Planet Bayern – Die Bundesliga bei SKY

Mit dem Ende der Bundesliga-Saison sind auch die ersten zwei Monate der Veröffentlichungen der Zuschauerzahlen bei SKY durch die AGF zuende gegangen. Der Branchendienst Meedia hat sechs Spieltage vor Ende der Saison mit der Veröffentlichung der Zuschauerzahlen der Einzelspiele begonnen.

Sechs Spieltage sind für Statistiken eine reichlich wacklige Basis, zumal auch Bundesliga-Samstage mit fünf, sechs und neun Spielen dabei waren. Aber vielleicht kann man schon gewisse Trends erkennen und nächste Saison prüfen.

Die folgende Grafik zeigt die SKY-Zuschauerzahlen der Bundesliga-Spiele Samstags 15h30 (Einzeloption). Weil Bayern München in Sachen Zuschauerzahlen schlichtweg in eine andere Liga spielen, habe ich bei allen Mannschaften außer den Bayern, die Spiele gegen Bayern München rausgenommen. So schauten zum Beispiel beim 1:8 des FC St. Pauli ca 3x bis 14x soviele Zuschauer zu, wie bei den anderen St. Pauli-Spielen Samstags um 15h30.

Größere Kreise entsprechen einer höheren Zuschauerzahl. Es gibt acht Abstufungen.

Das Bundesliga-Universum: alles kreist um Planet Bayern
(zum Vergrößern Bild anklicken)

Das Bundesligauniversum kreist um den FC Bayern. Das zuschauerschwächste Spiel der Bayern (St. Pauli – Bayern) immer noch 30% mehr Zuschauer, als die zuschauerreichste Non-Bayern-Begegnung im April und Mai (Dortmund – HSV, immer auf Sa 15h30-Spiele bezogen). Das kann man auch einem Teufelskreislauf zuschreiben, denn die hohe Attraktivität der Bayern führt zur umfangreichen Berichterstattung der Bayern, die wiederum deren Attraktivität erhöht… Natürlich ist es zum Kotzen wenn über einen eingerissenen Fußnagel eines Bayern-Ersatzspielers ausführlicher berichtet wird, als über ein dramatisches Spiel um den Abstieg. Natürlich tut eine Monokultur selten gut. Aber das Verhalten der TV-Sender ist angesichts solcher Zahlen nachvollziehbar.

Es gab vor knapp anderthalb Jahren ein Zitat in einem Artikel von Freddie Röckenhaus von einem anonymen Branchenkenner:

[Auf den Einzeloptionen] sehen “vierzig bis fünfzig Prozent” den FC Bayern. Dann folgen Schalke, Dortmund und der Hamburger SV als Einzel-Magneten. “Wenn es sich ein Pay-TV-Betreiber aussuchen könnte”, sagt ein Bezahlfernsehen-Macher, “würde er von den 270 Millionen, die es pro Jahr gibt, über 80 Millionen den Bayern geben, dann vielleicht 50 Millionen Schalke, weil die in letzter Zeit so viel international gespielt haben und noch einmal 20 oder 25 Millionen an Hamburg und Dortmund.” Wolfsburg sei maximal fünf bis sieben Millionen wert.

aus: “Fehde mit dem Weißen Ritter”, Freddie Röckenhaus, SZ, 5.12.2009

Nimmt man die April- und Mai-Zahlen und vergleicht sie mit dieser Aussage, so fällt das Abschneiden von Borussia Dortmund auf, von denen ich in ihrer Meisterschaftssaison einen Zuschauerboom erwartet hätte. Aber abgesehen von Dortmund – HSV waren die Zuschauerzahlen bestenfalls durchschnittlich.

Ganz anders Schalke 04. Die zweite Position aus dem Statement stimmt mit den April/Mai-Zahlen überein. Im Gegensatz zu den Dortmundern ist Schalke 04 eine Mannschaft, der den TV-Zuschauerschnitt seiner Gegner spürbach hochhebt. Die Gegner der Schalke hatten plötzlich mindestens doppelt so viele Zuschauer auf der Einzeloption als sonst üblich. Bei den Dortmundern war ein solcher Ausschlag bis auf das HSV-Spiel nicht meßbar.

Der VfL Wolfsburg am unteren Ende der Wertigkeit? Gut möglich. Die Grafik ordnet sie eher in das Mittelfeld ein. Man sieht aber in der Grafik auch, dass die Wolfsburger dieses Abschneiden nur einem einzigen Spiel zu verdanken haben: der Partie just gegen den Magneten Schalke. Ohne Schalke-Spiel wären die Wolfsburger mit ihren drei kleinen, roten Furunkeln eher zu Leverkusen am Tabellenende gelandet.

Das Abschneiden von Bayer Leverkusen ist schlichtweg bodenlos. Der Tabellenzweite der sich bis zum letzten Spieltag in einem heißen Duell um den Titel oder Platz 2 befand, lockt keine müde Kirchenmaus vor dem Decoder. Nun waren die Gegner Köln, Hoffenheim, Freiburg (plus HSV) nicht sonderlich attraktiv (immerhin ein Derby!). Aber an allen vier Spielen im April/Mai mit weniger als 5.000 Zuschauern (und damit nicht mehr im messbaren Bereich) waren Leverkusen oder Wolfsburg beteiligt. Von den zehn Spielen der kleinsten Kategorie in der Grafik (“roter Furunkel”) waren Leverkusen und Wolfsburg an sieben beteiligt.

Leverkusen scheint immer noch als Retortenklub empfunden zu werden. Trotz nun 32 Jahre ununterbrochener Bundesligazugehörigkeit, namhafter Spieler, Europaauftritte und heuer einer Vizemeisterschaft. Das kommt einer Bankrotterklärung der Marketingabteilung gleich.

Die größte positive Überraschung ist für mich das Abschneiden von Hannover 96. Zwar profitierte Hannover von Gegner mit guten Zuschauerschnitten. Aber diese Gegner holten bei den H96-Spielen ihrerseits überdurchschnittlich gute Zahlen heraus. Hannover 96, das Team der Namenlosen und nicht wirklich für Ästhetenfußball berühmt.

Vom Röckenhaus-Anonymus an dritter Stelle genannt, legte der HSV diesmal eine Saison hin, bei der viele Fans die Schnauze voll vom Klub hatten. Der Verein zog zwar gute Zuschauerzahlen in den Partien gegen Dortmund und Hannover an, erwies sich aber in den vier anderen Partien als “Quotengift”, der den Schnitt der Gegner deutlich runterdrückte. Nächste Saison wird man sehen, inwieweit dieser Schnitt nur der Formkrise zu verdanken ist oder ein grundsätzliches Problem ist.

Die “Planet Bayern”-Grafik ist eine kleine Spielerei, die vor allem die Dominanz der Bayern schon herausarbeiten kann. Ansonsten ist es nicht mehr als eine Fingerübung für die nächste Saison.

*: wer sich wundert warum ich so wenige handfeste GFK-Zahlen angebe: wer die Preisliste der GFK kennt und die grundsätzliche Klagefreundlichkeit deutscher Unternehmen, ahnt warum ich dies nicht mache. Ich bin da vielleicht übervorsichtig. Aber in diesem konkreten Fall ist die Anschauung gegeben, ohne dass ich Durchschnitte oder konkreten Zahlen für die einzelnen Spiele veröffentlichen muss. Es gibt also keine Notwendigkeit irgendwas auszuloten zu versuchen… Meine Kriege suche ich mir gerne selber aus. 

SKYs Verhältnis zu den Zahlen

Die seit April von der AGF ermittelten Zahlen basieren auf eine sehr kleine Panelgröße und es gibt im Vergleich der Zahlen miteinander, einige Merkwürdigkeiten, die an der Belastbarkeit vorallem von geringen Zuschauerzahlen zweifeln lassen. Ich weiß nicht ob sich die Panelgröße inzwischen erhöht hat, aber das Panel ging mit ca. 230 Teilnehmer an den Start. Sehr überspitzt formuliert: geht ein Panelteilnehmer am Samstag abend kurz Pommes holen, halbiert sich bei “Samstag LIVE!” die hochgerechnete Zuschauerzahl.

Auf Nachfrage wollte die Presseabteilung von SKY sich nicht zu der Belastbarkeit äußern. Für interne Zwecke wird weiterhin das größere Modata-Panel (immer noch 500 Teilnehmer?) verwendet. Das kann auch als Aussage gewertet werden.

Die Zuschauerzahlen hören sich mitunter absurd niedrig an. SKY ist verpflichtet alle Bundesligaspiele zu übertragen und muss daher auch mal 5.000 Zuschauer auf einer Einzeloption hinnehmen. Anders sieht es dagegen aus, wenn Eigenproduktionen wie “Mein Stadion” geringe Zahlen einfahren. Laut Ralph Fürther, SKY-Pressesprecher, beträgt der Zuschauerschnitt für “Mein Stadion” 10.000 Zuschauer und bei “Samstag LIVE!” 40.000 Zuschauer.

SKY weist aber darauf hin, das zur Bewertung der Sendungen nicht nur Quoten herangezogen werden. Viel mehr müsse man das Gesamtpaket betrachten, wie Kundenzufriedenheit, Kündigungsquote und Umsatz pro Kunden, wie auch ein Interview der TV-Spielfilm mit SKYs “Senior Vice President Communications” Wolfram Winter deutlich macht. Offizielles Statement zu den beiden Formaten “Mein Stadion” und “Samstag LIVE!”: SKY ist “sehr zufrieden”.

Die Quoten der AGF dienen weniger internen Zwecken, sondern vor allem der Werbezeitvermarktung. Und hier geht es weniger darum, die Einzelspieloption in den Vordergrund zu rücken, sondern insbesondere bei der Bundesliga die hohen Reichweiten kommunizieren zu können. Nimmt man z.B. die Bundesliga am Samstag nachmittag, erzielt SKY einen Marktanteil zwischen 5 und 13%, ist also auf Augenhöhe mit den Free-TV-Sendern. Subjektiv würde ich auch sagen, das seit April die Werbung im Bundesligaumfeld etwas hochwertiger geworden ist.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Das ganze scheint mir weniger auf unterschiedliche Attraktivitäten der Vereine beim allgemein Fussballinteressierten hinzuweisen, als vielmehr ein Indiz für eine höchst banale These darzustellen:

    Die Sky-Abos, die nicht die Konferenz gucken, sind fast homogen Fans von Einzelvereinen, die immer diesen Verein einschalten, egal ob der eine unglaubliche, oder eine Graupensaison spielt.

    Bonusthese: Schalke hat sehr viele Fans.

    Ich hätte glatt mehr bei Gladbach erwartet, weil deren Fans sehr stark über die Republik verteilt sind und deshalb nach meiner Beobachtung im Schnitt schneller zum Sky-Abo greifen.

    Und bei Bayer Leverkusen bin ich eher überrascht, wie viele Fans die dann doch an sich gebunden haben in den letzten Jahren. Die haben ja doch einen höheren Zuschauerschnitt im Stadion als, sagen wir mal, Braunschweig, Magdeburg, Saarbrücken oder Rostock (völlig ungeprüfte Behauptung). Da kann im Marketing nicht alles schief gelaufen sein. Anders als in Wolfsburg steht man schließlich nicht gerade konkurrenzfrei in der Gegend herum.

  3. Ich beobachte diese Zahlen bei meedia auch schon die ganze Zeit. Mich würde dabei aber auch mal der Out of Home Anteil interessieren. Das heißt wie viele Spiele die von Fans in Kneipen geschaut werden? Bei uns in München gibt es zahlreiche Fan-Gruppierungen die sich regelmäßig zum gemeinsamen Spiele schauen treffen. Unser Gladbach Fan Club hatte in der Schlußphase der Saison zuletzt sicher um die 60 bis 80 Leute pro Spiel dabei. In der regulären Saison im Schnitt immer um die 30. Die Bremer eine Straße weiter sind auch immer um die 60 im Schnitt. Dazu Hamburger, Dortmunder und Stuttgarter Kneipen die alle ebenfalls ähnliche Teilnehmerzahlen haben. Das summiert sich. Und in anderen Städten gibt es das sicher auch. So weiß ich von einigen Gladbacher Kollegen in Berlin, dass dort jedes Spieltagswochenende sogar noch mehr Gladbacher zusammen kommen. Und wohl nicht nur in einer location.

    BG
    Steve

  4. Ich halte die Analyse aufgrund des kleinen Bemessungszeitraumes sowie des von Dir angesprochenen kleinen Panels für äußerst wacklig. Wen Du Dortmund nimmst, die galten 6 Spieltage vor Schluss schon als sicherer Meister, in einem Drittel des Zeitraumes waren Sie es tatsächlich…

    Nichts desto trotz sind die Zahlen das was wir haben und die Überlegenheit der Bayern ist auch in anderen Untersuchungen dokumentiert. Zurück zu führen ist das aus meiner Sicht auf verschiedene Aspekte:

    1. größtmögliche Kompatibilität zur Springer-Presse
    2. hoher Anteil an Erfolgsfans, ohne wirkliche Bindung zum Klub
    3. der angesprochene Teufelskreis, mehr Berichterstattung >> mehr Interesse.

    Punkt 3 ist imho das Geschäftsmodell der Bayern >> Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Nicht zuletzt deshalb wäre ich für eine Verteilung der TV-Gelder nach dem Gießkannenprinzip, also jeder Erstligist bekommt dasselbe.

  5. Danke für den Artikel, sehr interessant!
    @dogfood: hattest du schonmal über einen Facebook-Like-Button nachgedacht oder ist sowas schwierig umsetzbar bzw. willst du das nicht? Diesen – und auch andere Einträge – hätte ich sonst geshared. :-)

  6. @deion: *Seufz* Die drei Aussagen zum FC Bayern bewegen sich aber meiner bescheidenen Meinung nach auch auf populären, gerne in Gaststätten getätigten Aussagen:
    zu 1) Springer-Presse: Hat es in München eher schwer (tz, AZ, SZ, MM). Aber natürlich gibt es die Kolumnisten und Kaiserflüsterer. Aber da kracht es auch schon mal (siehe Schweinsteiger-SportBild-Geschichte, Uli H. ist auch kein Freund von Springer)
    zu 2) Bin Wahlmünchner, seit über 30 Jahren Bayern-Sympathisant (nicht Fan), und muss mir seitdem diese Leier anhören. Gegenfrage: Was sind United, Arsenal, Barca, Realfans? Gegenfrage: Was sind keine Erfolgfans?
    zu 3) Ja, der Kommunismus hatte auch seine guten Seiten: Alle waren gleich und nur wenige gleicher.

    Sorry, das war jetzt teilweise etwas platt und entspricht nicht dem Niveau der Analyse…back to topic.

  7. Die Grafik ist Unsinn. Wären die Planeten nach Größe sortiert, wäre Jupiter der innerste, tatsächlich ist es Merkur, der kleinste. Nur die Bayern als Sonne, damit kann ich leben. Hoeneß’ Kopf hat fast die gleiche Spektralklasse. ;-)

    Im Ernst: Schön, das mal so anschaulich präsentiert zu bekommen. Wird interessant, das mal über eine ganze Saison zu beobachten. Dortmund rutscht sicher nach vorn, Hoffenheim und vor allem Hannover (WTF?!?) nach hinten. Leverkusen überrascht mich dagegen eigentlich nicht, ich selbst kenne keinen Bayer-Fan – ungewöhnlich für einen West-Klub, ansonsten ist die ganze Rhein-Ruhr-Schiene vertreten.

  8. Da erkennt man dann auch so ein bißchen das erfolgsrezept der Premier League und in früheren Zeiten der Serie A: einfach mehr als einen (Bundesliga) bzw. mehr als zwei (Spanische Liga) Vereine die volles nationales Interesse genießen.

    Es ist doch ziemlich einfach: wenn ich zum Beispiel FC Köln Fan bin und der FC spielt erst am Sonntag, dann schau ich mir am Samstag Nachmittag eher die Bayern gegen Pauli an als Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt.

    In England hätte ich eher eine echte “Auswahl” aus den Spielen von Manu, Arsenal oder Liverpool bspw.

    In Italien könnte man sich Inter, Milan, Roma oder Juventus aussuchen.

    Fazit für mich: es gibt in der Bundesliga einfach nicht genug Straßenfegerspiele, ohne Bayernbeteiligung. Mir fallen da spontan nur zwei Begegnungen ein: Mainz-Dortmund aus der Hinrunde und Leverkusen-Dortmund von Rückrundenauftakt. beides keine Sa 15.30 Spiele

  9. Sehr interessant, vielen Dank!

    Ich würde mich den Stimmen anschließen, die sich hier diesbezüglich äussern, dass die letzten sechs Spieltage einer Saison vielleicht nicht ganz so aussagekräftig sind. Bin daher schon gespannt, wie die Zahlen über die ganze Saison 2011/12 aussehen werden.

  10. @klabautermann

    Das Gießkannenprinzip mit Kommunismus gleichzusetzen ist geradezu grotesk, als Gegenbeispiel zur Bundesliga sei hier nur mal die NFL zu nennen, wo die die TV-Einnahmen gleichmäßig unter allen Teams verteilt werden. Man geht dort sogar soweit, das selbst das Merchandising zentral vermarktet und paritätisch ausgeschüttet wird. Neben der Verankerung als Nationalsport in den USA ist das unbestritten eines der Erfolgsgeheimnisse, die die NFL zur kommerziell erfolgreichsten Liga der Welt machen. Einen Kommunismusverdacht würde ich hier ausschließen.

    Was die Akzeptanz der Springerpresse in München angeht hast Du sicher Recht, allerdings widerspricht das gerade nicht meiner These, da die Zuschauerzahlen der Bayern ja deshalb so hoch sind, weil sie in ganz Deutschland von Interesse sind. Zumal ich Springerkompatibilität auch durch Boulevardkompatibilität ersetzen könnte.

  11. Interessant, wenn auch wohl unmöglich, wäre die Analyse auch für Liga 2: Ich prognostiziere mal, dass die Hertha ganz weit oben ist, dass Augsburg das Leverkusen der Zweiten Liga ist und Einzelspiele mit Ingolstadt und Bielefeld wahrscheinlich weniger Zuschauer haben als Matthias Reim bei einem Kaufhausauftritt…
    Mal im Ernst:Warum werden solche Spiele angeboten? Für wen? Ein Grund, warum Pay-TV in Deutschland nicht funktioniert und meiner Meinung nach auch nie richtig ohne Subventionen funktionieren wird, ist genau die oben genannte Grafik. Bis auch Hardcore-Bielefeld-Fans (gibts die noch?) oder Audimitarbeiter interessieren solche Spiele in dieser Saison nur die Fans der gegnerischen Mannschaft. Der Rest guckt hinterher auf das Ergebnis und ist voll zufrieden mit dem Maß an Informationen.
    Dazu muss man klar festhalten, dass trotz aller Unkenrufe und Spiltagzerfledderung der Liga 1 der Amatuerfußball weiterhin die Bundesliga diktiert. Wenn an einem Sonntag um 15:00 Uhr ein Spiel der Kreiklasse whatever stattfindet, dann gehen die Fußballinteressierten da hin und hinterher läuft vielleicht im Vereinsheim noch Sky (mit Bayern oder dem nächstgelegensten Verein).
    Mal ein (erfreulicherweise aktuelles) Beispiel: Der SV Meppen spielt zur Zeit um den Aufstieg in die 4 Liga (z.Z. 4 Punte Vorsprung bei noch 3 Spielen). Bei den letzten beiden Heimspielen gegen Kickers Emden und den VfB Oldenburg waren 7200 bzw. 5200 Zuschauer da. Obwohl das Derby gegen den VfB das brisantere Spiel war, kamen weniger Zuschauer. Und warum? Vielleicht weil Emden noch Aufstiegschancen hatte, wahrschenlicher ist aber, dass bei tollstem Wetter am Mittwochabend die Leute Zeit hatten und keine Konkurrenz. Samstag und Sonntag spielt jeder Dorfclub. Gleiches Phänomen tritt jeden Bundesliga-Samstag bei Sky auf.
    Und die Moral von der Geschicht: Leverkusen will ich nicht!

  12. Hochwertige Werbung?
    Mit der Schnitzel-Werbung, 118000 und der Swoodoo-Werbung ist man doch schon auf’n Tiefpunkt, kann’s also nur noch besser werden!

  13. Hat Hannover nicht vor allem davon profitiert, dass sie sich bis kurz vor Ende der Saison in einem Duell mit Bayern befanden und dementsprechend die meisten Zuschauer dort Bayern-Fans oder Bayern-Gegner waren, die schauen wollten, was denn der Konkurrent so treibt?

  14. hoher Anteil an Erfolgsfans, ohne wirkliche Bindung zum Klub

    Holt sich ein teures Sky-Abo und schaut Einzelspiel? Fällt mir schwer, so jemanden in die Schublade “Erfolgsfan” zu schieben.

  15. Ich denke, BVB hat auch etliche Zuschauer ans public viewing verloren. Mainz erstaunlich weit vorne. Insgesamt hätte ich durch die Bank mehr Zuschauer bei Einzelspielen erwartet. Da müssen wohl viele Konferenz gucken, selbst wenn der eigenen Verein spielt.

  16. Oder der eigene Verein spielt VORÜBERGEHEND in Liga 2 oder zu einer anderen Uhrzeit…..

  17. Pardon, aber mit der Datenbasis lässt sich schlicht gar nichts zeigen (außer der bekannten Übergröße Bayerns).

    Sinnvoll wäre so etwas über z.B. die Spieltage 5-15 einer Saison, um nur das reine tatsächliche Interesse an einem Verein herauszufinden ohne situationsbedingte Sondereffekte.

    Vor allem scheint mir aber der Hinweis darauf zu fehlen, welchen Einfluss die Auswahl des Spiels für den HD-Einzelspielkanal hat, wo wir ja bekanntlich vor allem zum Saisonende hin hirnrissige Entscheidungen von Sky hinnehmen mussten.

  18. äh…tut sich nun was bei der fifa? (dacht 14h kommt der “tsunami”)

  19. Die Retortenargumente und Traditionsvereindiskussion gehen mir am Allerwertesten vorbei. Was das alles genau sein soll kann mir keiner erklären. Es dient lediglich der Diffarmierung. Jene, die diese Argumente hervorbringen, fühlen sich als was Besseres.
    Die Sky-Abonennten-Zahlen sind kein repäsentatives Maß.
    Allgemein steigt die Beliebtheit des Clubs: http://www.express.de/sport/fussball/bayer/bayer-boomt-/-/3288/4533166/-/index.html

  20. @alex
    War wohl nix…das Hotel wusste im Vorfeld nichts davon…Kollege Weinreich und sein Blog ist (zumindest bei mir) schwer zu erreichen , die englische FA fordert eine Verschiebung der Krönungsmesse und einige asiatische FIFA-Vertreter sind wohl abgereist….also alles in allem ein normaler Tag in Zürich (what crisis?)

  21. weinreich bei mir auch nicht zu erreichen…..
    Schade!

  22. Leverkusen selbst sieht und betitelt sich doch als “Werkself”. Deutlicher kann man seine Abhängigkeit vom Werk doch kaum hervorheben. Ist mir schon klar, dass man das als Fan des Vereins halt anders sieht, aber wenn wir nur noch Klubs aus Städten wie Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim hätten, wäre die Bundesliga alles andere als ein interessantes Produkt. Mir graut es schon davor, dass RB Leipzig bald auch noch dabei ist…

  23. Nun, ja. RB Leipzig steht nicht auf der grünen Wiese sondern befindet sich in einer aufstrebenden 500k Stadt. Gibt Schlimmeres.

  24. Hey, 25.000 Mitglieder! Glückwunsch! Die sind dann wohl alle im Stadion und sonst interessiert’s keinen im Lande. ;)
    Wer seine Annahmen mit “allgemein” qualifizieren muss um konkrete Daten auszuhebeln hat schon verloren.

    Die Zahlen und die Grafik sind nett, aber wirklich keine Grundlage für harte Aussagen jenseits der Bayern. Dazu bräuchte es schon die Daten einer ganzen Saison damit möglichst viele Spielkombinationen enthalten sind.

  25. Leverkusen hat einfach damit zu kämpfen, dass sie erst zu einer Zeit erfolgreich wurden, als die Fan-Sympathien im Umkreis von 100km schon anderweitig verteilt waren. Und diese Sympathien werden ja nun mal teilweise über Generationen weitervererbt bzw. durch Gruppendynamik in der Grundschule bestimmt. Wenn Papa oder der ältere Cousin oder der Meinungsführer auf dem Schulhof Fan von Köln, Gladbach oder Dortmund ist, hat ein Zehnjähriger nicht sooo viel Anlass, Bayer-04-Fan zu werden.

    Erstens hält sich die Strahlkraft für die Kategorie “Erfolgsfan” durchaus in Grenzen (kein dt. Meistertitel, nur 1 Pokalsieg und 1x UEFA-Cup, Vizekusen-Image), und zweitens ist auch die Stadt Leverkusen irgendwie sehr unsexy, was auf Fußballfreunde in der Lüneburger Heide, in Thüringen oder im Saarland auch nicht gerade anziehend wirkt. Und auch in der direkten Nachbarschaft gibt es starke Vorbehalte. Ich bin seit 20 Jahren Wahl-Düsseldorfer. Mal abgesehen davon, dass ich Bayern-Fan bin – weder vor 20 noch vor 10 oder 5 Jahren wäre ich auf die Idee gekommen, gelegentlich nach Leverkusen zu fahren, um Fußball zu gucken. Da bin ich lieber zu Drittliga-Spielen von Fortuna gegangen.

    Und was die Sky-Zuschauerzahlen ingesamt angeht: Klar, die sind noch nicht sonderlich belastbar. Aber ich finde die Zahlen der Einzelspiele im Detail auch nicht so bedeutend. Die großen Clubs aus den großen Städten haben halt mehr Zuschauer als die kleineren Clubs aus kleinen Städten. Da aber sowieso alle Abonnenten den gleichen Abo-Preis zahlen, spielt das fürs Sky-Geschäftsmodell keine große Rolle.

    Wichtiger ist m.E. das Verhältnis von Konferenz- und Einzelspielguckern insgesamt. Sky müsste mehr tun, um den Zuschauern mittels hochwertiger Produktion (samt ernstzunehmender Vor- und Nachberichterstattung) Lust auf die Einzelspiele zu machen, um sie dauerhaft als Abonnenten zu binden. Denn die Überbetonung der Konferenz hat das Produkt “Bundesliga live” stark entwertet, und ein Abonnent, der im Normalfall Konferenz guckt, wird m.E. leichter kündigen und auf Sportschau/Sportstudio/wasauchimmer ausweichen, als jemand, der sich dran gewöhnt hat, jedes Wochenende zwei bis drei BL-Spiele in voller Länge live zu gucken.

  26. Ohne etwas über Zuschauerzahlen, Verbreitung, Inhalte oder Erfolg sagen zu können werfe ich mal in den Raum, dass es beim Sky-Konkurrenten T-Entertain nicht nur “LIGA total!” als Pay-Paket gibt, sondern seit gut einem halben Jahr auch das Extrapaket “BVB total!” speziell vermarktet wird (die werden froh gewesen sein, dass Dortmund tatsächlich Meister wurde…). Zu ersterem gehört neben den üblichen Optionen (HD, 3D, Ton, Konferenz, Einzelspiele, On-Demand Archiv, etc.) auch der interne “Club TV”-Bereich wo einzelne Vereine quasi Vereinsfernsehen anbieten können (derzeit sind das Bayern, HSV, Stuttgart, Kaiserslautern, St.Pauli, Hannover, Hoffenheim, Union Berlin, Energie Cottbus). Wäre natürlich interessant zu wissen, wie gut all sowas angenommen wird.

  27. @deion: Vielleicht ist diese Art des “alle sind gleich” vielleicht schon alleine deswegen zwingend in den USA, weils da keinen Auf- und Abstieg gibt… irgendwie muss man ja Teams unter die Arme greifen, um zu verhindern, daß sie bis in alle Ewigkeit am Tabellenende rumkrebsen.

    Und auch von meiner Seite die Frage, wieso angeblich nur bayern Erfolgsfans hat… sollten die nicht konsequenterweise nur Barcelona-Spiele gucken?

  28. Sämtliche Sondereffekte, die hier für den ein oder anderen Verein in Beschlag genommen werden, gelten dummerweise für so ziemlich jeden anderen Verein auch. Insofern sind die Sky-Zahlen – abgesehen von der geringen Panel-Größe – schon die Wirklichkeit abbildend. Da können wir uns den Mund fusslig reden, über Sportsbars, Stadionbesucher, usw.

    Es ist eben so, wie die Zahlen es aussagen.

    Ich sehe übrigens kein Problem in der Konferenz-Fixierung – die seit letzter Saison ja auch durch den Salami-Spieltag abgenommen hat. Denn dadurch werden Zuschauer angelockt, die sonst kein Abo wollten, weil sie kein Bock auf 90 Minuten Schnarchfußball haben.

    So herum wird ein Schuh draus. Ich weiß, die Konferenz hat nicht viel mit Fußball zu tun und ist bei vielen unbeliebt. Aber für den Mainstream ist sie Gold wert.

  29. Gerade bei den Freitagabendspielen gabs dutzende, bei denen ich mir nach 20 Minuten sehnsüchtig gewünscht habe, Sky hätte irgendwoanders hinschalten können …

  30. Aber entsteht dieser Wunsch nicht vor allem dadurch, dass man sich schon so sehr an die Konferenz gewöhnt hat? ;-)

  31. Higgibaby: Frankfurt ist ja dankenswerterweise weg, so muss man nur noch die anderen ähnlich defensiv-abwartenden langweiligen Mannschaften ertragen wie Freiburg, Hannover, Hoffenheim, Nürnberg etc.

    Die Auswahl der Freitagsspiele leidet natürlich auch darunter, dass sich üblicherweise Mannschaften der unteren Tabellenhälfte treffen.

  32. Bei “Arena” war doch zu Urzeiten mal dieses “Follow-Your-Team” Abo ein Thema. Diesbezüglich sind die Zahlen auch interessant…!

  33. @veniat: Oldenburg gilt für Meppen als Derby, aber Emden nicht? Das kommt mir geografisch gesehen aber seltsam vor.

  34. @Ex-michael: Da ich aus besagter Stadt mit M. komme, hier die Situation wie sie ist in Kürze: Emden und Meppen haben so etwas wie eine Fanfreundschaft. Klar ist das ein Derby, aber man gönnt sich auch was. Selbst wo es jetzt um den Konkurrenzkampf um den Aufstieg ging. Der VfB Oldenburg ist für Meppen (und umgekehrt genauso) die Mutter aller Erzfeinde, was aus der Vergangenheit mit gemeinsamen Zweitligajahren und der Vormachtstellung im Nordwesten herrührte. Der Grund für die geringere Zuschauerzahl gegen den VfB war einerseits das Wetter (leichter Regen) und die Tabellensituation des VfB im Niemandslands. Aber davon ab: Wer trotzdem ca. 400 Zuschauer mitbringt gehört genauso wenig in die 5te Liga wie wir mit nem Schnitt von 2500 und 7200 bzw. 5200 in den letzten beiden Spielen.
    Btw.: Die Choreos der beiden Fanlager waren ebenfalls Zweitligareif:
    SV Meppen
    VfB Oldenburg

  35. Tipp am Rande: In den Satz “Der VfB Oldenburg ist für Meppen die Mutter aller Erzfeinde, was aus der Vergangenheit mit [dem Kampf um die] Vormachtstellung im Nordwesten herrührte” würde ich vor Nordwesten ein “äußersten” o.ä. einfügen. Das könnte auf Außenstehende sonst befremdlich wirken. :)

    Ist ausnahmsweise gar nicht böse oder hämisch gemeint. Meppen, soso. Hm, damit bin ich in dieser Sportblogger-Kommentare-Welt bisher auf 1 Fan des SV Meppen und 5 (?) Fans Bayer Leverkusens gestoßen. In der realen Welt steht es weiterhin 0:0.

  36. Also ich pflichte Spoonman bei, dass man die Einzelspiele weiter aufwerten sollte. Und als Fan eines Clubs käme es mir nie in den Sinn die Konferenz zu schauen. Das für mich tot langweilig.

  37. @ Sternburg:
    Und hinsichtlich Hoffenheim wird es wohl selbst in der Kommentar-Internet-Welt gefühlt niemanden geben.

  38. Hmmm, welchen anderen Verein würdest du denn sonst noch unter “Nordwesten” verbuchen, sternburg?

    Bremen habe ich unter “Norden” gespeichert. Osnabrück vielleicht, wobei das ja schon fast NRW und damit “Westen” wäre.

    Ansonsten passt das doch schon.

  39. @boju1848:
    Hmm, nunja, ich bin 12 km entfernt von Hoffenheim/Sinsheim aufgewachsen…aber wenn man da lokal (also nicht für den KSC oder, wer halt ein Harter war für Waldhof) einen Favoriten hatte, dann war das eher der SV Sandhausen…aber damit ist die Suche “Deutschland sucht den Hoffe-fanático” wohl auch richtig weiter gekommen.

  40. bitte “nicht” im letzten Satz einfügen.

  41. @ckwon: Gut, das ist natürlich persönliche Definitionssache, und im normalen Sprachgebraucht ist mit Nordwesten nicht das nordwestliche Viertel des Landes gemeint, das ist schon klar. Aber ich hätte schon gedacht, dass zumindest Bremen klar dazu gezählt würde.

    Emden liegt übrigens viel weiter nördlich als Bremen. :)

  42. Jetzt sind die Meppener sogar zu zweit…

  43. … und seit heute Abend aufgestiegen in die Regionalliga!!!

  44. @lefthog:Dortmund – Schalke

    Denke, dass unterschiedliche Arten des guckens hier Relevanz haben. Im Ruhrgebiet und angrenzenden Gebieten trifft man sich eher zum gemeinsamen gucken in der Kneipe und setzt sich weniger zuhaus vor den Fernseher. In Hoffenheim gibt’s ja auch nur eine Kneipe und daher gucken die meisten zuhaus ;-) Außerdem ist evtl. das Verhalten der Fans unterschiedlich. Ich als BVB-Fan schaue gern die Konferenz und nicht nur BVB-Spiele. Da könnte es bei anderen Fans / Vereinen anders aussehen. Also eine Verteilung nach dem Prinzip wäre falsch, da viel zu kurz gegriffen. Außerdem halte ich wie gesagt BVB-S04 für das Spiel welches die meisten lockt. In Münster kam man in Fussballkneipen meist nicht mal mehr rein so voll war’s.