Spocht vom Freitag: Schalke, Köln und Phillies
Schalke 04 gegen Bayer Leverkusen 1:1. Die Partie versprach anfangs flott und offen geführt zu werden, aber nach einer Serie von Fouls und Verletzungen nach 20-30 Minuten verloren beide Mannschaften den Faden und neutralisierten sich im Mittelfeld. Erst im Laufe der zweiten Halbzeit wurde Schalke wieder dominanter.
Bei Schalke merkte man, dass der zweite Anzug in der Innenverteidigung nicht saß. Bordon spielte nicht und Krstajic musste nach 21 Minuten ausgewechselt werden. Westermann wirkte unsicher und Rodgriguez hatte Probleme im Stellungsspiel. Einer seiner Fehler im Stellungsspiel führte zum Leverkusener Ausgleich in der 53ten durch Gekas. Nach Pass von Rolfes stand Rodriguez auf dem falschen Bein weil er die Grätsche eines anderen Bayer-Spielers erwartete und Gekas kam an den Ball. Beim ersten Schuß scheiterte er an Neuer, aber den abgewehrten Ball verwandelte er aus spitzen Winkel an Rodriguez und Neuer vorbei, coolste Sau auf dem Platz.
Das Schalker Mittelfeld – diesmal nicht als Doppel- oder Triple-Sechs, sondern als Raute mit Özil – Ernst – Rakitic – Jones aufgestellt – spielte extrem robust. Dabei spielte der Ex-Frankfurter Jermaine Jones Dr. Hyde und Mr. Jekyll. Einerseits war er extrem präsent und phasenweise Antreiber des Schalker Spiels. Andererseits war er mit seinem physischen Spiel permanent an den Limits des Regelwerks. Übellaunige Schiedsrichter hätten Jones mit gelben Karten nicht unter drei Stück abgestraft, aber für die Champions League vielleicht das richtige Maß “Internationale Härte”.
In der Offensive produzierte Schalke besonders in der zweiten Halbzeit mehr Quantität als Qualität. Sie hätten das Spiel gewinnen müssen, aber die Angriff wurden mit der zeit immer eindimensionaler, immer weniger zwingend. Ich hätte mir mehr Aktionen von den Außenverteidigern gewünscht. Für die Champions League hätte das gegen abgewichste Mannschaften nicht ausgereicht.
Die Leistung von Bayer Leverkusen war verhalten. Schneider fand nie ins Spiel und nachdem Kießling auch größtenteils neben der Spur war, war nach vorne bei Bayer wenig los. Barnetta mühte sich links nach Kräften, war agil, aber auch sowas wie Alleinunterhalter, während Rolfes sehr damit beschäftigt war, Ramelow beim Abdichten des Mittelfelds zu helfen. Ramelow mühte sich gestern als “Sechser” nach Kräften und spielte recht gut. Die Abwehr war okay. Aber nach dem 3:0-Festival gegen Karlsruhe hätte ich mir mehr Initiative erwartet. Aber stattdessen wurde man in den ersten zwanzig Minuten überrollt und deutete erst gegen Ende dieser Phase an, dass man den Raum für Konter nützen könnte, doch dann wurde das Spiel durch die Verletzungen gegen die Wand gefahren.
Leverkusen kann damit wieder in die Schublade “launische Diva” gepackt werden.
Gut gefallen hat mir die Leistung von Schiedsrichter Wolfgang Stark, der für deutsche Verhältnisse recht viel laufen ließ und die Karten so gut es ging, in der Tasche hielt. Selbst bei den von Fritz von TuT, Hellmann und Slomka später bekrittelten Details hat er m.E. überwiegend richtig bzw. konsequent gehandelt. Das eine Handspiel hat er aufgrund seiner Position nicht einsehen können.
Noch was konnte gefallen: die beiden Torhüter Adler und Neuer. Beide in “Königlich Weiß”, wobei vorallem Neuer dann aussieht wie ein Popper in den 80ies. Für so junge Torhüter versuchen sie sich richtig offensiv im Stellungsspiel. Das ging zwar bei Adler einmal daneben, aber wer nicht versucht und Fehler macht, wird sich nicht verbessern.
Zweite Liga
Köln scheint sich in eine Rolle als Kontermannschaft eingenistet zu haben. Gegen 1860 München boten die Kölner die cleverste Leistung der Saison (1:1, aber Co-Trainer Roland Koch kündigt in Interviews bereits die nächste Verschwörungstheorie an, die er in 1-2 Wochen bekanntgeben will). Das sieglose Kaiserslautern spielt nach dem Motto “der Herr gibt es, der Herr nimmt es”. Zwei Tore hinten geschenkt, zwei geschenkte Tore vorne angenommen.
US Open
Philipp Kohlschreiber konnte sich gestern in vier Sätzen gegen den Russen Youzhny durchsetzen, bleibt neben Haas der einzige Deutsche. Nächster Gegner: Moya. Marat Safin und Tim Henman schieden aus. Das Serena Williams-Spiel war gestern unausstehlich, weil diese während der Ballwechsel derart am Spieß geschriehen hat, dagegen waren Seles-Spiele früher meditative Veranstaltungen.
Tommy Haas spielt heute gegen 19h gegen Sebastien Grosjean.
MLB
Sehr relaxter 9:2-Sieg von Philadelphia im verwaisten Stadion der Florida Marlins. Marlins-Pitcher Mitre kam nicht ins Spiel und ließ nach drei Innings eine 6:0-Führung der Phillies zu.
In der AL East hat sich nicht viel getan. Boston und die Yankees haben ihre Spiele verloren (gg. BAL 8:9 bzw. TB 1:9). Die Red Sox nun mit vier Niederlagen in Folge.
In der AL Central konnte Cleveland durch seinen 7ten Sieg in Folge, diesmal gegen die ChiSox (8:5), seine Führung auf Detroit auf 5,5 Spiele ausbauen. Detroit unterlag in Oakland 4:5.
In der AL West driften die LA Angels und die Seattle Mariners weiter auseinander. Die Angels mit ihren 5ten Sieg in Folge (7:6 gg. Texas) und die Mariners mit der 7ten Niederlage in Folge (5:7 in Toronto).
Die Yankees, Mariners und Tigers sind in dem Wildcard-Rennen nur drei Spiele auseinander.
In der NL East unterlagen die Atlanta Braves im ersten Spiel der Serie gegen die Mets mit 7:1. Losing Pitcher war niemand anderes als Tim Hudson (das zweite Spiel heute abend 21h45 auf NASN). Während die Phillies nach ihrem Sieg an den Mets dranbleiben, drohen die Braves Anschluß im Wild Card-Rennen zu verlieren (5,5 Spiele Rückstand).
In der NL Central wird wohl nur der Divisionssieger in die Playoffs wandern, null Chancen auf die Wild Card. Nach Niederlage der Cubs (1:7 gg. Houston) und Sieg der Milwaukees Brewers (3:2 gg. Pittsburgh) sind die beiden nur noch anderthalb Spiele auseinander. Nur zwei Spiele hinter den Cubs und jeweils eine Dreier-Serie gegen Cubs und Brewers in der Hinterhand, liegen die St. Louis Cardinals (8:5 gg. die Reds gewonnen)
In der NL West haben die Arizona Diamondbacks nach einer Niederlage gegen Colorado (3:7) ihre Führung verloren. Die San Diego Padres gewannen 6:4 bei den LA Dodgers und haben die D’backs hauchdünn überholen können. Die Dodgers wurden durch diese Niederlage natürlich von der Spitze ferngehalten (4 Spiele dahinter), während von hinten jene Rockies angerollt kommen (5 Spiele dahinter).
Das direkte Duell zwischen Padres und Dodgers überträgt NASN am Sonntag 22h.
Reaktionen
Nun, ich kann als Augenzeuge Herrn Koch schon verstehen, wenn er verwirrt ist, dass das Spiel weiterläuft, obwohl er wild gestikulierend dem Fahne hebenden Assistenten anzeigt, dass er jetzt wechseln möchte. Aber die Vorteilsregel sollte genauso in Köln angekommen sein, wie das Wissen darum, dass ein Spiel erst dann unterbrochen ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.
Im Übrigen war es ziemlich bemerkenswert, wie viele Zuschauer dieses Zweitligaspiel an einem Freitag um 18:00 Uhr mobilisieren konnte. Auch wenn viele das gestrige Fehlpassfestival nicht unbedingt als Spitzenspiel titulieren würden, kann ich mir schon vorstellen, dass beide Mannschaften, neben Mainz, am Ende recht weit oben stehen werden, wobei es für 60 schwer wird, wenn der Gegner (wie gestern Köln) keinen Raum zum Kontern gibt.
Und gute Nachrichten für die Mets: Pedro Martinez wird voraussichtlich bald seinen ersten Major-League-Start nach der Verletzung bekommen. Bin mal gespannt, wie viel von seiner alten Klasse noch übrig ist.