WM2010-Heft: Daily Express World Cup 2010-Sonderheft

Daily Express-World Cup-Sonderheft

10,30 EUR/Deutschland, 3,50 £/UK

100 Seiten DIN A4

Goodie: Spielplan-Poster (Größe: DIN A2)

Der Daily Express ist ein britisches, rechtes Boulevardblatt. Das merkt man dem Sonderheft auf dem ersten Blick nicht an. Hochwertiges Papier, gutes Layout und attraktive Bildsprache und die Texte lesen sich angenehm. Ich halte sie im Aufbau eigentlich für prototypisch für gute WM-Sonderhefte: auf zwei bis vier Seiten positionieren die Texte die Teams für die WM. Wie sind die bisherigen Auftritte bei der WM gewesen, wie lief die Qualifikation ab, wer ist der Trainer, wie ist es um den Kader bestellt, was ist bei der WM von der Mannschaft erwartet?

Obwohl die Ingredienzien nahezu Text für Text identisch sind, hat man nicht das Gefühl 32mal Artikel nach Schema F zu lesen. Das Heft wirkt homogen. Kein Wunder: wenn die Angaben im Impressum stimmen, ist das 100 Seiten starke Heft der Parforceritt eines einzigen Autors: Mike Hammond. Und beim Thema “Nordkorea” ist auch bei ihm Schluss.

Erstaunlicherweise(?) ist es das erste Heft der bisher vorgestellten Heften, dass beim deutschen Teamportrait ausführlicher auf Robert Enke und seinen Tod eingeht (die Sport BILD geht in einem Interview mit Per Mertesacker einmal kurz auf Robert Enke ein).

Doch im Leben eines mysanthropischen WM-Heft-Testers ist nicht alles Sonnenschein und beim näheren Hinschauen sind im Daily Express-Heft einige schräge Sachen drin. Zum Beispiel über die deutsche Nationalmannschaft. Joachim Löw wird als “innovativer Taktiker” gefeiert, der bereits seinen Vertrag bis zur EM 2012 verlängert habe. Schäfer wäre die erste Wahl als Linksverteidiger und angesichts von nur fünf Gegentoren in der Quali spricht das Heft von einer sicheren Abwehr (“looked sound and secure“). Zumindest aus deutscher Binnensicht fühlt sich das aber nicht wie eine stabile Abwehr an.

Die taktische Aufstellung der Neuseeländer ist ebenso seitenverkehrt, wie das französische Mittelfeld mit Henry auf rechts und Ribéry auf links.

So rund die Texte geschrieben sind: es sind solche fehlerhaften Details, die Misstrauen wecken, wie es um die Qualität der im Text aufgeführten Fakten bestellt ist und damit ein sonst interessantes Heft massiv entwerten.

Bis auf ein Vorwort über eine Seite besteht das Heft ausschließlich aus den Teamportraits und einem DIN A2-großen Spielplanposter.

Am Ende überwiegend das Bedauern, dass die Texte so gute Ansätze zeigen und so gut zu lesen waren, aber offensichtlicher Blödsinn eingestreut ist.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp