als sonst, auf seine Partnersender und Konkurrenten setzen … jene Sender, die voraussichtlich im nächsten Sommer etliche Sublizenzen wieder an Perform abgeben müssen.

SKY Deutschland hat da im Sportbereich in diesem Jahr gewaltig was verkackt und ich sehe nicht, wie SKY vor 2017 wieder die Zügel in die Hand bekommt.

Spocht von heute

Hurtig durch den Sport von heute. In der Tischtennis-Champions League wird heute der fünfte von sechs Spieltagen der Gruppenphase ausgetragen. Laola1.tv streamt ab 14h20 fünf Spiele, u.a. 14h20 Saarbrücken in Orenburg und 19h Werder gegen Eslovs Al Bordtennis und Borussia Düsseldorf gegen Chartres. Alle drei deutschen Teams spielen heute gegen den Tabellenführer ihrer Gruppe, wobei Saarbrücken und Werder knapp unterm Qualifikations-Strich sind.

Sportdeutschland.tv überträgt ab heute die Spiele des deutschen Floorball-Nationalteams bei der Frauen-WM in Finnland. Heute geht es ab 14h30 gegen Schweden. Am Sonntag um 12h15 gegen Lettland und am Montag um 14h30 gegen Tschechien. Floorball ist eine Art Hallen-Hockey-Variante.

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Ski Alpin geht an diesem Wochenende in Nordamerika weiter. Vorteil für den europäischen Zuschauer: die Männer-Rennen in Beaver Creek und die Frauen-Rennen in Lake Louise, laufen am Vorabend oder zur Prime Time. Alle Rennen werden auf den Eurosport-Kanälen und im Stream auf zdfsport.de übertragen. Heute z.B. die Abfahrt der Männer ab 18h30 und der Frauen ab 20h15.

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In der Basketball-Euroleague hat Bayern durch den Auswärtssieg bei Khimki Moskau einiges wieder gerade rücken können, was man durch die überraschende Heimniederlage gegen Roter Stern versiebt hat. Sieht aber vom Tabellenplatz besser aus, als von der Bilanz. In der Gruppe A haben von Platz 2 bis Platz 6 alle fünf Teams drei oder vier Siege. Real gelang gestern ein wichtiger Sieg gegen Fenerbahce.

Bayern spielt heute ab 20h30 in Straßburg. Beide Teams stehen bei 3-4 und Straßburg hält sich besser als erwartet. Zuhause haben sie noch nicht verloren. Auch nicht gegen Fenerbahce und Real!

Sektion Leder

Die Dritte Liga startet heute mit einem Spitzenspiel – worauf man als Nicht-Drittliga-Hardcorefan kommen würde, wenn man die Begegnung Sonnenhof Großaspach – Dynamo Dresden liest. Ab 19 Uhr per Stream auf swrmediathek.de.

Dynamo hat zwar als Tabellenführer zehn Punkte Vorsprung auf den Zweiten Sonnenhof Großaspach, hat aber zuletzt nur drei Punkte aus drei Spielen geholt.

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Das Freitagsspiel der Bundesliga ist Schalke 04 – Hannover 96. Schalke zuletzt mit fünf Spielen ohne Sieg, während Hannover aufsteigende Tendenz zeigte. Gegen Gladbach legte man eine exzellente zweite Halbzeit hin, verlor aber trotzdem. Ingolstadt wurde dann eine Woche später mit 4:0 demontiert.

Bei Schalke 04 kehrt der rotgesperrte Johannes Geis wieder zurück.

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Die Serie A legt ausnahmsweise wieder ein Freitagsspiel hin – wohl Konsequenz des CL-Spiels von Juve nächsten Dienstag. Lazio – Juventus ab 20h45 auf spox.com. Spox bringt beim Anteasern den etwas bemühten Ansatz “Klose gegen Khedira” – Sami Khedira ist wg. Verletzung gar nicht erst nach Rom gereist.

Beide Trainer sind in dieser Saison nicht unumstritten. Juves Max Allegri hat sich etliche Wochen heiße Ohren eingefangen, weil Juve nach dem Umbau durch Abgänge und Neuzugänge, lange brauchte um in Tritt zu kommen. Nun ist man in der CL Tabellenführer und klettert in der Serie A nach fünf Siegen in sechs Spielen auf Platz 5.

Anders bei Lazio. Fünf Spiele ohne Sieg. Keinen Sieg im November. Ein CL-Platz ist schon zehn Punkte weit weg. Die Einschläge nähern sich Stefano Pioli. Es werden erste potentielle Nachfolger von den Medien in den Topf geschmissen.

Die vielleicht beste Nachricht für Pioli vor dem Spiel: Juves Paul Pogba fehlt wg. Rotsperre. Für Juve unschön, weil es in dieser Saison so lange gebraucht hatte, um ein vernünftig ausbalanciertes Mittelfeld rund um Pogba zu etablieren.