Fiesta Bowl: #3 Texas – #10 Ohio State

Gerade den Fiesta Bowl aus der Konserve genossen. Einige unsortierte Gedanken zum 24:21-Sieg von Texas per Touchdown knapp 20 Sekunden vor Schluß:

Obwohl es anständige Offense-Statistiken für die erste Halbzeit gab, spiegelte der Halbzeitstand von 3:6 wesentlich besser die Zähigkeit wieder, die über der ersten Halbzeit lag.

Überhaupt die erste Halbzeit: statistisch waren die meisten Zahlen ausgeglichen. Nur in der Spielzeit stand es 18 zu 12 Minuten zugunsten von Ohio State. Erklärbar, weil Texas vorallem mit dem Pass weiterkam, während Ohio State über Läufe den Raumgewinn produzierte. Trotzdem hat es sich wie eine Überlegenheit von Ohio State angefühlt, die selbstsicherer wirkten. Es sei an die grottenschlechte Interception erinnert, die Texas-QB McCoy ausgangs der ersten Halbzeit warf: in Rückenlage, in der Rückwärtsbewegung den Ball in die Endzone reinloben wollen. Atypisch für den sonst so fehlerlosen McCoy. Ohio State hat aber aus der ersten Halbzeit zu wenig gemacht: zwei Field Goals und sonst nichts. Das sollte sich brutal rächen.

Die Überlegenheit von Ohio State hat man auch an ihre beiden besten Protagonisten in der Offense festmachen können. RB Beanie Wells rannte 96 seiner 106yds in der ersten Halbzeit.

QB Terrelle Pryor hielt sich in der ersten Hälfte besser als ich dachte. Seine Läufe hatten nichts kopfloses. Er scrambelte im richtigen Moment, kurz bevor der Pass Rush einschlug, lief gute Wege.

Das änderte sich in der zweiten Halbzeit. Texas erhöhte den Druck und Pryor scrambelte teilweise unmotiviert los. Es gab dann eine Phase wo verstärkt auf sein Passspiel gesetzt wurde und … meine Fresse, ist sein Passspiel schlecht. Optimisten haken dies unter “ungeschliffener Rohdiamant” ab, aber mitunter sah es so aus, als würde er den Ball einfach in irgendeine Ecke des Spielfeldes werfen und auf gut Glück hoffen, das ein eigener Mann rankommen würde. Fürs Spiel gerechnet hatte Pryor 5 von 14 für 66yds. Iin NFL-QB-Rating ausgedrückt, wären dass 51,5. Längster Pass von Pryor in der 2ten Halbzeit: 16yds. Es war der einzige vollständige Pass von Pryor in der 2ten Halbzeit. Ein vollständiger Pass bei fünf Versuchen. Das wäre ein NFL-QB-Rating von 40,4.

Das in der zweiten Halbzeit mit der “Trial’n’Error-Pass-Offense” noch knapp 100yds zusammengekommen sind, ist vorallem dem unglaublichen WR Brian Robieskie zu verdanken. Der hat wirklich Spaß gemacht und noch unglaubliche Catches rausgeholt, wo eigentlich keine mehr drin waren. Seine Leistung ist bemerkenswerter, weil Headcoach Jim Tressel überwiegend mit QB Boeckmann passen ließen und so die passing downs der Texas-Defense schon vorher durchtelegraphierte.

Texas QB Colt McCoy hat eine maue erste Halbzeit gehabt, dass ich mich schon fragte, ob er dem Druck nicht gewachsen sei. Anlagen waren aber da und in der zweiten Halbzeit brillierte er.

McCoy ist NFL-Material. Er ist ein unheimlich schneller Werfer. Vom Snap bis zum Werfen des Balles in einer Sekunde. Er strotzt vor Selbstvertrauen in diesem kurzen Moment den richtigen Receiver zu finden und er hat auch einen Haufen von toller Receiver die es verstanden ihren Körper auch bei so schnellen Anspielen zwischen Gegner und Ball zu bekommen. Er ist sehr gut mit Rythmuswechsel zurecht gekommen. Der Wechsel auf eine No-Huddle-Offense hat ihm keinerlei Mühe gemacht. McCoy am Ende mit 41 von 59 für 414yds und zwar mit einer Mühelosigkeit, wo andere schon über eine Tommy-John-OP nachdenken müssen… Mit WR Quan Cosby hat er auch einen kongenialen Partner gefunden: 14 Catches für 171yds und 2TDs.

Wer das Spiel auch gewonnen hat: die Defense der Longhorns, die den Druck auf Pryor und Boeckmann enorm erhöhten, gefühlt Zillionen mal den Ballträger für Raumverlust im Backfield tacklen konnten und die Offense von Ohio State eindimensional machten. Headcoach Jim Tressel wusste keine Antwort darauf und wurde einmal mehr von seinem Gegenüber “ge-outcoacht”.

Was bedeutet der Sieg von Texas für das Ranking? Der Sieg von #3 Texas war nicht des Unterschiedes von sieben Plätze würdig. Interessant ist der Quervergleich zur Ohio State-Niederlage bei USC, damals aber ohne Beanie Wells. Dennoch wird USC für sich, je nach Ausgang des BCS Title Games, irgendwas zwischen #1 und #3 für sich beanspruchen.

So richtig gestärkt hat dieser Sieg die Position der Big 12 nicht: Missouri hat sich erst in OT gegen Northwestern durchsetzen können, Oklahoma State verlor gegen Oregon. Texas Tech verlor gegen Mississippi. Und nun ein 3-Punkte-Sieg für Texas.

Es wird so oder so, nach dem Donnerstag viel zu reden geben.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Wie siehst du die NFL-Tauglichkeit der Top QB im College FB? Bradford und Georgias Matthew Stafford werden ja durchaus als Top 10 Picks gehandelt, Bradford sogar als potenzieller #1 Pick (neben Alabamas OT Andre Smith).
    Was ist aber mit Graham Harrell (Texas Tech) oder natürlich Tim Tebow, einer DER Spieler im College Football, dessen NFL-Tauglichkeit ja ständig angezweifelt wird (Parallele zu Tyler Hansbrough im College Hoops, anyone?)
    Selbst USC QB Mark Sanchez soll ja mit dem Gedanken spielen, in den Draft zu gehen.

  3. Hansbrough würde ich da rausnehmen, denn QB-Positionen sind schon ein besonderer Schnack. Kaum einer streitet Hansbrough die NBA-Kompatibilität ab. Die Frage ist nur in welcher Runde er weggehen würde und ob er mehr als nur ein Mitläufer sein kann. Für meinen Geschmack lebt Hansbrough mehr von seiner Physis und Qualität als z.B. Gonzagas Adam Morrison oder Dukes JJ Redick, die viel ihres Standings im College Basketball der Emotionalität des Spieles zu verdanken hatten und nun in der NBA unterzugehen drohen.

    Bei den Quarterbacks kommt es darauf an, wieviel Bedarf dieses Jahr an QBs herrscht. Da gibt es ja noch etliche Unbekannten wie die Jets, die Lions (jetzt wo Millen weg ist, wird es ja nicht mehr auf einen WR rauslaufen), die Seahawks etc…, bei denen noch nicht klar ist, wie groß da das Interesse an einem Neuaufbau mit einem QB-Pick in der ersten Runde ist.

    McCoy, Harrell und Bradford sind für mich potentielle 1st rounder, wobei ich zu McCoy greifen würde.

    Sanchez? Nur nach seiner 2008-Saison? Nein. Davor hat er zu selten gespielt. Sanchez, wenn er Selbstvertrauen hat, bleibt 2009 bei USC. Alles andere wäre Größenwahn oder nackte Verzweiflung.

    Tebow? Die NFL käme für ihn diese Saison zu früh. Die Entwicklung die er diese Saison genommen hat, zu einem QB der sich mehr als Passer denn als Läufer versteht, ist gut, aber noch nicht gut genug. Er mir noch zu sehr Güteklasse “Eric Crouch”: ein College Football-Phänomen. Er braucht dringend noch ein weiteres Lehrjahr.

    Ich weiß nicht ob WR Crabtree (So.) schon in die NFL geht, aber in Sachen WR mein absoluter Favorit. Receiver-Gold.

  4. Heut hat sich übrigens mit Matthew Stafford(Georgia) ein weiterer Name in den Ring geschmissen, dem von vielen die besten Eigenschaften zugeschrieben werden.

  5. Sagt mal ich habe gehört, es gäbe eine Möglichkeit die College Football Übertragungen hier zu sehen. Geht das? Über Satellit oder Live streaming? Hätte das Spiel meiner Gators schon gerne gesehen … von mir aus auch aus der Konserve … wenn es nicht anders geht.

  6. Jo. Gibt es. NASN per Satellit und in den größeren Kabelnetzen. Seit 3-4 Jahren.

  7. Lt. ESPN wird Sam Bradford noch ein Jahr in Oklahoma dranhängen, während Mark Sanchez Morgen verkünden soll, dass er in die NFL gehen will.