EL 2009/10, Viertelfinale/Hin: Hamburger SV – Standard Lüttich
[22h57] Endstand HSV – Standard 2:1 Ein interpretationsfähiges Spiel. Das Spiel wird genügend hergeben, um Labbadia und Co. von “wieder auf den richtigen Weg” reden lassen. Der Einsatz dürfte gelobt werden, mannschaft zusammengeschweißt etc… Und mann kann durchaus argumentieren, dass der Sieg in Ordnung geht, nicht zuletzt weil man in der Schlußviertelstunde noch mal viel ins Spiel investierte.
Blendet man aber alles aus, was sich zwischen den beiden Sechszehnern abspielte und betrachtet nur das was sich im Strafraum abspielte und gefährlich aufs Tor kam – dann wäre auch ein Unentschieden nicht unverdient gewesen.
Ähnlich wie in der ersten Halbzeit, hat der HSV letztendlich zuwenig daraus gemacht, das Standard doch recht viel zuließ und die Räume nicht so zustellte. Labbadia werfe ich vor, dass er es versäumte in der Halbzeit auf die Probleme der Lütticher zu reagieren und einige der ineffektiven HSV-Spieler – Petric, Zé Roberto, Torun, frühzeitig auszuwechseln. Gerade für jemanden wie Trochowski wäre das Spiel auf den Leib geschneidert gewesen. Feuchter Boden, viel Raum für Distanzschüße.
Das Spiel zeigt auch, dass sich Labbadia dringend eine Alternative zu Zé Roberto einfallen lassen muss, will er die Position nicht abschenken. Zé Roberto war nach seinen Sprüchen unter der Woche gefordert und brachte einmal mehr nur eine leblose Vorstellung zustande.
Das Spiel mag beim HSV die Stimmung gehoben haben, aber substantielle Verbesserung habe ich nicht gesehen und bereits am Wochenende könnte gegen Hannover die nächste Enttäuschung folgen.
[22h52] Schlußoffensive des HSVs. Man ist bemüht. Und harmlos. Aber bemüht.
[22h46] Nach der heutigen Leistung bin ich überzeugt: Marcus Lindemann will SKYs Béla Réthy werden. Fakten zur Unzeit rausblasen. Acht Minuten vor Spielende eines Europa League-Viertelfinals Referate über die Wallonie abhalten. Mann, Mann, Mann.
[22h33] Labbadia, der Wechsel-Magier, bringt Berg(!!!) und Trochowski für Torun und Petric.
Torun hat mit einer verunglückten Kopfballrückgabe fast einen Elfmeter verursacht, als ein Belgier in diese Rückgabe reinspritzen konnte und Mathijsen jenseits der Legalität den belgischen Stürmer vom Ball trennen konnte.
[22h31] Viel Gedaddel vor den Strafräumen, viel Platz für beide Mannschaften, aber die Torgefährlichkeit einer Flasche Weichspülers ausstrahlend.
[22h27] Zé Roberto lässt sich 30m vor dem eigenen Tor den Ball abnehmen. Standard lupft den Ball in den Strafraum. Mbokani köpft gegen die Latte, der Nachschuß wird aus spitzen Winkel aus 3m neben das Tor gesetzt, während Rost mit der Hüfte beim Abwehrversuch gegen den Pfosten knallt. Beste Torchance der Belgier in der 2ten Halbzeit.
[22h22] Standard greift in der zweiten Halbzeit strukturierter als in der ersten Halbzeit an, versucht mehr und ruhiger in den Spielaufbau zu investieren, aber mehr als der Hauch von Andeutung einer Torgefährlichkeit ist dabei noch nicht herausgesprungen.
[21h52] Halbzeit HSV – Standard 2:1 So richtig kann man sich den Spielstand nicht erklären. Bei diversen statistischen Werten dürfte der HSV zwar vorne liegen, aber so richtig Zwingendes war wenig dabei. Da wirkten die Belgier in ihren zweimal dreiminütigen Angriffswellen gefährlicher.
Für das was Standard an Räumen anbietet muss vom HSV mehr kommen, aber etliche Spieler nutzen den Raum nicht. Der linke Flügel mit Aogo und Pitroipa ist relativ okay. Aogo ist sehr bemüht, geht lange Wege und schaltet sich sehr häufig in den Angriffen ein, auch wenn seine Flanken quantitativ mehr hermachen als qualitativ. An Pitroipa gefällt, dass er sich gut mit Aogo ablöst und ihn ggf. hinten absichert (wobei er bzgl. seiner defensiven Qualitäten noch nicht von Standard ausgetestet wurde). Allerdings gilt auch für Pitroipa: für die Räume die er hat, muss er mehr machen – auch wenn er diesen einen laschen Elfer rausgeholt hat. Ansonsten hat Pitroipa noch nicht einen einzigen gefährlichen Schuß aufs Tor oder eine gefährliche Reingabe in den Strafraum gespielt. Zu wenig, zu ineffektiv.
Aber das ist immer noch mehr als das was von recht kommt, wo ein zu Beginn verunsicherter Torun nur noch auf Sicherheit spielte und erst nach dem 2:1 aufzudrehen schien.
Die zentrale Achse mit Jarolim und Zé Roberto – nun ja. Jarolim ackert. Bleibt zwar harmlos, verdient sich aber ein Fleißkärtchen, während Zé Roberto einen blassen Ballverteiler gibt.
[21h49] HSV – Standard 2:1, 45te Ruud van Heiland Flanke von Aogo, van Nistelrooy hält am Elfmeterpunkt den Fuß hin und der Ball würgt sich ins Tor rein. Aber irgendwie ein Ding den nur ein Killer reinmacht.
[21h47] HSV – Standard 1:1, 41te Petric, 11m Ein Elfmeter, der mich peinlich berührt. Pitroipa geht, schlaksig wie er ist, in den Strafraum rein, sucht sich ein Bein und fällt. Ich habe es weiter unten geschrieben: so wie Atkinson bis dato gepfiffen hat, muss schon Blut spritzen um einen Elfer zu geben, und dann kommt dies lasche Ding. Atikinson besitzt keine Linie bei seinen Pfiffen.
[21h46] Oh mein Gott, was für ein lascher Elfmeter.
[21h41] Van Nistelrooy aus 20m mit Drehschuß an den Pfosten und Zé Roberto verstümpert den Nchschuß vor dem leeren Tor.
Labbadia hat sich verzockt. Es kommen ein Jarolim und Pitroipa permanent zu Fernschußchancen – nur das keiner der beiden eine Klebe hat. Es wirklich frappierend wie frei der HSV 25 Meter vor dem Tor agieren kann. Zé Roberto legt einmal mehr, ein sehr schattiges Spiel auf den Platz hin. Torun spielt nach seinen ersten Fehlpässen nur noch die Sicherheitsbälle. Trochowski draußen zu lassen, ist für mich eine krasse Fehlentscheidung.
[21h34] HSV – Standard 0:1, 30te Mbokani Der HSV über 30 Minuten mit mehr Ballbesitz, aber die Belgier haben eine ungeheure Zeckigkeit vor dem Hamburger Strafraum entwickeln. Nach einer ersten Angriffswelle vor sechs Minuten, starteten sie eine zweite Angriffswelle. Wieder klappt der HSV zusammen, lässt sich reindrücken, wieder bekommen sie die Bälle kaum geklärt, wieder zeigen sich die Belgier am Ball sehr, sehr hartnäckig. Es springt eine Ecke heraus. Eckball, Mbokani kann sich von van Nistelrooy lösen und rennt mit 5 Meter Anlauf ziemlich frei auf die Hereingabe zu und kann ungedeckt einköpfen.
[21h28] Beste Phase der Belgier, die plötzlich den HSV 2-3 Minuten hinten reindrücken, zu zweiten Schüssen kommen. Dem HSV gelingt es nicht sich aus der eigenen Hälfte zu befreien.
[21h26] Soso Bruno, Torun und Pitroipa für das Flügelspiel… Pitroipa zieht 40 Meter vor dem Strafraum nach innen rein und versucht sich auch an Distanzschüsse. Pitroipa und Distanzschüsse! Und Torun fiel durch das Versemmeln von Flanken und Ecken auf.
[21h22] Das soll nicht überheblich klingen, aber Standard gibt einen guten Aufbaugegner für den HSV ab. Sie machen die Räume erst kurz vor dem Strafraum zu, sie stehen häufig weit weg von den Hamburgern. Wenn es mehr Antizipation auf Seiten der Hamburger geben würde, das ein flüssigeres Kombinationspiel in Gang setzen würde, könnte der HSV sich heute in einen Rausch spielen. Stattdessen gibt es viele unpräzise Pässe und Flanken und damit wenig Torgefahr.
Übrigens: so viel Raum die Belgier vor dem Strafraum lassen, würde ich mir einen Trochowski für Distanzschüsse wünschen…
[21h15] Standard lässt viele Räume offen, spielt aber physischer als es der HSV zuletzt gewohnt ist. Das könnte dem HSV entgegen kommen. Auffällig die wenig konsequente Linie von Schiedsrichter Atkinson: je weiter weg von den Toren, desto kleinlicher seine Foul-Auslegung. Eine Elfmeter dürfte es heute nur geben, wenn Körperextremitäten liegen bleiben.
[21h08] Eine halbstündige Vorberichterstattung ist eh nicht nötig, denn Marcus Lindemann ist offensichtlich mit dem festen Vorsatz ins Spiel gegangen, das ganze eh noch mal verbal aufzubereiten, während das Spiel läuft.
[21h01] Die Aufstellung von Bruno Labbadia. Nach eigener Aussage mit dem Schwerpunkt Flügelspiel aufgestellt:
#1 Rost
#20 Demel – #17 Boateng – #5 Mathijsen – #6 Aogo
#14 Jarolim – #8 Zé Roberto
#21 Pitroipa – #35 Torun
#22 van Nistelrooy – #10 Petric
Boateng kehrt in die Innenverteidigung zurück, soll besser mit Mathijsen harmonieren. Zé Roberto war unter der Woche indirekt sehr in der Hamburger Presse präsent, galt als einer der Lautsprecher in der Aussprache zwischen Mannschaft, Labbadia und Vorstand. Nun wird es an der Zeit dass er selber mal wieder für eine gute Performance sorgt. Petric bleibt weiterhin in der Startelf.
[20h59] Moinsen
Reaktionen
Moinsen,
ich hab mich gerade schon über das “Niveau” bei Sat.1 gefreut. Wenn man denkt es kann eigentlich nicht noch weiter sinken, dann kommen die auch noch mit einer Karaoke-Variante von ‘Hamburg meine Perle’ um die Ecke (“Bremer können ja Bier holen gehen”).
Korrigiert mich, aber wurden letzte Saison bei Sky ab dem Viertelfinale nicht noch alle Spiele einzeln angeboten?
Und im Vorfeld habe ich was von deutscher Konferenz vernommen.
Stattdessen Konfi mit allen Spielen und nur die dt. Spiele einzeln.
Naja, was wunder ich mich eigentlich.
Unerträglicher Hansi Küpper. Welches Spiel sieht der? Kann man kein Elfer für Ruud geben? ! ? Muss man nicht, KANN man aber! Foul am Belgier? Der hat ein Ball ins Gesicht bekommen! Ball gespielt von Ruud? Nee, Fuß getroffen.
Mann, oh Mann,
Aber der HSV gefällt mit gut. Macht ordentlich Druck.
Aber man soll den Tag nicht vor dem ………
Wer ist Publikumsliebling? Demel? Ist mir bisher verborgen geblieben.
Aggers Tor war eine Kopie aus dem CL-Halbfinale 2005 gegen Chelsea. Freistoß am linken Flügel, flacher Pass in den Strafraum und dann vollendet der Däne noch gekonnter als damals.
Deutsche Konferenz fehlt natürlich.
Öha, Bruno.
Hilfe, das gestrige Spiel hat meine Geschmacksnerven versaut.
Guter Service find ich, dass bei kabel1 eingeblendet wurde, dass ein Tor in Hamburg gefallen ist.
Heute und gegen Hannover kein Sieg und Bruno muss suchen. Keine Ostereier, sonder sich ein neuen Verein.
Es fehlt ganz klar irgendjemand, der Flanken präzise in den 16er bringen kann. Jansen, Troche, Mehdi……
@Oli – das ist richtig, in der letzten Rechteperiode hat Sky alle Spiel ab Viertelfinale einzeln live gezeigt, damals aber auch nur die Rechte ab VF weil die Runden davor nicht zentral vermarktet wurden.
Ruuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuud !
Fußballgott.
;-)
Manchmal ärgere ich mich über die 50 Eurone die ich Sky in den Rachen werfe……und dann seh ich Oliver Welke und hör ihn auch noch….und weiß dann wieder warum. Sky rules…leider.
Am schlimmsten ist noch, dass die Spaßvögel noch Hansi in dem Sumpf mit reinziehen…das färbt schon ab.
Wofür wurde der Torschiedsrichter eigentlich eingeführt? Darf er etwa den Schiedsrichter nicht informieren, wenn er sieht, dass der Torhüter Ze wegcheckt? Oder hat er Angst vor den Folgen? Indirekter Freistoss oder 11er.
Die Abwehrarbeit unserer Deurschen Clubs, incl. FCB ist doch schon fast peinlich. Jetzt macht Wolfsburg auch ihr Ding…..mann,mann….
Hups, Deutschen Clubs….natürlich.
Was bei Wolfsburg alles an Missverständnissen in den Anspielen passiert, hat schon etwas Tragikomisches. Solche Schludrigkeiten hätte sich unter Magath keiner der Spieler getraut. Daran sieht man mal wieder, dass Angst der beste Motivator ist.
Kann es sein, das Labbadia dir gar nichts recht machen kann, dogfood ? ;-)
Seh ich genauso: Berg für Petric und Trochowski für Torun far genau richtig. Torun war ganz schwach, Petric angeschlagen. Und nochma Ruud raus wagt auch Bruno nicht.
Endlich einmal gefährliche Freistösse.
Wenn ich auch meine Gedanken zu diesem Spiel mitteilen darf: Ich verstehe diesen Kapitalismus einfach nicht.
Da hat er die Chance, neben dem schon sehr großartigen FC Tirolmilch Tirol Innsbruck ein zweites Argument für seine Existenz zu setzen, in dem sich dieses Unternehmen als Namenssponsor bei dem Team aus Lüttich einkauft – und nutzt sie nicht. Doof.
@sternburg: ich mag dich :) Kann man ja auch mal sagen.
Pitroipa fand ich heute überraschend super. Trochowski für Torun hätte früher kommen müssen. Ansonsten bin ich relativ zufrieden. Zwischen 3-0 und 2-3 war irgendwie wieder alles drin.
Vielleicht führt das ja zu mehr Konzentration im Rückspiel und dazu, dass man nicht zur Pause 0-2 hinten liegt.
Pitti für mich man of the match. Auch wenn dogfood es anders sieht der Mann mit der überragenden Schußtechnik trifft z.ZT. keinen Möbelwagen.Selbst die Standards waren grottig.Boateng wie so oft mit dem krassen Fehler. Ja,ja Bruno hat ihm das Selbstvertrauen geraubt. Wenn Felix verantwortlich wäre, hätten wir 5 : 1 gewonnen.Ich hoffe auf einen Sieg am Sonntag, damit diese elende Trainer Diskusson aufhört.
Natürlich war Pit Mann des Tages. Für seine herausragenden Schüße, effektiven Dribblings und zahlreichen, präzisen Zuspiele. Und wenn Zé Roberto das nächste Mal ein rosa Schleifchen trägt, ist er Man of the Match…
“der Mann mit der überragenden Schußtechnik trifft z.ZT. keinen Möbelwagen” – richtig. Nur drei Torvorlagen in den letzten drei Wochen. Pitroipa dagegegen … wow …
Felix wer? Magath? Sorry, bin kein Freund von ihm. Leistet interessante Arbeit, würd ich in Hamburg aber nicht sehen wollen.
Was kommt als nächstes? Ist das jetzt schon der dritte Tag ohne “die Spieler sind alles Diven”-Argument?
Kai, ob Du dich hier in den Kleinkrieg zwischen den sowieso keinem argumentativen Ausstausch zugänglichen Standpunkten “Bruno ist schuld” einerseits und “Bruno ist gar nicht schuld”* andererseits hineinziehe lassen willst, ist ja irgendwie dein Bier.
Wenn ich mir jedoch etwas wünschen dürfte: Was mich persönlich tatsächlich interessiert, das wäre eine Untersuchung der Frage, was und/ oder wer neben dem Verursachungsbeitrag des Herrn Labbadia für die Situation verantwortlich ist. Und was man dagegen tun könnte.
Denn das es die Fehler oder die Art des Trainers jedenfalls nicht ganz alleine sind, darüber dürften wir uns doch so ziemlich alle einig sein, oder? Zumal: wenn die Probleme allein in der Art, dem Charakter, der grundsätzlichen Herangehensweise des Trainers begründet sind, dann könnte man ja auch auf die Idee kommen, den Fehler in der Person, welche diesen Trainer aussuchte, zu suchen.
*Will ich hier gar nicht drüber herziehen. Ich weiss es ja nun als allerletztes.
Dein letzter sternchenloser Absatz liest sich wie der Start eines Argumentstranges ohne das letzte Element des Argumentstranges zu benennen.
Ich knabbere ab zwei Punkten. Den einen habe ich in einigen Tweets im Laufe der letzten Wochen schon angedeutet: Beiersdorfer, Hoffmann, Klopp.
Beiersdorfer wollte Ruetten, Hoffmann wollte Klopp als Stevens-Nachfolger. Beiersdorfer sperrte sich gegen Klopp, u.a. weil seine Evaluierung bestimmte “Unzuverlässigkeiten” bei Klopp aufgezeigt haben sollen – u.a. zu spätes Erscheinen beim Training. Für die Stärke der Beiersdorf’schen Bedenken damals, sollte man berücksichtigen, dass man gerade ein Jahr vorher mit Thomas Doll einen “Players Coach” feuern musste, obwohl man ihm alle denkbare Unterstützung gab.
Der Kompromißkandidat wurde Martin Jol, aber im Laufe dieses sehr langen Evaluierungsprozesses der Headhunting aus der freien Wirtschaft ähnelte, landete Labbadia ziemlich weit oben.
Das Labbadia zum Jol-Nachfolger wurde, dürfte noch eine Nachwirkung dieses Evaluierungsprozesses sein. Interessant wäre zu wissen, wann man sich hinter den Kulissen handelseinig wurde. Der HSV dürfte schon Monate zuvor sich gedanklich von Jol getrennt haben und das legendäre SZ-Interview von Labbadia … es roch danach das Labbadia zu diesem Zeitpunkt schon wusste, dass er ggf. weich fallen würde.
Die Vorlage zur Verpflichtung von Labbadia stammte damit von Beiersdorfer und wurde von Hoffmann für gut gefunden.
Labbadia kommt in der Öffentlichkeit spröde rüber, aber angeblich soll es ein langes Gespräch mit ihm gewesen sein, das van Nistelrooy von einem Wechsel zum HSV überzeugt haben soll (bzw. Bedenken ausgeräumt hat). Und irgendwas muss er ja haben, dass er Beiersdorfer und Hoffmann überzeugte. Labbadia passte zudem ins “Beuteschema” von Beiersdorfer/Hoffmann. Wie bei den Spielertransfer der Beiersdorfer-Ära gehörte er zu den Trainern die etwas angeschlagen waren, aber als jung, talentiert und ausbaufähig galten.
War es diese Kombination die zu einer Verpflichtung geführt haben, obwohl die Leverkusener Saison Labbadia wie Mühlstein um den Hals hing?
Zu Hoffmann noch kurz. Er ist besessen davon, den HSV groß aufzubauen und wirtschaftlich ist der HSV längst in die europäische Top20 vorgestossen. Labbadia sollte der aufzubauende, langfristige Trainer der Zukunft sein – mit dieser Perspektive wurden einige abwanderunsgwillige Spieler wie Boateng gehalten. Es geht dabei nicht nur um den “Spieler” Boateng, sondern Boateng als Symbol für Talente die ein langfristiges Fundament für die HSV-Mannschaft bilden sollten – eine Abkehr vom Modell des HSVs als Durchlauferhitzer für Leute wie van der Vaart, De Jong, Kompany. Boateng, Aogo, Trochowski, Elia, Berg sollten den Nukleus bilden.
Das Argument “Labbadia steht für langfristigen Aufbau” ist nun zu einem verschreckenden Gegenargument geworden, nachdem Teile des obigen Nukleus von Labbadia demontiert oder verschreckt wurden. Boateng, Elia, Berg, Trochwoski. Bleibt Labbadia, wird der Nukleus zerschlagen und der HSV muss sich auf einen einschneidenden Kaderwechsel vorbereiten.
Je nach dem wie tief bereits der Abwanderungsgedanke bei den Spielern sitzt, kann es für Hoffmann opportun sein, bereits weit vor dem Sommer das vorzeitige Ende der Labbadia-Ära zu beschließen, um ggf. Spielerwechsel zu verhindern. Es muss ja nicht zwangsläufig öffentlich sein. Boateng soll letzte Saison auch früh signalisiert bekommen haben, das er wegen Jol nicht die Flucht zu ergreifen braucht.
Langer Rede, kurzer Sinn: die Personalie Labbadia geht zu gleichen Teilen aufs Konto von Hoffmann und Beiersdorfer.
Es gibt aber eine schwerwiegende Personalie die Hoffmann verbockt hat: die Umstrukturierung der Verantwortlichkeiten im sportlichen Bereich nach Beiersdorfer Abgang.
Weil Siegenthalers Kompetenzen im Vergleich zu Beiersdorfer kleiner ausfallen und das tagesaktuelle Geschäft der Profimannschaft nicht umfassen (abseits von Gegnerbeobachtung), gleichzeitig aber mit Katja Kraus nun eine Vorgesetzte mit eher wirtschaftlichen Aufgabengebiet eingesetzt worden, fehlt es an einen “richtigen” Sportdirektor, der als Mittler oder Prellbock zwischen Mannschaft und Trainer dienen kann. Die Entscheidung dass in der sportlichen Führung der Profimannschaft etwas schiefläuft, unterliegt plötzlich Katja Kraus und Bernd Hoffmann und damit zwei Führungspersönlichkeiten aus Marketing und Business.
Das ist ein fast englisches Modell, wonach oberhalb des Trainers nur noch der Vorstand ist. Das mag bei einem Ferguson oder Magath-Allmighty okay sein. Aber bei einem Trainer-Novizen der im Profibereich gerade erst sein drittes Jahr absolviert?
dogfood, du hast Troche gefordert, weil der aus der Distanz mal draufhalten könnte. nur wie willst du vernünfitg aus der Distanz schießen, wenn die Belgier mit 8 Mann im Strafraum stehen? Ich fand die Aufstellung von Torun(war 10 Min. zu lange drin) und Piet folgerichtig, weil die auch mal das 1-1 in Richtung Strafraum suchen, was Troche leider nicht mehr macht, weil er ja so einen tollen Schuss hat.
Doll muß man als Vergleich voll draußen lassen. Doll war kein “Players Coach”, sondern war, ist und bleibt als Trainer ein Komplettversager.
Der HSV ist kein einfacher Verein. Vorstand, Umfeld, Medien und auch frühere verdiente Spieler spielen eine wichtige Rolle, die man neben seiner Trainertätigkeit auch berücksichtigen muß. Sicher nicht so schlimm wie in München, aber gleich danach kommt Hamburg. Womit schon wegen des schwierigen Umfelds in Hamburg ein echter “Diplomat” gefragt ist. Das ist Labbadia nun aber nicht.
Man kann viel über die Berufsauffassung von Profis diskutieren. Da muß man eine Menge verlangen, bei der Kohle, die die einsacken. Ich halte aber die Berufsauffassung der Hamburger Spieler für nicht schlechter als bei anderen Vereinen. Die Spieler einzeln und die Mannschaft müssen trotz dieser zu erwartenden Berufsauffassung motiviert und bei Laune gehalten werden. Dazu benötigt es eine klare Linie jedem Spieler gegenüber, Kommunikation, Zuhören können, Begründen können und vor allem WOLLEN! Genau hier liegen die Defizite von Labbadia. Er hat den einzelnen Spielern gegenüber keine klare Linie. Ich habe das vor Tagen schon mal geschrieben. Die Spieler wissen meist nicht, ob sie von BL nun gelobt worden sind oder kritisiert worden sind. Weil er sich nicht klar ausdrückt. Meist gar nicht ausdrückt. Und die Spieler wissen nicht, wo sie bei diesem Trainer sind. Vertraut er mir, vertraut er mir nicht, baut er auf mich, baut er nicht auf mich. Und so weiter. Das frustet, das verärgert, wenn dann echte Fehler in der Taktik und bei Auswechslungen (bei einem Trainer mit gerade mal 3 Jahren Profierfahrung normal) dazukommen, gibt es eben Zoff. Genau auf diese Weise ist Labbadia in Leverkusen gescheitert.
Zudem hat Hamburg einen vergleichsweise großen Kader und dazu noch sehr viele gleichwertige Spieler. Es ragt kaum jemand gegenüber dem innermannschaftlichen Konkurrenten so deutlich heraus, daß sich eine Aufstellung zwingend aufdrängt. Die Aufstellung bleibt also mehr oder weniger Auffassungssache. Um so wichtiger wäre eine absolut klare Linie.
Labbadia könnte mal ein guter Trainer werden, wenn er lernen würde. Aktuell scheint er dazu nicht in der Lage zu sein (Charakterfrage). Aber manchmal helfen Prügel doch noch. Es müssen nur genug sein.
Jedenfalls ist Labbadia für den HSV für mich keine akzeptable Lösung und gleich gar keine langfristige Lösung. Der Knall kommt.
Torun ist abgesehen von den letzten Minuten der ersten Halbzeit nicht nach innen gezogen, sondern hat den Sicherheitspass “hinten rum” bevorzugt.
Freie Schußbahn für Distanzschüße gab es gestern derart in Massen, dass sogar Pitroipa und Jarolim sich an Distanzschüßen versucht haben. Die Belgier standen eben nicht mit acht Mann vor dem Tor. Verglichen mit dem was der PSV oder die HSV-Gegner aus der Bundesliga in den letzten Wochen gespielt haben (Ausnahme: Leverkusen), war das geradezu eine luftige Angelegenheit.
Was ist denn mit diesem “runden Tisch” gewesen, der laut Live-Kommentar gestern so ergiebig gewesen sein soll?
Ich bin kein HSV-Fan und deswegen nicht so dicht dran, wie es eine fundierte Bewertung der Situation erfordern würde. Allerdings muss ich sagen, dass mir so manches Ergebnis der Arbeit Labbadias sehr gut gefällt. Leverkusen war nie so ballsicher wie unter Labbadia. Das Tempo, was sie vor etwas mehr als einem Jahr gehen konnten, haben sie unter Heynckes nicht wieder erreicht – man erinnere sich an das Hinrundenspiel gegen Hoffenheim vor über einem Jahr.
Desgleichen der HSV: Labbadia hat es geschafft, das Limit der Mannschaft so weit nach oben zu verschieben, wie kein Trainer der letzten Jahren vor ihm. Leider schafft er es offensichtlich nicht, die Untergrenze des Leistungsspektrums mit nach oben zu verschieben. Auch die Parallelität der Ereignisse von Leistungseinbrüchen nach einer längeren Zeit seines Wirkens bringt mich schon zum Nachdenken.
Aber ich tendiere angesichts der Spielanlage, die seine Mannschaften zeigen können, schon dazu, ihn für eines der fähigeren Trainertalente zu halten, die sich im europäischen Fußball aufhalten. Diese Station bei Hamburg ist jetzt eine make-or-break Situation, in der sich zeigen muss, ob die Defizite, die ihm unterstellt werden, von ihm in den Griff zu bekommen sind. Und auch da frage ich mich: Was sagen denn alte Weggefährten, ist er tatsächlich hoffnungslos beratungsresistent und arrogant?
Ein Grundunsympath vor dem Herrn kann er kaum sein, wenn er es in seinen guten Phasen schafft, die Spielfreude seines Teams so zu einer Einheit zu verschweißen wie kein zweiter in der Liga, oder auch einen Superstar wie Ruud von seinem Projekt in Hamburg zu überzeugen. Vergleicht doch die unpopulären Entscheidungen, die er trifft, mit denen von van Gaal. Da tun sich erstaunliche Parallelen auf, was seine Einwechslungen und Nichtberücksichtigungen angeht.
Ich bin jedenfalls eher optimistisch gestimmt, was die Entwicklung Labbadias angeht. Wenn man ihn nicht schon längst als gestandenen Bundesligacoach mit weiterem Potential ansehen sollte. Wie sicher ist denn das Auseinanderbrechen des “Nukleus” – und wie schlimm wären punktuelle Transfers wirklich, die eine neue Hierarchie in das Grundgerüst des Teams brächten? Man bedenke, dass Don Jupp immer noch vom wichtigsten und klügsten Transfer der letzten Jahre profitiert, den dem Vernehmen nach sein Vorgänger eingestielt hat.
@erz
Welche neue Hierachie?
Frank Rost – Auslaufmodell, nur noch ein Jahr beim HSV. Scheint auf Hesl als Nachfolger hinauszulaufen
Demel – Kein Rechtsverteidiger für europäische Ansprüche, aber guter Ergänzungsspieler.
Boateng – gerüchteweise abwanderungswillig
Mathijsen – momentan reißt ihn seine Langsamkeit runter, Stellungsspiel und Tackling können es nicht immer kompensieren, nähert sich seiner Halbwertszeit
Rozenahl – dito, soll auch mental nicht auf einer Wellenlänge mit Mathijsen sein
Aogo – nichts von Abwanderung gehört, hat Potential.
Zé Roberto – soll angeblich gedanklich schon in New York sein
Jarolim – nähert sich rapide seiner Halbwertszeit, es gehen immer weniger spielerische Impulse aus und lebt immer mehr von Laufarbeit und Fleiß. Erinnert mich als Kapitän an Pressesprechers eines dem Untergang geweihten Regimes.
Trochowski – … ist mit Labbadia inkompatibel, wehleidig bzgl. Supports vom Verein und Fans. Entsprechend wackelig ist das Verhältnis zwischen Fans und dem Billstedter.
Elia – angeblich abwanderungswillig
Torun – wieviel Potential ist da?
Jansen – Sehr brav, viel Potential.
Petric – kokettiert regelmäßig mit anderen Angeboten
van Nistelrooy – plant er wirklich längerfristig in Hamburg zu bleiben?
Berg – ein 10 Mio-Mann der sich verspricht der nächste große schwedische Stürmer zu sein, wird sich Bankdrückerei nicht nochmal eine Runde gefallen lassen, angeblich soll schon zur Winterpause über eine Ausleihe nachgedacht worden sein.
Guerrero – hat mit Vertrag gepokert, muss nun zu sehen, dass er wieder zur alten Form zurückkehrt. Kann & will sich der HSV neben(?) van Nistelrooy Berg UND Guerrero UND Petric leisten? Würde mich überraschen.
Pitroipa – soll abwanderungswillig sein. Stagniert seit 2 Jahren.
Der Kader hat selbst ohne einen zerfallenden Nukleus so viele Baustellen, dass es schwer wird, die Qualität zu halten – zumal die sportliche Führung neu aufgestellt wird. Aber *mit* einem zerfallenden Nukleus – und wenn Boateng, Berg, Zé Roberto, Trochowski und Elia abwandern würde ich nicht von “punktuell” sprechen – fängt der HSV im Sommer von vorne an. Dann sehe ich nur Jansen und vielleicht Aogo der noch 3+x Jahre da bleibt und von den Qualitätsansprüchen CL-Potential hat.
@dogfood Das meinte ich mit nicht nah genug dran ;-) Die ganzen Baustellen waren mir nicht so klar.
Aber begreifen wir das mal als Chance:
Keine Ahnung, ob im Tor solide Alternativen verfügbar sind. Falls nein, ist zumindest Rost in meinen Augen immer noch eine Bank. Kann man sich also nächstes Jahr drum kümmern, wenn alle Topclubs ihre Torwartbaustellen geschlossen haben und der Markt weniger überhitzt ist.
Rozehnal – je weg desto fehlerfrei. Matthijsen halte ich für die entscheidende Personalie im Sinne der Hierarchie und für eine stabile zentrale Achse. Backup für die Innenverteidigung muss auch her. Ein Außenverteidiger von Format wäre natürlich eine tolle Sache, aber das wünschen sich ungefähr 17 andere Bundesligaclubs und der Rest Europas. Kann man sich also durchwurschteln. Das Problem an den Gerüchten ist, dass ich überhaupt nicht abschätzen kann, wie viel tatsächlich dran ist. Boateng zu halten wäre natürlich besser, als sich wieder von ManCity subventionieren zu lassen.
Es muss ein Ersatz für Zé her, der wichtigste Mann zentral ist aber in meinen Augen weiterhin Jarolim. Auch wenn da ein Sommer noch keine Schwalbe macht (ha!). Wenn Pitroipa jetzt anfängt, halbwegs solide gegen den Ball zu arbeiten, kann er einer der wichtigsten Spieler für den Labbadia-Fußball werden. Der ist schneller als Robbens Schatten! Abwanderungsgerüchte um Elia – keine Ahnung, seine Spielkultur sollte natürlich auch gehalten werden. Trochowski… (ich denke, du weißt, was ich von ihm halte) Was ist mit Castelen? Wo ich gerade so grüble, fällt mir auf, dass die eine Baustelle, die ich beim HSV sehe, tatsächlich zentral im Mittelfeld liegt. Wenn dafür Geld nötig ist, kann man auch darüber nachdenken, einen Stürmer wie Petric abzugeben. Da fehlt der go-to-guy, an dem sich die Mannschaft aufrichten kann.
Alles in allem sind beim HSV viele der offenen Baustellen in meinen Augen herbeigeredet. Spieler mit langfristigen Verträgen muss man nicht schon in diesem Sommer abgeben, in manchen Fällen würde ich das allerdings für sinnvoll halten. Vor allem aber sind diese Baustellen nicht Labaddia zuzuschreiben – mit Ruud hat er schon einen wichtigen Baustein gefunden, der es ihm erlaubt, unerfahrene Talente in dessen Windschatten zu parken. Einen ähnlichen Typen bräuchte er noch im Mittelfeld, weil Jarolim so einen Part wohl doch nicht erfüllen kann.
Aber ansonsten hat der HSV zumindest noch für ein Jahr einen Kader, der auf den meisten Positionen solide bis hochklassig besetzt ist. Um so wichtiger ist es, dass das kommende Jahr ein Jahr des planvollen Übergangs wird, damit der kommende Kader homogen ist. Und da willst du wirklich lieber den Trainer austauschen, der so etwas wie ein englisches Modell in Hamburg ausfüllt? Dann sollten deine Bedenken gegen Labbadia aber wirklich substanziell sein.
Rost ist auch nächste Saison noch eine sichere Bank, aber die Frage ist wie groß das Potential von Hesl ist, nachdem der HSV vor Rost mit Kirschstein, Wächter, Pieckenhagen und Starke viermal nicht europakompatible Torhüter gezogen hat.
Ich bin mir da nicht sicher. Ich glaube, dass er in der Mannschaftshierachie arg runtergerutscht ist. Bleibt in der Außendarstellung hauteng auf der Linie des Trainers. In anderen Spielerinterviews nimmt nie jemand Bezug auf Jarolim. Sportlich gesehen, fällt sein Abfall nicht so auf, weil neben ihm Zé Roberto nicht in die Gänge kommt. Aber auch ihm ist es zu verdanken, dass die Sechser zu weit aufrücken und in der Rückwärtsbewegung zu langsam sind und ihm gehen immer mehr die spielerischen Impulse ab. Das liegt nicht nur an Zé – denn mit Rincon spielt Jarolim nicht unwesentlich besser. Rincon ist der neue Jarolim (wenn auch defensiver eingestellt).
Das Ballhandling von Pitroipa ist komplett für den Popo, weswegen er häufig in das Dribbling Mann gegen Mann geht, aber selbst wenn er vorbeikommt – kommt kaum was bei raus. Pitroipa hat diese Saison 2 Tore und 4 Vorlagen geben. Trochowski, der nicht ganz doppelt soviele Minuten gespielt hat, 9 Tore und 11 Vorlagen. Vor zwei Jahren hätte/habe ich gesagt: “hui, viel Potential”. Aber nu – wie oben geschrieben: zwei Jahre Stagnation. Das wird in Hamburg nix mehr.
Pessimisten haken ihn als Sportinvaliden ab. Drei Jahre, 15 Bundesligaspiele.
Was verstehst du unter “Ballsicherheit”? Das Hoch- und Weit-Gebolze das in der Rückrunde bis zum Gladbach-Spiel vorherrschte? Das häufige Schwimmen der Mannschaft, weil man sich hinten reindrücken lässt und die Bälle außerhalb des Strafraums nicht gehalten bekommt? (z.B. gg Köln, Gladbach, Anderlecht, Lüttich). Ballsicherheit in der Geschmacksrichtung van Gaal gab es beim HSV nie. In der Hinrunde gab es schnellen, vielleicht überschnellen Fußball mit Kurzpasskombinationen und schönen Verschiebungen innerhalb der Mannschaft – in Sachen Passsicherheit und Laufwege auch eine Form der Ballsicherheit. Seit Spätherbst wie weggeblasen.
Ballsicherheit à la Bayern kann man machen, wenn man Kettensägen wie Robben hat, die sich reinsägen können. Diese gehen dem HSV bis auf Elia komplett ab (für alle Pitroipa-Symthisanten: gestern 1 Torschuß abgegeben)
Wo füllt Labbadia was aus?
Welcher Spielertransfer trägt die Handschrift von Labbadia?
Bis auf Rincon und Jansen, in Abstrichen auch Torun, sehe ich keinen Spieler der sich unter Labbadia vom letzten Sommer bis nun Anfang April verbessert hätte. Deswegen verstehe ich auch den Satz vom “Verschieben” des oberen Leistungslimit nicht. Fakt ist dass der HSV in den letzten zwei Jahren Spielermaterial für brutto 60 Mio EUR dazugekauft hat, während davor die Transfausgaben Jahr für Jahr bei roundabout 10 Mio lagen (Ausnahme: 06/07). Nicht Labbadia hat die Grenzen nach oben verschoben, sondern die Spielereinkäufe.
Vielleicht hat Labbadia Talent und muss dazulernen, wie einst Magath, der ein Jahrzehnt gebraucht hat. Dummerweise ist Labbadia aber nicht Trainer eines Azubivereins, sondern des nach Umsätzen zweitgrößten deutschen Bundesliga-Vereins. Die Schuhe sind ihm deutlich zu groß. Der Schaden den Labbadia anrichten kann, ist nicht nur eine kleine Ergebnisdelle, die mittelfristig kompensiert werden kann, sondern das Hoffmannsche Businessmodell. Der HSV ist anders gepolt als das gemütliche Werder Bremen.
Darüber kann man streiten, inwieweit die Hoffmannsche Philosophie zu aggressiv, zu expansionistisch ist. Aber nach Jahren der Lethargie unter Seeler und Wulff, haben Hoffmann und Beiersdorfer wieder Zug in den Verein gebracht und binnen 5, 6 Jahren in die europäische Top 20 nach diversen Kennzahlen gebracht.
Die Enttäuschungen, die du der Spielanlage der Rückrunde entnimmst, habe ich ja selbst als Fragezeichen zu meiner Bewertung von Labbadias Arbeit. Aber das unglaublich schnelle, passsichere Spiel hat eben auch er möglich gemacht (obwohl ich das Spiel von Leverkusen da noch stärker einschätze – die hatten aber auch das bessere Personal dafür). Präzisere Beobachtungen kann ich dir ohnehin nicht liefern. Ich weiß ja nicht einmal, wer den van Nistelrooy Transfer angeschoben hat.
Wenn vereinsintern nämlich tatsächlich belastbare Ursachen für die schwachen Mannschaftsleistungen der Rückrunde ausgemacht wurden, die Labbadia und sein Stab angehen können, stellt sich die Situation ganz anders als in Leverkusen da, wo es so etwas wie eine Intrige gegen Labbadia von Seiten mannschaftsnaher Berater der Vereinsführung gegeben haben soll. Die Aussage von Petric, dass man doch offensichtlich gesehen habe, wie anders die Mannschaft nach der Aussprache aufgetreten sei, finde ich schon bemerkenswert. Auch “the man” deutete an, dass sich etwas geändert habe und die Mannschaft ihre Stabilität zurückgewonnen habe. Das habe man sehen können, weil sie eben nicht zerbrochen sei am Gegentor von Lüttich. Was immer diese nebulösen Gründe sein mögen, die nicht nach Außen kommuniziert werden.
Bleibt mir abschließend nur die Feststellung, dass es auch eine Frage der Alternativen für Hamburg ist. Und des Timings im Trainerwechsel. Bekommt man realistisch einen besseren, der auch noch jetzt die Zeit hat, sich in die Vereinsstrukturen einzuarbeiten, während Labbadia als lame duck verbrannt wird?
Hast Du richtig erkannt. Ich habe es nicht benannt, weil ich es nicht kenne.
War aber sowieso nur eine Hilfsüberlegeng für den Fall, dass jemand auf die Idee käme, es läge tatsächlich ausschließlich an Labbadia, und an Umständen, die in dessen Person (Charakter, Berufsauffassung, Frisur..) begründet sind (denn bei fachlichen Grundfehlern läge ja wieder eine Teilschuld beim sonstigen Trainerstab und sportlicher Führung). Denn dann darf man auch mal hinterfragen, wer den Mann eigentlich warum eingestellt hat.
Auf diese Frage habe ich jetzt einige interessante Antworten erhalten, danke dafür. Aber meine eigentliche Frage bleibt: wie konnte diese formvollendete Katastrophe geschehen? Denn um nichts handelt es sich beim derzeitigen Aschneiden des HSV definitiv, wenn man die wirtschaftlichen Möglichkeiten betrachtet und diskutabel (jedenfalls meiner Meinung nach), wenn man den Kader ansieht.
Denn ich möchte weiterhin darauf bestehen: Nur und ausschließlich an Labbadia wird das nicht liegen können. Aber woran dann?
Ich denke, ich habe es aufgezeigt. Wobei keine der Ursachen isoliert für sich betrachtet, “die Schuld” trägt, aber erst im Zusammenhang mit den anderen Faktoren zu der Situation führt, die jetzt existiert.
– Labbadia: ich halte ihn als Trainer noch nicht für so weit. Zumindest nicht wenn man alle Aspekte des Trainer-Daseins berücksichtigt, zum Beispiel die Menschenführung
– Sportdirektor: Labbadia ist nicht nur Trainerfrischling im Profibereich, sondern auch nach dem Absprung von Beiersdorfer alleingelassen. Kein Sportdirektor als Korrektiv oder Vermittler. Im Gegenteil: ohne Sportdirektor sogar mehr Arbeit bzgl. der Koordinierung von Transfers, Vertragsverhandlungen und Nachwuchsarbeit.
– Hoffmann/Beiersdorfer: Die Situation wie sie sich im Spätsommer darstellte, nämlich Absprung von Beiersdorfer, war lange absehbar. Im Dezember 2008 soll es zwischen Beiersdorfer und Hoffmann so schwer gekracht haben, das beide wussten, dass der Status Quo nicht bleiben konnte. Sicher in dieser wackeligen Situation trotzdem für einen Trainer-Frischling zu entscheiden war gefährlich
– Hoffmann/Beiersdorfer: Warum hat man nicht die Probleme in Sachen Menschenführung kommen sehen? Weil man sich noch zu sehr auf die Erkenntnisse der Stevens-Nachfolge-Sucher verliess und die interne Liste nicht aktualisierte? Wieviele Erkundigungen konnte man aus dem Leverkusener Umfeld holen? Oder worst case: war das ganze doch ein Schnellschuß, nachdem sich plötzlich die Gelegenheit ergab Labbadia zu holen?
Die Spieler sind da außen vor. Denn dass sie es theoretisch drauf haben, haben sie immer wieder aufblitzen lassen können, besonders zu Saisonbeginn. Wenn es Probleme bei der Verwaltung dieses Niveaus gibt, dann fällt es m.E. eher ins Ressorts des Trainers und Managements.
Ach, den Beiersdorfer- Abgang habe ich immer gar nicht so auf dem Schirm (ich vermische immer Hoffmann und Beiersdorfer, was natürlich völliger Quatsch ist). Korrigiere mich, wenn ich Unsin rede, aber Beiersdorfer war doch auch ein ganz besonders einflussreicher und Einfluss suchender Sportdirektor (wie immer man das nennt). Du dürftest recht haben: Der Übergang in eine Struktur, welche dann als anderes Extrem auf diese Position völlig verzichtet, dürfte selbst dann mit erheblichen Reibungsverlusten verbunden sein, wenn man diese neue Struktur in umfangreicher Absprache mit allen Beteiligten sorgfältigst aufbaut und für jeden Einzelnen zweifelsfrei definiert.
Von weit draußen scheint es mir aber so ein wenig, als sei genau dieses sorgfältige Neudefinieren der Aufgabenbereiche unterblieben. Ich wüsste jedenfalls nicht, wer da jetzt für Beiersdorfers Bereich zuständig ist. Dass Labbadia jetzt den Teammanager mimt, scheint mir aber nicht der Fall zu sein. Aber wer wäre sonst halbwegs qualifiziert? Niemand, oder?
Labbadia als Teammanager zu verpflichten, wäre dann auch in meinen Augen gelinde hirnrissig: Als Arbeitszeugnis ein Jahr mit mittelmäßigem Erfolg und Rausschmiss nach nur einer Saison bei einem Verein mit riesigem bürokratischem Wasserkopf sind jedenfalls keine Empfehlung für so eine Position. Weiterbildungen im Betriebswirtschaft oder Sportmanagement sind mir auch nicht bekannt. Und das für den Team-Manager wohl tatsächlich wichtigste, nämlich die clevere Auswahl der Co-Trainer, hat er auch noch nirgendwo unter Beweis stellen müssen.
Aber bedeutet das im Umkehrschluss, dass nur abgewartet werden muss, bis Urs da ist, und dann wird alles besser?
Übrigens finde ich auf der anderen Seite, dass ein Trainer, der auf seiner vierten Station im professionellen Fussball ist, nicht mehr als Trainer-Novize bezeichnet werden kann. Zwar kein Magath oder Heynckes (und also, wie gesagt, absolut fehlbesetzt als etwas anderes als der typische deutsche Übungsleiter-Trainer), aber sicher auch kein Doll oder Babbel. Zum Vergleich: die vierte Station von Falko Götz wurde gerade beendet. Ich denke, so langsam könnte sich das gesunde Volksempfinden dann auch mal entscheiden, ob das ein Talent oder ein Trottel ist.
Und die Trainer-Evaluierung des HSV nach Stevens wirkte (wenn ich mich richtig erinnere nicht nur) auf mich vom Seriösitätsgrad als irgendwo zwischen “Unser Star in Oslo” und “Germanys next Topmodell” anzusiedeln.
Es gab keine saubere Neudefinition des Bereiches, sondern erst einmal den Abgang von Beiersdorfer. Dann gab es eine Sportdirektorensuche (Stichwort Roman Grill, Horst Heldt, Oliver Kreutzer). Während dieser Suche schien man nach einem Sportdirektor gleichen Zuschnitts wie Beiersdorfer zu suchen und Labbadia einen Teil der Beiersdorfer-Aufgaben zu übernehmen (Spielersuche), ein Teil der Aufgaben wurde in Eigenverantwortung übergeben (Nachwuchs den Nachwuchsleuten). Aber alles halt auf Interimsbasis.
Nach dem Scheitern des ersten Anlaufs der Sportdirektorensuche (Grill & Kreutzer sagten ab bzw. waren nicht im Aufsichtsrat durchzubekommen), gab es eine Augenbrauen-zucken-lassende Rede von Bruno Labbadia auf der Mitgliedervollversammlung (Januar?), auf der er sich sehr eindringlich für das englische Modell des omnipotenten Trainers (= “Manager”) aussprach.
Dann war Ruhe im Karton und plötzlich kam der Name “Urs Siegenthaler” aus dem Karton. Siegenthaler wird aber nur einen Teil der Aufgaben von Beiersdorfer übernehmen: Nachwuchs, Scouting und, neu, Gegnerbeobachtung. Er wird expressis verbis kein Vorgesetzer von Labbadia, sondern neben Labbadia verankert – bekommt im Gegensatz zu Beiersdorfer auch keinen Vorstandsposten. Zum offiziellen Vorgesetzten Labbadias (und Siegenthalers) ist nun Katja Kraus geworden. Ex-Fußballnationalspielerin, und damit durchaus mit Fußballwissen gesegnet, aber bislang beruflich nur im Bereich Marketing aufgetreten.
Es gibt damit “oberhalb” von Labbadia keinen ausgewiesenen Fußballexperten wie einst Beiersdorfer, sondern nur noch zwei eher vom Marketing kommende Personen. Das ist das Vakuum das nun qua neue Kompetenzaufteilung festgeschrieben ist und von dem ich glaube, dass es nachteilig für den HSV ist.
Ich habe es nicht nachgeschlagen, aber Labbadias vierte (bzw. erste) Station war Darmstadt 98 und damit Amateur- oder allenfalls semiprofessionell, oder? In den beiden oberen Ligen hat Labbadia noch keinen Job länger als 12 Monate gehabt. Hat Labbadia irgendwo schon eine Krise umdrehen können? Und dann bekommt er es nach dem Abgang noch mit einem schwierigeren Zuschnitt als Job zu tun? Für mich deutet vieles darauf hin, dass für Labbadia der HSV-Job zu früh gekommen ist.
Ich denke, da hat man doch schon mal einiges an potentiellen Ursachen: ein Trainer, über dessen Qualitäten man streiten kann, eine Verantwortungslücke sowie für die Ränder dieser Lücke komplett ungeeignete Personen. So erscheint mir das alles schon etwas besser verständlich.
Ich habe gerade selber mal nachgesehen: Beiersdorfer ist schon seit letzten Juni weg. Du sagst, das sei spätestens seit Dezember 2008 schwer absehbar gewesen. Das sind fast eineinhalb Jahre, in denen man sich dieses wichtigen Problems nicht, oder jedenfalls ohne kornkretes Ergebnis, angenomen hat. Ahnt irgendjemand, warum man dort nicht schneller gehandelt hat?
Labadia hat in Darmstadt Regionalliga (also dritte Liga) spielen lassen, dass würde ich persönlich problemlos unter “Profisport” subsumieren. Im Übrigen sehe ich das alles genauso wie Du – mich wundert nur, dass der Mann allenthalben so viel Kredit hat. Andere wären mittlerweile schon lange in Ahlen.