Down goes… schlechte Zeiten in England

Down goes…

… der Fußball

Richtig begeistern konnte die Stimmung im neuen Wembley-Stadion kaum. Da mag auch daran liegen, das abseits der Topspiele viele Plätze schlichtweg nicht verkauft werden konnten. Im August spielte die englische Nationalmannschaft vor nur 69.738 Zuschauer gegen die tschechische Auswahl – knapp 20.000 Plätze blieben unverkauft.

Dies und wohl auch in Antizipation auf die derzeitige wirtschaftliche Lage bei den Zuschauern, führt die englische FA zu einer Preissenkung für die kommenden drei Spiele (Ukraine, Andorra und Slowakei) von bis zu 25%, meldet die BBC.

Unterdessen bekommt die FA es mit der Angst zu tun, ob sie die Schulden für das Wembley-Stadion abbezahlen können. Guardians “Digger” Matt Scott weist darauf hin, dass es der FA zwar gelungen ist, die Laufzeit des Kredites um 6 Jahre bis 2023 zu verlängern. Aber eine der Hauptstützen für die Rückzahlung, ist nur bis 2017 gegeben: der Verkauf der Business-Dauerkarten. Da es für diese Dauerkarten neben dem jährlichen Preis von fast 6.700 Pfund eine einmalige Gebühr von 19.500 Pfund zu entrichten galt, die einem ein Vorkaufssrecht für 10 Jahre gibt, ging man in Kalkulationen davon aus, das viele der Dauerkartenbesitzer ihre Karte über eben diese zehn Jahre würden halten wollen. Selbst die FA bezweifelt dass die Magnetkraft von Wembley in zehn Jahren noch so groß ist, dass sie dann viele zum Kauf von solchen Businessplätzen locken wird.

Letzte Woche verkündete Mike Ashley scheinbar stolz, dass er Newcastle United nicht mehr zum Verkauf anbieten wird. Propaganda. Ashley hatte seit letzten Herbst diverse Ultimaten bekanntgegeben, bis zu denen er Angebote für die Magpies annehmen wollte. Der in dem Verkaufsangebot involvierte Investmentbänker Keith Harris bestätigt dem Guardian, das nicht ein einziges Angebot aufgeschlagen ist.

Harris schließt aus dem mangelnden Interesse an Newcastle und seine Hardcore-Fans, dass es in dem derzeitigen wirtschaftlichen Klima bis auf weiteres keine weiteren Übernahmen von Fußballklubs geben wird. Dumm gelaufen für Klubs von denen bekannt ist, dass sie händeringend nach Investoren suchen: Everton, Blackburn und Portsmouth oder einem Klub wie West Ham, der nur noch 2-3 Monate Zeit hat, bevor sein isländischer Besitzer Insolvenz melden muss.

Der Guardian-Artikel erwähnt auch den Fall von Middlesbrough. Die Bilanzen von Boro zeigen für Dezember 2007 bei einem Umsatz von 40 Mio Pfund 8,3 Mio Pfund Miese, für die neue Kredite aufgenommen werden mussten. Die Verschuldung von Boro betrug vor einem Jahr 132 Mio Pfund.

Die Hoffnung vieler Vereine scheinen ausschließlich auf die Verhandlungen für die TV-Rechte im nächsten Jahr zu liegen.

… die NBA

Nicht nur die englische FA passt ihre Eintrittspreise den wirtschaftlichen Gegebenheiten an. Die NBA hat für nächste Woche eine außerordentliche Versammlung der Geschäftsführer der NBA-Franchises anberaumt. Man munkelt dass es dabei darum geht, die Eintrittskartenpreise zu reduzieren.

Es gibt eine offizielle Sprachregelung. Die sagt, dass die NBA ein leichtes Zuschauerwachstum von 0,8% verzeichnet und die Zuschauereinnahmen gleich bleiben.

Hinter den Kulissen zeichnen sich aber Risse an dieser scheinbar makellosen Fassade ab. Die Zuschauereinnahmen werden noch zu einem großen Teil von den Dauerkarten abgestützt, die im letzten Sommer gekauft wurden, bevor die Wirktschaftskrise beim Konsumenten voll durchschlug. Einzelne Franchises verzeichnen auch fallende Zuschauerzahlen – Charlotte beispielsweise minus 5% – und fangen an die Eintrittkarten massiv zu rabattieren und mit “Mehrwert” wie Essensgutscheinen aufzuladen. Die Preisnachlässe betragen teilweise 50%. Mehr Informationen über die Rabattpolitik in der NBA im SportsBusiness Journal.

… der Motorsport

Am 19.12. bekamen GM und Chryler von Präsident Bush Zwo Kredite von bis zu 17,4 Milliarden US$ bewilligt. Wofür sie die Kredite benötigen? Unter anderen für den Motorsport: am gleichen Tag unterschrieb GM einen neuen Sponsoringvertrag für die Daytona 500, neben den Indy 500 das prestigeträchtigste Motorsportereignis in den USA.

Allerdings soll der Vertrag nach Informationen der Detroit News verschiedene Vergünstigungen für GM enthalten. Dabei soll nicht nur die Summe geringer ausgefallen sein. Der Vertrag hat nur eine Laufzeit von einem Jahr und wird dann ggf. im beiderseitigen Einvernehmen jeweils verlängert. Für die Daytona 500 und damit für die NASCAR also schlechtere finanzielle Bedingungen. Die ganz großen Pessimisten – sie sind in der Minderheit – rechnen sogar damit, dass in der NASCAR-Saison 2009 einige Rennen aus finanziellen Gründen rausfallen könnten.

Auf dem europäischen Kontinent müssen die Formel 1, Ecclestone und der britische Motorsportverband erkennen, dass der Wechsel von Silverstone zu Donington zur Unzeit kommt. Der Vertrag mit Silverstone läuft dieses Jahr aus, der neue 10-Jahres-Vertrag mit Donington für den Grand Prix von Großbritannien ist unterschrieben … Dummerweise sind die Anlagen in Donington noch gar nicht F1-gerecht ausgebaut. Die Veranstalter ISG, ein Joint Venture u.a. mit IMG begibt sich erst jetzt auf die Suche nach Investoren die 40 Mio Pfund in Donington reinpumpen.

Eigentlich wollte man das “Wembley-Modell” anwenden: bei Banken um Kredite bitten und im Gegenzug den Banken eine Beteiligung an zukünftige Ticketeinnahmen der Business-Seats geben. Doch die Banken reagieren zögerlich.

Die Zeit rennt davon. Bestimmt Eckpunkte des Vertrages müssen bis September erfüllt sein, sonst kann Ecclestone den Vertrag kündigen. Und so geht es Hoppla-Hoppla-Hopp. Nach Informationen des Daily Telegraphs soll Hermann Tielke bereits vor Ort sein und über Streckenveränderungen grübeln (das neue Streckenlayout als PDF). Heute soll es von den lokalen Behörden grünes Licht für die Planungen geben. Die 6.000 Business-Seats sollen ab Juli für 5.000 Pfund das Stück/Jahr in den Verkauf gehen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. zu NBA
    Ja, die Clubs versuchen so einiges um die Eintrittskarten loszuwerden. Es gibt unzählige Pakete (ein oder mehrere Spiele); die “Girls-Night” mit cocktails schlürfen, den Männerabend mit Scotch-Probetrinken, Pakete für Familien oder Hungrige (mit Sandwiches und Getränken), für Gruppen ab 10 Personen usw.. Es gibt keine Werbepause und keinen Verein, wo man es nicht ständig sieht. Wenn ich mich recht erinnere habe ich letzte Wochen irgendwo gesehen, dass der Eintritt für vier Spiele 89$ kostete. Und die Hallen sind zum Teil wirklich leer. Bei Jürgen Kalwa konnte man vor einigen Wochen ein Bild aus Atlanta sehen, mit einer fast leeren Halle. Und die Hawks gehören dieses Jahr zu den Top-Mannschaften im Osten und sind auf Playoffkurs.

  3. http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,600152,00.html

    damit sind sämtliche spekulation um ein wann der sonntagsberichtserstattung erledigt…

  4. na also da muss man doch jetzt noch mal den hut vor der dfl lupfen. was die in diesen zeiten geschafft haben verdient – allen ernstes – respekt. zu beginn einer der größten wirtschaftskrisen in einem unveränderten markt für das gleiche produkt mehr kohle zu kriegen als zuvor, das ist ein echter coup. denn eigentlich bestand für keinen der “großen” bieter ernsthaft gefahr,

    erneut zeigt sich, dass es bei der ard gar nicht um wirtschaftlich halbwegs sinnvolles denken geht. einfach teures recht einkaufen und dann mal schauen, was damit passiert. ein echter treppenwitz. down goes…gebührenmoral.
    bleibt nur die (völlig abwegige) hoffnung, dass dieses verhalten irgendwelche augen öffnet, die mal dazu führen dieses system zu verändern.

  5. @Thorben: zumindest was das Wahljahr 2009 betrifft.
    Was z. B. die drei Saisons ab 2010/11 betrifft würde ich auf ARD-Fussball ab 21.45 Uhr wetten.

  6. Zur NBA: Ich war im Dezember bei den Miami Heat (gegen Oklahoma), die Halle war ca. halb voll maximal 2/3 voll (von 20000 Plätzen). Die offizielle Zuschauerzahl betrug allerdings 17500 Zuschauer. Das war ein Samstag abend, also kann mir auch keiner erzählen, dass 5000 Dauerkarteninhaber keine Zeit hatten.

  7. Das die Will-Sendung dem BuLi-Fußball im kommenden Jahr vorgezogen wird, ist aus meiner Sicht und nach meinen Informationen noch nicht in Stein gemeißelt. Allgemein wird das Niveau der Polit-Talks dramatisch schlechter und kann allgemein nur noch unter niveaulose Katastrophe abgelegt werden. Entsprechend entwickeln sich die Einschaltquoten. Gerade Will glänzt mit extrem niedrigem Niveau. Da können sich die Konditionen, was wann im Programm erscheint, mit Sicherheit noch ändern…
    Zur Sportfinanzierung: Krisen haben auch ihr Gutes. Das irrsinnige Mit-dem-Geld-sinnlos-um-sich-Werfen wird offenbar gestoppt. Was ich für ausgesprochen vernünftig halte. Der Stellenwert diverser Sportarten entspricht nicht dem Geklapper, das dafür veranstaltet wird. Hier mehr Realismus reinzubringen ist zwingend erforderlich. Ich hoffe, da bewegt sich noch mehr.

  8. Das wird ja lustig am Sonntag dann. ich sehe es schon kommen.

    21:45 NDR HSV gegen Cottbus .Das andere Spiel wird ignoriert,da kein NDR Team mitspielt
    21:45 WDR Hoffenheim gegen Dortmund .Das andere Spiel wird ignoriert,da kein WDR Team mitspielt

  9. Für alle die am Wochenende die divisional Playoffs der NFL sehen wollen und nicht in den “Genuss” von NASN kommen, gibts alle Spiele live bei ORF Sport + (TW1). Auch nächstes Wochenende das NFC Conference Final auf ORF Sport + und dann der Rest in der ARD.

  10. Also scheinbar wird der offizielle Start von ESPN America auf einer Super Bowl Party in den Niederlanden durchgeführt:

    On February 1st, ESPN will launch ESPN America with a fantastic Launch Party in the Claus Event Center in Hoofddorp. The success of last year’s Super Bowl Party convinced ESPN to launch ESPN America during this event.

    Zudem finde ich folgende Aussage sehr interessant:

    Of course we will broadcast Super Bowl XLIII live! That’s why we’re there. After a very successful party last year, this is the second time we organize the Super Bowl Party.

    Watch the Match of all Matches with the original American commentators.

    Heißt das, dass wir dieses Jahr vielleicht doch die NBC-Coverage bekommen?

    Ehrlich gesagt kann mir nämlich nicht vorstellen, dass man auf der einen Seite ESPN America launcht und dann auf AFN oder so zurückgreift.

  11. Hier noch der Link zur “offiziellen” NL-Super Bowl Party:

    http://superbowlparty.nl/engels/index.htm

  12. Interessaner Satz im TorontoStar zum Thema NBA aus diesem Beitrag:

    “A Bulls ticket was once among the toughest to get in the NBA. Now, with the slumping economy and a young, relatively unsuccessful team, Chicago has been offering half-price tickets to some games, such as last night’s against the Raptors.”