SKY-Quartal Q3/2012: Nivellierung oder Delle

Interessante Zahlen die SKY da zum 3ten Quartal 2012 veröffentlicht. Um aber zu wissen welche Story da geschrieben wird, wird man noch mindestens Q4 abwarten müssen. Momentan könnte ich zwei Varianten anbieten.

Ausgangspunkt ist das für ein drittes Quartal gebremste Wachstum bei den Abonnentenzahlen (80.000) und dem Umsatz pro Kunden (ARPU) (6 Cent). Daraus kann man jetzt ein Nachlassen des Schwungs ablesen – oder man stellt die Zahl im Kontext der vorangegangenen Quartale.

Nimmt man die zweite Variante, heißt es Abschied nehmen, von der bisher gewohnten Neukundenkurve zu PREMIERE-Zeiten, nach der Q1 und Q2 eher laue Quartale sind und Q3 dank Bundesligastart und Q4 dank Weihnachtsgeschäft Quartale zur orgiastischen Feier der Buchhaltungsabteilung wurden.

SKY/PREMIERE hat in Q1 und Q2 so gutes Abowachstum wie seit langem nicht mehr, macht aber dann dafür einen nur noch mäßigen Sprung nach oben bei Bundesliga-Neustart. Das wäre die Nivellierungs-Story: Keine vereinzelte Quartale mit massiven Abowachstum, aber dafür besser übers Jahr verteiltes Wachstum.

Die andere mögliche Story wäre dass Q3 seine Zugkraft (einmalig?) verloren hat. Ob es dann ein genereller Verlust des Schwungs ist oder der Sport, der grosso modo nur noch auch Fußball besteht, seine Magnetkraft verloren hat, wird man als Außenstehende erst etliche Quartale später sehen können – SKY dürfte da mit ihrer internen Aufschlüsselung welche Pakete gebucht wurden, mehr wissen. Der Quartalsbericht weist im Bereich der Kosten darauf hin, dass die Fußball-Saison wg Europameisterschaft drei Wochen später als gewohnt anfing. Da aber das Quartal bis Ende September ging, glaube ich nicht, dass diese Verzögerung auch für die Abozahlen selber relevant ist – immerhin waren da schon sechs statt sieben/acht Bundesliga-Spieltage absolviert.

Aber es gibt derzeit nicht viele Indizien für den Verlust der Leuchtturmfunktion des Fußballs. Die Zuschauerzahlen bei den Fußballübertragungen zeigen weiterhin nach oben und der geringe ARPU-Anstieg könnte eher dafür sprechen, dass die Delle nicht ein Paket, sondern eher die Breite betrifft – wenn es überhaupt die Story einer Delle wird…

Das die meisten Medienberichte heute vormittag vor Optimismus sprühen, liegt daran, das als Vergleichsmaßstab fast ausschließlich das Vorjahresquartal herangezogen wird und SKY so noch von der sehr guten ersten Jahreshälfte profitiert.


80.000 mehr Abos in Q3/2012. Das liegt im “Erwartungskorridor” der Börsenanalysten. Das liegt unter dem Wachstum von 98.000 des Q3/2011 und es ist seit Ende 2009 das erste Quartal, das geringeres Abowachstum aufweist, als sein Vorjahresquartal. Auch in der 9-Monats-Summe liegt der Netto-Zuwachs nur bei 200.000 Abonnenten. 2011 waren es noch 209.000 Abonnenten.

Eine der Gründe liegt in gestiegenen Zahl der Kündigungen. Die Kündigungsquote für das Quartal (annualisiert) sprang auf 13,7% hoch, nach dem sie in Q1 und Q2 10,8 bzw 9,9% betrug. Es ist die höchste Quartals-Kündigungsquote seit Q4/2010. Auch hier wieder die 9 Monats-Bilanz: brutto gewann SKY 2011 425.000 Neukunden und 2012 sogar 467.000 Neukunden. Aber, siehe oben, durch die gestiegene Zahl der Kündigungen, werden für die 9 Monate 2012 aus dem Brutto-Vorsprung, ein Netto-Rückstand (200.000/2012 vs 209.000/2011)

Der Umsatz pro Kunde (ARPU) ist nur um 6 Cent auf 32,22 EUR gestiegen. Auch hier: schwächstes Wachstum seit Mitte 2010. Das geringe Wachstum erstaunt, weil durchaus substantielle Upgrades gen HD und Sky+ erfolgt sind.

Gegenüber Q2/2012 165.000 neue Kunden der SKY-Premium HD-Kanäle (41,6% haben nun das Sport- oder Film-HD-Paket, 4,6 Prozentpunkte mehr als im letzten Quartal), 146.000 neue Kunden für Sky+ (22,7% aller Kunden) und 45.000 neue Kunden mit einer Zweitkarte (Anteil: 9,1%). Alles eigentlich Treiber für höheren Umsatz pro Kunden.


Nichtsdestotrotz sehen Umsatz und Kosten gut aus. 331,3 Mio Euro wurden eingenommen, während die Operativen Kosten bei 312,7 Mio Euro lagen. Bleiben für den EBITDA 18,6 Mio Euro übrig, was deutlich besser als die Erwartungen der Analysten war. Nach Abzug der Abschreibungen bleiben noch 0,1 Mio Euro. Damit landet man zum zweiten Mal in Folge beim Quartal in den schwarzen Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wurde 17% mehr Umsatz generiert, während die Kosten nur um 3,1% stiegen.

Ein explizit von SKY genannter Kostenfaktor sind die Fußballübertragungen. Durch den drei Wochen späteren Start hat man 13,6 Mio Euro an Rechten und Übertragungskosten eingespart, die aber dafür verstärkt im vierten Quartal anfallen werden – trotz des späteren Starts wird die Hinrunde ja trotzdem komplett im Jahr ausgespielt. Zähle ich Bundesliga, Champions League und Europa League zusammen, sind in Q3 drei bzw. vier Spieltage weniger angefallen. Die Premier League hat jeweils sechs Spieltage absolviert – SKY aber die Zahl der Übertragungen 2012 reduziert.

Der explizite Hinweis von SKY auf die Kostenverlagerung von Q3 auf Q4 darf als Warnung verstanden werden, das Q4 unterm Strich wieder stark in die roten Zahlen tauchen wird.

Das Schmankerl für angehende BWL-Studenten: die Netto-Verschuldung (Net Debt) stieg von Q3/2011 zu Q3/2012 von 494,7 Mio Euro auf 549 Mio Euro (Ende 2011: 525, 2 Mio Euro).

An den kommunizierten Perspektiven ändert sich nichts: 2012 soll deutlich besser als 2011 abgeschlossen werden und 2013 soll mit einem positiven EBITDA abgeschlossen werden.

Sonstiges

In der Medienmitteilung wird der Start einer neuen Sendung auf SKY Sport News-Sendung bekanntgeben. Zum ersten Geburtstag, ab 3.12. soll es jeden Tag ab 19 Uhr den “Inside Report” geben, Zitat: “umfassenden Überblick über die aktuellsten Ereignisse geben sowie tiefer gehende Berichte zu den wichtigsten Themen des Tages“.

Regelmäßige Schwerpunktsetzung außerhalb von Spieltagen, gehörte bislang nicht zu den Stärken des Sportnachrichtensenders.


Im Dezember soll der schon länger angekündigte Sky+-Receiver mit 2 TB-Festplatte kommen (1 TB zur Selbstaufnahme, 1 TB reserviert für SKY Anytime)

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. @SkySportNews “zu Stärken des Sender” Wo? Gibt’s die? Bin jetzt verwirrt. Leider.

    Danke für die Analyse der Zahlen. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen auch ohne NBA, PrimeraDivision oder WTA Rechte.
    Wie immer: “appreciate it”.

  3. Was sind denn seine Schwächen, deiner Meinung nach?

  4. ich werde glaube ich so schnell nicht verstehen, wie es sein kann, dass ein Unternehmen mit einer halben Milliarde Euro Schulden nicht längst pleite ist.

    Oder ist das kein Problem, so lange die Kredite aus dem laufenden Geschäft heraus noch bedient werden können ?

  5. @B.Schuss:

    Wieso? Ich darf Wikipedia zitieren:

    Die Insolvenz ist gekennzeichnet durch akute Zahlungsunfähigkeit, drohende Zahlungsunfähigkeit (mangelnde Liquidität) oder Überschuldung.

    Flüssige Mittel sind in dreistelliger Mio-Höhe da (siehe Q3/12-Präsentation), weshalb Punkt 1 und 2 außen vor sind.

    Überschuldung ist einfach gesprochen, wenn die Schulden das Vermögen übersteigen.

    Sky ist eben deutlich mehr wert als ‘ne halbe Milliarde.

  6. @boju1848 – Die Schwächen sehe ich u. a. in der Zusammenarbeit mit dem Axel Springer Verlag. Mit diesem Punkt kann ich nach wie vor nicht leben. Bei SkyGo unterbreche ich den Stream auch immer direkt an der Stelle, wenn sie dort hinschalten ;).

  7. Im Kleingedruckten unter “Schwächen”: keine zuverlässige Übertragungen von Pressekonferenzen. Zum Beispiel jetzt die Allofs-Abschieds-PK aus Bremen. Nicht übertragen (wird wohl erst nach 16 Uhr übern Sender laufen).

  8. “Oder ist das kein Problem, so lange die Kredite aus dem laufenden Geschäft heraus noch bedient werden können ?”

    Ja, genau das ist normalerweise kein Problem. Es wird normalerweise davon ausgegangen, dass Unternehmen dauerhaft bestehen werden bzw. betrieben werden sollen. Dann ist für das operative Geschäft es schlicht egal, ob das genutzte Kapital Fremd- oder Eigenkapital ist. Wenn wie bei Fremdkapital der Rückzahlungszeitpunkt erreicht ist, wird der entsprechende Bedarf an finanziellen Mitteln erneut finanziert, z.B. durch ein dann angepasstes Darlehen.

    Wenn die Schuldenquote nicht enorm hoch ist _und_ das operative Ergebnis nicht ausreicht, die Zinszahlungen mindestens abzudecken, dann ist es wirklich eine bedrohliche SItuation.

  9. @Jochen:

    Wobei Sky mMn relativ weit davon entfernt ist, dass wir überhaupt mit der Thematik Going Concern anfangen müssen.

  10. Ich bin 15 Jahre Kunde bei premiere/sky:

    Die Betreuung der treuen Bestandskunden ist unterirdisch-
    kein Treuerabatt (was ich wenigstens mal für ein Quartal erwarten würde)- es interessieren nur die Neukunden-

    werde erstmalig kündigen, da nur so evtl. ein Nachlass verhandelbar ist-traurig.
    wenn nichts kommt, mach ich erst mal Pause.

    ich finde das einfach unprofessionell und zu kurzfristig gedacht.

  11. @Fritz: aber da ist SKY mit seiner Politik ja nicht allein; ich hab von der Telekom auch noch nie ein Treue-Dankeschön-Gratis-Monat angeboten bekommen. Und deshalb hält es der gewiefte Kunde mit seinem Abo so wie SKY es mit der Formel1 hält. Man ist zur weiteren Zusammenarbeit bereit, läßt den Jahresvertrag aber erstmal auslaufen und verhandelt dann neu. Und dann, ruckzuck, zurück zur Normalität.

  12. @Fritz#Sky
    Ich hab das nach 16 Jahren auch so gemacht. Es kommt auf jeden Fall was. Je länger du dich zierst, um so besser. Bin zwar auch kein Freund davon,aber sie wollen es nicht anders. Hab mich an die jährliche Kündigung gewöhnt.

  13. Auf digitalfernsehen.de hat Sky übrigens Werbung für die Quartalsergebnisse geschaltet. Eigentlich ganz lustig.

  14. Als ob DF das wie die anderen Skyjubelmeldungen nicht auch so veröffentlicht hätte.

  15. Sky kündigen ist doch quasi Pflicht. Komplett ist für 34,90 € und teilweise auch mal für 33,90 € drin (letzteres aber wohl eher nur für “wirkliche” Neukunden). Für 24,90 € bekommt man auch Welt + 2 Pakete + HD. Und wie es joergus schon gesagt hat.. einfach lange warten. Kurz vor Vertragsende kommt dann auch der entsprechende Anruf oder das Angebot.

    34,90 € finde ich für Komplett völlig in Ordnung. Ich würde niemals den normalen Preis zahlen. Besonders wenn ich daran denke, was man da sich im Sportpaket zusammen schneidet. Die Zusatz-Sender können sie sich schenken, wenn sie nicht für jeden Kunden verfügbar sind.

  16. @RC; @Jochen:

    danke für die Erklärungen. Also hangelt sich Sky quasi von Kredit zu Kredit, in der vagen Hoffnung, diese mit dem laufenden Geschäft irgendwann mal komplett zurück gezahlt zu haben ? Ich meine, das Ziel sollte es doch sein, in “absehbarer” Zeit schuldenfrei zu sein, oder sehe ich das als BWL-Laie zu kurzfristig ?

    Schließlich könnte das bei über 500 Millionen Euro Schulden doch noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern. Oder ist auch das den Kreditgebern egal, so lange Sky Kredite und Zinsen ( besonders natürlich die ) weiterhin bedienen kann ?

  17. Deiner Bank ist es doch auch egal ob du alle 10 Jahre einen z.b Baukredit umschuldest, solange du immer pünktlich zahlst. Mehr noch sie mögen dich sogar noch mehr als wenn du noch ein Sparbuch hast.

    Mfg

  18. @B.Schuss: was gibts für eine Bank Schöneres, als jeden Monat verläßlich einige Millionen an Zinsen kassieren zu dürfen?

  19. Soweit ich weiß, berichtigt mich bitte, ist der Hauptgläubiger von Sky Murdoch. Das war doch sein Finanzierungsinstrument zum Ausgleich der horrenden Mittelabflüsse.

    Als BWLer, also echter jetzt und noch dazu Aktienanalyst, verweise ich bei solchen Unternehmen gern auf die Kapitalflussrechnung – Folie 8 in der für mich verdächtig quietschbunten Präsentation und Seite 35 im Quartalsbericht.

    Demnach hat Sky gut EUR50m verbrannt in neun Monaten. Liquide Mittel sind noch EUR4Mill. Der in der Präsentation genannte “Liquidity Headroom” von EUR 271Mill. bezieht sich wieder nur auf Kreditlinien.

    Ich habe jetzt nicht die Zeit, mir das genau anzuschauen. Aber ich würde plädieren auf “ohne Zuschüsse vom Hauptgesellschafter nicht überlebensfähig – miserables Geschäftsmodell”.

  20. @Joshtree: Sehr schönes white paper von Dir, wobei ich mich auf eine tiefere Analyse, bei verfügbarer Zeit, freuen würde.

  21. Das sind bekannte Fakten: News Corp hat Sky DE verschiedene Kredite (bzw. Garantien dafür) und Wandelanleihen gewährt, die jeweils ein Ablaufdatum haben (über 1 bis 3 Jahre, siehe Seite 27 im Q3-Bericht). Sollte irgendwann einmal die News Corp diese Finanzierungen nicht mehr erneuern und erweitern, wäre Sky DE sofort insolvent.

    Der cash flow ist jedenfalls nicht so, dass man bei Einzelbetrachtung auf ein gesundes Unternehmen schließen würde.

  22. @Fritz: Ich bin seit 1997 Kunde bei e-plus. Rabatt hat mir noch keiner angeboten…wer bietet denn überhaupt – aus frein stücken – rabatte, ohne dass man mit kündigung drohen muss?