Buddy McGirt, der Box-Trainer mit mehr Eier als Lamon Brewster

Der vom Boulevard-Fernsehen- und -Blatt hochgejazzte Schwergewichtskampf zwischen Vladimir Klitschko und Lamon Brewster war eine überraschend lahme Veranstaltung.

Von der ersten Minute an dominierte der kühl kalkulierende Klitschko während Brewster nichts anbieten konnte. Nach ein bißchen Oberkörperschaukeln in den ersten Minuten war Brewster offen für nahezu jeden Schlag von Klitschko. Eine etwas saftlose Führhand über die tief hängende Rechte von Brewster im Zehn-Sekunden-Takt und ab und zu eine etwas unpräzise geschlagene Rechte über die tiefe linke Brewster-Faust.

Brewster hatte kein Konzept um die 10-15cm Reichweitenunterschiede wettzumachen. Er kam nie an Klitschko ran. Die Nasenstüber per Führhand reichten aus um Brewster auf Distanz zu halten. Und so verstrich Runde um Runde. Runde um Runde wurde Brewster immer unbeweglicher, nahm aber stoisch die Einschläge hin ohne großartig zu wackeln.

Brewsters Trainer McGirt redet auf ihn ein, soweit man das beurteilen kann, denn RTL schaltete permanent in den Ringpausen zur Werbung. McGirt warnte Brewster in der Ringpause vor der 6ten Runde: wenn du nicht mehr Aktionen zeigst und dich weiterhin derart abschlachten läßt, nehme ich dich aus dem Kampf raus.

Es folgt die sechste Runde, gewohntes Bild, Gong, Rundenende, RTL schaltet zur Werbung und nach der Werbung sieht man einen jubelnden Klitschko. Buddy McGirt hat seiner Warnung Taten folgen lassen und Brewster tatsächlich rausgenommen.

Glückwunsch an McGirt der so konsequent handelt und seinen Boxer rausnimmt bevor er zu Brei geschlagen wird. Es war ein WM-Kampf, es war ein Kampf mit viel Tamtam und ein Kampf der von HBO in die USA übertragen wurde, also alles Rahmenumstände die das einfache Rausnehmen eines Boxers nicht gerade vereinfachen. Der KO wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, selbst wenn Brewster im Kampf noch nicht angeklingelt wurde. Auf der anderen Seite spricht es auch nicht für die körperliche Verfassung, dass der Trainer es bevorzugte Brewster nach Runde 6 rauszunehmen. So wie Brewster in Runde 5 und 6 immer unbeweglicher wurde, war die Kondition heute nicht Brewsters Ding.

Aber wer Brewster noch vom Krasniqi-Kampf in Erinnerung hat, hätte ihn nicht wiedererkannt. Eindimensional, langsam, ratlos, plump, und schnell platt. Er wirkte überhaupt nicht hungrig oder aggressiv. Klitschko musste sich noch nicht einmal anstrengen, konnte den Kampf sehr souverän und mit sehr viel Autorität angehen. Schade, eine Nullnummer von Kampf.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Man kennt das ja, jeder Boxkampf wird im Vorfeld als der beste Boxkampf aller Zeiten angepriesen, selbst dann, wenn ein Boxopa einen Showkampf bestreitet (Maske Kampf vor ein paar Wochen).
    Der Kampf heute war wirklich langweilig, die Angelegenheit war viel zu einseitig.

  3. Aber immerhin der Satz des Tages: “Brewster blockt alle Schläge mit dem Kinn – das kann keine sinnvolle Strategie sein.”

  4. Das Problem wird einfach sein, dass wir einfach ein wenig zu verwöhnt sind – sprich man will immer nur den KO sehen, deshalb haben gestern wohl auch eine Reihe von Zuschauern gepfiffen, aber das sind wahrscheinlich auch die ersten Zuschauer die aufschreien, wenn ein Boxer schwer verletzt wird, weil der Trainer oder Ringrichter den Kampf nicht rechtzeitig unterbrochen hat.

  5. Ich gehe schwer davon aus, daß sich der Anteil an Leuten, die für die Pfiffe Verständnis aufbringen, unter den Lesern dieses Blogs in Grenzen halten. Langweilig war es halt trotzdem.

    Als vom Profiboxen verwöhnt empfinde ich mich übrigens auch nicht.

  6. Was man in der (werbefreien) HBO-Übertragung hören kann: McGirt ermahnte Brewster schon deutlich früher (ich glaub nach der 3ten Runde wars) mehr zu tun und dass er ihn sonst womöglich rausnehmen würde.

    Und Klitschko hat durchaus mehrmals mit der Rechten getroffen.