Bundesliga 09/10, #18: Bayern München – Hoffenheim
Es war anfangs ein ausgeglichenes, schnelles und intensives Spiel, weil die Hoffenheimer mit viel läuferischen und kämpferischen Einsatz im Mittelfeld die Räume dichten machten. Die Bayern kamen mit der Hoffenheimer Zeckigkeit nicht zurecht. Aber das Spiel neigte sich in der ersten Halbzeit letztendlich dann doch immer stärker Richtung der Bayern. Diese kamen immer wieder mit sehr gefährlichen Standards (hoch rein, kopfballstarke Spieler) zu Torchancen und die Hoffenheim produzierten durch Fouls und Befreiungsschläge immer mehr solche Standards für die Bayern.
Das 1:0 der Bayern fiel nach so einem ruhenden Ball. Von Hoffenheim nur kurz geklärt, kann Schweinsteiger, nicht angegriffen, von links flanken. Die ganzen kopfballstarken Bayern-Recken haben noch nicht Strafraum verlassen, Simunic verlängert die Flanke und “Demitschelis” (offensichtlich SKY-weite, von Marcel Reif inspirierte neue Ausspracheregelung) kann den Ball am zweiten Pfosten reingrätschen.
Bayern machte weiter Druck und trieb die Hoffenheimer zu noch mehr Fouls. Der lässige Schiedsrichter Kinhofer hatte allmählich von der schieren Quantität der Hoffenheim-Fouls die Schnauze voll und strafte den jungen Vukcevic in der 43ten mit Gelb ab.
Rangnick musste zur Halbzeit reagieren und die Sollbruchstelle Vukcevic gegen den nicht minder jungen Ludwig austauschen.
Hoffenheim sah in der 2ten Halbzeit kein Land mehr. Die Bälle gingen früh im Spielaufbau verloren und das blutjunge Ersatz-Mittelfeld rannte immer kopfloser umher. Doch die Bayern ließen die Hoffenheimer am Leben. Zum einen wurden insbesondere von Gomez derart massenweise Torchancen versiebt, das man Flashbacks zur EM2008 bekam. Zum anderen blieben die Bayern eine halbe Stunde lang übervorsichtig, trauten dem gemeinen Hoffenheimer Volk nicht und weigerten sich aufzurücken, so dass die Bayern trotz Überlegenheit, eher schnelle Konter fuhren.
Erst in der Schlussviertelstunde verschob sich das komplette Bayern-Spiel Richtung 1899er-Strafraum und Klose machte in der 86ten Minute das 2:0. 80% des Tores gingen auf die Kappe des Abwehrrecken Simunic, der zuvor einen Schuss nahe der Grundlinie abblockte und in unfassbar pomadiger Art nach vorne spazierte. Van Bommel brachte den abgewehrten Ball rein und Klose konnte ungedeckt aus kurzer Distanz verwandeln. Hätte Simunic 300 Gramm mehr Geschwindigkeit an den Tag gelegt, wären die Bayern gleich mit drei Spielern im Abseits gewesen.
Endstand 2:0 Bayern. Verdient.
Die Bayern können, abgesehen vom minderen ästhetischen Reiz des Vollstrumpfhosenträgers Robben (graue Strumpfhosen, rote Handschuhe, grüne Schuhe – Robben hat offensichtlich letzte Woche zum ersten Mal Farbfernsehen bekommen) mit dem Spiel zufrieden sein. Einerseits gut gespielt, verdient 3 Punkte geholt, andererseits hinreichend viele Schwächen aufgezeigt bekommen, ohne dass es im Spiel wehgetan hat. Das größte Problem war die fehlende Reaktion auf die Hoffenheimer Mittelfelddominanz über weite Strecken der 1ten Halbzeit. Schweinsteiger und van Bommel waren überfordert und es gab zuwenig Unterstützung aus Abwehr oder offensiven Mittelfeld. Das Gomez seine Dinger nicht rein gemacht hat, war gestern erst einmal nur individuelles Pech und kein Systemfehler, eröffnet aber natürlich das schöne Boulevardthema welche zwei Stürmer van Gaal aufstellen soll. Nicht, dass etwas Dieter Nickles meinte, er müsse van Gaal jene Frage vor und nach dem jeweils zweimal stellen.
Die allergrößte Enttäuschung war für mich aber die Hoffenheimer Offensive Maicosuel, Ba und Ibisevic. Es war eine Orgie an Fehlpässen, Verstolpern und mühsames Auf-den-richtigen-Fuß-legen. Das war ganz grausam anzuschauen und kann und darf nicht nur am Fehlen von Obasi und Eduardo gelegen haben.
Bayern hat vorgelegt und die Konkurrenz muss nun nachziehen.
Reaktionen
“Die allergrößte Enttäuschung war für mich aber die Hoffenheimer Offensive”
*** via dogfood – 16.01.2010 ***
“Wir haben unseren Teamspirit verloren. Erlangen wir den nicht zurück, brauchen wir über internationale Plätze nicht zu reden. Und das Gefasel vom Potenzial kann ich nicht mehr hören. Wir müssen wieder eine Mannschaft werden.
*** Sejad Salihovic”
via kicker – 07.01.2010
http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/519250/artikel_Salihovic-klagt-an_Uns-fehlt-die-Disziplin.html ***
Moin moin,
es ist bedingt nur an der Hoffenheimer Offensive festzumachen, das Problem der TSG ist der Team Spirit. Am besten kann man es aber an der Offensive ausmachen, denn dort wird nicht miteinander kombiniert, sondern es versucht jeder auf eigene Faust.
Hat Ba gestern ein einziegs Mal einen Mitspieler gesucht?
Oder ist er mit dem Kopf, eher gestrecktem Fuss, Ellbogen oder was auch immer auf eine Münchener Wand zu gelaufen.
Spieler wie Salihovic, dem ich aus der Ferne einen guten Willen & Charakter attestiere, nimmt zu wenig Einfluss auf das Spielgeschehen. Ibisevic bewegt sich wieder gut, aber es scheint als ob seine Mitspieler das Vertrauen in ihn verloren haben, er wird kaum gesucht.
Ba hat einen großen Wirkungskreis und ist kaum zu stoppen wenn er sich aufs Wesentliche konzentrieren würde, auch Maicosuel wäre wenn es gut laufen würde ein passender Spielstein.
Das Spiel für Simunic war gestern sicherlich kein Meilenstein in seiner Karriere und er fing wieder an zu haddern mit sich selbst. Simunic ist vom Können her einer der besten Verteidiger der Bulli, aber er ist kein Meinungsmacher im Team und das bräuchte die TSG.
Es liegt mit Sicherheit nicht an der Klasse des Teams, ein van Bommel ist von seinen rein sportlichen Aktionen betrachtet, nur noch Durchschnitt auf seiner Position in der Bundesliga. Er ist aber das Sprachrohr des Trainers und dadurch ein Eckpfeiler.
Salihovic ist der Kapitän der TSG, im Vergleich der bessere Spieler, aber wird von Rangnick nicht dementsprechend gehändelt, sondern sogar noch ab und an eher in Frage gestellt.
Bayern hat im Moment gar nicht so sehr die Klasse (natürlich haben Sie schon Weltklasse Spieler) oder das Finetuning der einzelnen Positionen, aber sie sind eine Mannschaft und haben das Hoffenheim voraus. Es klingt paradox aber der große FC Bayern kommt homogener rüber als der Dorfverein und zieht daraus den Erfolg.
gruss fedEX
“Was uns zuletzt fehlte, war die Präzision und Entschlossenheit, insbesondere in der Vorwärtsbewegung. Wir hatten nicht mehr die Ballsicherheit, darunter hat auch ein wenig die Spielfreude gelitten.”
*** Schindelmeiser
via Stimme.de (Nachrichten für die Region Heilbronn ) 13.01.2010
http://www.stimme.de/sport/fussball/hoffenheim/Fussball-1899-Hoffenheim-Jan-Schindelmeiser;art879,1737836 ***
Hoffenheims Manager hatte in der Winterpause auch aufhorchen lassen mit der Aussage, “Wir müssen wieder als Team auftreten”.
Diese Version 2 Tage vorm Spiel der Bayern ist ein wenig moderater und auch stimmend im Ergebnis. Nur liegt es nicht an der Ballsicherheit, das scheint zwar so, weil die Bälle zwangsläuftig verloren gehen, wenn man nicht miteinander kombiniert und somit als Team nicht funktioniert.
Bin gespant ob Rangnick den TSG Express noch mal so zum laufen bringen wird, wie er einst über Deutschland hinweg brauste.
Es war mit der tollste Fussball der letzten 20 Jahre.
gruss fedEX
“Demitschelis” hat Herr Klinsmann geläufig gemacht.
Das lustige ist, dass er tatsächlich so ausgesprochen wird. ;)
http://www.youtube.com/watch?v=hSqDLd69GkM
würd ich auch sagen, denn sein spitzname lautet “mitscho”
Der Punkt ist nicht dass er seit frühester Kindheit so ausgesprochen sein mag, sondern sich diese Erkenntnis schrittweise verbreitet. Ähnlich wie bis zu Magaths Aussprache-Eskapaden sich kein TV-Kommentator um “Grafitsch” (whatever) geschert hat, schwenken nun einige TV-Kommentatoren plötzlich auf den “Demitschelis”.
Next up: “Loui van Chrahl”, “Pari Sä Schärmä” etc…
Ich hab’ den Media Guide der DFL nicht, aber eigentlich gehört gerade so was da ja rein. ;)
sondern sich diese Erkenntnis schrittweise verbreitet.
na ja besser spät als nie. wahrscheinlich wars demitschelis/-kelis eh wurscht wie man ihn ausspricht, vielleicht hat ers auch bloß nie gecheckt. egal, wenn es so korrekt ist, gibts dagegen doch nix zu sagen. soweit ich weiß macht reif das aber schon geraume zeit so. und bei grafitsch/grafiit/garfite bemüht man sich ja irgendwie auch um eine einheitlich aussprache.
das mit dem mediaguide finde ich einen guten anstoß, so macht es die nba auch bei ihren ausländern. aber eigentlich hätte ich da den club mit seiner pressestelle in der pflicht gesehen.
Naja, welcher Club? Der Club, bei dem der eigene Trainer jahrelang über Rock Santa Kruss und Martin Demikelis geplaudert hat (Hitzfeld)? Oder in dem der Franck Ribery auch ganz klassich zum deutschen Frank wird (Nerlinger bis Beckenbauer, alle zusammen)? Wenn sich nicht mal die Vereinsoberen bemühen die Namen ihrer jahrelangen (wichtigsten) Angestellten ansatzweise korrekt auszusprechen (und das ist ja bei den spanischen/französischen Namen nun wirklich kein großes Problem), wieso sollten es dann die Kommentatoren? ;)
Erinnert mich an meinen alten Verein, indem ein dunkelhäutiger Franzose namens Jean kickte, den irgendwann alle nur noch Jonny nannten,weils halt in Bayern aufm Land einfacher auszusprechen ist und “irgendwie eh besser passt”.
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