Notre Dame schubst Big East in den Abgrund
Das College Notre Dame kündigte gestern an spätestens im Sommer 2015 von der Big East-Conference in die ACC zu wechseln. Angestrebt wird sogar bereits ein Wechsel für den nächsten Sommer. Dieser Wechsel gilt zwar nicht für das Football-Programm, das weiterhin “Independent” bleibt, also Team ohne Conference-Zugehörigkeit. Aber auch für das Football-Team wird die Anbindung an die ACC enger: ab 2014 wird Notre Dame jährlich 5 Spiele gegen ACC-Teams bestreiten. Da Notre Dame bereits angekündigt hat, die Rivalry gegen Navy aufrecht zu erhalten und weiterhin jährlich gegen ein Team von der Westküste (alternierend USC/Stanford) zu spielen, verknappt sich die Zahl der Spiele zur freien Spielplangestaltung auf 5 Stück, um die sich dann u.a. Klassiker wie Purdue, Michigan und Michigan State balgen. Der TV-Vertrag zwischen dem Football-Programm und NBC über die Heimspiele ist nicht davon betroffen.
Das Eishockey-Programm wird, da die ACC kein Eishockey anbietet, in die Hockey East wechseln.
Notre Dames Image und Bekanntheitsgrad, insbesondere des Football-Programmes, übersteigt bei weitem dem sportlichen Wert. Daher war Notre Dame ein heiß begehrter Ansprechpartner für zahlreiche Conference in den letzten 1-2 Jahren, die auf der Suche nach weiteren Expansions-Partnern waren. Der Wechsel zur ACC erstaunt etwas, da vorallem die Big Ten mit Michigan und Michigan State sich nicht nur geographisch als “natürliche Conference” anbot, während es nur wenig historische Bindungen zur ACC gab.
Unklar ist, was Notre Dames Wechsel bringen soll, wenn die Aussage von Athletic Director Jack Swarbrick für bare Münze genommen wird, dass die Erlöse durch den Wechsel nicht steigen werden und es keine finanziellen Motive für den Wechsel gab. Unter der Hand werden als Gründe zum einen sportlicher Natur angegeben: die Big East war außerhalb des Basketballs nicht mehr wettbewerbsfähig, u.a. auch im Fußball. Zum anderen hilft es dem Football-Programm über die Halbanbindung an die ACC den Spielplan aufgefüllt zu bekommen. Als Independent in Zeiten größerer Conferences fällt es den Universitäten immer schwerer im Oktober und November noch Gegner mit freien Terminen zu finden,
Der ganz klare Verlierer ist die Big East, deren Entkernung sich nun auch im Basketball fortsetzt. Nach dem Abgang von West Virginia in diesem Sommer und von Syracuse und Pittsburgh im nächsten Sommer, verliert die Big East mit Notre Dame das vierte hochklassige Basketball-Programm. Mit Temple, Houston, SMU, Central Florida und Memphis hat man allenfalls numerischen Ersatz besorgt. Da wurde ja sogar der Football-Bereich der Big East mit Boise State und San Diego State (ab 2013) besser nachgefüllt. Wäre ich UConn, Georgetown oder Louisville würde ich meine Optionen überdenken…
Binnen zwei Jahren wird die Big East von einer Conference mit 9 Vertretern in der March Madness zu einer 4-Team-Liga massakriert. Die ACC wiederum, mit Vertretern wie North Carolina, Duke oder FSU, wird zur Basketball-Über-Liga gepimpt.
Der Zeitpunkt ist für die Big East, mitten in Verhandlungen für einen TV-Vertrag mit ESPN, gelinde gesagt saublöd.
Die ACC hat sich ihrerseits gegen einen Wechsel ihrer Mitglieder absichern lassen und die Ausstiegsklausel gleich mit aktuell 50 Mio US$ Ausstiegsgebühr absichern lassen. Außerdem soll der TV-Vertrag mit ESPN nachverhandelt werden.
Reaktionen
San Diego State in der Big EAST – das muss man sich echt mal auf der Zunge zergehen lassen…
In diesem Punkt ist und bleibt der College Sport in den USA eine Katastrophe.