PSG holt sich Ancelotti
Um 15h gibt Paris St. Germain eine Pressekonferenz und es wird allgemein erwartet, dass dabei Carlo Ancelotti als neuer Trainer vorgestellt wird. Die Entlassung vom Vorgänger Antoine Kombouaré, die schon tage vor Weihnachten bekannt wurde, ist erst heute mittag, um 13h20 offiziell gemacht worden.
Canal+ will die Pressekonferenz live übertragen und live streamen, ebenso auf psg.fr und auf der Facebook-Seite und Videportalen. Liveticker bei football365.fr
Die Personalie Carlo Ancelotti ist nicht die einzige aktuelle Personalie. Noch keinen Abschluss gibt es bei David Beckham zu vermelden, der eigentlich nach dem Wochenende ins Trainingslager in Katar dazustossen sollte. An zwei weiteren Namen soll der PSG dran sein: Pato und Kaka.
[Liveblogging ausnahmsweise von oben nach unten]
Sexyness geht anders. Mehr so Schulaula-Style.
Dürfte für Beckham einen Tick anders aussehen.
[15h00] Carlo Ancelotti ergreift das Wort und spricht von Anfang an auf französisch, kündigt an, dass er so schnell wie möglich versucht Französisch zu lernen, aber nun die PK lieber auf italienisch weiter führen möchte. Sportdirektor Leonardo meint grinsend: es hat lange gedauert, bis er diese Sätze auswendig gelernt hat.
[15h05] Bei der Frage nach Beckham ergreift lieber Leonardo das Wort. “Wir haben immer gesagt, dass mit Beckham noch nichts abgeschlossen ist. Wir sind immer noch dran, aber es gibt Details die über diesen Transfer entscheiden, die nichts mit uns und dem Fußball zu tun haben. Er hat sein Leben in Los Angeles, seine Frau und seine Kinder. Das ist eine persönliche Entscheidung, ob er seinen Lebensmittelpunkt, den er in L.A. aufgebaut hat, wieder aufgeben will.”
[15h08] Ancelotti hat bereits zwei Plätze seines Trainerstabes festgelegt: Giovanni Mauri für die Konditionsarbeit, mit dem er schon bei Milan und Chelsea gearbeitet hat und Claude Makelele vom PSG als Assistent. Ansonsten wird er zahlreiche Mitarbeiter vom Vorgänger Kombouaré übernehmen.
[15h14] Weise Worte von Ancelotti zu dem was man im Transferfenster vor hat: “Wir werden keine Namen nennen. Was sich verwirklichen lässt, wird verwirklicht.”
[15h16] Auf die Frage eines italienischen Reporters, ob der PSG mit dem katarischen Geld zu einem Retortenklub wird und Anfeindungen riskiert, guckt Leonardo in die Runde und fragt ob er – der Sportdirektor vom PSG – auf französisch oder italienisch antworten soll. Er entscheidet sich für eine Antwort auf italienisch, was sehr viele französische Journalisten verärgert. Sie wollen sich nicht mit dem Simultandolmetscher abspeisen lassen und verlangen einen französischen O-Ton von Leonardo.
[15h19] Leonardo: “Was man verstehen muss, ist die Motivation der entscheidenden Leute. Es geht nicht um Geld, sondern um Emotionen. Emotionen die man hier in Gang setzen möchte, von Leuten, die den Fußball lieben. Und sie möchten dies nicht irgendwo umsetzen, sondern hier!“. Dreikommafünf auf der nach oben offenen Dietmar-Hopp-Skala.
[15h21] Ancelotti über das was er in Sachen Fußball mit dem PSG vor hat: “Ich will nicht alles umkrempeln. Ich muss erst die Ligue 1 kennenlernen und bei einem Tabellenführer muss man nicht alles ändern. Ich werde mir die Spieler und ihr Verhalten anschauen und entsprechenden dann eingreifen. Ich will eine gute Struktur. Wir haben hohes individuelles Potential und sind eher offensiv ausgerichtet. ich will dynamisches, gut aussehendes und effizientes Spiel sehen” … außerdem hätte ich gerne ein Erdbeertörtchen, zwei Latexslips und ein 500-Quadratmeter-Appartement.
[15h25] Es wird die Stadion-Frage gestellt und Leonardo gibt eine relativ nichtssagende Antwort. Ich werde nach der Übertragung noch einmal darauf eingehen.
[15h27] Frage eines englischen Journalisten über Drogba und Malouda. Ancelotti: “Ich mag beide Spieler. Ich habe guten Kontakt mit diesen beiden Spielern, aber es ist nicht meine Aufgabe da was zu machen und es ist auch nicht sinnvoll über beide Spieler zu sprechen – einen Tag bevor sie in der Premier League spielen. Beide waren bislang kein Thema.”
[15h31] Frage eines Journalisten an Leonardo: “Warum haben Sie eigentlich Kombouaré gefeuert?“. Leonardo: “Das ist jetzt nicht der richtige Augenblick um darauf zu antworten. Wir stellen heute einen neuen Trainer vor. Vielleicht können wir uns einen anderen Mal darüber unterhalten.”
[15h34] Ancelotti kommt inzwischen mit den Sprachen durcheinander und antwortet auf eine französische Frage, nach Übersetzung ins Italienische auf Englisch…
[15h42] Ancelotti wähnt die Ligue 1 taktisch nahe an der Serie A: ein Wettbewerb, wo man taktik-lastig und aus einer guten defensiven Struktur heraus arbeitet, während in der Premier League die Partien eher mit offenem Visier geführt werden.
[15h44] Ancelotti zu seinem Trainerstab:
Claude Makelele soll seine Erfahrung und Charisma in der Kommunikation mit den Spielern einbringen, kennt sich außerdem im Klub und in der Liga aus. Ein Holen von Ray Wilkins ist nicht angedacht.
[15h45] Leonardo: der Vertrag geht über zweieinhalb Jahre (bis Sommer 2014).
[15h51] Die Pressekonferenz ist beendet. Gleich noch ein Wort zur Stadionfrage…
Die Stadionfrage
Eines der Probleme beim PSG ist das inzwischen 40 Jahre alte Stadion, das Prinzenpark-Stadion bzw. Parc des Princes an der westlichen Stadtgrenze von Paris.
Es gibt einen “Plan A” der schon grob fixiert ist: die Renovierung des Stadions, u.a. mit dem Näherrücken der “Kurven” an die Tore und Kapazität von 45.000 Zuschauern. Die Renovierung soll grob zwei Jahre dauern und in diesen zwei Jahren soll der PSG in dem Stade de France an der nördlichen Stadtgrenze spielen.
Tatsächlich taucht aber nun wieder verstärkt die Frage auf, wie sinnvoll eine Renovierung des Prinzenparks ist. Etliche Fans hegen seit Jahren eh den Verdacht, dass der PSG lieber im Stade de France spielen wollen würde. Die PSG-Besitzer denken inzwischen laut nach, wie man einerseits einen Klub mit europäischen Ambitionen aufbauen kann, aber gleichzeitig nur ein 45.000er-Stadion besitzen soll, dass in Frankreich grad mal das drittgrößte Ligue 1-Stadion wäre.
Droht doch kein temporärer, sondern permanenter Umzug ins Stade de France? Tatsächlich stellt sich für den PSG die Frage, ob es wirklich einen massiven Fanwiderstand geben würde. Die Gewaltexzessen der Pariser Ultras bis ins Jahr 2010 hinein, haben zu einer Auflösung der beiden großen Kops des PSGs geführt und nachhaltig die Struktur der PSG-Fans verändert. Dazu kommt jetzt der neue, ausländische Besitzer, die noch einmal zu einer Distanzierung etlicher Hardcore-PSG-Fans von diesem Klub geführt haben. Das “Eventpublikum” sollte sich an einen Umzug nicht stören…
Übrigens nicht die einzige Stadionfrage in Paris. Für 2017 will der französische Rugby-Verband sein “Twickenham” bauen und hat Planungen für ein 80.000er Stadion ca 30km südlich von Paris in Auftrag gegeben. Derzeit sind noch zwei Plätze im Gespräch: Thiais Orly und Evry Centre Essonne
Reaktionen
Für mich stellt sich beim Stadion viel eher die Frage, ob es von Stadionbesitzerseite wirklich gewollt wäre, in dem Nationalstadion eine Mannschaft seine komplette Saison austragen zu lassen und nicht nur die Highlightspiele.
Oder wird das mit dem Bau eines neuen Rugbystadions irrelevant?
Der Stadionbesitzer ist der französische Staat und dürfte sich über mehr Auslastung eher freuen. Im Gegenteil: die sind etwas pissig, dass der franz. Rugbyverband sein eigenes Stadion haben will.
Das geplante Rugbystadion streichelt natürlich dem Ego das franz. Rugbyverbandes. Angeblicher Ausgangspunkt der Überlegungen: die zu hohe Stadionmiete des Stade de France von 400.000 EUR pro Spiel. Aber das geplante Rugbystadion dürfte mit einem geplanten Fassungsvermögen von 82.000 und aus-/einfahrbaren Dach eine eher teure Konstruktion sein. Ich weiß nicht wie die FFR das finanzieren will. Die franz. Rugby-Nationalmannschaft macht ca 6, 7 Länderspiele pro Saison (diese Saison sogar nur 4!). Dazu kommt wohl auch noch das Endspiel der Top14 (das aber mit 70-80.000 Zuschauer das Stade de France nicht ausverkauft…). Ja, und dann?
#Franz. Rugby
ist das vielleicht teilweise auch nur ein Pokerspiel, um in der Öffentlichkeit als die Guten dazustehen und daraufhin die Stadionmiete gesenkt zu bekommen?
Wurde das Stade de France eigentlich auch mit Blick auf Rugby gebaut? Gibt es ausser den Kosten sonst noch irgendwelche Kritikpunkte vom Verband?
Nein, das ist kein Pokerspiel. Es sind schon mehrere Gutachten erstellt worden und die Zahl der möglichen Standorte und sich bewerbenden Kommunen in den letzten zwölf Monaten von 9 über 6 auf nun zwei Kommunen reduziert. Im Sommer 2012 soll die endgültige Entscheidung für den Standort fallen – es kann allenfalls noch ein politisches Veto erfolgen, was aber angesichts der anstehenden Präsidentschaftswahlen (Ende April/Anfang Mai) wenig wahrscheinlich erscheint.
Die Beweggründe sind neben den Kosten tatsächlich im weitesten Sinne “Ego-Gründe”: Förderung des Rugbys durch ein eigenes, markantes Stadion, Verbesserung der Chancen große Sportereignisse nach Frankreich zu holen, durch ein zweites 80.000er-Stadion (welches Ereignis das sein soll wird nicht gesagt … Rugby-WM war erst vor 4Jahren, Fußball-WM 1998…).
Zum Vergleich: London hat Twickenham (82.000), Olympia-Stadion (80.000), Wembley (90.000) und das Emirates (60.000)
Meiner Meinung ist total verschwenderisch, ein eigenes Rugbynationalstadion zu bauen. Allein im Stade de France sind es mM nach zu wenig Veranstaltungen, dass der Betrieb sich lohnen kann.
In den letzten beiden Jahren fanden nicht viele Events statt:
ges. (2010/2011)
9 (3/6) Fußballländerspiele
4 (2/2) Fußballpokalendspiele
2 (1/1) Leichtathletikmeetings
6 (4/2) Rugbyländerspiele
3 (2/1) Rugbypokalendspiele
11 (6/5) Konzerte
macht zusammen 35 (18/17) Events in den letzten beiden Jahren + die Spiele von Stade Français (3-5 im Jahr)
ok, hab mich geirrt, das Stadion ist doch mehr ausgelastet als gedacht
zum Vergleich mal
Allianz-Arena München 85 (43/42)