Tour 2007, #17: Pau – Castelsarrasin
[18h00] Moreni, der gedopte Cofidis-Fahrer, der gestern in den Medien noch als umgänglicher Typ beschrieben wurde, hat wohl bei Cofidis nicht mehr sehr viele Freunde. Nachdem gestern Jérome Pineau bereits angekündigt hat, ihm eine aufs Maul hauen zu wollen, will nun auch Ex-Kamerad Maxime Montfort die Fresse polieren:
Jetzt kann ich es ja sagen. Ich bin mit ihm zweimal aneinandergerasselt. Das erste Mal im Frühjahr, als ich ihm erzählt habe, was ich vom Fall Basso hielt. Er hat Basso verteidigt und machte mir Vorwürfe wegen meiner Haltung.
Beim zweiten Mal habe ich ihm erzählt, das ich die “Ethik-Carta” für gut hielt. Er hielt die Carta für irgendeinen Dreck.
Wenn er mir über den Weg läuft, werde ich ihm meine Faust ins Gesicht drücken. Er muss nicht mehr antreten. Wir sind es, die das ausbaden müssen. Wir werden für Idioten und Schlimmeres gehalten.
(Quelle: sport24.com)
[17h53] Apropos Cadel Evans. Jener sagte vor der heutigen Etappe zu Rasmussen:
Letztes Jahr hat er dreißig Leute am Rande der Karenzzeit gebracht [Anm. der Red: es waren bei der Etappe nach Toussuire 70 Fahrer]. Nun höre ich das bei beim Giro im Grupetto mitgefahren ist und schwer gelitten hat […] Ich kenne nicht die ganze Wahrheit bei Rasmussen und man kann nicht jemanden beschuldigen nur weil er eine gute Leistung zeigt. Vielleicht hat er viel trainiert, aber ich sehe was ich sehe. Betrüger haben mich in der Vergangenheit gefahren und werden mich in Zukunft schlagen. Aber ich mache mir keine Sorgen.
(Quelle: sport365.fr)
RMC zitiert den gleichen Text (anscheinend ein Interview mit einem australischen Medium), ergänzt um die Bemerkung von Evans, das Rasmussen bereits als Mountainbiker den Leuten reihenweise weggefahren sei, aber nicht permanent im Laufe einer Saison, sondern immer nur punktuell 1, 2x pro Saison.
[17h45] Die französischen Reporter von RMC negieren nicht das Contador von Zweifeln umgeben ist und tischen alle Geschichten auf.
Dennoch notieren sie mit einer gewissen Zufriedenheit, dass Contador dieses “geschenkte” Gelbe Trikot eher bescheiden entgegennimmt und auch vom Publikum nicht ausgepfiffen wird.
Als Schlußresumee sagen sie aber: “Es kann nur einen Fahrer geben, der die Tour retten kann: Cadel Evans”
[15h23] Die Affäre “Rasmussen” bekommt eine interessante Note. Ich stand eigentlich aus den Medienberichten unter dem Eindruck das Rasmussen gestern abend seinem Chef Theo de Rooy auf Nachfrage gestanden habe in den Dolomiten und nicht in Mexiko gewesen zu sein.
L’Équipe meldet das Rasmussen inzwischen der dänischen Zeitung BT ein Interview gegeben hat:
Ich war zum fraglichen Zeitpunkt nicht in Italien. Das hat sich [Davide Cassani] aus den Fingern gesaugt, weil er glaubt mich erkannt zu haben. Es gibt nicht einen einzigen Beweis. Mein Chef [de Rooy] ist verrückt!
[15h14] Weder der Reporter von France Info, noch die gerade in die Berichterstattung einsteigenden Journalisten von RMC greifen das Gerücht auf, dass heute ein weiterer postiver Test bekanntgegeben werden soll. Sowas wurde zudem jeden immer bis spätestens 14-15h bekanntgegeben.
Das Gerücht… ist ein Gerücht.
[13h14] Nach einer Meldung von cyclingnews.com, auf Basis des belgischen Fernsehens, will das Team Predictor-Lotto Alexandre Vinokourov und Astana auf 10 Millionen EUR Schadensersatz verklagen.
Durch seinen getürkten Sieg beim Einzelzeitfahren wurde der Lotto-Fahrer Cadel Evans vom Siegplatz verdrängt und deswegen gingen dem Team Podium, Schlagzeilen und viel Publicity verloren. Lotto-Sprecher Filip Demyttenaere sagte auch dass sich der Leiter von Quick Step Patrick Lefevere (nicht wirklich ganz vorne beim Anti-Doping stehend) ebenfalls solche juristischen Schritte überlegt.
[13h11] Gerücht! Gerücht! In der Tour-Karawane gibt es derzeit das unbestätigte(!) Gerücht das heute der Name eines Dopers der 14ten Etappe gen Plateau-de-Beille auffliegen soll, meldet der Motorrad-Reporter von France Info.
[12h39] Nach Angaben der L’Équipe hat Vinokourov inzwischen seine Abwehrreihen aufgstellt. Er hat sich als rechtlichen Beistand just den Anwalt aus Los Angeles geholt, der derzeit auch Floyd Landis vertritt. Jener Anwalt soll noch im Laufe des heutigen Tages mitsamt eines amerikanischen Blutexperten in Frankreich aufschlagen.
Vinokourov gibt sich sicher: “Mein Anwalt und sein Experte habe mir versichert, das beim Fall sicher wie Beton ist und das es mir gelingen wird, mein reines Gewissen zu zeigen. Ich habe noch nicht aufgegeben, ich werde kämpfen.”
[12h30] Auf France Info gab es eben eine längere Diskussion u.a. mit dem Sportlichen Leiter von Crédit Agricole. Auf die Frage was er von dem diesjährigen Toursieger denken wird, egal wer es wird, sinngemäß: “Es ist egal wer am Sonntag auf dem Podium steht. Die Gesamtwertung der diesjährige Tour hat keinen sportlichen Wert.”
[10h17] Rabobank hat nun endgültig entschieden an den Start zu gehen.
[08h52] Die Tour verlässt die Pyrenäen. Es ist eine Flachetappe mit einer Reihe von Bergwertungen der dritten und vierten Kategorie.
Die Schlagzeile schlechthin schlug gestern kurz vor 23h auf, als Rabobank bekannt gab, Michael Rasmussen, Träger des Gelben Trikots, aus der Tour rauszunehmen.
Als Grund wurde später angegeben, Rasmussen habe das Team über Aufenthaltsorte während der Tour-Vorbereitung belogen. So sei er nicht in Mexiko gewesen, sondern in den Dolomiten. Die Begründung ist natürlich Bull Shit, denn spätestens seit dieser kuriosen Geschichten mit den zwei, drei oder vier Verwarnungen durch Radsportverbände, die seit 1-2 Wochen durch die Tour geistert, hätten bei Rabobank die Alarmglocken schrillen müssen.
Es dürfte eher so gewesen sein, dass der Sponsor es nicht witzig fand, einen Fahrer in Gelb zu haben, der beim Tourstart und auf dem Podium ausgepfiffen wurde. Was das auf den Champs d’Élysées gegeben hätte, wollte sich der Sponsor lieber nicht ausmalen.
Christian Prudhomme, einer der Tourveranstalter, heftet sich den Rausschmiss auf sein Revers. Heute morgen sagte er, das man viel mit dem Sponsor diskutiert habe.
Es gilt übrigens nicht als sicher dass das Team Rabobank heute an den Start geht. Es gibt wohl heute morgen im Teamhotel immer noch Diskussionen.
Natürlich ist das in jedem französischen Medium Titel Nummer 1. Der Tonfall ist heute morbide.
Titelblatt der Libération: “Der Tod der Tour” mit einer schwarzen Radfahrer-Silhoutte die zum Himmel aufsteigt. Auf Seite 2 fragt die linksliberale Zeitung: Darf die Tour weitermachen? Erste Konsequenz der Libération: nach dem Bekanntwerden des Dopingfall bei Cofidis beschloß man in der Redaktion keinerlei Ergebnistabellen der Tour mehr zu veröffentlichen.
Wenn die Fahrer sich den Drogen hingeben, dann auch weil Fernsehen, Sponsoren und kommerzielle Interesse die Tour zu einem Jahrmarkt gemacht haben. Als Journalistens ist es uns nicht mehr möglich, Ergebnisse zu veröffentlichen, die jegliche Bedeutung verloren haben und allenfalls einen Wert für Wissenschaftler und die Pharmaindustrie haben. Nur noch von den juristischen Untersuchungen verdienen es, gezählt zu werden.
Die Libé macht also mit zweieinhalb Wochen Verspätung einen auf “Berliner Zeitung”.
Die France Soir ist ein inzwischen heruntergekommenes Boulevardblatt, das seit Jahren kurz vorm Konkurs steht. Sie veröffentlicht heute auf ihrer Titelseite eine Todesanzeige:
[…] haben den Schmerz Ihnen mitzuteilen dass die Tour de France am 25.7.2007 in Orthez im Alter von 104 Jahren nach langer Krankheit verstorben ist. Die Trauerfeier findet im engsten Kreis statt.
Hier die Quizfrage: wieviele Doper sind auf der Traueranzeige erwähnt?
Die L’Équipe macht wohl mit einem einzig Wort auf: “Éxclut!” (ungefähr: rausgeschmissen/verbannt)
Laut Presseschau von France Info sehen aber die meisten französischen Zeitungen die Schmerzen die die Tour derzeit durchmacht, als Chance, als Beweis dass die Tour dabei ist sich zu ändern.
Reaktionen
Tja schade, dass es nicht eine so vielfältige und kritische Berichterstattung hier auch in Deutschland gibt. Die Sendung “HR2 – Der Tag”, die ich unter den ÖR noch für mit Abstand qualitativ beste halte, beschäftigt sich heute ab 18.05 Uhr mit der Tour. Titel: “Die Bluttour: Selbstmord in 20 Etappen”. Es lohnt sich sicherlich mal reinzuhören…(Sendung gibt es auch als Podcast)
im Nachhinein muss man der “Berliner Zeitung” gratulieren. Der Entschluss war sehr weise…
ARD und ein paar Tage vorher SZ, waren mal wieder sehr schnell.
11 Monate! sind mittlerweile vergangen, seit es auf Interpool.tv die veröffentlichten Dokumente (inclusive Dokument 31, mit Kürzel AC und Name Alberto Contador) der Operation Puerto gibt.
http://www.interpool.tv/service/2/0
Ich bin kein Journalist, nur Hobbyradler. Mir war eigentlich lange klar, dass im Radsport gedopt wird. Nach Dietz Geständnis wollte ich mich mehr über das Thema Doping informieren. Ich brauchte nur ein paar Stunden im Internet surfen, um ein umfangreiches Doping-Archiv und dort den link zu den Dokumenten zu finden.
Das Doping-Archiv: http://www.cycling4fans.de/
Ich frag mich, was die da wohl den ganzen Tag in Ihren Redaktionen machen? Die ARD hat mittlerweile sogar eine ‘Doping-Redaktion’. Und ‘Experte’ Florian Bauer sprach gestern abend und heute im Morgenmagazin von der eher unwahrscheinlichen Theorie der vertauschten Blutbeutel im Fall ‘Vino Veritas’.
Florian Bauer hätte besser vorher Hajo Seppelt gefragt. Der sprach auf Anfrage sofort von Vinos Eltern, die in Albi beim EZF zu Besuch waren, und das es da scheinbar eine Blutspende gab.
Die Theorie mit dem vertauschten Blutbeutel ist/war alles andere als unwahrscheinlich. Heute noch Fremdblutdoping zu begehen ist, mit Verlaub, ein Fall von akuter Vollverblödung, also etwas das man Vinokurow jetzt nicht umbedingt unterstellen will. Fremdblutdoping ist seit 2004 problemlos nachweisbar und (im Gegensatz zum Testosterondoping) auch nicht zu vertuschen. Der Nachweis von Eigenblutdoping ist dagegen eigentlich ausgeschlossen, sofern nicht über einen längeren Zeitraum ermittelte Vergleichblutbilder vorliegen oder eben irgendein Trottel die Konserven vertauscht.
@JensA
So Nach dem Motto: Das ist SO blöd, das KANN er nicht gemacht haben?
Scheint zu funktionieren, die Taktik. Einige überzeugt es ja wohl.
Aber: Blutbeutel mal eben vertauschen?????
Meinst du, das Team geht mit dem Leben seines führenden Fahrers derart fahrlässig um?
Warum denn nicht? Anderes Doping ist ja auch nicht ungefährlich und schon gar nicht auf lange Sicht und mit einem Auge auf Spätfolgen.
@MiniMoppel
Wenn das Blut kompatibel und die Hektik groß ist, dann kommt so etwas schon einmal vor. Wäre zumindest wohl auch im Hochleistungssport nicht das erste mal.
Im Übrigen wäre ich mit dem Wort “Team” sehr vorsichtig. Ich glaube man hat das Problem nicht erfasst wenn man im Radsport von einem Problem einzelner Teams spricht, gerade in Sachen Blutdoping. Die Fahrer sind Kunden einzelner Mediziner und Netzwerke, die größtenteils unabhängig von den Mannschaften existieren.
Zu der anderen Sache. Ich schließe nicht aus das es sich um absichtliches Fremdblutdoping handelte, nur weil man dazu wirklich doof sein muss. Vielleicht ist Vino tatsächlich so doof, aber als Kunde bei Ferrari und/oder Fuentes kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen. Die Herren müssten normalerweise wissen das es sich bei Fremdblutdoping eher um ein “no go” handelt. Aber Ferrari ist alt und wer weis was Vino sich bei seinem Sturz noch so beschädigt hat.
So oder so, habe ich aber auch nur lediglich darauf geantwortet das “Sportsmann” die Theorie der vertauschten Blutbeutel als “unwahrscheinlich” und die Theorie mit dem Vater als “wahrscheinlich” bezeichent hat. Diese Klassifizierung finde ich eben eher unpassend, auch wenn natürlich beides möglich ist.
In Between: Die ASO steht wohl offenbar davor sich von der UCI abzuspalten und eine eigene Profiserie zu gründen. Bisher einzige mit bekannte Quelle: http://www.forum.cycling4fans.com/thread.php?threadid=20936
@MiniMoppel: Meine Erachtens wäre diese Taktik keine Taktik, denn JensAs Erklärung durch vertauschte Blutbeutel führt immer noch zu versuchtem Eigenblutdoping. Nichts, was Winokurow entlasten würde…
@JensA: Klingt sinnvoll. Andererseits wirkt die Aussage “Mein Anwalt und sein Experte habe mir versichert, das mein Fall sicher wie Beton ist” wie, ebend, akute Vollverblödung. Würde ich insofern eher keine Argumentation drauf aufbauen. ;)
was spricht eigentlich dagegen ab sofort alle tour fahrer nach jeder etappe auf doping zu überprüfen? liegts allein am geld?
Oh, die 14. Etappe zum Plateau…könnte interessant werden..;)
Ja. Die Installation eines umfassenden Kontrollnetzwerkes in Sachen Doping würde eine ganze Menge zusätzliches Geld kosten. Das gilt eben auch dafür jeden Fahrer nach einer Etappe zu kontrollieren. Kontrolleure, Kuriere und Labore wollen nunmal auch bezahlt werden. Was aber nicht heißt das in Zukunft ein derartig ausgeweitetes Kontrollnetz installiert wird.
Im Zusammenhang mit dem Gerücht bzgl. der weiteren Dopingenthüllung hau ich jetzt einfach mal in Raum das die Tour auf Beschluss der Organisatoren heute ohne gelbes Trikot gestartet wurde. Ein äußerst eigenartiger und wohl einmaliger Vorgang, immerhin ist das Trikot das Markenzeichen der Rundfahrt und der Sponsor lässt sich seine entsprechende Präsenz auf dem Trikot auch einiges kosten.
Aktuell führender in der Gesamtwertung ist der Fuentes-Kunde Alberto Contador, welcher u.a. einer der Fahrer ist die nach der besagten 14ten Etappe eine Dopingprobe abgeben mussten. Zusammenhang?
wen es interessiert, auf eurosport läuft gerade eine pressekonferenz der tour-offiziellen. scheinbar bringen die heute bis zur etappe durchgehend eine vorberichterstattung.
@JensA
soweit ich weiß,is das schon öfter passiert,wenn der tour-führende die tour de france verlassen hat.
das heißt natürlich nicht, dass deine vermutung stimmt
@C.B.
Ich verfolge die Tour nun schon länger, an soetwas kann ich mich aber beim besten Willen nicht erinnern. U.a. das Sponsoreninteresse spricht ja schon gegen so eine Praxis. Kannst du mir ein Beispiel nennen?
Ich denke es liegt in der Logik:
Rasmussen ist heute morgen nicht beim Start angetreten und erst da wurde das gelbe Trikot frei.
Aber es stimmt schon: es soll wohl das erste Mal in der Geschichte sein, sagen zumindest die französischen Reporter.
Das Rasmussen nicht startet ist seit gestern 23 Uhr klar, die ASO wusste es vielleicht schon vorher. Wenn man gewollt hätte wäre es absolut kein Problem gewesen Contador in ein gelbes Trikot zu stecken.
@JensA
hab jetzt kein beispiel zur hand. erinner mich aber, dass mal ein führender nach sturz ausgeschieden ist und dann wurde das trikot am nächsten tag nicht getragen. ob das die entscheidung der tour-offiziellen oder des jeweiligen fahrer war weiß ich nicht mehr. auch mit anderen trikots is das meiner erinnerung nach schon passiert ist.
man kann ja über eurosport sagen was man will, aber die heutige vorberichterstattung find ich gut. vor allem das interviwe mit herrn angermann!
Auch wenn es scheinbar völlig ausserhalb denkbaren Bereichs liegt: Könnte die Tour-Organisation nach den Ereignissen der letzten 10 Tage, insbesondere der gestrigen Klimax, mit dem Verzicht auf Gelb nicht einfach nur ein Zeichen setzen wollen?
Klasse Vorberichte heute auf Eurosport…finde ich auch….
Ich glaube, man hat auf gelb verzichtet, weil es Contador im Moment einfach noch nicht zusteht: Gestern waren die Astana-Fahrer auch noch im Klassement gelistet, obwohl sie zurückgezogen haben. Erst durch das Nichtantreten bei der nächsten Etappe verschwindet man offiziell von der Ergebnisliste und es kommt die “bereinigte” Reihenfolge raus…
So habe ich das jedenfalls verstanden – kann aber auch falsch sein.
@JensA
Vino hat eben nicht mit eine Kontrolle auf Fremdblut gerechnet. Wenn Blutbeutel verwechselt wurden, hatten die Eigenblutdoping vor. Das Blut im Höhentraining lange vor der Dauphine abgenommen, ist ja auch erst einmal eine temp. Schwächung der Körpers. Der Körper braucht mindestens 1 Monat um 1 Liter Blut nachzubilden. Somit musste das Blut spätestens 1 Maiwoche abgenommen werden. Um die Blutkörperchen über eine lange Zeit konservieren zu können, braucht es tiefe Temperaturen und einen Stabilisator wie Glykol. Dann eine aufwendige Technik das Glykol wieder von den Blutkörperchen zu trennen. Dazu noch die Logistik für die Kühlkette, und das alles ohne Patron Walter.
Wenn von 9 Fahrern im Astana Team 2, 3 oder 4 Fahrer Eigenblutdoping hätten praktizieren wollen, wäre das verwechseln der Blutbeutel dümmer, als die Annahme, auf Fremdblutdoping würde während der Tour nicht getestet.
Zum Fremdblutdoping von Vinokurow habe ich (ich meine auch von Hajo Seppelt) die Theorie gehört, dass Blutproben nicht immer genommen werden und die genommenen Proben auch nicht immer auf Fremdblut untersucht werden, weil der Test so aufwendig ist. Demnach hätte Vinokurow hoch gepokert und verloren.
Patrick Lefevere will schon wieder klagen?
Wie stehts eigentlich mit seiner Klage gegen JayJay?
@Sportsmann
Glaubt du ernsthaft die Praxis des Eigenblutdopings würde nicht mehr durchgeführt. Guten Morgen… Das ganze spielt sich auch (nicht mehr) im Team Astana, T.-Mobile, Qick Step und sonstwas ab. Die heutige Dopingpraxis ist von den Teams beinahe völlig losgelöst. Das läuft über Leute wie Fuentes, Ferrari, Checchini usw.. Hierbei handelt es sich um größere, weiterhin voll funktionierende Netzwerke mit einer Vielzahl von Kunden. Das richtige Blut, zur richtigen Zeit und am richtigen Ort an den Mann zu bringen ist durchaus eine logistische Meisterleistung, bei der Verwechslungen (z.B. ähnliche Codenamen und kompatible/ähnliche Blutgruppe) durchaus möglich sind. Lese dir mal den Spiegelartikel durch in dem Jörg Jaksche auspackt.
@hilti
Mit einer Probe auf Fremdblut muss man nach der ganzen Vorgeschichte als Astanafahrer Vinokurow absolut rechnen. Er hätte schon verdammt hoch gepokert wenn er davon ausgegangen wäre das solch ein Test bei ihm nicht gemacht würde.
Jedenfalls die Sache mit dem Vater halte ich aber tatsächlich eher für einen Blindschuss eines Journalisten der sich aus der puren Anwesenheit der Eltern etwas zusammenbastelt. Oder haben die Dopinglabore seit neuesten auch für solche Fälle Vergleichsblutproben sämtlicher nahen Angehörigen direkt parat?
Die gestrige Eskalation um Rasmussen soll ja durch einen Bericht des ZDF im Heute-Journal entstanden sein, in dessen Zuge das ZDF Davide Cassani interviewte, der berichtete, dass er Rasmussen zum fraglichen Zeitpunkt in Italien getroffen hat.
@Franz
Cassani traf Rasmussen in den Dolomiten zu einem Zeitpunkt in dem er eigentlich in Maxiko sein sollte. Das der Rai Reporter Cassani dieses aber Exklusiv im ZDF aufgedeckt hat, dass ist vielleicht doch etwas viel der Ehre für die Mainzelmännchen.
Zum gelben Trikot
1971 Luis Ocana, mit 8 Minuten im Gk vor Eddy Merckx führend, stürtz schwer und muss die Tour beenden. Am nächsten Tag weigert sich Merckx das gelbe Trikot zu tragen.
ah, ein neues gerücht? das ist ja auch der letzte unterhaltungswert, den diese tour (traurigerweise) noch bietet.
Vielleicht war die Blutdoperei bei Winokurow ja garnicht von Beginn der Tour an geplant, sondern eher eine Reaktion des Teams auf seinen zwischenzeitlichen Rückstand, sozusagen Spontandoping. Und bei dem technischen und kostenmäßigen Aufwand, der hier für Eigenblutaufbereitung und Langerung beschrieben wurde, glaube ich auch nicht, dass der Teamarzt von jedem Fahrer immer auf Verdacht mal ein paar Liter in der Tasche hat.
Wenn das so der Fall wäre, dann wäre Fremdblutdoping die einzige Möglichkeit, wenn es denn unbedingt Blutdoping sein sollte. Und wenn es ebenso stimmt, dass auf Fremdblut nicht immer kontrolliert wird, war das Risiko für Astana (keiner kann mir erzählen, dass Winokurow sich das Zeug selbst verabreicht hat) überschaubar gewesen.
Wahrscheinlich wäre, eine Alternative zum Fremdblut EPO gewesen, aber nach der jüngsten Geständnisflut wird wahrscheinlich so ziemlich jede Probe als erstes mal auf EPO kontrolliert, oder?
Jens, nochmal will ich den Artikel im Spiegel nicht lesen. Ich bleib bei meiner Meinung im Fall Vino.
Eigenblutdoping unwahrscheinlicher als Fremdblutdoping.
naja, wa immer Vino da von US-Blutexperten faselt, die ihn raushauen könnten, wenn er fremdes Blut im Körper hatte, lässt sich das sehr gut nachweisen.
und falls ihm nicht gerade nach einem seiner stürze in letzter Zeit eine Transfusion verabreicht worden ist, sollte es keinen Grund geben, warum sich in seinen Adern irgendwelches anderes Blut ausser seinem eigenen befindet, bzw. befand.
Machmal glaube ich, einige der Herren Profisportler haben den Bezug zur Realität verloren.
Hauptsache als erster ankommen, und fröhlich in die Kamera lächeln, alles andere interessiert nicht.
Wenn ich das richtig verstehe, dann titelt die Berlingske Tidene in der Tat “Rasmussen kann seine Unschuld beweisen” (“Rasmussen kan bevise sin uskyld”, http://www.berlingske.dk/sport/artikel:aid=922700:fid=100101188). Weil Ein- und Ausreisen in Mexiko protokolliert werden, könne Rasmussen belegen dass er tatsächlich in Mexiko und nicht in Italien war.
Die Sache wird so langsam seltsam. Aucxh seltsam, dass deutsche Nachrichtensites die Nachricht noch nicht haben
Anderseits bleiben da auf jeden Fall die 2+2 Verwarnungen und die Laviererei der letzten Tage, die Rasmussens Ausschluss selbst dann überfällig machten, wenn er tatsächlich in Mexiko gewesen sein sollte.
@JensA
Natürlich weiß ich, dass das reine Spekulation ist, aber mir scheint eine, salopp gesagt, verlorene Pokerrunde plausibler als vertauschte Blutbeutel oder reine Dummheit.
Eurosport.de zu Alberto Contador:
http://de.eurosport.yahoo.com/26072007/73/tour-de-france-himmelsstuermer-oder-betrueger.html
Auch wenn ich überhaupt kein Rasmussen-Fan bin nervt es mich trotzdem, dass viele Fakten einfach falsch dargestellt werden.
Ich finde das mit den 2+1 (nicht 2+2! – Quelle: http://www.n-tv.de/829260.html) Verwarnungen als =3 zu werten nicht korrekt. Wenn ich das richtig verstanden habe, wertet die UCI 3 Verwarnungen, 3 verpasste Dopingtests oder eine Dreier-Kombination aus beiden als Doping-Vergehen (Quelle: http://tour.ard.de/tdf/aktuell/kw29/rasmussen_20070719.htm). Der UCI (Weltverband) hat Rasmussen 2 Verwarnungen ausgesprochen, da er ihn an 2 unterschiedlichen Zeitpunkten nicht erreichen konnte bzw. nicht wusste wo er sich aufhielt. Dass der DCU (dänischer Radsportverband) zur selben Zeit Rasmussen nicht erreichen kann und ihm deshalb auch eine Verwarnung ausspricht ist ja in Ordnung, nur kann man dann nicht diese beiden Vergehen zusammenzählen und dann von 3 Verwarnungen = Doping-Vergehen sprechen, da 1. “DCU-Vergehen” nichts mit dem UCI zu tun haben und 2. es sich scheinbar bei der einen Verwarnung durch den DCU auch noch um den selben Zeitpunkt der Nicht-Erreichbarkeit handelte – das behauptete zumindest Rasmussen in seiner Pressekonferenz.
Wenn wir schon von Regeln sprechen die eingehalten werden müssen, muss dies für beide Seiten gelten. Wenn die Regel heißt, 3 Verwarnung = Doping-Vergehen, dann müssen auch 3 Verwarnungen vorliegen.
Sollte sich auch noch herausstellen, dass Rasmussen tatsächlich in Mexiko und nicht in Italien gewesen ist, ist die einzig richtige Schlussfolgerung, dass er zu unrecht von der Tour ausgeschlossen und um einen Tour-Sieg gebracht wurde. Ich vertrete nämlich immer noch den Rechtsgrundsatz, dass einem die Schuld nachgewiesen werden muss – auch beim Doping!
livefields schrieb:
Rasmussen steht nicht vor Gericht.Er wurde durch sein Team der Tour ausgeschlossen, weil der Team-Sponsor ihn nicht mehr dabei haben wollte. Als privates Unternehmen ist Rabobank nicht an Grundsätze gebunden, die für Gerichte gelten.
Analog könnte mich mein Arbeitgeber z.B. von einem Projekt abziehen, wenn er etwa der Meinung ist, dass mein schlechtes persönliches Verhältnis zum Kunden den Projekterfolg gefährden könnte. Dazu müsste er mir nicht “beyond a reasonable doubt” nachweisen, dass das tatsächlich so ist. Und das gälte auch dann, wenn ich für das Erreichen der Projektziele eine Prämie bekäme.
Rabobank hatte eben keinen Bock auf einen Tour-Gewinner Rasmussen und hat deshalb wahrscheinlich das Recht, ihn von der Tourteilnahme auszuschließen. (“Wahrscheinlich” deswegen, weil ich natürlich den Vertrag zwischen Team und Fahrer nicht kenne.) Ob Rasmussen aus dem Team entlassen wird, also sein Gehalt nicht mehr bekommt, davon hätte ich noch nichts gelesen und das würde logischerweise durch den Vertrag zwischen beiden geregelt werden. Hierfür würde in der Tat gelten, dass ein Bruch des Vertrags nachweisbar sein müsste. Aber ein wirtschaftliche Entscheidung des Teams kann es nach Gutdünken treffen.
Und meiner Meinung nach hat es hier obendrein die richtige Entscheidung getroffen
(Übrigens schreibt man hier und überall sonst von 2+2=4 Verwarnungen.)
@livefields
Du berichtest nichts neues. Der Grund warum Rasmussen nicht gesperrt wurde und auch nicht von der Tour ausgeschlossen wurde war ja eben formell nur zwei Vergehen vorliegen und zusätzlich noch juristische Zweifel an der Zuständigkeit des dänischen Verbandes vorliegen. Aus dem gleichen Grund wurde er ja auch erst jetzt und vor allem wegen der Lüge (die vielleicht garkeine ist?) von seinem Team suspendiert.
ABER: Rasmussen hat in den letzten Jahren wirklich alles getan um Dopingkontrollen zu entkommen. Er fuhr letzte Saison als ein in Italien seinen Hauptwohnsitz habender Däne mit mexikanischer Lizenz, dieses Jahr mit monegasischer. Zwei Verbände die im Kampf gegen Doping (logischerweise) nicht gerade herausragen. Warum tut er das? Rasmussen selber sagte das er in den letzten 3 Jahren nicht einmal beim Training kontrolliert wurde. Er kommt der Pflicht seine Aufenthaltsorte zu melden regelmäßig nicht nach und nimmt es wie es jetzt ausieht auch inhaltlich damit nicht ganz so genau. Letztendlich ist Rasmussen einer der Fahrer welche die UCI erst kürzlich als “Man in Black” bezeichnete, also Fahrer die absichtlich inkongnito an Orten absteigen und vor allem trainieren (neutrale Trikots). Die UCI vermutet als Hintergrund das die Fahrer so für die Kontrolleure schwerer entdeckbar bleiben wollen und wohl auch sind. Die Indizien wiegen da in meinen Augen schon schwer. Zumindest zu schwer als das Rasmussen von mir irgendeine Form von Mitleid bekommt.
Es gab ausweislich der L’Équipe (Papier-Ausgabe von gestern und vorgestern) vier Verwarnungen. Zwei von der UCI, zwei von der dänischen Anti-Doping-Organisation.
Die erste der UCI traf am 1.4.2006 ein.
Die zweite am 29.6.2007, als Rasmussen zwei unangekündigte Tests am 8.5. und 26.6. versäumt hat (der Test vom 8.5. wird von Rabobank/Rasmussen bestritten, angeblich soll man es mit dem dänischen Test vom 6.4. verwechselt haben).
Die Dänen haben eine Verwarnung wegen Abwesenheit für einen unangekündigten Test am 6.4.2007 gegeben.
Nummer vier wegen Abwesenheit am 21.6.
Die Verwanrungen der UCI wegen des Tests am 26.6. und der Dänen am 21.6. betrafen zwar dieselbe Reise (weil er in Mexiko statt Italien gewesen sein soll), aber zwei unterschiedlichen versäumten Tests.
Oh super, genau so eine Auflistung habe ich gesucht. Dann korrigiere ich mich soweit das es 4 Verwarnungen gab, aber eben die Zuständigkeit des dänischen Verbandes wegen der Lizenz (zuständiger Verband ist der in welchem der Fahrer die Lizenz hat) juristisch umstritten ist, bzw. die Dänen juristisch einfach nicht zuständig sind. Die UCI hat ihn jedenfalls nicht gesperrt weil für sie eben nur zwei Verwarnungen vorlagen (und weil sie ein Haufen unfähiger Trottel ist).
@JensA: die frage der zuständigkeit ist überhaupt nicht umstritten, auch wenn rabobank/rasmussen dies so darstellen wollen. solange ein fahrer in einer nationalmannschaft für sein heimatland fährt, ist er auch automatisch dem zuständigkeitsbereich des jeweiligen verbandes unterstellt (siehe kessler und sein positiver test durch die deutsche nada, obwohl er mit schweizer lizenz fährt. ähnliches gilt für sinkewitz der (glaube ich zumindest) auch mit schweizer lizenz fährt).
Naja, alles was im Weiteren Sinne mit Jura und der Anwendung von Normen zu tun hat, ist doch grundsätzlich umstritten.
Danke für die Auflistung dogfood. Es waren also 2 + 2 versäumte Tests, was natürlich trotzdem nicht als 4 versäumte Tests gezählt werden kann, zumindest wenn es um die Regeln der UCI geht.
@surfguard: Natürlich kann ihn sein Arbeitgeber rausschmeißen, keine Frage. Die Frage ist nur, welcher Druck auf diesen Arbeitgeber ausgeübt wurde, vlt. auch von Seite der Tourorganisatoren, die ja offen verlauten ließen, dass sie ihn nicht mehr einladen würden. Aber selber vom Rennen auszuschließen, dass haben sie sich dann doch nicht getraut. Die fragwürdige Aussage von Davide Cassani und die wachsende Unbeliebtheit bei den [französischen] Tourzuschauern war wohl eher ein willkommener Anlass jetzt einen Grund für einen Rausschmiss zu haben. Sollte Cassani nun doch recht haben, ist Rasmussen deshalb immer noch nicht des Dopings überführt, sondern hat “nur” sein Team belogen.
Ich will hier nicht die Verteidigung von Rasmussen übernehmen, mir ging es eher darum, das man trotzdem man diesen wortkargen Dänen nicht leiden kann, bei den Fakten bleiben sollte. Übrigens, wenn Rasmussen jetzt an 120. Stelle im Gesamtklassement liegen würde, würde es sicherlich kein Schwein interessieren, ob er mal bei 2 Dopingkontrollen nicht auffindbar war.
Du machst Dich an eine Dänin ran.
Da kommt Ihr Freund und droht Dir Prügel an.
Sieh im Krankenhaus im Spiegel Dein Gesicht und Du siehst ein,
Dänen lügen nicht.
(Text: Otto Waalkes, frei nach Michael Holm.)
Das war vor zig Jahren vielleicht richtig, spätestens seit Bjarne Riis widerlegt.
wenn Rasmussen jetzt an 120. Stelle im Gesamtklassement liegen würde…
hätte man Ihn bei Trainingskontrollen angetroffen.
Menchov ist offenbar aus der Tour ausgestiegen. Verständlich, der Kerl muss richtig frustriert sein. Als Kapitän von Rabobank in die Tour gegangen und dann mehrere Male mit Dekker und Boogert zusammen am Berg Tempo für Rasmussen gemacht.
@livefields: Das sage ich zwar auch nicht zum ersten mal, aber was solls: Sportgerichtsbarkeit ist keine Strafjustiz. Daher gelten einige elementare Rechtsgrundsätze, die man so aus der Strafjustiz kennt, dort nicht, z.B. die Unschuldsvermutung und der Zweifelssatz. Wenn die Sportverbände sie denoch gegen sich gelten lassen wollen, ist das zwar deren Bier. Ebenso könnten sie aber auch die Beweislast umkehren und sagen, ungedopt ist nur, wer uns seine Sauberkeit aktiv und zweifelsfrei nachweist. Und sie können natürlich auch eine beliebige Mischform wählen, bspw. können sie, für den Fall, daß jemand eine bestimmte Anzahl von Test schuldhaft versäumt, festlegen, daß dieser unwiderleglich als gedopt vermutet wird.
Mit einem zweifelsfreien Beweis hat letzteres schließlich wenig zu tun, egal ob der Junge jetzt zwei, vier, oder zwanzig Tests versäumt hat. Und bei einem Strafverfahren wegen (Sport-) Betruges dürfte das dementsprechend auch nicht ausreichen.
Einen dreckigen Doper dürfte man ihn aber trotzdem nennen.