Trainer fliegen wieder tief: Guido Buchwald und Billy Davies. Next Up: Rafa Benitez
Nach der Niederlage von Alemannia Aachen in Augsburg (0:1) am gestrigen Sonntag wurde Guido Buchwald in Aachen gefeuert. Amtszeit: 5 Monate.
Aachen fiel durch inkonsistente Leistungen auf. Zuhause ungeschlagen, gab es auswärts nur einen Sieg. Gewann man zuhause gegen Freiburg 2:0 und spielte gegen 1860 noch 0:0, verlor man auswärts z.B. in Augsburg und Aue
Laut KICKER soll Guido Buchwald auf die Frage nach den gründen für die schwankende Leistung gesagt haben: “Ich weiß nicht, woran es liegt“. Sieht natürlich aus Sicht eines Managers nicht brilliant aus.
Der Tabellenletzte der Premier League Derby County und sein Trainer Billy Davies gehen getrennte Wege. Davies hatte am Wochenende den Vorstand kritisiert. Er habe seit 2-3 Wochen versucht mit dem Vorstandsvorsitzenden Adam Pearson zu sprechen, der sei aber als Geschäftsmann eine schwer beschäftigte Person und hatte nie fünf Minuten für ihn übrig.
Derby County hat aus 14 Spielen nur 6 Punkte geholt (1 Sieg, 3 Unentschieden, 10 Niederlagen, 5 geschossene Tore)
Richtig heiß wird die Geschichte mit Rafa Benitez bei Liverpool. Hatte ich letztes Wochenende noch herzhaft gelacht, als ich von der angeblichen Anfrage des FC Bayern bei Benitez gehört hatte, weil ich Benitez’ Positions für sicher hielt, hat sich die Stimmung nun geändert.
Aus allen Quellen in England sickert es derzeit durch, dass Benitez und die US-Besitzer von Liverpool, Tom Hicks und George Gillett, derzeit bzgl. der Investitionen und Kader nicht der gleichen Meinung sind. Am Wochenende hat Benitez nachgelegt und
den Besitzern mehr oder weniger direkt Ahnungslosigkeit vorgeworfen “They don’t understand what the transfer window means in Europe […] They need to understand how difficult it is to sign players.”
Benitez selber spricht davon, dass die Atmo seit einem Meeting Ende Oktober gestört sei, ohne dass er wisse warum: “They told me to be focused on coaching and training because Rick Parry will be looking after signing players.”
Als es zum Ende der Woche eine Warnung von Hicks gab, Benitez solle die Klappe halten und sich darauf konzentrieren die Spieler richtig einzustellen, gab Benitez nach dem 3:0-Sieg gegen Newcastle eine Pressekonferenz auf der er nicht weniger als 15mal sagte “as always I am focused on training and coaching my team”
Die Besitzer haben inzwischen per Presseerklärung verlauten lassen, das man gar keinen Groll gegen Benitez hege und das man sich im Dezember zusammensetzen werde, um über abstehende Transfers zu beraten.
Despite speculation in today’s newspapers, there is nothing new to say,” it read. “We had a good win yesterday and have got some very important games coming up starting with Porto on Wednesday, followed by Bolton and Reading, before Marseille and Manchester United in a few weeks. Both of us, together with the chief executive Rick Parry, plan to meet with Rafa when we come over mid-December to make decisions on the team’s requirements at that time.
Was fehlt, ist ein knuffiger Satz wie “wir lieben Benitez und wollen bis zum Lebensende hemmungslosen, zügellosen Sex mit ihm haben” oder artverwandte Liebesbekundungen. Auch Benitez reagiert unterkühlt: Mitte Dezember sei zu spät um über das Transferfenster im Januar zu beraten.
Hier haben wir Besitzer, die die Heizung für Benitez langsam runterdrehen, nachdem dieser mit einem teuren Kader in der Gruppenphase der CL zu scheitern droht. Dort haben wir Benitez der in der letzten Woche fleißig dabei war, einen Scheitel nach dem anderen nachzulegen, um den Besitzern einzuheizen.
In dem Boulevardblättchen “News of the World” war gestern zu lesen, dass der Abschuß von Benitez bereits feststünde und Mourinho als Nachfolger auserkoren sei.
Halbwertszeit der Beziehung Liverpool – Benitez: anstehende Champions League-Spiele. Wenn Liverpool nochmal verliert oder nach Ende der Gruppenphase, also nach dem Mittwoch oder nach Di 11.12.
Womit die Alternative Benitez für den FC Bayern dann doch recht ernst zu nehmen ist. Oder für den HSV? Oder die englische Nationalmannschaft, wo sich die Kandidaten nicht gerade über den Haufen rennen? Irgendwas in Spanien oder Frankreich? Italien?
Nimmt man alles zusammen – Liverpool-Besitzer und Benitez können nicht miteinander, Zeitpunkt für Benitez zum Absprung günstig, weil lukrative Posten da sind, harter Cut für Liverpool zum Jahreswechsel möglich, Benitez dank Rotation nicht bei allen Fans beliebt – ist die Entlassung nur eine Frage der Zeit.
Reaktionen
Mal ne Frage:
Was bedeutet denn in dem Zusammenhang “inkonsistent”? Meinst du eher inkonstant, also schwankend, was die kurze sportliche Zusammenfassung implizieren mag? Oder meinst du eher den Zusammenhalt (lat.: con=zusammen + sistere=halten)?
Nur mal so klugscheisserisch nebenbei? ;->
Alternativ sind Duden oder Wiktionary dein Freund:
Ich nehme [2].
Ich würde diese Unbeständigkeit bei dem Wort auch eher im physikalischen Sinne sehen. Ist aber auch egal, versteht jeder, was gemeint ist.
Dann ist meine angeschobene Diskussion aber sehr inkonsistent. Ich nehme dann [1].
OK – gewonnen.
Doll ist auch bald wieder frei.
Solange es nicht um inkontinente Leistungen geht… :-)
Wobei DAS auch aus Fußballermund kommen könnte.
Wie kamen die Verantwortlichen bei Aachen eigentlich auf den Herrn Buchwald. Ach ja, der hat früher mal toll gespielt. Deswegen ist er doch noch lange kein Trainer mit 2-Liga-Niveau. Allein für diese Entscheidung müssten diese Printen gleich mitgehen.
@dogfood: Das soll jetzt hier nicht als Kritik daher kommen, ist nur meine Meinung: Ein einfaches “Unbeständigkeit” hätte es auch getan, oder?
— joonas: Doll ist auch bald wieder frei.
Funkel auch bald, will ihn nicht jemand? evtl., vielleicht ….. BITTE!
@Rally: Buchwald hat davor mehrere Jahre in der J-League trainiert, was man nicht per se als Schwachmaten-Liga abtun sollte. Ich sofern kann ich mir vorstellen, dass man sich in Aachen die Sache angeschaut hat und gedacht hat: der Buchwald, der ist okay, der hat gelernt, der ist bundesligareif.
Ich hatte aber seinerzeit bei Buchwalds Verpflichtung nicht verstanden, wie man sich die “charakterliche Kompatibilität” zwischen Buchwald und der Alemannia vorstellte.
Nicht persönlich gemeint, aber Aachen ist für mich “Blut und Boden-Fußball”, ähnlich wie Kaiserslautern (und das was der BVB derzeit vermisst). Man lebt von einer gewissen Ausstrahlung, von einer Kernigkeit und Bodenständigkeit. Da war Hecking eine gute Wahl, der nicht nur eine gewisse Markigkeit verströmte, sondern auch taktisch/spielerisch nicht sich nicht nur auf Abgrätschen-Fußball reduzieren ließ und gut das Gleichgewicht hielt.
Buchwald hat eine völlig aseptische Ausstrahlung gehabt, die nicht zu Aachen passte. Das ist nicht kriegsentscheidend solange die Spiele gewonnen werden. Wenn es aber kriselt, fällt sowas schneller auf den Trainer zurück.
Die 2te Bundesliga ist halt ein anderes Kaliber, als die J-League.
Wenn ich mich auf die Suche nach charakterlichen Kompatibilitäten im Profifußball zu begeben hätte, wäre zuvor vermutlich die Lektüre von Becketts “Warten auf Godot” angebracht. Der moderne Vereinssport lebt doch von den überwiegend gut alimentierten Wanderarbeitern und nur in wenigen Fällen entwickelt sich eine Verbundenheit zu den Idealen des Vereins. Der kleinste gemeinsame Nenner ist die saisonale Zielsetzung; und das vorgeblich pathetische Herzeigen des Emblems auf dem Vereinstrikot ist die moderne Variante des Judaskusses.
Im Falle Aachen denke ich aber auch daran, dass die Fähigkeiten des dortigen Managements wohl eher suboptimaler Natur sind. Die Perspektive eines ehemaligen Torwarts ist halt eingeschränkt und irgendwie scheint Herr Schmadtke diese Unterstellung auch noch belegen zu wollen, wenn er nun Guido Buchwald entlässt. Die aktuell fünf Punkte, schlimmstenfalls werden es sieben sein, Abstand auf einen Aufstiegsplatz können doch kein triftiger Grund für diese Maßnahme sein.
In der nach oben offenen Printenskala würde ich an Schmadtke die Höchstzahl vergeben, da er für die eigene Unzulänglichkeit einen perspektivisch arbeitenden Trainer opfert.
@dogfood: Der Herr Buchwald kann noch 20 Jahre in Japan oder sonst wo trainieren… ich glaube, da sind wir und dann doch einig, oder?
Von Kompetenz spricht eine solche Trainerverpflichtung jedenfalls nicht.
Vielleicht holen Sie jetzt ja den Herrn Kohler, der knüpft da nahtlos an…
In der “stärksten 2.ten Liga aller Zeiten”, wird halt auch ein Weltmeister mit Spitznamen Diego nicht so einfach der Heilsbringer zum direkten Wiederaufstieg…!
Also sollte Mourinho wirklich an die Anfield Road wechseln, dann fall ich vom Glauben ab. Fehlt bloß noch dass er Lampard mitbringt und Gerrard verkauft. Aber wenn sie schon keine Skrupel haben Anfield abzureißen dürfte Mourinho auch kein Problem sein