Screensport am Freitag: Madden steigt aus dem Bus aus
Mir fällt im ganzen TV-Sportbereich kein anderer Analyst ein, der seinen Bereich so dominiert und die ganze Sparte verändert hat, wie John Madden (73 Jahre), der gestern nach 30 Jahren Arbeit im TV relativ überraschend seinen Rücktritt angekündigt hat.
John Madden war bereits als Headcoach bei den Oakland Raiders eine Legende und landesweit populär. Als er 1979 erstmals bei CBS TV-Analyst wurde, veränderte er mit seiner Sprache, mit seinen einfachen und klaren Analysen, mit seiner Lautmalerei (“Booom!“) und mit seiner Arbeit am Grafiktablett (“Telestrator“) eine ganze Zunft. Madden war kein Intellektueller, sondern ein Populist und ein Instinkttier, der in seinen besten Zeiten wie kein anderer sein Fachwissen einbringen konnte. 30 Jahre lang. Kein Wunder dass er zu einer hochbezahlten Franchise wurde. Wer Football in seinem TV-Programm etablieren wollte, der holte Madden. So war das als FOX sich die NFL-Rechte holte, so was das, als ABC sein kriselndes Monday Night Football wiederbeleben wollte und so war das, als NBC sich Sunday Night Football holte. Das Football-Computer-/Konsolen-Spiel “Madden Football” gehört zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Spielen. Hier eine Auswahl seiner zahllosen Werbespots.
CNNSIs Peter KIng über Madden:
Madden was taking his bus cross-country from the Bay Area to New York for a Giants game that weekend, and this restaurant was the dinner stop seven hours into the trip. [… When] he’d finished eating, a fellow came up to him and introduced himself. Said he was from Wisconsin, and asked, “Who do you like in the Packers-Lions game this weekend?”
“Packers,” Madden said, and he threw out a few generic, friendly reasons why.
A few minutes later, just before Madden climbed aboard the bus to continue the trip east, a few more fans approached, said hello, and conversed. One fellow asked about the very same game that weekend, Lions-Packers, and Madden asked where he was from. “Ann Arbor,” the man said.
“I like the Lions,” he said.
I did a double-take.“Hey,” he said when we got on the bus, “I don’t know who’s going to win these games. No one does. Why not make these people feel good about their teams and about the game Sunday? And the truth is, I think both teams can win.”
Peter King auf CNNSI.com
Madden hatte seine Macken. Dazu gehörte die notorische Flugangst. Im Business nichts außergewöhnlich. Auch Tony Kornheiser besitzt sie. Aber keiner ist so konsequent wie Madden: er weigerte sich in einen Flieger zu setzen und fuhr 30 Jahre lang mit einem riesigen Bus, dem “Madden Bus”, tagelang kreuz und quer durch die USA.
Madden ist dick. Thanksgiving herum, konnte man immer wieder sehen, was für Essen er für sich und die Crewmitglieder auffuhr. Madden galt als Förderer des “Turducken“, einem Truthahn, in das eine Ente hinein gestopft wurde und in die Ente kam nochmal ein Huhn rein. Traditionell vergab Madden am Ende des Thanksgiving-Spiels für den Spieler des Tages eine Keule des Turducken.
Ich hatte das Glück Madden bereits seit 1995 zu verfolgen. Inzwischen liegen seine besseren Tage länger zurück. Insbesondere seit seiner Zusammenarbeit mit Al Michaels als Kommentator bei ABC und später NBC traten vermehrt Konzentrationsschwächen auf und ließ man sich gemeinsam zu Plaudereien abseits des Spiels verleiten. Es war auch offensichtlich, dass ihm nicht mehr so gut zugearbeitet wurde, wie in seinen besten FOX-Tagen, als er Equipment oder Details an den Spielfeldrändern erklären konnte.
Maddens Rücktritt kam unvermittelt. Im Rückblick zeichnete sich aber eine Entscheidung bereits im letzten Jahr ab, als es binnen weniger Tage ein Westküsten- und ein Ostküstenspiel gab und Madden von sich aus, die anstregende Fahrt ablehnte.
In der NY Times gibt sich der NBC-Sport-Oberguru Dick Ebersol völlig von der Entscheidung überrascht. In 20 Meetings mit Madden seit dem Super Bowl, habe es keine Andeutung für diese Entscheidung geben. Als Madden ihn diese Woche informierte, fuhr Ebersol zu Madden, um ihn nochmals zu überreden. Madden wurde angeboten Sunday Night Football nur im September und nur im November zu machen, während für die restliche Zeit Chris Collinsworth einspringen würde. Madden lehnte ab.
Madden, völlig ohne Medienpräsenz? Das ist für mich unvorstellbar. Madden machte immer den Eindruck, als könne man ihn nur mit den Füßen voran, vom Football-Feld schleifen.
Rein qualitativ ist die Abdankung von Madden zu begrüßen. Chris Collinsworth hat ihm in den letzten Jahren eindeutig den Rang abgelaufen. Kollateralschaden des Rücktrittes von Madden, könnte der Analystenposten des NFL Networks sein. Kaum vorstellbar das Collinsworth parallel zu seiner NBC-Tätigkeit im Stadion (die Produktionscrew inkl. Kommentator und Analyst reisen meistens bereits 2-3 Tage vor dem Spiel an) auch die Donnerstags-Spiele des NFL-Networks weiter analysieren wird.
Siehe auch American Arena “Madden macht Schluss”
Zeilensport
spox.com hat ein herausragendes Interview von Stefan Moser mit Martin Jol veröffentlicht, das mich ob der Vorbereitung/Recherche und ob der “anderen” Fragen angenehm fassungslos ob der hohen Qualität zurücklässt.
dugehstniemalsallein.de mit der 19ten Runde ihren Tippspiels “Fünf gewinnt“.
Spocht von heute
Am frühen Morgen fährt die Formel 1 in China ihre Trainingssession aus. Es könnte allgemein eines der wichtigereren Rennen der Saison sein. Auch wenn viele der Teams ihre Weiterentwicklungen erst beim ersten Europarennen in Barcelona präsentieren werden, wollen zahlreiche Teams nach dem Diffusor-Urteil bereits an diesem Wochenende erste Weiterentwicklungen vorstellen. Andere richten ihre Aufmerksamkeit auf KERS. BMW wird Kubica vielleicht damit ausrüsten und Ferrari nach den Batterie-Problemen von Malaysia vermutlich ohne KERS fahren.
In der Zweiten Liga sind in den drei Spielen vier Teams die zur erweiterten Abstiegszone gehören: im direkten Duell Augsburg – Osnabrück, Ahlen in Mainz und Hansa gegen Oberhausen.
Das Freitagsspiel in der Bundesliga wird zwischen Schalke 04 und Energie Cottbus ausgetragen. Cottbus zeigte mit dem Sieg gegen Bielefeld noch Lebenszeichen und könnte mit den richtigen Ergebnissen die Abstiegsplätze verlassen.
Mit Schalke, Hoffenheim, Dortmund und Leverkusen gibt es vier Mannschaften, die noch 1-2 UEFAcup-Plätze (bzw. Europa-Cup) hinterher jagen. Der Rückstand von 4-6 Punkten auf Stuttgart und Berlin mag groß klingen, aber der VfB und Hertha haben noch ein Restprogramm, bei dem sie viele Punkte liegen lassen können. Hertha gegen Werder, Hoffenheim, HSV und S04. Der VfB spielt gegen Wolfsburg, Schalke und Bayern.
Am Abend gibt es den zweiten Tag der “Verizon Heritage” von der PGA-Tour. Ein eher kleines Tour, das aber hier mal erwähnt wird, weil nach dem ersten Tag Alex Cejka mit einem Schlag führt (PREM, 21h).
In der Nacht gibt es Spiel 2 bei drei von vier NHL-Playoff-Serien, die am Mittwoch begannen. ESPN America bleibt bei den Serien Philly – Pitts und Canucks – St. Louis. Ich hab zumindest das Pennsylvania-Derby gesehen: schnell und intensiv geführt. Das Spiel hat sich bis ins 3te Drittel hinein nicht so wie eine 4:1-Führung angefühlt. Es war wesentlich enger, vorallem da Philly im Laufe der zeit immer besser ins Spiel fand und Pittsburgh immer weniger Schüsse aufs Tor brachte. Ich kann mit vorstellen, dass Philly zuhause noch mehr Physis an den Tag legen wird, um eine Dominanz der Penguins wie am Mittwoch im 1ten Drittel zu vermeiden.
Bei PREMIERE gibt es mal wieder einen Kampfabend von ARENA, diesmal aus Nevada. Wenn sich Promoter Öner wie gewohnt aufführt, ist wieder eine hohe Fremdschämwahrscheinlichkeit angesagt. Da PREMIERE derzeit sonst keinen gesteigerten Wert auf Boxen legt und weiterhin im Fußball Produktionskosten scheut, um nur ein Minimum an Internationalen Fußball zu zeigen, kann man sich so seine Gedanken machen, wie teuer die Übertragung ist oder wie sie sich finanziert…
Mit Yuriokis Gamboa tritt einer der drei namhaften Kubaner an, die vor vier Jahren von der Insel geflohen sind. Gamboa bestreitet dabei seit knapp zwei Jahren ausschließlich Kämpfe in den USA, wird in unabhängigen Ranglisten relativ weit oben geführt.. Gegner Jose Rojas hat Journeyman-Qualität. Hier die Kampfrekorde der letzten Gegner von Rojas: 1-9-1, 38-0-1, 0-6-2, 22-10-3, 0-12-0, 0-5-0. Drei Kämpfe in den letzten drei Jahren. 38 Jahre alt.
Der Kampf Selcuk Aydin – Said Quali ist da wesentlich ausgeglichener angesetzt. Quali besitzt sage und schreibe 8cm Größenvorteile (was meistens auch zirka 8cm Reichweitenvorteile bedeutet)
Freitag, 17.4.2009
8h00 F1 aus Shanghai, 2tes Freies Training, PREMIERE + BÄH + BBCi live
PREM: 9h45, 13h15, 17h45, 22h
BÄH: Zsf. 1tes Freies Training ab 7h. Zsf. der Trainingssessions ab 20h15.
8h00 Golf: European Tour aus Peking, #2, PREMIERE live
18h00 Zweite Liga: 28ter Spieltag, PREMIERE live
Vorberichte ab 17h30 mit Thomas Wagner
Augsburg – Onabrück (Komm:Faßnacht/Konf:Seemann)
Mainz – RW Ahlen (Schmitz/Evers)
Rostock – Oberhausen (Petrzika/Schröter)
20h30 Bundesliga: Schalke 04 – Energie Cottbus, #28, PREMIERE live
Vorberichte ab 20h15 mit Patrick Wasserziehr. Kommentator: Marcus Lindemann
Whl: 23h30, Sa 13h10
21h00 PGA-Tour aus Hilton Head Island, #2, PREMIERE live
22h30 Top14: Biarritz – Perpignan, #23, EUROSPORT 2 Tape
Aufzeichnung von 20h30
1h00 NHL, Playoffs: Philadelphia Flyers – Pittsburgh Penguins, Game 2/7, ESPN live
Serie 0-1
Whl: Sa 14h
4h00 NHL, Playoffs: Vancouver Canucks – St. Louis Blues, Game 2/7, ESPN live
Serie 1-0
Whl: Sa 16h30
5h00 F1 aus Shanghai, 3tes Freies Training, PREMIERE + BBCi live
PREM: Sa 6h45
5h05 – 7h30 Boxen aus Primm/NV, PREMIERE live
Yuriokis Gamboa – Jose Rojas und Selcuk Aydin – Said Quali
Reaktionen
Mit 73 darf man in den Ruhestand gehen, keine Frage.
Die Qualität litt in den letzten Jahren kontinuierlich, so daß ich fast schon genervt war – früher undenkbar.
Seit der Saison 91/92 verfolge ich die NFL richtig intensiv. Madden war einfach DER Gott der Kommentatoren. Und verantwortlich für einen Großteil meines kleinen und großen Football 1×1.
Danke dafür.
Ich geb Dir Recht, Philadelphia wird sich im zweiten Spiel nicht ganz so deutlich abschießen lassen. Aber es war schon bemerkenswert, wie die ersten beiden Reihen der Penguins die der Flyers dominiert haben. Und dann hat Pittsburgh ja noch einen dritten Block mit Staal, Torschütze Kennedy und Cooke.
Weiteres Plus Penguins: Die Defense. Ich denke, Pittsburgh wird weit kommen.
@dogfood: Bitte um Aufklärung deiner Wertung des Jol-Interviews. Was meinst du mit “fassungslos” und was mit “anderen Fragen”? Ich fand das Interview extrem erhellend und ungewöhnlich in seinem Zuschnitt auf fachliche Fragen . Aber mir fehlt aus meinem Blickwinkel die Möglichkeit, das Gesagte einzuordnen.
@ Jürgen Kalwa:
Ich glaube, dogfood hat genau die gleiche Meinung wie du zum Interview. Über ein “fassungslos” bin ich hier im Blog früher auch schon mal gestolpert und war zunächst verwirrt.
Das stellt bei ‘food ein großes Lob dar, auch wenn ich selbst es wohl auch eher in negativem Kontext verwenden würde.
Ich hab die Passage jetzt etwas umformuliert. Yep. Ich halte das Interview für ganz, ganz stark. Das Beste was ich seit geraumer Zeit aus der Bundesliga gelesen habe.
Ich hatte letztes Jahr das Gefühl das Madden gesundheitlich stark abgebaut hat. ich glaube da liegt der Grund für seinen Rücktritt. Auch wenn er mal der beste war schon seit Endfe der 90ziger gabs bessere(mich haben die Schweißfleckengrößendiskussionen um die Cowboys O-Liner immer genervt).
zur NHL: Hab das zweite und dritte Drittel vom Pit-Phi Spiel nur im Schnelldurchlauf gesehen, hatte aber das Gefühl die Flyers haben vor lauter physichem Spiel vergessen selbst Hockey zu spielen. Die Flyers haben mit Carter und Gagne etc. auch einiges an Offensivkraft zu bieten, vielleicht sollte man darauf verzichten den Gegner einschüchtern zu wollen. Ich halte nämlich die Defense der Pens für deren Schwachstelle. Ausserdem scheint Kimonen ihr Nr.1 Verteidiger angeschlagen zu sein. Er brauchte extrem lange um sich vom allersersten Hit des Spiels zu erholen(dabei hatte ich den Eindruck der Pens Spieler wäre fast komplett ins Leere gelaufen).
Keine der Serien ist schon vorbei deswegen sollte man nicht zu früh Schlüsse ziehen, aber ich hoffe, dass die Sharks noch einen Weg finden gegen das elende trappen der Ducks. Letztes Jahr wurden die Playoffs von offensivem Hockey dominiert ich hoffe es bleibt so.
@freddy7: Ja, die Flyers haben eine Mörder-Offensive, 6 Stürmer mit mehr als 25 Toren – so viele, wie keine andere Mannschaft. Nur hilft das leider nichts, wenn die immer verteidigen bzw. sich in Unterzahl aufarbeiten müssen, weil sie von den Penguins dominiert werden und dumme Strafzeiten nehmen.
So schlecht ist die Defense von Pittsburgh nicht, aber wenn es eine Schwachstelle gibt, dann sicher da.
Ich schau mir heute das zweite Spiel. Glaub aber kaum, dass das anders ablaufen wird.
@ dramma .. sehe ich ähnlich. Wobei ich stark annehme dass die Flyers zu ihren ersten Heimspiel am Sonntag (@ Dogfood heute Pittsburgh gegen Flyers und nicht Flyers gegen Pittsburgh) viel dominater und offensiver auftretten werden als im Spiel 1. und damit nochmal das Blatt in der Serie drehen könnten und damit wird die Serie nochmal sehr spannend.
@TK: Das zweite Spiel (3:2 für Pittsburgh) war schon sehr viel ausgeglichener, aber die Dominanz war trotzdem wieder auf Penguins-Seite: 50:30 Checks, dafür sind eigentlich die Flyers bekannt. Und Stichwort dumme Strafzeiten: 1 Minute 30 5-gegen-3 in der Verlängerung – kein Wunder, dass das Pittsburgh bestraft.
Für alle dies verpassen Chi-Cal sollte man sich in der wiederholung ansehen.