Bundesliga 2010/11: die allesaußersportliche Vorschau, Teil 3 oben und zuoberst

Die Verspätung der Vorschau ist auch eine Chance. Eine Chance klammheimlich Opportunismus einfließen zu lassen und an der Reihenfolge zu drehen. Sei es, weil wieder irgendwelche Hünen des D.Hoeneß- oder Magath-Kalibers das Buttosozialprodukt kleinerer Pazifikinseln in neue Spieler anlegen oder sei es, weil einige der ersten Auftritte einfach nicht ignoriert werden können.

Ich hatte eigentlich vor, aus den Stuttgartern mein dark horse zu machen und zum Geheimfavoriten für Platz 2 zu erklären. Nun jaaaaaaaa … – mehr weiter unten. Dortmund wäre mein nächster Kandidat gewesen – aber die Art und Weise wie sie sich von Leverkusen haben zerlegen lassen, plus Umstellungen in Sachen Offensive lassen mich auch hier zweifeln. Leverkusen traue ich trotz ich trotz einer gewitzten Vorstellung Platz 2 nicht wirklich zu.

Diese drei Teams – Stuttgart, Dortmund, Leverkusen – liegen aber für mich so eng beieinander, dass sie hinter den Bayern die restlichen 2-3 Champions League-Plätze unter sich ausmachen werden. Die anderen Teams hingegen…

7. FC Schalke 04

Felix Magath wiederholt sein Wolfsburg-Rezept. Durch eine große Zahl an Transfers den Konkurrenzdruck erhöhen, viele Spieler ausprobieren und nur die “Überlebenden” bleiben. Praktizierter Darwinismus mit überschaubarer Spieler-Halbwertszeit.

Auch das eine Wiederholung des Wolfsburg-Rezeptes: zuerst wird eine defensiv gut stehende, abwartende Mannschaft aufgebaut und dann an den Stellschrauben der Offensive gedreht, um mit Konterfußball die Tore zu machen. Schalke hat aber andere Rahmenbedingungen als Wolfsburg und Felix “Allmighty” scheint in Gelsenkirchen an seine Grenzen zu stoßen. Bei Transfers muss er jetzt finanzielle Rahmenbedingungen berücksichtigen und der zu schnelle Aufstieg letzte Saison hat den Verein schneller in den Mittelpunkt zurückkehren lassen, als es Magath lieb sein kann. Wo in Wolfsburg Aufregung maximal drei Wochen vor Saisonende um einen nicht vorhandenen Rathausbalkon zum Meisterschaftsempfang stattfand, hatte auf Schalke die Saison noch nicht begonnen und Magath musste Rede und Antwort stehen zu Themen wie “Fanbeauftragter”, “Gehaltsbudget”, “Raul” und “Spielmacher”.

Statt wie in Wolfsburg nach dem ersten Jahr auf ein Fundament aufsetzen zu können, muss Magath dank der Schalker finanziellen Verhältnisse Großverdiener abgeben und damit eigentlich solide Stellen im Schalker Spiel neu aufreißen.

Eigentlich hätte er die Abwehr der Vorsaison 1:1 übernehmen können und gezielt nach dem letzten Puzzleteil, einem sehr guten Linksverteidiger suchen können. Stattdessen musste Magath aber zwei Baustellen neu aufreißen, indem er die Großverdiener Rafinha (rechts) und Westermann (innen/links) verkauft. Auf dem Schnäppchenmarkt hat er sich Christoph Metzelder geholt, der bei vielen als shot gilt.

Das was Magath letztes Wochenende in Hamburg gemacht hat, nämlich wegen einer fixen Idee im Kopf bei den beiden Außenverteidigern zu zocken und einen Innenverteidiger auszutesten, das ist typischer Magath-Darwinismus at work – allerdings ein Magath im Jahr 1 seines Masterplanes. Das derartige Durcheinanderwürfeln des Kaders macht deutlich, wie stark Magath die finanzielle Kastration zurückgeworfen hat und er den Ausleseprozeß auf einigen Positionen von vorne anfangen muss.

Baustellen – unfertiger Zustand. Die Problematik ähnelt der des HSVs. Die derzeit vorhandenen Puzzleteile passen nicht. Magath hat sich ein Überangebot an zentralen, überwiegend defensiven Mittelfeldspielern angelacht, das nach “Triple-Sechs” wie einem 4-3-1-2 schreit. Zuletzt hat er aber ein 4-2-2-2 spielen lassen. Zu allem Überfluß deuten Neuverpflichtungen wie Raul oder Deac eher auf ein 4-2-3-1 hin. Trotz Deac wollen die Gerüchte um einen großkalibrigen Spielmacher nicht verstummen. Es ist alles andere als klar, wohin die Reise geht.

Z-u-v-i-e-l-e   B-a-u-s-t-e-l-l-e-n.

Schalke 04: 4-2-2-2

  • Neuer
  • Schober
  • Uchida
  • Hoogland
  • Sarpei
  • Matip
  • Höwedes
  • Metzelder
  • Papadopoulos
  • Matip
  • Sarpei
  • Escudero
  • Hao
  • Schmitz
  • Pander

  • Jones
  • Matip
  • Moritz
  • Rakitic
  • Pliatsikas
  • Kluge
  • Papadopoulos

  • Farfan
  • Rakitic
  • Baumjohann
  • Rakitic
  • Deac
  • Hao
  • Baumjohann

  • Raul
  • Edu
  • Jendrisek
  • Deac

6. VfL Wolfsburg

Steve McClarens Job in Wolfsburg ist nicht nur der eines Trainers, sondern auch der eines Identitätsstifters. Armin Veh hatte nach dem Weggang von Felix Magath die richtige Idee, als er versuchte aus dem passiven, abwartenden Meister eine proaktive Mannschaft zu formen. Veh scheiterte und Lorenz-Günther Köstner bemühte sich in der Rückrunde um Schadensbegrenzung, in dem er die Niedersachsen wieder vorsichtig spielen ließ.

Nach dem ersten Spiel ist der Erkenntniswert nur mäßig. Zwei unterschiedliche Halbzeiten und die beste Phase der Wolfsburger war wieder ein Konterspiel gegen immens hoch stehende Bayern – etwas was gegen ca. 15 andere Ligamannschaften nicht vorkommen dürfte.

Die zweite Unbekannte ist der Kader. Mit Diego kommt nun ein klassischer Zehner nach Wolfsburg. Das kann man noch als kompatibel mit dem 4-2-3-1 bezeichnen, aber ist ein Diego kompatibel mit Misimovic oder wird sich da noch etwas tun?

Auch das defensive Mittelfeld sieht überfüllt aus, zumal Leute wie Kahlenberg und Hasebe kaum damit zufrieden geben werden, nur die #3 und #4 zu spielen.

Der Kader ist mir insbesondere ohne Europapokaleinsätze mit zuvielen qualitativ hochwertigen Spielern besetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies die komplette Saison so bleiben wird. Da wird es noch hinreichend Umstellungen und Reibungsverluste geben. Schwer zu sagen, welche Form oder Formation Wolfsburg annehmen wird und wer den Verein noch verlassen wird.

In der Verteidigung, in der Armin Veh in der letzten Hinrunde elendig lange herumbastelte, sah Wolfsburg jetzt im Prinzip gut aufgestellt aus – bis sich Innenverteidiger Arne Friedrich einer OP unterziehen lassen musste und nun länger ausfallen wird. Eine Verteidigung mit Riether – Kjaer – Barzagli – Schäfer hat gutes Bundesliganiveau, aber hier ist es umgekehrt zum offensiven Kader: die Tiefe im Abwehr-Kader macht mir Sorgen.

Wolfsburg und Steve McClaren. Zahlreiche Unbekannten und eine Wundertüte.

VfL Wolfsburg: 4-2-3-1

  • Benaglio
  • Lenz
  • Pekarik
  • Riether
  • Friedrich
  • Kjaer
  • Barzagli
  • Schäfer
  • Johnson

  • Josue
  • Cicero
  • Hasebe
  • Santana
  • Kahlenberg
  • Schindzielorz
  • Cigerci

  • Dejagah
  • Ziani
  • Riether
  • Mandzukic
  • Diego
  • Misimovic
  • Mandzukic
  • Ziani
  • Cicero
  • Grafite
  • Mandzukic

  • Dzeko
  • Grafite

5. Werder Bremen

Özilöziözilözilözilözil. Eine der Perspektiven aus denen man eingangs der Saison Werder Bremen betrachten kann. Die zweite Perspektive wäre die mittelfristige, durch Schaaf und den Kader geprägte Perspektive.

Aber zuerst zu Özil und der Frage “Was kommt danach?” Mit Özil verliert Werder seinen zweitbesten Torschütze (9 Treffer) und fassungslose 17 Torvorlagen. Es wird keinen einzelnen Spieler geben, der Özil wird ersetzen können. Marko Marin (4 Tore, sensationelle 14 Torvorlagen) und Aaron Hunt (9 Tore, 6 Vorlagen) sind nicht nur andere Typen, sie haben bereits letzte Saison so gut gespielt, dass ich nicht glaube, dass da noch so viel Luft nach oben ist, um im Alleingang Özil zu kompensieren.

Für die Frage “was kommt nach Özil?” sind zwei Transfers relevant – beides Spieler die man kaum/nicht selber beobachten konnte.

Wesley ist ein rechtsfüßiger, 23 Jahre alter Brasilianer (1m77) der lt. Klaus Allofs auf allen Mittelfeldpositionen eingesetzt werden kann. Wesley spielte je ein Jahr bei Santos, Paranaense und danach wieder bei Santos. Nichts in seinen Leistungsdaten deutet auf größere Torgefährlichkeit oder Qualitäten als Vorlagengeber hin.

In Ermangelung an harten Daten mal ein Experiment: viele halten große Stücke auf die Spieler-Datenbank des Computerspieles “Football Manager 2010”. Mal gucken was diese über Wesley auswirft: ein sehr schneller, beweglicher Spieler, der nur über eine durchschnittliche Physis verfügt. Technisch stark, guter “First Touch”, nur knapp überdurchschnittlicher Dribbler, durchschnittlicher Flankengeber, nicht stark im Torabschluss, schwach im Tackling und der Defensivarbeit. Er mag es in die Nahtstellen der Abwehr einzudringen. Hmm. Offensivstark, ohne aber wesentlich an Toren mitzuwirken?

Der zweite neue Mann ist Marko Arnautovic, ein beidfüßiger Offensiv-Allrounder, der sich zuletzt bei Inter nicht durchsetzen konnte, aber bei Twente bzgl. Tore und Vorlagen Offensivpotential zeigte (28 Spiele, 12 Tore, 6 Vorlagen). Arnautovic bringt alle Attribute mit, die Werder für sein Offensivspiel braucht. Die Frage ist, wie schnell er sich in die Mannschaft integriert. In vier Spielen wurde er eingewechselt, ohne dass er dem Spiele Impulse geben konnte. Das sah noch recht isoliert aus und lässt befürchten, dass er noch eine Zeit brauchen wird. Je länger er braucht, desto mehr werden Schaaf und Allofs gegen den Ruf von Arnautovic in den Medien ankämpfen müssen, dass er mental nicht das Rüstzeug zum guten Mannschaftsspieler mit sich bringt. Bremen kann das. Aber hat Arnautovic die Nerven?

Die langweilige Erkenntnis aus der Betrachtung des Kaders: es wird nicht den Özil-Ersatz geben. Man wird im Verbund das Thema lösen. Mit Arnautovic und Wesley hat sich aber Werder für das offensive Mittelfeld mehr Tiefe und Flexibilität gegeben. Hunt, Marin, Arnautovic, Wesley sind alles Spieler die an jeder Ecke des Spielfeldes auftauchen können und das CL-Quali-Hinspiel gegen Sampdoria hat gezeigt, wie wunderbar fließend im Idealfall das System funktionieren kann, wenn alle Spieler auf der gleichen Wellenlänge sind.

Die Frage aus der mittelfristigen Perspektive ist “Was ist mit Werder los?” und bezieht sich auf die enormen Leistungsschwankungen denen die Mannschaft unterliegt, die mal gegen Sampdoria einen fantastischen 3:1-Sieg hinlegt, nur um dann mit exakt gleicher Mannschaft 1:4 in Hoffenheim abzuschenken.

Ein Teil des Problems liegt vielleicht in den Köpfen, weil es da vorne keinen Beißer gibt und Hunt, Borowski und Co. schnell die Köpfe hängen lassen. Siehe zweite Halbzeit in Hoffenheim.

Das zweite Problem ist aber die fragile Abwehr mit der Thomas Schaaf seit Jahren unverändert antritt. So vorwärtsorientiert die Verteidigung steht, so anfällig ist sie für schnelle Angriffe. Man ist auf Gedeih und Verderb auf die Defensivarbeit des Mittelfeldes angewiesen und wenn die nicht kommt, steht man hinten schnell blank. Hat der Gegner erst einmal das Schema F gefunden, scheint man sich leicht wieder und wieder ausspielen zu lassen. Das hat sich auch in der letzten Saison nicht verändert, als man verstärkt von der 4-4-2-Raute mit nur einem Sechser auf ein 4-2-3-1 mit Doppel-Sechs wechselte.

Allofs und Schaaf verkaufen dies als Preis für offensivorientierten Werder-Fußball. Das halte ich aber nur für die halbe Wahrheit. Werder hat derzeit eigentlich nur drei ausreichend gute Verteidiger für vier Positionen. Nach Wome, Tosic und Abdennour geht Werder in eine weiteren Saison mit einer maximal lauwarmen Lösung auf der Linksverteidiger-Position: Boenisch oder Pasanen. Von sechs Transfers oder Nachwuchsspielern waren fünf für Offensivpositionen und die Nummer sechs ist ein Ersatztorwart. Hinten links? Nada.

Hinter Clemens Fritz, Per Mertesacker und Naldo wurde es im Kader schnell dünn. Die Hoffnung das Sebastian Prödl aufschließen kann, ist noch nicht aufgegeben. Aber das war meilenweit von der eigentlich in der Bundesliga angestrebten doppelten Besetzung der Posten entfernt. Insbesondere nachdem die Verletzung von Naldo nun länger zu dauern scheint, hat man einen Last-Minute-Transfer gemacht und Mikael Silvestre geholt, der über viel Premier League-Erfahrung verfügt, aber zuletzt ohne Vertrag war, nachdem ihn Arsene Wenger nicht weiter verpflichten wollte. Als Linksfüßer könnte Silvestre eventuell auch eine Option für hinen links werden. (* ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass der Wechsel fix ist, auch wenn er noch nicht offiziell bestätigt zu sein scheint)

Ich glaube das Werder letzte Saison das Maximum aus seinem Kader herausgeholt haben. Eine Abwehrkette die nur wenig unter Verletzungen litt und ein blendend aufgelegter Frings. Vorne schlug Marin überraschend schnell gut ein, Özil hatte seine break out-Saison und Hunt spielte sich wieder in die erste Garnitur. Diese Saison wird man sich 5-10 Tore mehr einfangen und wird zehn Tore weniger schießen. Das reicht in einem engen Verfolgerfeld bereits um zwei Plätze zu verlieren. Ich empfehle aber dringend das Anzünden von Kerzen im Bremer Dom…

Werder Bremen: 4-4-2/Raute, 4-2-3-1, 4-3-3

  • Wiese
  • Vander
  • Mielitz
  • Fritz
  • Prödl
  • Mertesacker
  • Naldo
  • Prödl
  • Silvestre
  • Pasanen
  • Pasanen
  • Boenisch
  • Silvestre

  • Frings
  • Bargfrede
  • Jensen
  • Borowski
  • Wesley

  • Borowski
  • Arnautovic
  • Bargfrede
  • Wesley
  • Marin
  • Arnautovic
  • Hunt
  • Wesley
  • Hunt
  • Pizarro
  • Wesley

  • Pizarro
  • Almeida
  • Wagner
  • Rosenberg
  • Marin

2. Borussia Dortmund

Der Dortmunder Fußball ist mit dem Wort “Vollgasfußball” eigentlich hinreichend beschrieben. Schnelles, aggressives Auftreten gegen ballführende Spieler soll zur Dominanz im Mittelfeld führen, frühe Balleroberungen und schnelles Umschalten.

Nichts deutet darauf hin, das Jürgen Klopp grundsätzlich von diesem Spiel abgehen will. Die Transfers sind eher Upgrades als Systemwechsel. Mit Herthas Lukasz Piszczek wird der rechte Flügel verstärkt: Owomoyela, Kuba und Piszczek sind alle drei in der Lage (mehr oder weniger) gut sowohl in der Abwehr als auch im Mittelfeld zu spielen.

Shinji Kagawa entpuppte sich in den ersten Spielen als immense Verstärkung für das Umschalten nach vorne. Er gibt den Dortmundern neben Großkreutz, zentral oder auf links, eine neue Dimension im Offensivspiel.

Der junge Stürmer Robert Lewandowski (21 Jahre) kann wie Kagawa auch die Position hinter den Spitzen spielen aber der Gedanke dürfte mehr gewesen sein, sich von der immensen Abhängigkeit von Barrios (19 von 54 Toren = 35%) zu lösen. Zehn Tore aus der Tabelle rausgerechnet und der BVB ist unteres Bundesliga-Mittelfeld…

Das Problem ist nicht nur Barrios. Mit Valdez gab man fünf Tore per Transfer ab und Zidan hängt wegen der Frage um seinen Wehrdienst in Ägypten fest – Rückkehr unbekannt. Rechnet man die Produktion aller drei Stürmer zusammen, kommt man schon auf 55% aller Tore.

Die Abwehr ist dank gefährlicher Standards und der Kopfballstärke von Mats Hummels und Neven Subotic schon über Gebühr torgefährlich. Stattdessen muss einfach mehr aus dem Mittelfeld kommen. Die Chancen sind da: Großkreutz, Bender und Sahin sind junge Talente, keiner älter als 21 Jahre. Spielstark, teilweise offensivstark. Kagawa, 21 Jahre, macht richtig Dampf, passt ins Klopp’sche Beuteschema. Dazu ein Lewandowski, 21 Jahre und ein 18-Tore-Stürmer.

Dortmund kann finanziell keine großen Sprünge machen, aber der Kader sieht sehr entwicklungsfähig aus und ist vor den anstehenden internationalen Auftritten und der Mehrbelastung auch clever verstärkt worden. Man wird in der Saison beobachten, ob Klopp wegen der möglichen Vielzahl an Spieleinsätzen auch dosierter mit dem Tempo und der Intensität umgehen wird.

Wenn man Sollbruchstellen sucht, dann fällt die Linksverteidiger-Position mit Schmelzer (und dem alternden Dede) qualitativ ab, könnte man bei den Innenverteidigern noch einen guten Mann im Kader vertragen und bleibt die Frage wie gut man einen Ausfall von Barrios verkraften kann.

Betrachtet man die Entwicklung und das Potential, gefällt mir Borussia Dortmund extrem gut – trotz des Fragezeichens am letzten Sonntag, als sie gegen Leverkusen mit den eigenen Waffen, der Schnelligkeit, geschlagen wurden.

Den Dortmundern gehen vielleicht die Spitzenleute von Werder Bremen ab, aber die Mannschaft wirkt trotz ihrer Jugend in sich geschlossener und fester.

Borussia Dortmund: 4-2-3-1, 4-2-2-2

  • Weidenfeller
  • Owomoyela
  • Piszczek
  • Subotic
  • Hummels
  • Santana
  • Schmelzer
  • Dede

  • Sahin
  • Kehl
  • S. Bender
  • Kringe

  • Kuba
  • Großkreutz
  • Piszczek
  • Kagawa
  • Lewandowski
  • Zidan
  • Großkreutz
  • Kagawa
  • Götze

  • Barrios
  • Lewandowski

2. Bayer Leverkusen

Bayer Leverkusen hat sich letzte Saison ein solides Fundament erspielt, dem aber noch ein paar Spritzer Extraklasse fehlte. Namentlich fehlte es ihnen an Killerinstinkt, einen Gegner den sie am Haken hatten, den letzten Rest zu verpassen. So gingen ihnen gerade in den Spitzenspielen, in denen sie teilweise dominierten, viele Punkte verloren: 0:0 und 2:2 gegen Werder, 0:0 gegen den HSV, 1:1 gegen den BVB, 2:2 gegen Schalke, 1:1 und 1:1 gegen Bayern. Da gaben vorallem die Spielverläufe mehr her. Es ist kein Zufall dass Bayer mit 14 Remis die meisten Unentschieden in der Liga hatte.

Ein Teil des Problems war das Fehlen eines Plan Bs oder einer Veränderung des Tempos. Völler und Heynckes haben an zwei Rädchen gedreht um sich weiter zu entwickeln. Das eine Rädchen nennt sich “Michael Ballack“. Als eine Art “Hyypiä 2.0” soll er im Mittelfeld qua Erfahrung das Spiel steuern.

Mit Sidney Sam, Hanno Balitsch, Damagoj Vida und die Rückkehr der Langzeitverletzten Patrick Helmes und (vielleicht) Simon Rolfes hat man in allen Mannschaftsteilen die Tiefe ausgebaut und Jupp Heynckes ließ in den esten Spielen stärker als letztes Jahr durchrotieren. Drei Änderungen im EL-Quali-Hinspiel, vier Änderungen im ersten Bundesliga-Spiel, sechs Änderungen im EL-Rückspiel.

Diese Zugänge sollten auch den Verlust des Vorlagengebers Toni Kroos (12) kompensieren können. Das Team halte ich für breiter aufgestellt als die Dortmunder. In der Offensive sind sie mit einer starken zentralen Achsen und nicht minder starken Flügeln gut aufgestellt.

Aber mir gefällt die Mentalität des BVBs besser. Ob die Leverkusener auch in diesem Bereich nachziehen können, wird davon abhängen wie Ballack, Helmes und Rolfes integriert werden – für mich die alles überragende Frage für Leverkusen.

Bayer Leverkusen: 4-2-2-2

  • Adler
  • Schwaab
  • Castro
  • Friedrich
  • Hyypiä
  • Reinartz
  • Balitsch
  • Vida
  • Kadlec
  • Vidal
  • Castro

  • Ballack
  • L. Bender
  • Reinartz
  • Balitsch
  • Rolfes
  • Vidal

  • Renato Augusto
  • Castro
  • Barnetta
  • Sam

  • Kießling
  • Helmes
  • Derdiyok
  • Kaplan

2. VfB Stuttgart

Mein Risiko-Tipp und je mehr ich die Stuttgarter spielen sehe, desto mehr schwanke ich und überlege ob ich die Stuttgarter eher auf 6 oder 7 stellen soll…

Der Gedankengang war eigentlich folgender: Trainer Christian Gross ist ein sehr straighter Mann mit sehr festen Vorstellungen. Die letzte Rückrunde zeigt, dass er seine Vorstellungen der Mannschaft vermitteln kann. Der Kader ist gut aufgestellt gewesen. Der Weggang des “Sechsers” Khedira ist absehbar gewesen und mit Kuzmanovic wurde längst Vorsorge betrieben. Der VfB würden nahtlos an die Rückrunde anknüpfen können und von Gross angetrieben, zur Überraschungsmannschaft werden und sich bis an Platz zwei heranfighten.

Tja. Und dann beginnt die Saison. Vier Spiele. Viermal entäuschend gespielt. Viermal die gleichen Probleme gezeigt. Und viermal nicht, weil der Trainer mal was ausprobiert hat. Viermal stand die gleiche “Idee” von Mannschaft auf dem Feld. Und diese Idee ist nicht komplett nachzuvollziehen.

Die Innenverteidigung darf als teilweise entschuldigt gelten: Matthieu Delpierre fehlt wegen der Patellasehne und wird wohl erst im Laufe des Septembers in die Startelf zurückkehren. Serdar Tasci wurde nach seiner WM-Teilnahme von Gross bislang geschont. Es war aleo eine Ersatz-Innenverteidigung auf dem Feld (Niedermaier und vorallem ein schockierend schlechter Boulahrouz). Diese spielten derart von Partie zu Partie immer schlechter, dass es nicht verständlich war, dass Christian Gross nicht schon während des Mainz-Spiels Tasci brachte. Tasci so lange draußen zu lassen, wirkte mehr wie Abstrafung statt Schonung.

Probleme auch auf der Rechtsverteidiger-Position. Stefano Celozzi fehlte wegen muskelärer Probleme. Ersatzmann und Neueinkauf Philipp Degen ist am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt. Noch hofft man, dass er nur 2-3 Wochen ausfällt, aber Degen hat in den ersten Spielen auch nicht wirklich überzeugt. Die Liverpool-Ausleihe Degen steht im Ruf die komplette rechte Seite beackern zu können. Tatsächlich empfand ich ihn sowohl in Dortmund als auch bei Liverpool als jemand der weder Fisch noch Fleisch war, weder in Defensive noch in Offensive wirklich seinen Job tat.

Der zweite Haufen Elend zu Saisonbeginn beim VfB Stuttgart, war das defensive Mittelfeld, das ich eigentlich mit Zdravko Kuzmanovic für gut gerüstet hielt. Aber wo jedermann das Duo Träsch/Kuzmanovic erwartete (Träsch war Stammpartner von Khedira), setzt Gross in den letzten vier Spielen auf Gentner/Kuzmanovic. In den vier Spielen konnte der Gegner immer wieder in riesengroße Löcher zwischen zentralen Mittelfeld und Innenverteidigung stoßen. Das Positionsspiel der beiden Sechser war jenseits von Gut und Böse. Umso unverständlicher ist es, warum Gross nicht Träsch auf seiner angestammten Position spielen ließ – nachvollziehbar war das angesichts des Fehlens von Degen und Celozzi allenfalls am letzten Donnerstag, als Träsch den Rechtsverteidiger geben musste.

In der Offensive ist der VfB gut aufgestellt und hat mit seinen Transfers auch auf den Außenbahnen nochmal für Alternativen gesorgt.

Aber die Idee des Stuttgarters Spiel ist es mit Kombinationsspiel und in zusamenarbeit zwischen den Außenspielern und dem Zentrum nach vorne zu gehen. Das erfordert Verschieben, das erfordert gutes Positionsspiels des Mittelfeldes um entsprechende Anspielstationen zu generieren. Mit diesem Komplettkollaps im zentralen Mittelfeld zerbröselt es ihnen das Offensivspiel und laden sie den Gegner zum Stürmen des VfB-Strafraums ein. Das Christian Gross dieses Problem im Zentrum seit vier Spielen nicht anpackt, sorgt bei mir für Mißtrauen. Was ist mit Gross los? Es fühlt sich falsch an, den VfB Stuttgart derzeit auf gleicher Augenhöhe mit Dortmund und Leverkusen zu setzen.

VfB Stuttgart: 4-2-2-2

  • Ulreich
  • Degen
  • Celozzi
  • Träsch
  • Niedermaier
  • Tasci
  • Delpierre
  • Boulahrouz
  • Molinaro
  • Boka

  • Kuzmanovic
  • Träsch
  • Gentner

  • Träsch
  • Gebhart
  • Didavi
  • Celozzo
  • Didavi
  • Audel
  • Gebhart

  • Cacau
  • Marica
  • Pogrebnyak
  • Harnik
  • Audel

1. FC Bayern München

Meine allerallerallererste These zur anstehenden Saison, die bereits fertig in der Pfanne lag, bevor die Zutaten bereit waren, war: den Bayern ist die Saison nicht zu nehmen. Auch wenn keinerlei Transfers getätigt und nur Ausleihen “heimgeholt” wurden: der Kader ist zumindest in den ersten Elf und knapp dahinter zu gut besetzt. Die Probleme der letzten Saison waren Einarbeitungsprobleme bis der FCB und van Gaal zueinander gefunden haben. Jetzt kann man das System van Gaal runterspulen. Wie gut die Ausgangslage ist, kann man an den Bundesliga-Sonderheften ablesen, die gewaltig strampeln mussten, um ein Haar in der Suppe zu finden. KICKER und SportBILD glauben dass es aufgrund der übergroßen Zahl an Offensivspieler nur eine Frage der Zeit ist, bis es im Team krachen wird.

Auffälliger als ein angebliches Überangebot in der Offensive finde ich die Rechtsverteidiger-Position. Hinter Philipp Lahm kommt nur noch Improvisation wie Ottl oder Altintop. Alle anderen Ausfälle kann Bayern durch Verschieben zahlreicher flexibler Spieler gut kompensieren. Zwar ist die zentrale Mittelfeldposition in der Offensive auch “nur” zwei Mann tief (Kroos, Müller), aber hier hat Louis van Gaal die Option auf ein 4-2-2-2 mit zwei Spitzen zu wechseln.

Die Sturmspitzen Klose, Olic und Gomez, denen schwache Spielzeiten nachgesagt werden, sind vielleicht keine 30-Millionen-Euro-Kaliber. Aber Olic und Gomez haben immerhin 10 und mehr Tore geschossen und fünf und mehr Vorlagen gegeben. Nur Klose fiel ab – er verschwindet fast völlig im Bayern-System.

Der eigentliche Clou der Bayern: sie haben sich gegenüber der Vorsaison verstärkt, ohne einen Transfer zu tätigen. Mit Kroos haben sie im offensiven Spiel nochmal an Tiefe gewonnen und mit den Veränderungen in der Abwehr – Badstuber nach innen und mit Diego Contento und David Alaba zwei gute Talente mit viel Potential an Qualität aufgerüstet.

Die erste Halbzeit der Bayern gegen Wolfsburg war spielerisch das Beste was es am ersten Spieltag zu sehen gab. Das Spiel war zugleich auch eine Warnung: Wolfsburg gelang es nach der Halbzeit und mit umgestellter Mannschaft einen Keil zwischen den Mannschaftsteilen zu treiben und die Bayern schwammen. Auch mental: der Wolfsburger Ausgleich per Deckungsfehler war auch eine Konzentrationsschwäche. Das Spiel in Kaiserslautern zeigte wieder die Probleme der Abstände zwischen den Sechsern und der Abwehr – nicht unähnlich den Problemen des VfB Stuttgarts.

Der Erfolg in der Bundesliga sieht trotzdem eingetütet aus – auch weil der Abstand zum Rest der Liga so furchterregend ist. Dazu scheint Spielern wie Schweinsteiger, Kroos oder Müller weiterhin die Spielfreude nur so aus den Poren zu spritzen. Über den Erfolg in der Champions League wird entscheiden inwieweit die Bayern ihre Fehler abstellen können.

Bayern: 4-2-3-1, 4-2-2-2

  • Butt
  • Kraft
  • Lahm
  • Altintop
  • Ottl
  • van Buyten
  • Badstuber
  • Demichelis
  • Breno
  • Contento
  • Braafheid
  • Alaba
  • Badstuber

  • van Bommel
  • Schweinsteiger
  • Ottl
  • Pranjic
  • Tymoschuk

  • Robben
  • Müller
  • Altintop
  • Kroos
  • Müller
  • Ribéry
  • Pranjic
  • Schweinsteiger
  • Altintop
  • Olic
  • Alaba

  • Klose
  • Olic
  • Gomez
  • Müller

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Uff. Geschafft. Feuerwehreinsätze können abgeblasen werden (ich muss nur noch CSS für die Werder-Raute umstellen)

  3. Die leichte Verspätung wird mit wieder mal fantastischer Informationsdichte mehr als aufgewogen. Auch ich möchte mich für dieses grandiose Gesamtangebot bedanken!

  4. Ausdrücklich nochmal “Respekt” für die tolle Vorschau. Ebenso für den Mut, die Einschätzung des VfB nicht an die Beobachtungen aus den letzten Spielen anzupassen (insgesamt klingt das ja so, als wüsste Groß nicht, was er mit dem Kader anfangen sollte – vielleicht noch eine Einschätzung zu Harnik, der mich letzte Saison bei Düsseldorf rückhaltlos begeistert hat?)

    Sollte die Prognose einigermaßen eintreffen, steht uns ja zumindest hinter Platz 1 eine interessante – und offensiv geprägte – Saison ins Haus.

  5. Vielen Dank für die hervorragende und umfangreiche Vorschau. Ich schließe mich den Vorrednern an, die die Vorschau sehr gelobt haben.

    Ich habe allerdings eine andere Meinung: Mich wundert es, dass du fast alle Mannschaften, die dieses Jahr international spielen, auch unter den Top 6 versammelst (Ausnahme Schalke). Für mich ist es eine der wichtigsten Erkenntnisse der letzten Saison, dass Mannschaften, die keine internationale Belastung haben, um die vordersten Plätze mitspielen, während die Mannschaften, die international tätig sind, mit dem Rythmus Donnerstag-Sonntag (EL-Teams) zu kämpfen haben.

    Der Grund für das gute letztjährige Abschneiden von Schalke, Leverkusen, Dortmund liegt für mich genau hier. Werder wurde erst wieder richtig stark in der Liga, als sie aus der EL ausgeschieden waren, genauso Stuttgart (Achtelfinal-Aus gegen Barcelona). Der HSV konnte mit dieser Doppelbelastung nicht umgehen, wie auch schon im Vorjahr.

    Aus diesem Grund erwarte ich ein schweres Jahr für Schalke, Dortmund, Leverkusen und Stuttgart. Die Bayern und Werder sind die Belastung gewöhnt und haben auch die passenden Kader dafür. Viel hängt natürlich von dem Abschneiden in der CL und EL ab. Scheiden z.B. Stuttgart und Dortmund schon inder Gruppenphase aus, dann sehe ich sie auch am Ende in den Top 6.

    Für mich stehen der HSV, Wolfsburg und Hoffenheim in der Pflicht. Ohne internationale Einsätze erwarte ich sie unter den Top 5. Ich denke, dass gerade der HSV eine ähnliche Rolle wie Schalke und Leverkusen im letzten Jahr spielen kann, weil sie wenig Veränderungen im Kader vorgenommen haben. Bei Wolfsburg hängt viel an der Eingewöhnung von Diego. Bei Hoffenheim erwarte ich eine vergleichbare Saison wie 08/09.

  6. Und ich hatte die Finger schon an der Wählscheibe bzw. den Tasten….

    So, jetz erstmal schön lesen das Ganze, während nebenbei
    das Vorprogramm fürs Topspiel heute abend läuft!

  7. @Sejima
    Das Problem in dieser Saison sind aber diese Non-Europapokal-Teilnehmer. Beim HSV habe ich hinreichend erklärt, warum ich trotz individueller Klasse nicht daran glaube.

    Bei Wolfsburg halte ich die Umbrüche u.a. durch die Verpflichtung von Diego “mitten in der Saison” für zu groß. Hoffenheim … hmm. schaun’mer mal.

  8. Schöne Vorschaureihe, allerdings frage ich mich, auf welcher Grundlage du die Formationsgrafik bei Bayer 04 erstellt hast?

    Barnetta hat letzte Saison meistens auf rechts gespielt, kann dort also auch problemlos eingesetzt werden. Kaplan ist auch eher auf den Außen zu finden anstatt im Sturm, dafür fehlt dort Jörgensen. Vidal, wenn er auf die Außenverteidigerposition ausweicht, wird eher auf rechts zu finden sein, da Heynckes Castro auf links stärker sieht (Kadlec natürlich sowieso).

  9. War ja auch keine Kritik an deiner Vorschau. Für mich ist die internationale Belastung einfach ein sehr wichtiger Faktor geworden, seitdem sich 8-10 Mannschaften um die Europacup-Plätze kämpfen.

    Zum HSV: Für mich sind sie ein klarer CL-Kandidat. Die Qualität ist eindeutig vorhanden und der letztjährige Absturz hatte für mich eindeutig mit dem Trainer zu tun. Ich bin mir sicher, dass die volle Konzentration auf die Liga zu einem Lauf führen wird. Das Entscheidende wird sein, dass man gegen die Kleinen punktet (speziell auswärts), denn gegen die Großen hat man zuletzt immer gut ausgesehen.

  10. Ich möchte nicht unerinnert lassen, dass ich die Hintergrundgrafik der Manschaftsaufstellungen für eine eher unglückliche Wahl halte.

    Ansonsten gilt das gleiche, wie immer: Wenn Du nichts negatives sagen kannst, dann sage am besten gar nichts.

  11. @Stefan:
    Barnetta hat lt. KICKER in Simferopol und lt. meinen eigenen Augen in Dortmund auf links gespielt. Ja, letzte Saison hat er mit Kroos zusammen dann immer eher rechts gespielt.

    Kaplan war in Simferopol lt KICKER Sturm. Mehr hatte ich von ihm diese Saison nicht.

    Vidal war gegen Simferopol in der Viererkette auf links – kommt insofern hin, weil Schwaab auf rechts war.

  12. Eine großartige Analyse mit Tiefgang. Das hat echt Spaß gemacht, vor allem weil ich in manchen Punkten ganz anderer Meinung bin.

    Leverkusen sehe ich zB als klare Nummer 2 hinter Bayern. Extreme Tiefe im Kader, mit Ballack kam ein wichtiger Faktor dazu. Das kann was werden.
    Die Einschätzung von Stuttgart finde ich angesichts der bisherigen Leistungen schon übermütig. Es ist ja nicht nur Khedira weg, sondern auch Hleb und Lehmann. Aber da lasse ich mich gern überraschen.

    Eines noch zu den Bayern. Klar, sie sind klarer Favorit, aber wenn sie tatsächlich nichts mehr in der Abwehr tun, könnte das sehr spannend werden, weil es eigentlich überhaupt keine Backups gibt auf den vier Positionen.

  13. @ Dogfood: Okay, das erklärt natürlich einiges. Da hat der Kicker wohl die offizielle Startaufstellung der UEFA übernommen. In Wirklichkeit sah es anders aus: Kaplan spielte, wie immer unter Heynckes, auf den offensiven Außenpositionen (diesmal rechts). Vidal war im zentralen Mittelfeld, da Castro den linken Verteidiger gab.

    Barnetta sehe ich diese Saison auch eher auf links, besonders weil Renato die rechte Seite für sich (zu Recht) beansprucht. (In den ersten 45min. in Simferopol spielte er sogar als hängende Spitze hinter Derdiyok).

  14. Endlich der letzte Teil der Vorschau. Fand die Vorschau sehr gelungen. Besonders weil man dank der ersten Spieltage bereits etwas plausibilisieren kann, wohin die Reise geht. Meine Anmerkungen:

    – Sejima hat schon Recht. Für alle Vereine außer Bayern München ist Europa eine Zusatzbelastung, die Punkte kostet. Insbesondere die EL am Donnerstag Abend scheint mir tödlich. Deswegen sehe ich nicht, dass Leverkusen, Dortmund und Stuttgart die Plätze 2-4 unter sich ausmachen.

    – Zu Bayerns Überlegenheit: Sieht nach totaler Überlegenheit aus. Meine Erfahrung ist nur, dass eine Mannschaft, die man nicht ändert nicht besser wird. Die Verteidigung sieht jedenfalls nicht so stark aus.

  15. Ich kann gar nicht sagen, wie tief ich mich verneigen möchte. Vielen Dank.

    Bzgl. des VfB (bei dem Patrick Funk mE im defensiven Mittelfeld und vielleicht als Rechtsverteidiger nicht vergessen werden sollte) geht es mir ganz ähnlich wie Dir. Vor ein paar Wochen war ich guter Dinge, dass man zu einer Überraschung fähig sei, was nicht zuletzt einem großen Vertrauen in Christian Gross’ Fähigkeiten geschuldet war. Nach den ersten Pflichtspielen fällt der Glaube an eine Top-Saison deutlich schwerer. Aber wenn Du es sagst… :-)

  16. Schließe mich in allen Punkten (Funk, Gefühlsumschwung, “Aber wenn Du es sagt…”) meinem Vorredner an.

  17. Wüßte mal gerne wieso du den VfB im Offensivbereich gut aufgestellt siehst. Defensive wird sich finden, da hab ich weniger Sorgen, aber der Offensivbereich? Da habe ich grössere Bauchschmerzen.

    Die Aussenpositionen im Mittelfeld sind IMO unzureichend besetzt. Ein talentierter Gebhart, einen völlig unbekannten Audel und ein Daniel Didavi, der mir zwar unten fast ausnahmslos ausgezeichnet gefallen hat und dessen Beförderung überfällig war, aber dem für die Aussenposition die Schnelligkeit fehlen könnte (siehe Hitzlsperger).

    Und der Sturm? Tja, wieso ein Cacau und ein Marica in der Rückrunde fast nach Belieben getroffen haben ist mir weiterhin ein Rätsel. Cacau in der Form der Rückrunde ist der einzige Offensivspieler, der IMO höheren Maßstäben genügt, nur hat er die letzten Jahre nicht unbedingt durch Konstanz geglänzt und sich übertrieben gesagt desöfteren bis Februar ne Auszeit genommen. Marica dürfte in der Rückrunde über seinem Limit gespielt haben und ob er das nochmal schafft darf man sicherlich bezweifeln, zumal ihm meines Erachtens nach für einen Stürmer der Killerinstinkt und die Torgefahr abgeht. Und dahinter hat es einen in der zweiten Liga überzeugendend Harnik, der jetzt wohl langsam den Sprung schaffen muss, und einen Pogrebnyak, bei dem man sich manchmal fragen darf, wieso er Profi ist.

    Dazu kommt der in meinen Augen sehr kleine Kader (derzeit 20 Feldspieler) und die extra Belastung durch die EL. Und was diese Belastung für die BL-Spiele anrichten kann, konnte man ja die vergangenen Jahre schon desöfteren bewundern.

  18. Ich gehe, auch wegen ersten Eindrücken aus dieser Saison, aber nicht nur, davon aus, dass Stuttgart eher um Rang 10 als um Rang 2 kämpfen wird. Der erfolgreichste Teil der Zusammenarbeit mit Gross dürfte hinter dem VfB liegen. Gross hat zumindest in Schweizer Medien schon im Frühling durchklingen lassen, dass ihm gar nicht passt, wie gewisse Dinge laufen. Er fühlte zu wenig Wertschätzung, bzw. Aufbruchstimmung, glaube ich – nicht im Sinne, dass er zu wenig gelobt worden wäre oder eine Gehaltsaufbesserung gewünscht hätte, sondern dass der Verein nicht bereit war für den nächsten Schritt und ihm nicht mehr Kompetenzen übertragen hat, bzw. nicht mehr auf ihn gehört hat. Gross ist sich aus seinen letzten Stationen gewohnt, dass nach ersten Erfolgen schnell vorwärts gemacht wird, dass sich seine fordernde Art auf das Umfeld überträgt. Das ist offenbart in Stuttgart nicht passiert.
    Im Gegenteil. Horst Heldt ging weg, bzw. seine Zukunft sowie sein Nachfolger waren länger unklar und vielleicht auch deshalb gelang kein (früher) Wunsch-Transfer. Die Torwart-Frage wurde auch nicht zu Gross’ Zufriedenheit gelöst und gewisse Spieler haben sich vielleicht nicht so entwickelt, wie sich Gross das gewünscht hätte.

    Dabei gehts aber nicht darum, Gross von Schuld freizusprechen, bzw. den Verein dafür verantwortlich zu machen. Es lief einfach nicht so, wie es sich Gross vorgestellt hat und diese Situation scheint ihm Mühe zu bereiten. Die Coaching-Fehler häufen sich jedenfalls. Und auf gewisse Weise ist Gross auch ein sturer Mann und, obwohl es eh schon zu lange dauert, könnten noch ein paar Spiele vergehen, bis er mal richtig reagiert und die wirklichen Probleme anpackt (Träsch ins Zentrum, evtl. System umstellen, usw.).

    Gleichzeitig muss auch festgehalten werden, dass Stuttgart in der Rückrunde für meinen Geschmack zu viele Punkte geholt hat. Da waren doch einige durchzogene Leistungen dabei und öfters mal kam ihnen der Spielverlauf total entgegen. Die Siege gegen Leverkusen, gegen Gladbach, bei den Bayern, bei der Hertha, in Nürnberg waren alle einigermassen glücklich und nur möglich dank früher roter Karte gegen den Gegner oder späten eigenen Toren, wobei diese selbst teilweise nicht wirklich erzwungen waren und eher mal abgefälschte Schüsse, Freistösse oder so. Auch in anderen Spielen brauchte es individuelle Efforts, Cacau war zeitweise überragend, davor hatten Marica/Pogrebnyak sehr gut harmoniert.

    Das alles ist schwierig zu wiederholen. Und wie snej sagt, schaut die Basis in Sachen Offensivqualität nicht so toll aus. Dazu passts wie gesagt allgemein nicht richtig, Gross ist nicht “in Form”, seine Art funktioniert nicht recht im momentanen Zustand und so könnte es eine ziemlich mühsame Saison werden.

  19. Kann da bei wenigen bis gar keinen Punkten gross widersprechen.

  20. Ich bedanke mich auch für die dreiteilige Vorschau. War sehr informativ und vorfreudeschürend :-)