Captain Obvious’ Bundesliga-Vorschauer 2013/14
Ich glaube nicht, dass sich diese Bundesliga-Saison sehr viel anders anfühlen wird, als die letzte Saison. Okay, statt zehn Monate Jupp Heynckes-Abschiedsschmerz, wird zehn Monate lang Verblüffung über das gute Deutsch und die schicken Hemden von Pep Guardiola herrschen.
Aber im Prinzip werden die Bayern davonrennen, drei Vereine dahinter alle Füße voll zu tun haben, um den Anschluss zu halten, zwei weitere Vereine an den Europapokal andocken. Dahinter wird es dann bis Platz 17 eine einzige Suppe geben, bei der sich die Platzierungen nicht aus eigener Stärke ergeben, sondern welches Team seltener aufs Maul fällt. So wie letzte Saison: ab Platz sieben wird die Tordifferenz rot. Mit der Einschätzung scheine ich, so wie ich es inzwischen bei Sportradio360 gehört habe, auf einer Linie mit den Herren Dittmann und Selldorf zu liegen. Nennt mich Captain Obvious.
Top Eins
Bayern München – Sorry. Laaaaangweilig. Ich kann mir durchaus etliche Sollbruchstellen bei den Bayern vorstellen, der unter Pep gute Chancen hat wieder zum FC Hollywood zu werden – aber mir fallen dann auch gravierendere Problemstellen bei den anderen Vereinen ein. Insofern kann ich nicht anders als die Bayern auf Eins zu setzen.
Die Thiago-Personalie finde ich insofern nicht ganz so überzeugend, weil als Kollateralwirkung des Transfers etliche Probleme im Kader entstehen können (ungeachtet der aktuellen Verletzungssituation). Martinez, Schweinsteiger, Thiago, Kroos, Boateng, Gustavo, Badstuber, Dante. Das sind ein büschen viele Leute für 5, 6 Position, die entweder für starke Rotation oder im Jahr vor der WM ziemlich unzufriedene Leute sorgen werden. Auch gegenüber den Jungen, wie z.B. einem Höjbjerg, sieht das nicht gut aus, wenn er trotz guter Kritiken einen fast eben so jungen 40 Mio-Transfer vor die Nase gesetzt bekommt. Also doch Schweinsteiger in 2-3 Jahren absägen?
Weiter vorne sieht es nicht anders aus. Kroos, Götze, Ribéry, Mandzukic, Robben, Müller und im Hinterkopf ein Lewandowski vielleicht im Anflug. Sechs Mann für vier Positionen und alle gieren nach Einsatzzeit.
Hat Guardiola ein Gespür, wie er mit Bayern-Lieblingen Schweinsteiger und Badstuber umzugehen hat? Heynckes hat’s exzellent zu managen gewusst. Sowohl nach innen zu den Spielern, als auch zu den FCB-Entscheidern. Die wochenlangen, dramatischen Abschiedsszenen, bis hin zum japanischen Karpfen haben Bände gesprochen.
Kann es zu einem Szenario wie einst bei van Gaal kommen, dass er aufgrund seine Konflikte mit FCB-Entscheidern bereits im November kurz vor dem Abschuss steht? Ich glaube nicht. Ich glaube mit Guardiola hat sich Bayern auf eine derartige Fallhöhe gehievt, dass Guardiola im ersten Jahr unkündbar ist.
Aber nach einem Jahr TikiTaka-Gedaddel kann die Welt anders aussehen. Zumindest die Hardcore-Fanszene ist jetzt schon nicht glücklich, mit oder ohneGuardiola [“Vorbild Barcelona”/SZ, Rafa Honigstein “Does a Bayern-Dortmund duopoly await?”]
Top Zwei
Borussia Dortmund – Der Aufstieg des BVBs der letzten Jahre kulminierte zu der vielleicht wichtigsten Spielzeit des BVBs letzte Saison: europäischer Durchbruch und seine Marktlücke an der Seite (bzw. knapp dahinter) der Bayern finden. Die Kommunikation, der Klopp, der Zorc, der Kader und die Spielweise sind inzwischen zu einer Marke geworden, die man so nicht mehr leicht auseinander dividieren kann – vergleichbar mit “Mia san mia”-Bayern.
Nach dem Verlust von Spielern wie Barrios, Kagawa, Sahin oder Götze war ich mir nicht sicher ob sie es kompensieren können. Aber trotz des Verlustes von solchen Schlüsselspielern Saison um Saison, ist das Look’n’Feel des BVBs unverändert. Agressiver, mutiger, vorwärtsorientierter Fußball. Klopp zeigte sich in einem großartigen Interview mit der NZZ ziemlich bewusst, wie er versuchen muss, diese Werte beizubehalten, bei inzwischen komplett verändertem medialen Umfeld. Der “China-Kopie-Skandal” scheint Klopp durchaus getroffen zu haben.
An einer Personalie wie Aubameyang, kann man ablesen wie es funktioniert: Veränderung trotz gleicher Werte. Er besitzt die vom BVB gewohnte fußballerische Frechheit, bringt aber mit seiner Geschwindigkeit plötzlich eine ganz andere Variante in das BVB-Angriffsspiel, als es bei Reus, Götze oder Lewandowski bislang der Fall war.
Ich halte den Kader noch nicht für tief genug um mit den Bayern in einer Bundesliga-Saison mithalten zu können. Ich bin noch nicht wirklich von Sokratis als Defensiv-Allround-Ersatz überzeugt und ob Großkreuz noch etliche weitere Monate hinten rechts als Piszczek-Ersatz funktioniert…
Top Vier
Schalke 04, Bayer Leverkusen – Vom Kader ist Schalke 04 für mich die drittbeste Mannschaft. Ich bin aber noch nicht überzeugt, dass Jens Keller die PS auf den Rasen bringen wird.
Leverkusen hat auch einen sehr guten Kader, aber die große Unbekannte heißt Sami Hyypiä. Hyypiä besitzt etliche sehr junge Spieler, die Führung brauchen, um sich weiter zu entwickeln, Stichwort Son (21 Jahre), Öztunali (17), Can (19), Stafylidis (19), Prrey (19). Ist Hyypiä wirklich das komplettere Paket als Sascha Lewandowski? Kann Hyypiä in seinem zweiten Jahr als praktizierender Trainer bereits mit so einer jungen Truppe umgehen?
Top-Europapokal
VfL Wolfsburg, 1899 Hoffenheim – Hallohallo, es spricht der Gisdol-Fanboy. Markus Gisdol zieht seinen zum Ende der letzten Saison begonnenen, kompromisslosen Kurs fort und bringt das Projekt Hoffenheim wieder dorthin, wo es mal unter Rangnick sich versuchte zu etablieren: junge Spieler zusammenführen, daraus eine offensive, schnelle, attraktive Mannschaft formen. Warum sollte Gisol, was er in nur neun Spieltagen umgebogen hat, nicht über einen kompletten Sommer, mit voller Entscheidungsfreiheit, nicht zu einem guten Ergebnis fortführen können.
Die Übergangsschmerzen sind noch nicht überwunden, solange noch die “Trainingsgruppe II” zum Rausmobben der in den Vorjahren eingekauften, älteren Spielern besteht. Aber Gisdol und Rosen ziehen aus dem kleinen Kaff Hoffenheim/Sinsheim einen Standortvorteil und setzen ihre Änderungen so gnadenlos durch, wie es vielleicht an keinem anderen deutschen Bundesligastandort möglich wäre.
Wolfsburg hat einen ziemlich souveränen Auftritt im DFB-Pokal in Karlsruhe gehabt. Wolfsburg und Hecking, das ist in gewisserweise ein “Culture Clash”. Schöngeistiger Eventfußball trifft auf Arbeiter.
Daran hatte Hecking letzte Saison mehr zu nagen gehabt als ich dachte – aber ich hätte auch gedacht, dass er stärker den Kader durchwirbeln würde. Dass ein Diego im Sommer 2013 in Wolfsburg in die nächste Bundesliga-Saison gehen würde, hätte ich nicht gedacht.
Absteiger
Eintracht Braunschweig – Machen wir uns nichts vor: die Wahl von Eintracht Braunschweig zum Top-Abstiegskandidaten hat viel mit meiner Ignoranz gegenüber den Eintracht-Spielen in der Zweiten Liga zu tun, gepaart mit schlechtem DFB-Pokal-Auftritt und der mangelnden Vorstellungskraft, dass Braunschweig mit seinen Ressourcen was reißen könnte.
Ein anderer Aspekt ist die Liste der anderen potentiellen Absteiger : Hmm… die haben alle schon Erfahrung wie man den Kopf aus der Schlinge zieht. Bis auf Hertha und Hertha mit Luhukay … siehe unten…
Der Rest
Ja, richtig gelesen. Die anderen zehn Vereine werden den Rest irgendwie unter sich ausmachen. Dabei wird es so turbulent zugehen, dass ich darüber schlichtweg keine Prognose abgeben möchte. Zum Rückrundenstart lagen letzte Saison zwischen Platz 7 und 15 nur sechs Punkte, am Ende waren es 15 Punkte.
In aller Kürze von Verein zu Verein gehüpft.
Absteigertipp de jour ist Werder Bremen nach einer Reihe von schwachen Vorbereitungsspielen und DFB-Pokal-Ausscheiden in Saarbrücken. Nicht bei mir. Ich habe dann doch soviel Vertrauen in Robin Dutt, dass er es packt. Ich fürchte das Dutt recht lange für den Umbruch brauchen wird und die Hinrunde in Abstiegsnähe beenden wird, aber dann das Werder-Mittelfeld zumindest in der Defensivarbeit hinreichend fit bekommen hat um den Klub zu stabilisieren.
Hört man sich die Werder-Podcasts an, gibt es etliche Baustellen. Am besorgniserregendsten ist vielleicht die Lethargie der Spieler auf dem Platz. Die Mannschaft wirkt phlegmatisch und versteht es nicht sich zu wehren. Dutt scheint sich dem bewusst zu sein und versucht die Mannschaft enger an die Fans anzudocken. Sowohl im DFB-Pokalspiel als auch im Testspiel in Essen, hat er die Spieler nach Spielende explizit zu den Fans geschliffen.
Eine zweite Baustelle ist der Sturm. Alle mögen den Nils Petersen, aber alle fürchten das Petersen kein Spieler ist, der einen Ball behaupten und pfannenfertig auflegen kann. Akpala ist als Grobmotoriker abgestempelt, Arnautovics Konto ist eigentlich schon jenseits des dispowürdigen Bereiches überzogen und die Tränen die ihm nachgeweint werden, sind nicht zahlreich. Bleibt die Hoffnung auf den 20jährigen Niclas Füllkrug, der aber noch Zeit zur Entwicklung braucht.
Als dritte Baustelle entpuppt sich immer mehr Torwart Sebastian Mielitz, der mit seinen Klamauk-Einlagen in Saarbrücken gleich einmal seinen Ruf als Calamity-Basti festigte. Auch hier ist die Lunte bei den Fans extrem kurz geworden.
Und schließlich die Schicksalsgemeinschaft Dutt und Eichin. Dutt muss nach dem Leverkusen-Flop etwas in eigener Sache tun. Obwohl man Eichin m.E. nichts vorwerfen kann, so scheint er sehr schnell Kritik anzuziehen. Es ist selten konkrete Kritik, sondern eher so ein diffuses Unwohlsein. Das Standing von Eichin fühlt sich schwächer an, als die Arbeit die er bislang abgeliefert hat. Kippt Dutt sehr schnell, wird auch Eichin wackeln. Wackelt Eichin, wird es auch für Dutt schwer.
Bei der Hertha BSC wird es auf zwei Möglichkeiten hinauslaufen: Luhukay kollabiert wie es schon einmal in Gladbach der Fall war und fährt den Laden bis November komplett gegen die Wand oder aber er führt die Berliner ins Gelobte Mittelfeld.
In Berlin hört man einigen Optimismus was Kader- und Trainerqualitäten angeht. Bis auf Baumjohann wenig namhaftes dabei, aber Luhukay wird’s richten.
Viele Zweifel hört man, ob Luhukay in der Berliner Medienlandschaft wird ruhig arbeiten können. Sollte die Frage nicht eher gestellt werden, ob es Sportdirektor Preetz sich leisten kann, Akionismus zu zeigen, nachdem der Verein mit Babbel, Eheproblemen, Skibbe und Rehhagel auf sensationeller Art und Weise in die Zweite Liga katapultiert wurde? Ich glaube Preetz wird heuer relativ lange in Deckung bleiben.
Freiburg wäre für mich eher eine Mannschaft, die ich als Absteiger benennen würde. Was da Freiburg in Neustrelitz abgeliefert hat, war offensiv im Grunde genommen eine Bewerbung um den Friedensnobelpreis.
Die Abgänge waren in diesem Sommer brutal und der Auftritt beim DFB-Pokal lässt befürchten, dass Freiburg in ein so tiefes Loch fällt, dass es zu spät sein könnte, wenn Streichs Methoden greifen. Vorallem wenn man bedenkt, dass die Freiburger noch zusätzliche Watchen aus der Europa League kassieren könnten.
Und wenn Streich Freiburg diese Saison einigermaßen klar aus den Abstiegsplätzen raushält, dann brauchen wir uns nicht mehr über die Wahl zum Trainer des Jahres unterhalten, selbst wenn sich Pep nackig und mit Gladiolen auf dem Marienplatz hinlegt.
Der Hamburger SV hat sich ganz dem System Fink unterstellt. Finks Sportdirektor. Finks Spieler. Finks Mannschaft. Das war eine grundsätzliche Entscheidung die der HSV mit der Entlassung Arnesens gefällt hat und die sich verargumentieren lässt (deren Argumentation man aber nicht folgen muss…). Mit dieser grundsätzlichen Weichenstellung sollte man Fink und Kreuzer auch einige Kilometer Reisezeit geben – daher ist es mir relativ wurscht was bis dato war und ob der HSV sich gegen einen Fünftligisten der sich mit zwanzig Mann vor dem Tor verschanzt hat, schwer tat. Die Uhr fängt erst am Sonntag an zu ticken.
Aber an dem Punkt möchte ich eine Spielidee sehen, die sich substantiell von der Spielidee der Rückrunde (also den Nullpunkt) weiter entwickelt hat. Bei all den Neueinkäufen, scheint es auf eine Startelf hinauszulaufen, bei der nur Sobiech als Neuer reinkommt – die Mannschaft sollte sich kennen und “Uneingespieltheit” als Argument nicht ziehen.
Eine der interessantesten Personalien ist übrigens Artjoms Rudnevs. Rudnevs war, bei aller Limitiertheit die man ihm vorwerfen könnte, in seiner ersten Bundesliga-Saison Co-Torschützenkönig des HSVs mit 12 Toren. Trotzdem schien er von Fink im Sommer eher links liegen gelassen zu werden, zugunsten von Zoua. Ich hatte Angst, dass es dem Letten nicht gut bekommt, aber er lässt sich nicht weiter dadurch irritieren und hat im DFB-Pokal das 1:0 und 2:0 geschossen.
Eine weitere interessante Personalie ist Oliver Kreuzer, der Sportdirektor, der eine sehr offensive Kommunikationspolitik führt. Anders formuliert: sehr redefreudig. Die Bundesliga-Saison hat noch nicht begonnen und Kreuzer hat der Mannschaft bereits dreimal einen verbalen Einlauf in den hiesigen Zeitungen verpasst. Wie es um den Patronengürtel von Kreuzer bestellt? Zumal es mit jeder weiteren Woche ohne Nicht-Verkauf aus dem Kader der Altlasten (Kacar, Mancienne, Scharner), ein immer größeres Auseinanderklaffen zwischen verbaler Offensive und dem getätigten Job gibt.
Siehe oben, Dutt/Eichin. Fink/Kreuzer sind eine ähnliche Schicksalsgemeinschaft. Dank Kreuzer wird Fink nicht vor der Winterpause anfangen zu wackeln.
Die Königspersonalie des VfB Stuttgart heißt Bruno Labbadia. Im Sommer hat der VfB Stuttgart per Mitgliederversammlung im Hintergrund einige Aufräumarbeiten geleistet: altes Wappen zurückgeholt (für die Saison 14/15), neuen Präsidenten und das Aufsichtsratsmitglied Hundt los geworden. Bei Bobic ist man sich noch nicht sicher. Der Durchfluß der Jugendspieler nach oben ist noch unbefriedigend. Aber der Knackpunkt bleibt die Spaßbremse Bruno Labbadia, der in der Aufbruchstimmung wie ein Klotz wirkt und den VfB Stuttgart auch so spielen lässt, wenn man sich die Europa League-Auftritte nicht nur dieser Saison ansieht.
Bei den VfB-Fans scheint es zwei Saisonziele zu geben: eines mit und eines ohne Labbadia. Letzteres liegt etliche Plätze höher…
Mainz 05 wird es schwer haben. Im Hinterkopf ist noch die letzte Rückrunde, als man ab Februar nur einen einzigen Sieg einfahren konnte und in der Tabelle von Platz 5 auf Platz 13 abrutschte. Gerüchteweise wurde Tuchel taktischer Aktionismus vorgeworfen, den seine Spieler nicht mehr mitgehen wollten.
Im Kader gab es massive Wechsel: Ujah, Szalai, Risse, Ivanschitz, Caligiuri und Kirchhoff raus. Moritz, Polter, Geis, Koch, Okazaki, Schahin und Park rein.
Das Ding hat Potential zum Totalschaden zu werden. Wenn Tuchel durch diese Saison durchkommt, ist er ein Guter.
Bei den Tippspielen hat die Frage nach der ersten Trainerentlassung enorm an Popularität gewonnen. Mein Tipp ist dabei Armin Veh von Eintracht Frankfurt. Nicht das ich Heribert Bruchhagen zutrauen würde, bereits im November im Blutrausch mit der Axt zu schwingen, aber Armin Veh hat eine aufgedruckte Halbwertszeit, nach der er anfängt eine Mischung aus Selbstmitleid und Bocklosigkeit auszustrahlen.
Anderthalb Jahre in Fürth, dreieinhalb Jahre in Reutlingen, anderthalb Jahre in Rostock, ein Jahr in Augsburg, zweieinhalb Jahre in Stuttgart, ein halbes Jahr in Wolfsburg, ein dreiviertel Jahr in Hamburg. In Frankfurt sind es aktuell zwei Jahre.
Unterm Strich war die Eintracht-Transferpolitik nur einen Bendtner-Transfer davon entfernt, einen sensationellen Umschwung in der Denkweise von Bruchhagen zu manifestieren. Aber ohne Bendtner halten sich die Transfers in Grenzen (Flum 2,2 Mio). Bleibt die Frage ob Frankfurt aus eigener Kraft die Offensivprobleme lösen kann.
In einer eh an Überraschungen nicht armen Bundesliga, droht Hannover 96 die komplette Überraschungsbox zu werden. Neuer Sportdirektor und Trainer Slomka mit mehr Ellenbogenfreiheit. Ein Kader der um einige Spieler wie Pinto, Djourou, Chahed, Abdellaoue oder Koka Rausch ärmer geworden ist.
In der Big Show 113 erklärten sowohl Kai Dittmann als auch Philipp Selldorf, dass das Verhältnis zwischen Slomka und Präsident Kind nicht das Beste sei und der Ruf von Martin Kind nach Platz drei bis sechs eine bewusste Herausforderung an Slomka sei: “Nu haste den Zweikampf gegen Schmadtke gewonnen, nu zeig was du drauf hast!”
Dazu ein extrem angespanntes Verhältnis zwischen Präsident Martin Kind und einer Fanszene, die inzwischen zum Abgang von Martin Kind aufruft (“Kind muss weg! – Aber warum?” – liebe Medien, die Berichterstattung über die Fanproteste von H96 sind ein Lackmustest, ob ihr 12:12 verstanden habt)
In die Gruppe “Top-Europapokal” hätte ich fast Borussia M’gladbach gepackt. Trainer Favre, der nach einer Umbruchsaison wieder angreift. Mit Kruse und Raffael zwei gut klingende Transfers. De Jong und vielleicht sogar ein Xhaka die ihren Platz in der Liga finden.
Tatsächlich machen aber die ersten Spiele den Eindruck, als könnte es Favre Hertha-like verhühnern. Ich glaube nicht, dass sie heute im Eröffnungsspiel gegen Bayern was reißen werden und ich glaube auch nicht, dass es was mit einem Europapokalplatz wird.
Im Prinzip haben mir die sehr unaufgeregt agierenden Nürnberger gut gefallen, die zudem mit Wiesinger einen sehr sanften Übergang zu einem neuen Trainer hatten. Über die Personalie Ginczek hatte ich mich gewundert, aber dem allerersten Eindruck nach zu urteilen, passt es doch.
Der 1.FCN weiterhin sehr solide, mit wenig Fantasie nach oben, aber auch nach unten.
Was den FC Augsburg angeht: noch weniger Ahnung als bei den 17 Vereinen da oben. Sympathiepunkte für Markus Weinzierl und Sascha “Das Tier” Mölders
Also unterm Strich… wird diese Saison nicht soviel passieren.
Reaktionen
Schönes Ding Captain Obvious! Vielen Dank für diese Einschätzungen, die sich im Großen und Ganzen mit meinen Vorstellungen decken.
Ich hoffe mal, dass sich alle ein bisschen irren wegen der Dominanz der Bayern. Eventuell gibt Gladbach heute Abend schon den Weg vor. Immerhin ist die Borussia das letzte Team, das einen Punkt aus der A-Arena entführen konnte, 2011 gewann man zum Saisonauftakt auch in München. Beide Spiele an einem Freitagabend.
Als Berlinerin hofft man, dass die Hertha nicht all zu lange etwas mit dem Abstieg zu tun haben wird. Der Rest ist mir fast egal, sportlich gute Spiele und mehr Mut zur Offensive wünsche ich mir von dieser Saison.
Starke Vorschau und auf den Zeitpunkt genau geliefert!
Inhaltlich vieles reingepackt, besonders die Durchdringung der grauen Mittelfeldsuppe finde ich dieses Jahr nicht so einfach. Da waren deine Zeilen schon recht erhellend.
Hoffenheim traue ich eine Saison zu wie Freiburg im letzten Jahr. Die Heraushebung von Wolfsburg halte ich für bemerkenswert – das Pokalspiel letzte Woche würde ich jedoch nicht zu hoch hängen. Nach weitläufiger Meinung hatten sie ja einen Gegner, der einen schon zur vollen Konzentration zwang. Diese Humorlosigkeit hatten nicht alle anderen der Bundesligisten.
Zu Armin Veh und der Eintracht: Die spielen zunächst auswärts bei beiden Aufsteigern und haben zu Hause Bayern und BVB auf der Speisekarte stehen. Da ist ein Fehlstart durchaus drin.
Ich finde Freiburg kommt zu schlecht weg. Sie werden keine Saison wie die letzte spielen, aber gutes Mittelfeld ist drin. Je nach Abschneiden in Europa wird es Platz 8 bis 12 werden. Und ich würde mir wünschen, dass Braunschweig sich rettet.
… da ginge es bestenfalls noch um Details (IMHO ist in Hamburg eher Fink als Kreuzer fällig, aber ich irre mich chronisch; Wolfsburg als Europakandidat – ich sehe da eher ein anderes Team, weiß aber auch nicht, welches). Aber eigentlich können wir die Saison doch schon wieder abfeifen?
Was du zu den Bayern schreibst kann man so unterschreiben. Wobei ich nicht weiß ob nicht eher ein Vergleich Vergleich statt mit van Gaal passender wäre falls es schief ginge. Aber ich kann mir derzeit einfach nicht vorstellen, dass das schief geht.
Gute Einschätzung, Kai. So ähnlich sehe ich das auch, wobei ich immer noch hoffe dass Hoffenheim nicht ganz so groß rauskommt. Aber fürchten tu’s irgendwie auch.
Kann ebenso gut auch gut mit der im Freitags-Thread einige Mal vorgefundenen Einschätzung leben, dass der FCN wieder eine Favoritenrolle im Abstiegskandidatenkreis einnimmt – wie übrigens gefühlt jedes Jahr. Der bevorstehende Untergang wurde uns ja auch schon nach den Weggängen von wahlweise Gündogan, Schieber, Ekici, Didavi oder Wollscheid vorhergesagt. Dass diesmal also die Abgänge von Simons und/oder Klose am bevorstehenden Abstieg schuld sein soll, überrascht mich somit wenig. Ich möchte die ohne Zweifel große Bedeutung von Simons für das Mannschaftsgefüge sicher nicht kleinreden. Aber dafür dass Simons 3 Jahre lang scheinbar unsere wandelnde Klassenerhaltsgarantie war, wissen erstaunlich viele Menschen noch nicht einmal wie man seinen Nachnamen korrekt schreibt :-)
Aber zu Sache gehört der Club unbestritten zum m.E. sehr großen Kandidatenkreis, der sich eher in die 2. Tabellenhälfte orientieren wird. Aber welche objektiven Parameter zu der Einschätzung führen, dass Nürnberg seine Hausaufgaben schlechter erledigt haben sollte als etwa die Konkurrenz aus Bremen, Mainz oder Hamburg würde mich dann schon mal interessieren.
Ich denke z.B. dass Bader mit Ginczek und Drmic unsere größte Baustelle kreatives Offensivspiel im Rahmen seiner Möglichkeiten sogar recht ordentlich bearbeitet hat. Das einzige, aber tatsächlich größere Fragezeichen steht tatsächlich hinter der Frage ob es wirklich gelingen wird für die Sechserposition eine überzeugende interne Lösung zu finden? Bei Namen wie Balitsch und Feulner hab ich da ehrlich gesagt auch Zweifel und hoffe eher darauf, dass ein Niklas Stark aufhorchen lassen wird. Oder es doch noch einen externen Zugang gibt. Sollten wir auf dieser Schlüsselposition keine halbwegs überzeugende Lösung finden, könnte es durchaus sein dass wir implodieren. Aber solche Fragezeichen und Risiken gibt es ja (zum Glück) auch bei einigen anderen Mitbewerbern.
Ich gehe mit der Einschätzung grossteil d’accord. Hoffe würde ich den europapokal allein schon wegen der entgegengebrachten antipathie gönnen. Das ist eine junge Mannschaft mit viel Potenzial. Ich denke auch dass Dortmund mit den Bayern mithalten wird können. Sie sind mit einem nunmehr integrierten sahin im zentralen Mittelfeld noch variantenreicher geworden.
Aus österreichischer Sicht werd ich mir wohl den Kampf unten genau ansehen müssen mit Bremen (prödl, junuzovic & arnautovic), Mainz (baumgartlinger), Nürnberg (pogatetz, ildiz), Augsburg (manninger, Holzhauser).
Meine Lehre aus der – für mich enttäuschenden – letzten Saison war, die ganze Vorsaison komplett zu ignorieren (Ausnahme Supercup). Außer bei Bayern, Schalke, Dortmund weiß ich nicht mal, wer kam und wer ging. So kann ich mich immerhin auf den Neuigkeitsfaktor der ersten 5-6 Spieltage freuen und mich danach an hoffentlich 1-2 Cinderella-Stories hängen. Ich glaube, noch so eine Saison wie die letzte würde bei mir innerlich einen Knacks geben – vorne langweilig, hinten fast bis zum Ende langweilig und dazwischen eine lauwarme Suppe. Dazu die unendlichen Geschichten der Sorte: erst hat Bayern das gesagt, dann hat Dortmund das gesagt, worauf Bayern antwortete und dann Dortmund reagierte. So verkommt die Bundesliga bei mir zum Lückenfüller zwischen den Champions-League-Spieltagen.
Mit knapp Null Vorbereitungswissen daher meine fundierte Prognose:
1 Bayern
2 Dortmund
3 Leverkusen
4 Gladbach
5 Wolfsburg
6 HSV oder Stuttgart
7 Schalke
8 Mainz
9 H96
10 1899
11 Braunschweig
12 Stuttgart oder HSV
13 Freiburg
14 Frankfurt
15 Hertha
16 Augsburg
17 Bremen
18 Nürnberg
Ich werde nichts zu dem unfassbaren Text “Kind muss weg aber warum” sagen, ich werde nichts zu dem unfassbaren Text “Kind muss weg aber warum” sagen, ich werde nichts zu dem….
Dass dieser unsachliche Kram sogar hier auftaucht hat mich eben ganz kurz schockiert. Aber ich werde dazu nichts sagen. NEIN NEIN NEIN!
Ansonsten: Schöne Vorschau. Denke auch, dass man abseits von oben und ganz ganz unten viele Überraschungen haben kann diese Saison. Und ich freu mich wie Bolle drauf. Endlich wieder Fußball!
Schönes Ding. In Sachen Hoffenheim hat sich der Hausherr ja schon vor sechs Wochen aus dem Fenster gelehnt (“Ich leg mich auch schon auf eine Wette für die neue Saison fest. Hoffenheim holt sich nen Europapokal-Platz.”), mal schauen, ob das was wird. Ich gehöre nach wie vor eher zu den Skeptikern.
Die Süddeutsche Zeitung weiß über Leverkusen und Sami Hyypiä zu berichten: “Sein Training dauert nie weniger als zwei Stunden, und gegen Ende gibt es meistens ein konzertiertes Eckballtraining mit dem kompletten Kader”. Wer sich solcher unsportlicher Tricks bedient, wird am Ende vor Schalke auf dem dritten Rang landen, auch wenn es natürlich dreist und unverschämt ist.
Wolfsburg sehe ich wegen Hecking ebenfalls im Europapokal – nach Rang 11, 8, 15 und 8 in den Spielzeiten nach der Meisterschaft wird es allerdings auch mal wieder höchste Zeit dafür. Angesichts einer solch desaströsen Bilanz fragt man sich schon, was in der Autostadt in den letzten Jahren alles schief gelaufen sein muss, damit trotz grandioser finanzieller Voraussetzungen so wenig dabei herausspringt.
Also dann. Die Endtabelle, wie sie garantiert nicht aussehen wird:
…
02 – Dortmund
03 – Leverkusen
04 – Schalke
05 – Wolfsburg
06 – Stuttgart
07 – Gladbach
08 – Hoffenheim
09 – Nürnberg
10 – Hamburg
11 – Hannover
12 – Frankfurt
13 – Mainz
14 – Bremen
15 – Freiburg
16 – Berlin
17 – Augsburg
18 – Braunschweig
@ Runner
Komm, jetzt sag schon was. Es ist doch auch mit das Schöne an diesem Forum, dass man hier als Außenstehender abseits der Presse mit ihrem “Qualitätsjournalismus” tiefere Einsichten und Meinungen über ein Thema erhält.
Als erstes:
Wirklich GUT!
Die Einschätzung von Veh geht zu 95% mit meiner d’accord…
(Abgesehen davon, dass Bruchhagen schon jetzt die Axt wetzt nach der m.E. vereinsschädigenden Aussage Vehs bzgl. des Bendtner-Transfers)
Und so “generell”:
Bayern ohne Meisterschaft = Überraschung
BVB, B04, S05 nicht 2-4= Überraschung
Braunschweig ohne Abstieg = Überraschung (100% der mir bekannten Löwen sehen das genauso – sie wollen einfach nur ein Jahr BL geniessen…)
Hertha, HSV & Wolfsburg sehe ich als Vereine an, die den höchsten Entertainment-Faktor haben dürften – abseits des (Nicht-)Erfolges…
Sehr gute Einschätzung @dogfood. Geh ich zum großen Teil mit, oben klarer, unten alles möglich.