Allesaußersportliche Zwischenbilanz Bundesliga 2010/11, Teil 1: war unten
Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010
Bei Trainer Baade findet derzeit eine Abstimmung für den Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010 statt (wo u.a. meine Bundesligavorschau nominiert wurde)
Die elf nominierten Beiträge sind mitsamt kleinerer Anmerkungen vom Trainer höchstpersönlich, bei Trainer Baade gelistet “Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010”. Gehet hin und kürt euren Lieblingsbeitrag.
Hosen runterlassen nicht nur bei holländischen Meistertrainer (“Trainer, was sind das für haarige Gladiolen?” – “Gladiolen des Todes!“), sondern nach fünfeinhalb Monaten Bundesliga auch hier im Blog um die eigenen Einschätzungen vor der Saison zu überprüfen.
Im August habe ich versucht in drei Teilen nach besten Wissen und Gewissen eine Saisonvorschau zu geben: Teil 1 (Platz 18 bis 13), Teil 2 (Platz 12 bis 8), Teil 3 (Platz 7 bis 1).
In den Kommentaren wurde ein Faktor häufig erwähnt, der bei meiner Prognose zu kurz gekommen sein soll: schwache Leistungen von Nationalspielern im Zuge des Nach-WM-Katers. Sagen wir es mal so: ich bin nach dieser Hinrunde nicht in der Lage den Gegenbeweis anzutreten. Aber war es zum Beispiel bei den Bayern wirklich der wichtigste Faktor für ein Abschneiden von 14 Punkten südlich des Herbstmeisters?
Der Mannschaftsteil der Hinrunde, ist das Mittelfeld. Ein aggressives Mittelfeld dass früh die gegnerische Bälle erobert, ist der Trend der Hinrunde. Fast in Perfektion von Borussia Dortmund gezeigt, die dadurch sehr weit aufrücken können. Hannover zeigt dieses aggressive Mittelfeld sehr viel tiefer stehend, aber auch durchaus erfolgreich. Mainz in der Geschmackrichtung “weit vorne” und “wilde Laufwege”.
Die Tabelle ist bunt durcheinander gewürfelt, mit Mainz, Freiburg und Hannover mit denen man so weit oben nicht rechnen konnte, und Schalke, Werder, Wolfsburg und Stuttgart, die ich nicht in solchen Tabellentiefen erwartet hatte. Da ist für die Rückrunde noch einiges Potential zum fröhlichen Plätzetausch drin.
Im folgenden arbeite ich mich an den Platzierungen meiner Vorschau ab – auch wenn es schon beim ersten Team sehr schmerzt. Die angegebenen Kader stellen eine Art “Depth Charts” dar, die sich einerseits aus den 17 Spielen der Hinrunde entwickelt hat, andererseits auch schon einige Neuzugänge berücksichtigt. Es geht aber nicht darum wirklich jeden Spieler aus dem Kader zu berücksichtigen. Deswegen fehlen einige Spieler.
Am Freitag beginnt dann auf ein Neues die Überprüfung meines Sermons anhand der Realitäten.
18. Hannover 96
Hannover 96
- Ist: Platz 4
- Taktik: 4-2-2-2
- Tor: #1 Fromlowitz
- RV: #6 Cherundolo
- IV: #21 Haggui/#4 Pogatetz/#5 Eggimann
- LV: #19 Schultz/#15 Djakpa
- DM: #33 Schmiedebach/#7 Pinto (Neu: M.Fink?)
- OM: #17 Stoppelkamp/#28 Stindl – #34 Rausch/#28 Stindl
- Angriff: #11 Ya Konan/#25 Abdellaoue
Jo, um satte 14 Plätze daneben gelegen. Arger ging es nicht. Das häßliche, von Schicksalsschlägen und hanebüchenen Eigentoren gebeutelte Entlein, bekam von Mirko Slomka ein neues Kleidchen angezogen. Das Kleid passt, auch wenn es noch zu eindimensional sein könnte, um für Europa zu reichen.
Im August haben drei Faktoren haben zu meiner negativen Einschätzung geführt: das hoffnungslose Abscheiden in der Vorsaison, der schwache Angriff und der schwelende Streit von Slomka und Schmadtke, bei denen Präsident Martin Kind schon anfing” Machtwörter” auszusprechen.
Was ich nicht auf dem Radar hatte: der Streit zwischen Slomka und Schmadtke wurde schnell begraben und Ya Konan würde mit seinen 9 Toren und 4 Vorlagen die Angriffsschwäche kompensieren. Slomka zauberte zu dem eine Reihe von No Name-Spielern aus dem Hut, die eine glänzende Hinrunde spielten: Rausch, Schmiedebach und Stindl. Slomka hat es auch geschafft Schlaudraff wieder zu integrieren, der eigentlich schon als rausgeworfen galt.
Slomka hat unheimlich schnell seine Stammformation gefunden – trotz des Ausfalls des kreativen Carlitos in den Anfangsminuten des ersten Spiels. Die Saison lief für Hannover, abgesehen von Carlitos, von Anfang an so smooth, dass nie größere Unruhe aufkommen wollte.
Hannovers Style ist der Klopp-Löw-Stil in allerdings defensiver Ausprägung: kompaktes, giftiges Mittelfeld, das zerstört und Bälle erobern soll. Allerdings ist das ganze tiefer gestaffelt als aus Mainz oder Dortmund gewohnt und nicht ganz so proaktiv.
Hannover kam immer dann in Probleme, wenn sie mit den eigenen Waffen geschlagen wurden: St. Pauli, Hoffenheim, Dortmund. Sie haben später daraus gelernt und sich gegen Mainz und Freiburg noch passiver verhalten, noch tiefer gestellt und komplett auf Konter gesetzt.
Bei Re-Tipp: Europa League-Plätze werden verfehlt, bleibt aber in der oberen Hälfte.
16. 1. FC Kaiserslautern
1. FC Kaiserslautern
- Ist: Platz 12
- Taktik: 4-1-4-1, 4-2-2-2, 4-4-2/Raute
- Tor: #1 Sippel
- RV: #23 Dick
- IV: #5 Amedick/#20 Rodnei/#6 Abel
- LV: #17 Bugera/#3 Jessen
- DM: #19 Bilek/#8 Tiffert/#13 Petsos
- OM: #7 Kirch – #16 Moravek – #22 Ilicevic
- Angriff: #9 Lakic – #33 Hoffer
Erwartet hatte ich eine Mannschaft, die sich vor allem aus der Defensive heraus definiert. Der 12te Platz ist besser als erwartet, aber ich habe nicht das Gefühl, dass der FCK schon weiß, was er spielen will.
Die mit weiten Abstand beste Abwehrkette der Zweiten Liga hat diese Saison öfters stark gewackelt, obwohl sie fast unverändert durchspielen konnte. Nach neun Spieltagen war man mit 18 Gegentoren die zweitschlechteste Abwehr, konnte sich inzwischen auf “sechstschlechteste” Abwehr verbessern.
Lautern brauchte, trotz des frühen Aha-Erlebnisses des 2:0-Heimsieges gegen Bayern, eine Weile um sich an die Bundesliga zu gewöhnen und die Balance zwischen defensiv gut stehen und für die Offensive arbeiten zu finden. Beleg: sich dämlicherweise auswärts auskontern lassen wie in Hamburg oder Dortmund. Beleg dafür, dass man in der Rückwärtsbewegung sich erst dem höheren Tempo in der Bundesliga anpassen musste. Der 2:0-Sieg gegen die Bayern war da sogar eher Beleg, denn die Bayern waren drückend überlegen – der FCK machte aus drei Torchancen zwei Tore.
Bei den Toren reden alle von Lakic, der einen Lauf hat und 11 der 27 Treffer (aber, vielsagend: keine Vorlagen) schoss. Dazu kommt über links Ilicevic (5 Tore, 6 Vorlagen) und in Abstrichen der Sechser Tiffert (8 Vorlagen). Dazu kommen gute Flügel und das Team hat enormes kämpferisches Potential. Wenn sie es abruft und das Spiel intensiv und schwitzig machen, spielt Lautern um zwei Klassen besser. Frag nach bei den Bayern, Gladbach, Stuttgart, Schalke, Wolfsburg
Lakic machte den Unterschied warum Lautern besser als erwartet da steht. Mir kommt aber zuwenig Torgefahr von den Mitspielern, weswegen ich diesen 12ten Platz der Lauterer nicht über den Weg traue. Es waren mir zuviele Spiele dabei, wo sie aus dem Nichts heraus, eine glückliche Führung erzielten.
Re-Tipp: sie geraten noch in Abstiegsgefahr, werden sich aber retten können.
16. St. Pauli
FC St. Pauli
- Ist: Platz 15
- Taktik: 4-2-3-1, 4-2-2-2, 4-1-4-1
- Tor: #26 Kessler/#25 Hain
- RV: #24 Rothenbach/#2 Lechner
- IV: #16 Thorandt/#5 Zambrano/#11 Gunesch/#4 Morena
- LV: #6 Oczipka
- DM: #17 Boll/#20 Lehmann
- OM: #18 Kruse/#8 Bruns/#7 Hennings/#13 Asamoah – #13 Asamoah/#20 Lehmann – #22 Bartels/#7 Hennings
- Angriff: #9 Ebbers/#13 Asamoah/#7 Hennings
Es sieht nicht gut für den FC St. Pauli aus.
Die Mannschaft spielt noch nicht einmal doofen, dummen Fußball. Sie hat sich aber in der Hinrunde immer tiefer in eine üble Abschlussschwäche hineingetrieben. Man konnte der Mannschaft ansehen, wie von Spieltag zu Spieltag vor dem Schuß immer längere und immer intensivere Denkarbeit verrichtet worden ist.
Ebbers trifft nicht. Für Asamoah wird immer noch eine passende Rolle gesucht. Die Torgefahr aus dem Mittelfeld ist komplett weg. Letzte Saison gab es noch fassungslose 34 Tore von Bruns, Kruse, Lehmann, Takyi und Naki. In dieser Hinrunde sind es sage und schreibe vier Treffer. Eine Reihe von Spielern haben jegliches Gespür dafür verloren, wann abzuziehen ist, wann das Dribbling oder wann der Pass zu suchen ist.
Bis zum Strafraum stimmt alles: gutes defensives Mittelfeld rund um Boll und Lehmann, Einleiten von schnellen Angriffen über gepflegtes Passspiel. Aber ab 20 Meter vor dem Tor, gehen in der Birne die Lichter aus.
Wo St. Pauli in der Offensive meine Erwartungen enttäuschte, schnitt die Defensive besser ab, als ich es erwartet hatte. Zambrano ist, trotz dezent nachlassender Form in der zweiten Hinrundenhälfte, eine Zugewinn. Selbst seine Backups wie Morena und Gunesch konnten auf Bundesliganiveau mithalten. Torwart Kessler angenehm solide.
Ich habe auch das Gefühl, das irgendwas nicht mit der Mannschaft stimmt. Mich überrascht noch heute die harte Strafe von Stanislawski gegen Zambrano, Takyi und Naki, die angeblich wegen Zu-Spät-Kommens drei Spiele suspendiert wurden. Eine harte Strafe für ein derartiges Delikt – ist da mehr vorgefallen?
Das Team hat gute Anlagen aus der Zweiten Liga mitgebracht. Vielleicht kommt das Selbstvertrauen mit einem guten Lauf zum Rückrundenbeginn wieder, aber ich fürchte sie können Genossen Trend nicht davon abbringen, sie auf die Abstiegsplätze zu schieben.
Re-Tipp: Abstieg, bestensfalls Relegationsplatz
14. SC Freiburg
SC Freiburg
- Ist: Platz 6
- Taktik: 4-1-4-1 4-2-3-1, 4-2-2-2,
- Tor: #37 Baumann/#1 Pouplin
- RV: #24 Mujdza
- IV: #15 Barth/#5 Butscher/#58 Toprak
- LV: #3 Bastians
- DM: #23 Schuster
- OM: #6 Abdessadki /#7 Makiadi/#8 Rosenthal/#10 Nicu/#40 Caligiuri/#21 Putsila/#11 Jäger
- Angriff: #9 Cissé/#27 Reisinger
Es gibt in der Bundesliga-Tabelle ein breit aufgestelltes “Mittelfeld” von sage und schreibe zehn Mannschaften die in der Hinrunde zwischen 23 und 27 Tore geschossen haben und ziemlich genau in der Mitte sitzt Freiburg.
Die Offensive wurde in der letzten Saison von eher vorsichtig agierenden Freiburgern als Schwachpunkt erkannt und nun befindet man sich auf Kurs die 35 Tore aus der letzten Saison auf 50 Tore in dieser Saison zu verbessern.
Es wurde viel neues Personal für die Offensive geholt: Putsilo (Putsila), Nicu, Rosenthal, aber der Sturm bleibt eine One-Man-Show von Papiss Cissé. Eine gefährliche Abhängigkeit. Dessen scheint man sich auch in Freiburg bewusst zu sein und hat (vergeblich) versucht aus Gelsenkirchen Erik Jendrissek zu holen. Stattdessen setzt man auf Bechmann und Reisinger, die im Laufe der Rückrunde nach Auskurieren ihrer Verletzung wieder in den Kader zurückkehren sollen.
Bei den Freiburgern gefällt die Arbeit von Robin Dutt, der der Mannschaft in der Hinrunde taktisch mehr Tiefe gegeben hat. Sie wirken aktiver als früher. Im Mittelfeld weht mitunter ein Hauch von Dortmund, was die Aggressivität gegen ballführende Spieler angeht. Dutt agiert mit hoher Flexibilität im offensiven Mittelfeld, wo er aus sieben Spieler für drei bis vier Positionen wählen kann.
Weswegen ich ein bedeutungsschweres “Aber…” nachschiebe: die Freiburger hatten auch Dusel. Sie kamen nur mühsam in die Saison rein, spielten Graupenfußball, haben es aber in dieser Phase geschafft vier von acht Spielen zu gewinnen. Zwei Siege weniger und wir würden über tabellarisches Mittelfeld statt Europa League-Anwärter sprechen…
Re-Tipp: nur wenn Freiburg neben Cissé noch einen zweiten Tormacher etablieren kann, sehe ich eine Chance an der Grenze zur Europa League zu bleiben. Tiefer als Platz 10 wird es aber nicht werden.
14. Nürnberg
1. FC Nürnberg
- Ist: Platz 14
- Taktik: 4-2-3-1
- Tor: #1 Schäfer
- RV: #16 Judt
- IV: #3 Nielsson/#6 Maroh/#5 Wolf
- LV: #25 Pinola
- DM: #2 Simons/#13 Hegeler/#18 Cohen
- OM: #37 Ekici/#8 Eigler/#13 Hegeler – #22 Gündogan/#8 Eigler – #17 Frantz
- Angriff: #23 Schieber
Die Nürnberger hatten vor der Saison offen kommuniziert, dass das Budget keine großen Sprünge zulassen würde und man daher weiter auf Leihspieler setzen würde. Das bedeutet in jedem Sommer einen Umbruch mit Abgängen und neuen Ausleihen und birgt ein Stück Risiko.
Die Rechnung von Hecking und Bader ist einigermaßen aufgegangen. Nicht überragend, aber immerhin satte 7 Punkte oberhalb des Striches. Man spielt entsprechend dem Potential der Mannschaft. Mal einen Tick schlechter, mal einen Tick besser. Mal zu passiv und defensiv, mal Abrissbirnenfußball und mal blühen die jungen Spieler auf und spielen guten Konter-Fußball.
Die Viererkette konnte fast unangetastet die Hinrunde durchspielen. Wie erwartet hat der defensiv sicherere Judt den Abgang von Diekmeier zum HSV problemlos kompensieren können. Auch das defensive Mittelfeld rund um den Neueinkauf Simons fand sich so schnell, das Gündogan problemlos eher offensiv eingesetzt werden konnte. Was die Defensivabteilung aber nicht ausgetrieben bekommt: ihre Schwäche gegen Standards.
Die schwache Torausbeute der letzten Saison wurde etwas verbessert (22 Tore), weil das Mittelfeld bereits zur Hinrunde sein Soll aus der Vorsaison erreichte (11 Tore). Stürmer Julian Schieber hat nur vier Tore, aber immerhin sieben Vorlagen gegeben.
Der Sturm ist gleichzeitig die größte Problemzone. Nürnberg ist da mit einem blauen Auge davon gekommen, weil Julian Schieber nie verletzt ausfiel. Denn hinter Schieber wird es beim FCN zappenduster. Bunjaku hat sich verletzt und wird wohl erst im März zurückkehren. Rubin Okotie, ein billiger, aber wegen seiner Krankengeschichte hochriskanter Transfer, hat erst im Dezember Anschluss gefunden. Nun ist eine Ausleihe vom Schweizer Ben Khalifa (Wolfsburg) im Gespräch um im Sturm mehr Alternativen zu bekommen.
Re-Tipp: Die Nürnberger werden ihren Stiefel weiter runterspielen. Da sie aber derzeit vor einigen Teams mit ungleich besseren Kader stehen (Wolfsburg, Werder) sehe ich sie auf Platz 12/13 landen.
13. 1. FC Köln
1. FC Köln
- Ist: Platz 16
- Taktik: 4-2-3-1
- Tor: Rensing (war: Mondragon)/#34 Varvodic
- RV: #16 Schorch/#2 Brecko
- IV: #21 Geromel/#23 McKenna/#3 Mohamad
- LV: (neu: Eichner) /#22 Ehret/#32 Salger
- DM: #8 Petit/#25 Matuschyk/#17 Pezzoni
- OM: #27 Clemens/#7 Freis (neu: Peszko) –#5 Lanig/#19 Jajalo/#10 Podolski/#25 Matuschyk – #10 Podolski/#19 Jajalo/#27 Clemens
- Angriff: #11 Novakovic/#7 Freis/#10 Podolski/
Vor der Saison versuchte sich der FC an ein vorsichtiges “Re-Branding”. Zvonimir Soldo wurde als geläuterter Trainer verkauft, der seine Freunde an offensiven Fußball und offener Kommunikation gefunden habe und nun liebend gerne junge Kölner Talente einsetzt. Zwei! Sturm!Spitzen! Podolski vorne! Es gab sogar Fotos mit einem lächelnden Soldo.
Bereits mit dem ersten Spiel gegen Kaiserslautern wurden der Versuch des Aufbau eines neuen Images mit dem Hintern eingerissen: Mohamad bekam nach nur zwei Minuten Notbremsen-Rot und nach langer Gegenwehr verlor man das erste Heimspiel 1:3. Mit dem Abpfiff konnte man förmlich die Klospülung hören, wie alle guten Vorsätze und das positive Denken runtergespült wurden und Soldo an die Wand genagelt wurde.
Und Soldo ließ sich auf das Spielchen ein, packte sein Lächeln wieder in den Kleiderschrank zu den Socken und mit ihm wurde das ganze Umfeld immer missmutiger. Nach der Niederlage im 2ten Spiel (2:4 in Bremen) gab Soldo sein eigentlich angestrebtes 4-4-2 auf und setzte auf das negative 4-1-4-1. Novakovic musste auf die Bank und Podolski gab wieder die einzige Sturmspitze.
Die Einschläge kamen immer dichter und nach einer Serie von sechs Spielen ohne Sieg, wurde Soldo gefeuert. Einen Monat später musste auch der Schlechte-Laune-Bär Michael Meier gehen.
Jugendtrainer Frank Schaefer debütierte mit einem starken Spiel gegen 1860 und dem HSV, bei der die Mannschaft beherzt wie seit langem nicht mehr auftrat. Dennoch gelang es auch ihm nicht Konstanz in die Mannschaft reinzubringen, teilweise bedingt durch viele kleinere Verletzungen und dadurch notwendigen Umstellungen. Vorerst sieht es so aus, als hätte Schaefer mit dem 4-2-3-1 sein System gefunden, möglicherweise stellt er aber auf zwei Stürmer um, nach dem ihn nun wieder Novakovic und Podolski und Freis zur Verfügung stehen.
Im Winter galt es einige personelle Baustellen zu lösen – auch wenn der neue Sportdirektor Volker Finke erst im Februar anfängt. Mondragon wurde durch den arbeitslosen Michael Rensing ersetzt.
Die größe Baustelle waren die beiden Außenverteidiger wo auf rechts Schorch und auf links Salger Potential zeigten, aber noch nicht so weit sein. Als Linksverteidiger dürfte der aus Hoffenheim transferierte Christian Eichner nun gesetzt sein. Mir ist aber nicht klar, was auf rechts passieren wird. Andrezinho floppte beim Spiel gegen St. Pauli und später Hannover so schwer, dass er keine Zukunft haben dürfte. Wird Schorch bleiben? Aus Japan kommt ein” Defensiv-Allrounder” Tomoaki Makino – derzeit noch leicht verletzt.
Vorne rechts bekommt der junge Clemens überraschend Konkurrenz vom Polen Peszko – da hat sich Köln um eine Nicht-Baustelle gekümmert. Oder Peszko bespielt alternativ andere Positionen im Mittelfeld. Für knapp 2 Mio Ablösesumme ist er aber eigentlich zu teuer um nur Backup für Clemens, Lanig oder Podolski zu geben.
Köln hat die zweitwenigsten Tore geschossen. Es muss am Personal für die Offensive geschraubt werden. Eigentlich wurde mit dem Durchbruch des jungen Taner Yalcin gerechnet, der eine gute Vorbereitung spielte – aber er enttäuschte in der Hinrunde ebenso wie Chichi. Zum kompletten Flop wurde der 2,5 (1,5?) Mio.-Einkauf Ionita, der es nicht ein einziges Mal in die Startelf schaffte.
Köln hat in der Winterpause viele Baustellen angefasst, aber bis auf die Linksverteidiger-Position habe ich nicht das Gefühl, dass etwas getan wurde um eine Position wirklich substantiell zu verbessern. Was bleibt, ist die Hoffnung auf Schaefer und eine verletzungsfreiere Rückrunde.
Re-Tipp: Abstieg, bestensfalls Relegationsplatz
Reaktionen
Zu Köln:
Peszko hat laut Kicker nur 500.000 Euro gekostet, Clemens war vor allem in Auswärtsspielen noch nicht abgeklärt genug. Daher kann ich mir schon vorstellen, dass Peszko da auch eine Verstärkung darstellt.
Ionita hat 1,5 Mio gekostet und liegt aktuell sogar hinter Terodde auf Platz 4 in der Stürmerhierarchie, Freis wird von Schäfer eher als RM gesehen, man könnte fast meinen, er hätte Freis schon abgeschrieben. Aber mal abwarten.
Als Rechtsverteidiger ist Brecko mangels Alternativen gesetzt, Schorch als erster Backup, obwohl er eigentlich als Innenverteidiger eingeplant ist.
Pezzoni hat in der Vorbereitung auf die Rückrunde den verletzten Mohamad ersetzt, ist also wahrscheinlich derzeit Innenverteidiger Nr. 3, fürs Defensive Mittelfeld ist er auch technisch zu schwach. Dafür könnte U17-Europameister Reinhold Yabo in der Rückrunde zu Einsätzen kommen, Schäfer scheint viel von ihm zu halten und in den Vorbereitungsspielen sah das schon sehr ordentlich aus, gutes Passspiel, viel Ruhe am Ball.
Salger ist wohl komplett abgeschrieben, Ehret hat als Linksverteidiger katastrophal gespielt, dennoch war Salger – m.E. zurecht – für Schäfer keine Alternative.
Zu deiner FC-Prognose: Sehe Gladbach und Pauli am Ende hinter uns. :)
St.Pauli bleibt also definitv drin! Zu keinem anderen Schluß kann man kommen wenn man dogfoods Prognosen vor der Saison mit der Wirklichkeit vergleicht und auf die Treffsicherheit der jetzigen Prognosen extrapoliert…
Gewohnt gute Analysen… zu Köln: Stürmer Nummer zwei ist aktuell Terodde, den haste vergessen und Yabo ist, wie Malte schon schreibt auch dicht dran.
Ansonsten sehe ich beim FC (unter Schaefer) einen Aufwärtstrend, denke auch, dass Eichner hinten links zumachen wird und Köln aus dem Mittelfeld mehr Torgefahr (Lanig, Clemens, Peszko, Poldi, Matuschyk) entwickelt und Lautern doch noch stärker abrutscht…
Wenn du immer alles richtig prognostizieren würdest, dann wäre es doch langweilig, dann bräuchten wir nur noch hier lesen und garnichts mehr schauen.
Das Dortmunder Mittelfeld wird hier gerne als Paradebeispiel dargestellt. Liegt das am Trainer? Hat er in Mainz damals auch schon so spielen lassen?
Köln wird ne spannende Kiste. Mal sehen was der neue Capitano nee, also der Poldi, reissen kann. Dazu Rensing mit der wahrscheinlich letzten Bundesligachance. Denke sie kämpfen mit Gladbach und Pauli um Platz 16. Die anderen beiden gehen ab.
Freiburg seh ich eher Platz 9-14. Die Abhängigkeit von Cisse wird wird am Ende Plätze kosten. Sei es wegen einer Verletzung oder weil ihm irgendein Verein mit gut bezahlten Angeboten aus dem Rhythmus bringt.
96…ich wünsche mit Platz 5. Ich glaube an 7-9. Es gab genug Hinrundenspiele der Roten, die mich positiv überrascht haben. Ich bin eigentlich schon glücklich. Aber (wie in der Hinrunde) hat H96 wieder einen harten Start mit Lev, S04, Wob und SVW in den ersten 5 Spielen. Dazu der Start in FFM. Da kann man ganz schnell einen aus 15 holen und schon ist die gute Hinrunde vergessen und die Liebe zwischen Slomka und Schmadtke erkaltet. Ich bin sehr gespannt.
Beim FC fehlte einfach noch Offensivpotential, deswegen wurde Peszko geholt. Sicher nicht der Spielmacher, der den Kölnern seit Jahren (seit Co-Trainer Lottner sein letztes Spiel für den FC absolvierte) fehlt, aber eine Variante für Schäfer. Mit Podolski, Peszko, Jajalo und dem jungen Clemens hat Schäfer vier ordentliche Alternativen für’s OM, Yalcin könnte zurückkommen. Der Schlüssel sind allerdings die Außenverteidiger. Gute Außenverteidiger, die sich auch effektiv ins Offensivspiel einbringen, fehlten dem FC auf beiden Seiten. Eichner kann das, sofern er seine Form findet, Makino wurde m.E. für die rechte, defensive Seite geholt, der ist aber ne Wundertüte…
@ned
Laut einem Artikel im Werder Blog (welches mir erst jetzt durch den Trainer aufgefallen ist) offenbar schon:
http://werder-fussball-blog.net/2010/11/klopps-halskrausen-und-andere-grunde-warum-dortmund-deutscher-meister-wird/
Der Kicker handelt Winfried Sanou als RV in Köln, das fände ich, sagen wir mal: Mutig. Aber zum FC würds passen.
Ich guck zwar nur am Rande auf den FC, aber dieses Geschwätz, von wegen wir holen jetzt mal dt. Spieler weil wir da wieder verstärkt drauf setzen wollen, finde ich schon fast dummdreist. Grund: Aus dem U17-Europameisterkader von 2009 hat man von den 4-5 besten Spielern, (Götze, Zimmermann , Buchtmann, Yabo,(Mustafi)), 2 im Aufgebot. Eben Yabo und Buchtmann. Dazu kommt, dass m.M. nach (ich habe alle Spiele Deutschlands live gesehen, 3 davon im Stadion), diese beiden zum damaligen Zeitpunkt, technisch (Buchtmann neben Götze) und taktisch (Yabo) die besten waren. Beide haben noch keinen BL- Einsatz, bis auf die paar Minuten Nachspielzeit für Yabo. Auf RV haben sie auch noch Basala-Mazana. Der damals auch Stammspieler war. Aber ob er schon BL-Reife hat, kann ich nicht beurteilen. Viel falsch machen kann Köln ja nich mehr- und mit den Jungs schon garnicht.
Nebenbei: Zimmermann ist schon 2 Halbserien Stammkraft beim KSC, unter verschiedenen Trainern. Zu Götze braucht man wohl nicht mehr groß auszuführen.
Zum Thema Bayern und nach WM-Kater: Es ist ja nicht so, daß 14 Punkte fehlen… grundsätzlich hinkt der FCB etwa 6-7 Punkte hinter seinem Anspruch her, daß ein Klub 43 Punkte einsackt, ist nochmal eine andere Nummer.
Und diese 6-7 Zähler lassen sich durchaus primär aus Partien in Dortmund, Gladbach, Leverkusen und Schalke zusammenklauben, wo man nach einer Dominanz im ersten Durchgang in der 2.Hälfte einbrach.
Natürlich sind wir 96er mit dem bisherigen Saisonverlauf glücklich und zufrieden. Kai war ja zu Saisonbeginn wahrlich nicht der Einzige, der H96 als sicheren Absteiger identifiziert hatte. Ein Blick in die inzwischen leicht angestaubten Sonderhefte genügt, nur ist man dort nicht so ehrlich in der nachträglichen Analyse :). Auch unter den Fans ist die Überraschung spürbar, vor allem wie gut der Verlust von Säulen wie Rosenthal, Balitsch, Bruggink oder Stajner verkraftet wurde. Der jetzt gepflegte Stil das offensive Mittelfeld nach Ballgewinn durch die bissige Defensive einfach zu überbrücken und dann den schnellen Ya Konan anzuspielen, wäre mit diesen etwas langsameren Platzhirschen allerdings nicht möglich gewesen. So wurde aus der Not eine Konter-Tugend. Man hat allerdings auch alle engen Spiele knapp gewonnen, verschiedene Mannschaften zum günstigsten Zeitpunkt vorgesetzt bekommen (Frankfurt, Schalke, Köln, Stuttgart) und fasst alle Siege mit nur einem Tor Unterschied eingefahren. Dir Rückrunde wird die Roten auf den Boden zurückbringen, ich hoffe, dass nicht vergessen wird, was für ein gutes Ergebnis auch ein 8ter Platz für 96 wäre.
Also, wegen mir musst Du Teil 2 nicht noch machen.. #gladbach
Kaiserslautern: Ich glaube schon, dass man dort mittlerweile herausgefunden hat, wie man spielen will/muss. War vor der Saison an dieser Stelle auch sehr skeptisch gewesen und fand eigentlich, dass der erste Saisonviertel mit zumeist nur glücklichen Punktgewinnen die Meinung auch bestätigte. Da fand man den richtigen “approach”, wie hier schön beschrieben, nicht wirklich. Aber seither hat man sich deutlich gesteigert und für mich den grössten taktischen sowie spielerischen Sprung gemacht aller Teams. Es begann mit der “Absetzung” von 6er Bilek und später konsequentem Verzicht auf einen 2-Mann-Sturm. Mit zwei Zentrumsspielern ist es eh schon schwierig gegen die vielen variablen Mittelfeld-Formationen, dazu scheint Bilek spielerisch eh komplett überfordert in Liga 1. Mit Petsos, oder mit Abstrichen mit Kirch, sowie Moravek im offensiven Mittelfeld bekam man da viel mehr Qualität rein plus eben eh einen zusätlichen Mann durch Verzicht auf den zweiten Stürmer, der eh kaum produktiv war.
Natürlich fehlt zuweilen trotzdem Qualität und insgesamt muss man erst mal wieder so viele Punkte holen wie zuletzt in der Hinrunde, aber finde die Entwicklung jedenfalls lobenswert, hätte ich dem (Trainer-)Team nicht zugetraut.
Anderseits tönt alles recht simpel, müsste man meinen. Aber gibt genügend Teams, die nicht so konsequent auf neue Lösungen gesetzt haben, obwohl es vielleicht auf Grund der gezeigten Leistungen nötig gewesen wäre. Vor allem auch jetzt im Winter bin ich überrascht, wie viele Teams immer noch sehr ähnlich daherkommen wie Richtung Winterpause. Klar, die Pause war kurz, aber hätte gedacht, dass wenigstens bei zwei, drei Teams von z.b. Wolfsburg, Bremen, HSV, Köln, St. Pauli, Gladbach, Stuttgart bisschen mehr passiert als nur die Verpflichtung eines Linksverteidigers da oder Integration von verletzt gewesenen Spielern dort. Müssen ja nicht immer riesige Transfers sein, aber sonst neue Ideen, taktisch oder personell, oder dann doch die Verpflichtung eines Spielers, der die Identität des Teams etwas verändert, etc.
@Mahqz: Sanou…. Ein Antrittgeschenk für Finke? Der hat den ja höchstselbst damals bei einer seiner Afrikareisen für Freiburg gescoutet und verpflichtet.
Übrigens einer der wenigen Bundesligaspieler (ich erinnere mich auch noch an Lehmann & Simonic mit seinen 3 Gelben), der es bis zu den “Football Gaffes Galore” auf BBC Three schaffte.
Vielen Dank für die Rückrundenvorschau. Freue mich schon auf Teil #2 und #3.
Rückwirkend betrachtet eine goldene Prognose von TommyB. Sauber!
http://www.allesaussersport.de/archiv/2010/08/18/bundesliga-201011-die-allesausersportliche-vorschau-teil-1-%e2%80%93-unten/#comment-482418
Was den Club, als den 1. FC Nürnberg betrifft: wenn sie meinten, es ginge ihnen gut, landeten sie meistens am tiefsten im Dreck. Insofern klingt die Zufriedenheit über Platz 11 (nicht 14) und 22 Punkte nicht gut.
Jajaja… wenn noch einer auf diesen ach so tollen Tip von TommyB weiland hinweist, dann raste ich ganz aus! Blöde sau, TommyB, saublöde.
…ähm, entschuldigens bitte, ich neige derzeit eventuell dazu,in diesem Kontext ein wenig ungehalten wirken zu können.
Also, ähm, ich tät die Gladbach-Zwischenbilanz auch nicht unbedingt lesen wollen müssen zu brauchen …
Ich finde es ulkig, dass selbst 96-Fans dem Braten nicht trauen und Hannover keinen Einzug ins internationale Geschäft zutrauen. Die Prognose vor der Saison hat gezeigt, dass man Team und Trainer nicht unterschätzen sollte.
Das Anfangsprogramm mit Frankfurt, Schalke, Werder, Leverkusen, Wolfsburg sieht natürlich von den Namen her extrem schwer aus – aber vor der Eintracht (mit ihrer Verletztenmisere in der Abwehr), Werder und Wolfsburg braucht 96 keine Angst haben und auch Schalke hat die letzten Spiele gegen Hannover Punkte liegen gelassen. Braucht man also nur eine Überraschung in Leverkusen, um den Start der Hinrunde zu kopieren.
Die Überraschung würde auch die FC-Fans freuen. Mehr Grund zur Freude wird es allerdings nicht geben. Gladbach, Köln, St. Pauli und Kaiserslautern sind die Abstiegskandidaten – auch wenn ich gegen Stuttgart und Wolfsburg nichts einwänden würde und auch Werder vor einer schweren Rückrunde sehe. Da wird Wohl und Wehe an Pizarro hängen.