Canadiens verkauft und Liverpool droht längeres Leiden

Der Liverpool-Mitbesitzer George Gillett hat seinen 80%-Anteil an den NHL-Klub Montreal Canadiens für ca. 540 Mio US$ an die Molson-Familie verkauft. Die Molsons haben 1786 in Montreal eine Brauerei gegründet – inzwischen die zweitgrößte Brauerei Kanadas. Die Molson-Familie ist stark in Montreal verwurzelt, hat bereits zweimal die Montreal Canadiens besessen und haben 1915 das Molson Stadium errichtet, in dem u.a. die Montreal Allouettes spielen. Mitsamt der 19,9% die sie noch an den Canadiens hielten, gehören die Canadiens nun komplett ihnen.

Einerseits macht Gillett einen netten Profit, hatte er doch die Canadiens 2001 für 275 Mio US$ gekauft. Andererseits hat er, ähnlich wie bei Liverpool, die Canadiens mit Schulden aufgeladen, u.a. mit 265 Mio US$ für die Arena. Zudem hat Gillett in dem Deal nicht nur das Team reingepackt, sondern verkauft auch die Arena und ein ihm gehörendes Vermarktungsunternehmen. Damit ist Gillett in den letzten 8 Jahren keinerlei Wertsteigerung der Franchise selber gelungen. Für sich hat er aus dem Verkauf 265 Mio US$ gezogen.

Bemerkenswert ist, das Gillett entgegen seiner ersten Ankündigungen nicht nur einige Anteile verkauft hat (es war mal die Rede von der Hälfte), sondern alle Anteile an den Canadiens. Daraus lassen sich ggf. Rückschlüsse ziehen, wie sehr es bei Liverpool brennen muss oder dass er bestrebt ist, dort den Mitteilhaber Tom Hicks – der in massiven Liquiditätsproblemen steckt – aus dem Verein rauszukaufen.

Der Verkauf der Canadiens verdeutlicht, dass es einen modus operandi bei George Gillett gibt, und der lässt nichts Gutes für Liverpool ahnen:

  • Der Kauf der Canadiens wurde von Gillett komplett über Darlehnen finanziert. Diese Darlehnen wurden 2006 umgeschuldet, wodurch 72 Mio US$ für Gillett abfielen.
  • 2007 verkauft Gillett seine Anteile an der Fleischerei Swift and Company. Unter Gillett hatte das Unternehmen 1,2 Milliarden US$ Schulden aufgeladen, so dass aus der 1,4 Mil US$ schweren Transaktion mit einem brasilianischen Unternehmen “nur” 225 Mio US$ für Gillett abfielen.
  • Gillett hat 1992 für weite Teile seines Imperiums Insolvenz nach Chapter 11 beantragt, nachdem ihm die Zinserhöhung von Junk Bonds um die Ohren geflogen sind.

George Gillett ist ein Zocker, der seine Beteiligungen über Kredite finanziert und mit Schulden auflädt. Er jongliert mit Krediten und manches davon fährt gegen die Wand. Dieser Mann hat kein Interesse Liverpool weiterzuentwickeln. Er wird den Klub aussaugen. Unter Gillett sieht ein Stadionneubau sehr unwahrscheinlich aus.

Quellen: Globe & Mail, CBC, La Presse

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Gillett will in Liverpool seinen Partner Hicks herauskaufen. Zumindest hat er das vor Wochen durchblicken lassen. Der finanzielle Druck auf Hicks ist gigantisch. Dem fliegen gerade die Schulden aus der Finanzierung seiner texanischen Clubs (Dallas Stars, Texas Rangers) um die Ohren. Liverpool selbst steht wiederum massiv bei den Banken in der Kreide. Mal abgesehen von dem romantischen Aspekt und den Empfindungen von Fans für solche Fata-Morgana-Betriebe: Es ist dringend an der Zeit, dass solche Clubs pleite gehen. Statt dessen wird durch die Summen, die bei Wechseln von Spielern wie Ronaldo und Kaka produziert werden, genau jene Spirale weitergedreht, die für dieses surreale Gebaren hinter den Kulissen in erster Linie verantwortlich ist.