AFC-Championship-Vorschauer: Pittsburgh Steelers – NY Jets
Pittsburgh Steelers – NY Jets (ab 0h30 ESPN America, SPORT1+ und Puls4) Es ist das Spiel der Gegensätze. Für die Pittsburgh Steelers ist es das 8te AFC-Championship Game in den letzten 17 Jahren, das 4te in den letzten 7 Jahren.
Anders die NY Jets, die zwar auch häufiger Gast in den Playoffs waren (sechsmal in den letzten zehn Jahren ), aber arm an Titeln sind: eine AFC Championship (1968, damals noch “AFL”) und eine Super Bowl (eben: 1968). Letztes Jahr fand der letzte Auftritt im Championship Game statt, als man auswärts gegen die Indianapolis Colts 17:30 verlor.
Vieles in den Statistiken spricht für die Steelers – das Spiel Mitte Dezember gewannen aber die Jets 22:17, dank 12 erzielter Punkte in Folge.
Die Stärke der NY Jets-Offense ist in dieser Saison das Laufspiel. Mit RB LaDainian Tomlinson und RB Shonn Greene hat man zwei Laufspieler, die anderenortes 1000+ rushYds-Kandidaten wären und sich bei den Jets entsprechend darum bemühen, die gegnerische Defense zu zermürben. Die Jets spielen 33 Läufe pro Spiel (#2 in der NFL) und das gibt ihnen die Kontrolle über die Game Clock, hält die gegnerische Offense vom Feld.
Dem gegenüber stellen die Pittsburgh Steelers die beste Laufdefense der Liga. Beim Spiel gegen die Jets im Dezember wurden aber 106 rushYds zugelassen (Rekordwert gegen die Steelers 2010, 49 für Tomlinson, 40 für Greene, Steelers-Schnitt: 62,8 rushYds).
Das Pass-Spiels der NY Jets ist keine allzugrosse Waffe. QB Mark Sanchez hält einen der niedrigsten NFL-Schnitte für complete passes (nur 54,8% aller seiner Pässe kommen an) und er zeigte zuletzt in den Spielen immer wieder phasenweise die Tendenz seine Spieler zu hoch anzuspielen, zu überwerfen um dann in anderen Phasen des Spiels wieder Momente der sehr präzisen Anspiele zu haben.
Die Auswahl an Passfängern ist groß: WR Braylon Edwards, WR Santonio Holmes, WR Dustin Keller, WR Jerricho Cotchery und RB Tomlinson. Interessant ist dabei die Personalie Santonio Holmes, der vor zwei Jahren in der Schlussphase des Super Bowls noch den entscheidenden Catch für die Steelers machte. Für Medien ein gefundenes Fressen in Sachen “Rache für die Nichtverlängerung”.
Die Jets-Offense Line ist gut. Auch gegen den Pass Rush. Aber das Pass-Spiel des smarten QB Mark Sanchez bleibt unspektakulär. Die Offense wird zwar nach und nach in seine Hände geglegt (diese Saison 50% mehr Würfe als 2009), aber das Hauptaugenmerk richtet sich immer noch darauf, dass er Bolzen vermeidet, dass er keine Interceptions wirft (2009: 12 TDs, 20 INTs, 2010: 17 TDs und 13 INTs). So auch das Spiel im Dezember: nur 170 passYds, aber auch nur 1 Sack, null Interceptions und keine Fumbles. Auch das atypisch für Steelers-Verhältnisse, die normalerweise Turnovers forcieren (21 INTs, 20 Fumbles)
Eines der Schlüssel des Spiels wird sein, inwieweit die NY Jets gegen die Steelers die Balance in der Offense aufrecht erhalten können: das Laufspiel etablieren, damit sich die Steelers nicht komplett auf den Pass-Rush gegen Sanchez konzentrieren können.
Element des Steelers-Pass Rush wird Safety Troy Polamalu sein, der zuletzt angeschlagen spielte und daher gegen Baltimore so blass blieb, wie seit langem nicht – und spürbar vermisst wurde.
Die Pittsburgh Steelers leben von ihrer Defense. Ihre Offense ist gerade mal durchschnittlich, aber es ist eine Offense rund um QB Big Ben Roethlisberger, die in Drucksituationen aufzuleben scheint, wie sie letztes Wochenende im 3ten Viertel gegen Baltimore und dann bei der 3rd & 19-Situation gezeigt hat.
RB Richard Mendenhall hat eine gute 1.273 rushYds-Saison absolviert und trotzdem hält ihn keiner für den Franchise-Back den man auch mal mit 30 Läufen im Alleingang ein Spiel eintüten lassen kann. Sozusagen umgekehrt zur Offense der Jets, ist Mendenhall der Mann der verhindern soll, dass sich die Gegner auf QB Roethlisberger konzentrieren können.
QB Roethlisberger ist die Definition eines Siegertypes. Keine fantastischen statistischen Werte, aber einer der sich in schwierigen Situationen herauslaviert und plötzlich ein Big Play aus dem Ärmel zaubert. Eine Qualität mit der er zweimal den Super Bowl gewonnen hat. Die Offense Line der Steelers ist löchrig, aber der Brocken von Mann (1,96m, 109 Kilo) ist ein Meister der Improvisation in der kollabierenden Pocket und kann sich immer wieder von den Defensespielern losreißen und dann abhauen oder bizarre Würfe rausholen, für die angehende Quarterback-Talente eigentlich von ihren Coaches mit Eiswürfeln beschmissen werden. Unorthodox … aber wenn es erfolgreich ist…
Wie gut diese Offense funktionieren wird, hängt von der Offense Line ab. Die Steelers haben schon stärkere OLs besessen. Sorgen machen vorallem die beiden angeschlagenen Tackle-Positionen, wo die Steelers nach einigen Verletzungen inzwischen der dünn besetzt sind. Dies wird Auswirkungen auf die Leistung von RB Mendenhall, aber auch auf die Bewegungsfreiheit von QB Roethlisberger haben.
Die NY Jets gehören ebenfalls zu den aggressiveren Pass Rushern im Lande, täuschen häufig bestimmte Blitz-Formationen an, um dann andere Formationen anzuführen. Ihnen geht der absolute Sack-Champ ab, aber dafür haben sie eine hohe Zahl von Spielern die bereits mehrere Sacks auf ihr Konto haben. Im Vergleich zum Spiel gegen Indianapolis oder New England haben sie es heute mit einem wesentlich schwerer zu fällenden QB zu tun, der kein normaler Pocket Passer ist.
Zeitwichtigster Schlüsselspieler in der Defense ist CB Darrelle Revis, der derzeit zu den Top-3-CBs der Liga gehört. Schwer in die Saison gekommen, nach dem er lange Zeit eine Muskelverletzung nicht auskurieren konnte, ist er inzwischen eine der dominierenden Spieler auf der Position geworden… Weswegen der wichtigste Spieler auf der anderen Seite steht: CB Cromartie. Der beste Defensespieler nutzt nix, wenn auf der anderen Seite das Einfallstor steht. Und Cromartie ist nicht unumstritten. Wenn es ihm nicht gelingt zu Beginn des Spielzuges per Bump Kontrolle über Laufweg und Timing zu bekommen, gilt er im 1:1-Duell als schwach und stellt dieses Einfallstor dar.
Bei den Steelers haben sich gegen die Ravens mit Brown, Sanders und Wallace drei nahezu gleichwertige Receiver herausgebildet, die jederzeit zu Big Plays in der Lage sind. Doch nicht nur die muss das Backfield der Jets-Defense abgebildet bekommen, sondern auch WR Hines Ward, den kleinen, untersetzten Receiver der die Bälle dort nimmt, wo es weh tut: in der Mitte, im Gewühl zwischen Linebackers und Defensive Backs.
Die Jets standen bereits gegen Indianapolis und New England vor dem Problem eine Vielzahl von möglichen Anspielstationen abzudecken – und es gelang. Die Jets-Defense erlaubt die niedrigste Completion% der Liga: nur 50,7%. Gegen die Jets kommt also i.d.R. nur jeder zweite Pass an. So auch im Dezember gegen die Steelers: Roethlisberger warf nur 23 von 44, also 52,3%.
Eine interessante Parallele für beide Mannschaften liegt in der Emotionalität dieses Spieles. Beide Teams kommen von hochemotionalen Spielen gegen ihre Erzfeinde (Baltimore bzw. New England Patriots). Insbesondere Headcoach Rex Ryan und die Jets schienen förmlich Nahrung daraus zu ziehen, mit den New England Patriots im Vorfeld eine Schlammschlacht anzuzetteln.
Diese Partie bietet keine solchen Reibungspunkte. Im Gegenteil. Rex Ryan überschlug sich unter der Woche mit Lobpreisungen auf seinen Gegenüber Mike Tomlin, der im Gegensatz zu Belichick nicht versuchen würde, den geschlagenen Gegner zu erniedrigen. Als Beleg führte Ryan ein Spiel gegen die Steelers aus seiner Baltimore-Zeit an, als man zur Halbzeit mit 7:35 zurück lag. Der damalige Fullback der Steelers betrieb mit Ravens-LB Scott in der zweiten Halbzeit permanent Trash Talk, zeigte auf die Anzeigentafel, wies ihn ihmmer auf das Ergebnis hin … nanananaaanaaa … Lt. Ryan habe Tomlin daraufhin zu zu LB Scott rüber geguckt und ihn gefragt “Want another shot at the Fullback?“. Scott bejahte – und kugelte dem Steelers-Fullback die Schulter aus.
Die Steelers sind an der Wettbörse leichte Favoriten (3 Pkte) und ich halte es genauso. Es ist ein schwer zu tippendes Spiel, weil es heute noch mehr als sonst auf die Tagesform ankommen wird. Ein Totalausfall im Defensive Backfield der Jets oder ein Ausfall bei den Wide Receivern der Steelers würde das Spiel komplett über den Haufen werfen. Das Pass-Spiel auf beiden Seiten wird heute entscheiden. Bekommt Roethlisberger Pässe angebracht? Macht Sanchez Fehler?
Für die Jets gilt das gleiche wie für die Bears im Spiel zuvor: auf dem Papier spricht kaum etwas für sie. Aber trotz all diesem Zahlenmaterial: im Dezember haben sie in Pittsburgh gewonnen.
Reaktionen
Wenn die Jets so spielen wie letzte Woche und wenn die Steelers so spielen wie letzte Woche, dann sehe ich die Jets mit 2 Scores vorne, irgendwie sind mir die Steelers diese Season suspekt und der Sieg letzte Woche war auch eher von der Sorte “Gegner zur Halbzeit in der Kabine geblieben”. Andererseits bin ich mir nicht sicher ob die Jets nochmal so eine Defensiv-Leistung zu Stande bringen, wie gegen die Patriots, vor allem gegen das Running Game der Steelers. Finaler Tipp: Jets mit 1 Score vorne.
Genau wie die letzten Wochen. Keiner setzt auf die Jets aber Ryan wird hoffentlich wieder den richtigen Plan haben Ben zu stürzen und die ganze Experten in den Staaten blöd aussehen zu lassen.
@dogfood: hab ich das richtig verstanden, dass Tomlin es forciert hat, dass einer seiner Spieler wegen herablassenden Trash-Talk auf die Schnauze bekommt ?
hier mein tipp
jets 17:14 in der overtime
Beim JETS-Sieg im Dezember war aber halt der wilde Mann aus
Hawaii nicht dabei .
Und wenn ich mir diesen (sehr schön gemachten) Bericht auf spox.com anschaue, dann bekomme ich doch ein bisschen Angst:
http://www.spox.com/de/sport/ussport/nfl/1101/Artikel/troy-polamalu-superstar-safety-der-pittsburgh-steelers-vor-afc-championship-game-beste-plays.html