Bundesliga 07/08: VfL Bochum – Hamburger SV

Verdienter 2:1-Sieg des VfL Bochums, damit erster Gegentreffer und Punktverlust des Hamburger SVs auf der einen Seite und die Bundesligatabelle zum An-die-Wand-Aufhängen für Bochum auf der anderen Seite.

Die Bochumer Aufstellung mit Pfertzel als Rechtsverteidiger für den verletzten Concha und einer neuen linken Seite: Bönig und Fuchs für Meichelbeck und Grote.
#27 Lastuvka
#21 Pfertzel – #4 Maltritz – #25 Yahla – #24 Bönig
#5 Dabrowski – #8 Zdebel
#9 Sestak – #13 Fuchs
#10 Epalle – #7 Bechmann

Der HSV trotz zahlreicher Länderspielabstellungen unter der Woche mit der Startelf vom letzten Wochenende:
#1 Rost
#20 Demel – #10 Kompany – #5 Mathijsen – #3 Atouba
#14 Jarolim – #8 De Jong
#18 Castelen – #23 van der Vaart – #15 Trochowski
#7 Zidan

Die erste Halbzeit wurde im Mittelfeld entschieden und die gehörte den Bochumern. Der HSV versteifte sich auf körperlosen Sommerfußball und versuchte entweder mit Kurzpaßstaffetten durch das Mittelfeld zu wandern oder entnervt den Ball per 40m-Pass irgendjemanden vorne zu servieren.

Das Ergebnis war das gleiche: Ballbesitz Bochum. Die Bochumer haben fantastisches Stellungsspiel gehabt und zeigten eine körperliche Präsenz. Die Dominanz des VfL Bochums im Mittelfeld läßt sich kaum in Worte fassen. Die vorderen Vier des HSVs fanden deshalb in der ersten Halbzeit so gut wie gar nicht statt. Zudem mussten zwei schwache Außenverteidiger durchgeschleppt werden. Atouba spielt völlig verunsichert und unter kompletter Abstinenz jedweden Timings für Tacklings und Pässe. Leider ist in dieser Saison bislang auch Guy Demel ein Schatten seiner selbst, vorallem dank der Fehlpassorgie die er im Aufbauspiel nach vorne produzierte. De Jong, Mathijsen und Kompany versuchten zu retten was zu retten war, gerieten aber mehr und mehr ins Schwimmen.

Die Bochumer gingen kurz vor Halbzeit mit 1:0 in Führung, nachdem De Jong im Strafraum bräsig im Kopfballduell mit Epalle stand und jener für den starken Sestak auflegte.

Anscheinend gab es in der Halbzeit das Kommando von Stevens gegenzuhalten und die Partie erreichte eine Intensität und Tempo wie sie der Premier League würdig gewesen wäre. Die Arschkarte zog aber Schiedsrichter Weiner. Jo, ich bin kein Freund der sehr kleinlichen Auslegung von Weiner. Aber ich bin mir diesmal nicht sicher gewesen, ob das Spiel ohne das Eingreifen von Weiner nicht völlig eskaliert wäre. Ich glaube es war einer jener Partien, bei denen man als Schiedsrichter nur schlecht aussehen kann.

Die 1:0-Führung war den Bochumern nur recht, konnten sie sich nun wieder auf ihr altes Konterspiel zurückziehen. Der HSV gewann zwar nun die Oberhand im Mittelfeld, wusste aber nicht viel damit anzufangen. Die Zahl der gefährlichen Torchancen war anfangs bei nahe null. Immer wieder wurde der Ball im Halbkreis um die kompakte Bochumer Mannschaft herumgespielt. Van der Vaart zog sich weit zurück um das Spiel anzukurbeln, Zidan flüchtete wieder nach außen.

Auch wenn es in der Statistik nicht schlecht aussah (HSV: 15:12 Torschüsse, 56:44% Ballbesitz, 6:4 Ecken), stimmte es beim HSV hinten und vorne nicht.

Die Pärchenbildung Atouba/Trochowski, Demel/Castelen und van der Vaart/Zidan klappt überhaupt nicht und es gibt leider noch nicht einmal Fortschritte in den letzten zwei Wochen zu vermelden. Mathijsen und De Jong können kaum einen gepflegten Pass schlagen, weswegen beim Umschalten von Verteidigung in Angriff nur Kompany und Jarolim für Impulse sorgen. Zidan hängt hoffnungslos in der Luft, ist vermutlich die ärmste Sau auf dem Platz. Trochowski hat aktuell kein Mumm und Atouba ist so verunsichert, dass er noch minimum einen Monat von Bundesligaform weg ist. Atouba gewann nur 38% seiner Zweikämpfe und brachte nur 65% seiner Pässe an. Das sind mit Abstand die schwächsten Werte aller sechs defensiven Spieler (deren Werte liegen im Schnitt bei 60% und 80%)

Weil der HSV nun auch sein Scherflein an Tacklings beitrug, wurde es eine sehr kämpferische Partie und Weiner setzte seine Linie aus der ersten Halbzeit fort. Die Karten sassen sehr lose bei ihm, Gab es nur zwei Verwarnungen in der ersten Halbzeit, folgten in Halbzeit 2 Karten in der 51ten, 61ten, 67ten, 71ten, 71ten und 77ten Minute. Acht gelbe Karten. Und ein unsäglicher Platzverweis für Kompany, der von der Seite zu spät seine Gräten reinbrachte und nur Mann statt Ball traf. Kein letzter Mann, keine Aktion von hinten und keine wirklich böswillige oder gesundheitsgefährdende Aktion. Doch Weiner zog in der 60ten blank Rot…

Stevens wechselte aus. Brachte Ben-Hatira für den blaßen Trochowski. Ben-Hatira harmonierte nicht mit Atouba, der so verschreckt ist, dass er kaum über die Mittellinie kommt. Ben-Hatira hatte einige gute Einzelaktionen. Der verhungerte Zidan wurde durch den Rackerer Olic ausgetauscht und später Castelen, dem spürbar noch nicht ins Spiel integriert ist, gegen Guerrero. Guerreo war ebenfalls ein positiver Wechsel, da er die Rotzigkeit besaß und einfach mal aus 20m abzog.

Am meisten Gefahr ging noch von den Standards aus, wo Torwart Lastuvka ein steter Unsicherheitsfaktor war.

Der HSV biß sich am sehr disziplinierten und aufopferungsvollen Spiel der Bochumer die Zähne aus. Bochum konnte in der 83ten Minute einen Konter setzen, holte einen Einwurf raus und der frisch eingewechselte Imhof machte einen auf Pander und traf aus 24m ins Tor: 2:0.

Es kam noch einmal Spannung auf, als Jarolim einen Elfmeter herausholte (das von Sestak angebotene Bein dankbar angenommen) und van der Vaart auf 1:2 verkürzen konnte (86te).

Der HSV präsentierte sich heute als große Baustelle. Mal sehen wieviel davon wirklich durch die Länderspielabstellung verursacht wurden (van der Vaart und Atouba kamen erst am Donnerstag abend/Freitag nacht zur Mannschaft). Bester Mann beim HSV: David Jarolim, dessen mangelnden Zug zum Tor ich zwar hasse, aber der heute in der 2ten Halbzeit die Chefrolle übernahm.

Aber lobpreiset auch den VfL Bochum. Mir hat die Arbeit Kollers seit Ende der Hinrunde sehr gut gefallen, aber das was er nun macht, ist noch besser. Ich schrieb in meiner Vorschau, von Komplettentkernung der Mannschaft mit über zehn Ab- und Neuzugänge. Nun ist der dritte Spieltag da und die Mannschaft wirkt so, als würde sie schon drei Jahre zusammenspielen. Was Koller da leistet, ist groß, ganz groß. Ich weiß nicht wie tief der Kader ist, aber wenn es keine Probleme mit Verletzungen gibt, ist der VfL Bochum klar auf Kurs auf die ersten sechs, sieben Plätze.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Zurück aus Bochum: Klasse erste Halbzeit des Vfl (aber auch wirklich schwache Hamburger), der in der zweiten Hälfte in Unterzahl den HSV durch mangelndes Nachsetzen und Abspielfehler wieder ins Spiel brachte. So gesehen fand ich das Aufbäumen der Hamburger schon beeindruckend und musste bis zum Abpfiff bangen. Also ist noch nicht Hopfen und Malz verloren. Die Bindung zwischen Mittelfeld und Sturm fehlt beim HSV tatsächlich, aber ich finde, das liegt auch in der schwachen Defensivarbeit des Mittelfelds begründet (Ja, ich mein dich Trochowski!). Die Raumaufteilung stimmt nicht und Balleroberung fand meist erst im Abwehrverbund statt, der dann unter Druck natürlich auch öfter Fehler nach vorne machte. Nachher war einfach ein klasse Sturmlauf des HSV mit krassen Konterchancen für die Bochumer zu bestaunen.

    Spitzenreiter, Hey, Hey

    Ach ja, und bei Kompany dachte ich zuerst auch an Gelb, aber der Mob tobte noch bevor Weiner die Karte zückte. Sah von der Kurve her schon böse aus.

  3. Ich finde, der HSV wird ständig überbewertet und hat sich nun auf Gedeih und Verderb Herrn van der Vaart ausgeliefert. Und der war gestern ganz einfach schwach.
    Erwähnenswert wäre doch aber auf jeden Fall noch der famose Einwurf von Herr Atouba, oder?

  4. dogfood schrieb:

    Jo, ich bin kein Freund der sehr kleinlichen Auslegung von Weiner. Aber ich bin mir diesmal nicht sicher gewesen, ob das Spiel ohne das Eingreifen von Weiner nicht völlig eskaliert wäre.

    Ich habe vor einiger Zeit mal ein Interview mit einem jungen Verbandsliga-Schiri gelesen. Der beschwerte sich darüber, dass der DFB bei der Beurteilung seiner Schiedsrichter das Im-Griff-Haben eines schweren Spiels hoch bewertet. Klingt erst mal gut, heißt aber: Schiedsrichter, die durch ihre Präsenz auf dem Platz und ein paar Worte, Gesten oder Karten zum richtigen Zeitpunkt ein Spiel gar nicht erst schwer werden lassen, stehen beim DFB schlechter dar.

    Und Michael Weiner kommt bei mir immer wie jemand rüber, der am liebsten woanders wäre, wenn’s schwierig wird. Beim Kartengeben guckt und läuft er zum Beispiel gerne am Spieler vorbei, anstatt (wie zum Beispiel Collina) auf ihn zuzugehen und ihm klarzumachen, dass und am besten: warum er hier eine Grenze überschritten hat. Weiner baut eine Distanz zu den Spielern auf, die nicht auf Autorität gründet, sondern bei mir ängstlich bis arrogant rüberkommt.

  5. Ich finde Atouba nicht verschreckt. Verschreckt ist was anders. Schon früher lagen bei ihm Genie und Wahnsinn so nah beisammen, dass da einiges schief gehen konnte. In der letzten Zeit kam halt vor allem die Hyde-Seite mehr zum Vorschein… verunsichert? Ohne Selbstbewusstsein? Oder einfach nur schlecht… ich finde ein Verteidiger muss grund solide spielen und nicht jedes zweite Spiel eine Gefahr für die Mannschaft sein…

  6. Atouba hat momentan das Problem, dass der Raumgewinn, den er durch seine “Spezial”-Dribblings erreicht, meist komplett verpufft, weil er in der Spitze zu wenig Anspielstationen findet, es bringt eben wenig, wenn er seinen Gegenspieler aussteigen lässt (und das kann er immer noch sehr gut), wenn er danach eigentlich fast nur die Optionen Querpass ins Mittelfeld oder flacher Pass die Linie entlang zu Zidan hat.

    Und Jesus, ein falscher Einwurf, Stoppt die Druckmaschinen! Wer schon mal wenige Stunden nach einem Länderspiel mit anschließendem Heimflug aus Japan ein temporeiches Bundesligaspiel bestritten hat, werfe hier den ersten Stein.

    Natürlich spielt Atouba risikoreicher als Christian Wörns, aber das ist eben auch sein Potenzial. Wer im Fußball nur Arbeit und Disziplin sehen will, für den habe ich eine gute Nachricht, in Cottbus sind die Dauerkarten äußerst preiswert!

  7. Ich habs genau so wie Milhouse gesehen. Atouba war nicht der schlechteste Hamburger am Freitag – die Raumaufteilung im Mittelfeld ist einfach bescheiden.

    Mal was anderes – was ist aus der Verletzung in der Nachspielzeit geworden? Zuerst haben alle über das Zeitspiel gejohlt, aber dann stand der Kollege (ich konnte noch nicht mal erkennen wer da so dämlich eingestiegen ist) auch am Spielfeldrand nicht von der Trage auf.

  8. Atouba kommt mir in den Kommentaren zu gut weg. Fußball ist ein Ding was sich nur schlecht in Statistiken wiederspiegelt, aber in dem Fall stimmen die Zahlen mit meinen Eindrücken zusammen: 38% gewonnene Zweikämpfe sind für ein Fußballer ein schlechter Wert und für einen Abwehrspieler grenzlos unterirdisch. 38% gewonnene Zweikämpfe hat nichts mit “Raumaufteilung im Mittelfeld” o.ä. zu tun, sondern mit individuell schlechter Leistung auf dem Feld.

    Über die (nicht) angekommenen Pässe kann man diskutieren. Das hängt mit Sicherheit auch mit der schlechten Anbindung ans Mittelfeld (= Trochowski, vdV und De Jong) zusammen, aber das ist nicht der einzige Grund.

    Atouba kommt nicht nach vorne. Teils denke ich, dass er von Stevens aufgrund seiner mangelnden Fitness explizit die Anweisung bekommen hat, nicht selber zu marschieren, teils dürfte es damit zusammenhängen, dass er aufgrund seiner schwachen Form bereits früh im Feld alle Dribblings verliert. Der geiwnnt derzeit noch nicht mal seine “Spezial-Dribblings”.

    Wenn man Entschuldigungen für Atouba sucht, dann eher aktuell die Flugreise aus Japan sowie die lange Verletzung davor. Aber das kann man entschuldigen wie man will: Atouba ist derzeit ein Problem und der HSV hat zeitnah keine Alternativen, außer vielleicht einmal den Boateng in dieser Position auszuprobieren. Colin “Sicherheitsrisiko” Benjamin ist noch 3-4 Wochen verletzt und Sorin…

  9. ich glaube nicht das bochum so weiterspielt und am ende, wenn von verletzungen verschont, im oberen tabellendrittel einen platz findet! es ist erst der dritte spieltag und ich sag mal köln vor zwei jahren…. groß gestartet und dann abestürtzt.

    aber gönnen würde ich es den bochumern schon. allen, nur nicht diesen dabrowski den kann ich nicht leiden!!!!

  10. Nebenbei erwähnt, von wegen “erst dritter Spieltag”: Bochum war letzte Saison die fünftbeste Rückrundenmannschaft.

  11. Die Bochumer mit Köln zu vergleichen, ist ja ne Beleidigung für Bochum. In Bochum gibts doch ein Konzept und keinen Klüngel.
    Die Bochumer haben gestern ein phantastisches Defensiverhalten gehabt. Löw hätte seine Freude gehabt. Ständig stieß einer aus dem Defensivverbund hervor und konnte den Ball durch Stellungsspiel erobern. Nix mit Grätschen oder so. Da hätten selbst die derzeit überragenden Bayern ihre Probleme gehabt. Bochum sollte nix mit dem abstieg zu tun.

  12. Verdammt, ich weiß, dass er zu viele Zweikämpfe verloren hat, aber er ist nun mal in meiner Kicker-Elf! Jetzt redet den mal stark, falls er mitliest!

  13. […] Wie wir schon live gebloggt haben. Ein verdienter Heimsieg für die Bochumer gegen irgendwie schwache Hamburger. Bochum bissig mit klasse Abwehrleistung und gute Aktionen nach vorne. Van der Vaart mit Elfmetertor, sonst wie Trochowski, Jarolim und Co. einfallslos. Der VfL für einen Tag sogar Tabellenführer. Am Ende immerhin 3. Barcelona kann kommen. […]

  14. atouba ist ein ständiger risikofaktor. leider kann er seine fehler nicht durch seine positiven aktionen wettmachen. ich wundere mich darüber, dass er noch aufgestellt wird.

    ich fand den hsv nicht schwach (hätte ihn mir stärker gewünscht, keine frage). vielmehr hatte ich das gefühl, dass sich beide mannschaften ständig gegenseitig auf die füsse getreten haben, weil sie taktisch gut aufeinander eingestellt waren. es gab kaum räume, erst später nach dem platzverweis gings besser. beide bochumer tore waren nicht herausgespielt, sondern eher glücklich nach den einwürfen.

    die schiedsrichter entscheidungen waren zum teil merkwürdig, aber im grossen und ganzen korrekt (die rote karte hat weh getan, das foul aber auch). der jarolim-elfmeter war zwar berechtigt, aber jaro ist schon wieder theatralisch gefallen *nerv*. die müdigkeit nach länderspielen zu bemühen empfinde ich als einfallslos. das erinnert an die entschuldigung “zu viel” spiele zu haben…

    wer (wie der hsv) nicht in der lage ist ein bis vier tore zu schiessen, der verliert so ein spiel eben…

  15. am ende dieser saison werden dich noch manche clubs umkuckken was der hsv drauf hat und wie weit sie oben stehen wenn erst mal alle neuzugänge eingespielt sind kann der HSV jeden schlagen auch eingenommen FC Bayern, da werden sich in dieser saison noch manche kritiger aumschauen

  16. mein reden! da kann sich mal jeder tiger was abschneiden von. ob er nu aus der kri kommt oder aus kuckk oder wo auch immer her.