NFC-Championship-Vorschauer: Chicago Bears – Green Bay Packers
Heute spielt die NFL ihre beiden Super Bowl-Teilnehmer aus. Um 21h wird der NFC-Champion ausgespielt (ESPN America, SPORT1+ und Puls4).
Es stehen sich zwei NFL-Klassiker gegenüber. Das erste Mal trafen die beiden Mannschaften 1921 aufeinander – als die frisch von Decatur, IL nach Chicago gezogenen Bears noch “Staleys” hießen, benannt nach ihrem ersten Besitzer A.E. Staley. Neubesitzer George Halas benannte erst 1922 das Team in “Chicago Bears” um, ein Verweis auf das Baseball-Team Chicago Cubs, auf dessen Spielfeld sie damals spielten.
321 Kilometer trennt Chicago und Green Bay. Seit 1921 spielte man 181mal gegeneinander (92-83-6 für die Bears, die älteste Rivalität in der NFL), doch dies ist kurioserweise erst das zweite Aufeinandertreffen in den Playoffs.
Alleine die Historie und die auch aus der Division bekannten Rivalität laden das Spiel auf.
Green Bay, das 100.000-Einwohner-Städtchen an der Küste des Lake Michigan, hat nach dem Abgang von Brett Favre einige Zeit gebraucht, um sich wieder zu finden und die “neuen” Green Bay Packers ähneln den alten Green Bay Packers: ein Quarterback der mit seinen Qualitäten als Spielmacher alle anderen Spieler der Offense überstrahlt.
QB Aaron Rodgers ist nicht von heute auf morgen zum Packers-Liebling aufgestiegen. 2005 wurde er als QB von California von den Packers in der ersten Runde der Draft genommen, blieb aber drei Jahre im Schatten von QB Favre, wurde langsam für den Tag des Ernstfall vorbereitet, wenn Favre sein Karriereende verkünden würde. Im März 2008 war es so weit und die Packers positionierten so schnell Rodgers als neuen Starting-QB, das Favre, als er doch noch wieder spielen wollte, zu einem anderen Team geschickt wurde.
Es gab 2008 viel Skepsis inwieweit ein unausgetesteter Quarterback auf Anhieb einen 15-Jahre-Veteranen ersetzen könnte. Es lief nicht rund, allerdings litt Rodgers unter den Problemen einer schwachen Offense. Die Offense-Line gab ihm zum Abschuss frei. 2008 zeigte er aber so viel Potential, dass die Packers seinen Vertrag bis 2014 verlängerte, 2009 verbesserte er sich nochmals und 2010 hat er dann endgültig sein Coming Out und und wird derzeit in den Playoffs als heißer wie Frittenfett gehandelt.
Rodgers gilt als nervenstarker Quarterback, der sich agil in der Pocket und aus der Pocket heraus bewegen kann und aus der Bewegung heraus, sehr gut werfen kann. Die Offense-Line ist gegenüber den Vorjahren abgedichtet und immerhin “Mittelmaß” in Sachen zugelassener Sacks. Zusätzlich verfügt Rodgers inzwischen über ein breites Arsenal an Anspielstationen. Beim Spiel gegen Chicago am letzten Spieltag der regular season oder im ersten, engen Playoff-Spiel gegen Philadelphia waren es neun unterschiedliche Passempfänger.
Und mit einem Mal haben die Green Bay Packers sogar ein Laufspiel gefunden. Von RB James Starks war in der regular season nicht viel zu sehen. Plötzlich legte er im ersten Playoff-Spiel gegen Philly 23 Läufe für 123rushYds hin. Gegen Atlanta letzte Woche waren es 25 Läufe für 66rushYds. Das ist nicht herausragend viel, aber gut genug, damit der Gegner ihn als Faktor nicht ignorieren kann – Randnotiz: Starks war bei der Draft diese Saison auch auf dem Zettel der Chicago Bears, ehe die sich in der letzten Sekunde umentschieden und lieber QB LeFevour holten.
Die Defense der Green Bay Packers ist unter Dom Capers sehr aggressiv, sehr auf den Pass Rush aus. Neben dem Linebacker mit den langen blonden Mähnen Clay Matthews übt auch die DL mit Jenkins und Raji viel Druck im Pass Rush aus. Von außen kommt der derzeit vielleicht beste CB der Liga, Charles Woodson (mir gefällt er besser als Revis) – er produziert nicht viele Sacks, aber unterbricht den Flow des Quarterbacks.
In der regular season haben die Packers die zweitmeisten Sacks produziert und sind die fünftbeste Passing Defense.
Die Chicago Bears aus der Millionenstadt (9,7 Mio in der Metropolregion Chicago) am Lake Michigan haben die NFC North gewonnen (11-5, Green Bay 10-6). Trotzdem scheint dieses Spiel unter umgekehrten Vorzeichen zu stehen. Während man inzwischen bei Green Bay die Checkliste ihrer Stärken abhakt, gibt es bei den Chicago Bears eher eine Checkliste der Schwächen aufzuarbeiten.
Zuvorderst das Pass-Spiel. Die Bears sind die Mannschaft die die meisten Sacks kassieren (3,5 pro Spiel) . Das ganze passiert mit einem QB Jay Cutler, der nicht als der agilste gilt und dessen eigentliche Stärke sein Wurfarm und damit tiefe Pässe sind – tiefe Pässe für die er hinter dieser Offense Line eigentlich mehr Zeit bräuchte (Completion%: 60,5 = #19 in der Liga).
Die Probleme gegen den Pass Rush kommen nicht überraschend, denn der Offense Coordinator heißt Mike Martz und ist berüchtigt dafür, lieber zusätzliche Passfänger als Pass Rush-Blocker an der Line hinzustellen und auf das schnelle Passspiel des QBs zu vertrauen – der den Ball schneller loswerden muss, als der gegnerische Pass Rush bei ihm aufschlägt.
Die Alternative Laufspiel ist auch wenig ausgeprägt, obwohl das Verhältnis zwischen Pass- und Laufspiel fast bei Fifty-Fifty ist (27 Läufe vs 29 Pässe pro Spiel). RB Matt Forte hat in der regular season 1.069rushYds gemacht. Allerdings ist RB Forte seit November deutlich effizienter geworden. Das ist anständig, reicht aber auch nicht um die Bears-Offense in andere Sphären zu heben. Die Bears sind diese Saison nur #30 im Vergleich aller NFL-Offenses, nur #22 im Laufspiel und nur #28 in der Pass-Offense.
Und damit zu der Bears-Defense. Wer jetzt damit rechnet, dass die Bears in allen Defense-Kategorien die Oberkracher sind: nein. #9 in der NFL, #2 gegen das Laufspiel und #20 gegen den Pass.
Dort wo die Packers aggressiv gegen das gegnerische Pass-Spiel arbeiten, setzen die Bears eher auf eine gute Deckung in der Geschmacksrichtung “Cover 2” (bzw. Tampa-2), also eine Deckung die eher gegen den Raum arbeitet, schnelle Defense-Spieler braucht und versucht die Passempfänger sowohl kurz als auch lang zu decken. Der Pass-Rush in Form von Sacks spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle (Bears sind “nur” Durchschnitt in dieser Kategorie). Blitzen tut man selten.
Die große Stärke der Bears ist das Forcieren von Turnovers, sowohl bei Fumbles als auch Interceptions – kein Wunder, bei der Cover 2 wird das Ziel für den gegnerischen Quarterback recht klein gemacht.
Green Bay geht bei den Buchmachern als leichter Favorit ins Spiel (3 bis 3,5 Punkte). Green Bay ist in der Offense einen Tick schwerer auszurechnen, als Chicago, weil sie in den letzten zwei Spielen ihre Dimension “Laufspiel” dazu gewonnen haben, die die Bears noch nicht kennen. Das setzt hinter den beiden Ergebnisse aus der regular season (17:20 in Woche 3, 10:3 in Woche 17) ein Fragezeichen. Auffällig ist nur: in beiden Spielen haben die Bears für ihre schwachbrüstigen Offense die Punktezahl niedrig halten können.
Green Bay hat das Receiver-Arsenal um eine Cover 2-Deckung auseinander zu ziehen und QB Rodgers zeigte sich in den Playoffs zurückhaltend was Turnovers angeht.
Auch in der Gegenüberstellung Bears-Offense gegen Packers-Defense sehe ich Vorteile bei Green Bay. Die löchrige Bears-OL gegen den Packers-Pass Rush, das Duell ging in Woche 17 zu Ungunsten der Bears aus: 6 Sacks kassiert, 2 Interceptions provoziert.
Fakt bleibt aber – bei aller theoretischen Überlegenheit der Packers: beide Spiele der regular season wurden nur mit 3 bzw 7 Punkte entschieden. Irgendwas macht also die Bears-Defense richtig, um den Gegner klein zu halten und nach 16 Spielen einen Sieg mehr als Green Bay zu haben.
Trotzdem: Green Bay gewinnt heute. Mit 10 Punkten.
Reaktionen
Ich kann mich noch nicht festlegen. Favorit sind sicher die Packers, aber, und das ist kein kleines aber, da kann viel schiefgehen. Für die Packers spricht das Pass spiel und die Inkonsitenz von Cutler. Es ist auf dem Feld einfacher für die Receiver den DB abzuschütteln da diese nicht gut cutten können. Das hat man im Spiel NY Jets- Chicago gut sehen können. Ich behaupte nach wie vor das Cromartie bei den drei TDs die er abgegeben hat auf Turf zwei INTs macht. Er war da nur einmal von Knox klar geschlagen, bei den beiden anderen war er in guter Position und konnte das Adjustment nicht nachvollziehen das Knox gemacht hat. Das sollte Rodgers sehr zugute kommen vorallem da er ein praktisch unerschöpflicher Reservoir an Receiver hat und so Saftys und Nickelbacks angreifen kann. Cutler hat in den Playoffs bisher stark gespielt, aber wir alle haben auch den anderen Cutler oft genug gesehen, der wüste INTs wirft und sich zweistellig sacken lässt(gut da spielt auch die O-Line eine wichtige Rolle). Wenn Cutler heute Abend nicht gut spielt haben die Bears keine Chance, denn die Packers werden ihn attakieren oft und zahlreich(wenns erforderlich sein sollte). Gegen die Packers spricht ihr Laufspiel und die Bears Defense(explizit hervorgehoben Peppers). Egal was Starks gegen Philly(mit einer eher mäßigen Laufverteidigung) gemacht hat, im Kader von Green Bay fehlt ein RB vom Kaliber Grant. Ich sehe Starks nicht erfolgreich gegen die Bears Defense und wenn die Packers nur passen können kommt Punkt zwei aufs Tablett. Auch wenn rodgers mobil ist und vielen Rushern ausweichen kann, werden auch die Bears oft und zahlreich(ebenfalls wenn erforderlich) attakieren. Wenn Peppers und oder Harris es schaffen konstant Druck auszuüben wirds für Rodgers erheblich schwerer Receiver zu finden. Auch macht mich die Tatsachen nachdenklich, dass Rodgers dieses Jahr bereits zwei Gehirnerschütterungen erlitten hat und ein einziger Sack auf dem beinhart gefrorenen Rasen(Ich nenn das mal so) ausreichen könnte ihn aus dem Spiel zu befördern.
Das ich persönlich natürlich Revis bevorzuge muss ich warscheinlich nicht erwähnen, aber der Junge ist das Handtuch, das der deutsche auf Malle über seine Liege legt und diese damit für jedes andere menschliche Wesen unsichtbar macht.
Dogfood, kannst Du mir eine gute Sportsbar in Hamburg empfehlen, wo ich mir heute Abend die beiden Spiele anschauen kann?
@Toschi: Ich kenne keine American Sports-Bar mehr in Hamburg (zwei haben vor Jahren geschlossen). Bleibt das Finnegan’s Wake übrig, ein Irish Pub in einer der Querstraßen “hinterm” Rathaus
Welche Chance hat man Puls 4 zu empfangen? In meiner Gesamtsenderliste (Sat in NRW) find ich puls 4 Austria und wenn ich den Sender einschalte steht dort lediglich, dass meine Smartcard für die Sendung oder den Sender nicht freigeschaltet ist.
Da hab ich wohl keine Chance NFL heute abend im TV zu sehen?
Sehe die Packers ebenfalls als Favoriten, aber nicht bei 10 Punkten. Ich tippe, dass das Spiel geht in die Verlängerung und man weiß nicht wer durch die neue OT-Regeln bevorzugt. Außerdem möchte ich sehen, wie sich alle Kommentartoren mit der neuen OT-Regel versuchen zu erklären…
Puls4 ist österreichisches Free-TV. SmartCards gibt es nur für Österreicher (zumindest offziell).
Trotzdem: DA BEARS gewinnen heute. Mit 10 Punkten.
tippe 20:14 packers
overtime gibts erst bei steelers vs jets ;)
bitte keine overtime bei steelers vs jets, ich muss doch um 7 raus.
so 4 touchdowns vor für die Steelers zur halbzeit wär nett
Alles klar, Irish Pub ist ja auch nicht schlecht. Werde ich mal austesten. Danke für den Tipp! (Perspektivisch: ist das auch was für die 6Ns?)
Auf jeden Fall. Lt. Website haben sie ja schon an diesem Wochenende den Heineken-Cup gezeigt. Da werden sie auf jeden Fall auch Six Nations haben. Wenn ich mich richtig entsinne, zeigen sie im Frühjahr frühmorgens bzw vormittags auch Australian Rules Football.
doogfod das ist eine sehr schöne Vorschau. Ich sehe die Packers ebenso vorne. Das einzige was ich noch hinzufügen möchte ist Devin Hester. In meinen Augen der beste Punt/Kick returner der Liga. Das kann eine Rolle spielen, Green Bay hat das im ersten Spiel gemerkt, als Hestern einmal übers komplette Feld in die Endzone gerannt ist.
Ich bin von Cuter auch nicht überzeugt, ich würde ihn allerdings gerne mal hinter einer guten O Line sehen, denke er ist in keinem Fall schlechter als bsp Mark Sanchez.
Alles in allem Packers mit 7
Ich tippe auf einen knappen Sieg der Packers. 28:24. Im letzten Spiel haben sie mich überzeugt, vor allem die Defensive. Und jeder von uns weiß, dass die Defensive den Superbowl gewinnt!
Man weiß nie so richtig was man von der Bears-Offense bekommt. Daher tippe ich auf einen knappen Sieg der Packers. Zudem muss Rodgers auf Turnovers aufpassen. Nach einem Spiel wo alles läuft so wie letzte Woche kann man schonmal schnell zu viel Selbstvertrauen haben und Würfe nehmen, die gefährlich sind. Und auch schonmal den Ball zu lange halten und verlieren.
Beim anderen Spiel sehe ich leider die Steelers mit mehr als 10 Punkten vorne. Dafür ist die Steelers-Defense einfach zu stark und erfahren und Sanchez bzw. Jets Offense insgesamt nicht konstant genug. Ich seh’ die Jets nicht zweimal gegen die Steelers gewinnen.
Ich geh’ jetzt ins Bett und steh um kurz vor 9 auf. Wenn ich denn schlafen kann.
So mancher Support ist aber schon bizarr: http://www.cbsnews.com/stories/2011/01/23/ap/strange/main7273940.shtml
@Arne: Lecker, gegrillte Maskottchen. Zum Glück spielen die Packers nicht gegen die Cowboys…
@ TommyB
Ich denke eher, dass die Steelers den Kürzeren ziehen werden. Gegen Baltimore sahen sie schon nicht allzu gut aus. Natürlich haben sie das Spiel in der zweiten Halbzeit noch einmal gedreht. Überzeugt hat mich die Leistung der Steelers aber nicht zu hundert Prozent!
Naja, egal. Freuen wir uns einfach auf einen tollen NFL-Abend (bzw. auf eine tolle NFL-Nacht) Beide Spiele werden uns sicherlich vom Hocker reißen!
Bin gespannt, was für eine Art von Spiel das wird, enge Kiste mit wenig Scores wie in W17 oder eher offener Schlagabtausch. Bei ersterem haben die Bears eine Chance, bei letzterem sehe ich die Packers klar vorne. Und um noch meinen Lieblings NFL Podcast NFL Rants & Raves zu zitieren: DON’T. KICK. TO. HESTER!
der neutrale zuschauer streicht das DON’T
Gleich geht’s endlich los. Oder sollte ich besser sagen: rund?
Wow, die Packers haben ja schon mal kräftig losgelegt…..Rodgers ist heiß :-)
B.J Raji macht erst eine Interception und dann einen Touchdown…
Dogfood, danke für Tipp – entspannte Athmosphäre, direkt mit ein paar Amis ins Gespräch gekommen… Hat trotz des über weite Strecken grottige Spiels Spaß gemacht, wird gemerkt.