EM2012-Sonderhefte: angenehme Selektion

Von der liebgewonnenen Gewohnheit zur Routine die nur noch pflichtgemäß abgespult wird, ist es nur ein kleiner Schritt. Daher nahm ich zu Beginn der letzten Bundesliga-Saison Abschied von dem alten Prozedere, alle verfügbaren Sonderhefte zu kaufen, inklusive des Mülls der drei Monate vorher erscheint, aber auch Abschied von den beiden meistverkauften Exemplaren der SportBILD und des KICKERs, bei denen es sich Jahr um Jahr um geistlos nach dem Schema F produzierte Datenwüsten handelt. Ebenfalls durch das Raster fällt “11 Freunde“, bei denen ich nicht von geistlos sprechen würde, aber bei denen sich die Überraschungen in den letzten Jahren so gering hielten, dass ich auch hier sehr schnell in Copy-Paste-Modus verfallen könnte.

Folgerichtig gibt es jetzt vor der EM die Konzentration auf die Hefte bei denen ich zumindest noch Restbestände Hoffnung auf lesenswerte Inhalte habe. Die Kandidaten:

  • EBook Spielverlagerung.de
  • FourFourTwo (UK)
  • Ballesterer
  • World Soccer
  • France Football

Um es klar zu sagen: ich habe bis dato keines der Hefte von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen. Ich habe mir prototypisch die vier, fünf großen Mannschaften Spanien, Deutschland, Frankreich, England und die Niederlande durchgelesen und bewusst dann jeweils ein kleines Team rausgepickt um einen möglichst breiten Eindruck der Hefte zu bekommen. Zusätzlich blättere ich die Hefte durch und bin ggf. bei weiteren Artikeln hängen geblieben – bleibe ich nicht hängen, ist das auch eine Aussage über das Heft.

Produktionstechnisch kommt zu der normalen Sonderheft-Problematik, dass zur Drucklegung häufig noch keine offiziellen Kadernominierungen vorliegen, diesmal hinzu, das England erst am 1ten Mai Roy Hodgson zum neuen Nationaltrainer gemacht hat und natürlich noch mehr als sonst mit der Stange in den Nebel gestochen werden muss, wie und mit wem Hodgson spielen lässt. Das ist zwar unangenehm, war aber bei keinem der Hefte ein wirklich Showstopper.

Diese Magazine lesen sich trotzdem Anfang Juni etwas befremdlich. Ein Haufen von Themen die aktuell in den Medien diskutiert werden, kommt in den Heften nicht vor – prototypisch sei Sid Lowes Artikel zu Spanien erwähnt, die noch von David Villa im Kader ausgeht und die Problematik Torres vs Llorente komplett ausblendet. Das ist wohlgemerkt kein Vorwurf an Lowe, der den Text mit langen Vorlauf geschrieben hat, sondern einfach ein Problem des Mediums, dass sich bei solchen Anlässen der Frage stellen muss, wo in Zukunft sein Platz im Medienkonsum ist.

Interessant fand ich an den fünf ausgewählten Publikationen, dass es jede dieser Publikationen geschafft hat, eine eigene Lücke zu besetzen und ich daher diesmal nicht das Gefühl hatte, den gleichen Aufguss in mehreren Varianten zu lesen.

Spielverlagerung als Freak-Produkt für eine Hardcore-Gruppe. FourFourTwo am anderen Ende der Skala für Menschen die sich unterhalten und informieren lassen wollen ohne dabei ihr Hirn auf Kühlschranktemperatur zurückfahren zu lassen. Ballesterer für die gepflegten und etwas randseitigen Aspekte. World Soccer für den Informationsgehalt auf gut konsumierbaren Niveau. France Football als fast tagesaktuelle Publikation.

Spielverlagerung

Einen überraschenden Neuzugang gibt es bei dem Ritual der WM/EM-Sonderhefte: ein eBook von spielverlagerung.de. Und was für ein Riemen: 203 eng beschriebene Textseiten mit einem Minimum an Bildmaterial: 2-3 Dutzend taktische Diagramme. Spielverlagerung gibt das eBook im Eigenverlag heraus und lässt es über Dienstleister wie Xinxii und Amazon zum Download vertreiben.

Mannschaft für Mannschaft wird taktisch zerlegt. In 2-3 weiteren Artikeln wird über Aspekte am Rand gesprochen, wie z.B. das Standing von Trapattoni in Irland oder das englische Kuddelmuddel bei der Trainersuche.

Das eBook ist aus mehreren Gründen schwer zu beurteilen. Das fängt damit an, dass der Inhalt “einzigartig” ist und ein derartiger taktischer Schwerpunkt von vielen gewünscht wurde – schon deshalb ist es ein unterstützungswürdiges Projekt. Mir gefällt es auch, wie spielverlagerung.de recht straight seine Vermarktungsmöglichkeiten sucht (und findet), in dem es seine Inhalte auch auf anderen Websites wie goal.com oder eurosport.de publiziert. In diesem Kontext finde ich die Herausgabe eines eBooks im Eigenverlag eine sehr, sehr spannende Sache.

Bei aller Selbstvermarktung muss man auch anerkennen, dass die Ressourcen von spielverlagerung.de begrenzt sind, was sich auf das Lektorat und das Layout auswirkt. Jeder der versucht hat, an guten Fotos aus dem Editorial-Bereich zu kommen, weiß dass dies im Blogbereich eigentlich nicht (re-)finanzierbar ist. Wie vorsichtig spielverlagerung.de agiert, wird auch dadurch deutlich, dass man sicherheitshalber keinen Spielplan abdruckt – nachdem Spielpläne in einigen europäischen Ländern durch die UEFA geschützt wurde (allerdings hat IMHO in Deutschland ein Gericht bereits über die fehlende Schöpfungshöhe für Urheberrecht bei Spielplänen geurteilt)

Bei aller Symapthien für das Projekt, habe ich mit dem eBook zwei Probleme. Der eine ist optischer Natur. Ja, ich verstehe das man als (Semi-)”Hobbyisten” da nicht viel machen kann. Aber gleichzeitig kann die Frage nicht ignoriert werden, ob die Optik “kundenfreundlich” ist und den Leser beim Konsumieren des eBooks hilft. Die Texte sprechen auf eine abstrahierte Art und Weise über Positionsspiel auf dem Fußballfeld, dass ich mir definitiv wesentlich mehr Diagramme gewünscht hätte (technische Machbarkeit auf Plattformen wie Kindle mal ausgeblendet).

Zum Thema “Lesefreundlichkeit” gehört für mich auch der Textinhalt. Die Autoren von spielverlagerung.de neigen zu ausufernden Diskursen, bei dem es in Konsequenz an Struktur und Schwerpunkten fehlt. Zum Beispiel 3.450 Wörter (bzw. achteinhalb Seiten) zum taktischen Ansatz von Italien. Für Spanien werden gleich 8 taktische Varianten auf im Schnitt einer Seite pro Variante beschrieben und einer der Taktikvarianten sogar in fünf weiteren Subvarianten.

Nichts gegen Ausführlichkeit – aber hier geht die Ausführlichkeit und die Detailtreue auf Kosten des roten Fadens, auf Kosten der Essentials dessen, was über eine Mannschaft gesagt werden will – eine Problematik die sich durch die Gestaltung verschärft.

Ein weiteres grundsätzliches Problem mit den spielverlagerung.de-Texten ist die Unterwerfung all dessen was eine Mannschaft ausmacht, in einen taktischen Kontext. Die Reduzierung einer Mannschaft auf Positionsspiel, taktisches Verhalten und Laufwege hinterlässt bei der Beschreibung des Charakters der Mannschaft klaffende Löcher. Und dessen scheinen die Autoren sich gelegentlich bewusst zu sein – ohne aber die Löcher zu füllen.

“MB” geht bei der englischen Mannschaft auf die Trainersuche ein und reißt interessante Aspekte an, warum sich dieser spezielle englische Spielertypus entwickelt hat. Dann verblüfft aber wiederum das komplette Ausblenden der Situation rund um FA, Capello, Terry und Ferdinand, die mit “der italienische Startrainer Fabio Capello [ist] über den Rassismusvorwurf gegen Kapitän John Terry gestolpert” IMHO zumindest sehr unzureichend beschrieben ist und durch den mutmaßlichen “Kollateralschaden” Rio Ferdinand auch handfeste Auswirkungen auf den Kader hat.

Es gibt den Spruch “Wer einen Hammer hat, sieht überall nur noch Nägel” – und das scheint mir bei den Mannschaftsportraits und Spielanalysen von spielverlagerung.de sehr häufig der Fall zu sein (umso erfrischender kommen dann die Ausnahmen).

Das macht den Maßstab zur Beurteilung des eBooks schwer: soll ich das Alleinstellungsmerkmal des eBooks bewerten oder soll ich zum Maßstab nehmen, was das eBook auch mit Mitteln von Selbstverlegern hätte sein können?

Soll ich den Mut der spielverlagerung.de-Truppe lobpreisen oder soll ich auf die Probleme hinweisen, Partypooper spielen und damit gegen einen Erfolg der Jungs schreiben?

Das ist das Schöne an der Marktwirtschaft: haben die Jungs Erfolg mit dem was sie tun, dann haben sie das richtige Thema besetzt und die richtige Ansprache gefunden. In diesem Sinne ist das Mindeste was jeder tun kann, der so einem Projekt zum Erfolg verhelfen will, dem Projekt eine Chance zu geben. Jeder kann sich anhand der Website von spielverlagerung.de sein Urteil bilden, ob das was für ihn ist. Und 6 Euro als Investment sind jetzt auch nicht die Welt um mal zu gucken, was das für ein eBook ist.

Diese Chance hat sich Spielverlagerung ganz sicher verdient und deswegen wünsche ich ihnen viel Erfolg, denn sie tragen mit ihrem eBook zu einer Themenvielfalt bei.

FourFourTwo

Der Platz des britischen FourFourTwo (es gibt für weitere Länder Lizenzausgaben) in der Fußball-Zeitschriften-Landschaften ist nicht unähnlich dem STERN zu seinen besten Zeiten: eine Mischung aus boulevardesk, testosteron-haltig aber auch gute, stimmungsvolle Artikel zum aktuellen und historischen Fußball. Zu keinem Zeitpunkt klingt es dabei so hölzern wie der KICKER, nimmt seinen Boulevard so ernst wie die SportBILD oder sucht verzweifelt die “Ich bin Nicht-SportBILD und Nicht-KICKER”-Themen wie die “11 Freunde”.

Das EM-Heft ist, was mir erst später aufgefallen ist, mit vier unterschiedlichen Cover produziert worden: mit England-Cover (wie abgebildet), als Spanien-, als Niederlande- und als Deutschland-Cover (“Steht auf, wenn Ihr Deutsche seid” – mit Müller, Podolski, Lahm und Neuer). Die Headline lautet dreimal “Why England/Holland/Germany will win” – nur bei den Spaniern heißt es “Why Spain won’t win”.

Innen drin scheint aber der Inhalt identisch zu sein – zu den vier Mannschaften gibt es es 6-7seitige Dossiers – das englische Team hat 14 Seiten abbekommen. Jedes Team hat ein exzellentes, längeres Feature bekommen, garniert mit dem Interview eines Schlüsselspielers. Für das englische Team kommen noch weitere Features dazu, wie die Experten-Umfrage, wie England am besten das Fehlen von Rooney in den ersten beiden Spielen kompensieren sollte.

Ein Merkmal von FourFourTwo ist die Werbung, bei der nicht immer klar ist, was schon Werbung und was noch Artikel ist. So gibt es mehrere von einem Wettanbieter finanzierte Sonderseiten mit Tipp-Vorschlägen für die EM. Nicht minder krass: sämtliche Interviews von EM-Spielern sind offensichtlich in Kooperation mit Sponsoren entstanden und neben den großen Portraitfotos lassen sich Bildunterschriften wie…

Hart wears the new England 2012 Home Goalkeeper Kit, tailored by Umbro. The sleeves offer maximum compatibility with goalkeeping gloves and the kit is finished with brushed cotton for a classic, smart look. For more information visit umbro.com.

… finden.

Die Sonderbeilage enthält weitere Interviews (“Xavi wears the new Adidas Predator Lethal Zones boot featuring five deadly zones for controlling the Ball. For more info, visit adidas.com/football or join the conversation at facebook.com/adidadfootball“), Features und historische Rückblicke. Vorallem enthält es aber zu jedem Team eine Doppelseite mit kurzer Beschreibung wie es um die jeweiligen Teams bestellt ist, einem sponsorenfreien Interview eines Schlüsselspielers sowie einer mutmaßlichen Startelf.

Das Datenmaterial in dieser Sonderbeilage ist eher mau, aber die Texte zu den Teams lassen sich in 5-10 Minuten durchlesen und geben in gebotener Kürze einen guten Überblick zu den jeweiligen Mannschaften.

Das Hauptheft wird durch weitere Features außerhalb der EM abgerundet, wie z.B. Alf Ramseys Zeit bei Ipswich 1962, einen Ligarundgang durch die ganze Welt und einer Sektion mit Fußball-Trainingstipps.

Layout ist auch immer einer Geschmacksfrage, aber das bunte, knallige Layout entspricht den bunten Texten ohne so billig und 08/15 wie z.B. die SportBILD billig rüber zu kommen.

Insgesamt eine gelungene Mischung aus Inhalt und Unterhaltung.

Ballesterer

Ballesterer wird häufig als österreichische Variante der “11 Freunde” beschrieben. Ich weiß nicht ob es dadurch kommt, dass ich Ballesterer seltener gelesen habe, aber tatsächlich liest sich Ballesterer nicht ganz so berechenbar und abgegriffen wie das Berliner Pendant. Und um es vorweg zunehmen, ist das EM-Sonderheft eine angenehme Überraschung, weil Ballesterer es trotz des stark nach EM-Gruppen durchstrukturierten Hefts geschafft hat, bei vielen Teams etwas andere Themen und Ansätze zu finden. Insbesondere die beiden sehr langen Strecken über die Gastgeberländer Polen und Ukraine sind für mich die herausragenden Highlights dieser Zeitschriftenschau gewesen. Zustandsbeschreibung und Reisebericht, verknüpft mit Interviews.

Abseits Polens und der Ukraine fallen die Texte unterschiedlich aus. Vom reinen Retro-Artikel der in dieser Fassung auch vor vier Jahren hätte geschrieben sein können, über Portraits von Spielern wie Cassano stellvertretend für Italien, bis hin zu ausgelutschten Themen bei denen Ballesterer aber durch geschickte Wahl des Ansatzes und der Ansprechpartner dann doch noch einen lesenswerten Artikel fabriziert (England).

Die Ansätze der Artikel sind so unterschiedlich, dass sich das Heft trotz dieses Ansatzes “eine Mannschaft nach der anderen” gut durchlesen lässt. Ballesterer taugt weniger zur taktischen, aber zur feuilletonistischen Vorbereitung des Turniers.

World Soccer

Um es vorweg zu nehmen: das World Soccer-Heft war eine Enttäuschung für mich. Es ist nicht so, dass die Texte schwach wären. Aber im Gegensatz zum WM2010-Heft hat man sich diesmal für eine sehr strenge Struktur entschieden: das Heft besteht nur aus den Mannschaftsvorstellungen und so liest sich das Heft entsprechend wenig abwechslungsreich und eignet sich mehr für die tägliche Vorbereitung, bei denen man kurz vor Spielbeginn sich die Seiten zu den nächsten beiden Mannschaften durchliest.

“World Soccer” klingt amerikanisch (weil viele Menschen die etymologische Herkunft des Begriffes “Soccer” für amerikanisch halten ), ist aber ein britisches Monatsmagazin das einen hervorragenden Ruf geniesst und Journalisten wie Pedro Pinto, Sid Lowe oder Tim Vickery haben einen sehr guten Namen.

Die einzelnen Teams werden auf sechs bis acht Seiten ausgebreitet. Die Journalisten geben einen Überblick über die Situation des Teams, 1-2 kürzere Interviews mit Spielern und Trainer sowie Medienvertretern des Landes und auf zwei Seiten einen Überblick über den mutmaßlichen Kader mit einer kurzen Beschreibung des Spielers. Schließlich folgt eine taktische Einschätzung auf einer Viertelseite, die natürlich nicht so extensiv wie bei Spielverlagerung ist, aber die ausreicht um vor einem Spiel auf einem Niveau deutlich oberhalb von WD Poschmann eingestellt zu sein.

Optisch hat das Heft KICKER-Niveau: sehr straight, an der Grenze zur Langeweile. Man merkt dem Heft deutlich an, dass einige wenige Layouter eine riesige Textwüste bekommen haben und die Zeit für nicht mehr ausreichte als einfach 1-2 Seitenvorlagen zu erstellen und die Texte da durch zu knallen.

Wenn es darum geht zu erfahren wie die Jungs spielen, ein Look’n’Feel zu bekommen, ohne dass es in Arbeit ausartet, ist es ein Zweikampf zwischen World Soccer und FourFourTwo. Und diesen Zweikampf gewinnt FourFourTwo bei den vier Teams die im Fokus des Heftes stehen – England, Niederlande, Deutschland. Bei den zwölf anderen Teams zieht aber World Soccer vorbei.

Bei Spanien will ich eine Ausnahme machen, den Sid Low formuliert auf knappen Platz eine kleine Liebeserklärung an die spanische Nationalmannschaft der letzten Jahre – ohne allerdings Probleme unerwähnt zu lassen. Obwohl der Text anscheinend in der ersten Mai-Hälfte, wenn nicht sogar früher, geschrieben worden ist, kommt Sid Lowe auf den engen Zeitplan zu sprechen. Dank Pokalfinale zwischen Bilbao und Barcelona bekommt Del Bosque zahlreiche Spieler so spät wie kein anderes Team.

Das “World Soccer”-Heft ist nicht schlecht, aber hat sich leider auch von einer Lektüre die man in einem Rutsch durchlesen kann, zu einem Heft gewandelt, dass nur in Dosen genießbar ist.

France Football

France Football ist das was der KICKER hierzulande ist: DIE Anlaufstelle in Sachen Fußball-Magazin. Die Zeitschrift erscheint 2x die Woche (Di und Fr), kommt optisch und inhaltlich nicht ganz so bräsig wie der KICKER daher, ist aber meilenweit von den Testosteron-Werten eines FourFourTwo entfernt.

Die letzte Dienstags-Ausgabe mit EM-Beilage war ausnahmsweise 120 Seiten dick (sofern man das bei einem ePaper so formulieren darf) – davon entfielen 48 Seiten auf die Beilage, die eine 08/15-Aufzählung von Daten der 16 Teilnehmer-Verbände und -Mannschaften darstellen. Den einzigen Hauch von Meinung stellt eine kleine Skala von 1 bis 5 dar, in der die Redaktion die Stärke der Mannschaft einschätzt. Frankreich kommt auf 3 von 5 Punkten, England 3, Spanien 5, die Niederlande auf 4, Deutschland auf 5 und Griechenland als einziges Team nur auf einen Punkt. Dazu alle Ergebnisse aller EMs und noch ein paar Daten mehr zu den französischen Spielern.

Ansonsten fühlt sich die Ausgabe nicht wie ein veritables Euro-Sonderheft an, sondern wie ein normales Heft, mit einem etwas größeren Schwerpunkt an – so gibt es z.B. auch einen dreiseitigen Artikel zum de-facto-Endspiel um die französische Frauenfußball-Meisterschaft zwischen Juvisy und OL.

Folgerichtig liest sich das Heft nicht rund, sondern wie eine Ansammlung von Versatzstücken. Auffällig häufig wird immer wieder an alte Zeiten zurückgedacht und die französische Nationalmannschaft mal mehr, mal weniger direkt im Kontext mit Platini und Zidane gestellt – siehe auch das Cover, mit einer Referenz an die Titelgewinne der Euro 1984 und 2000.

Es gibt ein sehr ausführliches Interview mit Laurent Blanc, bei dem der französische Nationaltrainer wieder ganz den unnahbaren Pokerspieler gibt. Verwandte, Freunde und Kollegen der Nationalspieler sprechen über Marotten der Spieler und es gibt längere Portraits von Mexès und Évra.

Im Rahmen einer Zeitschrift die zweimal die Woche erscheint, ist das so gutes Zeug, dass ich in Deutschland Abonnent wäre, aber so richtig gehört es nicht hier in die Reihe der EM-Sonderhefte.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Kleine Anmerkung: Die 11 Freunde – Sonderausgabe ist diesmal weitaus besser gelungen als vergangene WM und EM-Ausgaben.

  3. Das World Soccer-Heft gibts übrigens auch digital, bei Zinio: http://de.zinio.com/browse/publications/index.jsp?productId=83039681

  4. rechtzeitig zur em hat 11freunde.de mit einem völlig verunfallten relaunch seine teilweise sehr lebhafte, witzige und gelegentlich auch kompetente kommentargemeinde beerdigt.

  5. Zum Heft von Spielverlagerung: Es bietet mit seiner taktischen Ausrichtung einen Schwerpunkt an, den ich bisher noch nirgends sonst in dieser Form gefunden habe. Dass die Texte teilweise sehr ausufernd und abstrakt sind, die Bilder fehlen, ist natürlich richtig – ich habe das Heft nicht durchgelesen und werde es sicher auch nicht tun. Aber um sich auf bestimmte Spiele und Gegner einzustellen, ist es super. Und alleine schon um das Projekt zu unterstützen, habe ich den Preis gerne bezahlt.

    Ich werde zur EM das Heft von Spielverlagerung in Kombination mit dem Kicker-Heft nutzen, das mir die Kader, Daten, Spielerportraits, etc. liefern soll.

  6. Ein wenig OffTopic, aber moment in einer Fußballzeitschrift 3 Zeiten über ein Frauenligaspiel? Das finde ich interessant, hat es sowas in Deutschland schon mal gegeben?

  7. Was die 11 Freunde betrifft, kann ich mich den Kommentaren anschließen: Sonderheft hui, Relaunch pfui. So wie es aussieht, haben sie ihr eigenes Forum abgeschossen, gefühlte 105% negative Beiträge zum Relaunch im entsprechenden Thread. Zu Recht.

    Vor den Jungs von spielverlagerung.de kann man nur den Hut ziehen, aber nicht ohne ihnen den alten Spruch “Weniger ist manchmal mehr.” mit auf den Weg zu geben. Ein bisschen Orientierung bei zonalmarking könnte nicht schaden, damit hält man die Nerds bei der Stange und gewinnt sicher mehr Neuleser dazu als mit den riesigen Textwüsten.

  8. @mahqz: die 11freunde hat (hatte? kann mich gerade an keine ausgabe erinnern) ab und zu eine sonderbeilage “11freundinnen” dabei, die auch (oder gerade?) für nicht-frauenfussballkenner gut lesbar war.

  9. Auch ich bekenne offen, dass ich keinen Cent des Preises für die spielverlagerung.de-Vorschau bereue. Jedoch habe auch ich ähnliche Kritikpunkte wie der Hausherr, insbesondere die Tendenz zum Ausufern. Straight to the point wäre sicher manchmal zielführender, aber vielleicht müssen viele Leser so sehr an die Hand genommen werden. Auch kleinere Unglücke im Ausdruck, siehe der irländische Kader im Satz nach irischer Nationalcoach, fand ich ärgerlich, haben mich aber in Gänze die Investition nicht bereuen lassen.

    Das 11Freunde-Heft fand ich hingegen mau, einzig die Idee zu jedem Tag der EM eine Story zu bringen überzeugte vollends. Kann sogar sein, dass das Heft sehr viel besser ist, aber als der Relaunch völlig versaut und die User quasi rausgeschmissen wurden, haben sich die 11Freunde bei mir negativ besetzt. Bleibt zu hoffen, dass ihr EM-Quartier inkl. Public Viewing sehr viel besser ist, welches ich sicher mal testen werde.

  10. Ja, die FourFourTwo habe ich mir auch geholt, und die Statistikenseite (drittes Bild) fand ich besonders interessant. Doch dann stutze ich, weil mir einiges nicht ganz schlüssig erschien. Die Niederlande soll die meisten Spiele (32) und Siege (17) haben? Flugs mal nachgerechnet, und es ist natürlich in beiden Fällen Deutschland (38 und 19). Holland hat zwar die meisten Tore, aber es sind nicht wie angegeben 51, sondern 57 (D hat auch mehr, 55). Und wenn diese Angaben schon nicht stimmen, dann weiß ich nicht wie es mit denen ist (meiste Fouls/Tackles), die man nicht mal eben nachrechnen kann. Ich mag die Zeitschrift von Aufmachung und Stil ja sehr, aber das ist schon schwach.

  11. Spielverlagerung füllt natürlich eine Nische aus und die aber hundert prozentig.
    Nur dies lesen und dann meinen man wüsste alles ist nicht möglich.
    Was mir an SV etwas negativ aufstößt ist, dass die zusehr in der eigenen Suppe rühren. Diese strenge Fixierung auf die Taktik, und noch ne Heatmap und noch ne taktische Grundformation. Die verlieren sich manchmal zu sehr im Detail und man ertrinkt in den Zahlen. Ich finde die Analysen von Johan Petersen auf http://www.ballverlust.net wesentlich lesbarer und für mich ergiebiger weil die doch etwas über den Teller schauen und das ganze mehr in Bezug zu dem Spiel hat.

  12. Ist in Großbritannien ein presserechtliches (und irgendwie auch unmittelbar dem journalistischen Berufsethos entspringendes) Trennungsgebot redaktioneller Teil / Werbung wirklich völlig unbekannt?

  13. Ich bin immer noch mit meinem interaktiven Spielplaner zugange, da fällt mir eine nicht unwichtige Information ein, die ich gerne einpflegen würde (bin zu beschäftigt zum Googlen):

    Wie ist der Gewinnmodus für die Platzierung in der Gruppe dieses Jahr? Torverhältnis oder direkter Vergleich?

  14. @erz:
    Wenn zwei oder mehr Mannschaften nach Abschluss der Gruppenspiele die gleiche Anzahl Punkte aufweisen, wird die Platzierung nach folgenden Kriterien in dieser Reihenfolge ermittelt:
    a) größere Punktzahl aus den direkten Begegnungen;
    b) bessere Tordifferenz aus den direkten Begegnungen (bei mehr als zwei punktgleichen Mannschaften);
    c) größere Anzahl erzielter Tore aus den direkten Begegnungen (bei mehr als zwei punktgleichen Mannschaften);
    d) bessere Tordifferenz aus allen Gruppenspielen;
    e) größere Anzahl erzielter Tore aus allen Gruppenspielen;
    f) Platzierung in der UEFA-Koeffizientenrangliste für Nationalmannschaften;
    g) Fairplay-Verhalten der betreffenden Mannschaften (Endrunde);
    h) Losentscheid.

  15. Bei UEFA-Wettbewerben direkter Vergleich, bei FIFA-Wettbewerben Tordifferenz.

  16. ich habe 11freunde-, ballesterer- und spielverlagerungs-em-vorschau seit 2 wochen als sofa-lektüre rumliegen und teile die einshätzungen von hausherr und kommentatoren.

    vom ansatz her begeistert mich die spielverlagerungs-vorschau, wobei sie auch das wenigste lesevergnügen bereitet. dabei geht es nicht nur um die textstruktur sondern auch wirklich stilistische mängel: wiederholungen, verwinkelte sätze, drei mal hintereinander die selben satzanfänge – ich hatte in das angekündigte lektorat mehr hoffnung gesetzt.

    richtig stark ist die spielverlagerungs-vorschau übrigens dann, wenn sie mit ‘externen’ zusammenarbeit, wie beim wirklich lesenswerten hans flick-portrait, dass von jesse huppenbauer, einem südwest-fußball-experten, unterstützt wurde – denn die kompetente analyse von spielformen anhand aufgezeichneter spiele allein zeichnet noch kein unterhaltendes und erst recht nicht umfassendes bild von (anstehenden) fußballspielen.

  17. Das Hauptproblem fuer SV duerfte sein, dass Zonalmarking seine ganze Vorschau fuer Lau auf die Homepage gepackt hat. Ehrlich gesagt reicht mir das als taktische Vorbereitung mehr als genug, werde aber trotzdem die 6EUR hinlegen, alleine deswegen weil “wir” seit Jahren nach so etwas Rumschreien und dann muss man auch mal Wort halten…

  18. thx für die Hilfe! Da muss dann in der Tabelle wohl ein Sternchen für gruppeninternen Vergleich her.

  19. Hat jemand von euch den EM-Guide von bet-at-home.com bekommen?

    Gibts zwar nicht zu kaufen, aber ich fand den ganz gut, weil auch mal witzig

  20. #Spielverlagerung
    den Kritikpunkten kann ich mich anschließen – aber es überwiegen die positiven Punkte, denn speziell von Teams wie Polen, Russland, Griechenland & Co. hab ich schon längere Zeit keine Spiele mehr gesehen und kenne ehrlich gesagt auch bei weitem nicht alle Spieler, daher ist die umfangreiche Lektüre von SV wirklich hilfreich und dient als optimale Vorbereitung auf die jeweiligen Spiele!

  21. #Eröffnungsfeier

    Wo waren die Stripperinnen?

  22. @mahqz und Linksaussen

    Kennt jemand einen Weg Bilder oder brauchbare Artikel internationaler Spiele (Amerika, Europa, Asien) des Frauenfußballs zu bekommen?
    In Deutschland gibt es (immerhin?) dfb.tv und ab und an was im Fernsehen. Für andere Ligen kenne ich das aber nicht.

  23. Auf der Website der englischen Frauenliga WSL gibt es kurze Highlight-Videos. Ein paar Spiele pro Saison (dieses Jahr angeblich 10) werden live auf ESPN UK übertragen.

    http://www.fawsl.com/latestVideos.html
    http://en.wikipedia.org/wiki/FA_WSL#Media_coverage

  24. danke

  25. Habe mir heute 11 Freunde gekauft. Die ersten drei Jahre hatte ich sie im Abo, jetzt weiss ich wieder, warum ich damals gekündigt habe – das EM-Heft ist einfach nur schwach und die immergleichen “Witze” haben sich völlig überlebt.

  26. Danke für den netten Artikel.

    Ich lese 11Freunde zwar auch nicht mehr, wundere mich aber doch, warum sie jetzt so abgewatscht werden. Ich denke, dass es für die Redaktionen immer schwerer wird, wirklich effektiv zu recherchieren und zu arbeiten. Ich denke auch, die Selektion von interessant/uninteressant wird immer schwerer weil: Jeder der sich für Fußball interessiert, ließt wohlmöglich täglich 1-2 websites mit den aktuellsten Nachrichten, oder besitzt zusätzlich noch eine Smartphone app. Der Leser ist doch sowas von gesättigt – wirklich spannend (fast wie das facebook-phänomen) sind doch besonders die Transfergerüchte. Wobei (anfangs eher nur auf transfermarkt.de) jetzt überall transferticker und Gerüchte zu lesen sind.

    Der interessierte Leser ist einfach überinformiert. Und die Redaktionen vielleicht auch! Zumal die normalen Medien/Zeitungen sich viel zu sehr ‘einmischen’. Ein Robben ist in letzter Zeit wahrhaftig zur Person öffentlichen Interesses erkoren, so dass ich als Journalist doch kaum noch Ansätze finde, über ihn vernünftig ion seiner Rolle als Bayern Spieler zu berichten. Die Leser wollen auch im Fußball immer mehr Trash und Boulevard!
    Sogesehen ein hoch auf die hardcore’ler von spielverlagerung.de – aber eben nicht mainstream.
    Ich hab wenig Ahnung von den Printausgaben zu diesem Thema, kann aber für mich sagen, dass ich sportal.de journalistisch und texlich toll finde und um meinen täglichen Junk zu genügen besuche ich fussballtransfers.com!

    :)