WM2010-Heft: Kicker-WM 2010-Sonderheft

KICKER-WM-Sonderheft

4,90 EUR, 224 Seiten DIN A4

Redaktionsschluss: nicht vor 15. Mai

Goodie: Mannschafts-Poster (Größe: DIN A2)

Kaufgrund: detaillierte & gute Beschreibungen der einzelnen Teams bzgl. Taktik, Stärken & Schwächen

Mit minimum acht Tagen späteren Redaktionsschluss als der große Konkurrent aus Hamburg versehen, hat es der KICKER tatsächlich noch geschafft, die Verletzung von Michael Ballack (am 15.5.) ins Heft aufzunehmen und per Artikel “Ohne Ballack – ohne Chance” zu verarbeiten. Auch im Interview mit Joachim Löw wird noch auf das WM-Aus eingegangen. Zumindest inhaltlich hat sich der späte Redaktionsschluss gelohnt.

Das WM-Heft ist wie bekannt strukturiert: die ersten knapp 50 Seiten gehören dem Trainer und dem Kader, inkl. ausführlicher Einschätzungen der Mannschaftsteile. Daran schließen sich zwei bis dreiseitige Portraits der deutschen Gruppengegner und schließlich zweiseitige Portraits der anderen Mannschaften (ja, auch hier prangt auf dem Titel “alle Teams“) an. In der Heftmitte wird diese Abfolge für eine “Fakten-Doppelseite” von jeder Mannschaft mit Mannschaftsfoto, Kader, Qualifikationsspiele, Statistiken und Trainer-Portrait unterbrochen. Am Ende gibt es dann das handelsübliche Zahlenmaterial mit Qualispielen, WM-Statistiken, die “ewige” WM-Tabelle und den WM-Kalender.

Knapp vor Heftmitte gibt es auch kleinere Artikel zu WM-Themen: vom Ronaldo- und Kaka-Interview über den Ball bis hin zu einer Stadionübersicht.

Gerade für so ein umfangreiches Heft hätte ich mir mitunter eine stärkere “Gesamt-WM-Klammer” gewünscht, statt so schnell zu der Kleinteiligkeit der einzelnen Mannschaftspräsentationen zu gehen. Ein Problem das zwar die meisten Hefte haben, aber die meisten Hefte konzentrieren sich auch nur auf Team-Vorstellungen. Das KICKER-Sonderheft hat aber knapp zwanzig Seiten außerhalb der Teamportraits, die sich aber irgendwo mitten im Heft verlieren. Es gibt nur wenig Südafrika-spezifisches – auch ein Manko der meisten Hefte.

“Kampftrainer” Löw und
der Feind “Hautunreinheit”.
It doesn’t get tougher

Das WM-Sonderheft ist das erste Sonderheft der Post-Holzschuh-Ära, mit Klaus Smentek als Chefredakteur – ich glaube aber nicht, dass das der Grund ist, weswegen Klaus Smentek in seinem Editorial glaubt unterstreichen zu müssen, dass man “aussagekräftige” Interviews im Heft drin habe. Das “aussagekräftige” Interview mit Joachim Löw trägt übrigens als Titel das Löw-Zitat “Ich bin ein Kampftrainer”.

Im Vergleich zum WM-Sonderheft 2006 kann man meinen Part bzgl. der Qualität der Mannschaftsvorstellungen übernehmen: man geht angenehm präzise und detailliert auf taktische Grundausrichtung, Stärken und Schwächen der Teams ein. Von den derzeit mir vorliegenden Heften geht nur die Normalausgabe von “World Soccer” ähnlich in die Tiefe und weiß sogar zu den Kleinstteams wie Honduras oder Neuseeland was schlaues (bzw. sich schlau anhörendes) zu sagen.

Optisch hat das Heft eine kleine Blutauffrischung bekommen und wirkt luftiger als frühere Ausgaben, aber es bleibt immer noch recht statisch, wie man auch dem unsagbar drögen Titelblatt entnehmen kann. Die Bildauswahl ist überraschungs- und keimfrei. Bitte einmal bei FourFourTwo anfragen, wie die das machen.

Gesamturteil: bislang bestes deutsches Heft, (Ballesterer kann ich noch nicht beurteilen und zu den “11 Freunden” später). Solide bis zur Langeweile, aber die inhaltliche Qualität stimmt. Die SportBILD kann neben dem Layout auch mit besseren Portraits einzelner deutscher Spieler punkten.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. So, wie ich das hier verfolge, scheint die Betonung ALLE Mannschaften etc. ein recht deutsches Phänomen zu sein.

  3. schön wär doch mal ein sonderheft mit “31 teams” auf dem titel. und im heft dann die seite für nordkorea: we’ve got no fucking idea.

  4. Nordkorea ist eigentlich nicht das Problem, weil z.B. EUROSPORT die Asien-Quali ausgiebig übertragen hat. Eher Neuseeland oder Honduras.

  5. meinetwegen. ich kam nur drauf, weil in der karstadt-werbung (im 11freunde-heft) mit “alle wm-trikots” geworben wurde, für nordkorea allerdings ein schwarzer platzhalter mit fragezeichen abgebildet wurde (mit sternchen: wird nachgetragen, wenn bekannt).

  6. Nordkorea hatte bis vor wenigen Tagen für die WM keinen richtigen Ausrüster. Man hat sie sich jetzt vor kurzem selbstgekauft. Daher gab es auch folglich bei Redaktionsschluß kein WM-Trikot.

    http://www.sueddeutsche.de/i5L384/3378410/Trikots-selbst-gekauft.html

    Zum Thema komplettes Sonderheft: Wozu braucht man denn ein Sonderheft, wenn man nicht alle Teilnehmer darin behandelt? Ich halte es daher nicht für ein deutsches Phänomen. Es ist eher ein deutsches Phänomen schon seit Jahren Sonderhefte rauszugeben. Das traditionelle Sonderheft zur neuen Bundesliga-Saison ist z.B. auch im Ausland für die dortigen Ligen nicht selbstverständlich. Mittlerweile gibt es zwar welche, aber teilweise sind diese auch recht schwer selbst vor Ort zu bekommen.

  7. Das mit den Trikots der Nordkoreaner ist ja wirklich skurril. Da laufen die also tatsächlich in baskischen Hemden für Freizeitsportler auf.

    Dass sie nicht gerade für Nike oder Adidas Reklame laufen wollten, kann ich ja gerade noch nachvollziehen. Aber mittlerweile gibt’s doch auch große chinesische Sportartikelhersteller, die sicherlich einiges für den Werbeeffekt bezahlt hätten.

  8. Mirt ist die Problematik des frühen Readaktionsschlusses sowieso insofern unerklärlich, als das es doch sehr wenig Arbeit bräuchte, um zumindest eine knappe Vorlaufzeit zum Verkaufsstart hinzubekommen – hier und da zwei, drei Änderungen und ein frisch eingehackter Alibiartikel zu den letzten beiden verletzten Stars, den rest kann man geruhsam über den Frühling schreiben. Aber oberflächlich scheint mir auch der Vorlauf allenthalben sehr magazinisch großzügig zu sein.

    @spoonman: Ich habe gerade keinen Link parat. Aber m.W. – und das kommt im oben verlinkten SZ-Text etwas zu kurz – wollte weltweit kein Sportartikelhändler mit der Volksrepublik in Verbindung gebracht werden.