Tour 2007, #2: Dünnkirchen – Gent

[17h34] Der Sturz soll nach Angaben der Mediziner keine schweren Verletzungen nach sich gezogen haben. Auch Cancellara sah den umständen entsprechend noch recht fit auf dem Podium aus.

[17h30] RMC ist sich immer noch nicht einig, was das mit dem Boonen-Nicht-Sieg war. Sie glauben nicht dass der Sieg Steegmans Absicht war und sprechen von einem “Bug”, einem “Fehler im Plan”.

[17h15] Der Massensturz soll sich weniger als 3km vor dem Ziel ereignet haben, ergo werden alle Fahrer “zeitgleich” gewertet. Cancellara kann zwar Gelb behalten, macht aber einen angeschlagenen Eindruck.

Sieger war übrigens Gert Steegmans, der als letzter Helfer von Boonen gilt.

[17h13] Tom Boonen wird kurz vor dem Ziel von seinem eigenen Mannschaftskollegen im Sprint geschlagen und die französischen Kommentatoren liegen vor Lachen auf dem Boden. “Ohlalalala… da liegt Ärger in der Luft!“.

[17h12] Schwerer Sturz, nur 25 Fahrer können enteilen, während alle anderen im Sturz festhängen.

[17h10] Knapp 3km vor dem Ziel der Zusammenschluß. Liquidas übernimmt das Tempo.

[17h05] Und da ist der ARD-Stream auch schon wech…

Die Straßen sind trocken. 8km noch zu fahren, 40 Sekunden. Die Ausreißer sind quasi “tot”.

[17h02] Internetstreaming bedingt schwere Verschiebungen der Zeitachse. Der Liveticker derL’Équipe ist bei km11, der ARD-Stream bei km 12,5 und bei RMC bringt man die 17h-Nachrichten.

[17h01] ARD und ZDF streamen übrigens live (EUROSPORT nur gegen seine üblichen Monatsgebühren, dafür aber das komplette EURO-Paket, also beide Programme) und ich bin gerade überrascht dass ich problemlos raufkomme.

[16h50] Es geht seinen Gang. 20km noch zu fahren. Abstand für die drei Ausreißer 2’13 Vorsprung. Der Deutsche Sieberg übernimmt die meiste Führunsgarbeit (37%). Das Wetter soll horrormäßig sein, wahre Sintfluten.

Im Pelonton organisiert sich langsam die Aufholjagd. 4-5 Mannschaften mit namhaften Sprinter teilen sich die Arbeit auf.

[16h31] Inzwischen regnet es. Es hat z.B. einen heftigen Sturz von Frank (Franck?) Schleck gegeben. Nachdem noch schnell allgemeine Pinkelpause vor dem Regen angesagt war, bliebt der Abstand zu den Ausreißern noch konstant, aber mit etwas mehr als 30km macht das Feld gleich ernst. Alles schaut auf den “Lokalmatador” Tom Boonen/QSI.

Der Regen wird immer heftiger.

[15h55] Rennsituation unverändert: Drei Aureißer, aber der Abstand ist auf unter 3 Minuten gerutscht. Hinsichtlich der Schlußkilometer könnte es nochmal zu Problemen kommen, denn die Wolken sollen randvoll sein. Ein Massensprint auf nassem Asphalt möchte man nicht wirklich haben.

[15h41] Es gibt noch eine Facette in der Wahrnehmung des Dopings außerhalb von Frankreich, die mir erst durch einen Artikel in der Freitagsausgabe der L’Équipe deutlich geworden ist. Während die Radsportler und die Radteams zum Antidoping-Kampf getragen werden müssen, hat in Frankreich die ASO, der Veranstalter der Tour, ein sehr großes Interesse an einer “sauberen” Tour. Die Tour ist die Paradeveranstaltung des Radsports und Probleme des Radsports lassen sich am ehesten hier beobachten.

Die ASO und die Tour spüren sehr wohl, dass es immer größere Probleme mit den Sponsoren gibt. Die Bank Crédit Lyonnais, Sponsor des Gelben Trikots, hat vor drei Jahren eine Ausstiegsklausel nachträglich in den Vertrag aufnehmen lassen. Die Einschaltquoten schmierten letztes Jahr ab. Nicht nur in Deutschland, was man noch halbwegs mit dem Jan-Ullrich-Effekt erklären kann. Auch in Frankreich: -5%. Ähnliches Bild in Italien. Und die Drohung des ZDFs aus der Übertragung auszusteigen, wird durchaus in ASO-Kreisen diskutiert.

Noch problematischer: die Marktforschung zeigt dass die Radsportfans immer älter werden. 74% der Zuschauer wären älter als 50 Jahre. Als eine der Ursachen wird angegeben, dass die Tour keine “echten” Helden mehr erzeugt, an die man vorbehaltlos glauben kann. Immerhin sind die Toursieger seit minimum 1996 alle ausnahmslos heftigst in Dopingaffären verwickelt.

[15h30] Die RMC-Moderatoren reagieren ziemlich angepisst auf ein Interview mit dem Manager des Team Astana Marc Biver, dass sie bereits gestern ausgestrahlt hatten und wo ihnen erst im Nachhinein aufgefallen ist, dass Biver von “Leuten die den Radsport töten wollen” sprach in Bezug auf die Anti-Doping-Bemühungen und die Verdächtigungen gegen Astana. Sie bezeichnen Biver als Paranoid. Auch das der neue Stil von RMC. Es wird nicht lange gefackelt.

(Jetzt ist tatsächlich vom Käse der Region die Rede. Der Geist Watterotts lebt!)

[15h25] Der Werbeblock ist übrigens drei Minuten lang gewesen.

Zum Renngeschehen: eine 168km lange Etappe die von der Küste des Ärmelkanals im Zickzack nordostwärts gen Flandern nach Gent in Belgien führt. Es hat den Vormittag wohl heftigst geschüttet und trotz Sonnenscheins wird vor den rutschigen Straßen gewarnt.

Das Rennen startete kurz nach 13h und es hat zirka eine Dreiviertelstunde gedauert bis drei Fahrer ausgerissen sind und zwischenzeitlich 6 Minuten Vorsprung herausgefahren haben: Marcel Sieberg/MRM, Cédric Hervé/FDJ und Ruben Perez/EUS. Knapp 80km vor dem Ziel ist der Vorsprung bei zirka 5 Minuten.

[15h23] Erster Werbeblock nach 22 Minuten. Grandios: man wirbt für die Tour-Karawane. Sinngemäß: “Treffen Sie eine Stunde vor der Durchfahrt ein und erleben Sie das Spektakel der Tour-Karawane. Das Event des Jahres 2007. Die RMC-Tour-Karawane!

[15h16] Eine weitere Veränderung bei der Tour 2007 trifft mich: anscheinend sind die Rechte für die Übertragungen im Radio vom Öffentlich-Rechtlichen France-Inter zum privaten RMC gegangen. Während man bei France-Inter mitsamt seiner Tochter France-Info früher fleißig dabei war, bereits ab dem Vormittag kurze Einspieler zur Etappe des Tages zu bringen, fährt man nun auf Sparflamme und ich vermissen den zur Gewohnheit gewonnen Jungle auf France-Info.

RMC bringt bis zum Start seiner Übertragungen keine Einspieler. Nachmittags steigt RMC ab 15h mit Reportagen nonstop ein. France-Inter setzte früher drei Motorrad-Reporter ein. Wenn ich es richtig mitbekommen, setzt RMC derzeit nur eines ein.

Die Tonalität ist deutlich anders. Waren es früher alte Tour-Hasen die sich zum Moderator gesellten und man mitunter auch in kulturellen Smalltalk abdriftete, klingt es nun jugendlicher, forscher, aber auch ungeduldiger. Es dauert keine drei Minuten ehe der Moderator das erste Mal die Frage stellt, wozu man diese Flachetappen überhaupt brauche. Alles gerade Straßen, jeder kenne den Verlauf von vornherein, wo bleibe die Herausforderung.

Kommerzsender halt. Inklusive Werbesports und Trailer. Beurk.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Käsekommentare! Hach, das fehlt mir schon ein wenig…

  3. Bei den Einschaltquoten hierzulande bin ich mal sehr gespannt. Die waren zwar am Wochenende wirklich bescheiden (zumindest wenn die Zahlen der HH-Boulevardpresse stimmen), aber was passiert, wenn Klöden aus den ersten Bergetappen als Sieger hervorgeht?
    Ich vermute dann ist es vielen (wieder) egal für welches Team er fährt und welche Vorgeschichte die haben.

  4. Videostream bei ARD leider nur die Dia-Show

  5. ?? Im Spiegel online Ticker wird iummer noch Boonen als Sieger und von den belgischen Fans gefeiert genannt.
    Aber ich vertraue blind drauf, dass Du mehr Ahnung hast, als die Spiegelleute .
    Alexander
    PS: LOL Die SPiegelleute lagen falsch (und zwar ettliche Minuten) und haben es jetzt wieder korrigiert. Hey Spiegel, wie peinlich ist das. Ihr hängt eh schon 3 Minuten hinter aas hinterher und dann auch noch der falsche Sieger ?

  6. Ich höre es auch nur im Radio. Die haben immerhin auch zwei Sekunden gebraucht. “Boonen gewinnt, Boonen gewinn… Nee. Nee, … Moment, das ist nicht Boonen. Es ist nicht Boonen der gewonnen hat…”

  7. Boonen hat sich ziemlich gefreut, sah fast so aus, als haette er Stegmans den Sieg ueberlassen. Also nix mit dicker Luft bei Quick Step.

  8. Dafür steigen die Einschaltquoten bei Eurosport. Da spricht viel dafür, dass den menschen das ganze Gerede über Doping bei ARD und ZDF leid sind und den reinen (naja) Sport genießen wollen.

  9. Na ja,

    da sollte man dazu erwähnen, dass Eurosport das erste Wochende letztes Jahr sehr stiefmütterlich behandelte und die jetzt erzielten Quoten von 300.000 absolut auch alles andere als Spitzenwerte für den Pariser/Münchner Sender sind.

    Sie stehen jetzt relativ so gut da, weil sie letztes Jahr während der ersten Etappen nur spärlich übertragen haben.

  10. Ich finde es geradezu dreist, dass ausgerechnet die Hofberichterstatter von damals heute solche Sprueche ablassen.

  11. fränk schleck laut wikipedia und eigener homepage

  12. Kurze Zwischenfrage.
    Warum durfte Jörg Jaksche als Experte der ARD arbeiten bzw warum gab man Jaksche entgegen Ankündigungen vor der Tour (die sich auf jeden dopenden Fahrer/Ex-Fahrer bezog; Marcel Wüst?) die Möglichkeit, das Rennen zu analysieren?
    Ich habe nur den Abschnitt nach dem Zieleinlauf gesehen und habe daher keine Ahnung, ob vorher im Bericht oder in der Anmoderation dazu etwas gesagt wurde.

  13. Wenn ich das richtig gehört habe, war Jaksche heute nur zum ‘Interview’ da. Ich denke also nicht, dass er die Tour als ‘ARD-Experte’ begleitet.

  14. Der Bella war auch schon gegen 14 Uhr da und wurde zu seiner Dopingvergangenheit befragt und hat auch noch einmal bestätigt EPO genommen zu haben. Hinzu haben die dann noch mit nem Doc über die Suchtgefahr von Doping gesprochen siehe il Pirato oder VdB …

    Der Jaksche ist übrigens am Mittwoch bei eurosport im Studio zu Gast, der Janschi meinte er wäre ohne Honorar bereit gewesen sich den Fragen zu stellen …

    Im Prinzip find ich den Migels und den Janschi schon besser als die Kommentatoren auf ARD/ZDF – nur manchmal gleitet vor allem der Janschi ein wenig vom Geschehen ab und es wird über Eisenbahnarbeiter Streiks in Peru philosophiert.

  15. Die Tour…

    Gäääääääääääääääääähhhhhhhhhhhhhhn

  16. interessanges Interview mit Rudy Pevenage in der SZ:

    http://www.sueddeutsche.de/,tt6m2/sport/weitere/artikel/728/122561/

    darin gibt er den Kontak zu Fuentes zu.

  17. Die bisherigen Übertragungen der Tour von ARD und ZDF sind schon eine wirkliche Zumutung. Man hat ein wenig das Gefühl sie wollen alles was sie die letzten Jahre wohlwollend übersehen haben in zwei Tagen nachholen. Der Generalverdacht der in den Übertragungen förmlich in jedem zweiten Satz nochmal herausgehoben wird kann bei einem als Zuschauer doch nur zu zwei Reaktionen führen: Entweder ich schalte auf Eurosport um oder ganz aus. Aber warum soll ich mir stundenlange Übertragungen ansehen in denen der Reporter mir alle zwei Sekunden oberlehrerhaft erzählt, dass das eh alles Betrug ist. Sie sollen ja keinesfalls weiter die Augen zu machen und mir eine heile Scheinwelt vorlügen, aber man muss doch davon ausgehen das inzwischen jeder weis was im Radsport los war/ist und sich seine Meinung dazu gebildet hat. Wenn ich trotzdem noch einschalte habe ich mich entweder dafür entschieden das trotz Doping der Radsport mich weiterhin fasziniert oder das ich dem Sport noch eine Chance gebe. Grotesk wenn dann der übertragende Sender dieses faktisch vorwürft und krampfhaft versucht das Thema Doping immer wieder soweit in den Mittelpunkt zu rücken das auch dem letzten der Spaß am Radsport vergehen muss. Man hat ja eh das Gefühl bei den Toursendungen von ARD und ZDF handele es sich mehr um Dopingdokumentationen als Sportübertragungen. Im Ernst, dann hätten sie die Übertragungen gleich lassen sollen und die entsprechenden GEZ Gebühren sinnvoller einsetzen.