Der Mora hat seine Schuldigkeit getan

Seit Ende der regulären Saison, sprich: in den letzten fünf Tagen, bewegten sich die Entlassungen in der NFL im Rahmen des Erwarteten. Das was gemeinhin as “Paukenschlag” bezeichnet wird, ist heute abend aus der Starbucks-Metropole Seattle gekommen.

Nach nur einer Seaison wurde Headcoach Jim L. Mora von den Seattle Seahawks gefeuert. Das hatten nur die wenigsten auf der Rechnung. Mora Jr. ist seit 2-3 Jahren als Headcoach-Nachfolger in Position gebracht worden und hat vor einem Jahr nach dem Abgang von Mike Holmgren den Job übernommen. Mike Holmgren ging mit einer 4-12-Saison, Jim Mora wird mit einer 5-12-Saison gefeuert. 5-12 ist nicht brillant, vier Niederlagen zum Saisonabschluß mit einer Offense die nur 37 Punkte produziert, sind auch nicht gerade sehr förderlich für die Arbeitsplatzsicherheit und ich bin aus seiner Atlanta-Zeit auch kein Freund des kleinen Moras …

… aber gemeinhin galten die Seattle Seahawks als im Umbruch befindlich und da einen Coach nach nur einem Jahr zu feuern, zeugt von erstaunlicher Ungeduld. Die Iniative kam nicht vom GM Leiweke, sondern soll von “ganz oben”, dem Besitzer Paul Allen gekommen sein.

Aber vielleicht ist es nicht ein Problem des schlechten Moras, sondern des Trainermarktes, auf dem plötzlich eine Reihe von etablierten Namen vorhanden zu sein scheinen, statt des etwas bläßlichen Mora-Filius. Gelegenheit macht Diebe Entlasser.

In diesem Zusammenhang wird ein Name in diesen Stunden von ESPN ganz heiß gekocht: der Headcoach der USC Trojans Pete Carroll, angeblich schon unter der Woche von Seattle interviewt worden. Einige Puzzleteile liegen auf dem Boden, die mit einem Job bei den Seahawks zusammenkommen könnten.

  • Pete Carroll hat in der NFL noch eine Scharte auszuwetzen als unterschätzter Coach der NY Jets (Mitte der 90er: 6-10) und Ende der 90er bei den New England Patriots (3 Jahre: 10-6, 9-7, 8-8).
  • Weitere Gerüchte sprechen davon, dass die Untersuchungen von USC und der NCAA in Sachen Reggie Bush in Bälde zu Ergebnis kommen – ein Ergebnis das Carroll nicht gefallen könnte.
  • Wie um sich in ein Schaufenster reinzustellen, war Pete Carroll in den letzten Tagen Experte und Analyst bei ESPN – etwas was er in all den Jahren zuvor nie gemacht hat
  • Es weht ein Hauch von Fin de siècle bei USC. Zahlreiche Assistenten sind in den letzten zwei Jahren Headcoaches in anderen Colleges geworden, letztes Jahr der Abgang von QB Sanchez, diese Saison hat RB McKnight angekündigt in die Draft zu gehen.

Wenn die Entlassung von Mora in Seattle von Paul Allen zur Chefsache gemacht worden ist, dann will der Chef nicht nur einfach einen anderen Trainer, sondern auch neue Strukturen etablieren, z.B. rund um einen sehr mächtigen Trainer, mit einigen GM-Kompetenzen – passenderweise ist der Posten des Team President bei den Seahawks vakant, so dass sich innerhalb der Franchises viele Kompetenzen neu zuschneiden ließen.

Irgendwie würde der Wechsel von Carroll zu Seattle passen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich fand die Entlassung auch sehr überraschend, aber es scheint so, als wenn Allen groß Reine machen will nachdem er seinen Präsident-Wunschkandidaten Holmgren nicht bekommen hat.
    Im Draft hat Seattle zwei Erstrunden-Picks und mit Hasselbeck einen bald 35-Jährigen Quaterback. Vielleicht will man jetzt den großen Schnitt machen und mit Carrol und Jimmy Clausen oder evtl. sogar Bradford neu anfangen.
    Hilfreich war für Mora bestimmt nicht, dass er die letzten vier Spiele, abgesehen vom Tennessee-Spiel, sogar sehr deutlich verloren hat.
    Dennoch hätte ich gedacht, dass eher McDaniels oder Singletary Kandidaten für eine schnelle Entlassung gewesen wären.

  3. Ich kann mich noch gut an das Spiel der Spiele im Jahr 1994 errinnern. Ich hab es auf Mittelwelle via AFN gehört und einzig und allein die Tatsache, dass ich mit der Antenne in der Hand einen besseren Empfang hatte, hat mich daran gehindert meine Wohnung zu verwüsten. Die Saison der jets war bis dato ordentlich verlaufen und man führte 24:6 gegen Ende des 3. Viertels. Ein TD von Marino zu Ingram brachte Miami auf 24:14 heran. Es war schon spät im 4ten Viertel und die Jets in Ballbesitz in der Dolphins Hälfte(ich meine sogar in Field Goal Range). Das Desaster nimmt seinen Lauf mit einer Int von Esiason. Dann kommen die Minuten die Caroll die Saison und wohl auch seinen Job letztendlich gekostet haben. Die defense spielt den Rest des Spiels Prevent Defense und nichts anderes mehr(Seidem hasse ich die Prevent Defense und verwende sie in Computerspielen nicht mal mit 30 Punkten Vorsprung). Was(Herr Coach bitte klären sie mich über andere Erkentnisse auf) war DIE Stärke von Marino?? Richtig: In der Pocket stehen und werfen. Und genau das hat er in den zwei folgenden Drives gemacht. Ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen konnte er sich seine Receiver aussuchen.
    “Quarterback Dan Marino makes history once again with his famous “Clock Play.” With the Dolphins trailing the Jets by 18 points in the second half at the Meadowlands, Marino orchestrates a 28-point second half outburst, including 22 straight to close the contest, as Miami claims a 28-24 victory. All four scores in the second half occur on Marino to Mark Ingram touchdown passes. The game-winning points come on first-and-goal with just 22 seconds to play, when Marino approaches the line of scrimmage, appearing poised to clock the ball. However, he takes everyone in the stadium by surprise as he takes the snap, drops back and tosses an eight-yard touchdown pass to Ingram, who ties Paul Warfield’s club single-season record of four touchdowns and 24 points, which Warfield achieved against Detroit on December 15, 1973.”
    Die Jets haben sich von dieser Niederlage nicht erholen können wurden viermal abgefiedelt(ohne einmal 20 Punkte zu machen). Carroll wurde gefeuert(zu meiner vollsten Zufriedenheit damals).
    Mit dem Abstand von 15 Jahren muss ich meine Einstellung zu Carroll etwas relativieren. Sein Nachfolger Rich Kotite, war die größte Wurst überhaupt und man hat ihm zwei Jahre gegeben, die mit einem Detroitischen Rekord von 1:15 endeten. Daraus muss man schließen, das der Jets Kader nicht der Beste war. Er hat in USC viele Erfolge gefeiert(und ich würde die Vorwürfe wegen des Recruitings nicht so hoch bewerten, da ich denke im College Football wird soviel gepfuscht wie im Radsport gedopt wird). Dennoch wäre er bei den vorhandenen Namem niemals meine Nummer 1.

  4. @freddy:
    Eine für mich bisher unbekannte und sehr interessante “Vorgeschichte” zu meinem eigenen Jets-Fan-Dasein.

    Bei einem New York- Besuch Mitte der Neunziger sah ich mein erstes Live-Footballspiel, es war im Dezember kurz vor Weihnachten und es war eines der Jets in eben dieser 1 :15 – Saison.
    Ich schlußfolgerte, dass sei ja in NY mit denGiants und den Jets fast so wie hier mit dem HSV und St. Pauli und seitdem hat der “Underdog” meine Unterstützung am heimischen TV.
    Seit damals wurde es zwar deutlich besser, aber dennoch gab es ja am Ende meist mehr Frust- als Lusterlebnisse und auf die ganz große Saison der Franchise warte ich nach wie vor. Und hoffe jedes Jahr…

  5. eine Frage: Was wird dann wegen Bush und der NCAA untersucht?

  6. Es gibt zahlreiche Indizien wonach Bush und Familie während der USC-Zeit von Zahlungen aus dem Umfeld mutmaßlicher Spieleragenten profitierten.

    Absolutes No-No im College Sport. In einem ähnlichen, aber harmloseren Fall hat USC sich wg. dem Basketballspieler OJ Mayo selbst kasteit. Trainer Tim Floyd ist gegangen worden, sämtliche Siege aus der 07/08-Saison gestrichen und Entschädigungen werden an die NCAA gezahlt. Damit kommt USC weiteren Sanktionen der NCAA zuvor.

    Im Falle von Reggie Bush wird von der NCAA immer noch gegen Bush und USC ermittelt.

  7. Für mich macht die Entlassung von Mora nur Sinn, wenn bereits davor der neue Headcoach feststand und dieser ein derartiges Kaliber ist, dass man den Ballast schnell abwerfen will. Carroll wird wohl ein derartiges Kaliber sein, wobei ich mich schon frage, wie sich der California Sonnyboy, der in die Filmstadt El Lay passte wie die Faust aufs Auge, kalten spröden Washington zurechtfinden wird.

  8. Des Weiteren nimmt das USC BB-Team in diesem Jahr an keinen Postseason-Turnieren teil.