Screensport am Montag (Update)
Heute gibt es zwei Derbys frisch auf den Tisch: knapp 100km Luftlinie und 5 Punkte liegen zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und der TuS Koblenz. Knapp 50km sind es zwischen Manchester und Liverpool, deren “kleine” Vereine am Montag zum Duell um den vierten Platz antreten: Manchester City – Everton, ab 21h.
Heute hat Arsenals Stürmer Eduardo Geburtstag. Den wird er nach seiner Horror-Verletzung aus dem Spiel gegen Birmingham im Krankenhaus verbringen. Ich finde es immer noch im Nachhinein erstaunlich dass SKY der Versuchung widerstand während der Übertragung Zeitlupen des beinbrechenden Tacklings auszustrahlen. Die BBC hat wohl am Samstagabend in Match of the Day und in der Wiederholung am Sonntagmorgen etwas mehr gezeigt. Da ich mich weggedreht habe, habe ich die Bilder nicht gesehen.
Bereits Guardians Scott Murray beschäftigte sich während des Livebloggings am Samstag mit den Pundits von SKY und der BBC. Auch Raphael Honigstein steigt im Tagesspiegel darauf ein:
[Fast] noch schockierender als Eduardos Unglück war der typische Sanftmut, mit der Taylors Foul von den TV-Experten bewertet wurde. Ex-Nationalspieler David Platt wollte gar nichts sagen, in der BBC erklärte Mark Lawrenson, das Foul sei „in erster Linie tollpatschig“ gewesen […]
Da sich der Vorsatz nicht zweifelsfrei beweisen lässt, muss es im Umkehrschluss also ein Unfall gewesen sein. Diese bequeme Lesart führt dazu, dass in der Premier League weiter ein Klima der groben Fahrlässigkeit herrscht. Fußball soll Männersport bleiben, die eine oder andere katastrophale Verletzung muss man dafür in Kauf nehmen, so lautet eine allgemeingültige These. Es war wieder mal dem Ausländer Wenger vorbehalten, die Brutalität des englischen Fußballs zu geißeln. „Wir hören immer ‚Er ist nicht der Typ dafür’ oder anderen Unsinn“, sagte der Elsässer, „aber ein Mörder muss auch nur einmal töten.“
Bezeichnenderweise wurde später nicht Taylors Attacke, sondern vor allem die emotionale Reaktion von Willam Gallas kritisiert. Der Arsenal-Kapitän saß nach dem 2:2-Ausgleich der Gastgeber weinend auf dem Rasen. „Das gehört sich nicht für einen Profi“, sagte BBC-Experte Alan Hansen.
Die Bilder waren so furchtbar, dass die Reaktion von Honigstein verständlich ist, aber trotzdem überzogen bleibt.
Wenn Fußball schnell gespielt wird, dann prallen Menschen nun mal mit 30+30kmh = 60kmh aufeinander und es bleibt nicht aus, dass es zu Knochenbrüchen kommt. Dem Beinbruch von Cisse im letzten Vorbereitungsspiel vor der WM 2006 ging kein solches Tackling voraus. Taylor ist erst einmal grundsätzlich kein Vorwurf zu machen, dass er in der Situation ein Tackling von vorne versucht hat. Was aber sanktioniert werden muss, ist dass er es mit gestreckten Bein gemacht hat. Erst dies brachte in diesem Ball den Beinbruch zustande. Rot für ein Tackling mit gestrecktem Bein.
Ich bin zwar nicht mit jedem Pundit am Samstag einverstanden gewesen, aber ich denke sie können wesentlich besser als der gemeine Zuschauer beurteilen, wie knapp solche Tacklings zwischen Balleroberung und Fouls balancieren und haben sich daher schützend vor Taylor gestellt.
Was unterirdisch war, waren auf BBC One Scores Garth Crooks und Gavin Peacock, die nach dem Postgame-Interview von Arsene Wenger ihn harsch für seine Forderung nach lebenslanger Sperre von Taylor kritisierten. Während Crooks und Peacock Empathie für Taylor hatten, waren sie nicht in der Lage zu berücksichtigen, dass Wenger selber wohl noch geschockt war. Wenger hat immerhin noch rechtzeitig zu Match of the Day am Abend weite Teile seiner Aussagen zurückgezogen.
Honigsteins Einschätzung von Alan Hansens Bemerkung zum weinenden Gallas ist zu kurz gegriffen. Die Szenerie: es gab in der Nachspielzeit nach einem unglaublichen Patzer von Clichy einen Elfmeter für Birmingham zum Ausgleich. Bereits bei Ausführung des Elfmeters war Kapitän Gallas ausser sich und hielt sich lieber in der gegnerischen Spielhälfte aus. Nach Abpfiff sank er zu Boden und starte mit versteinerten Gesicht und glasigen Augen in die Gegend, wies Leute ab, die ihn ansprechen wollten.
Hansen stellte einen Bezug zum Meisterschaftsduell mit Manchester Utd her, sagte sinngemäß: in Manchester sitzt ein Trainer der sich bei diesen Bildern den Arsch ablacht und bei Gallas erkennen kann, wie die Arsenal-Mannschaft unter dem Druck zusammenbricht. Hansens Bemerkung “das gehört sich nicht für einen Profi” ist in diesem Kontext zu sehen: Arsenal und Gallas haben dem Gegner offenbart, dass sie angeknockt sind.
Am Wochenende fuhren die NASCAR-Rennserien in Fontana/California Speedway. Bzw. hätten fahren sollen. Die Nationwide-Serie wurde am Samstag wegen Regens abgesagt (NASN zeigte deswegen am Sonntagmorgen eine Wiederholung von Daytona) und es wurde versucht sie am Sonntagabend, im Anschluß an den Sprint Cup auszutragen. Es könnte daher sein, das NASN für die heute angesetzte Wiederholung um 16h30 frische Bilder aus der Nacht zeigt.
Update: Das Sprint Cup-Rennen musste am Sonntag abgebrochen werden und wird am Montag um 13h30 EST wieder gestartet. Das Nationwide-Rennen soll eine Stunde nach Ende des Sprint Cups starten. Also keine Aufzeichnung heute.
Zum College Basketball in der Nacht: Villanova – #25 Marquette (1h). Für beide ein wichtiges Spiel. Villanova ist ein Bubble-Team, hat aber nun drei Siege in Folge, u.a. gegen WVU und UConn. Marquette ist zwar wohl recht sicher in der March Madness drin, aber derzeit in der Big East auf Platz 5, ein halbes Spiel hinter UConn. Platz vier würde Marquette ein Freilos in der ersten Runde des Big East Championship-Turniers geben.
Ab 3h dann #25 Kansas State gegen #7 Texas. Ein Duell zweier gerankter Teams, aber mit eher vernachlässigbaren Auswirkungen. Beide sind recht sicher in der March Madness drin und beide sind in den verbleibenden vier Spielen wohl kaum von einen der vier Plätzen zu vertreiben, die auch in der Big 12 ein Freilos für die erste Runde im Meisterschaftsturnier bringen.
Spocht aus der Woche
Ohne Champions League ist bei PREMIERE bis zum Freitag wieder “Tumbleweed-Woche” angesagt – okay, es gibt zwei Spiele aus der österreichischen Liga.
Ansonsten wird in Europa der einheimische Pokal ausgekickt. ARD und ZDF zeigen am Mittwoch Wolfsburg–HSV (kurz vor 18h) und Bayern – 1860 (20 Uhr Zack). Die BBC bringt das Wiederholungsspiel aus der 5ten FAcup-Runde Middlesbrough – Sheffield Utd.
Es gibt zudem im ZDF ein Länderspiel der Frauen-Nationalmannschaft (gegen China) und einen Schwerpunkt Fußball-EM bei PHOENIX.
Dit’n’Dat
Am Freitag wurde der Zusammenschluß von IRL und ChampCars offiziell verkündet. Da bappt zwar das Label “Zusammenschluß” drauf, aber in den letzten Wochen ist die ChampCars-Serie förmlich kollabiert und man muss eher von einer Übernahme sprechen.
Kuriosität: während PREMIERE die NASCAR-Übertragungen auf ein Minimum eingestampft hat, soll es von PREMIERE die Info geben, dass die ungleich unattraktivere IRL komplett live übertragen wird (Quelle: Racingblog).
Montag, 25.2.2008
7h00 NHL: Pittsburgh Penguins – San Jose Sharks, NASN Tape
Whl: 19h
16h00 Fußball, Algerien: MCA – USMA, Canal Algerie live
20h15 Zweite Liga: Kaiserslautern – Koblenz, #21, PREMIERE live
Vorberichte ab 20h mit Jessica Kastrop. Kommentar: Marc Hindelang.
Whl: 22h30, Di 11h
21h00 Premier League: Manchester City – Everton, #27, PREMIERE live
Kommentar: Markus Gaupp
Whl: 0h35, Di 15h15, Mi 7h45
22h45 Sport Inside, WDR
Lutz Pfannenstiel, ein Fußballprofi auf allen fünf Kontinenten
Die BBL in der Krise
Whl: 0h30/EinsExtra, Di 9h20/WDR
0h15 Inside Sport, BBC One
1h00 College Basketball: Doubleheader, NASN live
1h, Big East: Villanova Wildcats – #25 Marquette Golden Eagles
3h, Big 12: #24 Kansas State Wildcats – #7 Texas Longhorns
Whl: Di 10h30, 17h30
Vorschau auf Dienstag
14h30 NHL: Ottawa Senators – Toronto Maple Leafs, NASN Tape
18h15 ULEBcup: Dynamo Moskau – Wroclaw, Rückspiel, EUROSPORT 2 live
20h15 ULEBcup: tba, Rückspiel, EUROSPORT 2 live
20h30 Fußball, Österreich: Austria Kärnten – Sturm Graz, #26, PREMIERE + ORFsport+ live
1h00 NHL, Viewers Choice: WAS–MIN oder CAR–NJD, NASN live
Reaktionen
Ich finde, man sollte bei dem Foul an Eduardo nicht zu sehr übertreiben. Jeder Profi weiss, dass er sich schwer verletzen kann, wenn er sich auf den Platz stellt. Wie bei einem Skifahrer, der sich einer Abfahrt stellt.
Jedes Wochenende sieht man in den Ligen Europas solche Fouls, meistens gehen sie gut aus und keiner kümmert sich drum. Diesmal ist es halt nicht so gut ausgegangen. Deswegen gleich alles in Frage zu stellen oder Leute anzuprangern, halte ich für sehr überzogen.
Ich hab das Spiel zwar nicht live gesehen, dass Foto vom Foul (mit dem verdrehten Knöchel) jedoch gestern in der Zeitung und es ist mir nicht schlecht geworden dabei. Man sieht jeden Tag in div. Medien schlimmere Bilder – wo es um ganz andere Schicksale geht.
Eduardo wird in sechs Monaten wieder am Platz stehen und hat noch eine lange Karriere vor sich.
@Thomas: Hut ab vor deiner Ferndiagnose, du solltest das Schreiben von Kommentaren zugunsten einer Karriere als Arzt aufgeben. Kein Mensch stellt hier ein komplettes System in Frage, aber ein wenig Empathie mit einem Sportler der sich Schien- und Wadenbein plus Knöchel bricht und ein Diskurs über die Entstehung darf erlaubt sein. Aber er steht ja in sechs Monaten wieder auf dem Platz…
In sechs Monaten ist die EM übrigens vorbei. Ich kann mir vorstellen, Eduardo hätte gerne mitgekickt.
Meine Hochachtung vor den Fernsehanstalten, die widerstehen konnten die sicherlich schlimmen Bilder zu senden.
Taylor sollte meiner Meinung nach 6 Monate gesperrt werden. Passiert ist passiert, und er scheint ja auch einsichtig zu sein, aber wenn er in 4-6 Wochen wieder dabei wäre, würde ich das als ungerecht empfinden.
Das Nascar Rennen ist ja unterbrochen worden und wird heute ab 19:00 MEZ fortgesetzt. Wie reagiert Premiere denn darauf?
@haidhauser: wir reden hier nicht von diagnosen oder medizinischen einzelheiten -> solltest mal meinen Kommentar richtig lesen.
Und ich empfinde sehr wohl Empathie für einen verletzten Sportler – aber deswegen stelle ich nicht alles in frage oder verurteile einen sportler, der sekundenbruchteile zu spät zum tackeln gekommen ist.
wenn ich für jedes foul mit gestrecktem fuß glatt rot zeige (unabhängig ob er den spieler trifft oder dieser drüberspringen kann – auch der versuch ist ja strafbar), habe ich in jeder buli partie mindestens einen ausschluss. klar gehören solche fouls geahndet – werden sie ja jetzt auch schon – aber sechs monate berufsverbot fordern für einen sportlichen zweikampf?
Also hier von einem “sportlichen Zweikampf” zu sprechen zeugt aber auch von einer eher selektiven Wahrnehmung.
Wenn Taylor so in den Zweikampf geht, dann nimmt er eine schwere Verletzung des Gegners klar in Kauf! Aus der kurzen Distanz mit gestrecktem Bein von oben reinzuspringen wird in keiner Weise durch ein “war doch im Kampf um den Ball” gerechtfertigt.
Verstehe mich nicht falsch, ich denke eine Strafe von 6-8 Wochen ist angemessen und 6 Monate würden sicherlich übers Ziel hinausschießen (zumal man Taylor den Schock selbst ansah), aber man kann das einfach nicht mit “sportlicher Zweikampf” relativieren!
Die Sperre solte solange dauern, wie der bei der Aktion verletzte Spieler nicht einsatzfähig ist. Dann begreifen einige vielleicht was los ist.
Ich lese gerade in der L’Équipe:
Eduardo bekam gestern vormittag Besuch von Martin Taylor der sich nochmals entschuldigte, bevor Eduardo gestern in ein Londoner Krankenhaus verlegt wurde.
Die Ärzte wagen noch keine Prognose ob Eduardo wird jemals wieder Fußball spielen können, da die Brüche auch den Knöchel in Mitleidenschaft gezogen haben. “Fußballhistorisch” gibt es solche und solche Fälle: Alan Smith wurde durch eine ähnliche Verletzung für ein Jahr aus dem Verkehr gezogen. David Bust konnte nach einer solchen Verletzung nie wieder spielen.
Die Forderungen nach sechs Monaten Sperre halte ich auch für übertrieben, allerdings bin ich auch der Meinung, dass bei gestrecktem Bein sofort Rot gezeigt werden sollte. Solche Tacklings sind selten dazu gedacht nur den Ball zu spielen und erhöhen die schon vorhandene Gefahr einer Verletzung immens. Wie so oft liegt die Lösung irgendwo in der Mitte, also zwischen körperbetontem Spiel und Blutgrätsche. Dass sich Verletzungen solcher Art nicht vermeiden lassen, verdeutlicht vielleicht auch die folgende Anekdote. Kurz nach der WM 2006 zog sich der kroatische Nationalspieler Marijan Buljat bei einer Trainingseinheit seines Vereins Dinamo Zagreb nach einem eher belanglosen Zweikampf eine ähnliche Verletzung zu, Knöchel kaputt, alle Bänder durch. Er hat seitdem kein Spiel mehr bestritten. Der Mitspieler der ihn beim Tackling/Grätsche verletzte war einer seiner besten Freunde, Eduardo da Silva ;)
Ohne Taylor jetzt ans Kreuz nageln zu wollen: Er ist mit gestrecktem Bein 30cm in der Luft reingegangen.
Nur weil angeblich solche Tacklings oft gut ausgehen soll man das eine hier nicht verteufeln?? Dann kann man ja auch atomwaffenfähiges Material verkaufen, oder gleich ganze Bausätze. Solange nix passiert ist das doch ok. Und wenn dann mal einer Berlin in die Luft sprengt soll man das nicht gleich so hoch hängen, es ist doch so oft gut gegangen, das passiere halt manchmal wenn man Atomwaffen verkauft.
Das ist ein Tackling mit hohem Risiko, dass man den Gegenspieler verletzt und DAS will ich mal ganz klar verteufeln. Das geht sowas von gar nicht und mir kommt die Galle hoch wenn Leute das auch noch verteidigen.
Hier hat ein Spieler durch sein (bestimmt nicht 100%ig absichtliches) Fehlverhalten einem anderen das Bein und den Knöchel durchgetreten. Das war kein Unfall, da war natürlich Pech dabei aber es bleibt immer dabei, dass Taylor mit gestrecktem Bein über dem Rasen reinspringt.
Taylor ist bestimmt kein schlechter Mensch und er war selbst geschockt, aber das macht das Foul keinen Deut besser.
Alan Smith: zog er sich diese Verletzung nicht gänzlich OHNE Gegnereinwirkung zu? Er sprang doch in einen Freistoß, wenn ich das recht im Kopf haben.
Busst: das war meines Erachtens eine unübersichtliche Strafraumsituation, als gleich drei Spieler in den Ball rutschten.
Aber bei der Eduardo-Geschichte spricht “ethone” doch die entscheidende Tatsache an: Taylor springt in der dritten Minute (also um dem Gegner gleich ordentlich Respekt einzuflößen) mit gestrecktem, ANGEHOBENEM Bein in Eduardo. Dafür bekommt Taylor nun drei Spiele Sperre Höchststrafe.
Es gibt übrigens weitere Neuigkeiten zur Verletzung: http://soccernet.espn.go.com/news/story?id=511066&cc=5739
Zitate daraus:
“He said on BBC Radio Five Live: ‘You can lose the foot, simple as. Once the foot dislocates like that, it can badly damage the blood vessels and it’s very, very serious.”
und
Even if Eduardo makes a complete physical recovery, Allardyce is also concerned about any lasting psychological trauma.
‘Once you’ve sustained such a serious injury, you’ll always tend to be aware of it before you regain full strength and confidence,’ he said.
‘It will have a big psychological effect, certainly for the next year, maybe for several months after that.’
Die drei Spiele Sperre sind m.E. keine “Höchststrafe”, sondern die automatische Sperre bei solchen Vergehen. Die FA wird sich noch zusammensetzen um dann über das letztendliche Strafmaß zu entscheiden.
mir kann keiner erzählen, dass diese Profis nicht wüssten, ob realistische Chancen bestehen, den Ball spielen zu können, BEVOR sie in ein Tackle gehen.
Und daher sollte man meiner Ansicht nach immer dann rot zeigen, wenn die Verletzung des Gegenspielers billigend in Kauf genommen wird.
Oder wie meine Mutter sagen würde: früher hättte man versucht, den Gegner abzudrängen, oder ihn abzulaufen, man hätte versucht, schneller zu sein, und vor ihn zu kommen. Man wäre keinesfalls von hinten reingegrätscht.
Ich kann jetzt nur von meiner persönlichen Erfahrung aus 17 Jahren Basketball sprechen, aber sogar jeder halbwegs intelligente Amateur weiss nach ein paar Jahren, wann er geschlagen ist, und hat dann die Wahl zu foulen, oder eben nicht.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Fussball anders ist.
So was wie ein “unabsichtliches” Foul gibt es meiner Meinung nach nicht, jedenfalls nicht im Profi-Bereich.
Entweder ich habe die Fähigkeiten, meinen Gegner mit legalen Mitteln zu stoppen, oder eben nicht. Und kein Profi kann mir erzählen, er kenne den Unterschied nicht.
Taylor geht in dieses Tackle mit der ganz klaren Absicht, seinem Gegner wenn möglich Schaden zuzufügen. Das ist Körperverletzung und hat mit Sport nun wirklich nichts mehr zu tun.
In der “Normalgeschwindigkeit” aus der Totalen sieht das Foul übrigens so aus, wie es in jedem Spiel ca. zwanzig mal vorkommt. Tackle von vorne, fertig. Der Ball war ja sogar direkt in der Nähe.
Unterschied hier war, dass Taylor die Stollen oben hatte, “studs up” nennen das die Briten. Dafür gibt’s dann Rot. Und zwar berechtigt.
Aber NUR weil das Bein bzw. der Knöchel nun bei diesem Foul kaputt gegangen sind (was mMn übrigens daran lag, dass Eduardo genau in diesem Moment mit dem gesamten Körpergewicht auf dem linken Bein stand, noch dazu dieses nach vorne positioniert war), wird dadurch das Foul nicht schlimmer.
Vier Spiele Sperre, vielleicht noch zwei, drei drauf, damit sich Volkes Zorn legt, und das war’s. Alles darüber halte ich – alle Empathie für Eduardo hin oder her – für ungerecht.
Es kam alles zusammen, und bei 99 von 100 solcher Tacklings passiert nichts.
A propos “Normalgeschwindigkeit”: Wer sich das ganze Spiel nochmal bei MotD ansehen möchte – mit der Verletzung am Anfang, aber ohne Zeitlupen – findet es hier.
@dröhn: die Forderung hört man immer wieder, aber weder dies, noch das sie auf den Blick so gerecht wirkt, ändern etwas daran, daß damit die Spielsperren schlichtem Zufall unterliegen würden.
@B.Schuss: jetzt mal abstakt von diesem Foul: Ich kann von mir persönlich als Hobbysportler (Eishockey, auch schon fast ein Vierteljahrhundert) sagen, daß ich heuer ab und an Foul spiele, in Situationen, in denen ich mir eigentlich völlig sicher bin, rechtzeitig für ein legales Vorgehen beim Gegner zu sein. Denn meine Instinkte sind halt noch auf ein ganz anderes Niveau an Reaktionsgeschwindigkeit und Fitness geprägt.
Bei den Geschwindigkeiten, die Profifussballer im Sprint erreichen, könnte ich mir schon vorstellen, daß kleine Unterschiede in der Tagesform einem fälschlich vorgaukeln können nicht “bereits geschlagen zu sein”. Insofern halte ich es für gefährlich, pauschal jedem Foul spielenden Profi Vorsatz vorzuwerfen.
Also ich habe die Bilder jetzt gesehen. Vorsatz zu unterstellen ist immer schwierig. Sicherlich keine Absicht, aber wer so einsteigt, da würde ich schon einmal in den Raum stellen, dass der eine Verletzung seines Gegenübers billigend in Kauf nimmt. In jedem Fall aber grob fahrlässig.
Ein halbes Jahr Sperre? Why not? Für mich kommt erschwerend hinzu das sich die ganze Szene irgendwo im Niemandsland des Platzes abspielte und Taylor derartig brutal spät dran war, wenn er will kann er da problemlos noch zurückziehen und so den Zusammenprall zumindest weniger intensiv machen. Aber nein, was ein vernünftiger Brite ist, der zieht so eine Aktion auch schön mit gestrecktem Bein durch. Und da kann man mir auch nichts von “schnelles Spiel” erzählen. Solch stumpfes Einsteigen will ich auf einem Fussballplatz nicht sehen und daher halte ich eine richtig lange Sperre auch durchaus für angebracht.
Ich würde B.Schuss zustimmen wollen, denn aus meiner Erfahrung(auch an die 20 Jahre eishockey) weiß ein Sportler was er tut.
Die einzigen Fouls in meiner karriere an die ich mich errinnern kann die unabsichtlich waren, sind die wo man versucht ne Scheibe wegzustechen und dabei im oder unterm Schlittschuh des Gegners landet.
Ausserdem besteht immer die möglichkeit so und so Foul zu spielen.
Wenn taylor einfach nur reinrutscht, kann er sich auch “Respekt” verschaffen ohne dass der Gegner danach krankenhausreif ist.
Der Täter sollte genauso lange gesperrt werden, wie das Opfer verletzungsbedingt ausfällt.
Es sollte jedoch bei besonders tragischen Fällen (Karriereende oder mehere Jahre Ausfall) ein Höchstmaß für den Täter über eine Saison ausgesprochen werden.
Zur Selbsteinschätzung als Aktiver kann ich berichten, das ich 2xmal einem gegnerischem Spieler die Bänder verletzt habe. Das Foul von mir war völlig bewust, da ich ihn stoppen wollte, nur natürlich nicht mit dem Resultat eines 2 bzw. 3fachen Bänderrisses.
Und auf Grund dieser Denkweise eines Sportlers, wäre die Strafe gleich der Dauer der Verletzung eine sehr faire Regelung !
gruss fedEX
naja, Sternburg, da kommen wir halt wieder zu der Frage, wie man generell mit dem Thema umgeht. Ich wage mal zu behaupten, dass es eine Zeit im Fussball gab, zu der Mann akzeptierte, wenn man “geschlagen” war, und es unterliess, dem Gegenspieler dann von hinten in die Hacken zu grätschen.
Aber heutzutage geht es doch fast nur noch darum, das Spiel des Gegners zu zerstören. Wann sieht man denn schon noch ein Tackling, dass tatsächlich auf Balleroberung abzielt ?
Ich denke halt, die Fussballer halten lieber drauf, auch wenn die Chancen, den Ball zu spielen, eher gering sind. Man will ja nicht als Weichei darstehen, schon gar nicht in England.
Klar will ich nicht jedem Foul spielenden Profi Absicht unterstellen. In dem Grenzbereich, den du beschreibst, mag es einige geben, die sich einfach um die entscheidenden 5 Zentimeter vertun.
Und man weiss ja auch nicht immer, welche Körperhaltung der Gegenspieler in dem Augenblick, in dem man auf ihn trifft, einnehmen wird. Wäre Eduardo gesprungen, wäre vermutlich gar nichts passiert.
So heisst es doch…
Mir geht es eher darum, ob den Spielern die Antworten auf diese Fragen EGAL sind, wenn sie zu so einem Tackling ansetzen. Von wegen Sportsgeist, Fair Play, und so…
Dieses “gehört dazu, kann halt passieren”, das spiegelt meiner Ansicht nach eine Geisteshaltung wider, die mit Sport wie Ich ihn sehen möchte, nichts zu tun hat. Als ob diese Dinge zufällig passieren, und im Grunde ja keiner was dafür könne.
Denn das ist einfach Unsinn.
Eduardo wird vielleicht Sportinvalide, und das hat nichts mit “Schicksal” oder “Sport” zu tun, sondern einzig und allein mit dem Kollegen Taylor.
Ich denke die Masse der Fussballprofis weiss sehr genau, wo die Grenze ist, und treffen eben bewusst die Entscheidung, diese zu übertreten.
Re: “Ich wage mal zu behaupten, dass es eine Zeit im Fussball gab, zu der Mann akzeptierte, wenn man “geschlagen†war, und es unterliess, dem Gegenspieler dann von hinten in die Hacken zu grätschen.”
Eher nein. Wie seinerzeit beim Tod von George Best ausdiskutiert wurde, waren die Fouls früher brachialer.
Honigstein hat den gleich Artikel heute in der SZ.
Zum weinenden Gallas kann ich sämtliche Reaktionen der Kommentatoren nicht verstehen! Warum gehört sich so etwas nicht? Habe das Spiel leider nicht gesehen und kann nicht sagen, wie eng Gallas und Eduardo sich standen. In meinen Augen sind Tränen Emotionen und was wäre Fußball ohne diese???
Zu Kommentatoren fällt mir noch ein, dass Herr von Thurn und Taxis gestern richtig schlecht war!!!!!!!!!
Als besonders bitte finde ich Kommentare nach dem Motto ‘wär’ er anders gestanden’ oder ‘wär’ er gesprungen’, weil das impliziert, dass das Opfer eine Mitschuld an der Schwere der Verletzung trägt. Solche Verletzungen kann man bei dieser Art hirnverbranntem In-den-Gegner-Grätschens nur dann verhindern, wenn man über dem Platz schwebt.
Vielleicht fehlt es mir ja an Phantasie, aber ich kann mir nicht vorstellen, was Mr Taylor mit dieser Aktion bezwecken wollten, wenn nicht eine vorsätzliche, schwere Körperverletzung. Und davor sollte man nicht nur auf der Straße geschützt werden, sondern auch als Sportler auf dem Spielfeld. Insofern halte ich eine Sperre von zB 6 Monaten für durchaus akzeptabel, wenn nicht sogar angebracht.
–
Angesichts dieses Fouls möchte ich auch meine Position vom zweiten Spieltag dieser Saison revidieren (re: Naldo vs. Klose): Es ist gut, dass wir solche dämlichen Aktion, die nur oder zum überwiegenden Teil zum Ziel haben, den Gegner aus dem Spiel zu nehmen, nicht öfter sehen.
Es stimmt, daß es in (fast) jedem Spiel, ob in den höchsten Profiligen oder in der Kreisklasse, Fouls wie das von Taylor gibt. Übrigens auch Schläge mit den Ellenbogen. In unteren Ligen nehme ich den Spielern noch ab, daß sie tapsig und ungeschickt sind. Und daß auch mal die Emotionen überkochen. Manchmal wird eben auch bei den Alten Herren (da kicke ich noch) zum Frustabbau voll durchgetreten. Aber:
Jedes dieser Fouls wie das von Taylor kann die gleichen Folgen haben wie bei Eduardo. Wie jeder Ellenbogenschlag Jochbein, Nasenbein oder Kiefer brechen kann. Wenn das nur ab und an passiert, hat das nur mit Zufall und Glück für den Betroffenen zu tun.
Eine Grätsche mit gestrecktem Bein, Stollen voran, 30 cm über dem Boden bricht sofort Schien- und Wadenbein, wenn der Getroffene fest auf dem Fuß steht, den Fuß im Boden “verhakt” hat und der Oberkörper in einer ungünstigen Position ist. Hat der Getroffene viel Glück, gleitet der Fuß auf dem Rasen weg, und er kriegt einen Drall, der ihn auf den Boden wirft. Hat der Getroffene weniger, aber imme rnoch Glück und der Fuß hängt im Boden fest, der Oberkörper ist aber in einer günstigen Position, dreht es den Oberkörper durch die Hebelwirkung weg und er knallt noch unangenehmer auf den Boden. Je nach Konstitution, Position und Trefferpunkt kriegen aber die Knöchel und die Bänder was ab.
Bei Eduardo kamen alle negativen Faktoren zusammen.
Das Foul sollte man nicht kleinreden. Mein Bekannter aus London hat heute mit einem Zuschauer gesprochen, der in Birmingham im Stadion war. Der sagt, daß es ein offener Bruch war, Knochen rausgeschaut haben, und der untere Teil des Beines inklusive Fuß weit abgewinkelt war. Da offenbar die Bänder auch durch waren, hing der Fuß nur noch am Fleisch und an den Muskeln. Ob es nun stimmt oder nicht, das dreht auch hartgesottenen Leuten den Magen um.
Zu diesen Fouls allgemein: da wie gesagt es meist nur Glück ist, daß bei solchen Blutgrätschen keine so extremen Dinge passieren, müssen die Schiedsrichter und auch die Sportgerichte schärfstens dagegen vorgehen. Lächerlich, daß es bei solchen Fouls oft nicht einmal einen Freistoß geschweige denn eine gelbe oder rote Karte gibt, beim Trikotausziehen oder Meckern aber sofort. Irrsinn das.
Taylor wußte, was er machte. Er wollte Angst verbreiten. Sicher wollte er Eduardo nicht so verletzen, das glaube ich. Aber er wußte, daß es so möglich war.
Ich bin ein Anhänger der Regel, diese Treter zu sperren, bis der verletzte Kollege wieder spielen kann. Nur so kriegt man diese irren Kampfhunde in den Griff.
Also ich denke man muss auch den Zeitpunkt im Spiel berücksichtigen. Wenn ein solches Foul nach 80 Minuten beim Stand von 0:0 passiert, kann ich noch argumentieren der Verteidiger war angesichts des Konditionsverlusts bereits etwas konzentrationsschwach und müde.
Wenn so ein Foul nach 2(!) Minuten passiert, dann spricht das nur dafür, dass der Verteidiger:
– sich Respekt verschaffen wollte
– dem Stürmer den berühmten Schneid abkaufen wollte
– über den berühmten Kampf zum Spiel finden wollte.
Ob man das gut finden soll oder nicht: So ist Fußball und das wissen alle 22 die den Platz betreten. Rein juristisch willigt man ja auch bereits im Vorhinein in die Körperverletzung ein.
Ich habe übrigens tiefen Respekt vor den fairen, nicht von Rachegelüsten geprägten Aussagen von Eduardo.
Nein, aber es gibt nunmal einen “Grenzbereich” in dem man solche “Unfälle” nicht ausschließen kann. In England sowieso, da heißt es, solange der Ball dabei ist, ist es kein Foul…
Sah’ man am Wochenende auch beim 1-0 von West Ham bei Fulham, das war ein Tor, wie es in Deutschland nie und nimmer gegeben würde. Nolberto Solano springt mit dem gestrecktem Fuß zum Ball, während schon Fulhams Torhüter Niemi den Ball fast fest in Händen hält – aber eben nur fast. Solano trifft zuerst den Ball, dann mit u.a. dem Knie den Torhüter, Ball fällt mit etwas Glück ins Tor, 1-0. Und das alles im 5-Meter-Raum…
Doch, den Ball spielen.
Wenn man das nicht richtig findet, muss man tiefer gehen. Ans britische Selbstverständnis. Wie erwähnt, in England gibt’s die sog. “50-50 tackles”, d.h. das kann gut gehen, muss aber nicht – die werden eben in England oftmals nicht mal abgepfiffen. Wenn der Ball dabei ist, ist es dann kein Foul. Und dieses Selbstverständnis ermöglicht es eben, dass es so tackles gibt.
Hier möchte ich noch auf die Grätsche gestern gegen Schweinsteiger zu sprechen kommen, als er schon geschossen hatte und Kompany (?) von hinten mit zwei gestreckten Beinen angerauscht kam. Scheissegal (sorry), ob der Schuss da schon abgegeben war. Aber die Grätsche war ebenfalls zu 100% unverhältnismäßig und im Vergleich zu Taylors Aktion noch ne riesen Ecke heftiger. Und da gehts mir nicht um ne Freistoßpostion für Bayern, aber wenn er nur nen Bruchteil früher ranrauscht und Schweinsteiger nur noch auf einem Bein steht (bei Torschuss ja nicht unüblich), dann schepperts da ähnlich…Zumindest kams mir bei Betrachtung der Livebilder und der ersten Zeitlupe so vor. Seitdem hab ichs nicht mehr gesehen.
Bei solchen Aktionen finde ich, sollte wirklich hart durchgegriffen werden. Und Sperre=Verletzungszeit find ich da nicht mal verkehrt. Natürlich mit einer Obergrenze und nur bei roter Karte. Aber irgendwo muss da jetzt ein Umdenken einsetzen und an die Gesundheit der Spieler gedacht werden.
Ja, Fussball ist ein Männersport und ja, dabei braucht es auch Körperkontakt und Härte, aber eben in gesundem Rahmen. Gestrecktes Bein und Stollen auf Knie/Bein haben da nix verloren.
re Reality Check: Aber das mit der Akzeptanz solcher Aktionen in England heisst ja nun nicht, dass das richtig ist. Siehe gestrecktes Bein in den Torwart. Der ist in so ner Aktion die ärmste Sau und hat quasi keinen Schutz. Wenn er nicht zum Ball geht ist er der Depp, wirft er sich Kopf voraus rein, kriegt er wahlweise Schuh/Knie/Ellbogen an einen ungeschützten Körperteil. Ist das ok? Find ich nicht. Zumindest im 5er sollte es da Grenzen geben. Natürlich nicht das weinerliche abpfeifen von jeder Art Körperkontakt wie in Deutschland, aber halt alles was im unfairen Bereich liegt (=gefährend für die Gesundheit ist). Muss erst mal wirklich einem der Schädel eingetreten werden, bis man drüber nachdenkt da eher abzupfeifen?
Und eins noch:
Diskturieren wir jetzt hier über das Foul an sich, die Reaktion einiger Medienvertreter in England, die Konsequenzen für solche Fouls oder etwas anderes? Oder alles durcheinander? Hab momentan viel zu lernen und verlier da leicht den Überblick bei den vielen Beiträgen ;)
Die Grätsche von Kompany gegenüber Schweinsteiger mit der gegen Eduardo zu vergleichen finde ich lächerlich und werde das deswegen noch nicht mal begründen. Vielleicht hat ja jemand anderes Lust dazu.
@ Joerre
wenn du dir die Szene noch mal anschaust und bei deiner Meinung bleibst, dann wäre ich darüber sehr überrascht.
Was RealityCheck über den Englischen Fussball schreibt ist auf jeden Fall von Bedeutung, allerdings sollten solche Fouls endlich härter bestraft werden. Auch wenn es früher sogar noch ne Spur heftiger war.
gruss fedEX
Apropos unfaire Spieler und so: van Bommel kriegt seine Strafe…
Nein, aber das ist der Grund für Taylors Einsteigen. Und deshalb sollte man über Taylor (und die englischen Medien) nur bedingt richten und dafür etwas die deutsche Perspektive verlassen.
Da sollte man die englische Vorstellung von “Härte” kritisieren, aber Taylor hat sich genau so verhalten, wie man es auf den britischen Inseln von einem Verteidiger erwartet.
Und nur noch mal zur Verdeutlichung:
Ich halte gar nichts davon, eine Sperre von der Verletzung abhängig zu machen, denn es gibt viel zu viele Faktoren, auf die der “Verletzende” keinen Einfluss hätte. Da kommt man ganz leicht zu verschuldensunabhängigen Strafen. Und das ist alles andere als gerecht. So bitter es für den Verletzten ist.
Ich weiß nicht wo ihr hernehmt, dass solche Tackling so oft passieren würden. Taylor kommt mit 10-15 Metern Anlauf und springt mit offener, hoher Sohle in Richtung Ball/Spieler. In der Echtzeit-Perspektive sieht man das Tackling so gut wie gar nicht weil ein anderer Spieler direkt davor steht.
Verflucht, er tritt ihm das Bein durch! Habt ihr die Bilder nicht gesehen???
Es waren maximal drei bis vier Meter. Und als er “abhebt”, d.h. zur Grätsche ansetzt, ist er nur noch etwa einen Meter entfernt. Und genau in diesem Moment spitzelt Eduardo den Ball zu Seite. Macht er das nicht, trifft Taylor den Ball.
Udn bevor mir jemand das Wort im Mund umdreht ;) , ich behaupte damit nicht, Eduardo sei (mit-)schuld. Ich meine nur, dass Taylor auf den Ball gehen wollte. Nicht auf das Bein.
Ich würde ja das YouTube-Video zur BBC-Analyse verlinken, auf dem man das sehr gut sehen kann, aber das ist mir erstens rechtlich zu heikel, zweitens werden diese Videos sowieso derzeit stündlich entfernt.
Mal ein anderes Thema:
Nike rüstet ab 2011 Frankreich aus
Da gehen also die eingesparten DFB-Millionen hin.
Besonders bemerkenswert:
Um den FFF als Vertragspartner zu behalten, bot Adidas zuletzt 28.8 Mio Euro jährlich. Das sind fast vier Mio mehr, als der DFB nun bekommt…
RealityCheck: da ich lange genug Fußball gespielt habe, stimmt ich Deiner Aussage NICHT zu. Taylor ist nicht auf den Ball gegangen. Taylor wollte Eduardo (dem er spieltechnisch wie den meisten anderen Spielern von Arsenal hoffnungslos unterlegen ist) Angst machen, ihm beibringen, daß er einen unerfreulichen Nachmittag haben würde. So läuft das. Und da war es ihm egal, ob er den Ball oder die Beine oder beides trifft. Ich behaupte nicht, daß er ihn SO verletzen wollte. Aber ob er ihn trifft und verletzt, war Taylor in letzter Konsequenz totalegal. Und da muß es Strafe geben.
Bei allem kommerziellen Entwicklungen: Fußball ist und bleibt noch ein SPIEL. Eduardo wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sein Leben lang nicht mehr Fußball spielen (Bulletin von Arsenal von heute). So viel zum “Spiel-Gedanken”. Plattfüßige ungeschickte Abwehrspieler werden genau in der Form “heiß” gemacht. Und genau so spielen sie dann. Mit den genannten Folgen, zum Glück immer noch relativ selten. Damit es nicht zunimmt, muß man diesen Tretern beibringen, was geht und was nicht.
interessant wird die diskussion doch, wenn man die forderung von allofs und höneß einbezieht, die da lautet die spielmacher besser zu schützen. bei solchen bildern wie vom wochenende gehen mir spontan die gegenargumente aus. könnte ein solches foul nicht genauso in der bundesliga passieren?
(btw: als positiven fall möchte ich henrik larsson erwähnen, der nach seinem schienen,- und wadenbeinbruch ’99 noch eine erfolgreiche karriere hatte. so weit ich mich erinnern kann war die verletzung aber fast ohne gegnereinfluss entstanden)
So etwas kann jeden Spieltag auch in der Bundesliga passieren. Auch da laufen tapsige Treter herum, die mit genau diesen Methoden ihre spieltechnischen Mängel zu kompensieren suchen. Die Mentalität ist aber – zum Glück – noch ein wenig anders als in England.
Ich mag van Bommel z. B. nicht. Der Mann wird restlos überschätzt und ist schlechter als sein fußballerisches Image. Also versucht er das, durch eine spezielle Spielweise zu kompensieren. Er wird immer foulen, provozieren, stänkern und so weiter. Was drin steckt, steckt drin…
Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß ein van Bommel SO einsteigen würde. Da hat auch dieser Wadelbeißer eine Hemmschwelle. Was ihn mir wieder ein wenig sympathischer macht…
Nur um es mal in Relation zu setzen, weil Martin Taylor hier als Bauerntrampel oder als “Enforcer” abgestempelt wird, der bewusst krachende Härte einsetzt um Eduardo mal zu zeigen wo es lang geht, oder der als Tölpel zu langsam für gepflegtes Spiel ist: wenn die Zahlen bei Fußballdaten.de stimmen, dann hat Taylor in 84 Premier League-Spielen 0 Rote Karten und 4 gelbe Karten gesehen.
84 Spiele und gerade mal 4 gelbe Karten.
Die Verletzung von Larsson entstand zwar mit Gegnereinfluss, aber war an sich kein Foul sondern mehr ein unglückliches Stolpern. Kann man auch bei youtube etc. nachschauen, da haben Verletzungsfilmchen gerade an Beliebtheit zugelegt.
Zur Schweinsteiger-Szene: Wie oben erwähnt, als ich es im ersten Moment beim Livespiel sah, ging mir durch den Kopf dass das ganz böse hätte ausgehen können. Und wie schon erwähnt hab ich es seitdem nicht mehr gesehen ;) Sollte mir der Ausschnitt wieder über den Weg laufen kanns gut sein, dass ich meine Meinung dazu revidiere. Haften geblieben sind mir nur die beidbeinige Grätsche und das mit gutem Tempo und von schräg hinten. Aber mag sein, dass ich es falsch in Erinnerung habe.
@Reality Check:
Klar hat das mit der britischen Perspektive zu tun und mag sein, dass es im Sinne der britischen Fussballmentalität richtig ist. Aber darum gings mir doch: Sollten nicht auch mal die Briten überdenken was da so hin und wieder passiert? Nur weil etwas Tradition hat, ist es doch nicht zwangsläufig richtig. Da dürften dann eben für meinen Geschmack auch die Meinungsbildenden im TV kritischer hinter das große Ganze schauen.
Und ich hängt mich da gar nicht so sehr am Thema Eduardo auf.
Denn diese Mentalität führt doch irgendwie dazu. Schönes Beispiel auch C. Ronaldo, der ja immer gern mal über die Auslinie getreten wird. Und am Ende lacht jeder drüber und meint, er würde es ja provozieren mit seinem Auftreten und seiner arroganten Spielweise. Das erinnert mich dann wieder an die “sie trägt nen Minirock, sie wollte es doch”-Argumentation.
Ganz abgesehen davon, dass das Foul jetzt gar nicht so als Beispiel für die richtig üble Kategorie herhält. Denn es stimmt schon: Es waren keine 15m Anlauf sondern 3 bis 4 Schritte und er tackelt ihn nicht im Flug, sondern halt “nur” mit gestrecktem Bein. Das macht das Foul nicht besser und die Absicht Eduardo eine mitgeben zu wollen ist wohl mehr als offensichtlich. Aber ich finde es ist eben ein passender (so traurig er ist) Anlass, um mal über das Thema generell zu sprechen. In England vor allem, aber natürlich auch hier.
Dogfood: Martin Taylor ist ein typischer englischer Abwehrspieler, was schon einiges über seine Stärken (Kopfball, Stabilität, Härte) und Schwächen (langsam, technische Mängel) aussagt. Von seinen fußballerischen Qualitäten liegt er eher unter dem Durschschnitt, weshalb er auch bei Birmingham und nicht anderswo spielt.
Er spielt immer schon einen ziemlichen Rumpelfußball wie andere auch, ist aber nie durch übergroße Unfairness aufgefallen. Auch die bisherige Gelbe/Rote-Karten-Statistik stimmt so.
Interessanter wird die Sache aber durch ein paar andere Fakten. Er wird 30. Er hat einige gesundheitliche Probleme. Ob sein Vertrag bei Birmingham verlängert wird, ist äußerst fraglich. Das schafft Druck.
Sein Trainer und seine Art, Fußball spielen zu lassen und seine Art, Spieler “heiß” zu machen, sind bestens bekannt. Das Spiel war sehr wichtig für Birmingham. Taylor wird keine Anweisung bekommen haben, Arsenal-Spieler bewußt kaputt zu treten. Aber denen Angst einzujagen, denen den Schneid zu nehmen, die “langsam” zu machen, das mit Sicherheit. Wie gesagt, der Trainer ist ja nicht so ganz unbekannt…
Dann wird die Kante schmal, auf der man sich bewegt.
Fouls wie dieses hier sind nur dadurch zu vermeiden, indem man “harten britischen Abwehrspielern” und anderen weltweit auch deutlichst klarmacht, was geht und was nicht. Sonst kann man nämlich immer nur auf das Glück des “Getretenen” hoffen, daß er doch noch hochspringt, den Fuß wegzieht oder das Bein nicht am Boden klebt, sondern weggleitet.
Und darauf hoffen ist ein bissele wenig für mich.
Hmmm…
It is hoped that Eduardo will be running again in six months time and making a full recovery after nine months.
Arsenal.com
Vielleicht nicht ganz so brutal, aber gerade Thomas Herrmanns auf BÄH beim Anblick des kümmerlich gefüllten Auswärtsblocks:
Wixer!
Ja, am 9. November 2009.
Ja? Letzter verletzungsbedingte Ausfall war im August 2007. Um Spielpraxis zu sammeln, war er danach an Norwich City ausgeliehen, daher hat er diese Saison bisher nur vier Einsätze für Birmingham City. In der Aufstiegssaison 2006/07 war Taylor Stammspieler und Leistungsträger mit 35 Einsätzen.
Wohl nicht. Nicht schon wieder, um genauer zu sein. Denn er wurde gerade erst im April um drei Jahre verlängert (siehe Link oben).
Als Trainer von technisch unterlegenen Mannschaften wie Schottland oder Birmingham bleibt einem nicht viel anderes übrig als Motivation und Defensive. Abgesehen davon hat McLeish alles andere als einen schlechten Ruf. Siehe seine Arbeit bei den Rangers. Was deine Implikationen sollen und auf was sie fußen, weiß ich nicht.
Bitte??? Ein Spiel gegen den souveränen Tabellenführer? Alles andere als ‘ne Niederlage gegen Arsenal wäre im Vorfeld eine Sensation gewesen.
@Noregret: Merk Dir eines! §1: RealityCheck hat immer Recht! §2: Sollte dies ausnahmsweise nicht der Fall sein, tritt automatisch §1 in Kraft! ;-)
Und die alte Frage: Da gibt es nicht rein zufällig eine leichte Übereinstimmung bei zwei ips?
Zur Erläuterung: Ich meine natürlich zwischen denen von RealityCheck und NoRegret. Habe den guten schon lange im Verdacht, sich nachmittags in die nächste Telebude zu verziehen und mittels Zweitaccount die eigenen Diskussionen anzuheizen.
Interessante These ;-) würde erklären, warum die Beiden sich auch bei digitalfernsehen.de manches Mal so beharkt haben.
Sagt mal, habt ihr nichts Besseres zu tun ?
vielleicht sinds ja auch zwei Brüder, die über eine gemeinsame Internetverbindung surfen…;)
Was Taylor betrifft, letztendlich kann natürlich nur er selbst sagen, was ihm bei dem tackling durch den Kopf gegangen ist.
Ich frage mich trotzdem, wann die Grenze zwischen sportlicher Härte und Körperverletzung überschritten wird. Nehmen wir mal an, Eduardo muss seine Karriere beenden. Welche Strafe hätte Taylor zu erwarten ?
Gibt es überhaupt eine, mal abgesehen von der üblichen Spielsperre ?
Ich meine, wie sind da die Relationen ? Darf man den Leuten jetzt die Beine brechen, weil “das nun mal zum Sport dazugehört” ?
Wenn ich auf der Strasse jemandem die Beine breche, sei es im Rahmen eines Unfalles, oder von mir aus auch in voller Absicht muss ich schliesslich auch dafür gerade stehen, sei es im Rahmen von Schadensersatz, oder im worst case sogar mit Knast.
Oder unterschreiben die Spieler so was wie ne Verzichtserklärung ?
Vielleicht kann mich ja jemand hier über die rechtlichen Dimensionen solcher “Sportverletzungen” aufklären.
ehrlich gesagt, chelsea, nein, hab ich nicht. Sitze hier im Büro, der Arbeitstag fängt ruhig an, da der Chef üblicherweise erst um 11 auftaucht. Bis dahin vertreib ich mir die Zeit halt hier, und in diversen anderen Blogs/Foren.
Mal abgesehen davon, dass das Thema “sportliche Härte” mir schon länger auf der Seele brennt.
Und was machst du hier ? ^^
Ich mache auch meinen morgendlichen Rundgang, aber ich seziere dabei nicht jeden Comment und gucke, ob da ein Zusammenhang zu anderen Äußerungen besteht ;-) Ich frage mich auch, ob das sinnvoll ist. Aber das überlasse ich anderen.
Irgendwie haben hier Leute einen Tickfehler. Verschwörungstheorien lassen sich besser über 9/11 aufstellen…
Zu Eduardo: Mediziner sagen, daß ein Schien- und Wadenbeinbruch, auch ein offener Bruch, heutzutage in Richtung Heilung kein großes Problem mehr darstellt. Die Sache wird aber schlimmer, je näher die Bruchstelle an einem Gelenk oder an den Knöcheln liegt. Angeblich soll Eduardo auch Knöchelbrüche haben. Am schlimmsten ist es jedoch, wenn zum Bruch noch beschädigte und/oder gerissene Bänder kommen. Was bei Eduardo auch angeblich so sein soll. Die Heilungsprozesse (Knochen, Knöchel, Bänder) behindern sich gegenseitig bzw. können erst nacheinander eingeleitet werden. Das macht die Sache so schlimm.
Mein Orthopäde meint, zu 80 % spielt Eduardo nie wieder Fußball, jedenfalls nicht auf dem Level wie bisher.
Das dürfte dann die Sache doch nicht wert gewesen sein.
Unter dem Gegner den Schneid abkaufen verstehe ich aggressives Deckunsverhalten, Tempo und faire Härte. Kein Kaputt-Treten.
Jo, bin auch auf dem Rundgang. Was das wohl über die Arbeitseffizienz in deutschen Büros aussagt. ;)
Nichts! Man kann, auch wenn man will, in manchen Berufen den Arbeitstag nicht zu 100 % vollpacken. Wäre auch für die Effizienz nicht so nützlich. Zwischen Telefonaten und Meetings gibt es nun einmal pausen, die man zur Bildung oder zur allgemeinen Erbauung (andere Leute beleidigen etc. ;-) ) nutzen kann. Was der Arbeit durchaus dient.
Ach NoRegret…
Macht es einen Unterschied, ob Eduardo jemals wieder Fußball spielt? Das ändert doch am Foul nichts? Beamte werden ja auch nach Ausbildung (=Foul) und nicht nach Leistung (=Auswirkungen) bezahlt. ;)
Die Bindung einer Sperre an die Verletzungzeit macht keinen Sinn, wie schon jemand geschrieben hat wäre die damit an die persönliche Konstitutione des Verletzten gebunden. Außerdem wäre es bei einigen Fouls schwer, den direkten Einfluss des Fouls auf die Verletzung nachzuweisen.
Mir wäre es lieber man würde sofort das Foul hart bestrafen, statt sich im Nachhinein in solchen Wischi-Waschi-Sachen zu ergehen. Ein Spieler gefährdet die Gesundheit eines anderen => lange Sperre.
Fußballspieler gehen mit ihrer Zustimmung zu den Regeln des Verbandes auch eine Vereinbarung zur Sportgerichtsbarkeit ab. In der Regel heißt das, dass ein verletzender Spieler durch die Sperre des Verbandes abgestraft ist. Eine Klage vor einem zivilen Gericht verbieten die Verbände, um die Trennung von Sport und Staat aufrecht zu halten. Ich hab da aber leider gerade die Bestimmungen zu nicht finden können.
In Fällen wie Roy Keane (den ich für den Rest seines Lebens für die vorsätzliche Körperverletzung vom Fußball ausgeschlossen hätte) kann man jetzt drüber diskutieren ob das so geschickt ist. Im Umkehrschluss kann aber auch niemand wollen, dass jeder Verein wegen jedem Pups zum Gericht rennt.
Wenn ein Gericht jetzt zum Beispiel klären müsste, ob Diegos Sperre mit drei Spielen angemessen oder gar rechtens ist würde das den Spielbetrieb bei den üblichen Zeiten die ein Gerichtsverfahren benötigt erheblich einschränken.
Ich kann mir ehrlich gesagt auch nur schwerlich vorstellen, dass Eduardo jemals wieder Fußball spielt. Trotzdem sagt Arsenal, dass er in sechs Monaten wieder laufen und in neun Monaten wieder Fußball spielen kann. Das die eher positive Nachrichten dazu verbreiten halte ich für legitim und trotzdem neige ich dazu, deren Aussage als meiner Vorstellungskraft zu vertrauen.
Arsenal schreibt in dem Statement:
Eduardo has fractured his left fibula and sustained an open dislocation of his ankle joint in the same leg
Sprich er hat sich das linke Wadenbein (anscheinend nicht das Schienbein) gebrochen und sein Knöchel ist offen “herausgesprungen”.
Also ich fände eine Strafe von 6-8 Spielen angemessen. Das Foul von Taylor war schon sehr heftig, abgesehen von den Folgen.
Nun Stelle ich mir die Frage wie man solche Fouls allgemein handhaben sollte. Ist ja richtig sie stark zu bestrafen und ich heiße sie ganz bestimmt nicht gut. Solche Aktionen gehören nicht auf den Fußballplatz! Jedoch halte ich ein halbes Jahr oder länger einfach für überzogen. So bitter es ist, ich denke nicht, dass man die Strafe des Täters am Grad der Verletzung Messen sollte. Wenn dem so wäre müßte man meiner Meinung nach ja jeden Spieler bestrafen durch den sich ein Gegenspieler eine Verletzung zuzieht (“gleiches Recht für alle”) auch wenn es ein ganz harmloses Foul war. Desweiteren wäre es ja dann so, dass bei einem Foul der übelsten Sorte (z. B. “Blutgrätsche” von hinten), bei dem keine Verletzung entsteht die Strafe unter Umständen kürzer ist als bei einem leichten Foul bei dem sich der Gefoulte schlimm verletzt. Außerdem denke ich, dass schlimme Fouls einfach unabhängig von der Verletzung des Gefoulten zu sehen sind. Sie müssen imm bestraft werden. Wenn jetzt z. B. ein Spieler ähnlich wie Taylor einsteigt, der Gegenspieler aber noch rechtzeitig hochspringen kann. Sollte dieser Spieler eine geringere Strafe bekommen??? Ich denke ganz klar nicht!
Du sprichst da noch ein klares Problem bei der Bindung an. Vollkommen zurecht.
Was ich noch vergessen habe, zu dem Komplex der Sportgerichtsbarkeit kommt noch eine arbeitsrechtliche Problematik hinzu. Bei langen Sperren überlegt es sich ein Spieler dann garantiert mehrfach, ob er nicht doch vor ein ziviles Arbeitsgericht geht und gegen ein Berufsverbot klagt.
Wobei Berufsverbote generell nicht rechtswidrig sind. Sie sind nur Eingriffe in ein Grundrecht (in D). ;)
ich würde schon ganz gerne auch noch einmal auf Kompanys Aktion eingehen, da Joerre die dankenswerter angesprochen hat.
Das ist mir am Sonntag im Stadion mehrfach aufgefallen, dass Spieler des HSV (und hin und wieder ein Bayer; Hallo, Herr van Bommel), nachgezogen haben, nachdem der Ball schon weg war.
Ein Typus von Foul, dem ich sehr wenig abgewinnen kann, weil sich der Spieler in diesem Augenblick nicht mehr schützen kann. Er konzentriert sich auf das Abspiel oder den Schuss und kurz nachdem der Ball weg ist, rauscht dann von der Seite oder von hinten ein Spieler an.
Geschenkt, ich habe die Situation nicht im Fernsehen gesehen, aber für mich war live im Stadion die Grätsche von Kompany extrem übelst. Jetzt kann man spekulieren, ob er einfach zu spät dran oder sich etwas Respekt verschaffen wollte, aber diese 50/50 Tacklings, bei denen bei Glück der Ball gespielt, und, wenn nicht, dann wenigstens der Gegner Respekt abgenötigt bekommt, halte ich persönlich für extrem unnötig. Die Verletzungsgefahr bei einem missglückten Tackling ist einfach zu gross.
Nicht zuletzt gibt es Trainer, die ihren Abwehspielern lehren, auf Tacklings am Besten zu verzichten (Hallo, Herr Löw).
schon seltsam. Im “normalen” Rechtssystem ist es durchaus üblich, dass sich die Strafe am entstandenen Schaden bemisst. Warum das hier so kategorisch ausgeschlossen wird, ist schon verwunderlich, meiner Ansicht nach.
Nochmal: wenn ich im “Zivilleben” jemanden so schädige, dass er berufsunfähig wird, muss ich auch dafür bezahlen, sei es durch Schadensersatz oder evt. Knast.
Wie kann es sein, dass hier die Sportgerichtsbarkeit über der regulären Gerichtsbarkeit steht ?
Sportrechtler, dringend gesucht….
Ich sehe Sport bei aller Geldproblematik immer noch als “Spiel” an. Womit es einfach nicht Sinn und Zweck sein kann, den Gegenspieler=Kollegen zu verletzen. Also sollten Aktionen, die – wenn auch rein nach Zufallsprinzip – solche Verletzungen hervorrufen können, per Regel verboten werden. Siehe NFL: bestimmte Blocks und Tacklings sind verboten und werden bestraft, ob man jemanden verletzt hat oder nicht. Im laufenden Spiel.
Damit sollten Tacklings mit gestrecktem Bein, Stollen voran weit über der Grasnarbe generell verboten sein, egal ob von vorne, von hinten oder von der Seite. Gleiches gilt für Ellenbogenschläge. Es gehört NICHT zur Sprungtechnik, den Ellenbogen auszufahren. Wenn die Regeln so geändert und die Schiedsrichter angehalten würden, genau diese Praktiken zu bestrafen und aus dem Spiel zu verbannen, würde es deutlich weniger Verletzungen geben. Verletzungen gibt es ohnehin, da auch Spieler ohne böse Absicht zusammenrauschen können, womit sich einer die Knochen bricht.
Meiner Meinung nach würde der Fußball durch ein solches Regelwerk eher attraktiver. Für mich bleibt der Sinn beim Fußball, Tore zu erzielen. Diesem Ziel würden solche Regeln dienen.
Im “Zivilleben” spielt aber auch der Vorsatz eine große Rolle und den kann man Taylor wohl kaum nachweisen. Im Übrigen bemisst sich zwar die Strafe am entstandenen Schaden, aber eben nicht nach dem Motto “Auge um Auge …”. Gerade bei Körperverletzungen gibt es doch zumindest bei Ersttätern praktisch immer eine Bewährungsstrafe. Da ist ja dann die Sportgerichtsbarkeit mit vielleicht mehreren Wochen Spielstrafe und den damit verbundenen Gehaltsverlusten fast schon härter.
Mir fällt da zu B.Schuss und NoRegret noch ein Beispiel ein:
2 Spieler gehen zum Kopfball. Dabei rempelt der einen Spieler den anderen so, dass man es ein Foul nennen kann. Durch den Rempler kommt der Spieler aus der Balance und fällt unglücklich. Er bricht sich daraufhin irgendwas oder diverse Bender sind durch.
Nach eurer Argumentation muß also der Spieler, der den Rempler gemacht hat eine so lange Strafe bekommen wie der andere Ausfällt.
Ich fände einen solche Regelung nicht gut und auch nicht praktikabel.
Man kann ja allgemein sagen, solche Tacklings mit gestrecktem Bein und offener Sohle sollten generell mit 10 Spielen Strafe oder mehr belegt werden.
@B.Schuss
Ich kann deinen Vergleich mit dem “normalen” Rechtssystem verstehen und auch nachvollziehen. Dort gibt es ja auch noch die Unterscheidung in Fahrlässigkeit und grobe Fahrlässigkeit. Trotzdem stelle ich mir es einfach schwer vor solche Dinge im Fußball nachzuweise. Es gibt sicher viele eindeutige Fälle, aber es gibt ja auch solche Fälle wie ich sie oben beschrieben habe. Wie würdest du denn mit einem solchen Fall umgehen?
und wie will man sehen, ob der stollen oben oder unten war? unsere schiris können oft nicht unterscheiden ob ein ellenbogen ausgefahren war, oder nicht. nicht weil sie blind sind, sondern weil es um sekundenbruchteile, geschwindigkeit, entfernung und sicht geht. dazu kommt die reaktion (und zum teil die schauspielerei) des gefoulten spielers…
@nyck
Ganz “einfach”: das vielbeschworene härtere Durchgreifen bei bestimmten Attacken müßte endlich konsequent umgesetzt werden. Tackling mit Stollen voran: Rot, Ellenbogen ausfahren und treffen: Rot, und alles mit mindestens 3 – 4 Spielen Sperre. Es würde nicht lange dauern und diese Szenen würden nur noch selten stattfinden. Ergo: das Thema Entscheidbarkeit spilet keine so große Rolle mehr.
In der Praxis würde aber so eine engere Regelauslegung dann wohl wieder am Ruf nach “internationaler Härte” scheitern, wenn es Niederlagen in der CL setzt.
Man könnte (ich tue ;)) die Bestrafung mit einer roten Karte als zu niedrig sehen. Die Mannschaft wird geschwächt, aber nicht zwingend entscheiden oder substantiell. Es gibt keinen direkten Nachteil in der einzigen Währung auf dem Feld: den Toren.
Die folgende individuelle Strafe einer Spielsperre ist dann a) ziemlich willkürlich b) im Rahmen dessen, was sich der Verband traut, ohne eine Klage befürchten zu müssen und c) beeinflusst den Verein unter Umständen nicht genug. Bei der Kaderbreite heutzutage kann ein Taylor zum Beispiel relativ gut ersetzt werden.
Selbst für Diego hat Bremen mit Daniel Jensen und/oder Aaron Hunt eine nicht zu schlechte Alternative.
Die Sportgerichtsbarkeit steht nicht ÜBER dem nationalen/zivilen Recht, sondern eher daneben oder außerhalb.
Wer sich der Sportgerichtsbarkeit unterwirft erkennt die Sportgerichte und Verbandsgremien als “Rechtssprechungsorgane” an. Im Prinzip könnte jeder gefoulte Spieler zum zivilen Gericht rennen und Klage erheben.
Allerdings verbitten sich FIFA, UEFA etc. solche Aktionen und verlangen zwingend von der Politik und den Verbänden die strikte Trennung. Deswegen wurde Griechenlang auch für (ich glaube es waren neun) einige Tage aus der UEFA ausgeschlossen, bis sich die Politik wieder mit ihrer versuchten Einflussnahme auf den Verband zurückgezogen hat. Aktueller Fall ist Spanien: http://www.zeit.de/news/artikel/2008/02/18/2478931.xml
Als Spieler müsste man befürchten, aus dem Verband ausgeschlossen zu werden und dementsprechend im bezahlten Fußball nicht mehr tätig werden zu können.
Es gab doch schon eine ähnliche Geschichte in Österreich, hier der Artikel im Standart..
http://derstandard.at/?url=/?id=2424656
(Rechts finden sich weitere Links zum Fall)
Ich weiß jetzt allerdings nicht wie das Ganze letztendlich ausging, da wissen die Österreicher hier wahrscheinlich besser bescheid.
Mein Rundgang ist irgendwie deutlich später.. :)
Ich meinte übrigens gerade nicht die erwähnten ips, aber sei’s drum.
Jetzt muss ich mir erst einmal einmal die ganzen Beiträge durchlesen, um dieser wirklich spannenden Diskussion folgen zu können (ich weis, kann keiner erwarten).
B. Schuss: kurze Antwort: das ganze wird (sowohl Zivil- als auch Strafrechtlich) über Einwilligung gelöst.
Wenn ich an einem sportlichen Wettstreit teilnehme (soweit unterscheiden wir Hobbyathleten uns nicht von den Profis), willige ich zunächst darin ein, im Rahmen der geltenden Regeln körperlich angegangen zu werden.
Fouls könnten da zunächst problematisch sein. Jedenfalls bei Profis aber muss auch von einer Einwilligung in spieltypische Regelverstöße ohne Verletzungsabsicht* ausgegangen werden. Der schon erwähnte Satz “Die wissen doch, worauf sie sich einlassen” ist da gar nicht so falsch.
Wenn ich mich richtig erinnere, konnte deshalb Keane wegen seines Revanchefouls damals zivilrechtlich belangt werden (und hätte es m.E. auch strafrechtlich werden können). Weil er später in seinen Memoiren herausposaunt hat, den Spieler in der Absicht, in schwer zu verletzen umgetreten habe. Und dieses ist natürlich nicht mehr von der Einwilligung gedeckt.
Hinzu tritt das von ethone erwähnte Damoklesschwert der Verbandssanktion und teilweise ein undurchsichtiges (und m.E. großteils rechtlich unbeachtliches) Gemisch aus vertraglichen Haftungsausschlüssen und Sportgerichtsbarkeitsunterwerfungen.
..Mist, muss schon wieder los.
*das ist mehr als “billigend in Kauf nehmen” = Vorsatz
@Eagel-F1:
mir ist schon klar, dass es im sportlichen Wettkampf eine Art “Grauzone” gibt, wo Körper mit teilweise hohen Geschwindigkeiten aufeinander prallen, ohne dass einer der Beteiligten “Schuld” ist im rechtlichen Sinne.
Und wenn offensichtlich ist, dass beide Spieler zum Ball gehen, würde ich auch keinem die Schuld für eventuelle Verletzungen zuschieben wollen.
Aber das ist eben der für mich entscheidende Punkt: man versucht, den Ball zu spielen, und zwar in einer Art und Weise, die geeignet ist, a) den Ball tatsächlich zu treffen, und b) den Gegenspieler dem geringstmöglichen Verletzungsrisiko auszusetzen.
Wenn ich aber Aktionen wie die von Taylor sehe, habe ich so meine Zweifel, ob manche Spieler überhaupt noch versuchen, tatsächlich den Ball zu spielen, und zwar in sportlich sinnvoller Art und Weise. Von Rücksichtnahme auf die Gesundheit ihrer Gegenspieler mal ganz abgesehen.
Und in solchen Fällen wird dann meiner Ansicht nach auch die Grenze zwischen ( fairem ) sportlichen Wettkampf und Körperverletzung überschritten.
Logischerweise hätte ich dann auch kein Problem, den Verursacher in Haftung zu nehmen. Denn das war ja eben -keine- zufällige Kollision im Kampf um den Ball.
meine Antwort gilt in gleicher Weise auch für die Bemerkungen von Sternburg.
Wie du schon richtig bemerkt hast, ist die Unterstellung der Absicht der entscheidende Punkt.
Klar wird kaum ein Spieler im Nachhinein zugeben, den Gegner ernsthaft verletzen zu wollen, aber Fahrlässigkeit, oder “billigend in Kauf nehmen”, kann man in solchen Fällen wie dem oben beschriebenen doch unterstellen, oder ?
Und unabhängig von den juristischen Feinheiten fühlt sich einfach mein Gerechtigkeitsgefühl verletzt ( sic! ), wenn ich sehe, dass Eduardo vielleicht mit 25 Sportinvalide wird, und der Verursacher dafür vielleicht noch nicht mal zur Rechenschaft gezogen wird.
Klar, er wird ein paar Spiele Sperre kriegen, aber er kann zumindest weiterhin seinen Lebensunterhalt bestreiten ( dabei gehe ich natürlich davon aus, dass Eduardo kein heimlicher Bestsellerautor oder Kernphysiker ist, der Fussball nur zum Vergnügen spielt ).
Für viele Fussballer ist die körperliche Unversehrtheit ihr einziges Kapital. Und nicht jeder verdient so gut, dass er es sich leisten könnte, mit 25 in Rente zu gehen..
Es wird im Fußball immer Verletzungen geben. Damit muß jeder rechnen, der diesen Sport ausübt.
Auch bei ganz normalem, legalem, regelrechten Verhalten kann ich einen Gegenspieler gesundheitlich schädigen. Das Risiko muß jeder tragen, der den Sport betreibt. Keine Diskussion.
Es gibt im Fußball “Grauzonen”. Beispielsweise wird ein Diego meist von einem oder mehreren Gegenspielern “bearbeitet”, leicht gefoult, verbal beleidigt und “aufgeputscht”… weil bekannt ist, daß sich der Bursche provozieren läßt. Das ist zwar aus meiner Sicht nicht schön, gehört aber eben auch zum Fußball und kann nicht vermieden werden. Und es soll genug Spitzenspieler geben, die damit problemlos leben können.
Und es gibt im Fußball Aktionen wie bestimmte Grätschen und Ellenbogenschläge, die entweder gezielt den Gegenspieler “ausschalten” sprich verletzen sollen bzw. wo dies billigend in Kauf genommen wird. Hier hört für mich die Toleranz auf. Egal, ob was passiert ist oder nicht, wer so vorgeht, gehört vom Platz gestellt. Schon ein paar Wochen diese Art Regelauslegung (die den FIFA-Regeln ja entspricht!), und die “Bösewichte” sind geheilt. Echt. Man müßte es nur wollen.
wie ist denn das im boxen, wenn ich dem klitschko den kiefer breche?
Sorry wenn ich wieder mit was halb-juristischem ankomme… aber sittenwidrige Verträge oder Vertragsbestandteile sind rechtlich nicht bindend.
Bei Verletzungen und Aktionen wie von Didulica finde ich es richtig im Zweifel vor Gericht zu gehen. Die im Artikel durchscheinende Sichtweise von wegen die Richterin hätte keine Ahnung und das müssten Leute mit “Ahnung von der Materie” entscheiden finde ich eine ziemliche Sauerei.
Der Sport ist nicht losgelöst von gesellschaftlichen Moral- und Unversehrtheitsvorstellungen. Auf dem Platz ist eben NICHT nur auf dem Platz und sonst nichts sondern auf dem Platz ist genauso auch Leben wie in der Straßenbahn oder auf der Arbeit.
Ich würde es gerne sehen wenn Fouls wie das von Taylor oder Didulica geächtet werden. Dazu Ellbogenschläge, Unsportlichkeiten jeder Art (auch Diegos Geschubse!) und alles, was den Gegner über Gebühr gefährdet.
Wohlgemerkt nicht die Personen, die Aktionen. Es bringt gar nix die Person an die Wand zu nageln, das schlimme war nicht Taylor sondern seine Aktion.
Eines vorweg: Ich habe das Foul + Folgen nicht gesehen und lege auch wenig Wert darauf.
Aber gerade in der EPL gibt es eigentlich bei jedem Spiel Zweikämpfe, die einem die Haare zu Berge stehen lassen und nur mit Glück ohne Folgen bleiben, ohne dass der Schiri auch nur Foul pfeift. Dieses Anarchische macht doch auch den Reiz aus.
Hier kam halt offenbar alles Blöde zusammen, was nicht daran ändert, dass man Mr. Taylor für einige Wochen/Monate aus dem Verkehr ziehen sollte – und zwar unabhängig davon, ob Eduardo in einem Jahr oder gar nicht mehr Fußballspielen kann.
Die Idee, Rotsünder solange aus dem Verkehr zu ziehen, wie der Gefoulte aussetzen muss, ist schon sehr alt. Ich erinnere mich an die 80er Jahre in Spanien, als Bilbaos Goygochea (oder so ähnlich) innerhalb von zwölf Monaten Maradona und Bernd Schuster mit Brutalo-Fouls für lange Zeit in den Krankenstand getreten hat.
Taylor hat drei Spiele Sperre bekommen.
Nö. Die drei Spiele Sperre sind weiterhin nur die vorläufige, automatische Sperre. Das Urteil der FA ist noch nicht gesprochen. Hier wird es dann veröffentlicht
@ Frankfurter löwe
Der Mann heißt Andoni Goikoetxea und ist vielen sicher besser bekannt als Schlächter von Bilbao.