Last Call: Pep, Wimbledon, Preise, L’Équipe

Der Pep und seine Pressekonferenz. Erwartet wenig Substanz. Erwartete Wortklauberei einiger Medien, die suggerieren, dass das taktische System wurscht ist (“das System ist egal!“). Mein Lieblings-Pep-Moment waren die zwei Male, als er anfing mit Hoeneß oder Hörwick ins Plaudern zu kommen und auf Deutsch zu scherzen begann. Keine Hemmschwelle für Humor in einer fremden Sprache – da blitzte mehr Selbstsicherheit auf, als in den anderen Momenten der PK.


Rafa Nadal in der ersten Runde rausgekachelt. Über das Knie von Nadal dürfte in den nächsten Wochen hinreichend diskutiert werden. Aber so ein heftiger Underdog-Sieg am ersten Tag und zu einer Zeit wo ich zuhause vor dem Fernseher hocke, ist das beste was meinem Interesse an Wimbledon passieren konnte…


Ich habe es schon auf Twitter geschrieben und wiederhole es hier: was läuft so dermaßen schief läuft, dass Boris Becker im deutschen Fernsehen wie ein grenzdebiler Idiot rüberkommt, aber bei der BBC als Tennis-Experte (wie heute beim Nadal– Darcis-Spiel) zur Weltspitze gehört. Das Problem würde ich nicht nur bei den deutschen Fernsehsendern verorten. Auf Twitter macht Becker auch nicht den Einruck mit einer ganz hohen Wattzahl zu leuchten.

(Auf Twitter wurden andere Beispiele für Experten genannt, die im eigenen Lande schlecht rüberkommen: Jürgen Klinsmann, Michael Ballack und ich füge auch Michael Stich hinzu).


Alle Jahre, besser: jetzt im dritten Jahr, hat Frodo vom FC St. Pauli-Fanzin “Der Übersteiger” die Dauerkartenpreise der Bundesliga und Zweiten Liga zusammengetragen. Wie Frodo selber sagt: eine Zahlenspielerei.

“Preisübersicht: Dauerkarten 1.&2. Fußball-Bundesliga 2013/2014”

Bitte nicht sofort auf die Excel-Tabelle stürzen, sondern erst den Text lesen, da dort einige Interpretationshilfen zu den Zahlen (Stichwort: Union) zu finden sind. Außerdem gibt es die Aufforderung wie man aus den Zahlen des Klubs eine Art Index erstellen kann, der die Preise besser gewichtet, als die blosse Addition der drei Preiskategorien. Manche Kommentare zeigen auch die Probleme mit der Kategorisierung.


Laut dem Branchenblatt SPONSORs wird SKY in den nächsten Wochen und Monaten ein neues Preismodell für die SKY Sports Bars einführen. Es wird nicht mehr nur eine Abogebühr in Abhängigkeit der Quadrameterzahl geben. Vielmehr wird ein Index berechnet, in der Bevölkerungsdichte, Kaufkraft, Zahl der Profiklubs der Region und Zahl der Sportbars in der Region einfließt.

SPONSORs führt als Beispiel die unterste Quadrameter-Kategorie bis 35qm auf: bislang kostete das Abo 219,– EUR/Monat. Nun reicht diese Quadratmeter-Kategorie je nach Index von 119,– EUR/Monat bis 299,– EUR/Monat.

Dafür soll nach Angaben von SPONSORs in neuen Abos ab September in dem Preis ein zweiter Receiver sowie die zusätzlichen Partner-Sportsender SPORT1+ HD, EURO HD, EURO2 HD und Motorvision dabei sein. Der zweite Receiver hat in Sportbars unter 101qm Größe bislang 99,– EUR zusätzlich gekostet und die Partnersender waren bislang gesondert für weitere 69,– EUR zu abonnieren.


Australiens Cricketverband hat zwei Wochen vor Beginn der “The Ashes” den Reißleine gezogen und nach schwachem Abschneiden bei der Championship Trophy (Gruppenletzter, Disziplinprobleme) den Nationaltrainer Mickey Arthur gefeuert und Darren Lehmann als Nachfolger verpflichtet. Lehmann ist mit der B-Mannschaft eh grad in England und hat dank einiger Jahre als IPL-Trainer auch hinreichend Erfahrung mit Profispieler.

Riesen-Gamble der Australier. Wie BBC-Mann Jonathan Agnew aber sagt: so schwach wie die Australier waren, hatten sie eh nix mehr zu verlieren und können mit diesem Move nur gewinnen. Erstmal die Wagenburg schließen.


Morgen kommt die L’Équipe mit einem umfassenden Relaunch auf den Markt. Was liegt näher als eine Knallerstory rechtzeitig zu platzieren: Laurent Jalaberts Urin von der Tour de France 1998 wurde 2004(!) nachuntersucht und es wurde EPO gefunden. Die Geschichte flog im Rahmen einer parlamentarischen Untersuchung auf, die erstmals die “anonymen” Proben mit Protokollen abglich und so Namen zuweisen konnte. Der Untersuchungsbericht wird Mitte Juli, also mitten in der Tour, veröffentlicht.

Jalabert zeigte sich überrascht, will nichts von Doping wissen. Er habe nur den Mannschaftsärzten vertraut. Don’t ask, don’t tell.

Das alles passend zum Relaunch der L’Équipe. Dem Sportmedien-Blog “En Pleine Lucarne” erzählt die L’Équipe, dass die Papierausgabe sich seit zehn Jahren quasi kaum verändert habe “Wir waren die besten Tänzer auf dem Parkett, weil wir die einzigen Tänzer auf dem Parkett waren“.

Jetzt soll die Papierausgabe (2012 drittmeist verkaufte Tageszeitung in Frankreich, 275.000 Exemplare) genauso ein “Bildschirm” werden, wie die Website der L’Équipe oder der Fernsehsender. In diesem Sinne wurde das Layout überarbeitet, der Formensprache aus Fernsehen und Internet angepasst und die Zeitung in drei Bereiche unterteilt: Fußball, anderen Sport und Bonus (mit längeren Reportagen). Die Reihenfolge der Bereiche richtet sich aber nach dem Aufmacher auf dem Titel, der nicht zwingend vom Fußball kommen muss.

Morgen werd ich mehr wissen, wenn ich die erste ePaper-Ausgabe in den Händen halte.


Fokus Fußball veröffentlicht jeden Werktag eine Linkelf (formerly known as Presseschau). Die Linkelf vom Montag unter dem Motto “Ein Pep, sie zu knechten“, u.a. mit einer Abstimmung über den besten Pep-Text in einer Zeitung. Wobei die beiden führenden Texte nicht ganz überraschend das heute online gegangene Portrait von Ronald Reng in der ZEIT ist “Der Oberbayer” (die URL von der ZEIT-SEO-Abteilung handgeschnitzt) und der Text von Oliver Meiler aus der SZ: “Zweifler aus Santpedor”.

Ansonsten Links zu den Protesten in Brasilien und den Spielen im Confed Cup und die Analyse zu den Finanzzahlen der Premier League 2011/12 von Swiss Ramble (der zum Glück nach längerer Krankheit wieder genesen ist)

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Das mit Boris kann ich mir nur so erklären, dass er im britischen Fernsehen über genau das sprechen kann, was er kennt: Tennis. In Großbritannien kann über Tennis auf viel höherem Niveau diskutiert werden, weil die Tennistradition im ganzen Land viel verwurzelter ist als hier.

    Andererseits habe ich Boris Becker auch gesehen, da war er bei Piers Morgan zu Gast und da ging es auch um die Besenkammer und sein komplettes Leben. Trotzdem hat er sich gut verkauft. Ich weiß es auch nicht.

    Wenn man mal googelt war das übrigens schon immer so die Diskrepanz zwischen Boris auf Englisch und auf Deutsch, seit er jung war. Habe u.a. das hier entdeckt, Sportstudio 1988 mit dem Davis-Cup-Team, wirklich bemerkenswert auf so vielen Ebenen, u.a. Boris. Stattdessen, Boris hier nach einer Niederlage in Wimbledon 1987.

    Ballack und Klinsmann würde ich aber nicht dazuzählen, Ballack überzeugt mich auch auf Englisch nicht und Klinsmann ist doch vom Auftreten auch auf Deutsch absolut akzeptabel.

  3. Wow, auf dem ersten Video ist noch als “Bonus Track” das alte Beecher’s Brook vom Grand National dokumentiert.

    Unfassbare Darstellung von & Ergötzen an Tierschinderei.

    (Disclaimer: Ja, mein Burger wird sich auch nicht gefreut haben, als der Bolzen kam. Ja, meine Rezeptur Paracetamol wird einige Runden durch Tiermägen gedreht haben. Ja, meine Frontscheibe räumt ab 160km/h kiloweise Fliegen ab. Aber diese Birnen will ich aktuell nicht diskutieren.)

  4. Beckers genialer Auftritt bei Top Gear (“The Schtig”) sei hier auch erwähnt. Der Mann hat einen feinen Humor. Als Wimby-Co fnde ich ihn jtztabr ehrlich gesagt nicht soooo prickelnd.

    #London calling

    Das war ja mal nix gestern, oder! Kameramann zieht mehrfach nicht mit, Kühnen darf kaum was sagen, und die Twitter-Tussi hat von Tennis mal überhaupt keine Ahnung.

  5. Auf Englisch kann man intelligenter wirken als auf Deutsch.

    Siehe jedes “Meeting”

  6. Das ist Ansichtssache.

    Siehe “Bullshitbingo”

  7. Beckers Twitter-Auftritt find ich schlicht unmöglich; hab ihn außerdem beim Viertelfinal-Tag letztes Jahr live im Interview erlebt, da war auch eher fremdschämen angesagt. Seine englischen Auftritte kenne ich bisher nicht, aber so sehr rausreißen können sie es nicht, dass ich etwas von ihm halten könnte.

  8. @Sportstudio 1988: oaahhh – die alten Tage: Mecier, Wielander, Edberg, Leconte, Noah, Cash,…..halleluja.

  9. @ dogfood

    Falls du nähere/detaillierte Infos zu den neuen Sportbars Tarifen rausgeben kannst, wäre ich dir sehr dankbar.

  10. Dieser neue Index klingt jedenfalls nach einem ziemlichen Clusterfuck. Ist das nicht genau jenes Unternehmen, welches nach den Berichten hier zu urteilen es seit Jahren nicht schafft, jedem Call-Center-Mitarbeiter zum gleichen Kenntnisstand zu verhelfen? Und die sollen einen Index mit solch komplexen Indikatoren verwalten und auf jeden (Kneipen-) Kunden jederzeit richtig anwenden? Und wenn dein örtlicher Zweitligist absteigt oder ein Wirt im Nachbardorf Sky dazubucht ändert sich jeweils Dein Preis, oder was?

  11. @Florian: schlag mal “wirken” nach oder wenn es für Dich auf Englisch besser verständlich ist “to seem intelligent” oder “come across as”

  12. Sky hat mir heut den neuen Preis geschickt. Mal glatt 20% mehr. Da gibts wohl eine Sky Bar weniger.