Screensport Zwo: Money & HD

Der Fußball und das Geld

Die FA plant aus Anlass ihres 150jährigen Geburtstages für 2013 ein Turnier der “Home Nations” mit England, Schottland, Wales und Nordirland. Während dies erst einmal ein einmaliges Turnier bleiben soll, haben Schottland, Wales, Nordirland und Irland bereits für dieses Jahr einen “Carling Nations Cup” beschlossen. Qu: BBC

FA, die Zweite. Nach dem Absprung des Baukonzerns “Nationwide” als Hauptsponsor, konnte sich die FA nun Vauxhall (Ableger von General Motors/Opel) als Nachfolger an Land ziehen. Der Vertrag gilt bis zur WM 2014 und soll inkl. Boni bis zu 9,6 Mio EUR/Jahr einbringen. Qu: BBC 

Laut Guardians Digger beseitigt der neue Vertrag aber nicht die finanziellen Schwierigkeiten der FA. Die FA blieb sechs Monate ohne Hauptsponsor (Einnahmeverlust 3 Mio EUR) und das Wembley Stadion samt seiner Darlehen hängt dem Verband wie ein Mühlstein um den Hals. Das schlechte WM-Abschneiden sorgte bei den letzten Spielen im Wembley-Stadion für Zuschauerzahlen unterhalb der Kalkulationen (Einnahmeverlust: 2,5 Mio EUR)


Zu Wochenanfang lud die UEFA Journalisten ein, Einblick in die neuen Finanzregelungen der UEFA zu nehmen. Diese neuen finanziellen Rahmenbedingungen für den europäischen Klubfußball sollen ab Sommer 2011 gelten, ab Sommer 2013 überprüft werden und vor der Saison 2014/15 sollen die ersten Sanktionen ausgesprochen werden.

Nach Recherchen der UEFA schrieben 2009 56% aller europäischen Erstligaklubs rote Zahlen, Tendenz steigend. Nur vier europäische Ligen schrieben schwarze Zahlen: Deutschland, Österreich, Belgien und Schweden. Bei einem Drittel der 733 Top-Klubs betrug der Anteil der Spielergehälter am Gesamtbudget mehr als 70% (europäischer Schnitt: 64%) und bei 73 Vereinen sogar mehr als 100% der Einnahmen(!). Würden die neuen Finanzregeln der UEFA jetzt schon gelten, würden elf nicht namentlich genannte Teams von europäischen Wettbewerben ausgeschlossen werden. Qu: Guardian

Das UEFA-Dokument gibt es hier in English und Deutsch und enthält umfangreiches Zahlenmaterial zu Zuschauerdurchschnitten, wer in welchen Ligen was reguliert, welche Ligen ihre Saison im Kalenderjahr abspulen, Fassungsvermögen der Stadien etc…

TV-Sport

SPORT1 sichert sich weitere TV-Rechte im Volleyball-Bereich: alle Länderspiele der deutschen Nationalmannschaften, die EM 2011 der Herren und Frauen (September/Oktober) (Live & Highlights exklusiv im Free-TV, Pay-TV und online)

SKY vermeldete überraschend und meines Wissens als erster Sender, dass die Formel 1 2011 von der FOM in HD produziert und von SKY in “nativen HD” ausgestrahlt wird. RTL gab sich überraschterweise überrascht. Die Vermeidung des Wortes “exklusiv” in der Pressemitteilung von SKY legt nahe, das RTL von der FOM zumindest Übertragungen in HD angeboten bekommen dürfte.

Von der FOM ist offiziell noch nichts zu hören – daher gibt es auch von der BBC noch kein Wort zu einer Ausstrahlung in HD.

Dagegen machte die BBC einen Tausch in der F1-Kommentatorenbox publik, die von autosport.com schon vor einigen Wochen gerüchtelt wurde. Ich hatte es damals nicht glauben wollen, aber so kommt es jetzt: der eher blässliche Jonathan Legard (@legardj) wird durch David Coulthard ausgetauscht.

Legard war das was man in den USA als “Play-by-Play”-Mann oder “Announcer” nennt, während der zweite Mann, Martin Brundle, der Experte bzw. Analyst war. Nun wird es der ehemalige F1-Fahrer Brundle sein, der die Rolle tauscht und auf einmal kommentieren statt analysieren muss. Eine interessante Konstellation.

Die Hintergründe des Wechsels werden von der BBC nicht offiziell genannt, aber vielen galt die Chemie zwischen Legard und Brundle auch nach zwei Jahren als ausbaufähig. Legard wurden zudem zahlreiche Flüchtigkeitsfehler vorgeworfen.

Für die BBC stellt dieser Wechsel auch in der Infrastruktur neue Herausforderungen. Brundle ist bis zirka 5-10 Minuten vor Rennstart beim Gridwalk als Reporter unterwegs und David Coulthard bis fünf Minuten vor dem Rennen als Analyst an der Seite von Jake Humphrey.

James Allen, bis 2008 F1-Kommentator für ITV, hat interessante Ansichten zum Wechsel:

I worked alongside Martin in the ITV commentary box from 2001 until the end of 2008. We did well over 120 races together and I know he will have thought about this very carefully. He knows what is involved in taking the lead role; a lot of preparation and getting the bases covered. That is something he always relied on me to do and that’s his job now.

I think it’s a good move for him; he’s done the same role as pundit and gridwalker for 14 years now, throughout the ITV years and two years with the BBC. Why not refresh things a little?

It’s not without its challenges; rushing up from the grid, it will take some adjustment to arrive in the commentary box a few minutes before the race starts and do a mental “reset”, ready to talk for over 90 minutes. The lead commentator takes the strain, maintains the narrative, doing probably 60% of the talking, it’s quite different from the colour commentator who adds insights and colour.

Martin is more than capable of doing that. He’s studied the role alongside three different commentators now since 1997 and if he believes he can do it and fancies the challenge, I’m sure he’ll be more than ready to meet it.

aus: “Thoughts on the changes to BBC F1 Commentary Team”, James Allen, 11.1.2011


Zurück zu SKY: das grüne Licht in Form von Sendelizenzen ist da. Nu wartet jedermann darauf, wann SKY Sport HD3 und SKY Select HD an den Start gehen. Der Rückrundenstart in der Bundesliga wäre ein solcher Moment gewesen, aber am heutigen Mittwoch ist noch keine Ankündigung zu sehen.

Am Montag kam aber eine Pressemitteilung zur Verlängerung des TV-Vertrages mit der WWE heraus. Zitat:

Sky Deutschland wird ebenso die dreizehn jährlichen WWE PPV Events live auf Sky Select übertragen, inklusive der immerwährenden Favoriten WrestleMania, Royal Rumble, SummerSlam und Survivor Series. Mindestens diese vier prestigeträchtigsten der WWE PPV Veranstaltungen sind über Sky Select garantiert auch in HD verfügbar.

aus: “Sky Deutschland und WWE unterschreiben dreijährige Vertragsverlängerung”, SKY Deutschland, 10.1.2011

Bisher wurden die Pay-per-Views der WWE von SKY auf einen der Sport-HD-Kanäle ausgestrahlt. Dieses Zitat liest sich aber wie die Ankündigung dass der “Royal Rumble” am 30.1./31.1. auf einem SKY Select HD-Kanal laufen wird – was den Start von SKY Select HD irgendwann in der zweiten Januar-Hälfte implizieren würde. In bisherigen Pressemitteilungen wurden WWE-Events in HD immer nur explizit mit zusätzlicher Freischaltung SKY Sport HD zusammen genannt. Dies ist nun entfallen.

Wenn diese Kaffeesatzleserei zutreffen sollte, steht damit noch nicht fest, was das für ein SKY Sport HD3 bedeutet. Eine Interpretation war, das SKY Select HD in der “Rush Hour” am Wochenende zu einem SKY Sport HD3 umfunktioniert wird, z.B. um ein zweites Bundesliga-Einzelspiel in HD zu zeigen. Diese Notwendigkeit würde Mitte Februar mit Rückrundenstart der österreichischen Liga noch einmal steigen, um neben dem 18h30-Spiel aus Bundesliga und Österreich, auch die Premier League in HD zu zeigen. Als nächster Startzeitpunkt scheint der Start der Formel 1-Saison Mitte März geeignet zu sein.


Der WDR startet auf 1Live eine neue Bundesligasendung. Nach Bundesligaspieltagen immer Montags 23 bis 24h wird “1LIVE Elfer” ausgestrahlt, eine Fußball-Call-In-Sendung mit Mike Litt und Christoph Biermann. Erster Gast am nächsten Montag wird Max Eberl sein. Qu: WDR

Zeilensport

Ralf Rangnick gibt der SZ ein längeres Interview, dass die Wogen glätten soll – auch wenn faktisch wenig konkretes über die Positionierung von Hoffenheim rauszuhören ist und er sich kaum über die De-Fakto-Aushebelung von 50+1 auslässt, wenn ein Verein wie Hoffenheim derart am finanziellen Tropf von Hopp hängt.

Bei der “50 + 1”-Regel geht es darum, dass der Verein gegenüber Kapitalgebern die Stimmenmehrheit behält und Kapitalgeber wie Dietmar Hopp daher theoretisch nicht die Vereinsbelange bestimmen dürfen. Das Beispiel Hoffenheim zeigt aber, wie idiotisch es ist, “50+1” alleine an der Stimmenverteilung aufzuhängen und nicht am Kapital selber. Dietmar Hopp stellt 96% des Kapitals bei Hoffenhein. Lt. KICKER hat Hopp in fünf Jahren 235 Mio EUR in Hoffenheim reingepumpt. Die erste Bundesligasaison schloß man mit einem Minus von 16,5 Mio EUR ab. Hopp leistete also nicht nur Anschubfinanzierung um Hoffenheim in die Bundesliga zu katapultieren und investierte in die Infrastruktur. Der Verein wäre ohne Hopp immer noch nicht überlebensfähig. Wie verträgt sich das mit dem Geiste von fuffzich plus eins?


Apropos Finanzen. bizofbaseball.com hat interessante Zahlen für die Gehaltsbudgets der MLB-Teams in der abgelaufenen Saison: “Final Player Salaries for MLB 2010 Season Total $2.9B, Down Less Than 1% From 09”. Die Liga hat letzte Saison 2,9 Milliarden US$ an Gehältern ausgegeben. Spitzenreiter sind die Yankees mit Gehaltsausgaben von 215 Millionen US$. Zum Vergleich: beim FC Bayern hat man Personalkosten von 164,9 Mio Euro – zu denen aber wohl nicht nur der Kader von 24 Spielern (Yankees: 14 Spieler) gehören dürfte.

Kurz und vergänglich

Einen Tag nach Gewinn der National Championship im College Football, verlängert die Auburn University den Vertrag mit ihren Ausrüster Under Armour. Bis Sommer 2016 bekommen die Auburn Tigers 27,45 Mio US$ (6,2 Mio US$/Jahr), knapp doppelt so viel wie unter dem alten Vertrag. Der Vertrag umfasst die exklusive Ausrüstung aller 21 Sportmannschaften der Auburn Tigers mit Under Armour-Bekleidung. Qu: Sportspromedia.com


Das National Championship-Spiel am Montag zwischen Auburn und Oregon hat einen neuen Zuschauerrekord für das US-Kabelfernsehen produziert: 27,3 Millionen Zuschauer (bisheriger Rekordhalter: NFL Monday Night Green Bay – Minnesota mit 21,8 Mio).

Weil aber ESPN nur grundverschlüsseltes Kabelfernsehen ist, liegen die diesjährigen Zahlen für die National Championship schwächer als letzte Saison, als Alabama – Texas auf einem der vier großen Networks lief, auf ABC (30,8 Mio Zuschauer). Das Rating sank von 17,2 auf 15,3, also um 11 Prozentpunkte. Gegenüber dem 2009er Endspiel auf FOX sank das Rating nur um 2 Prozentpunkte.

Das Spiel schlug damit das Endspiel im College Basketball (23,9 Mio/CBS) und das WM-Endspiel (24,3 Mio/ABC)

Die Ausstrahlung auf ESPN3 als Webstream brachte immerhin die viergrößte Zuschauerzahl (619.000) hinter drei Spielen der WM2010. Kein Wunder: die WM-Spiele fanden in den USA zu Bürozeiten statt, wo der Zugang zu einem Webstream leichter ist als zu Kabelfernsehen. Qu: Sports Media Watch


Yahoo wankt und wackelt und entlässt alle paar Monate ein paar hundert Angestellte mehr, versucht sich aber an einen neuen, inhaltsbezogenen Projekt: ThePostGame ist ein neues Portal mit eigenen Inhalten. Die Website gliedert sich ausnahmsweise nicht entlang der Sportarten, sondern so vielsagenden Rubrikbezeichnungen wie “voices”, “spotlight” und “one-on-one”. Bizarrerweise tauchen die Inhalte auch wirklich nur in diesem Portal auf und z.B. nicht zusätzlich im Sportbereich von Yahoo. Dan Wetzels Kolumne zu Brady Hoke als neuen Headcoach bei Michigan ist nur bei ThePostGame, aber nicht im Yahoo! Sports-Football-Bereich zu finden.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Übrigens: Der Carling Nations Cup wird von Sky UK komplett in 3D übertragen. Das Turnier findet im Februar und Mai in den regulären FIFA-Länderspielwochen statt. Ob und von wem die Spiele auch in Deutschland übertragen werden, weiß ich nicht.

    http://www.faw.org.uk/news/2000

  3. Baseballgehälter:
    Interessant dabei: die Worldseries Teilnehmer (Giants & Rangers) haben zusammen einen kleineren Spieleretat als die Yanks. (101 & 74 zu 215).

  4. Ich weiß nicht ob ich mich freuen soll das sich Sport 1 die Rechte für die Volleyball EM geholt hat. Eurosport wäre mir da lieber gewersen, da man dort mit Sicherheit auch andere Spiele zu sehen bekommt als die deutschen. Aber ich lasse mich gerne überraschen.

  5. nochmal baseball:

    wieso denn 14 yankees? im artikel steht doch, dass die payroll-ziffern sich auf den 40 man roster beziehen…

  6. @Mob:
    Das per CBA festgelegt Mindestgehalt der Minor Leaguer im 40-Mann-Roster beträgt zwischen 32.500 und 65.000 US$. Sagen wie: 25 Spieler mit 65.000 US$ Gehalt, macht zusammen 1,625 Millionen US oder auch: 0,7% der Personalkosten.

    Das halte ich bezogen auf die Relationen (z.B. einen Breno der bei den Bayern lange nur in der zweiten Mannschaft war) für vernachlässigbar.

  7. WWE, ah ja. Nun, Wrestling ist in etwa so sehr Sport wie klassisches Ballett, Zirkusartistik, und ähnliche Showveranstaltungen.

  8. “Das Beispiel Hoffenheim zeigt aber, wie idiotisch es ist, “50+1″ alleine an der Stimmenverteilung aufzuhängen und nicht am Kapital selber.”

    Sorry, das ist Unfug und mißachtet zudem, dass es die informelle Macht Hopps ist, die die ganzen formellen Entscheidungen durch ihn ermöglicht.

    Stimmrecht steht immer über Kapitalanteil. Was würde sich denn ändern, wenn Hopp nur 49,1 % Kapitalanteile hätte? Nichts! Der Verein könnte ja jederzeit Hopps Einfluß beschränken, tut er aber nun mal nicht. Hoffenheims Spielbetriebsgesellschaft finanziert sich zudem nicht nur aus dem Grundkapital, sondern auch aus anderen Kapitalformen, die nicht in einer Lizenzierung regulierbar sind. Alternative wäre dann ein Darlehen von Hopp an die Spielbetriebsgesellschaft, oder wie tatsächlich umgesetzt stille Beteiligungen.

    Viel wichtiger ist aber wieder mal die Tatsache, dass formelle Macht nicht alles ist, sondern informelle Macht ebenso dazugehört. Hopps Standing ist nun mal auch im e.V. unantastbar. Hopp könnte das ganze theoretisch sogar ohne Spielbetriebsgesellschaft durchziehen, dann wäre erst recht kein Angriffsmöglichkeit auf formeller Ebene gegeben. Das Hoopsche Modell ist insoweit auch im Amateurbereich gängige Praxis. Der Vereinspräsident oder wie Hopp eine dem Vorstand nahestende Person ist gleichzeitig der Hauptsponsor und schaltet und waltet wie er will. Nur ist das erstmal nicht angreifbar, denn die Vereinsmitglieder können sich ja dagegen wehren.