KICKER meldet: VfB Stuttgart feuert Christian Gross
Blogeinträge zur Entlassung
- angedacht/heinzkamke:
“Love’s Labour’s Lost”
[13h19] Best of Pressekonferenz lt. Live-Ticker vom SWR
[Staudt:] Nur der Klassenerhalt steht im Vordergrund, es sei eine der schwierigsten Situationen der Vereinsgeschichte.
[Staudt:] Der Verein habe in vielen Gesprächen herausgefunden, dass man jetzt die Weichen neu stellen müsse.
[Staudt:] Ein Grund für die Krise beim VfB ist sicher das fehlende Selbstvertrauen bei den einzelnen Spielern.
Keller will mit der Mannschaft jetzt “jeden Zentimeter umgraben”. Spielerisches sei jetzt weniger gefragt, Kampf und Einsatz müssten stimmen.
[Staudt:] Wir wollten noch vor dem Schalke-Spiel klare Verhältnisse schaffen
[Staudt:] Den Spielern wolle man aber dennoch kein Alibi geben.
Klar wird bei allen Aussagen, dass die Verantwortlichen die Spieler jetzt an der Ehre packen wollen.
“Ärmel hoch und durch geht’s” so das Motto von Keller
Der junge Mann hat die volle Rückendeckung
Ich werfe noch ein: “Ein Spiel ist rund” und “Der Ball dauert 90 Minuten” oder so, ein.
[10h50] Hier meine Theorie zur Entlassung von Christian Gross. Es ist nicht zwangsläufig eine Erklärung für das schwache Abschneiden des VfB Stuttgarts (7 Spiele, 1 Sieg, 6 Niederlagen in der Bundesliga), aber eine Ansatz warum die Entlassung für mich so oder so vorgezeichnet zu sein schien.
Christian Gross ist beim FC Basel letztendlich daran gescheitert, dass Gross und der FC Basel in Sachen Ambitionen und Kompetenzen nicht mehr die gleichen Ansichten teilten. Als Christian Gross beim VfB Stuttgart im Laufe des Sommers, vielleicht schon späten Frühjahr merkte, dass er auch beim VfB großen Einschränkungen in der Personalpolitik unterliegen würde, schien ein Distanzierungsprozeß einzusetzen. Über Gross schien schon während der Vorbereitung ein Hauch der Entfremdung zu liegen. Einen Sportdirektor-Quasi-Novizen vor die Nase gesetzt zu bekommen, schien ihm nicht gefallen zu haben.
Insofern war es nur eine Frage der Zeit bis der VfB oder Christian Gross die Reißleine zogen – unabhängig davon dass man Tabellenletzter gewesen ist.
Die Probleme der Mannschaft liegen in Defensive und Offensive. In der Offensive sieht der Stuttgart theoretisch gut aus. Mit 12 geschossenen Treffern liegt man im Bundesliga-Mittelfeld. Die Bilanz wird aber düsterer wenn man das Ausnahmespiel gegen Mönchengladbach (7:0) rausrechnet: fünf Tore in sechs Spielen. Die geschossenen Tore quer durch die Spieltage: 0 – 1 – 1 – 7 – 1 – 1 – 1. Ohne das Gladbach-Spiel kann die Offensive allenfalls dem FC Bayern das Wasser reichen…
Mit fünfzehn kassierten Treffern ist man drittschlechteste Mannschaft. Auch hier die sieben Spieltage in Folge: 2 – 3 – 2 – 0 – 2 – 4 – 2.
Wenn meine Notizen stimmen, spielte der VfB Stuttgart erst seit dem sechsten Spieltag mit seiner etatmäßigen Innenverteidigung Delpierre/Tasci. Aufgrund der Verletzungsprobleme in der Abwehr musste Gross auch das etablierte Sechser-Duo Träsch/Kuzmanovic aufreißen. Träsch musste häufig Rechtsverteidiger spielen. Kuzmanovic bekam bis zum sechsten Spieltag Gentner als Partner und danach Mamadou Bah. In vielen Spielen gelang es dem defensiven Mittelfeld nicht, den zentralen Raum vor dem Strafraum zu kontrollieren. prototypisch war das Spiel in Mainz, als die Mainzer dort ungestört ihr Spiel aufziehen konnten und die uneingespielte Innenverteidigung sich förmlich zurechtlegen konnten.
Nicht eingespielte Außenverteidiger, nicht eingespielte Sechser – so wird auch der Spielaufbau schwer, zumal sich im Mittelfeld auch die Außenpositionen als Problem entpuppten, notdürftig durch die Neueinkäufe neu im Kader hinzugeholte Spieler Camoranesi und Didavi gestopft. Das sah man zum Beispiel im Spiel in Odense, als man trotz Überlegenheit Probleme hatte, diese Überlegenheit in einen Sieg umzumünzen.
[10h35] Die Entlassung ist nun auch von der Website des VfB Stuttgarts anscheinend bestätigt (Danke Flo). Hier der volle Wortlaut:
Nach einer eingehenden Analyse der sportlichen Situation wurde Christian Gross heute mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Cheftrainer des VfB Stuttgart freigestellt. Jens Keller wird ab sofort das Mannschaftstraining leiten und die Mannschaft am Samstag beim Auswärtsspiel beim FC Schalke 04 betreuen.
[10h25] Einige Schlagzeilen der letzten Tage. Christian Gross in der Stuttgarter Zeitung
Um mit dem Innenverteidiger Marco Torsiglieri von Velez Sarsfield und einem weiteren Kandidaten für das Abwehrzentrum zu verhandeln, ist der VfB-Trainer in der Sommerpause in die argentinische Hauptstadt gereist. […] Am Ende aber hat Christian Gross die Reise nach Südamerika umsonst gemacht. “Keiner der beiden Spieler ließ sich für uns finanzieren”, erklärt der Schweizer […]
Diese kleine Episode verdeutlicht das Dilemma, in dem Christian Gross seiner Ansicht nach steckt. In Stuttgart, so die Meinung des Trainers, habe man traditionell sehr hohe Ansprüche. “Man will das Maximum”, sagt der Trainer. Die Vorgaben in der Praxis zu erfüllen, sei aber schwierig, “wenn einem finanziell die Hände gebunden sind”, so Gross. Warum dies so ist, glaubt der Coach längst erkannt zu haben: “Der Verein hat seine Priorität auf die Fertigstellung des Stadions ausgerichtet.”
aus: “Beim VfB kollidieren die Interessen” – NZZ, 12.10.2010
Aufsichtsratsmitglied Dieter Hundt in den Stuttgarter Nachrichten am letzten Freitag:
Hundt: […] Es macht jetzt aber keinen Sinn, in Verzweiflung oder Aktionismus zu verfallen. Ich plädiere dafür, Ruhe zu bewahren […]
Stuttgarter Zeitung: Hätte der VfB nicht trotzdem auf dem Transfermarkt mehr riskieren sollen?
Hundt: Nein, denn zum einen meinen wir es ernst mit der Philosophie, auf junge Spieler zu setzen. Und andererseits haben wir unverändert einen der höchsten Spieleretats aller Vereine. Wir haben auch vor dieser Saison mehr als 12,5 Millionen Euro für Neuzugänge ausgegeben. Meines Wissens liegen wir damit an der dritten Stelle in der Bundesliga […]
Stuttgarter Zeitung: Ganz außenstehend sind Sie aber nicht. Ist Gross noch der richtige Trainer?
Hundt: Wir haben keine Trainerdiskussion. Im Übrigen wäre dies ein Thema der operativen Vereinsführung mit dem Präsidenten Erwin Staudt und dem Finanzvorstand Ulrich Ruf. Das ist keine Angelegenheit des Aufsichtsrats.
aus: “Wir haben keine Trainerdiskussion” – Stuttgarter Nachrichten, 8.10.2010
[10h23] BILD ist nun auch auf die Entlassung eingestiegen.
[10h20] Der KICKER meldet gerade das der Tabellenletzte VfB Stuttgart Christian Gross gefeuert hat. Soweit ich es sehe, gibt es zur Minute keine weiteren Bestätigungen anderer Medien.
Der Zeitpunkt, knapp zehn Tage nach dem letzten Spiel, aber nur drei Tage vor dem “Kellerduell” gegen den Vorletzten Schalke, ist kurios. Interimstrainer soll vorerst Cotrainer Jens Keller werden.
More to follow.
Reaktionen
Hoffe das kommt nicht zu spät.
VFB bestätigt es per Website:
http://vfbstuttgart.de/de/aktuell/news/2010/39093.php
Ein goldenes Herbstwochenende mit Keller-Duell-Wortspielen steht uns bevor. Juchu!
haha, die schwaben. jedes jahr das gleiche theater (siehe auch: hsv).
“einer der höchsten spieleretats aller vereine.”
interessant. ich hätte eigentlich mindestens fünf vereine (bayern, schalke, bremen, leverkusen, wolfsburg) vor dem vfb gesehen, was die spielerkosten angeht. möglicherweise auch noch den hsv. hat da jemand halbwegs plausible zahlen zu?
“Nach einer eingehenden Analyse der sportlichen Situation ” – die also zehn tage gedauert hat. respekt.
Großartige Entscheidung. Nicht.
Gross ist doch gar nicht das Problem. Beim VfB hat man das Geld, das man durch die Transfers von Gomez & Khedira eingenommen hat für überteuerte Durchschnittsspieler ausgegeben und so die Substanz im Kader nach und nach abgebaut. Desweiteren hat man Toptalente wie Beck, Rudy und co. an die Konkurrenz abgegeben, anstatt sie langfristig an den Verein zu binden und ihnen Einsatzzeit zu geben.
Dazu war man geblendet von einer unfassbar starken Rückrunde, in der die Schwaben desöfteren über ihre Verhältnisse gespielt haben und in Spielen gepunktet haben, in denen sie eigentlich verlieren hätten müssen. Meiner Meinung nach hat Stuttgart nicht viel mehr Potenzial als Teams wie z.B. Frankfurt und spielt irgendwo im Niemandsland um einen einstelligen Tabellenrang. Für den Europacup reicht es beileibe nicht.
Gross ist da nur die arme Sau, die nun die Fehler der Vergangenheit ausbaden muss (I look at you Mr. Heldt). Der Zeitpunkt kurz am Ende einer zweiwöchigen Spielpause ist dann auch als äusserst “brilliant” zu bezeichnen.
Vom 8.10 bis 13.10 wurde aus “keine Trainerdiskussion” also eine Entlassung. Man hat ja auch in der Zeit 4 wichtige Ligaspiele verloren und ist aus DFB Pokal und CL ausgeschieden. Oh wait… hat man vllt. doch nur die Zeit genutzt um mit einem Nachfolger (“Rebus”: der Finger links neben dem rechten Zeigefinger mit Handflächen nach unten minus en) alles in Sack und Tüten zu bringen.
Buli ist ein komisches Geschäft.
Ein interessanter Zeitpunkt. Aber die letzten Tage hatte der VfB ja auch Unmengen an Spielen und da ging das ja nicht…
Irgendwie ist der Verein schon komisch. Jedes Jahr die selbe bescheidene Hinrunde und dann entlassen sie immer den Trainer. Vielleicht liegt es am bescheidenen Kader…
Ich tippe auf Sammer oder Klinsmann.
daum, balakov.
Vielleicht wartet man unter Interimscoach Keller noch bis Soldo frei wird.
den könnt ihr gerne haben….^^
Hab ich nicht irgendwie dieser Tage eine Überschrift gelesen, dass Sammer unzufrieden beim DFB ist?
Na sowas.
http://www.n-tv.de/sport/fussball/Sammer-denkt-an-Ruecktritt-article1682186.html
Interssanter faz-Artikel über die “Suttgarter Schule”, also über Trainer wie Rangnick, Löw, Tuchel und Co:
„In Baden-Württemberg ist eine Keimzelle entstanden, aus der sich vieles entwickelt hat. Das hat mich in meiner Zeit als VfB-Juniorentrainer inspiriert und geprägt“, sagt Tuchel. Für das Establishment war Rangnick nach seinem ersten Erfolg im Profifußball mit Ulm bald der „Fußball-Professor“, also ein weltfremder Spinner, für andere, wie Tuchel, ein Wegweiser.”
Qu: http://www.faz.net/s/RubBC20E7BC6C204B29BADA5A79368B1E93/Doc~ED93B38F481D54BF8B5233BD06D07C337~ATpl~Ecommon~Scontent.html
(falls der Artikel hier ein Re-Post ist: Pardon!)
Ich frage mich ja nur, warum der VfB seine eigene Schule seit Jahren so derart konsequent ignoriert…
Im Stuttgarter Interesse bleibt ihnen zu wünschen, dass sie einen Hochkaräter in der Hinterhand haben. Denn sonst ist die Entlassung zu diesem Zeitpunkt wirklich schwer zu vermitteln. Ein Armutszeugnis wäre es nämlich, wenn Bobic jetzt seinen alten Spezi Balakov nach Stuttgart holt. Das hätte dann ein ganz besonderes Geschmäckle.
Zuletzt wurde auch darüber diskutiert, dass der Mannschaft eine Hierarchie fehle. Lehmann weg, Khedira weg. Letztes Jahr wurde genau das gleiche Thema angeprangert, und Hitzelsperger wie eine Sau durchs Dorf getrieben. Wenn sich Fehler wiederholen – wieso tut man nichts dagegen?
Und dann zu lesen, dass Hundt (ein Populist vorm Herrn) davon faselt, dass es Stuttgart ernst meine, auf die Jugend zu setzen; gleichzeitig aber die größeren Talente (Beck vor einiger Zeit und zuletzt vor allem Sebastian Rudy) nach Hoffenheim abgegeben werden – wo ist da die Kohärenz zwischen Reden und Handeln?
Unzufriedenheit ist bei Sammer ein chronischer Zustand,
Abgesehen davon wurde er doch damals aus Stuttgart vom Hof gejagt gerade aufgrund seiner Charakterzüge, an denen sich nichts wesentlich geändert hat.
@dogfood
Didavi ist kein Neueinkauf gewesen, sondern von den Amateuren zu den Profis aufgerückt.
SchöneTreffende Analyse.Gross musste gehen, weil er die Frechheit hatte, dem Halbgott Dieter Hundt zu widersprechen und die vorsichtige und passive Vereinspolitik in Frage zu stellen. Widerrede wird von den unfehlbaren 3 Führungspersonen dieses Vereins, und insbesondere Hundt, nicht geduldet.
Die Strukturen bei diesem Verein stimmen hinten wie vorne nicht. Ein 2 Mann Wald und Wiesen Vorstand ohne jegliche sportliche Kompetenz, der vom AR nicht kontrolliert, sondern gesteuert wird. Und den einflussreichen Personen im AR geht es um viel, nur nicht um den Verein. Hundt geht es um seine Person und eine gewisse Profilierungssucht und Garcia um sein tolles Gazi. Bobic ist da maximal das verlängerte Sprachrohr des Vorstands/AR, der halt beim Pöbel etwas Kredit hat, und der dann dem Pöbel die Entscheidungen irgendwie verkaufen muss.
@Hirngabel:
Thx, habe es korrigiert.
Da der VfB schon im Oktober seinen Trainer rauswirft: Erwächst Mainz damit ein ernsthafter Konkurrent im Meisterschaftskampf? ;-)
@ Dogfood: “Christian Gross ist beim FC Basel letztendlich daran gescheitert, dass Gross und der FC Basel in Sachen Ambitionen und Kompetenzen nicht mehr die gleichen Ansichten teilten. Als Christian Gross beim VfB Stuttgart im Laufe des Sommers, vielleicht schon späten Frühjahr merkte, dass er auch beim VfB großen Einschränkungen in der Personalpolitik unterliegen würde, schien ein Distanzierungsprozeß einzusetzen. Über Gross schien schon während der Vorbereitung ein Hauch der Entfremdung zu liegen. Einen Sportdirektor-Quasi-Novizen vor die Nase gesetzt zu bekommen, schien ihm nicht gefallen zu haben.”
Gebe dir da grundsätzlich recht, nur warum hast du damals in deiner Saisonvorschau Stuttgart als “Dark Horse” auf Platz 2 gesetzt?
Wird Balakov nicht sowieso noch vom VfB bezahlt? ;)
@Adrian Knup (Ex-Michael): Keller ist prima. Aber absoluter und unerreichter Höhepunkt für die anscheinend unvermeidlichen Namensspielereien ist für mich immer noch Ebbe Sand: Torflut durch Ebbe, Sand im Getriebe, Ebbe im Sturm, Vom Sandsturm hinwegefegt, Ebbe auf der Sandbank, etc. etc. :-D
Moment mal: Alles nicht falsch, aber Balakov ist auch kein ganz seichtes Wortspielgewässer.
Seltsam, dieser VfB Stuttgart. In den letzten fünf Jahren gab es doch stets diese Diskrepanz zwischen Hin- und Rückrunde. Und stets wirkt der Kader zum Beginn der Saison schlecht ausbalanciert und unfertig. Zumindest fällt mir Stuttgart regelmäßig durch stark zunehmende Aktivität zum Ende der Transferperioden auf, obwohl die wichtigen Abgänge meist früh feststehen (Gomez, Khedira, Hildebrand, Lehmann, Hleb, nur bei Meira war es – glaub ich – anders). Insofern wird es wohl wieder eine erfolgreiche Aufholjagd geben um dann im nächsten Herbst wieder vor den Trümmern der kümmerlichen Transferpolitik zu stehen. Dabei war der Verein in der ersten Hälfte der Nuller Jahre so hoffnungsvoll aufgebaut worden …
Achso, und Einwurf in Sachen neuer Trainer: Carlos Dunga.
@Boju:
Weil ich davon ausging, dass die Kluft und die atmosphärischen Probleme durch einen guten Lauf übertüncht werden würden. Der Kader sah für mich gut aufgestellt aus und durch den frühen Beginn in der Saison inkl. Aufwärmrunde in der Europa League-Quali hatte er die Chance früher als andere Mannschaften einen Lauf zu starten. Dann wäre keine Rede von den Problemen gewesen und Gross hätte zu dem gezeigt bekommen, dass die Mannschaft in Europa (Europa League) mithalten kann.
Zwei Dinge mit denen ich nicht gerechnet hatte: wie schnell die negative Stimmung das Umfeld erfassen würde. Das fing ja schon mit der EL-Quali an, als dem VfB massive Abwehrprobleme attestiert wurden, aber dabei unterschlagen wurde, dass der VfB aus unterschiedlichen Gründen nicht mit seiner Stammformation spielen konnte. Dass diese Kritik sogar das Weiterkommen in der EL-Quali übertünchte, hätte ich nicht geglaubt.
Der zweite Punkt den ich bis heute nicht verstehe, ist die Aufstellung von Gross, der für meinen Geschmack sehr viel früher hätte zu Träsch/Kuzmanovic zurückkehren hätte müssen, um einen soliden Nukleus zu schaffen, statt hinter den Stürmern sechs von acht Positionen durchrotieren zu lassen. Nach dem Mainz-Spiel war für meinen Geschmack die Kombi Gentner/Kuzmanovic tot, wurde aber für sechs weitere Spiele danach eingesetzt.
Also: für den VfB Stuttgart sprach sein Lauf in der Rückrunde, die Erfahrung von Gross, der Kader der mit der Post-Khedira-Ära hätte zurechtkommen sollen.
In Abwägung hielt ich die Unzufriedenheit von Gross für eine Laune, die bei früh einsetzenden Erfolgen verfliegen würde.
Die Erfolge kamen nicht und die Stimmung aller Beteiligten stürzten schneller ab, als ich es mir ausmalen konnte.
…und das ist das schöne am fussball. wenn man kein vfb-fan ist.
Ich glaube, Gross hat sich nur schon mal für den HSV frei gemacht.
Wass’n eigentlich mit Falko Götz? Der hat doch auch noch Tagesfreizeit über.
Götz ist doch für immer verbrannt seitdem er – ich formuliere zugespitzt kommentierend – ihm mißliebige Spieler mit seiner Fönfrisur attackiert hat….
Ach, interessante ehemalige Herthatrainer gäbe es doch zur Genüge ;-) Erinnere da auch mal an Röber und den schweizer Systemfuchs Favre. Apropos Schweizer, warum schaffen die es einfach nicht in der BuLi?
Man sollte meinen, aus der Badstuber/Rangnick/Tuchel-Schule müsste doch noch jemand zu finden sein, der auch Schwäbisch versteht.
Beste Option: Robin Dutt aus Freiburg abwerben.
Friedhelm Funkel dürfte doch auch demnächst auf den Markt kommen.
@ dogfood: Ok, das klingt doch einleuchtend. Ich hätte die Stuttgarter persönlich auch weiter oben gesehen, allerdings hielt ich damals schon Platz 2 für utopisch. Dafür war in jedem Fall deine Mainzer Einschätzung ein guter Treffer;-)
Slomka hat doch seit Jahren keinen äh halt… dann finde ich solle man dem Lothar doch endlich mal… verdammt der ist auch beschäftigt. Ähm wer bleibt denn da noch?
ich verweise aus der saisonvorschau auf diesen anscheinend hellseherischen kommentar:
http://www.allesaussersport.de/archiv/2010/08/28/bundesliga-201011-die-allesausersportliche-vorschau-teil-3-oben-und-zuoberst/#comment-483358
Danke. Erwartungsgemäss finde ich die Entscheidung konsequent. Dogfood hat ja nochmals schön aufgezeigt, wo die Probleme liegen. Meines Erachtens dürften sie gar noch tiefer gehen und die Unstimmigkeiten sind jedenfalls nicht mehr zu lösen. Deshalb hilft nur die Entlassung, je früher desto besser – egal, wann das nächste Spiel ansteht. Ob das allerdings reicht, um den VfB langfristig wieder auf Kurs zu bringen, keine Ahnung, kenne den Verein zu wenig, um das beurteilen zu können. Bin aber überzeugt, dass es mit Gross auf kurze Frist definitiv nicht besser gelaufen wäre als es jetzt ohne laufen wird, und auf lange Frist wohl genau so wenig.
Gross fühlt sich ziemlich mies derzeit, da bin ich mir sicher. Genau so etwas hat er immer befürchtet, genau deshalb so lange gezögert mit einem Engagement in der Bundesliga, die aus der beschaulichen Schweiz heraus einem Haifischbecken gleicht, in dem man schnell zum Spielball von Medien, Fans und Umfeld werden kann. Und genau deshalb ist er wohl auch gescheitert. Er hat schon immer durchblicken lassen, nur einen Vertrag in der Bundesliga zu unterschreiben, wenn gewisse Dinge festgeschrieben werden. Keine Ahnung, was er im Detail meinte, ob Vertragsklauseln oder was auch immer, aber es sollte nie zu einer Situation kommen, in der die Kompetenzen nicht mehr klar geregelt sind oder bestimmte Leute/Entwicklungen plötzlich gewisse Dinge beeinflussen. Das wäre die interessante Frage – wieso Gross genau beim VfB die Chance sah, alles so
geregelt zu bekommen wie gewünscht, dann aber trotz anfänglich grossem Erfolg nicht verhindern konnte, dass ihn genau so etwas aus dem Amt jagt.
Ansonsten scheint mir sein Scheitern nachvollziehbar, fast schon vorgezeichnet, wobei ich das anfangs Jahr auch niemals erkannt hätte. Schiebe an dieser Stelle auch gerne ein, dass ich Gross durchaus für fähig halte, noch vor nicht allzu langer Zeit für einen der besten Trainer überhaupt hielt, momentan noch zumindest für einen interessanten Mann. Wenn ein Team seinen intensiven, konsequenten Stil wirklich auf den Platz bringt, was Stuttgart meiner Meinung nach trotz insgesamt sehr starker Rückrunde nur in der Startphase des Hinspiels gegen Barcelona im Champions-League-Achtelfinale wirklich schaffte, ist das faszinierend anzusehen.
Das Problem ist, dass Gross der Zugang zum modernen Fussball fehlt und seine Schwächen in der Bundesliga und speziell bei Stuttgart kaum zu kaschieren sind über längere Zeit. Bei Gross dreht sich immer alles um die Wachsamkeit, den Biss, die Konsequenz, die Intensität, die Konzentration, aber nie um die Technik oder die Taktik. Es muss nicht jeder ein Tuchel sein, um erfolgreich zu arbeiten, aber es wird schwierig, in der modern geprägten Bundesliga mitzuhalten, wenn man hauptsächlich predigt, es müsse mehr getan, mehr gewollt, besser ausgeführt werden, aber sich scheut, variabel zu agieren, flexibel zu sein.
Entscheidend aber ist, dass so etwas nicht zu einem Verein wie Stuttgart passen kann. Da werden gemäss dem deutschen Modell höchst moderne Ansätze vermittelt im Nachwuchsbereich und technisch sowie taktisch hervorragend ausgebildete Spieler hervorgebracht, und dann weiss der Trainer der Bundesliga-Mannschaft nichts damit anzufangen. Gross mag den Typ Rudy nicht – Gross’ typischer Spieler ist international (lateinisch geprägt), erfahren, über 1.80 m gross und seine Spielweise von entweder Physis oder Herz geprägt. Delpierre hat er zum Captain gemacht, Pogrebnyak neuen Schwung verliehen, Marica genauso. Die Transfers, wenn auch wohl nicht Gross’ alleiniges Werk, sind auch typisch – Camoranesi spielt mit viel Leidenschaft, Degen versuchts, Audel und Bah sind Franzosen, etc. In der gleichen Zeit hatte er so seine Mühe mit Hleb, bekam Träsch nicht die Rolle, die er verdient hätte, kriegten Rudy und Schieber keine Chance, etc. Das kann nicht das sein, was den VfB zum Erfolg führt, wobei auch angefügt werden muss, dass es z.b. mit dem Abgang von Beck ja schon früher so einen Fall gab, aber eben, da kenne ich mich zu wenig aus.
Tja, mal schauen, wo Gross’ Weg hinführt – und was der VfB jetzt vor hat. Von Balakov würde ich in höchstem Masse abraten. Mag sein, dass er sich entwickelt hat jetzt in Bulgarien, aber als er vor zwei Jahren die Schweiz verliess, hatte er noch enorme Defizite und war schlicht alles andere als ein guter Trainer.
@benHansa: guter Kommentar!
Kenne Gross ziemlich gut aus Basler Zeiten…dem kann ich nur zustimmen..nichtsdestotrotz gibt der Verein ein absolut kläglichesBild ab..Spieler verkauft oder abgegeben wie Hilbert, Lehmann, Hitzlesperger, Khedira, Lehmann….und charakterlich fragwürdige Spieler ( Dgen,Kuzmanovic) geholt….werde diese Jahreine VfB FanPause einlegen :-))
Spiegel Online hat übrigens gewonnen (ich hatte ja auf kicker.de gesetzt): “Stuttgart ist jetzt Kellerkind”
Ja, Respekt an SpOn. Dafür punktet die RP gewohnt souverän durch weitgehende Sinnfreiheit: “Stuttgart sucht den Supertrainer”. Äh, bitte wen?