NHL Playoffs 2007: wenn Kinder sich freuen
#4 Ottawa Sensators – #5 Pittsburgh Penguin 3:4
Serie 1-1, Spiel 3 morgen vormittag 11h auf NASN
Nachdem Pittsburghs Kindergarten in Spiel 1 von Ottawa derart in Grund und Boden gecheckt wurde, war es klar, dass die Penguins gegenhalten wollten. Und so wurde es derart zum heiteren Check-Festival, das schon beim Sound das Herz vor Freude im Brustkorb umherhüpfte, vorallem mit Kopfhörer und voller Lautstärke. Im Sekundentakt klatschten Menschenleiber mit 30kmh an Banden und Glasscheiben. Enthemmte jugendlichen Zuschauer sprangen auf und trommelten ekstatisch an die Glasscheibe. Die Härte in dem Spiel nahm dank der Penguins im Vergleich zu Spiel 1 zu und damit gewann das Spiel an Intensität ohne an Tempo zu verlieren. Es ist ein gutes Zeichen wenn mich ein Spiel bis um halb vier Uhr morgens wach hält und ich danach noch eine halbe Stunde zum Adrenalinabbau brauche, bevor ich überhaupt ans Einschlafen denken kann.
Das erste Drittel des Spiels war ein “Statement-Drittel” von Pittsburgh: “wir lassen uns nicht einfach den Hintern versohlen“. Aber die Penguins verloren im zweiten Drittel immer mehr die Dosierung für die Härte des Spiels und bekamen immer mehr Strafzeiten aufgebrummt. Ottawa spielte sich immer mehr in einen Rausch und trieb die Penguins zu noch mehr Strafzeiten. Folgerichtig machten die Sens zwei Tore zur 2:1-Führung.
Ottawa konnte die Überlegenheit auch im 3ten Drittel behalten, aber da gewann ein anderer Faktor die Oberhand: Ottawa machte zuwenig aus seiner Überlegenheit. Marc-Andre Fleury zeigte einen ganz großen Tag (34 Saves), trotz des Psychoterrors der Zuschauer, die immer wieder wie zum Hohn seinen Namen riefen, in Erinnerung an seinen Auftritt von Wochenmitte. Trotz dieser drückenden Überlegenheit von Ottawa, konnte Pittsburgh das Spiel umdrehen und mit 4:3 gewinnen. So richtig ist es nicht erklärbar gewesen.
Die Penguins sind eigentlich weiterhin im Trouble. Malkin und Crosby sind größtenteils aus dem Verkehr genommen. Darüber können vereinzelte Geistesblitze wie das Tor von Crosby zum 4:3 nach einem genialen Pass von Recchi nicht hinwegtäuschen. Penguins Coach Therrien hat versucht einiges zu drehen und hat zum 3ten Drittel die Formation der 1ten Line geändert und brachte Crosby zusammen mit Malkin, aber ohne Effekt. In “Abwesenheit” von Malkin und Crosby sind Staal und Roberts neben Fleury zu den wichtigsten Spielern geworden. Gary Roberts ist der Leader und schmeißt als 40jähriger seinen Körper ins Spiel, dass es nur so eine Freude ist, zuzusehen. Der von ihm provozierte Puckverlust hinter Emerys Tor führte zum 3:3-Ausgleich durch Staal. Dieser mann sprüht aus jeder Pore Abgezocktheit und Erfahrung.
Jordan Staal ist noch so eine Freude. Im Gegensatz zu Malkin und Crosby verfügt der 19jährige über eine unglaubliche Zeckigkeit. Wenn er auf dem Eis ist, gibt es wohl keinen Puck, an dem er nicht noch irgendwie seinen Schläger oder Körper ranbringt.
Wie gesagt: Ottawa hätte dieses Spiel nicht verlieren dürfen. Sie waren nach dem ersten Drittel wieder dominant beim Checken (weil sie einfach die intelligenteren und wichtigeren Checks machten). Die Penguins haben viiiiel zu viele Strafen abgegeben. Aber die Sens nur mit einem Tor aus 9 Power Plays? Weiterhin erstaunlich die zahlreichen Puckhandling-Fehler bei den Penguins, nicht zuletzt vor oder hinterm eigenen Tor. Unter Druck gesetzt, machen die Penguins viele Fehler im eigenen Drittel.
Ottawa kann wiederum eine famose Line mit den “großen Drei” aufbieten: Spezza, Heatley und Alfredsson. Sehr aktiv und mit sehr gutem Verständnis untereinander.
Die Serie rockt, obwohl sie nicht das Offensivfestival ist, das man sich versprechen konnte. Diese Serie ist inzwischen mit Storylines aufgeladen und wird entsprechend intensiv geführt. Und das schönste ist: es ist nur eine von mehreren guten und/oder intensiven Serien in der ersten Playoff-Runde.
#1 Buffalo Sabres – #8 NY Islanders 2:3
Serie 1-1, Spiel 3 als Tape am Dienstag spätabends auf NASN.
Überraschender “Break Point” der Isles dank Goaltender Rick DiPietro und seiner 32 Saves.
#2 NJ Devils – #7 Tampa Bay Lightning 2:3
Serie 1-1, Spiel 3 wird nicht auf NASN übertragen
Nicht minder überraschender Break Point. Tampas umstrittener Goaltender Holmqvist zeigte diverse Paraden (34 Saves). Die Devils machten zuwenig aus ihren Shots, nicht unähnlich Ottawa. Das gestrige Spiel war vorallem nach der ersten Drittelpause sehr körperlos, kaum Strafen.
#3 Atlanta Thrashers – #6 NY Rangers 1:2
Serie 0-2
Die Serie scheint weiter ihren Gang zu gehen. Da tauscht Thrashers-Trainer den kritisierten Lehtonen aus Spiel 1 gegen Hedberg aus und der fängt sich einen bizarren Treffer durch einen Schuß über Bande ein. Avery will den Puck über die Bande hinter Atlantas Tor schießen, Hedberg sieht den Schuß und wartet neben dem Tor auf den Puck, als der Puck an der Bande aufgrund einer Unebenheit völlig anders abspringt und am hinterherhechelnden Hedberg vorbei ins Tor fliegt. Hedberg machte ansonsten eine gute Partie mit 37 Saves.
Dit’n’Dat
Alexander Radulov von den Nashville Predators wurde für seinen Ellenbogen-Voraus-Check gegen Bernie für ein Spiel gesperrt.
Die Trainer der Sharks und Predators liefern sich auch anderthalb Tage nach Spiel 2 Wortschlachten. Es sieht nicht so aus, als ob die Trainer Dampf aus Spiel 3 rausnehmen werden. Das Spiel am Montag wird heftig werden.
In einer Beziehung möchte ich hemmungslos sein: in den Lobpreisungen für CBC. Sehr mitreißende Kommentierung (ich mag wortlastige Kommentierungen aus dem angelsächsischen Raum) und in den Drittelpausen einfach famose Formate für Moderator Ron MacLean, dem “opinion leader” Don Cherry oder dem nüchtern-burschikosen Kelly Hrudey. Das ganze läuft unglaublich präzise ab, es gibt keine Sekunde belanglose Plauderei. Jeder weiß was er zu tun und zu sagen hat. Und vorallem: jeder hat etwas zu sagen.
Ich weiß, ich wiederhole mich in meinem Lob für CBC, aber mir geht innerlich immer das Herz auf, wenn ich das “Hockey Night in Canada”-Logo sehe und die Intro-Musik höre. Ich freue mich dass NASN bei den Playoffs anscheinend wo immer es geht, das CBC-Signal abgreift. Derzeit bestes Sportformat das ich kenne.
Reaktionen
Die Sens-Pens-Serie macht schon Spaß, auch wenn mir noch ein bißchen wenig Hockey gespielt wird. Ist aber Geschmackssache, Don Cherry gefällt es wahrscheinlich.
Die Pinguine sahen gestern echt wieder ein bißchen unterlegen aus, aber ich würde das nicht als Problem sehen. Das war in der Saison oft so, dass sie ausgespielt werden, bleiben irgendwie dran und drehen dann mit ihren Instinktspielern das Match. (Das Signal dafür ist, wenn Therien Crosby und Malkin in eine Reihe stellt). Das liegt Ottawa gar nicht, weil es eben genau dieses dominante, enthusiastische Hockey spielt, dass die Pens zwei Drittel lang aufsaugen können (okay, in Spiel1 nicht so) und sich dann irgendwann Konzentrationsmängel einschleichen.