Bundesliga-Unschau: 2011/12: SC Freiburg. Abhängigkeitsverhältnis
Freiburg gehört zu dem großen Haufen von Bundesliga-Mannschaften die passiven, abwartenden Fußball spielten. Den Gegner in einem 4-1-4-1 die Zähne ausbeißen lassen und bei einem seiner Fehler zuschlagen: so erklärt sich die hohe Zahl der 1:0 oder 2:1-Siege und negative Tordifferenz.
Useless Fact
Der Tabellenachte der letzten Saison hat nur in zwei seiner 13 Siege mit mehr als einen Tor Unterschied gewonnen.
Lässt man die Spiele der letzten Saison Revue gab es aber Variationen. Im November und Dezember war man wesentlich aktiver und investierte mehr in die Spielgestaltung. Heraus kamen ansehnlichere Spiele, die aber teilweise verloren ging, wie z.B. ein 0:3 in Hannover bei denen man mit blanker Hose ausgekontert wurde.
Es muss für den SC Freiburg sehr gut laufen – und damit meine ich nicht nur die eigene Leistungen, sondern wieder etliche Vereine die sich wieder in eine Krise reinspielen – damit wieder Platz 9 herausspringt. Letzte Saison zeigte sich der SC Freiburg in hohen Maße von zwei Personen abhängig.
Die B-Story
Die große „B wie Ballack“-Story des SC Freiburg ist der Transfer- oder Nicht-Transfer von Cissé, das bis zum endgültigen Verkauf in jedem Transferfenster neu durchgeorgelt wird – maximal bis zum Vertragsende im Sommer 2014.
Nach dem man aber schon einen potentiellen Nachfolger für gutes Geld gekauft hat und den Freiburgern eher ein Testikel aus der Hose rollt, als mit zwei reinen Stürmern anzutreten (2010/11: in vier Spielen), liegt der Verdacht nahe, dass Cissé spätestens in der Rückrunde anderenortes spielt.
Stürmer #9 Papiss Demba Cissé sorgte letzte Saison im Alleingang für 22 der 41 Freiburger Tore. Dahinter kamen mit großen Abstand die Offensivkollegen #27 Stefan Reisinger (4 Tore) und #8 Jan Rosenthal (5 Tore). Im Prinzip will Freiburg Cissé nicht verkaufen, nennt aber auch die Summe für die sie die Schubkarre aus der Gartenlaube holen würden, um Cissé portofrei beim Abnehmer abzuliefern: 15 Millionen Euro (inkl. exklusives SC Freiburg-Kugelschreiber-Set). Aktuell soll der VfL Wolfsburg an Cissé dran sein.
Wie wichtig Cissé für Freiburg bislang war, lässt sich auch an dem Umstand ablesen, dass es Robin Dutt letzte Saison nicht gelungen ist, dahinter Alternativen zu etablieren. Die beiden eben genannten Reisinger und Rosenthal spielten nur selten durch: Reisinger ein einziges Mal und Rosenthal sieben Mal.
Der Plan B für die Zeit nach Cissé ist der 2,2 Millionen Euro (= teuerster Transfer der Freiburger Geschichte) teure Stürmer #39 Garra Dembélé, der in der bulgarischen ersten Liga eine Bude nach der anderen schoss. Hört sich nicht nach der besten Herkunft an, aber auch Cissé wurde von Freiburg “nur” in der zweiten französischen Liga entdeckt.
Der zweite wichtigste Mann ist #28 Julian Schuster, der Sechser im Standard-4-1-4-1 dass Dutt spielen ließ und dass Trainer Sorg beibehält. Der Mann ist Staubsauger in der Defensive und Scharnier im Umschaltspiel. Letzte Saison fiel von Mitte Januar bis Mitte März aus. In diesem Zeitraum erspielte sich der SC Freiburg 2 Siege, 2 Remis und 4 Niederlagen. Der Punkteschnitt fiel von 1,3 Punkten pro Spiel auf 1 Punkt. Lag Freiburg nach der Hinrunde noch auf Platz 6, belegte man in der Rückrundentabelle nur noch Platz 16.
Neben der Verletzung von Schuster ergab sich noch ein anderes Problem: Schuster wurde ausgeguckt – prototypisch von Mainz und Dortmund. Mit Pressing durch Stürmer und das offensive Mittelfeld wurde Schuster isoliert. Der Freiburger Spielaufbau kollabierte und der Alleinunterhalter Cissé hing in der Luft.
Damit richtet sich der Fokus auf den neuen Trainer Marcus Sorg, der aus der eigenen zweiten Mannschaft hochkommt. Er muss auf die Arbeit von Dutt aufbauen und nicht nur eine Cissé-Alternative aufbauen, sondern auch eine zweite Säule für den Spielaufbau aufziehen, um nicht mehr derart von Julian Schuster abhängig zu sein.
Davon war am ersten Spieltag in Augsburg nicht viel zu sehen. Es blieb beim 4-1-4-1. Tiefes Stehen, kompaktes Stehen (bei gegnerischen Ballbesitz horizontal nur die halbe Spielfeldbreite ausnutzend). Bei eigenem Ballbesitz wurde schnell umgeschaltet und mit langen Bällen die gegnerische Hälfte überbrückt. Empfänger war meistens Cissé.
Phasenweise schien man aber auf ein 4-4-2 umzuschalten, mit Makiadi oder Abdessadki an der Seite von Cissé und wesentlich früher Druck auf den Gegner ausübend.
Schaut man sich die Startformationen der letzten Saison unter Dutt an, fällt auf, dass gar nicht so viele Spieler verwendet wurden, ca 15, 16 Stück. Dafür war Dutt ein Freund von Rotation im offensiven Mittelfeld, bei dem er von Spiel zu Spiel munter zwischen Caligiuri, Flum, Makiadi, Putsila, Abdessadki, Jendrissek, Rosenthal und Reisinger wechselte.
Kaderänderungen
Eine Auswahl an Zu- und Abgängen
- Abgänge: TW Pouplin, IV Toprak, OM Jäger, Trainer Dutt
- Neuzugänge: IV Ferati, ST Dembélé, Trainer Sorg
Da der Kader grosso modo zusammengehalten wurde, gibt es nicht viel weiteres zu berichten. Innenverteidiger Toprak, der Dutt nach Leverkusen gefolgt ist, wurde in der Startelf in Augsburg durch #5 Heiko Butscher ersetzt, der an der Seite von #15 Oliver Barth spielt. Als Alternative wurde der 24jährige Schweiz-Albaner #4 Beg Ferati vom FC Basel verpflichtet. Angeblich soll Ferati schon unruhig werden, dass er nicht in der Startelf stand, aber gleichzeitig von Ottmar Hitzfeld für die “Nati” nominiert worden ist. Sollte hier im Team ein Feuer auftreten, wird es spannend sein, wie Marcus Sorg damit umgeht – Sportdirektor Dirk Dufner sollte aber hier erfahren genug sein, um Sorg zu helfen.
Ohne Cissé ist Freiburg für mich ein Abstiegskandidat. Es würden nicht nur Cissés Tore fehlen, sondern auch eine Saisonvorbereitung, bei der man sich komplett einer neuen Offensive hätte verschreiben können, aber stattdessen noch mit dem “Übergangszustand” Cissé trainierte. Mit Cissé wird es irgendwo zwischen Platz 10 und 15 werden.
Depth-Chart Freiburg
- Baumann
- Mujdza/Williams – Barth/Butscher/Ferati/Krmas – Bastians/Butscher
- Schuster/Caligiuri/Flum
- Caligiuri/Rosenthal – Makiadi/Nicu/Rosenthal/Flum – Abdessadki/Rosenthal/Jendrisek/Putsila
- Cissé/Dembélé/Reisinger/Jendrisek/Yano/Brandstetter
Reaktionen
Freiburg kommt mir in den Saisonvorschauen generell zu schlecht weg. Ich denke, der SCF wird mit dem Abstieg die meiste Zeit nichts zu tun haben und am Ende zwischen 9 und 11 einlaufen.
Das gesamte Freiburger Glück hängt davon ab, ob ihre One-Man-Show Cissé auf dem Boden bleibt oder zu einer launigen Diva mutiert. Das große Interesse anderer Vereine würde ich schon einmal als ziemlich ungesund einstufen, die krasse Abhängigkeit der Offensive sowieso. Schade nur, dass ich dem Neuen an der Linie keinesfalls zutraue, seinen Star bei Laune zu halten. Schon für einen Zweit- oder Drittligisten hätte eine Entscheidung pro Sorg ein großes Risiko bedeutet, für den Erstligisten Freiburg mit seiner besonders unausgeglichenen sportlichen Struktur ist sie einfach nur Wahnsinn. Wird Cissé nur zu einem kleinen Problemfall mit gelegentlichen Allüren, kann man sich auch nach dem Winter durchaus noch retten; läuft im Breisgau demnächst aber ein zweiter Ba durch die Gegend, sehe ich richtig schwarz.
Bisher ist Cisse eher durch Bescheidenheit aufgefallen und hat immer beteuert, dass er gerne in Freiburg spielt und alles andere Sache des Vereins ist. Wenn also niemand kommt, der viel Geld auf den Tisch legt wird er wohl bleiben. Letzte Saison als das Interesse von Hoeneß und Wolfsburg wieder da war hat er sich auch vorbildlich verhalten und weiterhin Leistung gebracht. Freiburg ganzes System steht und fällt etwas mit Cisse, dazu muss man auch erst mal wie der Trainer mit dieser Mannschaft funktioniert.
Ich bin da nicht sehr nah dran, aber Freund Küchenpsychologie würde bei dem Mann (zweite französische Liga) mehr Dankbarkeit und Demut vermuten, als bei Ba. Ist bisher auch nicht durch idrissoueske Sprüche aufgefallen, meine ich. Aber wie gesagt, bin nicht nah dran und man kann denen ohenhin nicht hinter die Stirn gucken.
Wenn mein Lieblingssportblog über den Lieblingsverein schreibt muss ich auch mal ein Kommentar abgeben :-)
Ich halte eine Top 10 Plazierung für ziemlich ausgeschlossen. Letztes Jahr war wunderbar, so ein entspanntes Saisonfinale gab es hier schon lang nicht mehr,wird so schnell aber auch mit Cisse nicht zu wiederholen sein. Dieses Jahr wird ganz knapp mein Tip ist Platz 16 + Sieg in der Relegation…
Von dem neuen Trainer halte ich eigentlich sehr viel und ich denke das Freiburger Umfeld ist gut dafür geeignet jungen unbekannten Trainern eine Chance zu geben. Und auch bei den Spielern hat man eigentlich den Eindruck das sie damit zurecht kommen können.
Ob das wirklich so ist wird sich zeigen. Mit Beg Ferati scheint es nach dem er letztes Wochenende nur auf der Bank sass ja schon erste Probleme zu geben…
Das der Verein von Cisse ziemlich abhängig ist, ist zwar ein Problem, dass er selber falls er noch bleibt aber zu einem Problem wird erwarte ich nicht. Dazu sind seine Äusserungen bis jetzt doch immer zu positiv gewesen und man hat das Gefühl das auch er mit der Freiburger Linie in erst bei 15+x Millionen gehen zu lassen einverstanden ist.
Wann und von wem diese bezahlt werden, wird man sehen. Ich tippe auf einen Premier League Verein wahrscheinlich noch innerhalb der nächsten Wochen. Wolfsburg wird es denk ich eher nicht mehr werden. Das diese sich übrigens darüber Aufregen, dass Freiburg auf seine Forderungen besteht kann ich überhaupt nicht verstehen. Ist doch das gleiche Spiel das sie jahrelamng mit Dzeko und den 40 Mios durchgezogen haben…
Freiburg sehe ich diese Saison wesentlich weiter hinten. Wenn es dumm läuft, hat man sogar intensiv mit dem Abstiegskampf zu tun.
Cisse ist die eine Geschichte. Bleibt er, musse er erstmal wieder an seine Torquote rankommen. Die zweite Geschichte ist der Mann an der Linie. Trainer Sorg. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass der neue Coach nicht an Dutt herankommt. Ich glaube Dutt hat einen sehr großen Anteil am Auftritt der Freiburger gehabt. Er strahlte auf mich auch immer eine unheimliche Ruhe aus. Er schien einen Plan zu haben, der für die Breisgauer passte.
Und als Dutt kam haben alle behauptet er kommt nicht an Finke ran und nie erwartet das er so ein guter Trainer wird. Das kam auch erst mit der Zeit.
Und Zeit wird Sorg in Freiburg bekommen, selbst ein Abstieg in dieser Saison wird daran wahrscheinlich erstmal nichts ändern.
Ich kann mich noch gut an das erste Dutt Jahr erinnern, der hatte natürlich den Vorteil einen Verein in der 2. Liga zu übernehmen und stand weniger im Rampenlicht, aber obwohl ich vollkommen Pro Dutt war und froh war mal einen anderen Trainer als Finke zu sehen, gab es doch oft genug Interviews oder Situationen wo ich mich über ihn aufgeregt habe und er anfangs keinen guten Eindruck geamcht hat! Seinen Plan zu erkennen hat durchaus auch Zeit gebraucht.
Ich kenne Sorg nicht und will mir daher über seine Kompetenzen als Trainer (Training, Taktik, Mannschaftsführung, -zusammenstellung) kein Urteil erlauben, gehe aber zunächst mal davon aus, dass er dort kompetent ist.
Prinzipiell halte ich gerade ein ruhiges Umfeld wie Freiburg für relativ unproblematisch für neue Trainer ohne “großen Namen”, aber (hoffentlich) mit Kompetenz.
Kann mir daher jemand sagen, woher diese Zweifel an Sorg schon zu Beginn der Saison herrühren?
@Ste: Irgendwie klingt dein Misstrauen bisher recht diffus und nicht greifbar, hauptsächlich nach fehlendem Resumee Sorgs.
Dass Cissé charakterlich, innerhalb der Mannschaft oder im Umfeld ein Problem wird, glaube ich nicht.
Ein Problem dürfte im Fall eines Weggangs eher der notwendige Umbau der Offensive werden. Da gehe ich mit dogfood d’accord.
Soll man jetzt hoffen, dass Cissé gehalten wird/werden kann oder dass er geht? Bin da irgendwie zwiegespalten.
Einerseits stellt er quasi das Offensivkonzept und die Torgarantie der Freiburger dar, andererseits verschwände mit ihm auch ein latentes “Unruhethema” aus dem Mannschaftsumfeld und die Freiburger hätten mit der Ablöse ihren Etat für die nächsten 2-3 Jahre selbst im Abstiegsfall gesichert, was für so einen “kleinen” Verein in der BL auch nichts schlechtes ist.
Ich würde mich ja freuen, wenn Cissé bodenständig und demütig bleibt. Bitte nicht falsch verstehen. Allerdings glaube ich eben, dass genau dieser Aspekt darüber entscheiden wird, wohin für Freiburg die Reise geht. Dass er sich in den Interviews bisher als selbstloser Teamplayer präsentiert, muss übrigens nicht unbedingt aussagekräftig sein.
“Bringt Sie die [Bundesliga] vielleicht auch zu einem Spitzenklub, Sie sind ein begehrter Torjäger?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber ich bin hier wirklich extrem zufrieden. Der Trainer, der Manager, das ganze Team ist einfach klasse. Wir sind in der Mannschaft wirklich gute Freunde. So etwas ist toll, das gibt man nicht so einfach auf.”
“Haben noch keine Klubs wegen eines Transfers angefragt?
Da müssen Sie den Manager fragen. Für mich ist das kein Thema.”
[Quelle: t-online.de]
Demba Ba im April 2009. Gut drei Monate später platzte der Transfer nach Stuttgart, und wir wissen ja, was aus seiner Bescheidenheit wurde.
Mein Misstrauen gegenüber Sorg ist schwer zu begründen. Zum einen liegt das sicher daran, dass seine Erfolgsbilanz bislang äußerst mittelmäßig ist. Was er bisher erreicht hat, qualifiziert ihn nicht wirklich für den begehrten Posten eines Bundesligatrainers, auch wenn der Klub betont, wie sehr er doch zur Vereinsphilosophie passt. Schon etwas lustig, dass der Co-Trainer im Endeffekt mehr Erfolge aufzuweisen hat als der Chef selbst. Hinzu kommt das Pokalaus gegen Unterhaching, wo man nach gutem Beginn die Partie eigentlich unter Kontrolle hatte und sie sich dann doch vollkommen aus der Hand nehmen lässt, und der eher durchwachsene Auftakt gegen Augsburg. Das alles sind Faktoren, die nicht zur Autorität des Neulings beitragen.
Ach wenn diese letzte Aussage jetzt wahrscheinlich sehr kontrovers aufgenommen wird: Ein Coach wie Christian Gross hätte dem SCF deutlich besser getan und den Klub so richtig nach vorne gebracht.
Richtig nach vorne wohin? dauerhaft Top 10? oder sogar Europa League?
Du vergisst, dass dafür nicht nur ein Trainer sondern auch das entsprechende Spielermaterial und vorallem Geld nötig ist das in Freiburg nicht umbedingt vorhanden ist.
Wenn ich mich richtig erinner gabs letztes Jahr mal ein Interview mit dem Vorstand in dem als dauerhafte Zielsetung genannt wurde zu den Top 20 bis 25 Vereinen in Deutschland zu zählen. Das ist eine sinnvolle Zielsetzung und entspricht dem was hier möglich ist.
Von möglichen Cisse Millionen wird denk ich auch ein grossteil für die Zukunft bzw. ein neues Stadion zur Seite gelegt werden und keine weiteren Großeinkäufe getätigt werden.
Freiburg mehr nach vorne bringen, als sie jetzt sind geht nicht. Das was man in Freiburg leistet ist schon am Limit und nötigt mir jeden Respekt ab.
Freiburg war letztes Jahr so stark, weil ein einziger Spieler in Ausnahmeform für die nötigen Tore und Punkte sorgte. Sollte ein Trainer es schaffen, diese Last auf mehrere Spieler zu verteilen und den Erfolg beizubehalten, würde ich das schon als “den Klub nach vorne bringen” einstufen, auch wenn das Endergebnis Platz 11 oder 12 sein sollte. Sicher ist das mit dem nötigen Kleingeld einfacher, man kann es aber auch schaffen, indem man richtig scoutet, vernachlässigte Talente abgreift und das beste aus seinen Spielern herausholt.
Zugegeben: Gross wäre mittlerweile zu überambitioniert.
Du scheinst den Verein aber nicht besonders gut zu kennen, genau das ist es aber was Freiburg macht und das was damit grade erreicht wird ist einfach schon das Maximum.
Bei Cisse muss man sich nach dem Scouting damals schon sehr sicher gewesen sein sonst hätte man nicht eine für den SC damals Rekordablösesumme bezahlt und auch die restlichen Einkäufe der letzten Jahre waren häufig eher Top als Flop. Vorallem wenn Geld in die Hand genommen wurde lag man eigentlich meistens genau richtig.
Zu den vernachlässigten Talenten die du nennst würde ich im letzten Jahr z.B. Rosenthal und Nicu zählen die beide in Freiburg eine neue Chance bekommen haben.
Und zum das beste aus den Spielern rausholen: Der SC sieht sich als Ausbildungsverein, viele Spieler aus der eigenen Jugend bekommen hier früh die Chance Bundesligaerfahrung zusammeln. Das diese Jungs irgendwo anderst bessere Leistungen abrufen könnten würde ich mal Bezweifeln. In der Vergangenheit war es eher so das Spieler die den Verein verlassen haben an anderen Orten weniger erfolgreich waren. Ein Beispiel hierfür wäre zum Beispiel Idrissou!
Andererseits liefern auch ältere Spieler hier Leistungen die man ihnen nie zugetraut hätte. Bestes Beispiel ist Barth der letztes Jahr eine super Bundesligasaison gespielt hat und am Anfang von vielen selbst als zu schlecht für Liga 2 befunden wurde.
Aber das die Leistung auch heute wieder nicht gut war (komme gerade aus dem Stadion) und sich da dringend noch was ändern muss will ich ja gar nicht behaupten. Das man nach einer eher verletzungsfreien Vorbereitung keine eingespielte Abwehr hat und von Spiel zu Spiel durchwechselt gefällt mir auch nicht und ich bin gespannt wie das in Zukunft gelöst wird. In den nächsten Spiele warten mit Bremen, Wolfsburg und den Bayern starke Gegner so das ich nach 5 Spieltagen den SC ziemlich am Tabellenende erwarte.
@Ste
Gerade weil man so gut scoutet und vernachlässigte Talente + eigene Talente findet, steht man so gut da.
Ich habe doch gar nicht behauptet, dass Freiburg in diesen Bereichen nicht vorbildlich ist. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie deswegen schon das absolute Maximum ihrer Möglichkeiten erreicht haben. Dazu bräuchte es meiner bescheidenen Meinung nach eben auch noch einen erfahrenen Trainer von echtem Format, der seine eigenen Vorzüge miteinbringt und somit den Standort Freiburg auf ein neues Level hebt. (Und damit auch die Möglichkeiten von Scouting und Talentförderung.) So etwas fehlt dem Sportclub aber, wenn er auf den unbekannten und bislang weitgehend erfolglosen Marcus Sorg setzt. Dessen Strahlkraft wird jedenfalls kaum der Grund sein, dass sich 20-Jährige gegen andere Offerten und für den SC entscheiden.
Außerdem könnte dieser Coach eben etwas vollziehen, was dringend notwendig wäre und ich Sorg ebenfalls nicht zutraue: Mittel und Wege zu finden, um die Abhängigkeit von Cissé zu beenden und dafür andere Spieler noch mehr erstarken zu lassen. Oder wenigstens dafür zu sorgen, dass sich die Abhängigkeit nicht negativ auf die sportliche Bilanz auswirkt, weil dieser plötzlich unzufrieden wird und den Fokus verliert.
Im Klartext: So toll das System von Freiburg auch sein mag, das Maximum erreichen sie nur, wenn auch der Coach stimmt. Und das tut er nicht.
@Ste
Na dann sind wir einfach mal froh, dass die Freiburger sich einig darüber sind im Moment das Maximum rauszuholen.
Nach größerem greifen zu wollen, hat schon ganz andere, eigentlich gut dastehende Vereine ins Nirgendwo befördert.
Freiburg holt aus minimalen Möglichkeiten (mal vor Ort im Leistungszentrum gewesen?) seit Jahren aber sowas von präzise das exakte Maximum heraus. Die spielen in den Juniorenteams immer guten Fussball, haben ein vorbildliches Jugendausbildungskonzept und übertragen das auf den Erwachsenenbereich. Wie das bei einem Verein dieser Größenklasse sein sollte.
Wenn die mal so eine Saison wie die letzte einstreuen, dann ist das ein Ausreisser nach oben, nicht der erwünschte Normalfall. Für sowas muss aber auch alles bis ins kleinste Detail passen und sich vorne einer finden, der die Hütte überdurchschnittlich oft trifft. Das “auf mehrere Schultern” verteilen klingt immer so hübsch leicht, ist aber bisher nicht allzu vielen Trainern und Teams gelungen. Am Ende stehen und fallen Mittelfeldteams eben mit einem einsamen Knipser, der ne gute Saison erwischt (siehe Hoffenheim im Aufstiegsjahr).
Freiburg jetzt einen “etablierten” (wer außer Gross käme denn für dich in Frage? Nur interessehalber) aufschwatzen zu wollen, ist einfach realitätsfern. Zumal genannter Gross bei einem Verein mit wesentlich besseren Möglichkeiten und hervorragender Jugendarbeit aber sowas von gescheitert ist…
Ich finde, zur ersten Einordnung taugt da die Auflistung nach Einwohnerzahlen ganz gut. Freiburg liegt da auf Platz 34 – hinter Bonn, Münster, Mannheim, Chemnitz, Krefeld oder Halle.
Zudem hat man ob der Randlage wohl deutlich weniger Einzugsgebiet außerhalb der Stadtgrenzen, weil die restlichen Einwohner der *hust* Metropolenregion Oberrhein sich wohl eher dem nächstgelegenen Erstligisten ind er Schweiz oder Frankreich hingezogen fühlen dürften – und gerade im Nordosten ist die Gegend wohl eher schwächer besiedelt.
Da ist jedes Erstligajahr schon deutlich über dem objektiv erwartbaren Maximum an Möglichkeiten.
Einordnung per Einwohnerzahlen? Du meinst den Rekordmeister Hertha?
Und die Erstligisten Essen, Dresden, Leipzig, Wuppertal. Bonn?
Wenn, dann mangelt es nicht an Einwohnern sondern an großen Chemiekonzernen/Autofirmen, die Geld reinpumpen. Aber die will man ja erst garnicht, sonst hätte man nur bis Basel müssen.
Ich vermute mal, daß aus Basel (von da fährt man sogar nach Mannheim zum Hockey) mehr ins Stadion kommen als aus der Region(!) nach Basel fahren. Gut, von nördlicher als Offenburg kommen wohl eher weniger, die gehen aber auch nicht zum KSC.
Aber Frankreich? Nancy ist jertzt auch nicht so der Zuschauerköder…
btw: “Trinationale Metropolregion” bitte.
Gross wäre garantiert keine gute Lösung für Freiburg. Der würde jungen, deutschen, technisch starken Spielern viel zu wenig trauen – ist u.a. genau deshalb in Stuttgart gescheitert.
Sorg kann ich noch nicht einschätzen. Momentan steckt auch noch enorm viel Dutt in diesem Team. Die taktische Ausrichtung, bis hin zu Details wie Positionierung bei Einwürfen oder Anlaufen der gegnerischen Innenverteidigung, ist praktisch unverändert.
Wird sicher nicht einfach, den Abstieg zu verhindern, aber gibt ja personell auch noch Potenzial, das bisher nicht ausgeschöpft werden kann. Rosenthal ist verletzt, war letztes Jahr zeitweise echt überragend und wäre eine grosse Hilfe. Putsila ist auch noch nicht ganz fit, hat heute erstmals gespielt, ist ebenso talentiert, könnte diese Saison einen Sprung machen und jedenfalls die Offensivqualität erhöhen gegenüber jetzt, bzw. gewissen Phasen letzte Saison. Dazu mit Bastians der offensiv stärkste Verteidiger leicht angeschlagen, bzw. ausser Form.
Ob Sorg der richtige für Freiburg ist oder nicht, weiß ich auch nicht. Allerdings ist die Idee auf einen Trainer, der sich mit dem Umfeld und dem Verein auskennt sicherlich eine bessere als bei einem kleinen Verein einen Trainer zu holen, denn möglichst viele kennen. Was hat Gross in Stuttgart geleistet, eigentlich gar nichts und Mainz hat es auch vorgemacht, dass eben nicht zu irgend einem prominenten Trainer zu greifen, sondern lieber jemanden dessen Arbeit man genau einschätzen konnte. Glaube auch nicht, dass Gross mit der Mannschaft von Freiburg mehr raus holen könnte als ein Dutt. Für mich wäre Gross für Freiburg ein wesentlich teureres Experiment und ich schätze auch das würde eher schief gehen als mit einem Sorg. Das Argument, dass sich ein 20jähriger für oder gegen Freiburg entscheidet, weil jemand bekanntes dort Trainer ist, ist doch relativ naiv. Freiburg größte Stärke ist das sie sehr gut wirtschaften und in der Vergangenheit fast immer die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Wenn Freiburg absteigt, läuft dort niemand in Panik rum und erzählt, man muss sofort wieder aufsteigen oder der Verein ist pleite. Dann steigt man eben ab, der Kader ist auch in der 2.Liga zu finanzieren und irgendwann steigt man wieder auf. Freiburg wird so etwas wie Bielefeld oder 1860 nicht passieren, dass man auf einmal ganz erstaunt ist, dass man in der 2.Liga eigentlich nicht überleben kann.
Wenn wir jetzt bei der allgemeingültigen Tatsache angekommen sind, dass der Bundesligist Freiburg eigentlich gar nicht existieren dürfte und der neunte Platz aus dem Vorjahr allen Naturgesetzen widerspricht, hat es wohl wenig Sinn, hier groß weiterzudiskutieren. Als ich zuletzt vor Ort war, befand ich mich eigentlich nicht auf einer einsamen Insel im Atlantik ohne Bevölkerung und Firmen, aber das muss wohl ein Irrtum gewesen sein. Genau wie die Vorstellung, dass sich in der benachbarten Schweiz durchaus Sponsoren finden lassen müssten.
Es geht doch prinzipiell darum: In welchem Bereich kann sich der SCF noch verbessern? Einfach zu sagen, dass ist das Maximum, und damit hat es sich, ist in meinen Augen keine wirklich zufriedenstellende Option.
Ich will doch gar nicht, dass der Klub plötzlich Mario Basler verpflichtet, für 25 Millionen Euro einkauft und dann den Bach runter geht. Aber ich finde es in Ordnung, wenn man sich überlegt, wie man seine Möglichkeiten erweitern könnte. Und da halte ich den Trainerposten eben für eine große Chance, wenn man ihn mit den richtigen Leuten besetzt. Vielleicht Hecking, vielleicht Yakin, so etwas in der Art.
Deine ganze Argumentation hört sich aber leider so, als wären in der Vergangenheit und jetzt die falschen Leute am Wert gewesen und wenn man irgendwelche Schweizer wie Yakin oder Gross holen würde, der ganz große Aufschwung kommen würde. Die letzte Saison war sicherlich nahe am Maximum, wenn man sicher näher mit Freiburg und den Möglichkeiten beschäftigt.
Wert = Werk
Quatsch. Mit den falschen Männern wäre man wohl kaum in die erste Liga gekommen und stände ohne ein vorbildliches Fundament in Sachen Scouting und Nachwuchsarbeit da. Mich beschäftigt aber eben die Frage, wie man sich – auf diesem Fundament aufbauend – nun noch weiterentwickeln könnte. Wie man die gute Arbeit veredelt, ohne sie zu zerstören. Da kommt mir eben ein Trainer in den Sinn, der Eigenschaften dazu gibt, über die das Freiburger System noch nicht verfügt, aber auch die alten Stärken zu nutzen versteht. Mit Sorg funktioniert das meines Erachtens eben nicht.
Übrigens: “Nahe am Maximum” ist schon einmal besser als das “exakte Maximum” oder sogar “über dem Maximum.”
Woher denn eigentlich die Abneigung gegen Sorg? Nur so ne Frage. Rein fachlich kann die nicht sein, denn fachlich qualifiziert ist er, sonst hätte er den Job nicht bekommen. Rein menschlich ist er mir bisher nicht negativ aufgefallen. Die Ergebnisse sind unglücklich im Moment, aber das kann passieren. Also was ist jetzt da genau der Punkt, einen Trainer nach 6 Wochen mit der Mannschaft an den Pranger zu stellen?
Ich würde das nicht Abneigung nennen, sondern einfach nur massive Zweifel. Hauptverantwortlich dafür ist sein bisheriger sportlicher Werdegang, der sich nicht überzeugend liest. Dass die Ergebnisse momentan nicht stimmen, bestärkt mich zwar in meiner Auffassung, doch die Skepsis begann schon mit der Bekanntgabe seiner Verpflichtung.
Natürlich hat er aber jederzeit die Möglichkeit, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich habe kein Problem damit, mich in sechs Wochen noch einmal über ihn zu unterhalten und dann einzuräumen, dass Freiburg doch ein guter Griff gelungen ist.
Jetzt wird es langsam interessant:
http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/556850/artikel_cissc3a9-stellt-klar_ich-will-weg.html