Rugby vom Mitt-März-Wochenende

Ich erwarte am Samstag um 18h nichts anderes als eiskalte Schauer wenn 74.500 Zuschauer ihr walisisches Team zum Six Nations-Titel und Grand Slam brüllen werden.

Doch arbeiten wir uns zuerst von unten nach oben.

Am Freitagabend 20h30 die Top14 auf EUROSPORT 2. Biarritz ist einer der Meisterschaftskandidaten, zuletzt aber mit zwei Auswärtsniederlagen. Albi kämpft gegen den Abstieg und fing sich seinerseits zwei Heimniederlagen in Folge ein.

EUROSPORT 2 zum Zweiten: am Samstag überträgt man um 17h vom European Nations Cup Russland – Rumänien. Wenn ich es richtig verstanden habe: es handelt sich dabei sechs Nationen die in Europa in der ersten Liga spielen und im Laufe von zwei Jahren eine Art Europameisterschaft der kleinen Rugby-Nationen ausspielen (Deutschland ist übrigens in der “Zweiten Liga”). Der Tabellenletzte der ersten Division steigt in die Zweite Liga ab. Die WM-Qualifikation wird wiederum in mehreren Runden gespielt, wobei die Mannschaften der Zweiten Liga später und die der ersten Division noch später hinzustoßen.

Russland liegt gleichauf mit Tabellenführer Georgien. Für den Tabellendritten Rumänien wäre ein Sieg in Russland im vorletzten Spiel ihre letzte Chance den ersten Platz anzugreifen. Vor knapp einem Jahr gewann Russland in Rumänien mit 10 Punkten. Ich denke es ist mal reizvoll zu sehen, wie in der “europäischen Provinz” Rugby gespielt wird.

Six Nations

Das letzte Wochenende sah unter grausamen äußeren Bedingungen ein furchtbares Spiel Englands in Schottland und den 15:9-Sieg der Schotten. Damit England raus aus der Titelentscheidung. Die Iren lieferten zuhause zwar Gegenwehr gegen Wales, aber es reichte nicht. Man verlor 12:16. Damit die Iren raus aus der Titelentscheidung.

Enttäuschung bei den Franzosen, die sich vom Spiel gegen Italien vorallem eine Verbesserung des Punkteverhältnisses erhofft hatten. Am Ende sprang aber nur ein sehr, sehr mühsames 25:13 heraus.

Dieser niedrig ausgefallene Sieg hat die Titelchancen massiv verschlechtert. Frankreich muss gegen die unbesiegten Waliser nicht nur gewinnen, sondern hoch gewinnen: mit zwanzig Punkten Unterschied (bei einem 19-Punkte-Sieg wird der Titel durch die Anzahl der gelegten Versuche in dieser Partie entschieden oder der Titel geteilt).

Die Waliser werden wie im Rausch spielen. Vor sechs Monaten waren sie noch die Lachnummer, weil sie in der Gruppenphase der Rugby-WM durch ein 34:38 gegen Fiji ausschieden. Jetzt kommt der neue Trainer Warren Gatland und führt die Waliser von Sieg zu Sieg. Und nun können sie zuhause nicht nur die Six Nations gewinnen, sondern auch ohne Niederlage bleiben, also den Grand Slam holen. Als Wales zuletzt 2005 den Titel holte, war Cardiff am letzten Spieltag (Heimspiel gegen Irland) im Ausnahmezustand. Bereits bei der Abfahrt der Spieler vom Hotel zum Stadion säumten eine halbe Million Menschen die Straßen.

Frankreichs Trainer Marc Lievremont reagiert und setzt für das Auswärtsspiel wieder verstärkt auf erfahrene Kräfte. Nur noch drei Spieler unter 25. Nur vier Spieler mit weniger als 13 Länderspielen. Die Schlüsselpositionen #9 und #10 werden nun von Elissalde und Skrela eingenommen. Auf der #15, der “letzte Mann” mit Fang- und Kick-Qualitäten, kommt aber überraschend der Frischling Anthony Floch für Heymans zum Zug. Floch bestreitet erst sein zweites Länderspiel, gilt trotzdem als kaltblütiger als Heymans.

Keine Veränderungen gibt es vorne: das französische Pack bleibt trotz fragwürdiger Leistungen gegen Italien unverändert. Das könnte die Schlüsselposition des Spiels werden, denn die Waliser gelten als konditionsstark und könnten per Dominanz des Pack viele Ballverluste provozieren. Wales hat heuer Dreiviertel aller seiner Punkte in der zweiten Halbzeit gemacht. Sie halten den Ball bewusst lange im Spiel, kicken ihn nicht ins Aus, um den Gegner über die Physis in der zweiten Halbzeit auf die Schlachtbank zu führen.

Am Samstag um 14h Italien – Schottland und die Frage wer den letzten Platz belegt. Italien muss mit mindestens 5 Punkten gewinnen um an Schottland vorbeizuziehen. Italien – Schottland bürgt seit geraumer Zeit für enge Spiele. Bei der WM gewann Schottland mit zwei Punkten, letztes Jahr gewann Italien in Schottland, vor zwei Jahren die Schotten in Italien mit drei Punkten.

Inkonstanz nicht nur bei der englischen Nationalmannschaft, sondern auch bei den englischen Medien, die nach dem Sieg in Frankreich schon die Sonne übern Horizont aufgehen sahen um dann seit letzten Samstag und der Niederlage in Schottland verbal alles aus der Mannschaft rauszuprügeln was geht. Ikone Jonny Wilkinson soll sein schlechteste Spiel ever gemacht haben und Trainer Brian Ashton reagiert darauf indem er Wilkinson auf die Bank setzt. Ersetzt wird Wilkinson ausgerechnet durch Danny Cipriani, der letzte Woche wegen eines Nachtclub-Besuchs von Ashton noch aus dem Kader geschmissen wurde. Cipriani, seit geraumer Zeit in England hochgehypt, dürfte am Ende ganz froh sein, dass er in Schottland nicht dabei war.

Brian Ashton könnte letztendlich gegen Irland um seinen Job spielen. Wenn der englische Verband zu der Erkenntnis kommt, dass Ashton keinerlei Perspektiven für England und die WM 2011 aufzeigt – letztendlich hat Ashton bei den Six Nations die Chance zur Blutauffrischung kaum genutzt – dürfte er schnell weg sein. England – Irland Sa 16h.

Mir sind die Übertragungszeiten von BÄH ein kleines Rätsel: die Übertragungen von Italien – Schottland und Wales – Frankreich beginnen um 14h30 und 18h30, also jeweils eine halbe Stunde nach Anpfiff. Anhand der Länge der Übertragungen vermute ich, dass man live in das laufende Spiel einsteigt, was insbesondere bei Wales – Frankreich mehr als schade ist.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp