“Gott vergibt – wir beide nie”
“Gott vergibt – wir beide nie” – Italo-Western von 1967 mit Bud Spencer und Terence Hill.
Hoeneß: Wir wollen 4-4-2 spielen! Mit zwei Außen, einem etwas defensiveren Mittelfeld und zwei Stürmern. Bayern kann doch in einem Heimspiel mit zwei Angreifern spielen. In 80 Prozent der Spiele kann die Marschroute 4-4-2 sein. Das sieht auch van Gaal so. […]
Die Veränderung meiner Äußerungen [gegenüber van Gaal, die kritischer geworden sind,] entsprechen unserem Gesprächsstand. Der Vorstand und Louis van Gaal gehen sachlich, kritisch, ehrlich miteinander um. Ich kann nicht immer sagen: Es ist alles super, wenn wir Achter sind […]
So eine geballte Kompetenz hatte Louis van Gaal bislang in keinem seiner Klubs. Vielleicht tut er sich damit im Moment noch ein bisserl schwer. Wir wollen ihn mit unserem Wissen und unserer Erfahrung nur unterstützen, ihm helfen. Ihm einen Teil der großen Verantwortung hin und wieder abnehmen.
Uli Hoeneß in einer gemeinsamen Audienz mit Franz Beckenbauer in der BILD, 19.11.2009. Autoren: Walter M Straten, Matthias Brügelmann und Jörg Althoff
In seinem Grad an Selbstreflexion erreicht dieses Interview ja wirklich locker Matthäus-Dimensionen. Ganz locker […]
Da erklärt der Franz also kurz mal so nebenbei, was der Louis alles noch zu lernen hätte. Und dass das schon klappen werde. Denn solche Fehler hätte er, der Franz, ja früher auch gemacht, als er noch ein, höhö!, junger Heißsporn war. Das würde schon noch werden. Sagt der Franz. In der Bild.
Und da erklärt der Uli kurz mal so nebenbei, dass das dem Louis natürlich nicht schmecken würde, wenn der Luca sich immer mal beim Karl-Heinz ausweinen würde, aber hey!, das wäre doch super, der würde ja Brücken bauen, der würde ja nur helfen wollen. Sagt der Uli. In der Bild.
Und dann reden sie beide dem Louis noch kurz bisschen ins System rein und besprechen das mit der Autorität und seiner Art und demontieren ihn munter noch bisschen weiter, und hinterher sind sie wahrscheinlich ernsthaft der Meinung, dass sie hier jetzt aber endlich mal unisono eine gewaltige Lanze für den armen Louis gebrochen haben. Öffentlich. In der Bild […]
Oliver Kucharski, SPOX, im Blogeintrag “Lothars Erben”, 19.11.2009
Uli Hoeneß’ Arbeitsweise wird in Medienberichten häufig mit Attributen wie »Härte« oder »Kompromisslosigkeit« belegt. Nach außen, in Verhandlungen mit Spielerberatern oder Fernsehanstalten, mag dieser Eindruck zutreffen; wie für alle machtorientierten Menschen gilt auch für ihn, dass die ganze Herzlichkeit und Fürsorge, die er ausstrahlt, rasch erkalten und ins Gegenteil kippen kann, wenn sich jemand seinen Zielen entgegenstellt. Was aber das Innenleben des Clubs angeht, ist die Behauptung nicht übertrieben, dass die Vereinigung von Freundschaft und Geschäft den fast romantischen Grundsatz seiner Arbeit ausmacht. »Nur so geht es – das glaube ich zumindest«, sagt Hoeneß, mit einem für seine Verhältnisse ungewohnten Beiklang von Zweifel. Mit den erfolgreichen Trainern des FC Bayern war er immer auch eng befreundet; die sportlichen Probleme mit den erfolgloseren ließen sich nicht von persönlichen Problemen trennen. Deshalb ist auch die große Krise, in die der FC Bayern im Herbst mit Louis van Gaal gerät, zuallererst ein Mentalitätskonflikt. Die Arbeitsweise eines Trainers steht zur Debatte, der seinen Spielern vor dem Mittagessen im Hotel per Handzeichen die Erlaubnis erteilt, tischweise zum Buffet zu gehen, und drei Stunden später von ihnen erwartet, selbstbestimmt und dominant Fußball zu spielen.
Andreas Bernard in einem großartigen, sehr langen Uli Hoeneß-Portrait im SZ-Magazin: “Geordnete Übergabe” (47/2009).
Die öffentliche Kritik der Verantwortlichen am Trainer zeigt, dass die Geduld mit dem als konsequent, kompromisslos und oft knochentrocken geltenden van Gaal aufgebraucht ist und dass die Partie gegen den Tabellenführer Bayer Leverkusen eine Woche vor der Jahreshauptversammlung ein Endspiel für den Fußballehrer sein könnte. Bei den Bayern rumort es gewaltig. “Es steht richtig eng um den Trainer”, sagte ein namentlich nicht genannter Spieler der Süddeutschen Zeitung, und Kapitän Mark van Bommel sagte: “Alles steht und fällt mit diesem Ergebnis.”
Jürgen Schmieder in “Dann werde ich entlassen”, SZ 20.11.2009
Hatte ich am Freitag noch geglaubt, der Wettskandal würde für hinreichend Ablenkung sorgen, um Louis van Gaal vor dem Bayern – Bayer-Duell nicht zu stark in den Fokus und damit unter medialen Beschuss zu bringen, sorgt der FC Bayern von ganz alleine dafür, Louis van Gaal derart in den Senkel zu stellen, dass in Bälde als einzige Konsequenz nur noch seine Entlassung stehen.
Als ich gestern das Presseecho auf die letzten Tage in München in den Qualitätszeitungen las, war ich völlig verblüfft, wie ernst die Lage für Louis van Gaal geworden ist. Unisono heißt es: verliert van Gaal gegen Leverkusen, könnte der Vorstand des FC Bayern schon zur Rasur ansetzen.
Die Aktionen der medialen Masterminds vom FC Bayern sind nicht anders als einskalter Abkopplungsprozess von van Gaal zu verstehen. Nach knapp fünf Monaten. Deutlicher als die letzten Statements von Uli Hoeneß kann eine Distanzierung zu einem Trainer nicht passieren. Mich verblüfft die Geschwindigkeit der Distanzierung. Mich verblüfft die Distanzierung selber.
Ich sehe keine fachlichen Gründen Louis van Gaal los zu werden und ich kann mir nicht vorstellen, dass Uli Hoeneß ebenfalls welche sieht. Der Schlüssel konnte daher in der Tat die Beobachtung im SZ-Magazin sein. Mentalitätskonflikte.
Die Trennung von Luis van Gaal ist als Menetekel an die Wand geschrieben. Auch schon vor dem Champions League-Spiel gegen Haifa und vor der Jahreshauptversammlung?
Wenn ja, was ist der “Plan B”? Ein “Plan G”, mit dem gemütlichen Hermann Gerland? Ein Guus Hiddink?
ich glaube, in 1,5 jahren werden wir sagen: guck an, jetzt hat der uli sogar den hiddink verschlissen.
Eine Entlassung von Louis van Gaal in den nächsten 12 Monaten käme für mich einer fassungslosen Vergeudung fußballerischer Kompetenz und das Ende jeglicher langfristigen fußballerischen Arbeit beim FC Bayern gleich. Es ist ein Armutszeugnis einen Mann abzuservieren, dessen Arbeit nicht nur durch Verletzungen von Schlüsselspielern und einem immensen fußballerischen Umstrukturierungsprozeß behindert wird, sondern der nebenbei mit Thomas Müller und Holger Badstuber zwei blutjunge Nationalspieler-in-spe in Position gebracht hat.
Mentalitätskonflikte.
Fassungslos.
Der FC Hollywood braucht längst keinen Lothar Matthäus mehr.
Reaktionen
Sehr gut zusammengefasst, von der Rat- bis zur Perspektivlosigkeit. Absolut unverständlich, in meinen Augen, die Diskussion so zuzuspitzen, wo (oder täusche ich mich da) der Kredit des Trainers beim neutralen Beobachter, Kritikpunkte unbenommen, auf Grund von zahlreichen vorhandenen Ausreden wie Verletzungen und mangelnder Zeit noch vergleichsweise groß zu sein scheint. Wie will man jemals noch mit Langfristigkeit und Geduld argumentieren, wenn man hier zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ein solches Projekt willentlich fast auf ein Entscheidungsspiel, zumindest aber auf kurzfristigen Erfolg reduziert? Sicher kann man auch davon ausgehen, dass Hoeness uns unbekannte Anlässe wie etwa weitere zwischenmenschliche Probleme mit Spielern oder sowas im Hinterkopf hatte, dennoch ist die Art und Weise eine Bankrotterklärung.
Schlussendlich denke ich, in dem Kontext der letzten zwei Wochen (Reaktionen auf Lahms Interview und nun Hoenessinterview) sollte sich auch manch Bayernfan spätestens jetzt hinterfragen, ob man es sich bei der Demission von Klinsmann nicht doch etwas einfach gemacht hat, indem man ihn als den Antichrist und Alleinschuldigen hingstellt hat, auch wenn Lahms Interview Klinsmann sicher auch ordentlich entmystifiziert hat.
Ich finde ja, dass sich van Gaal nach dem Spiel vor die Kameras stellen sollte und verkünden, dass er Hoeness, Beckenbauer und Rummenigge mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbindet.
“À point”, Kai. Im Moment scheint der FC Bayern tatsächlich etwas orientierungslos durch die Fussballwelt zu segeln. Die Kohle stimmt, wobei auch da bei einer verpassten CL-Quali ein Fragezeichen zu setzen ist. Ich denke schon, das Phillip Lahm da entscheidende Punkte angesprochen hat, die sicherlich intern auch konsensfähig sind. Bloß kann Hoeneß natürlich unmöglich öffentlich kommunizieren, dass dem ruhmreichen FCB fussballerische Klasse abgeht, indem man es nicht schafft, sowohl national als auch international mit einer eigenen Philosophie (das muss ja nicht zwingend ein fixes System sein, da hat Uli schon recht, wenn er sag, das Arsenal seit Jahren nix gewonnen hat) aufzutreten. History will teach us nothing, aber die Truppe, die 2001 in Mailand gewonnen hat, ist deswegen erfolgreich, weil eben kein lethargischer Schweinsteiger, kein zickiger Toni und kein demotivierter und demontierter Gomez im Kader waren, sondern, Achtung, Stammtisch-Sound: Jeremies, total schmerzfrei, Kahn, Effenberg, Scholl und Elber. Hier ist sowohl das Problem als auch die Lösung zu suchen. Nur wird die Zeit für Uli Hoeneß nicht mehr langen.
Ich glaube, soviel habe ich hier noch nie geschrieben, dabei ist mein Fussball-Herz doch schon immer an Fortuna und den BVB vergeben…
@Andre: An Klinsmann musste ich bei den Hoeneß-Aussagen ebenfalls denken. Ich glaube, mittlerweile kann man sich gut vorstellen, wie schwer es ihm die Bayern-Oberen gemacht haben müssen.
Mehr als erstaunlich. Offenbar ging bei so manchem mit den Jahren auch viel, viel Weisheit verloren.
Es ist wahrlich ein Trauerspiel, was da in München gespielt wird. Wer soll denn dann v.Gaal ersetzen. Wieviele Spieler sollen im Winter weg/her. Was will man mit Robben und v.Bommel wenn v.Gaal weg ist. Hat die Mannschaft dann ein Gesicht?
Für mich zuviele Fragen bei denen ich erstaunt wäre wenn die Entscheidungsträger die passenden Antworten hätten. Ich hatte mal geschrieben, dass ich nicht wüsste ob das Glas halbleer oder halbvoll ist. Nun ich weiß es immer noch nicht. Man sieht schon, dass die Mannschaft mit mehr taktischer Disziplin zu Werke geht. Im Bordeuax Rückspiel war die beste Phase der Münchner die 15 Minuten nach der Halbzeit. Das könnte daran liegen, dass der Trainer in der Pause eine klare Linie vorgegeben hat.
Was ich mich aber langsam frage ist, welche Rolle spielt der beste Manager den die BL bis jetzt hatte in der jetzigen Misere?
Aus meiner Sicht war es ein Fehler Magath zu entlassen. Man hat Ballack abgegeben und geglaubt Santa Cruz(oder wer auch immer) könnte die Lücke schließen. Das hat dazu geführt, dass man von Magath mindestens wieder das Double erwartet hat mit einem deutlich schlechteren Kader. Dann hat man nach der Sicherheitslösung Hitzfeld und einer ordentlichen Aufrüstung des Kaders wurde dieses Ziel wieder erreicht. Dann hat man sich ohne wirkliche Not und mit viel Zeit einen Nachfolger zu finden auf die Luftnummer Klinsmann festgelegt(ich weiß bis heute nicht ob und warum Hoeneß das abgesegnet hat). Dann kam Hoeneß perönlicher Freund zur Rettung herbeigeeilt und verhinderte den Supergau. Da Heynkes ja scheinbar nocheinmal Blut geleckt hat verstehe ich nicht, wieso der Mann von dem Hoeneß sagt ” Es war mein größter Fehler ihn zu entlassen” nicht zumindest mal in den Grundüberlegungen eine Rolle gespielt hat. Dann holt man einen Mann, der fachlich unzweifelhaft einer der Besten ist, der aber durch seine Art auch an anderer Stelle schon mal angeeckt ist. Und jetzt redet man von Mentalitätsproblemen.
Wenn man v.Gaal entlässt sollte die geballte fußballerische kompetenz in der Bayern Führung selbst gleich mit in Ruhestand gehen, denn viele der Fehler die in den vergangenen Jahren gemacht wurden gehen auf ihre Kappe(nicht zuletzt auch KHR mit seiner unsäglichen Beleidigung von Hitzfeld mit diesem Mathematikspruch). Es waren in den letzten vier Jahren vier exzellente Trainer im Boot(die alle anderwo Erfolge feiern bzw gefeiert haben). Schonmal daran gedacht, dass es nicht am Trainer liegt.
Wieso fallen mir bei den besten Bayern Spielern dieser Saison nur Leute ein von denen ich nicht mal dachte sie wären gut genug für die Bank. Wo sind die teuren Starspieler wenn man sie braucht. Es kann nicht sein, dass vBuyten der beste Torschütze im Kader ist und Th. Müller der einzige Lichtblick in einem trüben Mittelfeld. Und der Hr. Lahm sollte vielleicht mal flanken lernen(von links und von rechts) in der Zeit die er sonst in der Redaktion der SZ herumlungert.
da ich jetzt schon eine geraume zeit versuche eine anständige sportsbar in berlin zu finden, frag ich hier mal. hat da jemand, abgesehen vom cafe king, nen tip?
@hookz:
“anständige” Sportsbar: http://www.schmittz.de/
Verfügt über zwei Leinwände. Wenn Schalke spielt, läuft auf einer Leinwand Schalke, auf der anderen Konferenz.
Mich macht das alles sehr fassungslos. Und es erinnert mich fatal an jene Organisationen, deren Verantwortliche partout nicht erkennen wollten, dass sich die Zeiten ändern.
Dass man van Gaal jetzt vielleicht rasiert, ist eine – wenn auch sehr schlimme – Sache. Die Frage ist: hat man damit nicht auch Hoeness-Nachfolger Nerlinger mit ins Abseits gestellt? Er war immerhin derjenige, der van Gaals Verpflichtung maßgeblich gefördert hat und seine Entscheidung nun zu allem Überfluss auch noch öffentlich durch seinen Vorgänger vernichtet sieht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das seinem Selbst- und Fremdbild förderlich ist …
@foe: Ja, das dürfte die Personalie Nerlinger nicht unbedingt souveräner machen. Von aussen betrachtet, herrscht bei den Bayern im moment ein amtliches Chaos. Und ich glaube, dass es intern noch wesentlich mehr zur sache geht, als wir uns das vorstellen können. Wie gesagt, die finanzielle Situation scheint stabil, die sportlichen Ziele aber meilenweit entfernt. Und dass das über kurz oder lang zusammenspielt, muss man hier keinem erzählen.
@freddy7:
Danke, schöne Zusammenfassung.
Allgemein heißt es ja, mit dem Alter kämen Ruhe und Gelassenheit. Da bildet Hoeneß anscheinend eine Ausnahme…
Jedenfalls ist es bemerkenswert, dass der FCB bereits den zweiten Trainer holt, damit er den Verein, philosophie- und systemtechnisch in den modernen Fußball führt, dann jedoch nach wenigen erfolglosen Spielen in einem neuen System die Reißleine zieht und den Trainer zum 4-4-2 mit Hitzfeldscher Doppel-6 zurück “zwingt”.
Ich bin auch gespannt, wie sich das Verhältnis von Rummenigge und Hoeneß entwickeln wird. Mir scheint, Hoeneß wird sich nicht mit einer Kontrollfunktion zufrieden geben und wie Rummenigge gestrickt ist, wird der nicht Erfüllungsgehilfe des AR-Chefs sein wollen. Kader, Trainer, System und Vision sind ja jetzt schon Patchwork, wo jeder mal einen Flicken dran nähen darf. Ich bezweifele, dass sich das in nächster Zeit ändern wird. Aber natürlich kann man mit Geld auch einige strukturelle Probleme ausgleichen.
Magath, Klinsmann, van Gaal. Alles starke Persönlichkeiten bei denen die Beyern-oberen mit ihrer “gebalten Kompetenz” meinten sie auf irgendeine nicht vorhandene Linie einnorden zu müssen und die dann keine Chance/Lust hatten ihre vorhandenen Ideen und Konzepte umzusetzen. Bei Magath sieht man was möglich ist wenn man ihn arbeiten lässt, bei van Gaal weiß man es auch und auch Klinsmann unterstelle ich mal zumindest kein ganz Blinder zu sein.
Das ist das Problem der Bayern, um einen “schwachen” Trainer zu holen fehlt es an einem Gesamtkonzept, einer wirklichen Philosophie im Verein die eh über allem steht und mit starken Trainern kommen die Alphamännchen einfach nicht zurecht und untergraben dessen Macht und Ansehen, intern wahrscheinlich sogar noch mehr als extern. Ein Teufelskreis.
Null Nachspielzeit! Was frisst denn der Kircher bitte?
Und wie üblich gibt es in der Bundesliga keinerlei Nachspielzeit… Nirgendwo macht Zeitspiel so viel Sinn wie in Deutschland.
Tja. Offensichtlich genügt derzeit ein eingespieltes Team und ein guter Torhüter, um gegen Bayern zu bestehen. Wasser auf die Mühlen derer, die Lahms Interview nicht ganz abwegig fanden. Ein Konzept? Fehlanzeige.
Ich fand aber auch Leverkusen erschreckend, ein ganz dürftiges Fußballspiel da eben. Alles was ich dieses Jahr von Leverkusen gesehen hab erklärt nicht im Ansatz, warum die Tabellenführer sind, so feige und opportunistisch wie die manchmal spielen.
Und war van Gaal nicht der, der immer flache kurze Pässe haben wollte? Wo waren die? Das war ja wirklich absolut unansehnlich von beiden Mannschaften (zumindest in Relation zum Potenzial).
Meines Erachtens ist ein Konzept schon gegeben, das da lautet Ballbesitz und Chancen kreieren. Erinnert sei daran, wie schnell die Trümmerabwehr des vergangenen Jahres stabilisiert wurde. Nur mit der Umsetzung nach vorn hapert es gewaltig, auch weil die Flanken und Zuspiele in die Spitze eine Katastrophe sind. Lahm, Schweinsteiger und dieser geniale Freistoßtrick gegen Ende der Partie.
Bei aller Kritik darf man ja nicht vergessen, dass der Tabellenführer in der 2. Halbzeit überhaupt nichts mehr zustandegebracht hat. Was ich auch nicht verstanden habe, war das Verhalten von vielen Zuschauern. Pfiffe wenn sie hinten rumgespielt haben, okay. Aber auch Pfiffe, wenn sich mal einer etwas getraut hat und es schiefgegangen ist.
Die Kritik von UH und KHR ist eigentlich ein Kündigungsgrund für den Trainer. Als ob van Gaal ein kleines Kind wäre, dem man Fußball erst erklären muss. Jeder, der sich nur ein bisschen mit ihm befasst hat, dürfte doch nicht im mindesten erstaunt sein, was da jetzt abläuft.
Das in München an einem kühlen Sonntagnachmittag schnell mal gepfiffen wird ist ja nun mal nichts neues. Und das van Gaal ein Konzept durchsetzen will, bezweifle ich gar nicht. Dass der Manager, der Vorstand und der AR nervös sind, ist offensichtlich. Und wie schwer es dann ist, das Konzept weiterzuentwickeln und die Trainingsarbeit durchzuziehen, davon dürften die Kollegen Rehhagel, Magath und Klinsmann ein fröhliches Lied singen.
Auf den Aufmacher der Sportseite der Bild dürfen wir hier gerne mal wetten.
Korrekt, Henning. Mit der Ausnahme, dass es sich keineswegs um einen kühlen Sonntagnachmittag handelt, im Gegenteil. Eine halbe Stunde vor Anpfiff saß ich sogar noch beim Frühstück auf der Terasse eines Schwabinger Cafes ;)
Naja, Ok. Ich werde das nächste Woche prüfen, dann bin ich vor Ort. ;)
Dass das Münchner Fussballpublikum anspruchsvoll und etwas, nunja, empfindlich reagiert, wird aber sicherlich nicht bezweifelt, oder?
Das ist so, und das ist m.E. auch ein Teil des Problems. Zuschauer und Medien erwarten vom Verein kontinuierlich Erfolge, und zwar nicht weniger als das hier kritisierte Gespann Hoeness – KHR – Beckenbauer. Bleiben diese Erfolge aus, schreit aus jeder Ecke jemand Zeter und Mordio. Und solcher Unmut entlädt sich dann nicht nur im Stadion, sondern auch tagtäglich in Bild, tz und Konsorten, über die geballte Fussballkompetenz im Sponsorenpool und nicht zuletzt über dem Verein nahestehende Leute, die Schlagzeilen nicht abgeneigt sind oder ihre Felle davonschwimmen sehen, wenn der Verein keinen Erfolg hat.
Auch das macht es so schwierig, mal eine langfristige Innovation auf Kosten kurzfristiger Erfolge durchzusetzen.
Vergleichbares sieht man übrigens auch woanders, etwa in Madrid. In München kommt freilich noch der Punkt hinzu, dass Uli Hoeness mehr oder weniger am Ende seiner Laufbahn als aktiv gestaltender Manager angelangt ist und – so meine Einschätzung – darum fürchtet, dass ihm sein Lebenswerk aufgrund von Misserfolg in den letzten 2-3 Jahren von der Presse weggeschrieben wird. Persönliche Eitelkeiten spielen hier grundsätzlich eben eine noch größere Rolle als anderswo.
Ja, foe, so ungefähr würde ich das aus dem fernen Düsseldorf auch einschätzen.
Wobei der Druck, den die Tageszeitungen erzeugen, nicht signifikant größer sein dürfte als in Hamburg, Köln und Berlin. Der Knackpunkt ist die Führungsebene, die attraktiven Fussball, eine Identität im Spiel und Silverware gleichzeitig einfordert, und jederzeit vermittelt, dass jeder von ihnen kompetenter wäre, als der aktuelle Trainer. Der FC Bayern ist von einem modernen Fussballclub momentan soweit entfernt wie die Erde vom Mond.
@Henning: Naja, eigentlich zielten Forderungen von oben immer nur auf Erfolg, oder? Die Forderung nach attraktivem Fußball etwa wurde eher von außen an den Verein herangetragen, als dass man sich das selbst auf die Fahnen geschrieben hätte.
Trotzdem macht es einen etwas ratlos, dass man sich so vor einer momentan in meinen Augen noch eher harmlosen Kritik hertreiben lässt, dass man sich so im Sinkflug wähnt, dass man schonmal vorsorglich allen möglichen Ballast über Bord wirft. Wahrscheinlich sollte das einem Bayernfan mehr Sorgen machen, als die momentan sichtbaren Verfehlungen/Schwächen.
@Andre: Ich habe die Worte noch im Ohr, ohne Quellen nachweisen zu können: “Wir wollen endlich wieder attraktiven und erfolgreichen Fussball zeigen” usw. Dass das der Anspruch und die Maxime der Bayern ist, ist meiner Meinung nach ohnehin unstrittig, die Frage ist vielmehr, wann der Vorstand sich und die getätigten Statements mal reflektiert.
Wenn van Gaal gekickt wird, kommt Matthäus.
@Henning: Ich hatte das auch nicht so sehr als Widerspruch gemeint. Ich hatte nur den Eindruck, dass man sich nur die Forderung von Fans und Medien zu Eigen gemacht hat, als es um sportliche Attraktivität ging. Quasi extrinsische vs. intrinsische Motivation. Und dann hat man in der Folge auch gerne mal fünf erfolgreiche Spiele eines Übergangstrainers zu einer verhinderten Ära verklärt und das auf die Saison hochgerechnet. Oder Hitzfeld reaktiviert und sich am Erfolg ergötzt. Aber dem vermeintlichen Ziel, mal auch was das spielerische Niveau angeht Maßstäbe zu setzen, hat man sich nicht angenähert, da hat man sich mit dem einen hellen Vorzeige-Stern Ribery begnügt und sich daran erfreut, dass man Toni bezahlen kann.
1. Waere es ein Armutszeugnis jetzt vG zu kicken. WER soll da noch kommen? Freiwillig doch nur der Lothar oder Alo-Slomka. Alle anderen würden für kein Geld der Welt auf dem Feuerstuhl #1 sitzen wollen.
2. Natürlich hat Lahm recht. Die letzten Jahre wurde mehr nach Name gekauft als mit Sinn und Verstand. Der Vergleich zur 2001er Mannschaft (bzw in der Zeit) war schon richtig. Jens J. war sicher nicht der tollste Fußballer der Welt, ein Effe war auch nicht so leichtfuessig wie ein Ribery und der Elber kostete keine 30 Mio. Aber der FCB hat damals wenigstens Typen gehabt. Das waren Maenner, die den totalen Willen hatten, die nie aufgegeben habe, die immer nach vorne geguckt und meist auch gespielt haben. Diesen Eindruck habe ich vom FC- lahm vBuyten lahm timoschtschuk schweini vBuyten lahm -B nicht mehr
3. Ich bin mal mutig und spinne rum: Nerlinger ist nicht der Mann den Uli 2010/2011 auf dem posten haben möchte. Aus irgendeinem Grund war das eine Fehlbesetzung (O. Kahn?). Und vGaal wird wenn dann MIT Nerlinger gehen.
@runnnerrunnertobi:
zu 1.) da brauchste mal keine Angst haben, jeder Trainer wird sich die Finger ablecken nach dem Job bei den Bayern.
zu 2.) ganz genau! Vor allem waren das alle Spieler, die mit dem Wechsel zum FCB nochmal einen massiven Leistungsschub zeigten. Aktuell ist das genau andersrum.
zu 3.) gerade Uli hat den nerlinger in die Position geschubst, eigentlich wollte Nerlinger bei den bayern nur ein Praktikum machen.
@dermax: Aber vielleicht hat der Ulli in der Zwischenzeit gemerkt dass das mit dem Christian doch nicht ganz so gut läuft? Passiert ja in letzter Zeit mit Angestellten in leitender Funktion öfter, dass man gar nicht so lang braucht um festzustellen, dass es nicht funkt zwischen Chefetage und Angestellten. Dazu muss der Christian nur beim gemeinsamen Abendessen den falschen Roten bestellen…
Das Gezerre an van Gaal ist doch nur Ablenkung für eine katastrophale Transferpolitik speziell in den letzten beiden Jahren und nicht nur da, wenn ich an die ganzen südamerikanischen “Jahrhunderttalente” denke.
Ze Roberto gehen zu lassen, den mäßigst talentierten van Bommel zu halten und mit Timostschuk ein van Bommel-Abziehbild zu verpflichten, spricht schon für sich. Mit Gomez für so ein Wahnsinnsgeld einen Abziehbild von Toni zu holen, die beide nicht in das System von van Gaal passen, ist das nächste Beispiel.
Ribery als Ausrede kann man nicht gelten lassen, keine Spitzenmannschaft in Europa macht sich von einem einzigen Spieler abhängig. Seine ständigen Verletzungen sind für mich nur Ausdruck seines Unwillens über den Verbleib in München, er wird nicht mehr zu der Spielfreude der vorletzten Saison finden.
Bei van Gaal bin ich mir nicht sicher, ob er Badstuber und Müller auch integriert hätte, wenn die verletzungsbedingten Ausfälle nicht gewesen wären. Auch die Praxis van Bommel und Timostschuk zusammen spielen zu lassen, ist für mich Ausdruck eines übertriebenen Sicherheitsdenkens. Bei den beiden Wunschspielern von van Gaal hat man auch eher den EIndruck, dass sie in der Bundesliga nicht für die Spitze taugen.
Eines ist jedenfalls sicher: Langweilig wird es nicht bei den Bayern.
Mein Tip: Wenn es am Mittwoch nicht zu einem Sieg reicht, ist van Gaal am Freitag nicht mehr Trainer der Bayern.
Ja es war gestern gur warm in München. In der ersten Halbzeit konnte man gut auf nen Pulli verzichten.
Das Bayer nicht weiter nach vorne gespielt hat war ganz klar Absicht. Das ist eine Einstellung, die Heynckes eindeutig verfolgt. Auch gegen Hamburg und Bremen zu bewundern gewesen. Nach vorne wird nur gegen Teams gespielt, die schwächer sind. (Nürnberg, Frankfurt, Freiburg, Bochum) Wenn man gegen die starken Teams von oben einen Punkt holt reicht das ja. Dann rücken sie ja nicht näher ran. ;-)
Außerdem ist ein Remis in München für Bayer ja schon fast eine Sensation und außerdem spielen wir seit Wochen auch nicht grade in Bestbesetzung.
Ist doch wurscht, ob der nun diese oder übernächste woche entlassen wird. van gaal ist angezählt bis sieben oder acht und der nächste wirkungstreffer entscheidt. das ende der saison wird er jedenfalls nicht in münchen erleben.
@Mahqz: Na ein bisschen mehr Selbstbewusstsein bitte. Sensation? Eher nicht, in meinen Augen eher verpasste Gelegenheit. Klar kann das auch nach hinten losgehen, wenn man da mehr auf Sieg spielt und es ist einerseits auch legitim, sich mit einem Punkt zufrieden zu geben, aber als mehr oder weniger neutraler Zuschauer regt mich das tierisch auf, denn hier wurde eindeutig eine nicht gerade kleine Chance vertan, das Spiel zu gewinnen.
On a side note: da ist mir Cottbus oder Griechenland lieber, denn da liegt die Verweigerung in den begrenzten Mitteln begründet und wird in voller Konsequenz gelebt, nicht wie hier als Einstellen des Spielbetriebs als eine Möglichkeit, wenns grade mal in den Kram passt. Und einen Titel werdet ihr so wohl auch nicht gewinnen, denn da werdet ihr so ein Spiel früher oder später auch mal gewinnen müssen, denke ich.
@Andre Deswegen schrieb ich ja auch “fast”. ;-) Natürlich muss man so ein Spiel auch mal gewinnen, keine Frage. Haben wir diese Saison noch nicht wirklich geschafft, irgendwoher müssen die 6 unentschieden ja kommen. Aber ich bin momentan mit der Situation sehr glücklich. Ich hätte vor der Saison nie gedacht, dass wir überhaupt mal in die Nähe der Tabellenführung kommen. Es ist keine Frage, das man wenn man weiter um Platz spielen will jetzt eigentlich vor Winterpause noch 12 Punkte holen muss. Das ist beim Spielplan und bei der Betrachtung der bisherigen Ergebnisse aber auch durchaus möglich.
Speziell in München kann ich mit einem 1:1 nicht unzufrieden sein. Ich war schon so oft dort und konnte jetzt das erste mal einen Punkt mitnehmen, da kann ich nicht anders als dies in Ordnung finden.
@Mahqz
Ich habe es nach dem HSV-Spiel auch bei Catenaccio schon mal geschrieben: dieser fehlende Killerinstinkt wird Leverkusen das Genick brechen, denn dass sind mit HSV, Bayern (und von mir aus: Schalke) sechs Punkte die Bayer gegen waidwunde Gegner weggeschmissen hat. Das sind somit nur einen statt sieben Punkte Vorsprung vor Werder. Und solch fehlender Killerinstinkt ist meistens das, was auf europäischer Ebene den deutschen Vereinen abgeht.
Es sind diese sechs Punkte, weswegen Leverkusen für mich “nur” einer von mehreren Meisterschaftsfavoriten ist und die Bayern in der Meisterschaft noch am Leben halten.
Dem kann ich nicht widersprechen. ;-) Die Punkte können/werden am Ende fehlen. Vielleicht findet Heynckes noch den Killerinstinkt, dann geht was Richtung Meisterschaft, wenn nicht müssen wir uns mit weniger zufrieden geben, was auch immer das sein mag. Aber mit allem was internationales Geschäft bedeutet wäre ich zufrieden. Auch wenn das vielleicht arg wenig Selbstbewusstsein ist. Ein solches konnte man sich als Bayerfan in den letzten 15 Jahren aber halt schlecht zulegen. Erst Recht nicht die beste Abwehr der Liga zu sein. Ich versuche es nur irgendwie positiv zu sehen. Vermutlich auch durch die Vereinsbrille. Keine Frage.