McLaren verliert 2007er Punkte, zahlt 100 Mio US$ Strafe
Update: Kurz nach 21h bringt SKY überraschend doch Ausschnitte aus einer längst abgehaltenen Pressekonferenz:
Dennis: “. Alle drei unsere Fahrer, Hamilton, Alonso und De la Rosa, haben heute vor der FIA Erklärungen abgegeben in dem sie kategorisch bestreiten, dass Informationen von Ferrari an das Team weitergegeben worden sind. Alle unsere [zirka 140] Angestellten haben heute Erklärungen vorgelegt, dass sie keine Informationen von Ferrari benutzt haben. Hat McLaren Erkenntnisse von Ferrari benützt? Nein. Und das konnte heute nicht nachgewiesen werden!”
Dennis sieht extrem angeschlagen aus, steht kurz vorm Heulen. Das Sprechen überlässt er vorallem dem Anwalt.
Frage: Werden sie in Berufung gehen? Wissen wir noch nicht. Wir brauchen das offizielle Urteil.
Frage: Glauben Sie dass sie das einzige Team sind, das wegen Spionage belangt gehört? Nein, wir glauben nicht das wir spioniert haben.
Frage: Was waren die heute vorgelegten neuen Beweise der FIA? Protokolle des eMail-Verkehrs zwischen den Fahrern und in einem Fall Coughlan. Wir legen Wert auf die Feststellung dass keinerlei Erkenntnis an das Team gelangt sind.
Update: In den 21h-Nachrichten gibt es von SKY keinerlei Verweis mehr auf eine Pressekonferen von Ron Dennis. Die Berichterstattung wurde verkürzt. Vermutlich wird es also heute nicht mehr viel zu dem Thema geben.
Es soll gegen 20h15 deutscher Zeit eine Pressekonferenz mit Ron Dennis geben.
Das Urteil
McLaren-Mercedes verliert alle Punkte der diesjährigen Konstrukteurs-Weltmeisterschaft und muss eine Geldstrafe von 100 Mio US$ zahlen.
McLaren-Mercedes verliert nicht die Punkte in der Fahrer-WM und darf die Preisgelder und TV-Gelder behalten.
Ein merkwürdig inkonsistentes Urteil.
Der Spionagefall
Nigel Stepney, ein Ferrari-Ingenieur, soll Informationen, Daten und Unterlagen von Ferrari mit dem McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan ausgetauscht haben.
Dokumente die der FIA vorliegen, sollen beweisen dass die Kommunikation just in den Tagen vor Grand-Prix-Rennen sehr rege gewesen sei. Diese Dokumente stammen vermutlich aus einem Strafverfahren der italienischen Staatsanwaltschaft wegen Industriespionage. Es sind Protokolle über eMails, SMS und Telefonate von Anfang März bis Mitte Mai zwischen den beiden.
Die Protokolle sollen zudem auch beweisen das weitere Angestellte von McLaren in den Informationsaustausch involviert waren. Angeblich soll McLaren-Testfahrer Pedro De la Rosa direkt angewiesen worden sein, die Ferrari-Erkenntnisse von denen Stepney via Coughlan erfuhr, auszutesten. De La Rosa soll außerdem Fernando Alonso erzählt haben, Informationen über Ferraris Bremsbalance zu besitzen.
Eine erste Anhörung in diesem Verfahren gab es Ende Juli. McLaren-Mercedes kam damals mit einem blauen Auge davon, weil nicht nachgewiesen werden konnte, dass Informationen von Stepney in die Fahrzeuge von McLaren eingeflossen sind. McLaren-Mercedes versicherte nur Coughlan hätte die Informationen über Ferrari gehabt.
Mit den Telefon-, SMS- und eMail-Protokollen war es nunmehr möglich McLaren das Gegenteil zu beweisen. Es waren bei McLaren doch mehr Leute involviert. Zudem habe die Kommunikation mit Stepney noch wesentlich länger angedauert, als bislang von McLaren behauptet.
Die Ron Dennis-Pressekonferenz
Was wird Ron Dennis heute um 20h15 auf der angekündigten Pressekonferenz sagen? Wird er Berufung einlegen und damit die Affäre weiterkochen lassen? Wird er zurücktreten, nachdem er schon in den letzten Wochen sehr angeschlagen war?
Reaktionen
SKY News hat inzwischen längst auf Alarmstufe Rot geschaltet und seinen weiß-roten “Breaking News”-Banner angeschmissen und telefoniert Journalisten und Fahrer ab.
Sterling Moss, Ex-Fahrer: “Es ist ein Desaster. Ich kann es nicht glauben, dass nur wegen zwei Betrüger das ganze Team abgestraft wird.”
Die Motorsport-Websites waren dieser Tage interessant zu lesen. Der Bruch zwischen den britischen “wir sind das Mutterland des Motorsports”-Medien und der Rest der rennsportwelt war deutlich zu spüren.
Der Spionagefall Ferrari-McClaren wurde gern und viel relativiert. Vorallem wenn es um das Strafmaß ging. Nach dem Motto: im Dienste des Sports dürfe man nicht… etc… Jean Todt wurde als kleiner Finsterling gezeichnet, isoliert bei Ferrari und schon vor einem Jahrzehnt im Rallye-Sport mit Sportgerichten als zweites Spielfeld agierend.
War es das?
Vielleicht startet nun ein Domino-Effekt. Laut “Auto, Motor & Sport”/KICKER sollen Informationen über das McLaren-Kühlsystem von einem Angestellten zu Renault getragen worden sein.
Reaktionen
In der Tat ein seltsames und wenig konsequentes Urteil. Entweder man nimmt ihnen alle Punkte und daraus erzielte Einnahmen (Preis-/TV-Gelder etc.) weg oder man lässt es.
Mal zur Einstufung der $ 100 mio.: Weiß jemand, wie hoch die Preisgelder und TV-Einnahmen von McLaren pro Jahr sind?
Sorry für den Doppelpost: Interessant auch:
“Über ein mögliches Strafmaß die Saison 2008 betreffend, steht eine Entscheidung noch aus.”
Quelle: FAZ.NET
Irgendwo lief grade innem Ticker, dass McLaren vor der Saison 2008 erst beweisen muss, KEIN (!) geistiges Eigentum von Ferrari zu verwenden.
Pariser Puppenkiste…
100 Mio sind schon ein Hammer, vergleichsweise aber wenig.
Nicht wirklich schmerzhaft und irgendwie Effekthascherei ohne Eigentlichen Effekt.
Wieso dürfen die Fahrer die Punkte behalten? Wenn McLaren “Dreck am Stecken” hat, müsste man über alle Wertungen hinweg gleichmäßig die Punkte abziehen …
Wird die PK irgendwo gezeigt?
Mal sehen. Ich bin mir ziemlich sicher das SKY News drauf sein wird. Ansonsten die üblichen Verdächtigen durchzappen. Ich sach Bescheid wenn es beginnt.
Dem kann ich nur zustimmen, es ist absolut lächerlich, McLaren zu bestrafen, die McLaren Fahrer aber unbehelligt zu lassen. Das ist ja so, als würde ein Mordkomplize am Erbe seines Opfers partizipieren dürfen.
Das Urteil ist doch im Sinne des Sports okay. Sehr hart, aber nicht zu hart. Wem wäre denn im Motorsport geholfen, wenn der (Image-)Schaden für Mercedes so groß wäre, dass sie sich zurückziehen? Oder anders gesagt…warten wir doch mal die Details ab. Vielleicht ist das Urteil ja schon ein Deal.
Laut der Welt liegen übrigens die Preisgelder für die Konstrukteurspunkte bei ~ $ 40mio pro Jahr für McLaren.
FIA:
Kronzeugenweltmeister also. So ein Murks.
Das Urteil ist im Stil der FIA. Kann mich erinnern, dass mal Schumacher und Coulthard mal mit falschem Benzin, damals noch für Benetton bzw. Williams, nicht disqualifiziert wurden, die Teams aber die Punkte verloren haben. Außerdem wäre ja ansonsten der Rest der Saison eine absolute Farce.
[…] McLaren-Mercedes muss demnach 100 Millionen Dollar Strafe zahlen. Zudem werden alle Punkte für das Team in der Konstrukteurs-WM abgezogen. Die Fahrer, Fernando Alonso und und Lewis Hamilton, dürfen aber weiter an der Fahrer-WM teilnehmen. Um 20.15 Uhr sollte es eigentlich eine PK mit Ron Dennis geben. Das scheint sich zu verzögern. Bei allesaussersport erfährt man alle wichtigen Aussagen. […]
100 Mio Dollar Strafe? Na und? Entlassen die eben 20.000 Arbeitnehmer, dann ist das doch locker wieder reingeholt!
Anscheinend wird es keine PK geben. SKY macht keinerlei Verweis mehr drauf und hat die Berichterstattung gekürzt.
Unglaublich: jetzt bringt SKY Dennis-Statements. Mehr oben im Eintrag.
Das ist Urteil ist typisch FIA: Ja nicht die Gelddruckmaschine beschädigen. Der Rubel muss weiterrollen, wenn sie den Fahrern die Punkte genommen hätten, wer hätte sich dann noch die Rennen angesehen? Money, Money, Money, …
Kurzer Einschub: Greg Oden, 1st Pick des diesjährigen NBA-Drafts und meistgehyptester Spieler der letzten Zeit, wird seine Rookie-Saison höchstwahrscheinlich auf Grund eines Korpelschadens verpassen…..
Bei der BBC gibt’s online rund neun Minuten von der PK.
@ dröhn
Das ganze dürfte mit Mercedes nix zu tun haben, das ist wohl eine McLaren-Kiste. Mercedes wird das jetzt zum Anlass nehmen, das zu machen, was sie ohnehin schon lange wollten. Die Mehrheit bei McLaren übernehmen und Ron Dennis loswerden. Oder ganz bei denen aussteigen, wenn das nicht klappt. Für Mercedes ist das doch ein PR-GAU.
Das die F1 und die FIA eine lächerliche Veranstaltung sind, die mit dem Begriff Rennzirkus sehr richtig umschrieben wird, ist ja keine ganz neue Erkenntnis und wird mit dieser Art von obskurer “Rechtsprechung” nur noch mal eindrucksvoll untermauert.
Ron Dennis wird ja fast zum Symphatie-Träger, ein harter Hund, der plötzlich Gefühle zeigt. Haugs Grinsen nach der Unrteilsverkündung hat bei mir auf jeden Fall zu einem Ausgleich der Symphatien geführt – jetzt sind mir beide wenig symphatisch ;-)
Ich hoffe mal, dass McLaren jetzt pleite ist und endlich an Mercedes verkaufen muss. Dann hat das ganze noch einen Sinn gehabt.