Zeilensport: Über das neue Paris St. Germain

(Auch) der neue Blogeintrag von The Swiss Ramble ist eine Pflichtlektüre. Pünktlich zum Imbrahimovic-Transfer hat er die Finanzen von Paris St. Germain analysiert: “Dream into Action” 

Seit der Übernahme pumpen die Kataris von QSI Geld in den Klub in Form von Transfers und Abfindungen, so dass sich die Verluste in der ersten vollen Saison unter QSI in der Größenordnung von 100 Mio Euro belaufen.

Nach Ansicht von The Swiss Ramble spielt QSI wissentlich mit dem Risiko des Financial Fairplays (FFP) der UEFA: man baut darauf in den ersten 2 Jahren hohe Investments zu machen und dann ab Jahr 3, dem ersten an dem die UEFA anfängt in die Bücher zu gucken, der UEFA eine positive Tendenz vorzeigen zu können – die UEFA hat sich in den FFP eine derartige Hintertür offen gelassen.

In diesem Kontext ist es interessant, dass das Verhältnis von Michel Platini zu QSI unklar ist. Inzwischen kursieren einige Gerüchte, wonach Platini an der Verbindung zwischen PSG und QSI nicht ganz unbeteiligt ist – trotz einiger Platini-Statements grundsätzlicher Natur gegen dieser Art von Investoren (hat aber seine Stimme für die WM 2022 in Katar abgegeben).

The Swiss Ramble geht auch auf eine interessante Konstellation beim PSG ein, die eine Quersubventionierung des PSGs durch die Kataris erlaubt: der Klub-Präsident Al-Khelaifi ist auch Präsident von Al-Jazeera – jenem TV-Sender der 1.) das größte Ligue 1-TV-Paket in Frankreich gekauft hat, 2.) alle Ligue 1-Auslandsrechte gekauft hat, 3.) das größte Champions League-TV-Paket in Frankreich gekauft hat.

Was Al-Jazeera also an TV-Rechten investiert kommt auch dem PSG zugute. Und alles was der PSG an namhaften Spielern zur Aufwertung von Team und Liga kauft, kommt auch Rechtebesitzer Al-Jazeera zugute.

The Swiss Ramble enthält sich sowohl einer Wertung als auch einer Prognose ob das Projekt PSG gelingen kann, nennt sie “sehr ambitioniert“. Was für das Projekt PSG spricht, ist der Umstand dass der PSG in zahlreichen Punkten so weit hinter der europäischen Konkurrenz hinterherhinkt, dass bei den Erlösen an sehr vielen Stellen noch sehr viel Luft nach oben ist.

Frägt sich nur, ob die UEFA dem PSG die Zeit geben wird.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Bei der abnormalen “Transfer Spend”-Tabelle bei SwissRamble wird es einem schon schlecht. PSG hat ein vielfaches an Geld rausgehauen, wie der Rest der Liga.

    Das macht den Auxerre-Erfolg mit ihrem kauzigen Präsidenten[1] noch viel sympathischer.

    Ich bin höchst gespannt, was dieses FFP wert sein wird.

    [1] http://www.11freunde.de/artikel/der-verrueckte-praesident-von-hsc-montpellier

  3. ich mein natürlich Montpellier … Auxerre ist ja runter ….

  4. Das FFP der UEFA ist doch sowieso eine Farce. Es geht nur darum nach aussen den Anschein zu erwecken, es werde etwas getan. Wer glaubt, das verändere etwas, der glaubt auch an die weisse Weste vom FIFA-Sepp.

  5. Moment mal. Das vom FFP aufgedrängte Kalkül lautet: Dies Jahr machen wir lieber 100 als 80 Millionen Verlust, damit wir nächstes Jahr 90 Millionen als positive Tendenz verkaufen können? Nicht, das ich mit etwas anderem als einer Farce gerechnet hätte, aber meine Güte ist das albern.

  6. @Rangers: Vierte Liga Schottland, das dürfte bei uns wohl so etwas wie Kreis- oder Bezirksliga entsprechen. Da wird es sich doch meistens um extrem kleine Stadien handeln, mit entsprechend geringem Zuschaueraufkommen. Können diese kleinen Vereine das überhaupt bewältigen, wenn die Rangers mit ihren (wahrscheinlich hochmotivierten) Fans da einfallen?

  7. @Ibra:
    Bei dem neuen Spitzensteuersatz in Frankreich (75%) müsste Ibrahimovic brutto ca. 70 Millionen jährlich bekommen, wen die 14 Mille netto sein sollen.

    Da freut sich der Finanzminister.

  8. “Michel Platini, der Präsident der Europäischen Fußball-Union, hat keinen Neffen, jedenfalls keinen bekannten. Aber einen Sohn. Der hatte seinen ersten großen Auftritt als kleiner Junge, der für den berühmten Vater bei dessen Abschiedsspiel eingewechselt wurde. Inzwischen ist Laurent Platini groß geworden und hat etwas Anständiges gelernt, er ist Jurist. Und Michel Platini bemüht sich mit seinem „Financial Fairplay“-Projekt, den europäischen Vereinsfußball finanziell zu sanieren.

    Es soll verhindern, dass milliardenschwere Investoren ihren Klubs endlos teure Spieler und damit Erfolge kaufen können – und dabei die Preise so hochtreiben, dass solide wirtschaftende Klubs die Dummen sind. Einer der neuesten dieser Fußball-Heuschrecken, die Platini senior bekämpfen will, ist die Qatar Sports Investment (QSI).”

    http://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/eichlers-eurogoals/eichlers-eurogoals-die-lieben-verwandten-11631189.html

    Zuviel zu verquittung von Platini bei QSI

  9. der italienische fußballjournalist tancredi palmeri (u.a. gazetto, cnn-i) hat vor einigen tagen via twitter einige pessimistische überlegungen zu FFP angestellt. er hält es für nicht sehr wahrscheinlich, dass es jemals wirklich angewandt wird:

    – würde FFP bereits heute gelten, wären 13 der letzten 15 champions league sieger + clubs wie ManCity & PSG nicht spielberechtigt für die CL
    – sollte dieses szenario drohen, was hinderte diese clubs daran, eine eigene superliga aufzuziehen? (vgl. im basketball die FIBA suproleague aus dem jahr 2000 vs die damals neuen ULEB wettbewerbe http://de.wikipedia.org/wiki/Suproleague)
    – was ist mit FFP, sollte platini 2014 FIFA-präsident werden? er ist in der UEFA der mächtigste befürworter für FFP

    [quelle u.a. hier –>https://twitter.com/tancredipalmeri/status/223775318807285760%5D

  10. @boecko

    Ich bin zwar kein Mathegenie, aber ich komme auf 56 Millionen ;) Auch ein nettes Sümmchen.

    Wenn FFP wirklich kommt, dann wird es so aufgeweicht, dass alle durchschlüpfen können. Vielleicht statuiert die UEFA ein Exempel an einen Mittelklasse-Klub, aber die wirklich wichtigen Vereine dürfen natürlich mitmachen.

  11. Meinetwegen könnten noch viel mehr Clubs fragwürdiges Verhalten in Sachen FPP an den Tag legen. Ich habe den Sinn der ganzen Veranstaltung wohl noch nicht verstanden. Soll doch jeder so viel Geld ausgeben, wie er mag. Ein Lizensierungsverfahren a la “die Saison ist durchfinanziert” würde mir komplett reichen. Die FPP-Restriktionen dienen mMn in erster Linie dazu, bestehende Großverdiener im CL-Geschäft vor lästigen Newcomern zu schützen.

  12. @frankfurter löwe

    + diverse Abgaben ..

    ich habe es nicht ausgerechnet, die Summe kam aus dem Welt.de-Artikel ;)

  13. … und das Imbrahimovic-Gehalt, inkl. der Zahl, wurde auch schon am Montag oder Dienstag in den Kommentaren diskutiert – es kommen in der Tat noch Sozialabgaben drauf, die das dann zu 70 Mio Euro aufblasen.

    Ich weiß nicht ob es so einfach sein wird, das FFP abzublasen, schließlich gibt es auch Klubs die dafür sind und andere Klubs die ihre Planungen darauf eingerichtet haben (Man City?). Die werden nicht erfreut sein, wenn dann plötzlich bei FFP der Stecker gezogen wird.

  14. @McP: Wie soll “die Saison ist durchfinanziert” funktionieren, wenn die Ausgaben einer Saison im Fluß sind (Transfers) und am Ende des Geschäftsjahres dann Sugar Daddy kommt und dies ausgleicht – siehe PSG, wo die Bilanzen durch Colony ausgeglichen wurden. Mal klappt es, mal klappt es nicht und dann stehen z.B. einige spanische Vereine mit dem Rücken zur Wand.

    Oder die Rangers.

  15. @dogfood – Mehr allgemein gefragt – sind Sozialabgaben in Frankreich nicht nach oben hin gedeckelt?

  16. @Dasdo123: Keine Ahnung. Aber die LÉquipe und ihr Experte sollten näher an den franz. Sozialabgaben dran sein als ich.

  17. Zum italienischen Journalisten und dessen Vermutungen zu FFP: er hat das System nicht verstanden. Zu den wenigen, die diese Regularien scheinbar tatsächlich wirklich deuten können, gehört andersred, nach dessen Meinung sogar Chelsea auf dem Weg war zur FFP-Hürdenunterschreitung:

    http://www.andersred.blogspot.de/search/label/Financial%20Fair%20Play

  18. Habe die Zahl der Quellen nicht in Frage stellen wollen. War deswegen ja auch allgemein gefragt ;-). Egal.. die Summen sind einfach nicht normal. Oder anders gesagt: Krank!

  19. @ dogfood: Ich verstehe auch nicht, warum Du schreibst, das Verhältnis von Platini zur QSI sei unklar. Sogar die FAZ hat das schon erkannt.

    Laurent hat den Job natürlich nach der Vergabe der WM an Katar bekommen, also nach der Stimme des Herrn Papa für den Emir.

    Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Vielleicht ist es das, was Du mit “unklar” meinst.

  20. nebenbei durch den faz-artikel erfahren: neymar verdient in brasilien 15 mio pro jahr? wtf?

  21. dogfood,

    dann muss Daddy eben insta für Deckung sorgen und bei Transfers nach Lizensierungsschluß etwa Bankbürgschaften beibringen. Da sehe ich nicht so ein großes Problem. Natürlich wird das mittelfristig ein paar Clubs wegschwemmen. Aber so ist das halt. Warum sich der europäische Fußball aber gegen externe Geldzuflüsse wehren soll, erschließt sich mir nicht.

  22. Zum Ibrahimovic-Gehalt:

    Es gibt ja offensichtlich zwei Zahlen, die Swiss Ramble auch beide in seinem Artikel hat.

    Fakt ist, dass Ibrahimovic sich 14 Millionen netto hat garantieren lassen, was nach aktuellem Stand wohl 25,4 Millionen brutto wären (zuzüglich Sozialabgaben).

    PSG steht mit dieser Zusage aber massiv im Risiko für den Fall, dass Hollande tatsächlich seine Steuer von 75 % auf alle Gehälter über einer Million durchbekommt. Da wäre dann jede weitere Million netto für Ibrahimovic 4 Millionen brutto für PSG. Macht bei dem genannten Gehalt mal eben 54 Millionen Euro brutto für PSG. Jedes Jahr. Drei Jahre lang.

    Das wären doch mal nette Schlagzeilen – “Hollande-Steuer kostet den Hauptstadtclub jedes Jahr xxx Millionen” (30 Millionen allein für Ibra – and there´s plenty more to come …”)

    Diese Steuer kommt also entweder überhaupt nicht oder es gibt eine Klausel wie beim spanischen Beckham law.

  23. Und damit wäre man dann wieder bei den 25,4 Mio brutto von oben.

    Was immer noch eine eigentlich unglaubliche Summe wäre. Selbst ein Ronaldo verdient beim reichsten Club der Erde weniger. UND er muss auch noch seine Werbeeinnahmen brüderlich mit dem Club teilen.

  24. Diese Steuer kommt also entweder überhaupt nicht oder es gibt eine Klausel wie beim spanischen Beckham law.

    Warum sollte es das? Hohe Spitzensteuersätze sind in Frankreich nicht unbekannt. Unter Rocard gab es bereits kurz 70% und Ende 2006 wurden unter der Regierung de Villepin 60% (exklusive Sozialabgaben, mit Sozialabgaben 71%) eingeführt – und zwar ohne Spitzensportler oder Künstlerausnahme – weswegen 2006 Johnny Halliday mit viel Terz in die Schweiz gezogen ist. Der Spitzensteuersatz wurde kurz danach auf 50% gesenkt – aber man kann nicht behaupten dass der öffentliche Druck die Regierung dazu getrieben hätte. Im Gegenteil.