Brasilien – Japan | Confed-Cup 2013
“Souverän” ist der Schwippschwager von “langweillig”
Rechts (zumindest im Desktop-Layout) ist die Aufstellung von Brasilien zu sehen. Nominell ist es ein 4-2-3-1 gewesen, aber die vier Hulk, Paulinho, Oscar und Neymar rochierten öfters quer durch ihre Positionen, so dass ich es für dezent verfälschend halte, Paulinho als Sechser zu bezeichnen.
Brasilien gewinnt 3:0 in einem Spiel, bei dem Brasilien den Luxus hatte, dass ihr langweiliges Spiel nicht ins Gewicht fiel, aber bei dem mich eigentlich Japan noch mehr enttäuschte (hatte das 1:1 gegen Australien nicht gesehen).
Brasilien mit über 60% Ballbesitz, dank einem sehr behäbigen, auf Ballkontrolle und Ballsicherheit bedachten Spielaufbau. Der Spielaufbau verzweigte eher früher als später Richtung Seitenlinie. Ab und zu kam eine Hereingabe rein und dann wurde es gefährlich, aber wir reden hier von gerade vier Schüssen aufs Tor…
Brasilien konnte sich dieses lahmarschige Spiel leisten, weil von Japan aber so gar nichts kam. Wenig Pressing, schnell nach hinten zurückziehend und im Umschaltspiel versickerten viele Angriffe im Niemandsland der brasilianischen Hälfte. Das hatte nichts mehr von der Wuseligkeit des alten Japans. In Ansätzen zeigte man flüssiges, raumgreifendes Kombinationsspiel europäischer Prägung, aber spätestens nach der dritten Station war Schluss – zumal auch sehr wenig Hereingaben von außen ankamen.
Japan war bei seinen Angriffen nicht wirklich schnell und kam vorzugsweise durch die Mitte, wo Gustavo seine Aufgabe als Staubsauger sehr gut und sehr aggressiv erledigte – wobei die Anforderungen durch die japanischen Offensivbemühungen… Japan spielte zu selten schnell über die Flügel um hinter die weit aufgerückten, offensiven Außenverteidiger zu kommen. Ehe sie aus der Mitte nach außen spielten, waren die Herren Alves und Marcelo wieder zurückgeeilt – teilweise war sich sogar ein Hulk nicht zu schade auszuhelfen.
Das 1:0 und 2:0 Brasiliens (4te, 48te) fiel nach dem gleichen Muster: Hereingabe von außen ins Zentrum, vor die Füße der japanischen Viererkette gespielt. Die Viererkette ging aber nicht auf dem Ball, sondern wich zurück und schaffte so den Platz, damit Brasilien agieren konnte.
1:0 nach 4 Minuten durch Neymar. Hohe Hereingabe von Marcelo auf links, Fred, im Zentrum vor dem Strafraum, lässt mit der Brust abtropfen und Neymar kommt aus dem Rückraum und nimmt den Ball volley.
2:0 nach 48 Minuten durch Paulinho. Halbhohe Hereingabe durch Alves von rechts, Paulinho 2-3 Schritte im Strafraum, nimmt den Ball an und fabriziert ein Geschoß. Weit und breit nichts defensives von Japan außen zu entdecken.
3:0 in der Nachspielzeit durch Jo. Konter über Oscar auf links, der in hohem Tempo mit einigen Täuschungsmanövern dem Gegenspieler Knote in die Beine spielt und dann den Pass in die Nahtstelle spielt. Ich fand aufgrund der Vorarbeit von Oscar, das 3:0 sogar schöner als Neymars 1:0.
Die Kritiken an Brasilien auf Twitter oder hier den Kommentaren sind verheerend. Ich finde die B-Note Brasiliens in diesem Spiel nicht relevant. 3:0 und gut ist. Den Luxus so spielen zu können, hat Brasilien Japan zu verdanken. Und das ist für mich eher die Nachricht aus dem Spiel: Japan in gruseliger Form. Wenig Spielintelligenz und wenig gutes Zusammenspiel nach vorne. Bei Scolari muss man einfach auch mal berücksichtigen, dass er erst seit Februar sieben Spiele mit Brasilien absolvierte.
Reaktionen
[…] Der Gastgeber des Wettbewerbs erledigte die Aufgabe souverän und siegte mit 3:0 (Tore). Dogfood (Allesaussersport) mit einer Kurzanalyse und die Spielverlagerung mit der taktischen Analyse. Sven Goldmann (Zeit […]