Basso gesteht. Nun das Großreinemachen im Radsport?

Ivan Basso hat nach einer Pressemeldung des italienischen nationalen olympischen Komitees ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Basso hat seine Verwicklung im “Fall Puerto” und die Verwendung von sog. “Blutdoping” gestanden und ist bereit mit dem italienischen NOK bei den Ermittlungen zusammenzuarbeiten. Hintergründe diese Zusammenarbeit sind laut L’Équipe nicht bekannt. Gerüchteweise soll Basso darauf spekulieren durch ein umfassendes Geständnis beim Giro 2008 wieder teilnehmen zu können. In den Cyclingnews zeigt sich UCI-Chef Pat McQuaid überrascht, sollte es so einen Deal geben, denn die Mindestsperre bei Doping betrüge 2 Jahre und es gäbe keine “Kronzeugenregelung”.

In den letzten Tagen wurde die Schlinge um den Hals von Basso immer enger. Die italienische Staatsanwaltschaft soll angeblich im Besitz von einigen Blutproben aus dem spanischen Dopinglabor Fuentes sein und wollte DNA-Proben nehmen. Nach einer Vorladung des Staatsanwalts ist er letzte Woche von seinem Team Discovery suspendiert worden. Basso hat nach einigen Tagen Bedenkzeit seinerseits daraus die Konsequenzen gezogen und das Team verlassen. Am Beispiel Jan Ullrich und den bei Ullrich angewandten DNA-Tests hat er wohl die Zwecklosigkeit weiterer Dementis eingesehen und nach über einem Jahr erstmals Blutdoping zugegeben.

Im gleichen Boot wie Basso soll auch das große spanische Talent Alejandro Valverde sitzen. Die Gazzetta dello Sport hat Dokumente der spanischen Ermittler veröffentlicht die ihn erstmals in Verbindung mit Blutdoping aus dem Hause Fuentes in Verbindung bringen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Endlich mal einer ders zugibt(wenn auch nicht ohne Hintergedanken).

  3. Naja der gibt des etz zu, und er hofft auf Strafmilderung , dass er so schnell wie möglich wieder weitermachen kann wie bisher. mM

  4. Er gibt es natürlich nur zu, weil seine Lage aussichtslos ist. Aber wenigstens sinkt er nicht auf das Ullrich-Niveau runter und verbreitet abstruse Theorien.

  5. Oder Floyd Landis, der nach 8 positiven Tests immer noch von Unschuld schwafelt und alle die das Gegenteil behaupten als Manipulatoren darstellt.

  6. Bin sehr gespannt, wie schnell nun aufgeklärt wird, insbesondere der Fall Valverde. Ich bezweifle eine schnelle Aufklärung und ein Großreinemachen. Nur so kann man glaubwürdig bleiben. Statt 50 Fuentes-Kunden gibt es nun 100. Wer weiß, ob das wirklich alle sind. UNd außerdem kann es ja noch weitere Doping-Ärzte geben. In einem Bericht am Sonntag in der ARD wurde gesagt, dass Fuentes evtl. in Valencia (oder war es eine andere STadt?) weiterhin sein Dopingnetzwerk betreibt. Und die Spuren nach Deutschland sind nach meinem Kenntnisstand ja auch noch nicht aufgeklärt

    Meines Erachtens gibt es keinen anderen Ausweg mehr als den der DNA-Abgabe. Ansonsten wird es noch JAhre dauern, bis ich mich über einen Tour-Sieg eines Sportlers freuen kann. Der Zweifel fährt einfach mit.

  7. @markus: “…bleiben.”?! Bitte?
    Dein Gedanke, daß Fuentes eventuell, vielleicht, unter Umständen gar nicht der allerallereinzige Arzt ist, der den hyppokrathischen Eid nicht so ernst nimmt – ja, den würde ich gerne öfter mal hören.

  8. Wenn man endlich alles freigeben würde, was man nicht wissentschaftlich “am Sportler” nachweisen kann, hätte man solche “Skandale” nicht.

  9. Damit es dann wie in der Formel1 wird? Wer den besten Arzt (bzw halt Rennchef) hat gewinnt. Kein Überholen, Spannung nur bei Defekt.

    Der einzige Vorteil den ich darin sehe (schonmal hier geschrieben): Wers übertreibt ist endgültig raus…

  10. NoteMe,

    Dopingvorschriften sind ja nicht nur dazu da, unerlaubte Leistungssteigerungen auszuschließen, sondern auch dazu, die Gesundheit der Sportler zu schützen.

    Gerade das Blutdoping ist gesundheitlich sehr problematisch, da das Blut dickflüssiger wird, das Thromboserisiko steigt,….

    Natürlich kann man auch hier wieder sagen, ein Sportler muss wissen, was er tut und damit leben, dass er sich mit Doping auch gesundheitlich schädigen kann. Eine gewisse Fürsorgepflicht der Verbände besteht aber auch und diesen wird durch die Dopingvorschriften auch Rechnung getragen.

  11. Und man kann eben nicht davon ausgehen, dass die Vernunft siegt und die Leute nicht ihr Leben riskieren. Noch einen Tom Simpson kann der Radsport sicher nicht gebrauchen. Bei Freigabe *muss* man nahe an die Grenze gehen, um mitzuhalten — naeher als jetzt. Also ich will das dann nicht mehr sehen, aber eigentlich trifft das auch auf den jetzigen Radsport zu.

  12. @sternburg: Sollte “werden” heißen und nicht “bleiben”. Glaubwürdig ist momentan kaum einer. Auch an Aldag habe ich inzwischen meine Zweifel, weil er in der EPO-Hochzeit bei Telekom fuhr.

    @NoteMe: Die Skandale hätte man schon. Weil es dann irgendwann Tote im Radsport geben würde a la Tom Simpson.

  13. Ich sehe gerade auf Cycling News dass Basso und sein Anwalt die Form der Mitarbeit schon eingeschränkt haben: Basso wird keine Namen anderer Radfahrer nennen. “Er hat nie andere Fahrer gesehen oder von anderen Fahrern gehört”. Ja, klar.

    Olmerta anyone?

  14. Na dann ist es ja besonders wichtig ihm Strafmilderung zu verschaffen. Naja alles bleibt wie es immer schon war und Ullrich hat niiiiiie betrogen.

  15. Ivan Basso

    Wäre es nicht gut, wenn die Verantwortlichen im Radsport endlich einmal Tabula rasa machten? Vielleicht ist das Eingeständnis des italienischen Radprofis Ivan Basso, in die Affäre um den Mediziner Eufemiano Fuentes verwickelt zu sein, der erste Schr…

  16. Sachen gibts…

    http://www.cyclingnews.com/news.php?id=news/2007/may07/may08news2

    Discovery Channel Team has declared itself to be “surprised,” “disappointed and saddened”

    Muhaha

  17. http://sport.ard.de/sp/radsport/news200705/08/basso_pk.jhtml

    “Der italienische Radprofi Ivan Basso hat auf einer Pressekonferenz in Mailand bestritten, jemals gedopt zu haben. Er habe allerdings geplant, sich für die Tour 2006 zu dopen und deshalb sein Blut beim Madrider Arzt Eufemiano Fuentes deponiert, sagte der 29-Jährige.”

    Soviel zum Thema “Gestaendnis”…

  18. Es ist nicht zu glauben. Eine Geschichte abenteuerlicher als die nächste.
    Für wie blöd halten Radsportler eigentlich den Rest der Menscheit?

  19. Für wie blöd hält Basso die Menschen eigentlich? Er gibt zu unter dem Namen “Brillo” bei Fuentes Patient gewesen zu sein. Dieser “Brillo” wird nachweislich seit 2004 bei Fuentes behandelt und jetzt kommt Basso und erzählt er habe erst zur diesjährigen Tour dopen wollen. Wie hab ich irgendwo so schön gelesen: Basso sagt im Grunde “Ich hab mich seit einigen Jahren von Fuentes durch Blutdoping behandeln lassen, aber gedopt habe ich nicht, hatte es aber vor” Hirn anyone?

  20. Da scheint ja jemand in ähnlichen Traumwelten unterwegs zu sein wie ein Floyd Landis. Man kann nur hoffen, das die Sponsoren sich so langsam mal bewußt werden, was für Typen da mit ihrem Schriftzug auf die Brust unterwegs sind.

  21. Ist das geil.
    Immer wenn man denkt, bekloppter gehts nicht, kommt irgendeiner vorbei und toppt nochmal alles bisher dagewesene.
    Eine erstklassige Idee von Basso plus Anwälten.

  22. Der Gag an Bassos Aussagen ist natürlich folgender: wenn er nicht gedopt hat, kann er also auch nicht wegen Dopings für 2 Jahre (Mindeststrafe!) gesperrt werden. Wenn er nur geraucht, aber nicht inhaliert hat — ach nee, Quatsch, das war was anderes –, wenn er also sich aber nur so interessenshalber sich mal hat durchchecken lassen, liegt kein Dopingvergehen vor, ergo keine 2 Jahre Mindestsperre…

    Ich weiß nicht was da gerade im Hintergrund abläuft, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das italienische NOK gestern eine derartig freudige Meldung rausgebracht hätten, wenn Basso zumindest intern nicht noch mehr geliefert hätte. Und da man offiziell keine “Kronzeugenregelung” im UCI-Reglement hat, hat sich das NOK mit Basso auf diese Verfahrensweise geeinigt.

  23. Auch versuchtes Doping wird mit 2 Jahren Mindeststrafe geahndet.

  24. Es wird ihnen bestimmt noch was einfallen deswegen, sind ja Italiener.

  25. Naja, ich hatte die Nadel schon in der Hand, hab aber meinen Arm nicht gefunden….! Dumm gelaufen.

  26. “Mafiöse Strukturen”

    Einige beiläufige Fragen zu Ivan Basso Der italienische Radprofi Ivan Basso hat jetzt von vielen Sportkommentatoren und Funktionären wieder tüchtig eins auf die Mütze gekriegt, weil sein vermeintliches Doping-Geständnis sich bei näherem Hinsehen …

  27. Interressante Diskussion zum Thema gerade im ZDF bei Maybrit Illner. Zu Gast Werner Franke, Ex-Ullricht Trainer Peter Becker, Christian Schenk, W.D. Poschmann, Schwimmverbandspräsidentin Thiel u.a.

  28. Die ZDF-Sendung wird heute um 17:30 bei Phoenix wiederholt.

    Hab leider nur das Ende gestern gesehen, als Danilo Hondo zu Gast war. Dort wurde deutlich, dass unter den Radprofis doch eine gewisse Solidarität besteht. Angesprochen auf seinen Teamkollegen Jaksche ist er doch deutlich ausgewichen und hat sich auf die Unschuldsvermutung zurückgezogen. Da merkte man eine gewisse Parallelität zu Basso, der von keinem Kollegen bei Fuentes was mitbekommen haben will.

    Laut ZDF-Text soll Basso – und auch Scarponi – gegenüber der Antidoping-Kommission in Italien Hinweise gegeben haben, dass der italienische Arzt Cecchini ihm den Kontakt zu Fuentes vermittelt hat. Dies ist jener Cecchini, mit dem Jan Ullrich intensiv zusammen gearbeitet hat und immer als Trainingsanalytiker vorgestellt wird.

    Ullrich hat sich auch mal zu der Zusammenarbeit mir Cecchini geäußert: http://radsportnews.net/2004/ullrich2004cecchini.shtml
    Sehr interessant, welche Namen in dem Artikel genannt werden.

  29. @marcus: Guter Artikel. Der Kreis schließt sich, was? bzw. war er jemals auf?

  30. btw.
    Jens Voigt gibt im Sportstudio auch keine wirklich gute Figur ab.
    Müller Hohenstein hat ihn ziemlich in die Ecke gedrängt und er stammelt Ullrichesque vor sich hin.

  31. Freddy7: das kannst du wohl laut sagen. Der Auftritt war mehr als peinlich fand ich. Auch der Inhalt der Anworten war äußerst “komisch”. Voigt wurde von vielen als Saubermann bezeichnet. Nach dem Auftritt kann man sogar anfangen daran zu zweifeln.
    Aber ganz sicher ist nach dem Auftritt, dass das ganze Geschäft mehr als verseucht ist und auch Voigt natürlich über alles bescheid weis. Man hatte das Gefühlt, dass Voigt von einigen Fragen überrascht wurde, was auch unverständlich ist, denn es waren zum großen Teil die üblichen Fragen, die man heute schon kennen sollte, wenn man zu einem solchen Interview geht.
    Zb, dass er als Sprecher aller Radfahrer angeblich sich nicht mit anderen Fahrern austauscht über das Thema und dass er immernoch keinen für schuldig hält (außer natürlich Basso und Scarponi), weil keinem die schuld nachgewiesen ist, sind schon peinliche Aussagen, wenn man im Thema steckt.
    Wie schon Ullrich bei Beckmann, hat auch er versucht bestimmten Fragen immer wieder auszuweichen, um eine klare Antwort umgehen zu können.
    Das war heute echt nicht gut vom Voigt und macht nur noch mehr sorgen (als ob es davon nicht schon genug gäbe)

  32. Man beißt nicht in die Hand die einen ernährt. Was soll Voigt denn machen oder sagen? Er hat sich häufig und auch klar gegen Doping ausgesprochen und er hat auch Maßnahmen genannt. Man kann von ihm aber nicht erwarten, dass er sich in laufenden Verfahren zum Ankläger macht. Das ist erstens nicht sein Job und zweitens, wie häufig würde ihn das Fahrerfeld noch ausreißen lassen?

    Eine Säuberung kann m.M. nach nur durch die Sponsoren und Teams und durch die laufenden Verfahren erfolgen. Ehemalige wären sicher auch eine gute Quelle, aber die werden entweder immer noch vom Radsport ernährt oder wollen ihre sportlichen Lebenslügen nicht offenlegen. Von den aktiven Fahrern kann man aus nachvollziehbaren Gründen nicht viel Aufklärung erwarten.

  33. Ich habe mir den Auftritt von Voigt nun noch einmal angeschaut. Zum einen: das war guter, investigativer Journalismus. Respekt an Frau M-H.

    Zum anderen glaube ich, dass Voigt den Radsport zu sehr lebt/liebt, um diese existentiellen Fragen sinnvoll beantworten zu können. Das ist, als ob du als Zeuge im Mordprozess deines Kindes geladen bist. Trotzdem hat das Interview meinen Lieblingsradler ganz schön beschädigt. Vielleicht wäre es gar nicht so weit gekommen, hätte er gleich zu Beginn gesagt: “ich habe Basso noch nicht kontaktiert und das war ein Fehler. Ich werde das nachholen.” Aber statt dessen Ausreden à la “wir sprechen beide so schlecht Englisch…”. Das ist unwürdig.

  34. Der Voigt war einfach vollkommen überfordert mit der Situation, die allerdings auch so erdrückend ist, dass er wenig gutes hätte sagen können.
    Er wollte nicht selbst anklagen, und das spricht für seine moralischen Vorstellungen.
    Schlimm wäre es allerdings wenn er, in welcher Form auch immer, für Aufklärung sorgen soll.

    Mein Eindruck war, dass sich niemand traut. Er sprach von 600 Leuten die man nicht zur DNA-Probe nach Spanien bekommen würde.
    Warum macht man keine Positiv-Liste, überlässt es den Leuten eine Probe abzugeben, das wäre die Chance für die sauberen Fahrern sich reinzuwaschen.
    Der Druck auf die Proben-Verweigerer wächst dann mit jedem Fahrer der sich beteiligt und am Ende könnte eine große Liste von Leuten als sauberer gelten als die Leute die sich der Probe verweigert habe.
    Man kann Nägel mit Köpfen machen, aber dazu braucht es jemanden der es will.

  35. Problem bei der Sache ist nur, dass Fuentes sicher nicht der einzige ist der solche “Therapien” anbietet.
    Dann könnten alle die nicht Kunde von Fuentes sind als sauber gelten obwohl sie es möglicherweise nicht sind.

  36. Sehr empfehlenswert ist auch der Artikel “EPO Produzent als Förderer des Radsports” der FAZ

    http://www.faz.net/s/Rub9CD731D06F17450CB39BE001000DD173/Doc~EAD19ACC76E244FC6A400DEDD40A9092F~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    welcher das Sponsoring der Stada Arzeimittel AG beim Bund Deutscher Radfahrer behandelt.

  37. Die Landis-Geschichte wird immer laecherlicher. Greg LeMond hat Drohanrufe von Landis’ Manager erhalten, der daraufhin oeffentlich gefeuert wurde.

    Siehe z.B.

    http://www.nydailynews.com/sports/more_sports/2007/05/18/2007-05-18_landis_aide_threatens_lemond.html

    und

    http://www.cyclingnews.com/news.php?id=features/2007/landis_hearing_day4_07

  38. Am meisten ärgere ich mich im Moment eigentlich darüber, dass ich mich über die derzeitigen Entwicklungen überhaupt noch aufrege.

    Dass ARD und ZDF sich die Option offen halten die Tour-Übertragung ggf abzubrechen kann ich nur begrüßen – ich persönlich werde mir wenig bis gar nichts von der TdF ansehen,und nach Mitfiebern und mentalen-mit-in-die-Pedale-treten bei den Bergetappen steht mir nach diesen endlosen Dementi-Farcen eh bis auf weiteres nicht mehr der Sinn. Schade.