NFL 2007, #1: Indianapolis Colts – New Orleans Saints

Es ist nicht das erwartete Spitzenspiel geworden und noch weniger das Punktefestival das Al Michaels und John Madden zu Beginn des Spiels prophezeiten. Indianapolis Colts gewann gegen New Orleans Saints 41:10.

Äußerlichkeiten

Der Season Opener lag in den Händen des Sunday Night Teams von NBC und irgendwie waren die Beteiligten nur mit halber Kraft bei der Sache. Michaels und Madden waren … schlecht ist das falsche Wort … banal. Selten dass ihre Kommentierung irgendeinen Erkenntniswert hatte, der über das Gesehene hinaus ging. Gut, das ist die Aufgabe eines Play-by-Play-Announcers wie Al Michaels, aber John Madden, das ist nur noch 200kg Fleischeinwaage Kult, aber nicht mehr Analyst. Zu allem Überfluß taten beide im vierten Viertel das, wofür sie gefürchtet sind, wenn ein Spiel langweilig wird: sie plaudern über Gott und die Welt und gucken nicht mehr auf das Spiel.

NBC hat für die Halbzeitshow in der Tat nur ein Drittel der Crew auf die Bühne gebracht: Bob Costas als Host, Tiki Barber und Chris Collinsworth als Analysten und Keith Olbermann, der ehemalige ESPN Sportscenter-Host und inzwischen für ein meinungsstarkes “Politikmagazin” bekannt, als launigen Kolumnisten.

Collinsworth Bemerkung Peyton Manning sei nun bei 11 von 17 was die geschalteten Werbespots anging, hat die Halbzeitshow gerettet. Olbermanns Kolumne bestand aus eine mit viel Anlauf vorgetragene Pointe, die fürchterlich verreckte, was man auch an den panischen Reaktionen von Costas merkte, der nochmal versuchte im Nachgang die Pointe aufzujazzen. Olbermann wird wöchentlich “die schlimmste Person der NFL” küren. Meine Vorfreude ist verhalten.

Der Titelsong (der ein Glam Rock-Song ist, ein Cover von Joan Jetts “I Hate Myself For Loving You“) wird dieses Jahr von der Country-Sängerin Faith Hill statt Pink vorgetragen. Punktsieg für Pink.

Das Spiel

Beide Mannschaften neutralisierten sich anfangs. Beide Offense Lines waren sehr stark in der Pass Protection. Die Partie sah exakt einen Sack. Auch das Blocken für die Läufe war mehr als okay. Beide Mannschaften gelang es aber trotzdem nicht das Passspiel richtig in die Gänge zu bekommen, so dass es in der Offense nur wenige begeisternde Spielzüge gab.

Zur Halbzeit stand es 10:10, weil es den Colts einmal gelang, die Saints-Secondary mit einem tiefen Pass zu verbrennen und weil die Saints einen Fumble provozierten und 55yds in die Endzone zurücktragen konnten.

Das war es dann auch von den Saints. Die Colts legten in der zweiten Halbzeit 31 Punkte oben drauf. Die Saints: zero.

Die Colts spielten souverän in der zweiten Halbzeit ihren Stiefel runter. Man mischte Lauf- und Passspiel 50/50 und hatte mit #29 Addai einen RB der hinter einem guten Rookie-LT #67 Ugoh ständig 3, 4, 5yds holte. Das reichte um die Drives am Leben zu erhalten. Die Punkte wurden dadurch geholt, dass man die Saints immer wieder mit einem tiefen Pässen verbrannte.

Die Saints waren bereits in der letzten Saison bekannt dafür, in der Pass Defense Big Plays abzugeben und auch diesmal wurden die beiden CBs abgefackelt. Waren es letztes Jahr noch #34 McKenzie und #22 Thomas, waren es nun #34 McKenzie und #42 David.

Beide liessen sich durch blanke Geschwindigkeit von WR #88 Harrison und WR #87 Wayne überlaufen, teils auf Slants, teils auf Post-Routes. McKenzie setzte auf Bump’n’Run und sah kein Land mehr, als Harrison diesem Block ausweichen konnte. David wiederum brach sich beim Laufen immer fast das Genick, weil er auf Manning statt dem Receiver guckte. Der Receiver konnte so leicht immer wieder die Innenseite nehmen, während David ins Leere lief. Madden meinte in einer seiner wenigen aufschlußreichen Bemerkungen, dass David, grad aus Indianapolis geholt, von dort nur Cover-2, aber keine Manndeckung kennt. #22 Fred Thomas, der Vorjahres-CB, soll im Kader ein Wackelkandidat sein und wurde für die Partie inactive gemeldet.

Also, eine Erkenntnis des Abends: die Saints haben noch eine Riesenbaustelle in der Secondary. Dieser Baustelle verdankten die Colts die Punkte: 27yd-Pass auf Harrison gegen David. 29ys-Pass auf Wayne gegen David. 46yd-Pass auf Wayne gegen David. Und ein 42yd-Pass auf Harrison gegen McKenzie, der den 2yd-TD von Addai vorbereitete. Ein schlimmer Abend für CB Jason David, dem auch sein Fumble-Return-TD nicht viel Trost bieten dürfte.

In der Offense sehen zwar die Zahlen für die Saints okay aus, aber auf dem Scoreboard hat die Offense gerade mal 3 Punkte produziert. Das war viel Aufwand für wenig Effekt. 6 komplette Drives in der 2ten Halbzeit: drei three’n’out, zwei INTs und ein FUM.

Die Colts-Secondary muss in der Coverage einen höllischen Job gemacht haben, den QB Drew Brees (28/41-192yds-2INTs) fand null Anspielstationen jenseits 5yds der Scrimmage Line. Es ging so gut wie kein Pass tief. Er hat 6,8yds per completion geworfen. Laut NBC der niedrigste Wert in einem NFL-Spiel ever.

Und als QB Brees dann doch die Nerven verlor und tief warf, war da keine Anspielstation offen. Dreimal warf er tief, zweimal versuchte er einen Kunstwurf um einen Receiver umringt von DBs anzuspielen und einmal warf er ins Nichts. Zweimal wurde Brees bei diesen Würfen abgefangen, einen TD kassierten sie aus dem Return.

Und das ist die zweite Erkenntnis des Abends: die Colts-Passverteidigung ist beängstigend gut.

Die Saints haben meiner Meinung nach den Fehler gemacht und nicht die Laufverteidigung der Colts ausgetestet. McAllister nur mit 10 Rushes, Bush nur mit 12 Rushes. Laufintensiveres Spiel hätte die LBs näher an die Scrimmage Line gezwungen.

Ich hatte gestern die Colts als AFC-Champion getippt und viel war heute nacht nicht zu sehen, warum dies nicht zutreffen sollte. Was für ein Glück dass ich noch nicht die Saints-Preview geschrieben habe, denn die Secondary, aber auch die Einfallslosigkeit des Coachings in der zweiten Halbzeit, sind nicht dazu angetan auf die Saints als NFC-Champ zu tippen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Tja, gaanz schwache zweite Halbzeit der saints, aber auch vorher nicht viel.
    Der erste große Fehler der saints kam direkt im ersten Drive.
    Wieso bei 0:0 ein 53 Yard Field Goal versuchen, wenn mann die Colts tief in ihre Hälfte zwingen kann. Wenn die Coaches glaubten viele Punkte zu brauchen, weil sie ihrer Defense nicht übern Weg trauen, dann hätten sie auf volles Risiko gehen sollen und den Versuch auspielen müssen.
    Aber man hatte den ersten Drive der Colts gestoppt, und eine Masnnschaft an der eigenen zehn oder noch weiter hinten nutzt nicht ihr ganzes Playbook. Es wäre also einfacher gewesen die Colts nochmal zu stoppen und den Ball in guter Position zu übernehmen.
    So hat man keine Punkte bekommen und den Colts eine gute Feldposition gegeben.
    Wie dogfood schon ausgeführt hat stellt sich die Frage nach dem Laufspiel. In einem Einspieler von ESPN(auf Nasn Website) gibt ein Experte den Tip auf die Saints ab mit der Begründung, sie würden McAllister solange auf die Colts Defense einhämmern bis diese bricht. Ich hielt das für einen guten Gameplan, aber es war nichts davon zu sehen.
    McFarland ist out und man gibt nach gefühlten zwei Läufen durch die Mitte auf es zu versuchen. Es stellt sich mir die Frage, wie schon bei den Ravens und Chiefs in den Playoffs, warum?
    Die Colts hingegen scheinen, entgegen meiner Vorhersage, stark zu sein. Nach einem etwas holprigen Start, kamen sie immer besser ins Rollen und ließen sich auch vom Fumble und anschließendem TD nicht aus der Ruhe bringen.
    Ganz starke Vorstellung von Manning und der Offense. Sehr gut ausbalanciert und mit allen Waffen gefährlich.
    Aber wo war Gonzales der hochgelobte Draft Pick, aber who cares, die Maschine scheint zu laufen.
    Bleibt als offene Frage hat es ihnen die Defense der Saints so leicht gemacht oder sind sie so gut.
    Ich tendiere momentan dazu beides zu bejahen.
    Die Defense der Saints war absolut katastrophal. Neben den erwähnten Schwächen in der Passverteidiung, kamen ein nicht vorhandener Pass Rush(war Manning einmal unter Druck, ich kann mich nicht errinnern) und eine mehr als mäßige Laufverteidigung(Addai mit 5,1Y per rush). Man kann für die Saints nur hoffen, dass die schlechte Abwehrleistung am überragenden Auftreten der Colts lag und nicht an den eigenen Unzulänglichkeiten. Wenn doch dann gibts viel zu tun im Big Easy. Andererseits haben sie das schlimmste hinter sich.

  3. noch was zu Madden + Michaels.
    Irgenwann verbraucht sich sowas eben. Vielleicht sollten die beiden es mal mit neuen Partnern versuchen. Madden blühte zu Beginn seiner MNF Zeit jedenfalls nochmal auf nachdem er vorher zusammen mit Sumerall fast unerträglich geworden war.
    Unvergessen ihre wöchentlichen Diskussionen über die Schweißfleckgröße der Dallas Oliner.
    Vielleicht wirds aber für beide auch Zeit mal an die Rente zu denken. Gerade Madden scheint mit seinen taktischen Überlegungen in den 70gern geblieben zu sein.

  4. Wow, NBC seid ihr schlecht. Da kommt man sich ja vor, wie bei der ARD. Wirklich schade, denn eigentlich mag Al Michaels. John Madden kritisiere ich nicht, er hat Alters- und Raiders-Bonus. Aber ich war doch versucht der Fieldpass-Übertragung zu lauschen, nur leider sind dann Bilder und Ton nicht mehr synchron. Von Pink bin ich auch kein Fan, aber gestern habe ich Sie tatsächlich vermisst. Eine auf ganzer Linie enttäuschend Präsentation!
    Für mich sind die klaren Gewinner des Abends Tony Dungy und seine Coaching Staff. In Halbzeit eins hat man mal vorsichtig agiert, um zu sehen wie weit das Team bereits ist. Zudem wurden die Schwächen der Saints analysiert, um in Halbzeit zwei zu zuschlagen. Und Peyton Manning beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Wenn er erst einmal in Fahrt kommt, dann läuft das Spiel beinahe von alleine. Brees hatte sicher nicht seinen besten Tag, aber den hätte er gebraucht, denn schließlich ließen ihn seine Kameraden vollkommen im Stich. Und nur eine Weltklasseleistung des Quarterbacks hätte für eine ausgeglichene Partie sorgen können. Die Saints enttäuschten schwer, die Colts waren noch besser, als ohnehin zu erwarten war.

  5. Ein Seasonopener zu verlieren ist kein Beinbruch. Es haben Mannschaften den Superbowl gewonnen, die haben im ersten Spiel so was auf die Kappe bekommen!! Die Colts sind gut und die Saints werden nicht so hohl bleiben. Auch wenn ich jetzt 3€ in das NFL-Phrasenschwein schmeißen muss: “Am Ende wird abgerechnet”
    Go Pats go

  6. “Er hat 6,8yds per completion geworfen. Laut NBC der niedrigste Wert in einem NFL-Spiel ever.”

    Da hatte ich erstmal dicke Fragezeichen was “ever” betraf. Aber wie immer bei Stats die Einschränkung = mind. 25 Completions. Das verringert schonmal gewaltig den Kreis.

    Vor den letzten beiden Comp. war der Schnitt noch schlechter und da war er der schlechteste Ever. Mit 6,85Y hat er sich aber davor noch grad so gerettet. Längste Comp. war 13Y.

    Bleibt dann übrigens beim Rekordhalter Chris Weinke.