Worte zum Tage (III): Heribert Bruchhagen
Der Problem-Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt Heribert Bruchhagen heute auf dem Sports Venue Summit des Branchenblatts SPONSORs, zitiert nach SPONSORs:
Diesen Problembesuchern – Fans wollen wir sie nicht nennen – fehlt das Verständnis für den Fußball. Wer Gewalt anwendet, der kann Fußball nicht lieben. Wir wollen nur Leute, die Fußball lieben […]
Selbst wenn Pyrotechnik in Stadien erlaubt wäre, dann wäre mit den Problembesuchern nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Diese Pyrotechnik ist ein bloßer Ausdruck des Protests gegen etablierte Vereine und den Kommerz […]
Die Zielrichtung von Eintracht Frankfurt ist deshalb, die Problembesucher noch tiefer an die Besonderheiten des Fußballs heranzuführen [… ansonsten muss man] diese Problembesucher dauerhaft ausgrenzen […]
Das Martialische hilft uns hier nicht weiter. Wir müssen mit Überzeugungskraft in einzelnen Fanclubs den Selbstreinigungsprozess voranführen
aus: Heribert Bruchhagen, 5.9.2012, auf einer Podiumsdiskussion beim SPONSORs Sports Venue Summit
[Nachtrag: das Zitat liegt inzwischen auch als Pressemitteilung von SPONSORs vor]
Reaktionen
ich weiß garnicht, welchen satz man zuerst als unfassbarst brandmarken sollte.
Steh ich auf dem Schlauch oder was ist jetzt an den Aussagen Bruchhagens so besonders ? Insbesondere im Vergleich zu Kind am We?
Dass Bruchhagen ein Problem-VV ist, dürfen auch allerhöchstens Frankfurter sagen, die den letzten Abstieg miterleben mußten.
Ansonsten versteh ich auch nicht, was jetzt an den Aussagen so besonders, geschweige denn problematisch sein soll.
Vllt. seid ihr nicht “linksaussen” genug. So gegen das Establishement, ‘stehste?
vom lächerlichen wort “problembesucher” mal abgesehen:
“Die Zielrichtung von Eintracht Frankfurt ist deshalb, die Problembesucher noch tiefer an die Besonderheiten des Fußballs heranzuführen.”
bin ich der einzige, der diesen satz absurd findet?
“Wer Gewalt anwendet, der kann Fußball nicht lieben. ” och naja…
@aaafan: falsche deutung.
Fände ich jetzt auch bei richtiger Deutung abseitig genug.
Ladies and Gentlemen,
please raise for the comback of the Problembär.
[…] Heribert Bruchhagen hat den Bericht wohl nicht gelesen, sich aber dennoch zu Wort gemeldet. “allesaussersport” hat die Worte festgehalten. […]
Ich halte Bruchhagens Aussage nicht absurd. Es geht nämlich darum, die Problematik nicht durch den Holzhammer zu lösen. Damit hebt er sich unter den Lautsprechern bei dem Thema dann doch ab.
Weiterhin gibt es immer wieder in den Fanszenen (die ja auch keine einzelne homogene Masse sind) Hinweise, dass es durchaus Leute sind, die ausserhalb der Szene stehen, aber bei bestimmten Aktionen besonders gerne mitmachen. Auch gibt es Gruppen, die im Grunde völlig isoliert von der “allgemeinen Fanszene” sind, die aber ein Verhalten an den Tag legen, die völlig konträr zu den Auffassungen der größten Fanclubs/gruppen stehen. Ich denke da z.B. an Gruppen, die sich klar rechts bekennen oder zumindest so öffentlich verhalten, jedoch ein Großteil der Fans dies klar ablehnt.
Für mich sind das dann doch deutliche Anknüpfpunkte, dass einige Fußball nicht des fußballwillens sehen, sondern gewisse Ideale mit dem Fußball verknüpfen will (die aber nichts damit zu tun haben) und dabei eben auch die Vorteile von Massenveranstaltungen nutzen.
ich weiß nicht, ob “absurd” das richtige wort ist, aber es muss doch den geigten lesern auffallen, dass bruchhagen hier genau zwei mögliche arten von stadiongängern differenziert: die guten, dei den fußball lieben. und solche, die probleme machen und dementsprechend den sport nicht verstanden haben und nicht lieben.
das ist nicht nur hochgradig naiv sondern auch eine ziemlich einfach zu durchschauende rhetorische taktik, “den fußball” und seine anhänger von vereinsseite aus zu definieren.
“geigten” sollte ursprünglich mal “geneigten” heißen.
aus bruchhagens sicht, aus vereinssicht, aus dfb sicht macht das doch auch alles sinn, vor allem, dass fussball eben (nur) aus vereinssicht definiert wird. man nenne das meinetwegen naiv, aber die sind so. das hat man doch auch im interview mit zwanziger bei weinreich gemerkt. ich glaube auch hier ist die kompetenzvermutung immer noch viel zu hoch, und demzufolge die unterstellung, hier handele es sich stets um bösartigen vorsatz oder zumindest um taktik, nicht immer die treffemde die haben nur diese sicht, die sind damit aufgewachsen. auf alles andere reagieren sie mit unverständnis.
und aus vereinssicht war fussball schon immer kommerz. und den machern immer schon herzlich egal, wo z.B. ein spieler grad vorher gespielt hat. diese nostalgie, die sich da bei den vermeintlichen kommerzkritikern bemerkbar macht, ist keineswegs weitverbreitet. das mag der 11freunde leser durchaus anders sehen, das breite mainstream publikum will messi sehen und nicht bindewald.