WM 2014 bei ARD und ZDF, aber warum?
Vor einigen Tagen ging die Meldung durch die deutsche Medienlandschaft: die FIFA hat die TV-Rechte für die WM 2014 an ARD & ZDF vergeben. Bereits die frühe Vergabe der Rechte hat bei mir für ein leichtes Heben der Augenbrauen gesorgt, aber der komplette Deal hinterlässt mich verblüfft.
Denn die FIFA hat ARD & ZDF nicht nur irgendwelche Free-TV-Rechte überlassen, sondern das gesamte Paket, tutti completti, inklusive der Pay-TV-Rechte, IP-TV und, wenn ich es richtig verstehe, sogar Handy-TV. Und da verstehe ich die FIFA nicht, dass diese Rechte ohne größeres öffentliches Pokern übern Tisch gegangen sind, zumal der Wert der IP TV- und Handy-Rechte im Laufe der nächsten Jahre eher zunehmen dürfte.
Wie? 2014 wird in Südamerika stattfinden und wäre daher unattraktiv? Na ja, zwei der schätzungsweise drei Spiele pro Tag werden in der europäischen Prime Time liegen (20h) oder zumindest an ihr angrenzen (23h). Unattraktiv nenne ich was anderes…
Dass die FIFA die Rechte selber vergibt, ohne einen Rechtehändler einzuschalten, ist keine Neuigkeit. Das hat die FIFA bereits für die WM 2010 gemacht. Sehr zum Ärger der UEFA, die just im gleichen Augenblick einen TV-Rechtehändler für die EM 2008 einschaltete. Der Erfolg: die WM-Rechte verkauften sich schneller und haben den Markt für die EM-Rechte versaut.
Insofern ist diese Vergabe von 2014 für ARD & ZDF “Spiel, Satz und Sieg”. Denn die Verhandlungen wegen der EM 2008-Rechte mit SportFive gestalten sich zäh. Diese Erfolgsmeldung fügt sich gut ein, in das kleine mediale Feuerwerk, dass die Öffentlich-Rechtlichen seit 1-2 Monaten gegen SportFive und UEFA fahren, mit dem Hinweis dass bereits jetzt die zeitliche Planungen hinsichtlich des Sommers 2008 sehr eng werden würden.
Dazu sind die TV-Rechte 2014 auch ein netter Verhandlungsgegenstand, wenn man z.B. von der EU gezwungen werden würde, sich für die Olympia-TV-Rechte mit Privat- oder Pay-TV-Sendern an einen Tisch zu setzen.
Aber ich bleibe dabei: ich verstehe die FIFA nicht, dass sie bereits jetzt teilweise die TV-Rechte 2014 verhökert. Nicht nur an ARD & ZDF. Lt. Google-Suche auch an einen karibischen Sportsender. Im letzten September zog das kanadische CBC die Rechte. Es kann eigentlich nicht sein, dass die FIFA so dringend Geld braucht. Oder will die FIFA das Geld schnell abgreifen, bevor weltweit die Blase der Private Equity-Investoren platzt?
Reaktionen
Ich habe dazu eigentlich nur eine Frage: Was will ARD/ZDF mit PayTV-Rechten? Und wie schaut es bei solchen Grossereignissen mit dem Weiterverkauf aus?
Oder hat die EBU einfach nur das Paket inkl. PayTV erworben?
ARD/ZDF können die Dinger nach Gusto weiterverticken, haben angekündigt 44 der 64 Spiele übertragen zu wollen, so dass vermutlich wie bei der WM 2006 ein weiterer Partner ins Boot geholt wird. ARD&ZDF dürfen die Pay-TV-Rechte ebenfalls weiterverhökern.
Die EBU hat damit nichts zu tun. Der Verkauf ging alleine an ARD & ZDF, nicht an die EBU.
Premiere wird nach dem Verlustgeschäft WM 2006 sicherlich so blöd sein und nochmal eine hohen Beitrag für eine Fußball-WM bezahlen, wobei man sich ja auch die Rechte an der WM 2010 gesichert hat.
Na ja, “hoch” ist relativ. ARD & ZDF haben für die Summe der WM keinen Preis genannt, aber der SPIEGEL soll wohl von 150 Mio EUR gesprochen haben. Das wären 30 Mio weniger, bei 20 Spielen mehr und inkl. aller Verwertungrechte. Nimmt man dann noch die Preissteigerung sowie die mögliche Wertsteigerung der darin inkludierten Rechte wie IP-TV, sowie die nicht ganz grottenschlechten TV-Zeiten, dann sieht für mich der Preis für die WM nicht mehr so absurd hoch aus. Es ist eher eine Frage wieviel “Exklusivität” für einen Pay-TV-Sender drin steckt. Nach der Ankündigung von ARD und ZDF wären maximal 20 Spiele exklsuiv machbar.
PREMIERE hat derzeit TV-Rechte bedingt ein ganz anderes Problem: die Formel 1, bei der derzeit keiner weiß, wo die Reise hingeht. Das ist nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch eine Frage des Terminkalenders. Ecclestone ist derzeit dabei Jahr um Jahr neue asiatische Grand Prix in den Rennkalender aufzunehmen und europäische Rennen rauszukicken. Damit verschlechtern sich die Übertragungszeiten für den europäischen Fernsehmarkt. Neben Abu Dhabi soll auch ein GP in Singapur in der Pipeline sein.
Um die asiatischen Rennen einigermassen erträglich für den europäischen TV-Markt und damit Sponsoren zu machen, gibt es Überlegungen die Formel 1 teilweise abends fahren zu lassen, z.B. in Melbourne.
Aber solange das nicht klar ist, kaufen alle europäischen Fernsehanstalten die Katze im Sack. Und dass dürfte die Lust Kohle rauszuhauen, spürbar bremsen.