Sechs Tage bis Selection Sunday

Es sind die letzten Tage vor dem Abschlußturnier im College Basketball. Sechs Tage bis zum Selection Sunday, wenn das Komitee des US-Hochschulsportverbandes NCAA in einer einstündigen Sendung am Sonntagabend auf CBS die 65 Teams nennt, die zur March Madness eingeladen werden.

Am Wochenende fanden die letzten regular season-Spiele in den großen Conferences statt, während die kleinen Conferences bereits ihre Playoffs und Finals ausspielten.

Missouri Valley Conference

Aus der Missouri Valley Conference (MVC) kamen in den letzten Jahren die Wichita State Shockers (schieden in den Sweet Sixteen gg George Mason aus) und die Southern Illinois Salukis (schieden in den Sweet Sixteen gg. Kansas aus)

In dem diesjährigen Finale der MVC überrollten die #21 Drake Bulldogs die Illinois State Sycamores mit 79:49. Damit kröhnten die Drake Bulldogs ihre überraschende Saison. In der Preseason wurden sie mit ihrem Rookie-Coach Keno Davis von den Experten als Letzte oder Vorletzte der Conference eingestuft. Aus der MVC wird allenfalls noch Illinois State eine Chance gegeben, in das 65er-Feld ernannt zu werden.

Big South Conference

Seit 1999 haben sich die Winthrop Eagles bislang sieben Mal den Titel geholt. Nun holten sie ihn ein achtes Mal durch ein 66:48 gegen die North Carolina-Asheville Bulldogs. Beide Teams schlossen die regular season mit 10-4 ab und liegen im RPI Rating (einem Index der die Zahl der Siege mit dem Schwierigkeistgrad des Spielplans verrechnet) nahezu gleichauf um Position 130 herum. Zu schwach als dass sich der Verlierer UNC-Asheville Chancen ausrechnen kann vom NCAA-Komitee genommen zu werden.

Die Chancen der Winthrop Eagles und ihrem Schlüsselspieler Michael Jenkins in der March Madness sind nicht gut. Bei den sieben bisherigen Teilnahmen gab es gerade einen Sieg: letztes Jahr mit einem 10-Punkte-Sieg gegen die #6 Notre Dame ehe in der zweiten Runde gegen #3 Oregon wieder Schluß war.

Ohio Valley Conference

Hier spielen die Namenlosen unter den Namenlosen. Nach den Murray State Racers und den Eastern Kentucky Colonels kommt nun dieses Jahr den Austin Peay Governors die Ehre zu als Meister die OVC in der March Madness zu vertreten. 82:64 gewann man gegen Tennessee State. Austin Peay ist immerhin 90ter im RPI-Ranking.

Atlantic Sun

Zum dritten Mal in Folge sicherten sich die Belmont Bruins den Titel. Sie gewannen 79:61 gegen die Jacksonville Dolphins. Wie soviele Mid-Majors leben auch die Bruins von ihren Dreiern, allerdings sind die Bruins schon arg: knapp 30 Dreier werden pro Spiel versucht, knapp zehn Stück finden ihr Ziel. Letztes Jahr sind sie damit in der ersten Runde gegen Georgetown rausgeflogen als man nur Backsteine warf: 6 von 26 (.231)

Ivy League

Die Cornell Big Red waren mit Abstand das dominierende Team in dieser Saison in der Ivy League, gewannen verdient die Meisterschaft und lösten damit die Pennsylvania Quakers ab, die zuvor sieben Meisterschaften in neun Jahren errangen. So unbekannt die Big Reds sind: sie sind immerhin auf Platz 67 des RPI-Rankings.

West Coast Conference

In knapp zwei Stunden geht das Finale über die Bühne. Gestern gab es zwei überraschende Halbfinals.

#22 Gonzaga Bulldogs – Santa Clara Broncos

Im ersten Halbfinale konnten sich die #22 Gonzaga Bulldogs wie erwartet gegen die Santa Clara Broncos durchsetzen. Die Abwehrschlacht fiel aber knapper als erwartet aus: 52:48. Die Broncos blieben wie eine Zecke dran und Gonzaga sah in der Offense alles andere als souverän aus. Die Broncos nahmen Gonzagas #2 Jeremy Pargo aus dem Verkehr und vorbei war es mit der Herrlichkeit der Zags. Es war enttäuschend wie wenig Gonzaga an den Schrauben drehen konnten. Das muss man sich vorstellen: die Santa Clara Broncos haben keinen einzigen Punkt von der Bank gemacht. Vier der Starting Five haben 35 und mehr Minuten gespielt, nur der Center spielte “nur” 28 Minuten. Wäre C #42 Heytwait nicht gewesen, sähe es zappenduster um Gonzaga aus.

St. Mary’s Gaels – San Diego Toreros

Das zweite Halbfinale wurde eine noch heißere Geschichte. Die #2 der Conference St. Mary’s Gaels trafen auf die #3 und den Gastgeber San Diego Toreros. Auch wenn die ESPN-Kommentatoren viel vom Heimvorteil schwätzten: davon war nicht viel zu merken. Nach dem Gonzaga-Spiel leerte sich die Halle merklich und trotz engem Spiel und Heimteam war die Halle nur zur Hälfte gefüllt.

Das Spiel nahm einen recht klaren Verlauf: die Toreros fanden hinten und vorne nicht ins Spiel und St. Mary’s konnte relativ locker seine Favoritenstellung wahrnehmen. Früh zog man auf 20 Punkte davon und die Toreros konnten bis zur Halbzeit nur Schadensbegrenzung betreiben und den Rückstand auf 13 Punkte halten.

Fast das gleiche Bild in der zweiten Halbzeit. Die Toreros nun mit einer giftigeren Manndeckung gegen die Gaels, wesentlich enger am Mann stehend, aber vorne hätten sie noch nicht einmal einen auf den Ring sitzenden Elefanten getroffen. Der Rückstand blieb konstant bei 13 Punkten.

Das Spiel kippte aber plötzlich zehn Minuten vor Schluß. Ohne ersichtlichen Grund bekamen die Gaels keine Körbe mehr rein und wurden schnell von Nervösität gepackt. Sie schlossen immer überhasteter ab, wurden immer eindimensionaler. Die ganze Mannschaft ließ sich anstecken. Todd Golden, ein sicherer Freiwerfer, verwarf, machte nur 1 von 3. Omar Samhan zog schnell Foul Nr. Vier und Fünf und damit hatten die Gaels niemanden unterm Korb mehr. Diamon Simpson, der zuvor eindruckvollste Blocks gezeigt hatte, spielte plötzlich pomadig, ging nicht mehr aggressiv zum Ball. Und je mehr die Kollegen um ihn herum kollabierten, desto mehr versuchte der WCC-Freshman des Jahres #13 Patrick Mills die Sache in die Hand zu nehmen.

Das Momentum wechselte binnen Minuten spektakulär auf die Toreros über, allenvoran um #1 Brandon Johnson, der plötzlich die wildesten Würfe reinmachte und #21 Gyno Pomare, der zu einer Art Go-To-Guy wurde: 10 von 16, 13 Rebounds, 4 Blocks, 1 Steal.

In den letzten 10 Spielminuten machte St. Mary’s nur noch vier Punkte und San Diego hatte sogar Pech dass es “nur” in die Overtime ging, denn sie hatten noch den letzten Ball. Mit 52:52 ging es in die OT.

Wer gedacht hatte, dass die erfahrerenen Gaels nun in der Overtime den Spieß umdrehen würde, sah sich getäuscht. Die Gaels fanden nicht mehr ins Spiel zurück. In einer Abwehrschlacht erzielten beide Mannschaften in der ersten OT sage und schreibe je 3 Punkte zum 55:55. Wieder hatte San Diego die Chance den letzten Ball zu machen, aber bei #1 Brandon Jacobs ging das Ego durch und er nahm einen ziemlich unmotivierten Wurf.

Es ging in die zweite Overtime und die statische Abwehrschlacht wurde erstmals von den Toreros aufgebrochen, als sie fünf Punkte am Stück machten. Damit wurde die Partie zu einem Schlagabtausch von Körben, aber die Distanzierung war gemacht worden und St. Mary’s gelang es nicht den Deckel wieder draufzumachen. Aus einem 55:60 wurde ein 59:64 und in der letzten Minute gab es das übliche Freiwurf-Prozedere.

Der Tabellendritte San Diego schlug überraschend den Tabellenzweiten Saint Mary’s 75:69.

Konsequenzen

Gonzaga gilt trotz der schwachen Vorstellung gegen Santa Clara als sicher in der March Madness drin, egal ob sie das heutige Finale gegen San Diego verlieren.

Trotz der überraschenden Niederlage ist nach Ansicht der meisten Journalisten auch St. Mary’s noch drin. Ein RPI-Ranking von 31.

Die Probleme beginnen aber, wenn es heute nacht eine Überraschung geben sollte und San Diego gewinnt. Würde das NCAA-Komitee wirklich drei Vertreter der WCC in die March Madness schicken? Oder würde man dafür St. Mary’s über die Klinge springen lassen? Wohl kaum. Dazu sind die Gaels zu stark. Stattdessen trifft es ein anderes Bubbleteam. Namentlich mit Oregon, Ohio State, Syracuse, Arizona, Florida, VCU, Villanova, Ole Miss, Dayton oder Maryland sind dass alles große und namhafte Teams, denen da durch einen Sieg der Toreros der Platz geklaut werden könnte. Das setzt die meisten dieser Teams unter Druck in den anstehenden Turnieren der ACC, Pac-10, Big Ten oder Big East den Herren des NCAA-Komitees aber nochmal richtig ein Kilo Argumente auf den Tisch zu legen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Anderes Thema: wie heute berichtet wird, steht die 6-Jahre-BuLi-Vermarktung durch Sirius-Kirch vor dem Aus. Was zu erwarten war. Daß es wg. Einsprüchen des Kartellamtes geschieht, war eine Lösung, es gab noch einige weitere… Offenbar spielt hier auch der FCB intensiv mit (beim Killen).